O'BRIENS IRISH PUB

[Zac William Coles]

Mit einer Sache hatte Lahja vollkommen Recht: Diese Beziehung hier würde uns noch unglaublich herausfordern. Nicht nur das. Wir beide mussten auch hart arbeiten, wenn wir wollten, dass es funktionierte. Wir mussten nachsichtig miteinander sein und immer wieder unsere Comfort Zone verlassen. Lahja konnte mit mir nicht so umgehen wie mit Noah, sie durfte diese Beziehung nicht bei jeder kleinen Auseinandersetzung infrage stellen und sie durfte sich auch nicht darauf verlassen, dass ich ihr so großzügig alles verzieh. Und ich hingegen, ich musste ihren Charakter akzeptieren. Ich musste akzeptieren, dass sie verdammt viel Unordnung in mein Leben bringen würde, aber auch viel Leidenschaft und viele Emotionen. Eine Beziehung mit ihr ließ sich nicht so kontrollieren wie eine Beziehung mit Nele, sie würde nicht so strukturiert verlaufen, sondern mich immer wieder an meine Grenzen bringen. Und das musste in Ordnung sein. Das machte mir meine Freundin unmissverständlich klar, bevor sie meine Lippen mit ihren verschloss und ihre Hände zart auf meine Brust drückte. Doch das war es auch. Als ich meine Arme um ihren Körper schloss und sie dicht an mich zog, war mir klar, dass ich das genau so wollte. Dass ich mich deswegen auch in sie verliebt hatte. Und obwohl ich anfangs nicht recht verstehen konnte, wo diese Frage - weshalb ich mich auf einmal doch so schnell auf etwas Neues einlassen konnte - plötzlich herkam, fiel mir jetzt langsam auf, dass einer meiner Freunde mit ihr gesprochen haben musste. "Andrew hat mit dir geredet", stellte ich fest, mit meinen Lippen noch ganz nah an ihren, aber lehnte mich daraufhin langsam ein paar Zentimeter zurück. Ich kannte meine Freunde gut, es war nicht schwer herauszufinden, wer sich in diese Streitereien einmischen würde, um sie zu schlichten. "Erstens: Erinner mich daran, dass ich mich gleich bei ihm bedanke. Und Zweites -" Ich hielt kurz inne, um einmal tief durchzuatmen, meine Hände um Lahjas Gesicht zu legen und langsam über ihre warme Haut zu streicheln. "Ich hab dir das noch nie erzählt, aber- als Nele versucht hat sich das Leben zu nehmen und als wir Sex miteinander hatten, im Trainingsraum, an dem Tag hab ich entschieden, dass ich nicht mehr mit ihr zusammen sein will. Noch bevor ich sie im Badezimmer gefunden hab. Wir haben uns gestritten, wegen den Kratzspuren auf meinem Rücken, und ich bin aus der Wohnung gegangen, bin lange durch das Viertel gelaufen und hab mir vorgenommen die Beziehung zu beenden. Weil du mir gezeigt hast, dass es etwas Besseres gibt. Diese Leidenschaft, diese Aufregung, das Kribbeln im Körper, das war auf einmal wieder da und das hat sich so gut angefühlt, dass ich nicht mehr länger in dieser- monotonen Partnerschaft leben wollte. Dann ist aber das mit Nele passiert und alles war auf einmal so verwirrend und ich hab dir Vorwürfe gemacht und wollte dir die Schuld daran geben und das, was ich eigentlich gefühlt hab, ist dabei untergegangen, aber das Gefühl war trotzdem immer da. Es ist also nicht so, dass ich mich nach der Trennung jetzt Hals über Kopf in etwas Neues stürze, sondern- die Trennung gab es überhaupt erst wegen dir. Und ich finde es gibt niemanden, der besser zu mir passt, als du. Wir sind verschieden, das stimmt, aber ob zwei Menschen miteinander funktionieren hat doch viel eher hiermit zutun." Langsam senkte ich meine Hand von ihrem Hals auf das Dekolleté meiner Freundin, über ihr Herz. "Und solange das passt, bin ich auch bereit mit dir an allem anderen zu arbeiten. Und deine Launen auszuhalten." Meine Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen, neckischen Lächeln. "Und dir immer wieder dabei zuzuhören, wie du mir die Worte im Mund verdrehst oder deine Wut an Wänden auslässt. Das ist in Ordnung."