RE: NEW YORK
Lahja hob die Lippen zu einem Lächeln, als er genau die Worte noch einmal in den Mund nahm, die ihr immer wieder schwer fielen. Natürlich kostete sie das Überwindung, nicht nur diese Offenheit gegenüber ihrem Freund sondern sich auch nicht von der Laune so dermaßen einnehmen zu lassen, dass sie nun nur noch zickte oder gar herum Schrie. Lieber näherte sie sich Noah noch ein wenig, um seine Körperwärme auf dem Dach zu spüren – in New York herrschte eindeutig ein anderes Klima als in Los Angeles. „ Ja... ich werde es nun nicht noch einmal Wiederholen, sonst erkennst du mich nicht wieder. Das hast du nun davon, dass du dich mit mir immer so Zufrieden gegeben hast, wie ich bin.“ Obwohl Noah ihr damit immer wieder auf die Beine geholfen hatte – im Gegensatz zu ihm konnte sie das ganz schlecht. Sie fand auf Anhieb immer einen Fehler an sich selber oder in ihrem Verhalten. Er wollte aber für sie da sein, auch jetzt noch. Auch nachdem sie Schuld hatte, bei einer Vergewaltigung Lust empfunden zu haben und nach Überhaupt allem, was sie ihm schon angetan hatte. Selbst jetzt sprach er einfach aus, dass er sie vermisst hatte und Lahja setzte sich ihm Gegenüber und zwang sich – mit immer wieder kurzen Unterbrechungen – ihm in die Augen zu sehen. „ Du hast mir auch gefehlt – du als Mensch die letzte Zeit, ganz arg aber auch... mehr.“ Da war ihre bekannte, verklemmte Art dann doch wieder und auch ihre unbeholfene Ausdrucksweise, Gefühle in Worte zu fassen. Danke Kilian! Lahja ließ es erst bei den Streicheleinheiten zwischen den beiden, bei den behutsamen Berührungen von Lippen auf der Haut des anderen. An unschuldigen Stellen, wie der Wange oder knapp über der Augenbraue. Weil sie Noahs Wärme verinnerlichen wollte, seinen Geruch, der so lange gefehlt hatte – einfach diese Vertrautheit. Das sollte es auch ihm leichter machen. Dennoch war es ein Trugschluss danach zu denken, alles würde mit einem Mal in der Zweisamkeit der beiden keine Rolle mehr spielen. Als die beiden Spielerisch wieder in die Decken und das innere des Wagens kletterten, als Noah begann, das Oberteil von Lahja behutsam nach oben zu schieben, da kamen Erinnerungen und Scham wieder. Die Muskeln waren deutlich verhärtet und ihr Kopf arbeitete. Immer wieder hob sie den Kopf, ihn anzusehen, zu Wissen, er war da und sich damit zu Lockern. Viele Versuche, seine nackten Schultern mit den Fingernägeln liebevoll nachzuzeichnen, seine Haut, seine ihr so bekannten Tattoos auf der Brust aber als sie den ersten, lustvollen Ton von sich gab, drehte sie den Kopf zur Seite. Da lagen so viele Zweifel verborgen. Sie hoffte trotzdem, er würde nicht Aufhören – denn das war es, was die beiden eben Besprochen hatten – vielleicht musste sie das wieder neu lernen. Noah war jedoch nicht die Art Mann, dem so ein Feingefühl mit einer Erektion abhanden kam. Die beiden handelten ein Wort aus, wenn es nicht mehr ging, mit dem beide das beenden konnten. Auch ohne Fragen des anderen, vorerst. Ihr Freund hielt aber sein Wort, wenn es ihm auch sicher nicht leicht gefallen war, denn irgendwann konnte Lahja nicht anders – ihr ganzer Körper verspannte sich. Sie fühlte sich Schuldig, positive Empfindungen zu haben und sie versuchte ein Schluchzen zu Unterdrücken und Noahs Kopf zog sie dabei so nahe an ihre Schulter, dass er ihr nicht in die Augen sehen konnte.
Für beide war diese Nacht nicht einfach und trotzdem – als sie sich umsichtig in seine Arme legte, war ihr klar, nur so würde sie wieder neu lernen, das zu Genießen. Lahja war niemand, der aus tausenden von Worten solche Erlebnisse verarbeitete. Sie war schon immer jemand, der handelte und aus Erfahrungen lernte. Selbst wenn es als Kind hieß, die Herdplatte war heiß, sie hatte mindestens einmal darauf gefasst. Danach erstarb auch das Reden über diese Art der Folter von Chris – vielleicht hatte auch Noah verstanden, dass er ihr nur so helfen konnte.
Die beiden gestalteten zumindest ihren Urlaub weiterhin schön, ruhig und in Zweisamkeit. Sie betranken sich einen Abend, benahmen sich kitschig und liebestoll und sie gingen sogar Spießig in manche Läden oder Restaurants, in denen Jeany gewesen war. Sie kehrten auch noch mal in die Stadt zurück, besuchten die Klinik in der Lahja damals gelegen hatte und Noah sie mit einer Bierflasche abgeholt hatte, nach der Messerattacke. Ja, das Ende war dann der Romantik-Urlaub der aber auch ihnen gerecht werden sollte. Lahja fühlte sich so weit auch mal eine Nacht durch zu feiern, am nächsten Tag fertig zu sein und das ohne Drogen. Sie wirkte mit einem Mal Jünger und Unbefangener. Wieso musste immer etwas extremes passieren, dass sie sich das gönnte? Das sie es Herausforderte, sich so leicht zu fühlen? Und warum hielt das nie an?
Die beiden bleiben bis kurz vor den Feiertagen, bis Noah ein Anruf aus dem Haus in dem er lebte erreichte, es gab Probleme. Mit der Justiz. Mit wem auch anders? Die beiden Sprachen darüber – ganz Vernünftig, wenn sie auch zu beginn schmollte, und Entschieden gemeinsam – Noah würde nach Hause reisen und sie zu Kilian. Die beiden würden sich dann sehen, wenn die Lage wieder entspannter wäre oder sie würde ihn Besuchen. Das Kilian das mit April mal wieder Versaut hatte, wusste sie nicht und auch noch nicht, dass Matt Verzweifelt seine Ehe rettete und auch mit Sicherheit nicht das das Blonde Monster sich in Unmittelbarer Nähe aufhielt. Ihr Vater wollte ihr auch nicht zu viel Zumuten, was er konnte, kehrte er unter den Tisch. Typisch. Die beiden machten Traditionell Sphagetti zu Wiehnachten – die ersten Treffen mit ihrem Dad verband sie damit einfach und am Abend eröffnete sie ihm, sie wollte nach Zac schauen. Weiter hätte er die Augen echt nicht verdrehen können, Kilian war Beleidigt – ha, genau so hatte sie ausgesehen, als sie gehört hatte, dass Noah in San Franciso feierte. Das war nicht zu übersehen. Trotzdem – sie hatte Zac versprochen, vorbei zu kommen und zu Reden und auch sich zu Entschuldigen. Mit Noah hatte sie darüber auch schon geredet – na, wann sollte Lahja denn besser über ihren Schatten springen als an den Festtagen. Blieb zu Hoffen, dass er Daheim war, als sie später mit schnell klopfendem Herzen an seiner Tür schellte. Sie hasste es ja so, Aufgeregt zu sein.
|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.
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