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JOE'S BAR
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: JOE'S BAR
Es war nicht so, dass Nele alleine gar nichts auf die Reihe bekam. Er war nicht so, als wäre die junge Frau geistig nicht bei sich und irgendwie doch. Irgendwie hatte sie sich doch so wenig unter Kontrolle, bei einer Manie oder einer Depression. Sie würde alleine nie ein Menschenwürdiges Leben führen können. In der Klinik, in England bei ihren Eltern hatte das geklappt. Es gab keine richtigen Medikamente gegen eine bipolare Störung ihres Ausmaßes aber in einer Einrichtung mit Pflegern, die am Tag nach ihr sahen und etwas zum ruhig stellen oder aufpushen, je nach Bedarf, war es ihr eigentlich gut gegangen. Sie hatte sich etwas sortiert bekommen. Ihre Mutter holte sie gelegentlich ab, um mit ihr Unternehmungen zu tätigen – eher wie bei einem Haustier aber okay, so ging sie eben mit den Defizieten ihres Kindes um und in der Klinik knüpfte sie soziale Kontakte. Auf lange Sicht war sogar so was wie eine Außenwohngruppe eine Überlegung, ihre Mutter wehrte sich am meisten dagegen aber Nele hatte doch das Gefühl, sich richtig entschieden zu haben. Gegen die Verhandlung, gegen den Kampf auf Selbstbestimmung, den Zac ihr angeboten hatte. Es gab kein rauf und runter, es gab keine Exzesse in ihrem Leben aber dafür konnten die Ärzte auch ihre Depressionen ganz gut in Schach halten. Ganz Gesund würde Nele nie wieder werden, dass Versprach ihr auch niemand mehr aber die quälenden Gedanken, die konnte man verstummen lassen. Die konnte man Ertragbar machen.
Wahrscheinlich hätte sie ihren Frieden damit gefunden, wenn sie nicht ein Verhängnisvolles Wiedersehen, auf die Eskalation ihres Lebens mitgenommen hätte. Aiden war in den Phasen der Manie wie Gift für sie, pure Verführung und nach einem harten Kampf mit sich selbst, erlag sie doch den bösen Zungen in ihrem Kopf. All die Vernunft, all die Arbeit und Mühe der Pfleger und Therapeuten wurde in dieser Nacht zu Schutt und Asche. Schon nach der ersten Line, nach den ersten Anzeichen von Alkohol in ihrer Blutbahn verlor Nele erneut die Kontrolle über ihr Dasein. Sie würde irgendwann verstehen, wie vielen Menschen sie damit weh getan hatte, wie viele sie vor den Kopf gestoßen hatte aber jetzt wollte sie wieder Leben. Mit einem Mal kam ihr das Leben in der Klinik wieder vor, wie ein Käfig. Ihre Einschränkungen und Grenzen wie, als wollte man ihr das Leben zwar ermöglichen aber wie in einem dieser Spiele – wo man die Kugel durch ein Labyrinth befördert aber mit Mauern zu beiden Seiten, gezwungen dahin zu steuern, wo der Spieler einen haben wollte. Nein, das war verdammt nochmal ihre Existenz und um genau das zu Fühlen, brach Nele erneut aus. Aiden nahm sie mit auf die Tour und auch wenn sie Objektiv gar nicht sah, was hier vor sich ging, bezahlte sie ihn und auch den Rest der Band mit ihrem Körper. Schnell hatte sich herum gesprochen, wie offen und Tabulos Nele war und diese Störte das mit Nichten. Kein Mensch konnte ihre Energie teilen, ihrem Tatendrang folgen oder auch ihrer Lust standhalten. Das Leben wurde erneut eine große Party, die nie enden wollte – zumindest Glaubte Nele das. Die Depressionen hatte sie schon längst verdrängt, als sie Aiden bat, ihn mit sich nach Hause zu nehmen und bei sich Leben zu lassen. Auch ihre Eltern konnten daran nichts ändern. Nachdem sie Erfahren hatten, dass ihre Tochter erneut geflohen war aus der Klinik, gab auch ihre Mutter auf. Sie gaben ihr Kind Endgültig auf. Sie würden daran sonst zerbrechen und um ihr Gewissen zu bereinigen, überwiesen sie ihr etwas Geld aber kaum ein Anruf von ihr wurde mehr angenommen. Eigentlich warteten sie darauf, dass die Polizei aus den Staaten ihnen die Traurige Mitteilung zukommen ließ, dass sie ihre Tochter irgendwo Identifizieren müssten. Selbstmord, Ausgeraubt, Vergewaltigt – alles Szenarien, die ihrer Mutter schon durch den Kopf gegangen waren und