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AIDEN'S & LUCY'S FLAT
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Admiss
EFFI & ANNE


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Beitrag #1
AIDEN'S & LUCY'S FLAT
Die Wohnung von Aiden und Lucy in San Francisco.
30.07.2015 20:47
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Beitrag #2
RE: AIDEN # LUCY
Alles, was Lucy mir entgegen warf, war so absurd, dass ich irgendwann gar nicht anders konnte, als meine Augen für einen Moment zu schließen, den Kopf ein wenig in den Nacken zu lehnen und fest die Kiefer aufeinander zu pressen, in der Hoffnung, dass das alles gerade nicht wirklich geschah. Dass ich jeden Moment aus einem Traum aufwachen würde. Obwohl es mich frustrierte, konnte ich verstehen, dass sie Probleme hatte ihre eigenen Gefühle für mich zu definieren, aber jetzt auch noch an meinen Gefühlen zu zweifeln? In Erwägung zu ziehen, dass es für mich so einfach wäre alles stehen und liegen zu lassen und mir stattdessen eine Frau zu suchen, die weniger vorbelastet war, als sie? Sie war doch Schuld daran, dass ich sie so liebte. Mit ihrer ganz anderen Art, ihrer Sicht auf die Welt, mit diesen dunklen Augen, denen ich nicht widerstehen konnte. Ich hatte es nie darauf angelegt mich in jemanden so zu verlieben, bis Lucy einfach in mein Leben gekommen war und alles auf den Kopf gestellt hatte. Ich konnte nicht anders, als ihr zu helfen und wochenlang jede Nacht aufs Neue zu akzeptieren, dass ihr Vertrauen in mich kaum noch existent war. Darauf zu hoffen, dass es im Laufe der Zeit zurückkehren würde. Wenn ich ihr nur lang genug zeigte, dass es nichts gab, wovor sie sich fürchten musste. Dass ich nichts mit Chris gemein hatte.
Auch Lucys Tränen, ihre Wut und ihre Verzweiflung änderten nichts daran, dass ich ihr noch immer ablehnend gegenüber stand und dabei versuchte in mir selber neuen Mut zu finden, um auch diesen Konflikt zu überstehen. Obwohl ich gerade nichts lieber tun wollte, als einfach ein wenig Zeit für mich zu haben, fühlte sich selbst das nicht richtig an. Weil jede Minute ohne sie eine verdammte Qual war. Weil ich keine Ruhe bekam, wenn ich sie nicht in meiner Nähe wusste. Genau dem sollte ich aber viel schneller ausgesetzt werden als ich dachte, denn völlig unerwartet mischte sich ein anderer Mann ein, berührte Lucys Schulter von hinten und löste damit etwas in ihr aus, das ihr den Rest gab. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie sich einfach umdrehte und davon lief, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Doch als ich dann verstand und ihr folgen wollte, wurde ich von eben diesem Mann aufgehalten, der mir unmissverständlich klar machte, dass er glaubte ich wäre eine Bedrohung für die Frau. Gerade ich. Wütend stieß ich seine Hände zur Seite, warf ihm an den Kopf, dass er absolut keine Ahnung hatte, worum es ging, aber als ich es gerade geschafft hatte mich an ihm vorbei zu drängen und ein Stück die Straße herunter zu laufen, war Lucy schon in der Dunkelheit verschwunden und ich damit völlig ohne Anhaltspunkt, wo sie sein könnte. Mehrmals fluchte ich laut, gnadenlos machte sich wieder die besagte Unruhe und Nervosität in mir breit, aber gleichzeitig war ich von der ganzen Situation auch so frustriert, dass ich völlig auf Desinteresse stellte. So als wäre mir mein Stolz wichtiger als ihre Sicherheit, ging ich zurück in die Kneipe, nahm mir die Zeit, die ich doch eigentlich gerade gewollt hatte, aber bereits beim zweiten Bier gab ich nach. Ich war angespannt, gereizt. Jeder, der mir nur schief ansah, bekam einen bösen Blick zurück oder einen dummen Kommentar an den Kopf geworfen. Ich konnte mich absolut nicht entspannen, wenn ich nicht wusste, ob es Lucy gut ging, deshalb warf ich auch früher als gedacht einen weiteren Geldschein auf die Theke und verließ die Bar, um den Heimweg einzuschlagen. Auf dem Weg dorthin versuchte ich bereits drei Mal bei Lucy anzurufen, aber erfolglos. Ich konnte nur für sie hoffen, dass sie bereits im Bett lag und deshalb nicht auf mich reagierte, aber als ich mit schwer schlagendem Herzen die Wohnungstür aufschloss, bestätigten sich meine schlimmsten Ängste. Sie war nicht da. Keine Spur von ihr. Der Druck auf meiner Brust wurde immer unangenehmer, mein Herz schlug immer schneller, meine Hände zitterten sogar, als ich erneut das Handy aus meiner Hosentasche holte und versuchte sie zu erreichen. Mehrmals. Bestimmt zehn oder zwanzig Mal. Zwischendurch schrieb ich ihr genauso viele Nachrichten, dass sie sich melden sollte, dass ich mir Sorgen machte und dass sie mir sagen sollte, wo sie war, aber es kam nichts zurück. Eine geschlagene Stunde ging ich in der Wohnung auf und ab, völlig überfordert von meinen eigenen Emotionen, aber dann war ich so gereizt, dass ich genau das tat, was ich noch versucht hatte zu verhindern. Erst nahm ich vor Wut und Verzweiflung die halbe Wohnung auseinander, weil ich unbedingt ein anderes Ventil finden musste, als die Drogen. Ein Stuhl landete krachend auf dem Boden, sogar ein Glas warf ich so hart gegen die Wand, dass es in tausend Teile zersprang, aber irgendwann konnte selbst das mich nicht mehr beschäftigen. Es war, als setzte mein Kopf auf einmal völlig aus. Von einem Moment auf den nächsten fiel jegliche Stärke von mir ab und ich konnte nichts anderes mehr tun, als meinen Trieben und diesem drängenden Verlangen nachzugeben, das mich direkt in einen elektronischen Untergrund-Club führte, den ich auch schon vor vielen Monaten mit Lucy besucht hatte. Während dieser eskalativen Phase von uns beiden. Bevor Chris sie völlig zerstören konnte. Mit wachem Blick sah ich um mich, sprach ein paar Leute an, bis ich jemanden fand, dem ich in Richtung der Toiletten folgte und ihm ein kleines