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PSYCHIATRIE
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Adam Hudson
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Beitrag #31
RE: PSYCHIATRIE
Mit verschränkten Armen und aufeinander gepressten Kiefern wartete ich im Flur, direkt neben der Tür, dass Nele heraus kam, um mit mir zu reden. Es gab in dieser Klinik tatsächlich eine Regel, die besagte, dass so eine Intimität hier nicht gestattet war, weil sich die Patienten auf ihre Genesung konzentrieren sollten, nicht auf erneute, zwischenmenschliche Beziehungen und die damit einher gehenden Probleme. Aber eigentlich war ich kein Unterstützer dieser Theorie, eigentlich glaubte ich, dass Sex und körperliche Nähe die Heilung viel eher begünstigen könnte, gerade wenn es um psychische Krankheiten ging. Eigentlich müsste ich es gerade bei Nele gutheißen, dass sie ihre Wünsche so offen auslebte, aber das tat ich nicht. Ihr gegenüber würde ich das in den Regeln dieser Psychiatrie begründen, doch mir selber konnte ich nichts vormachen, denn es ging nicht darum, ob sie sich auslebte, sondern mit wem sie das tat. Und als die Tür neben mir hart ins Schloss fiel, mein Körper über diesen Schreck einmal zusammen zuckte, teilte meine Patientin mir auch schnell mit, wer dieser Mann in ihrem Zimmer war und bestätigte damit das, was ich mir schon denken konnte. Ihr eigentlicher Ex-Freund und damit der Mann, der sie vor ein paar Wochen betrogen und damit ihren Suizidversuch ausgelöst hatte. "Nele, diese Intimität ist hier bei uns nicht gestattet", sprach ich distanziert und ungewöhnlich hart aus, als sie neben mir stehen blieb und nach einer Rechtfertigung verlangte. "Es gibt bestimmte Regeln, an die du dich halten musst, und diese hier gehört dazu. Und dass- Zac sich hier hinein geschlichen hat, das kann ich auch nicht gutheißen." Kurz wandte ich den Blick in Richtung der Tür und fragte mich innerlich, wie er es wohl geschafft hatte zu ihr durchzukommen, so ablehnend und wütend wie sie in den letzten Wochen über ihren Ex-Freund gesprochen hatte. "Es ist gut, dass du bereit bist an euren Konflikten miteinander zu arbeiten, aber ich muss dich bitten diese Art in Zukunft zu unterlassen. Vorteilhafter wäre es, wenn du ihn mitbringen würdest, zu einer Therapiestunde." Als ich Nele wieder ansah, merkte ich, wie sie mir immer näher kam. Wie sich ihre Mundwinkel verführerisch hoben und sie damit Emotionen in mir auslöste, die ich definitiv nicht haben durfte. Meine Augen klebten an ihren vollen Lippen, an ihrem Zeigefinger, den sie lasziv darüber gleiten ließ, und für einen kurzen Moment glaubte ich mich nicht beherrschen zu können, aber dann presste ich meine Kiefer fest aufeinander und bewegte mich demonstrativ zwei Schritte zurück. "Ich hab dich nicht angesehen", erwiderte ich, so schnell, dass ich mich beinah in den Worten verhaspelte. Regelrecht nervös sah ich einmal um mich, in der Hoffnung, dass niemand unserem Gespräch lauschte, aber obwohl ich niemanden sehen konnte, verschränkte ich ablehnend meine Arme vor der Brust. "Ich würde dich bitten deinen Besuch jetzt nach Hause zu schicken, Nele. Ein Pfleger wird gleich nach dir sehen und sich dessen vergewissern. Wir sehen uns heut Nachmittag in der Therapiesitzung." Mit den Worten wandte ich mich von mir ab und lief schnellen Schrittes den Gang herunter, erinnerte mich nicht einmal mehr daran, weshalb ich überhaupt gekommen war und gab ihr deswegen auch nicht die gute Nachricht, dass man sie in zwei Wochen entlassen würde. Das alles war- einfach zu viel. Das überforderte mich. Und ich musste mich unbedingt davor verschließen, bevor ich mich gänzlich in etwas verlor, dem ich nicht gewachsen war.
