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LAS VEGAS
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?


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Beitrag #2
RE: LAS VEGAS
Bei unserem ersten Aufeinandertreffen hätte ich sicher niemals damit gerechnet, aber dieses komische Hippie-Mädchen namens Haily und ihre unnachgiebigen Bedrängungen, dass ich Madison endlich suchen musste, sollten noch mein Leben verändern. Es war zwar nie so, dass ich meine Frau oder unsere Ehe aufgegeben hätte, ich konnte mir eine Zukunft ohne sie an meiner Seite nicht vorstellen und deshalb tat ich es auch einfach nicht, aber im Moment respektierte ich ihren Wunsch. Ich ließ sie in Ruhe. Ich kannte Madison doch und ich wusste, dass diese Einsamkeit und die Freiheit genau das war, was sie jetzt brauchte, zumindest in dem gedanklichen Stadium, in dem sie sich gerade befand. In ihrem Kopf war sie nicht mehr meine Frau, unsere Beziehung hatte es nie gegeben und sie hatte mir auch nie versprochen nicht noch einmal Hals über Kopf davonzulaufen. Sie wusste nicht das, was meine Madison bei ihrem letzten Selbstfindungstrip gelernt hatte: Dass sie alles mit mir teilen wollte. Dass sie sich nicht mehr vor mir verschließen wollte. Dass sie genau das, was sie jetzt tat, mir nicht noch einmal antun würde. Die Madison, die sie gerade war, brauchte Abstand von mir und ich hatte keine andere Wahl, als das zu akzeptieren. Ich akzeptierte es sogar dann noch, als Kate bei mir anrief, als sie darüber sprach, dass Madison in New York wäre und dass es ihr nicht gut gehen würde. Natürlich ging es ihr nicht gut, ihrer Meinung nach war die Vergewaltigung und die damit einhergehende Degradierung von Chris gerade erst geschehen, das musste verarbeitet werden und ja, ich konnte mir auch vorstellen, wie Madison das verarbeiten würde. Aber was sollte ich tun? Nach New York fliegen? Damit sie mich dort erneut von sich weisen konnte? Nein, sie brauchte Zeit. Für sich. Das war zumindest das, was ich der besorgten Kate erst einmal am Telefon erzählte, doch als ich nach zwei Tagen und nach mehrmaligem Drängen von Haily meine Meinung änderte und tatsächlich in ein Flugzeug steigen wollte, sagte mir Madisons beste Freundin, dass sie schon nicht mehr in der Stadt sei. Damit waren wir wieder am Nullpunkt angelangt.
Doch zumindest war seitdem ein Gedanke in meinem Kopf fest verankert: Wenn es Madison wirklich so schlecht ging, dann musste ich mit ihr reden. Jetzt. Ich durfte sie nicht aufgeben, verdammt. Möglicherweise wusste sie es im Moment selber nicht, aber sie brauchte mich doch. Gerade jetzt. Immer, wenn ich unterwegs war, sah ich mich auf der Straße nach ihr um, manchmal bildete ich mir sogar ein sie zu sehen, um dann doch enttäuscht zu werden, wenn ich näher auf die fremden Frauen zuging und dabei feststellte, dass sie doch nicht meine Frau waren. Aber nichts, kein Lebenszeichen von ihr. Niemand hatte von ihr gehört. Bis irgendwann ein Arbeitskollege von Madison bei mir anrief, um mir von ihren absurden Plänen zu erzählen. Er hatte gerade einen Brief von ihr erhalten, in dem stand, dass sie ihr Studio aufgeben wollte, dass jemand anderes für sie übernehmen musste, aber obwohl das bereits mein Herz brach war das noch nicht einmal alles. Von ihr unterzeichnete Scheidungspapiere lagen auch dabei. Als ich eine halbe Stunde später in ihrem Studio stand - in ihrem großen Traum, den sie sich selber hier in Los Angeles erfüllt hatte - und die Papiere in der Hand hielt, fühlte es sich tatsächlich so an als würde man mir den Boden unter den Füßen weg reißen. Weil mir zum ersten Mal klar wurde, dass Madison nicht nur für einen bestimmten Zeitraum Abstand von mir suchte, sondern dass sie uns wirklich aufgab. Dass sie in ihrem jetzigen Zustand keine Zukunft mehr für uns sah. Dass sie mir nicht einmal mehr genug Bedeutung beimaß, um mit mir persönlich darüber zu reden. Scheiße, da lag nicht einmal ein Brief für mich bei. Nichts.