Röhrchen mit Kokain abnahm. Die Erlösung, die mein Körper so dringend benötigte und vermutlich das Einzige, was mir jetzt helfen konnte. Eine unfassbar schwere Last fiel mir von den Schultern, als ich damit in einer Kabine verschwand und mir das gelblich-weiße Pulver in die Nase zog, das sich langsam in meinem Körper ausbreitete. Ich fühlte mich stärker als zuvor, selbstbewusster. Nach und nach rückte die Sorge um Lucy in den Hintergrund, nur noch ich selber existierte. Die dröhnenden Bässe taten letztendlich ihr Übriges, als ich wieder in den Club hinein ging. Ich ließ mich einfach von dieser Euphorie mitreißen, von den Glückshormonen, die sich in mir ausbreiteten. Mein Herz raste, aber diesmal auf eine gute Art. Fast schon mächtig. So lange wie möglich hielt ich an diesem Gefühl fest, legte mir immer wieder nach, bis das Röhrchen leer war. Als die Musik abgestellt wurde, war es bereits hell draußen, mein Handy hatte ich seit Stunden nicht mehr angerührt, aber als ich mich in ein Taxi setzte, um nach Hause zu fahren, sah man auf der Anzeige, dass es bereits kurz nach 11 Uhr am Morgen war. Physisch war mein Körper vollkommen ausgelaugt, von dem ganzen Stress der vergangenen Nacht und der pausenlosen Bewegung zur Musik, aber das Kokain vibrierte noch immer in mir. Wie ein Irrer zwinkerte ich ständig mit den Augen, wackelte unaufhörlich mit meinem Bein, während ich dort auf dem Rücksitz des Taxis saß. Aber der Konsum machte mich auch so gleichgültig für alles, das um mich herum geschah, dass ich nicht einmal einen Gedanken an Lucys Reaktion verschwendete, als ich am Zielort ausstieg, die Treppen zu unserer Wohnung nach oben ging und dort die Tür aufschloss. Ich sah sie dort, mitten im Raum, blickte ihr auch kurz in die Augen, aber schob mir kommentarlos die Schuhe von den Füßen und sagte nicht einmal ein Wort zu ihr.


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
30.07.2015 21:43
Lucy Anderson
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Beitrag #3
RE: AIDEN # LUCY
Lucy fand die Wohnung total demoliert vor, da war ein Glas an der Wand zerschellt, auf dem Boden lagen Habseligkeiten der beiden herum und ein Stuhl war in die Ecke gepfeffert. Ihr wurde ganz anders und in diesem Moment erinnerte sie sich an die Worte von Aiden auf dem Dach, wenn sie sich etwas antun würde, wenn sie Springen würde, dann würde er sich ebenso etwas antun. Ihr wurde schlecht, obwohl sie sah, dass in keinem der Betten jemand gelegen hatte, versuchte sie beide auseinander zu wühlen, in der Hoffnung Aiden einfach dort irgendwo liegen zu sehen. Aber nichts. Er war nicht da. Endlich kam sie auf den Gedanken ihr Handy in die Hand zu nehmen, vorher war ihr das gar nicht in den Sinn gekommen und jetzt erst sah sie die vielen Anrufe. Las die SMS, in denen er sie immer wieder bat, ihr zu sagen, wo sie sei und das er sich Sorgte. Was hatte sie nur getan? War das aus ihr geworden? Ein Mensch der nichts anderes konnte als sich und seine eigene Situation zu bedauern und dafür den Menschen so zu verletzen, der ihr am nächsten war? Der sie so sehr liebte, dass er alles über sich ergehen lies? Gerade den hatte sie mit solch ungerechten Worten und nichtsahnend zurück gelassen, ob es ihr nun gut ging oder nicht. Jetzt erst meldete sie sich bei ihm, dieses Mal war sie es, die ihm eine besorgte Nachricht schrieb. Versuchte ihn anzurufen. Da kam nichts. Lucy wusste nicht, was sie tun sollte – es war neun Uhr am Morgen – und so setzte sie sich damit auseinander, wann man eine Person als vermisst melden konnte. Begann in den Krankenhäusern anzurufen – bis ihr ein anderer Gedanke kam. Vielleicht hatte er aus Rache doch noch gefeiert? Sich eine andere Frau gesucht? Mit einem Mal kam ein Gedanke, der ihr ganz flau im Magen werden ließ. Was, wenn er feiern war? So richtig, wie früher? Aber das durfte sie sich nicht denken. Nein. Das durfte nicht passiert sein. Also begann sie die Wohnung in Ordnung zu bringen, auch wenn sie selber von der Nacht geschlaucht war, musste sie sich beschäftigen und konnte sich nicht hinlegen. Das erste Mal seid dem Tag dachte sie nicht an Chris, kein bisschen – alle ihre Gedanken drehten sich einfach nur um Aiden und das er bitte gleich durch die Tür kam. Er könnte sie auch anschreien, weil sie sich nicht gemeldet hatte – es war sein gutes Recht aber er sollte wiederkommen. Kurz sah sie auch nach, ob nicht was von seinen Sachen fehlte und er aus Wut abgehauen war aber nichts. Alles war noch da. Zwei Stunden in Sorge und dann ging endlich die Tür auf. Sehnsüchtig und Erwartungsvoll sah sie dorthin, bis endlich Aiden erschien und die Sorge langsam von ihr abfiel. Nur für kurze Dauer. Er sprach nicht mit ihr, er ignorierte sie und ihr war klar. Jetzt lag es doch endlich mal an ihr „ Aiden, es tut mir unfassbar Leid... ich weiß gar nicht, was ich sagen oder tun soll, um das besser oder wieder gut zu machen. Ich wollte das nicht, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machen...“ doch da hielt sie inne. Beim sprechen hatte sie immer wieder einen Schritt auf ihn zugemacht, bis sie einen Blick in seine Augen erhaschen konnte „ Hast du... wo warst du? Ich hatte Angst, dir ist was passiert.“ sie musste aber nicht lange bei ihm stehen um diesen kalten, vertrauten Geruch von Schweiß in Verbindung mit Chemie zu riechen. Von chemischen Drogen. Von denen er sich extra hatte Therapieren lassen müssen. Verdammt. „ Aiden... hast du Drogen genommen?“ fragte sie leise und fast tonlos, als habe sie Angst vor der offensichtlichen Wahrheit. Das war ihre verdammte Schuld, wenn er nun einen Rückfall gehabt hatte. „ Nein, das ist doch nicht dein Ernst. Du hast so viel dafür getan...“ sie war absolut schockiert und wartete, dass er endlich auf sie reagieren würde.