weswegen ihr Vater sich schon so lange von ihr abgewandt hatte. So kam es auch, dass am 23. Dezember niemand den Hörer abnahm, als sie wirklich Hilfe brauchte. Als sie alleine, mit einem Rucksack und einer angebrochenen Flasche Schnaps auf der Straße vor Aidens Wohnung stand und der ihr deutlich machte, sie war nicht weiter erwünscht. Wut, Vorwürfe und dann Hilferufe erwiderte er einfach nicht. Nele war aus der Dusche gestolpert, als sie auch schon aufgefordert war, ihre Sachen zu packen und bald schon bebten ihre Lippen bläulich, von der Kälte der Stadt, die sich wegen des feuchten Körpers sogar durch die Klamotten schlich. Wer kam als erstes in den Sinn? Zac. Auf dem Klingelschild suchte sie vergebens nach seinem Namen, seine Nummer hatte sie schon vor ewigen Zeiten gelöscht. All die Party Bekanntschaften die sie hatte, würden sie zwar rein lassen aber – heute? So, wie sie aussah? Mit den Rucksäcken, die schon verrieten, mit einer Nacht auf dem Sofa war es nicht getan? Krampfhaft darüber nachdenkend, was sie nun tat, fuhr sie im Neonlicht der Straßenbahnen durch die Gegend. Zog sich ein paar Nasen auf den Bahnhofstoiletten, die sie sich mit den Pennern und Junkies teilte. Der brennende Schnaps leerte sich zunehmend und eigentlich hatte sie schon vor, ihre wenigen Sachen in eine Ecke des Clubs zu werfen, wo sie auch sonst immer war und einen Kerl zu finden, der betrunken genug war, nicht zu sehen, welchen Balast sie mit zu ihm nach Hause schleppen wollte – als ihr auf dem Weg dahin ein Anhaltspunkt kam. Die Einrichtungen in denen Zac gearbeitet hatte, die hatten über die Feiertage abgespeckten Dienst und die durften ihr eh nicht sagen, wo er nun lebte. Die Uni genauso wenig, wenn er nicht eh fertig mit dem Studium war aber auf dem Weg ins Herzen der Partyszene, kam Nele an einem der Kneipenviertel vorbei. Das war ihre Chance. Dunkel erinnerte sie sich, dass Zac ihr gesagt hatte, Lahjas Vater habe eine Kneipe genau hier. Noch immer Lebensmüde wenig bekleidet stand sie auf, schulterte den Rucksack und verlor fast das Gleichgewicht. Nele hatte gar nicht gemerkt, wie viel Schnaps ihre Kehle schon passiert hatte und wie viel durcheinander sie noch Konsumiert hatte, fehlte ihren Erinnerungen schon längst – besonders wenn man es auf die letzten Tage rechnete. In der Manie gab es etwas wie Trauer und Stillstand nicht aber unterbewusst, da war sie Gestresst von ihrem Leben. Von dem Rauswurf. Von der Frage, wohin jetzt. In der Manie gab es aber auch keine Scham, keinen Gedanken, dass Lahja vielleicht gar nicht so froh war, sie zu sehen. Das weder sie noch Zac sich noch in Los Angeles aufhielten. Es gab nur einen Gedanken, der zu einem Plan wurde an dem sie sich festhielt – genauso als sie die Klinke der Kneipentür herunter drückte und fast genauso schwungvoll ins Innere stolperte. Kaum jemand war so geübt, so durch auf den Beinen zu bleiben wie Nele und so steuerte sie den Tresen an, legte die Ellenbogen darauf und fixierte – wenn auch schwammig – den Mann hinter der Theke. „ Hallo – ich suche Lahja. Kann mir hier jemand dabei Helfen? Die Kneipe hat - vor zwei Jahren zumindest - ihrem Dad gehört...“ Das Sprechen war gar nicht mal so einfach durch das beben ihrer Kieferknochen, wieso sie noch immer nicht auf die Idee gekommen war, sich wenigstens eine dicke Jacke über zu ziehen? Weil sie eben ja noch in der kuscheligen Bahn gefahren war und davor? Davor hatte man sie aus der warmen Dusche in die Obdachlosigkeit geworfen. Vielleicht aber doch nicht so schlecht, denn der Blick des älteren Herren auf dem Barhocker neben ihr, der stieß ihr nicht mal so übel auf. Der hatte auch, wie die meisten jungen Leute, kein Problem mit dem Rucksack auf ihrem Rücken oder aber der Reisetasche zu ihren Füßen. Etwas mehr drückte sie ihr Kreuz durch, betonte ihre Hüfte ein wenig mehr aber nichts konnte mehr an ihrem Schwanken ändern. Daran, dass sie kaum mehr in der Lage war, die Augen scharf zu Stellen.
