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KRANKENHAUS
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: KRANKENHAUS
Tief in mir glaubte ich eigentlich zu wissen, dass dies hier die richtige Entscheidung war. Dass ich nicht mit einer Frau zusammen sein konnte, die so leichtfertig in Jamies Gegenwart Drogen aufbewahrte. Meine Frau, meine Madison, die hätte das nicht getan. Scheiße, sie hätte nicht einmal Crack konsumiert, weil sie schon seit Jahren wusste, dass es sich nicht lohnte ihr Leben an eine Droge zu verschwenden. Dass es wichtigeres gab, als das. Und was, wenn Jamie jetzt tatsächlich lebenslange Schäden davon trug? Was, wenn sie nie wieder aufwachen würde? Das konnte ich dieser Madison nicht verzeihen, der Frau, die mir auf einmal doch so fremd vorkam. Was hatte ich mir denn überhaupt vorgemacht? Nachdem sie am Ende des Flures um die Ecke gebogen war, ließ ich mich wieder auf einen der Stühle nieder, fuhr mir verzweifelt durch die Haare und versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen. Aber, verdammt, wenn das wirklich die richtige Entscheidung war, warum fühlte es sich dann so falsch an zu beobachten wie sich von mir weg bewegte? Warum fühlte sich der Gedanke falsch an nie wieder neben ihr aufwachen oder einschlafen zu können? Und zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal wie schmerzhaft es sein würde in unser gemeinsames Haus zurückzukehren und dort nichts mehr von ihr vorzufinden.
Ausgelaugt ließ ich meinen Kopf gegen die Wand hinter mir sinken, sog dabei tief die Luft in meine Lungen und ließ sie ganz langsam wieder entweichen. Hilfreich war es auch nicht, dass Gus meine Entscheidung von Anfang an anzweifelte und mich darüber hinaus ständig kritisch beäugte. "Ich kann verstehen, warum du ihr die Schuld gibst. Und ich kann auch verstehen, dass du ihr das nicht verzeihen kannst, wenn- Jamie wirklich nicht mehr aufwachen sollte", sagte er mir offen seine Meinung. "Aber- wenn Jamie doch aufwacht, dann wird sie Madison genauso bei sich haben wollen wie dich auch. Und, keine Ahnung, aber ich denke- vielleicht solltest du eher davon ausgehen, dass sie wieder die Augen öffnet, anstatt dir vorzustellen, was passiert, wenn sie es nicht tut." Ich wusste darauf nicht einmal etwas zu sagen, denn tief in mir war mir auch klar, dass er recht hatte. Jamie würde meiner Frau niemals die Schuld an dem geben, was hier gerade mit ihr passierte, so war sie nicht. Sie würde Madison sehen und mit ihr reden wollen, deshalb zog ich auch tatsächlich für einen Moment in Erwägung, ob ich sie zurück holen sollte, aber- nein. Da stand zu viel zwischen uns und vielleicht- vielleicht war das hier der Beweis dafür, dass wir nicht mehr so funktionierten wie früher. Dass ich nicht mehr in jeder Situation zu ihr halten konnte, sondern dass auch mein Vertrauen in sie nicht mehr so existierte.
Regungslos blieb ich also sitzen und starrte für eine gefühlte Ewigkeit an die weiße Wand mir gegenüber, so lange, bis ein Arzt meinen Namen aussprach und Gus und ich beide gleichzeitig aufschreckten. Wir könnten jetzt zu Jamie ins Zimmer, sagte er uns. Sie sei stabil und es sähe auch so aus als würde sie sich wieder vollständig erholen. Man konnte den Stein förmlich hören, der uns beiden vom Herzen fiel, und meine Freude ging sogar so weit, dass ich den Arzt fest in meine Arme schloss, während Gus schon auf die Tür zu lief. Dass Jamie vermutlich noch eine Zeit lang schlafen würde, darauf hatte der Arzt uns auch vorbereitet, deshalb drückten wir auch nur einmal sanft ihre Hand und standen eine Zeit lang fast teilnahmslos neben ihrem Bett, beobachteten ihr Gesicht, um uns zu vergewissern, dass sie wirklich atmete. Bis wir uns auch hier im Raum erschöpft auf die Stühle sinken ließen und stundenlang darauf warteten, dass sie ihre Augen öffnete.
Es war schon nach Mitternacht, also bereits im neuen Jahr, als sich endlich Regung in ihr zeigte, als ihr Körper sich bewegte und sich danach ihre Augen öffneten. Ich hatte meine Arme auf dem Tisch abgelegt, den Kopf darauf gebettet und war tatsächlich für einen Moment weggenickt, als das geschah, aber Gus rutschte sofort von der Fensterbank, lief zum Bett und nahm Jamies kalte, müde Hand zwischen seine Finger. "Jamie", sprach er aus, leise genug, dass ich nicht davon wach wurde. "Wie gehts dir? Wie fühlst du dich?"
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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13.01.2016 21:53 |
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