31.07.2015 00:10
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Beitrag #4
RE: AIDEN # LUCY
Ich sah Lucy zwar an, während sie mit mir redete, aber es war so, als kämen ihre Worte gar nicht zu mir durch. Ihre Entschuldigung prallte einfach an mir ab, viel eher musste ich mir erst einmal wieder ins Gedächtnis rufen, wofür sie sich überhaupt entschuldigte. Ihr Verschwinden, all die Sorgen, die unbeantworteten Anrufe - das alles war in meinem Kopf so weit in den Hintergrund gerückt, so als wäre das alles schon eine Ewigkeit her. Mein Blick war noch immer vollkommen emotionslos, als ich meinen Kopf desinteressiert wieder abwandte, genau in demselben Moment, in dem Lucy inne hielt. Obwohl ich sie nicht einmal mehr ansah merkte ich deutlich wie sie meine Augen fixierte, wie sie meinen Körper anstarrte und erst in dem Moment meldete sich eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, die mir innerhalb der letzten Stunden vollkommen abhanden gekommen war. Die Stimme, die eigentlich dafür zuständig war mich von den Drogen fernzuhalten, deren Konsum ich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Gleichzeitig mit dem langsam abflachenden Rausch des Kokain kam auch diese unangenehme Nervosität wieder in meinen Körper zurück, die dafür sorgte, dass sich mein Körper anspannte, ebenso wie die Stimmung zwischen Lucy und mir, als sie fragend aussprach, was eigentlich offensichtlich auf der Hand lag. Erneut traf sie mein Blick hart, doch die Frage nach meinem Konsum überging ich völlig. "Du hattest Angst, dass mir was passiert ist?", wiederholte ich ihr Worte und wandte damit auch meinen Körper frontal in ihre Richtung. "Dann weißt du ja jetzt wie das ist, oder?" Provokativ verschränkte ich meine Arme vor der Brust, starrte Lucy ein paar Sekunden lang wortlos in die Augen, doch zog dann fast schon gleichgültig meine Schultern hoch. "Aber hey, es hat dich doch niemand drum gebeten dir Sorgen zu machen. Dann lass es doch einfach. Wenn du das nicht willst, dann such dir jemanden, der nicht einfach abhaut und feiern geht, nachdem er eine Stunde hier in der Wohnung auf dich gewartet und unzählige Male bei dir angerufen hat." Damit erinnerte ich sie eindeutig an die Worte, die Lucy noch vor wenigen Stunden zu mir gesagt hatte, aber um einer erneuten Diskussion direkt aus dem Weg zu gehen, drängte ich mich einfach an ihr vorbei, zog mir das verschwitzte T-Shirt über den Kopf hinweg aus und griff wahllos nach einem anderen Shirt, bevor ich auch von meiner Jeans in eine Jogginghose wechselte und mir danach ein Glas Wasser in der Küchennische füllte, das ich in einem Zug austrank. Und dann noch eins. Erst danach sah ich Lucy wieder in die Augen. "Wo warst du?"