Ich ging nicht davon aus, dass Madison das beabsichtigte, aber natürlich hatte sie für ihre Arbeitskollegen ihre Adresse hinterlegt und natürlich gaben sie diese an mich weiter. Sie baten mich sogar darum zu ihr zu fahren und sie endlich wieder auf den richtigen Weg zu bringen, sie an ihren Traum und an ihr wunderschönes Leben zu erinnern und tatsächlich zögerte ich in diesem Moment keine Sekunde mehr daran. Madison mochte mich vielleicht aufgeben, aber das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Und weil ich meine Einsamkeit in den letzten Wochen damit kompensiert hatte an unserem zerstörten kleinen Bus zu arbeiten und dieser nach vielen Stunden harter Arbeit mittlerweile wieder fahrtüchtig war, setzte ich mich direkt am nächsten Tag dort hinein und fuhr nach Las Vegas. Haily versprach für mich die Stellung zu halten, auf unser Haus aufzupassen und sogar für mich in der Kneipe zu arbeiten. Kilian willigte natürlich sofort ein, er wusste schließlich wie sehr meine Frau mir fehlte, aber mir war jetzt schon klar, dass er das in gar nicht allzu langer Zeit bereuen sollte, denn Haily und er könnten unterschiedlicher nicht sein. Seit ich ihr angeboten hatte ein oder zwei Nächte bei mir auf dem Sofa zu schlafen und sie daraufhin diesen Aufenthalt selbstständig um noch viele weitere Tage verlängert hatte, hatten die beiden sich zwar schonmal kennen gelernt, aber wie anstrengend die kleine Blonde für meinen besten Freund noch werden würde, ahnte wohl keiner von uns. Bisher sah er nämlich hauptsächlich nur die guten Seiten in ihr: Ihre Auswirkung auf mich. Seit Haily da war fühlte ich mich wieder viel ausgeglichener, es war schön nicht mehr in einem leeren Haus schlafen zu müssen und ihre ständige gute Laune wirkte sich automatisch auf mich aus. Mittlerweile hatte ich mich so sehr an dieses durchgedrehte Mädchen gewöhnt, dass ich mir kaum vorstellen konnte sie wieder gehen zu lassen. Vermutlich spätestens, wenn Gus nach Hause kam. Nicht nur Haily kommunizierte immer wieder deutlich, dass sie kein Interesse daran hatte ihren Bruder kennen zu lernen, sondern auch Gus. Bei einem Telefonat erzählte ich ihm von meinem absurden Aufeinandertreffen mit seiner Schwester, verschweig dabei jedoch, dass sie momentan bei mir lebte, aber selbst dieses kurze Gespräch reichte ihm schon, um mir deutlich zu machen, dass er sie nicht in seinem Leben haben wollte. Doch als ich überstürzt nach Las Vegas aufbrach machte ich mir darüber gar keine Gedanken mehr, sondern nahm lieber dankend das Angebot von Haily an und gestattete ihr damit also noch einige weitere Tage in unserem Haus. Warum sie das überhaupt für mich tat? Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung. Manchmal redete sie davon, dass eine Liebe wie die von Madison und mir etwas Besonderes wäre und dass man das nicht einfach aufgab. So eine Seelenverwandtschaft. Doch ganz egal warum oder weshalb, diese junge verrückte Frau sollte durch ihre Gutmütigkeit noch mein Leben verändern.
Als ich im Bus nach Las Vegas saß, war mein ursprünglicher Plan eigentlich nicht auf Hailys Rat zu hören - trotz ihrer ständigen Nörgeleien -, sondern meinem Instinkt zu folgen, wenn ich Madison sah. Und der vermittelte mir momentan, dass ich sie erneut an uns beide erinnern sollte. An ihre Versprechen mir gegenüber. Daran, was sie eigentlich für eine Frau geworden war. Aber als ich in dieser trostlosen, absurden Stadt den alten Bus vor einem herunter gekommenen Gebäudekomplex parkte, auf die Haustür zulief und gerade dabei war die Klingelschilder nach Madisons Namen zu durchsuchen, geschah doch alles ganz anders. Schwungvoll wurde die Tür auf einmal neben mir geöffnet, erschrocken sah ich auf und blickte direkt in die Augen meiner Frau. Oder in die Augen der Frau, die sie gewesen war, bevor wir einander richtig kennen gelernt hatten. Ihre Haare waren wieder blond, dunkle Ränder zeichneten ihr Gesicht und blass war sie geworden. Ausgemergelt. Kaputt. Und irgendwo tief in ihr war sie auch wütend. Ich blickte in ein Abbild meiner Frau, das ich so nicht einmal wirklich kannte. Diese ganz schlimme Phase hatte ich nie mit ihr durchstehen müssen, ich wusste nur aus Erzählungen von diesem Abgrund ihrer selbst. Aber genau dadurch passierte etwas in mir, all die Diskussionen mit Haily kamen auf einmal in meinen Kopf und anstatt mich Madison vor die Füße zu werfen und sie anzuflehen mit mir nach Hause zu kommen, tat ich etwas ganz anderes. Ich streckte ihr meine Hand entgegen, atmete einmal tief ein, versuchte mein rasendes Herz zu beruhigen und sprach nichts anderes aus, außer: "Hi. Ich bin Matt." So als hätte ich sie noch nie zuvor gesehen. Ich würde damit wahrscheinlich nicht durchkommen, aber zumindest glaubte ich, dass Madison mich auf die Art nicht sofort wieder von sich weisen würde.


MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK

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02.11.2015 12:12
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LAS VEGAS - Madison Lane - 28.10.2015, 22:47
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