06.09.2015 23:36
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


Beiträge: 281
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #32
RE: PSYCHIATRIE
Es tat unfassbar gut Nele wieder so nah zu kommen, jetzt gerade fühlte es sich tatsächlich so an, als könnten wir damit unsere Differenzen niederlegen und unsere Probleme auf einer neutralen Ebene ausarbeiten, doch in Wirklichkeit war das wahrscheinlich nur ein verzweifeltes Wunschdenken. Sie war anfällig für mich und für Sex, weil das in dieser Phase ihrer Krankheit nunmal so war, aber das würde nichts daran ändern, wie sehr ich sie verletzt hatte. Das machte nichts besser und wahrscheinlich müsste ich davon ausgehen, dass mich jede Sekunde ein erneuter Ausbruch ihrer Wut treffen konnte. Doch es schien so leicht sich einfach davor zu verschließen und auf diese intime Art an den zehn Jahren festzuhalten, die wir einander jetzt schon kannten. Obwohl auch diese offene, anziehende Versionen ihrer Selbst nur ein Teil ihrer Krankheit war, versuchte ich meinen Kopf auszuschalten und mich einfach darauf einzulassen. Dies hier als Chance zu sehen überhaupt wieder eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Wie könnte ich denn auch anders? Kaum einer wusste so gut wie sie, was mich erregte, wie man mich berühren oder ansehen musste. Und das alles tat sie heute so verdammt gut, dass ich die Stimmen in meinem Kopf einfach ausblendete, die laut schrieen, dass dies hier der falsche Weg sei. Eher gab ich mich ihr völlig hin, berührte ihren Körper mit meinen Händen, meinen Lippen und war kurz davor mich mit harten Stößen gegen ihr Unterleib zur absoluten Ekstase zu treiben, als Nele mitten im Akt etwas aussprach, das mich urplötzlich in der Bewegung inne halten ließ. Geschockt starrte ich zu ihr hinab, dann über meine Schulter zur Tür und als ich einen fremden Mann dort stehen sah, zog ich mich ohne zu zögern erschrocken aus ihr zurück. Panisch griff ich nach meiner Shorts, dann nach meiner Jeans und bekam dabei nur benebelt mit, wie dieser Mann stammelte und dann die Tür hinter sich wieder schloss. Ein Pfleger, vermutete ich, einfach weil ich ihm aufgrund seines Äußeren nicht die Rolle eines Therapeuten zusprechen konnte, doch das machte auch gar keinen Unterschied. Ich war so perplex von dieser gesamten Situation - unter anderem auch davon, dass Nele seelenruhig noch immer auf dem Bett lag, nackt und erschöpft, und nicht einmal ansatzweise Scham verspürte - dass ich gar nicht klar denken konnte. Erst als sie ebenfalls langsam aufstand, sich anzog und dann noch einmal auf mich zukam, war es mir möglich mich langsam wieder zu fassen. "Das war- wirklich sehr schön", sprach ich trotzdem noch immer verwirrt aus und war allem voran erst einmal froh, als sie aus dem Zimmer verschwand und mir dadurch ein paar Sekunden Zeit blieben, um mich wieder zu beruhigen. Und vor allem - um mir eine Meinung zu dem zu bilden, was gerade hier geschehen war. Der Sex, war das gut? War das wirklich das, was ich wollte? Auch dann noch, wenn ich wusste, wie abgedreht und realitätsfern Nele gerade dank ihrer Krankheit war? Doch so schnell ging das nicht und als sie wieder hinein kam, konnte ich noch immer keine Klarheit in meine Gedanken bringen, weshalb ich sie auch entschuldigend ansah. "Ich weiß nicht, ob das so richtig war", sprach ich ehrlich aus, rieb mir mit meiner flachen Hand fest über mein Gesicht, ehe ich langsam den Kopf schüttelte. "Wir müssen über so viel reden, Nele. Wir müssen uns über so viel klar werden, bevor- sowas noch einmal passiert. Ich glaube- ich gehe jetzt besser und dann, wenn es dir etwas besser geht, dann reden wir nochmal? Über alles?" Ich wollte damit nicht erneut eine ungewollte Distanz zwischen uns errichten, deshalb ging ich auch auf sie zu und nahm ihren schmalen Körper einmal fest in meine Arme, doch anstatt das zu Ende zu führen, bei dem wir gerade unsanft unterbrochen würden, verließ ich den Raum und ging den Flur hinab.


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

[Bild: zac04.png]
07.09.2015 00:04
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Nele Hensley
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Beitrag #33
RE: PSYCHIATRIE
Nele sah Adam erstaunt an, wie er mit ihr umging denn so Streng hatte sie ihn ihr gegenüber noch nie erlebt. Auch das er sie danach noch mal Kontrollieren lassen wollte, das passte so gar nicht zu dem, was er ihr sonst für ein Bild abgab. Wie er schon regelrecht vor ihr davon rauschte, hob sie aber nur die Schultern und als dann aber auch noch Zac mit so diffusen Worten den Raum verließ, war sie eindeutig Überfordert. Er wollte noch mit ihr Reden aber wenn es ihr besser ging und das war keine gute Idee? Auch wenn es schön war? Natürlich schaffte sie es nach zehn Jahren, in denen sie mit ihm zusammen gewesen war nicht sofort ihn wieder aus ihrem Kopf zu verbannen und noch mehr fragte sie sich, wann die beiden sich denn dann noch mal Wiedersehen würden aber es blieb dabei, sie war nun alleine in ihrem Zimmer und das erste Mal seid Beginn der Manie musste sie sich mit ihren Gefühlen auseinander setzen. Nach etwa fünf Minuten, die sie einfach nur dastand und die Orte betrachtete, an denen sie Zac so nahe gewesen war, drifteten ihre Gedanken aber zum Glück wieder ab und Nele begann einfach auf einem Blatt herum zu kritzeln. Bis die Tür aufging, der Pfleger nach ihr sah und alles wieder aufgewühlt wurde – was sie zu einem Aussetzer der neuen Art animierte. Sie knüllte alle Blätter, warf alles um sich, was nicht zu viel Lärm machte – sie wollte wirklich nicht wieder Ruhig gestellt werden und saß dann inmitten des Chaos auf dem Boden. Das spiegelte auch in etwa genau ihr Inneres wieder. Bis zum Nachmittag, bis zu der Therapiestunde bei Adam. Natürlich ging sie dieses Mal anders daran, eher Misstrauisch auch wenn noch keine Scham davon spürbar war, wie sie sich noch immer unter Zac gewunden hatte, als er hinein gekommen war und auch nicht, dass sie sich so viel Zeit gelassen hatte, ihre Kleider zusammen zu suchen. Das Gespräch verlief einsilbig und Mühevoll, denn sie konnte ihm nur Schildern, was Zac danach gesagt hatte und das auch nur, wo ihr Kopf immer wieder zum Fenster abdriftete und sie sich von den Gedanken ablenkte. Bis ihr das Gespräch von Adam und ihr wieder in den Sinn kam und sie sich irgendwann einfach aus dem nichts heraus von dem Stuhl erhob, um den Schreibtisch ging und sich demonstrativ vor ihn setzte. Sie spreizte die Beine, stützte sich aber in deren Mitte mit den Händen auf dem Holz ab und beugte sich verdammt weit nach vorne zu ihrem Therapeuten. „ Ich würde... gerne Wiederholen, was heute Vormittag passiert ist. Mit dir.“ ihr sexuelles Verlangen war einfach da und die dunklen Augen fixierten Adam „ Wenn du mich gar nicht willst, dann sag es, dann... lasse ich das – aber... da war doch was?“ in ihrem Fall hätte sie sich das auch Einbilden können, es war sicher nicht so, dass sie ihn ertappt hatte aber Neles Wunsch war einfach so drängend.
