THE ROOSEVELT HOTEL
Madison und ich entschieden uns tatsächlich dazu als ehrliche Diebe in die Geschichte dieses Kostümladens einzugehen und das Geld auf die Theke zu legen, sogar mit einem kleinen Zettel. Hierbei handelte es sich schließlich nicht um einen großen, kapitalistischen Konzern, sondern um einen kleinen, liebevoll eingerichteten Shop, der vermutlich nicht mit einem besonders großen Verdienst glänzen konnte. Diesen Leuten wollten wir nicht schaden, nur für einen dummen Scherz. Nach diesem aufrichtigen Kostümkauf mussten wir uns also auch gar nicht schlecht fühlen, als wir uns in Richtung der Party bewegten, und wie versprochen gelang es Madison tatsächlich uns beide in die Veranstaltung hinein zu bringen. Die Feier fand in der obersten Etage eines Hotels statt, inklusive riesiger Dachterrasse und einem großen - vermutlich unfassbar teurem - Buffet. Die Gäste hier waren alle ausgesprochen gut gekleidet, gut frisiert und ich kam nicht umher mich zu fragen, ob Madison und ich wohl jemals heimlich in einem Whirlpool gebadet hatten, der jemandem hier gehörte. Mehrmals hatten wir uns früher nachts auf die Grundstücke der Reichen und Schönen geschlichen, um dort ein bisschen ins Saus und Braus zu leben oder auch einfach nur den Reiz des Verbotenen auszukosten. Heute allerdings war die Aufgabe eine Andere und so schwer es mir auch fiel nicht noch länger mit Madison von den kleinen Häppchen zu naschen oder teuren Champagner zu trinken, kapselten wir uns irgendwann voneinander ab und mischten uns unter das Volk. Je länger wir hier waren, desto mehr Spaß machte es mir den anderen Gästen völlig absurde Geschichten aufzutischen, über mich und mein Leben und vor allem über meine Schwester. Einmal erzählte ich jemandem, dass wir beide die unehelichen Kinder von einem sehr berühmten Hollywood-Schauspieler seien, aber dass er uns gezwungen hatte eine Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben. Dass wir niemandem erzählen durften, wer er war. Ein weiteres Mal tischte ich eine höchst emotionale Geschichte auf, in der wir beide als Kinder getrennt wurden und erst vor wenigen Wochen wieder zusammen gefunden hatten. Wir beide seien adoptiert worden und meine schöne Schwester lebte jetzt in einer neureichen Familie, ihrem Adoptivvater gehörte das Hotel, berichtete ich so ernst wie möglich. Absurderweise schien man mir tatsächlich alles zu glauben, was ich sagte. Die hübsche junge Frau, mit der ich mich jetzt schon seit einer halben Stunde unterhielt, glaubte ich sei ein erfolgreicher Jungunternehmer. Ihr erzählte ich, dass mich viereckige Wassermelonen reich gemacht hatten, die ich aus Japan importieren ließ. Wunderschöne rote Haare hatte sie, ebenso wie ein makelloses Gesicht, aber trotzdem suchte ich mit meinen Augen während des Gespräches immer wieder den Raum nach Madison ab. Weil doch in Wahrheit keine Frau so schön war wie sie.
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
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