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
31.07.2015 02:25
Lucy Anderson
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Beitrag #5
RE: AIDEN # LUCY
Aiden schien ganz neben sich zu stehen, Lucy kannte ja das Gefühl aber was damals war und ihn jetzt so zu sehen waren zwei ganz unterschiedliche Blickwinkel. Sie sah seinen Rückfall und allem voran die Schuld, die sie daran trug, weil sie sich einfach so aus dem Staub gemacht hatte. Weil sie ihn im Stich gelassen hatte, weil sie ihn die ganze Nacht im Ungewissen gelassen hatte und er wohl wegen diesem Druck nicht länger hatte den Substanzen Widerstehen können, die alles so einfach machten. Scheiße. Was er ihr nun an den Kopf warf, waren etwa die selben Worte, mit denen sie ihn zurück gelassen hatte und es war wie ein Spiegel – natürlich konnte man den Menschen, den man liebte, nicht einfach durch jemand anderen Ersetzen. Egal, wie schwer die Zeit war und was man mit demjenigen durch machen musste und sie verstand das doch auch jetzt. Wo sie nicht unter Druck stand und die beiden Gemüter nicht durch den Streit erhitzt waren. „ Es war dumm und nicht fair, dass ich das zu dir gesagt habe... es tut mir wirklich, aufrichtig Leid.“ aber wie sie Aiden kannte und auch in diesem Zustand, würde er das nicht annehmen und nicht wirklich hören. Als er sich an ihr vorbei schob, um seine Klamotten zu wechseln fühlte sie sich einfach Hilflos. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Was sie sagen sollte. Nichts würde zu ihm durchkommen. Aber einfach tatenlos dastehen? Vielleicht würde es etwas helfen, wenn sie einen Schritt weiter ging – wenn sie ihm endlich mal ein verdammtes Zeichen gab – und so ging sie auf ihn zu, als er das Wasser endlich weggestellt hatte und nahm seine Hände in ihre. Sie überwand sich, ihn nicht mit Angst anzusehen oder den Sicherheitsabstand zu halten, den sie sonst immer zu brauchen schien „ Ich war draußen, in einem Park. Ich habe die Nacht da einfach nur gesessen und... konnte mich irgendwie nicht bewegen oder irgendwas tun. Das war wie in einem Schockzustand, wegen dem fremden Mann, wegen unserem Streit und wegen dem Plan, der schief gelaufen war obwohl ich dir damit doch nur etwas gutes tun wollte. Ich wollte dir doch nicht mit Absicht solche Sorgen machen... ich kann nichts sagen, was das wieder gut macht. Verdammt, du hattest sogar einen Rückfall deswegen.“ Lucy betrachtete sein schönes Gesicht, was nun aber nur fahl und ganz woanders wirkte. Die hervorstehenden Wangenknochen, diese großen, schwarzen Augen – alles, was sie so lange nicht mehr an ihm gesehen hatte. „ Das ist allein meine Schuld. Weil ich irgendwo verloren habe zu sehen, was du alles für mich durchmachst. Weil du niemand anderen bei dir liegen haben willst. Du hast Recht, dass geht alles zu langsam vorwärts... du hast Recht damit, dass ich endlich aufhören muss, dich mit Chris zu vergleichen. Du hast mir nie etwas böses getan. Mein größter Ansporn die ganze Zeit über, war immer, dass ich will, dass es so wird wie früher... mit dir.“ erreichte ihn das? Konnte ihn das wach rütteln, dass er die Gewissheit hatte, dass auch Lucy sich doch wünschte, die beiden wären wieder unzertrennlich und würden nicht einer auf dem Boden und einer im Bett schlafen? Das sie darauf hinarbeitete, wirklich wieder mit einem Mann und dessen ständiger Nähe umgehen zu können? Seiner Nähe? „ Aber... jetzt müssen wir auch... aufpassen, dass es nur bei dem einen Rückfall bleibt?“ sie musste das wissen, Wissen, ob er nach der Nacht wieder viel eher auf den Geschmack gekommen war, als das es ihn abschreckte.
31.07.2015 12:47
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Beitrag #6
RE: AIDEN # LUCY
Lucy tat genau das, was ich mir vor ein paar Stunden noch so sehnlichst gewünscht hatte. Sie nahm meine Hände in ihre, hielt sie fest und kam mir bewusst so nah wie schon lange nicht mehr. Es war nur ein kleiner Schritt, aber wenigstens war es einer in die richtige Richtung, mehr hatte ich nie von ihr gewollt. Doch in meinem Zustand war mir selbst das gleichgültig. Sogar ihre Entschuldigungen und ihre Erklärungen drangen noch immer nicht richtig zu mir durch. Dass sie sich vornahm in Zukunft anders mit mir umzugehen, mich nicht mehr mit Chris zu vergleichen, mich so anzusehen wie ich es verdiente. Aber die Drogen und alles, was in der letzten Nacht geschehen war, hatten so etwas wie eine Mauer um mich erbaut, an der alles abprallte, was Lucy sagte. Scheiße, was ich mir für Sorgen um sie gemacht hatte. Wie oft ich versuchte hatte sie zu erreichen. Das hatte ich nicht verdient und das Kokain bestärkte mich in dieser egoistischen Meinung, bei der ich überhaupt nicht in Erwägung zog, dass es auch bei Lucy Gründe gegeben hatte so zu handeln. Und dass sie das jetzt bereute und sich aufrichtig dafür entschuldigte. "Stimmt, du kannst nichts sagen, was das wieder gut macht", kam deshalb abweisend aus meinem Mund, im selben Moment zog ich auch wortlos meine Hände von ihren zurück und wandte mich einfach von ihr ab. "Ich fahr morgen schon nach Los Angeles. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns einfach ein paar Tage nicht sehen." Lucy wusste, dass ich am nächsten Wochenende mit der Band auf eine kleine Mini-Tour fuhr. Vier Konzerte in unterschiedlichen Städten an der Westküste, unter anderem auch in Los Angeles und San Francisco, um in kleinem Rahmen die neuen Lieder live zu spielen, bevor wir Ende des Jahres den Release unseres neuen Albums und eine große Tour anvisierten. Eigentlich war geplant, dass ich erst in vier Tagen fuhr, so spät wie möglich, um so lange bei Lucy sein zu können. Aber diese Wohnung fühlte sich mit einem mal so eng an, viel zu klein für uns beide und die Spannung, die zwischen uns lag, bestärkte mich darin, dass ich kurzfristig die Pläne änderte. Ich sah mir nicht einmal an, wie Lucy darauf reagierte, ob sich ihr Gesicht veränderte. Völlig gleichgültig ging ich zu der Musikanlage, verband mein Handy damit und erfüllte kurz darauf den Raum mit dröhnend lauter Hardcore Musik, die weitere Kommunikation unmöglich machte. "Ja. Jetzt müssen wir definitiv aufpassen, dass es nur bei einem Rückfall bleibt", verließ dennoch sarkastisch meine Lippen, aber so leise und gleichgültig, dass sie es vermutlich nicht einmal verstand. Doch selbst wenn sie nachhakte, wäre es mir egal. Vermutlich würde ich es eh nicht schaffen in den nächsten Stunden einschlafen zu können, aber trotzdem legte ich mich einfach aufs Bett, verschränkte meine Arme unter dem Kopf und schloss meine Augen. Die harte, laute Musik brachte sogar meine Gedanken zum Schweigen und genau so beabsichtigte ich es gerade auch.


