RE: MIAMI
Jamie kam sich fast vor wie in einem schlechten Film, als sie argwöhnisch zu Gus herüber schaute. Sah sie da in seinen Zügen so etwas wie Zufriedenheit? Während sie völlig Planlos in der Nacht von Miami rum latschten und das auch noch in Schlafklamotten? Ihre Turnschuhe passten hevorragend zu der Schlafshorts und dem Top, mitten in diesem Dörfchen, im Nirgendwo - unfassbar unauffällig! Gleich würde sie noch die Bullerei suchen. Ein ganz komisches Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, neben den zärtlichen Gefühlen, die sie für ihn hatte – da war auch etwas negatives. Noch probierte sie das zu Ignorieren, mit einem verbissenen Gesicht zu verstehen und den Fehler in ihrem System auszumerzen aber dafür war es genau dann zu Spät, als er einen Witz über ihre Gitarre riss und sie mit dem Ellenbogen in die Seite stieß. Dieser Junge, der sie zwei Mal schon auf eine üble Art und Weise hatte hängen lassen, der probierte nun sich als den Helden dastehen zu lassen und ihr seinen Plan als Wasserdichtes Ticket ins Glück zu verkaufen? Eventuell hätte sie ohne die Vorgeschichte der beiden nun probiert, sich in ihn hinein zu versetzen aber es war wohl endlich so weit mit ihr gekommen, dass Jamie die Grenzen ihres Guten Willens erreicht hatte. Was bildete sich eigentlich jeder ein, wie ein Wildschwein ein mal quer durch ihr Leben und dann auch noch über ihr Herz zu rasen, alles zu zerwühlen und dabei einiges kaputt zu machen und zu allem Überfluss ganz Selbstverständlich anzunehmen, sie sei Dankbar dafür? Diesmal half Gus auch nicht die Nähe seines Körpers an ihrem, nein, genug. Jamie musste auch lernen, dass Gefühle nie nur daraus bestanden, jemandem zuzustimmen und nach dem Mund zu Reden oder sich in allem einig zu sein – das man auch Streiten konnte. Nur wie? Streit war ihr so fern und sie unerfahren auf dem Gebiet, als erstes befreite sie sich deshalb nur energisch von seinem Arm, ging einen Schritt zügiger und ihre zarten Finger legten sich fest um die Träger des Rucksacks an ihrem Rücken. Ganz merkwürdig und anders als sonst pochte ihr Herz, sie schnaubte schon fast einmal ungeübt verächtlich. „ Nichts ist okay – gar nichts. Was denkst du dir eigentlich? Hatten wir gestern auch nur in Erwägung gezogen, du sollst etwas Unternehmen? Hatten wir einen Plan oder eine Idee? Nein – aber alle Wissen ja schon, was gut ist und wie man es richtig anpackt!“ Sie schüttelte den Kopf, noch immer ging sie weiter und fixierte den Asphalt dabei aber die Worte gingen gegen ihn, das spürte man ganz deutlich. Allein wegen dem Wortlaut. „ Scheiße Gus, da drin ist auch noch meine Mutter – ich war nicht wild darauf, auch noch die Beziehung zu ihr zu zerstören und was denkst du, wie Matt findet, wenn sie mit einem Mafia Boss nach Italien geht? Alleine? Den ich Erpresse? Es ist auch seine Ma, er wird sich bei mir bedanken. Großartig hast du das gemacht, jetzt komm ich gar nicht mehr an sie heran ohne in die Schusslinie zu laufen. Mir steht der Sinn nicht nach einer Heimfahrt über mehrere Monate, wie und wo auch immer, du wusstest, was ich Vorhatte. Matt geht es beschissen, meiner Ma geht es nun nicht besser und das hat nur noch mehr durcheinander in die Situation gebracht. Klar, mein Plan war nicht der beste aber das hier ist ein Desaster und vor allem ist es passiert, über meinen Kopf hinweg. Was bin ich für dich? Ein dummes, kleines Kind was nicht selber Entschieden kann? Ich dachte du siehst mehr in mir. Vielleicht hätte dir ein Schlag mit der Gitarre auch weiter geholfen, damit es sich auch gelohnt hätte, das eingespielte Geld zu verlieren. Du platzt gestern in mein Leben, du lädst dich Quasi selber zu mir ein und dann machst du Bilder von Waffen und lässt dich auch noch erwischen? Von dem Psycho? Was ist da falsch, dass du annimmst, ich bin dir nun unsagbar Dankbar? Du benimmst dich in meinem Leben wie beim Käsekästchen spielen, du hüpfst rein und raus, wie es dir gerade gefällt – Danke, ich bin hellauf Begeistert. Ich bin aber kein Spielzeug.“ Sie redete sich immer mehr in Rage und bemerkte erst, wie Laut sie geworden war, als sie ein Spatziergänger mit Hund schräg von der Seite ansah. Diesmal gab sie sich nicht als Opfer und fixierte ihn, so düster sie nur konnte. „ Jaja, wir sind aus der Lala-Zentrale, weil man nicht immer einer Meinung ist und laut Diskutiert, Spießer. Vorsicht, tätowierte Schwerverbrecher sind wir auch noch und das in der Wohngegend hier.“ Empört quatschte der ältere Mann etwas vor sich her, soviel dazu, sich bedeckt zu halten. Jamie merkte das schlechte Gewissen in sich, gegenüber dem Fremden, nicht Gus aber endlich sträubte sie sich mal dagegen. „ Ganz einfach, du hattest kein Recht dazu.“ eigentlich nicht Nötig der letzte Satz aber es verschaffte ihr so eine Erleichterung, Gus alles an den Kopf zu werfen und das lag auch mit Sicherheit daran, wie sanft sie Gestern auf ihn reagiert hatte obwohl sie alles Recht der Welt hatte, wütend zu sein. Noch immer sah sie ihn nicht an, wusste nicht wohin sie ging aber auch das tat gut, weiter und weiter zu stapfen um dem Ärger die Chance zu geben, sich zu entfalten.
|| ENSLAVED TO TROY » 20 YEARS OLD » ADOPTED BY MATT ||
Caught between a strong mind and a fragile heart.
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