07.09.2015 08:38
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Adam Hudson
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Beitrag #34
RE: PSYCHIATRIE
Die heutige Therapiestunde mit Nele verlief schleppend, was aber sicher nicht nur daran lag, dass sie in Gedanken woanders war und dass sie sich von den Geschehnissen des Morgens gewissermaßen überfordert fühlte, sondern genauso war auch ich daran Schuld. Ich wusste nicht recht mit ihr umzugehen und mit mir passierte genau das, was ich eigentlich verhindern wollte: Ich konnte meine Patienten nicht mehr so neutral behandeln, wie sie es eigentlich brauchte und verdiente. Immer wieder, wenn sie in Richtung des Fensters starrte und ihre Augen auf den Horizont dahinter fixiert waren, sah ich sie ein paar Sekunden zu lange an, schweigend, und hatte dabei die Bilder ihres nackten Körpers vor Augen. Oder davon, wie sie sich ganz nah vor mich gestellt und die Kontur ihrer Lippen mit dem Zeigefinger nachgezogen hatte. Aus irgendeinem absurden Grund, den ich selber nicht verstand, fühlte ich mich einfach so sehr zu ihr hingezogen, wie selten bei jemandem zuvor. Und deshalb drehte sich auch unser Gespräch nur um ein Thema: Um ihren Ex-Freund und darum, was diese intime Nähe der beiden zu bedeuten hatte. Eigentlich musste ich auch dabei neutral bleiben, natürlich, auch das gehörte zu meinem Job, aber je schwerfälliger wir uns um das Thema wandten, desto eher versuchte ich sie auch in eine bestimmte Richtung zu drängen. Dahin, dass sie sich nicht zu schnell wieder auf ihn einlassen sollte. Dass sie versuchen sollte ihre Selbstständigkeit auszuarbeiten. Auch ohne ihn zurecht zu kommen. Es ärgerte mich, dass dieser Mann, der Nele so verletzt hatte, jetzt wieder so präsent in ihrem Leben war und ich nutzte meine übergeordnete Stellung als ihr Therapeut aus, um meine eigene ungerechtfertigte Eifersucht zu beruhigen. Obwohl es falsch war. Auch das wusste ich.
Mittlerweile steckte ich aber so tief in etwas fest, in dem ich mich gar nicht befinden wollte, dass ich nicht mehr bloß professionell auf sie reagieren konnte. Und das zeigte sich auch deutlich, als Nele erneut unvorbereitet aufstand, um meinen Schreibtisch herum ging und sich direkt vor mir auf der Holz der Tischplatte setzte. Automatisch rollte ich mit meinem Stuhl ein Stück zurück, soweit bis ich mit der Lehne gegen das Regal hinter mir stieß, einfach um Distanz zwischen uns zu bringen und mich dadurch dieser Anziehungskraft zu entziehen, die sie auf mich ausübte, aber das funktionierte nicht. Wenn man tief in sich etwas so sehr wollte und etwas so sehr verlangte, wie das bei mir mit Nele der Fall war, dann konnte man sich nicht so leicht dagegen wehren. Mein Atem ging auf einmal wieder schwerer, meine Brust hob und senkte sich deutlich sichtbar, aber obwohl ich eigentlich unbedingt aufstehen und meine Patientin in ihre Schranken weisen sollte- tat ich das nicht. Stattdessen fixierten meine Augen erst ihre, sanken dann langsam an ihrem Körper hinab, bis zwischen ihre Beine. Ich versuchte den Kopf zu schütteln, ablehnend, aber gleichzeitig tat ich auch etwas völlig anderes, das überhaupt nicht dazu passte. Meine Hände legten sich auf ihre Knie, meine Finger pressten sich hart in ihre Haut. Das war wie ein Kampf in mir, der sicher auch Nele nicht verborgen blieb, zwischen dem Teil in mir, der sich ihr einfach hingeben wollte, und dem Teil, der sich strikt dagegen wehrte und mir immer wieder ins Gedächtnis rief, dass ich das nicht durfte. "Ich- es ist nicht so, dass ich das nicht will", sprach ich gedämpft aus und ärgerte mich im selben Moment, dass ich diese Offenbarung mit ihr geteilt hatte. "Wir- dürfen das nicht, Nele. Das ist gegen die Regeln, bitte. Bitte- tu das einfach nicht." Dabei drückten meine Hände diesmal von den Seiten gegen ihre Knie, ich versuchte dadurch ihre so einladend geöffneten Beine zu schließen, aber noch immer schaffte ich es nicht von meinem Stuhl einfach aufzustehen. Viel eher bat ich meine Patientin, dass sie mir diese schwierige Entscheidung abnahm, dass sie einfach wieder aufstand und ging, weil ich immer mehr spürte, dass ich dazu nicht in der Lage war.
