RE: SUMMER
Es amüsierte mich sichtlich wie ablehnend Summer über Waffen sprach. Fast schon ironisch, dass sie einer dieser Personen, die sie mit ihren Worten so degradierte, vor ein paar Minuten noch den Arm geflickt hatte, verursacht von einer völlig unnötigen Schussverletzung. "Was ist denn für dich zum Beispiel ein Grund, um eine Waffe nutzen zu dürfen? Und was bedeutet für dich Verteidigung? Darf man nur seinen eigenen Körper und sein eigenes Leben damit verteidigen? Oder auch seinen Besitz, sein Land, sein Eigentum? Wann ist es, darüber hinaus, noch in Ordnung eine Waffe zu nutzen, rein theoretisch?" Ich wusste selber nicht, weshalb ich überhaupt mit Summer darüber diskutierte, eigentlich sollte ich keinen Wert auf ihre Meinung legen. Und schon gar nicht darauf sie von meiner Ansicht zu überzeugen. "War das eben für dich in Ordnung? Als ich dich gerettet und dann meine Waffe gezogen hab, um dein und mein Leben zu verteidigen? War das okay? Gleichzeitig ist es aber nicht okay, dass das hier-" Mit der Hand, in der ich den Whiskey hielt, deutete ich auf den Verband an meinem Arm. "- überhaupt passiert ist? Weil die Männer keinen Grund hatten auf uns zu schießen? Rein theoretisch könnte es sein, dass John eventuell nicht ganz gerade Geschäfte führt, dort in Mexiko. Vielleicht hat er irgendeine Ware nicht gezahlt, vielleicht kamen die Männer, um für ihr Recht einzustehen. Das könnte doch sein. Wären die dann nicht diejenigen, die sich selber verteidigen, und wir die Bösen, die kein Recht haben um uns zu schießen?" In der Welt, in der ich lebte, konnte man alles nicht nur Schwarz und Weiß sehen, es gab nicht nur Gut und Böse. Nicht nur Recht und Unrecht. Alles war irgendwie miteinander verbunden. Wenn man Waffen so ablehnte wie Madison damals - das konnte ich noch eher akzeptieren, als die schwammige Aussage von Summer und deshalb sah ich ihr auch provokativ in die Augen, während ich das Glas erneut zu meinem Mund führte.
Trotz unserer unterschiedlichen Meinungen hatte ich aber noch immer Spaß an unserem Schlagabtausch und machte deshalb auch nicht den Eindruck als wolle ich jeden Moment gehen. Selbst dann nicht, als ich den Whiskey ausgetrunken und mein Glas wieder auf dem Tisch abstellte. "Es passiert tatsächlich nicht so oft, dass man mich abweist, nein. Frauen stehen doch auf dieses typische Bad Boy Image, das kommt mir Zugute. Und so wie du mich die ganze Zeit ansiehst, hab ich auch das Gefühl, dass es bei dir nicht anders ist." Meine Mundwinkel hoben sich zu einem anzüglichen Lächeln. "Du bist nur zu stolz jetzt noch mit mir Sex zu haben, weil du es hasst wie arrogant und überheblich ich bin, aber eigentlich hast du dir heute Abend schon mehrmals vorgestellt wie es wäre mir doch diese Helden-Dankbarkeits-Nummer zu gönnen." Eigentlich trügte meine Menschenkenntnis mich nie und als ich Summer erneut mit meinem Blick fixierte, glaubte ich auch bei ihr voll ins Schwarze getroffen zu haben. "Irgendwann krieg ich dich noch rum, Summer." Meine Stimme klang überzeugt und der Blick in meinen Augen strotzte vor Arroganz, aber ich zweifelte keine Sekunde an meinen Worten. Das war wie ein Spiel. Ein Spiel, das ich mir dadurch wahrscheinlich selber noch erschwert hatte, aber das machte es doch auch erst richtig interessant. "Wenn du mich jetzt immer noch auf deinem Sofa schlafen lassen möchtest, dann nehm ich das gerne an. Danke."
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
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