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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: JUGENDZENTRUM
Ich sah Lahja von der Seite an, doch ihre provokativen Worte relativierte ich einfach mit einem Lächeln. "Leider weiß ich, wovon ich rede und das ist auch der Grund, warum ich dir helfen will. Ich wünschte ich hätte vor ein paar Jahren jemanden gehabt, der mich versteht und der mir zur Seite steht, während ich versuche mit mir selber klar zu kommen. Den Jugendlichen erzähle ich übrigens was anderes, als dir, und im Studium lerne ich auch was anderes, als das, aber deine Wut kommt auch nicht von ein bisschen jugendlicher Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit. Auch wenn Therapeuten gerne versuchen das darauf abzuwälzen. Bei dir sitzt das tiefer, glaub ich zumindest. Ich kann mich auch täuschen, aber das werden wir dann wohl zusammen herausfinden, hm?" Wenn ich mit meinen ganzen Vermutungen falsch lag, dann gab es Grenzen in ihrer Aggression, die wir früher oder später überschreiten würden. Wenn ich richtig lag, dann gab es diese Grenzen nicht. Dann konnten wir daran zwar kratzen und vermutlich würde Lahja während des Training mehrmals kurz vor dem Aufgeben stehen, aber sie käme immer wieder zurück. Weil meine Therapie die einzige war, die wirklich half, das würde auch sie schneller feststellen, als ihr lieb wäre. "Es hat übrigens auch niemand gesagt, dass es einfach wird. Wird es nicht. Das wird verdammt hart. Und das, was bei dir passiert ist - dass du jemanden fast tot geprügelt hast - das darfst und wirst du niemals vergessen. Aber das ist gut so. Es ist wichtig zu wissen, wo die Grenzen eines menschlichen Körpers sind und wie leicht man die übertreten kann." Außerdem war Lahja damit genau an dem Punkt, an dem man sein musste, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen und etwas zu ändern. Verzweifelt, hilflos, aber auch mit viel Angst vor sich selber und den eigenen Emotionen. Genau diese Angst musste man nehmen und in Respekt wandeln.
Meine Mundwinkel hoben sich erneut zu einem Lächeln, als Lahja erwähnte, dass sie sich nicht gerne von jemand anderem was sagen ließ. Ebenfalls ein Problem, an dem wir arbeiten mussten und was - zumindest mir - großen Spaß bereiten würde. "Ich bin der Boss. Wenn du das mit mir zusammen durchziehen willst, dann hab ich das Sagen. Wenn ich merke, dass du dich nicht komplett reinhängst, das nicht ernst nimmst, dass du unsicher bist, schwach wirst oder mir nicht genug Respekt entgegen bringst, dann stehst du wieder alleine da." Ich wandte meinen Oberkörper zur Seite, öffnete meine Trainingstasche und zog einen Stift heraus, mit dem ich eine Adresse auf einem kleinen Notizblock notierte, dessen obersten Zettel ich danach abriss und Lahja entgegen hielt. "Morgen, 16 Uhr, an diesem Ort. Für jede Minute, die du zu spät kommst, machst du 10 Liegestützen. Zieh dir Sportkleidung an. Was meine Idee ist, damit das klappt, wirst du dann erfahren." Ermutigend hob ich meine Hand, legte sie mit sanftem Druck auf ihre Schulter, aber stand dann von der Treppenstufe wieder auf, richtete den Gurt meiner Trainingstasche und drehte mich noch einmal zu Lahja um. "Nur noch zur Motivation: Wenn du nicht kommst, dann muss ich dem Chef sagen, was heute hier passiert ist." Mit festem Blick nickte ich ihr einmal zu, ehe ich mich ohne ein weiteres Wort abwandte und nach Hause ging.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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11.07.2015 16:24 |
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