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
01.08.2015 03:02
Chris John Millington
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Beitrag #7
RE: AIDEN # LUCY
Es war sicher nicht so, dass ich ständig vor dem Computer saß und das Internet nach Informationen über Aiden oder Lucy durchforstete. Wenn ich ganz ehrlich war, dann befand ich mich gerade auf einem sehr guten Weg, um das alles hinter mir zu lassen. Ich würde nicht vergessen, wie sie mein Kind auf dem Gewissen hatte, das nicht, aber ich wollte damit abschließen und mich selber davon nicht mehr belasten lassen und in Sky fand ich auch eine sehr zeitaufwändige Aufgabe, die mir dabei half. Mal abgesehen davon hatte ich überhaupt keinen Grund an dem zu zweifeln, was ich alles durch Lahja wusste, schließlich war ich selber auf dem Dach gewesen, hatte Lucys Abschiedsbrief lesen können, ihr Skateboard dort gesehen. Nie wieder tauchte irgendwo etwas über sie auf. Wenn sie noch Familie gehabt hätte, dann hätte ich die kontaktiert, aber das schien aussichtslos. Der Einzige, der ihr wirklich viel bedeutet hatte war Aiden, und den hatte ich effektiv direkt nach ihrem Verschwinden beschattet und wusste dadurch, dass sie sich nicht bei ihm verstecken konnte. Das ergäbe keinen Sinn. Lucy lebte nicht mehr, daran gab es keinen Zweifel. Bis ich eines Besseren belehrt wurde.
Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern wie ich überhaupt auf das Video stieß, vielleicht hatte ich mich einfach nur durch Youtube geklickt, um die Wartezeit im Auto schneller zu überbrücken, während ich dort saß und einen Job für Brooke erledigte, der daraus bestand jemanden zu beschatten und durchgehend auf die Tür eines fremden Hauses zu starren. Sie schien zwar noch immer nicht zu wissen, was da momentan zwischen Sky-Scarlett und mir vor sich ging, aber ihre Wut über meine letzte Missachtung ihrer Regeln ließ sie mich auch jetzt noch spüren. Indem sie mir immer mal wieder so stupide Aufgaben wie diese hier gab. Und als ich dort saß, ganz alleine, stolperte ich über den Mitschnitt eines Konzertes von Aidens Band mit dem sehr interessanten Titel "SwEeEeEtTt!!! AiDeNs GiRlFrIeNd On StAgE!!! CAST THE AFTERMATH 4-EVER!". Hatte er also eine neue Freundin gefunden, wie schön für ihn. Ein kaltes Lächeln zog sich über meine Lippen, als ich das Video anklickte, einfach um mir das Gesicht dieser jungen Dame zu speichern, in der Hoffnung, dass ich ihr irgendwann einmal über den Weg laufen und ihr Leben völlig zerstören könnte, aber noch ehe ich diesen Plan durchdenken konnte verging mir das Lächeln. Denn die Frau dort auf der Bühne, die das Mikrofon in die Hand nahm, das war nicht irgendeine neue Schlampe, das war Lucy. Lucy schrie dort direkt in Aidens Gesicht. Sie war es, die ihm sagte, dass sie ihn liebte. Meine Finger zitterten, mein Herz vibrierte, wie fixiert starrte ich den Bildschirm an und ließ das Video mehrmals durchlaufen, immer wieder, bestimmt für eine halbe Stunde. Bis die Wut mich auf einmal völlig einnahm und ich urplötzlich mein Handy mit voller Kraft auf das Armaturenbrett schlug. Und noch einmal. Bis es in meinen Fingern in tausend Teile brach und ich den elektronischen Müll einfach laut fluchend aus dem Fenster beförderte. Sie lebte. Sie lebte tatsächlich. Mit Aiden zusammen. Scheiß Hure. Scheiß Dreckshure.
Innerhalb weniger Stunden hatte ich durch meine Kontakte alles herausfinden können, was ich herausfinden musste. Das war nicht einfach, Lucy hatte sich seit ihrem Verschwinden bei keinem Amt gemeldet, aber einen Weg gab es immer und diesmal lief er über Aiden. Er hatte eine kleine Wohnung in San Francisco angemietet, das fand ein Bekannter von mir im System, und wenn man sich seine Kreditkartenauszüge ansah, dann lebte er selber momentan auch dort. Mit seiner wunderbaren Freundin vermutlich. Ich bekam die Adresse und der Rest war ein Kinderspiel. Der Musiker war im Moment sowieso mit seiner Band unterwegs, auch das war nicht schwer gewesen zu erfahren, sehr wahrscheinlich war Lucy also allein. Also fuhr ich noch in dieser Nacht nach Norden, platzierte mein Auto dort auf der gegenüberliegenden Straßenseite von besagter Wohnung und tat das, was ich den letzten Wochen sowieso dauernd tun musste: Ich wartete. Ich beobachtete die Tür. Das, was jetzt geschehen würde, musste gut durchdacht sein. Geplant. Ich durfte keine Fehler machen. Es müsste alles reibungslos funktionieren. Und während es einerseits zwar an meinen Nerven zerrte, dass diese Frau nicht endlich das bekam, was sie verdiente, war andererseits diese kribbelnde Vorfreude auch wunderschön. Die Schlampe würde sterben, heute noch. Wir würden einander heute noch in die Augen sehen, sie würde weinen und flehen und betteln. Blanke Angst würde sich in ihrem Blick spiegeln, vor mir. Vor dem, was ich ihr antun konnte. Oh, wie sie es noch bereuen würde mich jemals hintergangen zu haben. Aber nicht noch einmal, diesmal würde ich eigenhändig dafür sorgen, dass sie nie wieder die Chance bekam irgendjemanden zu hintergehen.