07.09.2015 11:46
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Nele Hensley
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Beitrag #35
RE: PSYCHIATRIE
Nele sah sich ihrem Ziel näher kommen, als er sie von ihren Augen abwärts betrachtete und auch wenn seine Worte ihr vermitteln sollten, dass die beiden das nicht durften so kam ein genießender Ton aus ihrer Kehle als er ihre Knie so umfasste. Wer dachte sich denn diese Regeln aus? Das hatte sie sich heute Vormittag schon gefragt. Das war so Sinnlos in ihren Augen. Wenn sie doch Lust aufeinander hatten, warum konnte ihnen das jemand verbieten? In der Manischen Phase hatte Nele nie gelernt sich zurück zu halten, sie hatte immer genau das getan, wonach ihr der Kopf stand und deswegen schüttelte sie den Kopf auf seine Bitte hin. Natürlich sah sie, wie er sich schwer tat mit seiner Entscheidung und verzweifelt versuchte, sich gegen dieses innere Verlangen zu wehren. Wenn er doch nur los lassen würde, dann wäre das alles nicht so schlimm und auch ihm würde es gut gehen und so viel Glück in ihm frei setzten, wie sie sich Sicher war, das diese Nähe in ihr auslösen würde. Also schob sie sich von dem Schreibtisch und in einer fließenden Bewegung nach vorne, setzte sich breitbeinig auf den Schoß von ihrem Therapeuten. Mehr noch, sie war nun nicht bereit sich wieder weg schicken zu lassen oder das er sie Abwimmelte. Nele legte die Hände an seine, mit einem festen Griff und presste ihre Lippen auf seine. Dabei nahm sie seine Hände, noch immer mit nach druck, begann an ihren Schultern und führte sie in der Mitte ihrer Brust zusammen und ließ sie beide Abwärts gleiten bis hin zu ihrer Hüfte. Wenn er sie jetzt herunter stoßen würde, sie würde sich an ihm festklammern denn dieser Kuss fühlte sich einfach zu sehr nach dem an, was ihr inneres sich ersehnte. Bis ihre Stimmung umschlug, wie das heute schon so oft der Fall war und was die Medikamente nur verschlimmerten. Es war wohl Adams Glück, das Nele auf einmal wie von sich selber überfahren war aus einer ganz diffusen Angst heraus – er würde nicht mehr mit ihr weiter Arbeiten. Mit einem Mal wich sie fast Stolpernd vor ihm zurück „ Aber... bitte... brich die Therapie nicht ab.“ Sie hatte doch so fest daran geglaubt, dass er ihr Helfen konnte und das auch Zac heute noch so Eindrucksvoll geschildert, verdammt, was wenn ihm das nun zu viel war und Nele Grenzen überschritten hatte, die sie nicht hätte überschreiten dürfen? Reue oder Scham waren da noch nicht, viel eher die Angst, die sie so weit zurück drängte, dass sie den Schreibtisch in ihrem Rücken spürte „ Du hast... mir geholfen wie vorher noch niemand.“ flehend sah sie in seine Augen. War er dazu nicht auch Verpflichtet jetzt? Gehörte das nicht auch zu seinen Regeln? Genau wie sie in der Manie alles intensiv und fühlen konnte, so auch jetzt diese Verzweiflung und deswegen ging sie sogar vor ihm in die Knie „ Wenn... nicht, dann bin ich in zwei oder drei Monaten wieder da, wo ich war, als ich hier her gekommen bin...“ und dann würde sie nach England müssen, zu ihren Eltern, in eine Einrichtung wo sie nie wieder raus kam. Anders als bei der Depression begann sie nicht unkontrolliert zu weinen sondern hielt sich verbissen daran, alles daran zu setzen, ihn von dem Gegenteil zu Überzeugen.
