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FLAT BAKER STREET
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Emma Sophia Roberts
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Beitrag #2
RE: WOHNUNG BAKER STREET
Seit einer knappen Woche war ich jetzt schon in Los Angeles, nur mit meinem kleinen Auto und einem Kofferraum voller Klamotten, die ich kurz vor der unerwarteten Trennung von meinem Mann noch so gerade in meinen großen, bunten Koffer schmeißen konnte. Alles andere hatte ich hinter mir gelassen, genauso wie meine Ehe, um dann von Las Vegas hierher zu fahren und noch einmal von vorne zu beginnen. Wie genau das aussehen sollte? Keine Ahnung, ich plante selten weiter als einen Tag im voraus und genauso handhabte ich es auch diesmal. Morgens wusste ich noch nicht einmal wo und bei wem ich abends schlafen würde. Meistens stieg ich in ein kurzes Kleid und klärte mir einen sehnsüchtigen Junggesellen in einer schicken Bar, um sein Bett und vor allem seine Dusche für eine Nacht nutzen zu können, aber wenn das nicht funktionierte - auch okay. Dann rollte ich mich eben auf dem Rücksitz meines Kleinwagens zusammen, zog mir eine Decke bis weit über den Kopf und schlief dort, um es dann am nächsten Tag einfach noch einmal zu versuchen. Materielles konnte mich glücklich machen, keine Frage, aber ich brauchte es nicht zum Überleben. Und auch mit all diesen Trümmern meiner bisherigen Existenz vor den Füßen, wachte ich jeden Morgen mit einem breiten Lächeln auf, streckte mich und inhalierte nur viel zu gerne die kühle Pazifikluft. In diese Stadt könnte ich mich verlieben, das stellte ich jeden Tag aufs Neue fest und dieses Glücksgefühl, das mich in den Momenten durchströmte, das war so viel wertvoller, als ein Haus voller Habseligkeiten und ein Konto voll mit Geld. Wie schön das Leben doch sein konnte.
Auch heute stellte ich das mehrmals zufrieden fest, vor allem als ich am Abend in einer teuren Bar einen äußerst charmanten Mann kennen lernte, der nicht nur gierig auf mein aufreizendes Dekolleté starrte, sondern mich auch tatsächlich zum Lachen bringen konnte. Spendabel bestellte er ein Glas Champagner nach dem anderen und als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, lud er mich ohne zu zögern in seine große, wunderschön ausgestattete Wohnung ein, in deren Bett wir wahnsinnig guten Sex miteinander hatten. Jackpot sozusagen. Und schon wieder lag ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen, als ich mich verschwitzt und erschöpft in seinen Arm legte, um mit dem fremden Herzschlag in meinem Ohr einzuschlafen.
Bis ich mitten in der Nacht auf einmal erschrocken die Augen öffnete. Da war was. Da war doch ein Geräusch gewesen. Mein Herz schlug schwer, als ich in das Gesicht des Mannes neben mir starrte, der ebenfalls wach geworden war und sich angespannt aufrichtete. "Hallo?", rief er laut aus, doch als niemand darauf reagierte, zog er die Schublade an seinem Nachttisch auf und griff nach- einer Waffe. Der Kerl hatte tatsächlich eine Waffe neben seinem Bett. Urplötzlich war ich hellwach, setzte mich ebenfalls im Bett auf und zog die Decke hoch genug, um meinen nackten Körper zu bedecken, aber mit einer Handbewegung deutete der Mann mir an, dass ich bleiben sollte, wo ich war, während er auf Zehenspitzen zur Tür schlich. Bestimmt war das nur ein dummer Vogel, der gegen die riesige Scheibe geflogen war, versuchte ich mir selber einzureden, doch als ich es gerade geschafft hatte meinen Puls zu beruhigen hörte ich auf einmal einen gedämpften Schrei, dann Schläge, ein dumpfes Aufprallen und zuletzt den hellen Ton einer Pistole mit Schalldämpfer. Zwei Mal wurde die Waffe abgefeuert und beide Male zuckte ich so erschrocken zusammen, dass ich mir selber die Hand über den Mund pressen musste, um die erschrockenen Schreie im Keim zu ersticken. Mein Herz raste, mein Atem stockte immer wieder, ich hörte zwei Männer dunkel miteinander reden, aber trotz der Angst und dem Schock, schaffte ich es geistesgegenwärtig in das Bad zu flüchten, welches ans Schlafzimmer angrenzte. Fast geräuschlos griff ich dort nach einem Handtuch, wickelte es mir um die Schultern und suchte erschrocken nach so etwas wie einem Ausweg, aber- da war nichts. Wir waren viel zu hoch, um aus dem Fenster klettern zu können, hier gab es keine andere Tür und als ich leise hörte wie die Schritte immer näher kamen, sich im Schlafzimmer bewegten und dann dieses Bad ansteuerten, wich ich immer weiter zurück, so weit ich konnte, bis in die Ecke des Raumes, wo ich mich mit rasendem Herzen und zitternden Knien auf den Boden sinken ließ. Die Hände mit den Handtuchzipfeln darin presste ich mir erneut auf den Mund, während ich mit weit aufgerissenen Augen in Richtung der Tür starrte, hoffend, dass mich dieser Mensch, der gleich das Badezimmer betreten würde, hier in der Ecke nicht bemerkte.
22.02.2016 00:39
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FLAT BAKER STREET - Lenn Damien Parker - 21.02.2016, 03:09
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