Als sich die Tür öffnete und meine Ex-Freundin wirklich dort erschien, war ich für einen kurzen Moment tatsächlich knapp davor all die sorgfältigen Pläne über Bord zu werfen, zu ihr auf die andere Straßenseite zu rennen und sie einfach jetzt sofort zu erwürgen. Weil ich es nicht ertragen konnte, dass sie noch eine Sekunde länger so etwas wie Freude am Leben empfand. Sich in Sicherheit wägte. Aber ich konnte mich noch so gerade kontrollieren, verfolgte sie mit meinem starren Blick bis sie nicht mehr zu sehen war und stieg erst dann aus meinem Wagen, um die Straße zu überqueren und mir Zutritt in das Gebäude zu verschaffen. Lucy und Aiden lebten im zweiten Stockwerk, das sah ich an dem Klingelschild vor der Tür, die ich geschickt mit zwei dünnen Metallstücken für mich öffnete. Sehr sporadisch war es hier eingerichtet, vermutlich fühlten sich die beiden hier noch nicht ganz heimisch. Verständlich. Klein war es auch. Auf so engem Raum lebten die beiden hier also. Aha. Ich nahm mir alle Zeit der Welt, um durch die Wohnung zu schleichen, mir alles genau anzusehen. Ich inhalierte tief den Duft von Lucys T-Shirt, das sie anscheinend zum Schlafen trug, ich zog meine Finger über die Dessous in einer Schublade, streichelte mit meinem Daumen über die Zahnbürste im Badezimmer. Zwar war da im Moment viel mehr Hass als Liebe ihr gegenüber, aber sie würde immer einen besonderen Platz in meinem nicht vorhandenen Herzen einnehmen. Sie würde mir nie gleichgültig sein.
Erst nachdem ich alles genau inspiziert hatte, tat ich das, wofür ich eigentlich hergekommen war. Ich öffnete Lucys Laptop, musste ein paar Mal mit dem Passwort herumspielen, aber fand letztendlich doch die richtige Kombination. Dann öffnete ich Youtube und rief genau das Video auf, das mich hierher gebracht hatte. In Dauerschleife ließ ich es abspielen, ohne Ton, sorgte dafür dass der Laptop an den Strom angeschlossen war und dass das Video auch noch spielen würde, wenn Aiden in zwei Tagen von seiner Tour zurück kehrte. Für den passenden Ton dazu öffnete ich in einem anderen Tab ein weiteres Video: Ein kurzer 10-sekündiger Ausschnitt aus dem Frankenstein-Film des Jahres 1935. Gruselige Musik spielte dort im Hintergrund und ein schlechter Schauspieler rief erschrocken den Satz She's alive... aliiiiive! Auch dieses Video stellte ich auf Dauerschleife, drehte den Ton auf volle Lautstärke und betrachtete zufrieden mein Werk. Wie melodramatisch. Aber Aiden würde es verstehen. Er würde wissen, dass ich es war. Und es würde ihn innerlich zerreißen, dass er trotzdem keine Beweise dafür hatte und nichts gegen mich tun konnte. Armer Junge.
Danach war Lucy an der Reihe. Ich wusste nicht genau wie lange sie weg sein würde, deshalb stellte ich mich jetzt schon direkt hinter die Tür, stocksteif und wartete erneut. Nervenzerrend lange. Mehrere Stunden vergingen, bis ich ein Geräusch im Flur hörte, dann einen Schlüssel im Schlüsselloch. Für einen kurzen Moment wurde es still, vermutlich weil sie sich wunderte, warum plötzlich nicht mehr verschlossen war. Sie hatte doch abgeschlossen, dachte sie vermutlich gerade selber ganz verwirrt. Oder hatte sie es doch vergessen? Mein Herz schlug schwer, aber nach ein paar Sekunden drückte sie trotzdem die Klinke nach unten und trat ein. Ihr Körper war angespannt, vermutlich hatte sie Angst, mit Recht. Aufmerksam sah sie um sich. Und gerade in dem Moment, in dem sie sich in meine Richtung wandte, in dem ihr Körper einen Schock durchzog, sie vor mir zurück wich, ihre Augen aufriss, stürzte ich auf sie zu und drückte ihr ein Tuch mit Chloroform über Nase und Lippen, bis sie in meinen Armen bewusstlos zusammen sackte. Armes Mädchen.
Bis spät in der Nacht blieben wir in ihrer Wohnung, diese ständigen Worte aus dem Lautsprecher hatten sich schon in mein Gehirn gebrannt und waren nur noch zu einem monotonen Hintergrundgeräusch geworden. Noch immer war ich darauf bedacht keine Spuren von mir zu hinterlassen, deshalb lag Lucy einfach ruhig auf der Matratze, während ich all die Dinge säuberte, die ich im Laufe des Tages mit meinen Fingern berührt hatte. Hier würde zwar keine Mordkommission nach Fingerspuren suchen, aber- nur für den Notfall. Erst als es ganz dunkel war und man keine Geräusch mehr von der Straße hörte, legte ich Lucys bewusstlosen Körper über meine Schulter, strich die Bettdecke auf der Matratze glatt und verließ mit ihr die Wohnung. Umsichtig blieb ich im Hauseingang stehen, vergewisserte mich, dass niemand uns beobachtete, und hechtete dann mit ihr über die Straße, zu meinem Wagen, in dem ich sie auf den Rücksitz legte. Und dann fuhren wir gemeinsam mein nächstes Ziel an: Eine stillgelegte Fabrik, etwas außerhalb der Stadt, ähnlich wie das Gebäude in Los Angeles. Dort kam selten jemand vorbei, das hatte ich vorher in Erfahrung gebracht, und ich hatte alle Zeit der Welt. Lucy stöhnte, als ich sie dort angekommen erneut über meine Schulter legte, das Narkosemittel ließ langsam nach, weil ich ihr seit dem Verlassen der Wohnung nicht erneut das Tuch über die Nase gelegt hatte. Aber erst, als wir oben auf dem Dach angekommen waren und als ich sie vor mir auf den Boden legte, kam sie langsam wieder zu Bewusstsein, blinzelte mit ihren Augenlidern. Erhaben stand ich neben ihr, sah auf ihren kleinen, geschwächten Körper herunter. Oh, wie gerne ich sie leiden lassen würde. Wie gerne ich wollte, dass sie noch einmal die Hölle auf Erden durchlebte. Ich wollte so gerne noch einmal gegen ihren Willen mit ihr schlafen oder ganz langsam ihre helle Haut mit einem Messer öffnen, um mir genüsslich anzusehen, wie sie vor Schmerzen schrie. Aber wenn ich wollte, dass dies hier als Selbstmord durchging, und dass die Polizei von San Francisco mir fern blieb, die Brooke leider Gottes nicht geschmiert hatte, dann war das so nicht möglich. Dann war das einzige Leid, das ich sie fühlen lassen durfte, wie sie hier oben auf dem Dach lag, wohl wissend, dass sie nicht mehr lange leben würde.