07.09.2015 17:44
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Adam Hudson
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Beitrag #36
RE: PSYCHIATRIE
Ich hätte damit rechnen müssen, dass Nele meiner dringenden Bitte nicht nachkommen würde. Dass ihre Gedankenwelt momentan viel zu diffus und instabil war, um zu verstehen, wie viele Regeln wir damit brachen und wie viele Grenzen wir überschritten. Dass es nicht nur ihre Therapie gefährdete. Dass damit nicht nur diese eigentlich sehr distanzierte Beziehung zwischen einem Arzt und seinem Patienten ins Wanken geriet. Sondern dass es um viel mehr ging. Um meinen Job, meine Lizenz, sogar meine Freiheit. Um mein Leben, gewissermaßen. Doch für Nele war das ganz weit entfernt und ich konnte es ihr nicht einmal zum Vorwurf machen. Das war nicht sie selber, sie versuchte nicht mir willentlich Schaden zuzufügen, ihr Gehirn war während dieser Phase der Krankheit einfach nur viel zu sehr auf Stimulation fixiert. Ihre Verlangen und Wünsche wollten gestillt werden und zwar radikal und augenblicklich. Logische, realistische Gedankengänge existierten dort nicht, eigentlich war es doch sogar meine Aufgabe ihr diese wieder näher zu bringen, aber jetzt gerade versagte ich dabei kläglich. Ich konnte mich nicht gegen ihre offensive Art wehren, konnte nichts tun, als sie meine Hände in ihre nahm, sie über ihren Körper führte und ihre Lippen auf meine presste. Ich erwiderte den Kuss nicht, ich wehrte mich aber auch nicht dagegen. Meine Lippen waren ein wenig geöffnet und meine Arme ließ ich ohne Widerstand bewegen, während das Herz mir schwer gegen die Brust schlug. Bis diese intime Nähe unterbrochen wurde, Nele plötzlich von meinem Schoß wieder aufstand und mich erschrocken anstarrte. Weil sie auf einmal Angst bekam, was das für ihre Therapie bedeuten könnte. Auch das konnte ich ihr nicht zum Vorwurf machen, in der Manie war sie nur auf sich selber fixiert, aber diese Distanz nutzte ich, um Klarheit in meinen Kopf zu bringen und die richtige Entscheidung zu treffen. Unvermittelt stand ich auf, ging durch den ganzen Raum bis hin zur Tür und legte meine Hand um die Klinke. Ich brauchte jetzt Abstand, ich musste jetzt versuchen das alles zu vergessen, aber um meine Patientin nicht panisch zurück zu lassen, wandte ich mich ihr vorher noch einmal zu. "Ich- werde die Therapie nicht abbrechen, Nele. Mach dir keine Sorgen. Aber das darf nicht noch einmal passieren, ist das klar? Du darfst mir nicht noch einmal so nah kommen, nie wieder. Wenn das irgendjemand erfährt, dann- wird mir nicht nur diese Therapie genommen, sondern alles. Mein ganzer Job. Hast du das verstanden?" Weil mein Herz aber noch immer schwer schlug, wartete ich nicht einmal ihre Antwort ab, sondern ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum und ließ meine Patientin hier zurück. Sie würde den Ausgang schon finden.
07.09.2015 21:04
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


Beiträge: 281
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #37
RE: PSYCHIATRIE
Meine Entscheidung, dass ich Lahja nichts von dem Seitensprung erzählen wollte, festigte sich nur noch mehr, als ich abends bei ihr aufkreuzte und sie allein schon wegen meiner Übernachtung bei Nele unheimlich wütend schien. Gewissermaßen konnte ich das verstehen, natürlich, Nele und ich hatten nunmal eine äußerst lange und intensive Vergangenheit und all die Befürchtungen meiner Freundin hatten sich schließlich auch bestätigt, aber wie oft musste ich denn einfach akzeptieren, dass sie bei Noah schlief? Vor gar nicht allzu langer Zeit musste das für mich völlig in Ordnung sein und jetzt machte sie mir so eine Szene? Ich war klug genug ihr genau diese Dinge nicht zu sagen, sonst wirkte es nur noch so als würde ich mich für irgendetwas verteidigen oder sie mit etwas konfrontieren, das eigentlich schon längst abgehakt war. Stattdessen versuchte ich sie einfach zu beruhigen, nahm ihr die Angst, während ich ihr knallhart ins Gesicht log, und besänftigte sie schlussendlich, indem sie den übrig gebliebenen Frust beim Sex rauslassen konnte. Für mich war damit die Sache abgeschlossen, ich hatte mich schließlich am Morgen nicht nur von Nele verabschiedet, sondern mich nach meinen Recherchen zu Adams Vergangenheit auch dazu entschlossen ihre Eltern zu kontaktieren. Das würde viel Unordnung in dem Leben meiner Ex-Freundin anrichten, das war mir klar, aber von jetzt an musste ich mich wenigstens nicht mehr in der Verpflichtung fühlen ständig ein Auge auf sie zu haben. Dafür war ihre Mutter jetzt zuständig und ich wusste auch, dass sie penibel darauf achten würde, dass ihre Tochter sich nicht erneut ins totale Delirium stürzte. Das war beruhigend. Vielleicht würde sie Nele sogar überreden mit ihr zurück nach England zu gehen, da hatte sie ein stabiles Umfeld und Familie, die sie auffangen würde, wenn die Depression sie erneut einnahm. Möglicherweise waren da auch noch einige Freunde von früher, das wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee. Ich konnte ja auch nicht wissen, was ihre Mutter stattdessen in Erwägung zog, denn obwohl Nele mir schon einmal erzählt hatte, dass sie darüber nachdachte ihre Tochter in eine geschlossene psychiatrische Anstalt einweisen zu lassen, waren das bisher nunmal nur Worte gewesen. Kein Psychiater, der recht bei Verstand war, würde Nele einfach so einsperren. Niemals.
