RE: WOHNUNG BAKER STREET
Lenn sah etwas mehr als skeptisch und verdutzt zu der Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Erst hatte sie geweint – und er es nicht an sich heran gelassen. Dann war er zu Ruhe gekommen, weil er nach und nach seine Menschlichkeit wieder einsetzen ließ und verstand, wie unfassbar beängstigend das alles für sie sein musste und sie wurde zunehmend Ruhiger. Das war perfekt so. Das war sie nun von sich gab, das war es nicht. Pinguine? Ihr Ernst? Oder eher – Emma´s Ernst? Er konnte gar nicht anders, als seine Mundwinkel zu heben und zu versuchen, das vor ihr zu verstecken, als sie auch noch sagte, warum sie diese Tiere so gerne hatte. Verkrampfen tat er sich, als sie sagte, sie habe ihren Mann verlassen. Als sie von Kindern sprach. Unwillkürlich kam das Bild der Illusion in den Kopf, die April und er so lange gehabt hatten. Einen kleinen Garten, vor einem Haus, sie mit Kindern und einem Hund darin, während er um die Ecke bog von der Arbeit. Seine Frau hatte sich das immer gewünscht, weil sie es so schwer gehabt hatte und sie ihren Vater nie kennen gelernt hatte. Verflucht. Eigentlich wollte er nicht reagieren aber er konnte auch nicht anders, als ihr Profil mit steinerner Miene zu erkunden. „ Warum?“ Fragte er mit eher kratziger Stimme, weil sie beide so lange geschwiegen hatten und er versuchte die Gefühle und Erinnerungen im Keim zu ersticken – was absolut nicht ging. Seine Fäuste trafen das Lenkrad, was sie nur wieder verunsichern würde – scheiß drauf. Was Redete sie auch mit ihm über solche Dinge? „ Warum hast du ihn verlassen?“ Aber er fuhr sich durch die Haare. Das war ihre Taktik, sie wollte nicht, dass ihr etwas passierte und deswegen redete sie diesen ganzen Kram um ihre Person. „ Pass auf, wenn ich dir hätte etwas tun wollen – hätte ich das. Ich will dich auch nicht verprügeln oder dir näher kommen, nein. Ich will dich unversehrt und ohne Spuren wieder in die Stadt bringen – morgen. Wenn diese Wohnung und diese beiden Männer einfach nicht existieren. Sie haben beide einen Fehler gemacht und dafür gezahlt, du nicht. Also – tu verdammt nochmal nur das, was du sagtest. Du weißt nicht, was da passiert ist, du hast mich nie gesehen und diesen Mann, seine Dusche und sein Bett, die hat es nie gegeben. Haben wir uns nun verstanden? Bekomme ich heraus, dass du zu den Bullen gehst oder wo auch immer du vorhast zu plappern – und ich bekomme das raus, das ist keine leere Drohung aus einem Krimi, wenn du musst, probiere das aus – dann Endest du genau so. Gut?“ Hatte sie das nun begriffen? Er machte ja gar keine Anstalten, etwas von sich zu sagen, er wäre ja auch schön blöd.
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