Aber wenigstens das reizte ich bis zum Äußersten. Ich starrte lange zu ihr herunter, während sie weinte und mich anflehte sie in Ruhe zu lassen. Wahrscheinlich wartete sie nur darauf, dass ich ihr Schmerzen zufügen würde, doch das sollte sie auch ruhig tun. Sie sollte leiden. Durchgehend richtete ich dabei meine Waffe auf ihren zitternden Körper, damit sie nicht auf dumme Ideen kam und erst als die Sonne aufging, befahl ich ihr aufzustehen. Ich befahl ihr bis an den Rand des Gebäudes zu laufen und obwohl ich sie auch gerne dort noch wimmern und flehen gesehen hätte, entschied sie etwas anderes. Ohne dass ich sie herunter stoßen musste, nur mit dem Lauf meiner Waffe zwischen ihren Schulterblättern, ließ sie auf einmal tatsächlich los und sprang. Mehrere Meter fiel ihr Körper in die Tiefe, dann ein dumpfer Aufprall, ein leises Knacken ihrer Knochen und sie lebte nicht mehr. Sie war tot, endgültig. In ein paar Tagen würde sie mit Sicherheit jemand hier finden, hoffentlich nicht zu schnell. Hoffentlich hatte Aiden noch ein paar Tage Zeit, in denen er völlig darüber verzweifelte, wo Lucy wohl sein könnte. Ob ich sie in meiner Gewalt hatte. Und dann konnte er leiden. Bis mir irgendwann eine gerechte Strafe für ihn einfiel. Irgendwann, wenn er schon nicht mehr mit mir rechnete. Wenn er wirklich eine neue Schlampe gefunden hatte. Bis dahin gab es noch eine weitere Person, die auf meiner Liste stand: Jetzt war erst einmal Lahja dran.
22.09.2015 13:16
Lucy Anderson
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Beitrag #8
RE: AIDEN # LUCY
Hätte Lucy doch nur ahnen können, dass Chris dieses Video im Internet finden würde, in dem sie ihre Liebe zurück gewonnen hatte. Mit Sicherheit hätte sie nichts anders gemacht, außer Aidens Kampf gegen das sozial Media ernster zu nehmen und dafür zu Sorgen, ihr Gesicht aus YouTube verschwinden zu lassen. Daran dachte sie jedoch nicht weil sie nicht einmal selber darauf gestoßen war. Lucy war mit Aiden Glücklich, sie liebte diesen jungen Mann, dessen Herz sie – wie auch immer – erobert hatte und der ihr auch in der schweren Zeit noch beistand. Mit dem ersten Mal Sex auf der Kirmes war zwar ein Stück des Eises zwischen den beiden gebrochen aber Lucy merkte doch, wie sie Tag für Tag noch immer mit der Erinnerung an Chris zu kämpfen hatte und das ihr altes Leben gar nicht wieder so zurück zu holen war, wie sie das gerne gehabt hätte. Denn zu ihren guten Eigenschaften gehörte nicht nur, Aidens endlich auch zuzugestehen die Hand von ihr zu halten oder das er ihren Kopf auf seiner Schulter mit einer festen Umarmung verbinden durfte, ohne ihr Angst einzujagen sondern auch ihre Liebe zu Freiheit, Wissen und ungebundenem Spaß waren doch nicht nur für die Beziehung sondern auch für ihr Glück so enorm wichtig. Dieser kranke Mann hatte es geschafft das höchste Gut von Lucy zu zerschmettern und zu rauben, denn obwohl sich ihre Einstellung im Herzen nicht verändert hatte, konnte sie nicht handeln und agieren, wie sie wollte, die Angst und die Panik sorgten immer wieder dafür, dass sie keinen Schritt vor die Tür machen konnte oder das sie beim Einkaufen alles fallen ließ und eilig nach Hause lief. Es war immer so schmerzhaft, das mit Aiden zu teilen, weil er in diesen Momenten genauso litt, weil er verstand, sie würde nie wieder die Frau werden, die damals so freigeistig in sein Leben gestolpert war. Denn Frei zu sein und so zu Leben, das waren für sie unterschiedliche Dinge geworden, ihr Kopf war noch immer an diese Beziehung, Gewalt, Manipulation und diese Vergewaltigung gebunden – und sie war es auch noch selber Schuld.