Mit dieser Gewissheit und Ruhe im Hinterkopf drückte ich deshalb die Nachricht meiner Ex-Freundin am nächsten Morgen einfach weg. Die Nacht mit Lahja hatte mir auch gezeigt, dass ich mich gar nicht erst in die Gefahr begeben wollte unsere Beziehung aufs Spiel zu setzen und das würde ich doch zweifellos tun, wenn ich mich jetzt wieder mit Nele traf, oder? Völlig unabhängig davon, ob wir erneut miteinander schliefen oder nicht: Lahja hatte mir deutlich gezeigt, dass es sie reizte, wenn ich Zeit mit meiner Ex-Freundin verbrachte. Das würde früher oder später unsere Beziehung belasten und eigentlich sollte sie mir wichtiger sein, als Nele. Sie musste mir wichtiger sein. Kopfschüttelnd legte ich deshalb das Handy zur Seite, verbannte den Gedanken an ein neues Treffen aus meinem Kopf und rutschte lieber wieder an meine Freundin heran, um müde den Arm um sie zu legen und das gute Gefühl auszukosten, das sich dabei in mir ausbreitete. Als ich mich ein wenig später von ihr verabschiedete, sie noch einmal küsste, konnte ich ja auch noch nicht ahnen, dass Nele mir diese Entscheidung abnahm und ich Lahja so schnell nicht wiedersehen würde.
Dass irgendetwas hier nicht mit rechten Dingen zuging, das merkte ich erst am nächsten Tag, als ich abends nach dem Training mit meinen Kids im Jugendzentrum aufräumte und auf einmal Neles Mitbewohner wutentbrannt und ganz offensichtlich schwer betrunken in den Raum hinein gestürmt kam. Mein erster Gedanke war sofort, dass ich alles richtig gemacht hatte und dass Neles Mutter hoffentlich schnell kam, um ihre Tochter vor diesem aggressiven Mann zu schützen, es war fast schon beruhigend zu sehen wie er die Kontrolle über sich verlor und mir damit eine Rechtfertigung dafür gab, dass ich hinter dem Rücken meiner Ex-Freundin mit ihren Eltern gesprochen hatte, aber nach und nach wendete sich dann doch das Blatt. Lallend und viel zu laut knallte er mir nämlich gegen den Kopf, dass man Nele mit Gewalt aus ihrer Wohnung gezerrt hatte, dass sie jetzt gegen ihren Willen in einer Klinik festgehalten wurde und dass ihre Mutter plante sie auch in England in so eine Anstalt zu stecken. Dass man sie dort bestimmt mit Medikamenten ruhig stellte, wie ein wild gewordenes Tier, und auch, dass das alles verdammt nochmal meine Schuld war. Obwohl er mir in dem Moment hasserfüllt seine Hände gegen die Brust schlug und damit eine körperliche Auseinandersetzung provozierte, war ich so unfassbar geschockt, dass ich Adam bloß sprachlos anstarren konnte. Das hatte ihre Mutter nicht getan, verdammt. Das konnte sie nicht tun. Das durfte sie auch nicht tun. Das war nie meine Absicht gewesen. Nele war nicht gemeingefährlich, sie war nicht verrückt und man musste sie nicht gegen ihren Willen festhalten. Sie war krank, mehr nicht. Sie brauchte Unterstützung und ein stabiles Umfeld, aber nicht ein steriles Krankenzimmer, in dem man ihr eintrichterte sie wäre für die Welt da draußen eine Gefahr. Oder die Welt für sie. Scheiße, wer hatte denn die letzten Jahre mit ihr zusammen gelebt und den Alltag auch immer gut gemeistert? Wer hatte ihr tagtäglich beigestanden und kannte sie besser, als jeder andere? Ich war das und ihre Mutter hatte keine Ahnung, was sie da tat.
Wenigstens konnte Adam sich ein bisschen beruhigen, als er erkannte, dass mich diese Maßnahme genauso schockierte, aber nein, ich war noch immer der Meinung, dass dieser Mann nicht in Neles Leben gehörte und deshalb ließ ich ihn auch nicht an meinen Gedanken teilhaben. Ich ließ ich nicht wissen, dass ich Nele helfen wollte, sondern beschaffte mir von ihm nur all die Informationen, die ich brauchte - unter anderem in welcher Klinik meine Ex-Freundin lag - und ließ ihn dann betrunken und verwirrt dort stehen. Der sollte erstmal seinen Rausch ausschlafen, verdammt. Und dann sollte er seine Sachen packen und gehen. Während Lahja mir gerade einen wütenden Brief schrieb und sich danach von ihrem Vater verabschiedete, setzte ich mich also in meiner Wohnung an den Schreibtisch und begann so lange herum zu telefonieren, bis ich einen Bekannten gefunden hatte, der schonmal in besagter Klinik angestellt gewesen war. Er war jetzt als Sozialarbeiter im Jugendzentrum tätig, hatte aber mal dort ein Praktikum absolviert und mit viel Überredungskunst gelang es mir, dass er mir beschrieb, wie ich mich unbemerkt in den geschlossenen Teil der Klinik einschleusen konnte. Die Zahlencodes, die ich für die Türen brauchte, notierte ich mir auf einem Zettel, bedankte mich bei ihm und hoffte, dass sie auch tatsächlich noch dieselben waren die damals.
