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KRANKENHAUS
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Gus Evans
REVOLT, REBEL, RESIST!
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: KRANKENHAUS
Schon seit Jahren hatte ich fest geplant das 27. Jahr meines Lebens nicht zu überstehen, ursprünglich gewachsen aus einer fixen Idee mit einer kurzzeitigen Bekanntschaft, die eine riesige Leidenschaft für Rock- und Grungemusik hegte und für die daher der Club 27 sowas wie der Himmel der Götter war, aber auch nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, behielt ich die Idee bei. Ich rannte keinen Idolen hinterher, so wie sie, aber 27 war ein gutes Alter, um zu gehen. Man verließ die Erde, bevor man zu gebrechlich wurde oder die Gesellschaft von einem erwartete verantwortungsbewusst zu handeln, und hatte in den 27 Jahren zuvor trotzdem genug Zeit gehabt, um sein Leben zu leben und diese Welt kennen zu lernen. Man musste sich nicht schlecht fühlen, wenn man mit 27 ging, schließlich hatte man in dem Alter lange genug versucht dazu zu gehören. Seinen Platz zu finden. Ich hatte den nicht gefunden, bisher zumindest, aber als ich Jamie jetzt in die Augen sah, als sie ihren Kopf an meine Schulter lehnte und mich an dieses Vorhaben erinnerte, fühlte sich das zum ersten Mal nicht mehr nur richtig an. Wenn ich jetzt 27 Jahre alt wäre und hier sitzen würde, mit ihr an meiner Schulter, dann würde ich nicht gehen wollen. Solange sie noch da war hätte ich nicht lange genug gelebt. Dieser Gedanke war aber auch so neuartig und unbekannt, dass ich im ersten Moment bloß unsicher den Kopf schütteln konnte, während sich meine ganze Weltanschauung auf einmal verschob. Bis mich diese sanfte Berührung auf meinem Handrücken zurück in die Realität holte, bis ich meinen Blick darauf senkte, langsam meine Hand umdrehte und ganz vorsichtig ihre Finger mit meinen verkreuzte. "Lass uns einfach-- Können wir einander versprechen, dass wir nicht einfach gehen? Keiner von uns? Nicht nach San Francisco, nicht nach Miami und auch nirgendwo anders hin auf der Welt. Nicht in irgendeinen Teich, nicht von einer Brücke und nicht zu diesem- Licht, das du gesehen hast. Ich bleibe da, wo du bist und du bleibst da, wo ich bin. Okay? Ich weiß, dass es- dir schwer fällt mir zu glauben und mir zu vertrauen, aber ich bin jetzt schon wochenlang hier, bei dir, und ich bin nicht gegangen. Ich hab dir wochenlang jeden Tag gezeigt, dass du mir vertrauen kannst, also kannst du- einfach versuchen mir zu glauben?" Noch immer waren meine Augen auf unsere Hände fixiert, auf meinen Daumen, der langsam über ihre weiche Haut streichelte. "Wenn wir uns das versprechen, dann müssen wir es aber auch wirklich meinen. Dann ist das sozusagen- unser größtes Gebot. Egal, was kommt oder was noch passiert: Wir gehen nicht einfach weg. Versprechen wir uns das? Indianerehrenwort?" Das beantwortete zwar keine von Jamies Fragen, aber trotzdem sah ich von der Seite in ihr Gesicht, völlig ernst, und wartete mit schwer schlagendem Herzen auf ihre Zusage. Ganz unabhängig davon, was wir füreinander waren, ob das ihr noch einmal eine Beziehung werden konnte oder ob wir nur Freunde blieben.
AUGUSTUS EVANS # 25 YEARS OLD # HOMELESS
![[Bild: gus04.png]](https://i.postimg.cc/rw0CVHWj/gus04.png)
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26.01.2016 00:17 |
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RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 26.01.2016 00:17
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