Damit Aiden nicht noch weitere Einbüßen machte und weil beiden klar war, von Luft und Liebe ließ sich nicht Leben, redete sie auf ihn ein, er sollte diese Tour antreten. Nicht weil sie ihn nicht bei sich haben wollte, sondern weil Lucy Aiden einfach liebte und er hegte zu dieser Musik so eine Leidenschaft, es reichte doch, dass einer von den beiden nicht wieder in die Realität zurück fand. Bis dahin machten die beiden sich eine schöne Zeit, in den vier Wänden war alles machbar und auch mit ihm alleine konnte sie sich die Stadt ansehen, wenn sie in den Morgenstunden Menschenleer war oder an Merkwürdigen Plätzen mit ganz speziellem Charme seinen Gedanken, Zitaten oder einfach seinem Herzschlag lauschen. Lucy versuchte ihm ihre Gedanken auch mitzuteilen, sie waren nur so viel Düsterer, nur wenn sie über ihn sprach, die Gefühle für ihn, dann gab ihr das genug Halt und Zuversicht, ein Lächeln auf ihre Züge zu zaubern und mit dem Elfenhaften Antlitz tief in seine wunderschönen Augen zu starren, ihn zu Küssen und darauf zu Hoffen, die Zeit würde diese tiefen Wunden gänzlich schließen. Irgendwann.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit ihr oder eher ihr kranker Exfreund. Es war schon eine Überwindung die Wohnung zu verlassen, wenn Aiden nicht da war aber eigentlich schien das heute ein guter Start zu sein. Keine Panikattacke, keine Angstzustände – bis ihr dann beim nach Hause kommen etwas schwer im Magen lag. Wenn sie nur im geringsten geahnt hätte, diesmal lag sie mit dem Bauchgefühl richtig, sie wäre auf der Stelle davon gelaufen aber so redete sie sich ein, nicht zu Übertreiben. Hatte sie halt vergessen abzuschließen, wo sie penibel darauf achtete, es war keiner da! Oder war Aiden zu Überraschung her gekommen? Aus der minimalen Hoffnung kam schon die Freude aus ihr heraus aber nein, mit einem Mal starrte sie Chris ins Gesicht – wollte Schreien, davon laufen, Hilfe holen – er ließ ihr keine Chance.
Viel später wurde sie erst wieder wach, kam zu sich und ihr fehlten die Erinnerungen an den Tag gänzlich. Das Herz klopfte in ihrer Brust, sie war am Leben aber wo? Bis sie den Mann sah, der schon so lange ihr schlimmster Albtraum war. Nein! Sie war nach Hause gekommen und da stand er, da war er, da lauerte er ihr auf. Panik machte sich in ihr breit, sie wollte das Leid nicht erneut durchleben. Nicht wie er mit ihr schlief, ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerstörte, ihr das Leben schlichtweg zur Hölle machte. Oder noch mehr, als seine Spuren es ohnehin schon getan hatten. Deswegen begann sie zu Flehen, zu Betteln, zu Wimmern und zu Weinen er sollte sie einfach in Ruhe lassen. Die Vergangenheit die Vergangenheit sein lassen. Lucy sagte sogar in ihrer Verzweiflung, egal wie dumm das sein könnte, sie sehr sie Aiden liebte und wie glücklich er sie machte, er musste das doch verstehen. Gerade er, der so Besessen von ihr gewesen war. Das man sich nicht wehren konnte. Das er sie bitte einfach wieder gehen ließ. Chris schien sich daran zu Ergötzen und Lucy wusste nicht weiter, außer seinen Befehlen zu folgen und aufzustehen. Da erst nahm sie so richtig wahr, wo sie waren. Das Dach erinnerte sie an den schwärzesten Tag in ihrem Leben aber zugleich – war das nicht der Weg aus dem Elend? Ruhten tief in ihr nicht noch immer diese Gedanken, im Tode sei sie frei? War es nicht Aiden, der sie noch hier hielt, weil er ihr gesagt hatte, ohne sie wollte auch er nicht Leben? Hielt sie das nicht viel mehr davon ab, es nicht erneut Versucht zu haben, als das Leben mit der Scham und der Angst? Wie von selber bettelte sie noch immer, er möge sie Verschonen aber eigentlich waren ihre Augen auf den Abgrund gerichtet. Das war noch immer eine Lösung. Wie gerne sie noch ein paar letzte Worte an Aiden gesandt hätte, ihn Wissen lassen, dass es am Ende nicht Chris Wille und seine Waffe gewesen waren, die den letzten Schritt herbeigeführt hatten. Sondern ihr Wille. Das sie Chris nicht mit dem Gefühl der Macht in der Brust auf dem Dach stehen ließ sondern das es sie selber und ihr Verlangen nach Freiheit des Geistes gewesen war, die das Flehen verstummen ließen und Lucy ansetzte ihrem Tod entgegen zu laufen. Ihre Arme breiteten sich sogar noch aus, mit einem Lächeln auf den Lippen dachte sie an ihre große Liebe Aiden, seine Lippen und alle diese Erinnerungen der beiden und sie wusste, es war der richtige Weg, den sie gerade ging denn es überwogen die Bilder in ihrem Kopf an die Zeit bevor sie nach San Francisco gekommen waren und ihr Leben von Angst kontrolliert wurde. Nichts davon konnte Chris ihr nehmen oder kontrollieren, genauso nicht ihr restliches Leben. Was sie erreicht hatte. Was sie an Erfahrungen gesammelt hatte. All das, was binnen Sekunden vor dem geistigen Auge ablief hatte er ihr nicht nehmen können und er kam auch nicht einmal darin vor. Das ihr Körper auf dem Boden hart aufschlug, das spürte sie nicht mehr, der unfassbare Schmerz blieb aus – Lucy war sofort Tod. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren. Es bleibt zu Hoffen, dass sich der Wunsch der Logik verliebten Person erfüllt und sie nun ihre Eltern nach so einer langen Zeit auf der Welt, wo sie sich schon so oft fehl am Platz gefühlt hatte, in die Arme schließen kann. Das sie die Zeit mit ihnen teilt, die ihr so jung verwehrt blieb und das Aiden und sie irgendwann an demselben Ort aufeinander treffen würden.

Die Gedanken sind frei,
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen.
Es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei.

Ich denke was ich will
Und was mich beglücket,[...]
Mein Wunsch und Begehren
Kann niemand verwehren.[...]
Und sperrt man mich ein
Im finsteren Kerker,
Das alles sind rein
Vergebliche Werke;
Denn meine Gedanken
Zerreißen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei.
01.10.2015 22:01
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