Und das waren sie tatsächlich. Am nächsten Vormittag kreuzte ich dort auf, konnte mich noch so gerade vor Neles Mutter verstecken, die im selben Moment mit einem Arzt an ihrer Seite durch den Eingangsbereich lief, und verschaffte mir dann, nach kurzer Orientierungszeit, eigenhändig Zutritt in den Bereich, wo eigentlich niemand unerlaubt rein durfte. Zum Glück war die Klinik hier groß und weil ich bewusst einen Aktenordner mitgenommen hatte, sah ich wichtig genug aus, dass niemand mich verwirrt ansah. Als ich mich bei einer Schwester nach dem Zimmer von Nele Hensley erkundigte, half sie mir sogar bereitwillig und sah im Computer nach, um mir dann die Nummer durchzugeben. Ich hatte mir aber auch bewusst eine junge Frau ausgesucht, eine, die schüchtern und zurückhaltend wirkte und vermutlich noch nicht so lange hier war. Die machten noch am ehesten Fehler. So wie diesen hier. Mit einem netten Lächeln bedankte ich mich dann noch bei ihr, lief durch den Flur zu besagtem Raum und klopfte zwei Mal gegen die Tür, ehe ich die Klinke herunter drückte und mir selber Zutritt verschaffte. Am liebsten wäre ich aber direkt wieder heraus gegangen. Nele war zwar nicht mehr festgebunden, aber sie wirkte so fahl und unglücklich. Ihre Augen schienen ganz weit weg, dank der Medikamente, die man ihr seit gestern eingeflößt hatte, und sie konnte mir kaum richtig ins Gesicht sehen. "Das hab ich nicht gewollt", war deshalb auch das Erste, was ich atemlos aussprach, nachdem ich die Tür hinter mir wieder geschlossen hatte und auf sie zuging. "Nele, das tut mir so Leid, das wollte ich nicht. Ich wollte nur- ich wollte, dass deine Mutter für dich da ist. Dass sie dich unterstützt, wenn- wenn die Depression zurück kommt. Ich hätte nie- ich dachte nicht, dass sie das hier wirklich tut." Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf, aber noch bevor ich weitere Entschuldigungen aussprechen konnte, erinnerte ich mich daran, weshalb ich hier war. Und dass uns bestimmt nicht allzu viel Zeit blieb. "Ich hol dich hier wieder raus. Ich verspreche es dir, okay? Ich helfe dir hier wieder raus zu kommen." Mit den Worten zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich neben sie, um den Aktenordner aufzuschlagen, in dem sich tatsächlich wichtige Dokumente befanden.


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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06.05.2016 20:24
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Nele Hensley
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Beitrag #38
RE: PSYCHIATRIE
Die ganze Nacht hatte sie am Bett gefesselt verbracht und wer nun der Meinung war, dass es friedlich zugegangen war? Fehlanzeige. Sie hatte versucht durch Schreien und zerren auf sich Aufmerksam zu machen. Wegen der Blutabnahme, um zu sehen, welche Drogen und Medikamente sich in ihr befanden, durfte sie erst nicht Ruhig gestellt werden. Man wollte ihr ja auch keinen Lebensbedrohlichen Cocktail verpassen. Das hier alle glaubten, dass Nele sich mit Absicht zugrunde richtete, dafür hatte ihre Ma schon gesorgt. Dem Arzt hatte sie das eingeredet oder Scheine zugesteckt aber egal wie - alles deutete darauf hin, dass Nele jegliches Anrecht darauf verlieren würde, über sich zu bestimmen. Die erste Beruhigung verschaffte man ihr am Morgen, danach nahm man auch die Fesseln ab und zurück blieben nur wunde Handgelenke und einige Einstichlöcher, weil sie sich gegen die Spritzen gewehrt hatte. Nach dem Telefonat mit Lahja war sie wieder so neben sich, dass sie das halbe Zimmer auseinander genommen hatte und das hatte nun zur Folge, dass sie komisch und aphatisch auf dem Stuhl vor einem Schreibtisch hockte. Immer mal wieder rieb sie sich geistesabwesend über das Gesicht, krümmte sich und sah aus dem Fenster. Dann durch den Raum. Das alles hier war fürchterlich und so halb bekam sie mit, was geschah und halb war sie ganz woanders. Immer wieder riss der Draht zur Realität ab.
Auch dann dachte sie, als die Tür sich öffnete und Zac hinein kam. Sie wand sich ab, ihre Ma hatte ihr gesagt, dass er es gewesen war, der sie hier rein gebracht hatte. Nur traute sie ihren eigenen Augen nicht – war er es? War er es nicht? War es der Arzt und nutzte eine Verwechslung dazu, dass man ihr schneller alle Rechte aberkannte? So sagte sie erst nichts. Betrachtete ihn fahl, während er Unterlagen durchsah. „ Meine Ma wird meine Vormundschaft beantragen, der neue Arzt hält mich für... eine Gefahr für mich selber. Er ist ein... neuer Arzt. Vergiss es. Vielleicht war das... an der Zeit. Ich habe... Lahja gesagt, was passiert ist. Am Telefon.“ Ihre Stimme klang ohne jegliche Gefühlslage durch den Raum, als würde sie ihm gerade einen Einkaufszettel vorlesen.
08.05.2016 21:25
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


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Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #39
RE: PSYCHIATRIE
Ich wusste, dass das, was Nele sagte, nicht wirklich ihrer Meinung entsprach. Dass viel eher die Medikamente gerade aus ihr redeten, die dafür sorgen sollten, dass sie ruhiger und damit auch gleichgültiger wurde. Nele würde sich nicht einfach mit dem Schicksal abfinden, das ihre Mutter für sie gewählt hatte, und so schüttelte ich auch immer wieder den Kopf, während sie mir tonlos berichtete, dass dieser besagte neue Arzt vielleicht sogar Recht hatte. Dass es für sie an der Zeit wäre sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Verbissen blätterte ich dabei durch meine Unterlagen, wollte eilig nach einem bestimmten Zettel suchen, aber noch bevor ich ihn finden konnte hielt ich auf einmal inne. Stocksteif sah ich meiner Ex-Freundin in die Augen, angespannt und verwirrt. Sie hatte doch nicht-?! Sie hatte nicht wirklich Lahja angerufen, oder? "Du hast was?" Atemlos versuchte ich in ihrem Gesicht nach einem Zeichen für ihre Unzurechnungsfähigkeit zu suchen. Nach irgendetwas, das mir bewies, dass sie viel zu sehr neben sich stand, um tatsächlich klare Aussagen zu treffen. Aber da war nichts. Nele schien zwar weit weg, aber auch nicht so verrückt, dass sie halluzinierte. "Du hast- du hast Lahja angerufen? Hast du- hast du ihr von uns erzählt? Von dem Sex?" Mein Herz schlug auf einmal ganz schwer, meine Muskeln verspannten sich und noch bevor Nele darauf antworten konnte erhob ich mich wieder vom Stuhl, zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer meiner vermeintlichen Freundin. "Geh ran, geh ran, bitte geh ran", nuschelte ich dabei immer wieder, während ich verspannt vor dem Fenster stehen blieb und unfokussiert nach draußen starrte. Aber anstatt den Hörer abzuheben, wurde der Anruf viel zu schnell unterbrochen, weil Lahja mich weg drückte. Fuck. Fassungslos sah ich auf mein Telefon, wählte ihre Nummer direkt noch einmal, aber diesmal ertönte nur noch die Mailbox. Hatte sie ihr Handy ausgeschaltet? Hatte sie mich gerade blockiert? In letzter Verzweiflung schrieb ich ihr eine Nachricht, bat sie darum sich bei mir zu melden, und drehte mich erst dann wieder in Neles Richtung, um ihr mit ganz gemischten Gefühlen in die Augen zu starren und langsam meinen Kopf zu schütteln. "Warum hast du das gemacht?" Weil ihr Blick schon wieder so weit weg ging, lief ich auf sie zu, drückte meine Hand auf ihre Schulter und bewegte ein wenig ihren Körper, um die Aufmerksamkeit meiner Ex-Freundin auf mich zu lenken. "Scheiß Nele, warum hast du das gemacht, verdammt? Wegen dem hier? Weil ich deine Mutter angerufen hab? Aus Rache?"


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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12.05.2016 18:17
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Nele Hensley
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Beitrag #40
RE: PSYCHIATRIE
Nele sah dabei zu, wie Zac irgendwas zu suchen schien und doch brachte sie nicht mal das Interesse auf, danach zu fragen, was er suchte. Tatsächlich hatte sie mit ihrem Schicksal schon abgeschlossen auch wenn sie sich gar nicht vorstellen konnte, wieder nach England zurück zu kehren, was sollte sie denn tun? Man sagte ihr, sie sei Unzurechnungsfähig und das Zac sich nun so aufregte? Das mochte sein Recht sein aber auf der anderen Seite, er war es Schuld, das sie in diese Lage geraten war. Nur durch die Medikamente fiel es ihr enorm schwer, sich schon jetzt an diese gute Zeit in ihrem Leben zurück zu erinnern oder zu klammern, wie sie es in der Manie tagtäglich getan hatte. Aus Sorge, eine Depression könnte ihr das wieder weg nehmen. Eigentlich hatte ihr aber nun Zac tatsächlich alles weg genommen – von der eigenen Wohnung, den neuen Freunden, dem Feiern und dem Frei sein, konnte sie ab jetzt nur noch träumen, wenn sie aus dem Fenster starrte.
Deswegen ging es auch so Spurlos an ihr vorüber, wie er versuchte, seine Freundin zu erreichen, die dank ihr wusste, dass sie auch betrogen worden war. Bis er sie anfasste und Nele ihren müden Blick anhob, die Schultern nach oben ziehend um nach einer Weile zu nicken. „ Ich war wütend, kannst du das nicht verstehen? Ich werde das alles verlieren, was seid unserer Trennung mein Leben geworden ist, wegen dir. Du hast meine Mutter angerufen? Hattest du je die Idee, das war eine schlaue Idee? In der ganzen Zeit die wir zusammen waren? Du kannst so weiter Leben und ich soll abgeschoben werden? Ich... war so wütend und enttäuscht, da wollte ich... es dir nicht so leicht machen und als ich heute Morgen nicht mehr fixiert war, habe ich sie angerufen. Um ihr zu sagen, dass wir Sex hatten. Ja. Sie hat mir erst nicht geglaubt aber ich konnte ihr ein paar Fragen beantworten... Jetzt denke ich, es wäre eh egal gewesen aber heute morgen.... ich war die ganze Nacht an diesem Bett gefesselt. Verstehst du mich denn gar nicht?“ Warum war er denn durchweg sauer auf sie? Nele kam das ungerecht vor aber sie hatte gar nicht die nötigen Kräfte in Reserve, um sich darüber so zu Ärgern, wie am Morgen.
12.05.2016 21:16
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