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30.12.2016 00:45 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
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RE: JOE'S BAR
Kilian war bekannt dafür, dass er in den schrecklichen Zeiten seines Lebens eigenhändig immer alles nur noch schlimmer machte, nicht unbedingt gewollt, aber Enttäuschungen führten zu Wut und Wut zu Destruktion. Mehrmals schon hatte er sich dadurch an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben, hatte selbstzerstörerisch sein eigenes Leben aus Spiel gesetzt, und an demselben Punkt war er auch vor zwei Jahren wieder gewesen. Und das, obwohl es doch eigentlich kurz davor so aussah als würde endlich alles in geordneten Bahnen verlaufen. Als könne er sich zurücklehnen und genießen, dass es ihm und seiner Familie gerade verdammt gut ging. Lahja war felsenfest davon überzeugt bald ihre Ausbildung zu beginnen, Matt und Madison hatten wieder zueinander gefunden und mit April und ihm, da ging es auch stetig voran. Die Kneipe lief, er hatte ein Dach über dem Kopf und Menschen, die sich um ihn sorgten. Eigentlich war alles irgendwie ganz schön in Ordnung bei ihm, aber eines führte zum anderen und nur wenige Wochen später stand er dann dort, mit einem leeren Zimmer in seinem Haus, weil Lahja nach einer Auseinandersetzung tatsächlich wieder das Weite gesucht hatte und erneut in eine Wohngemeinschaft gezogen war. Über ein paar Wochen hatten die beiden keinen oder wenn dann nur sehr spärlichen Kontakt, was sich wiederum natürlich in der Stimmung ihres Vaters niederschlug und diese ließ er dann an jedem aus, der ihm in die Quere kam, unter anderem auch an April und was sich eigentlich gerade so gut entwickelte, wurde wieder zunehmend anstrengender. Kilian empfand das nicht als sonderlich schlimm, für ihn gehörte es dazu, dass es mal gute und mal schlechte Zeiten gab, das hier änderte nichts an seinen Gefühlen für die Frau an seiner Seite, aber ihr schien das anders zu gehen. Sie wollte sich nicht mehr von ihrem Freund so herablassend behandeln lassen, sie wollte sich nicht seinen Launen aussetzen und das, was zwischen ihnen doch schon lange kaputt war, wurde jetzt nur mehr zerstört. Immer wieder geriet das junge Paar aneinander, immer wieder trieb Kilian April an ihre Grenzen, doch als er spürte, dass sie sich tatsächlich emotional weiter und weiter von ihm distanzierte, handelte er mal wieder völlig falsch. Kilian glaubte, dass er seine Beziehung retten könnte, indem er seiner Freundin bewies wie sehr er sie liebte, er wollte ihr Sicherheit geben und Zuneigung, und machte ihr daher unerwartet und ebenso unpassend während einer Auseinandersetzung einen Heiratsantrag. Einfach so. Er meinte das ernst, er wollte April wirklich heiraten, er wollte für immer mit ihr zusammen sein, aber dass sie zögerlich vor ihm zurück wich und dass sie den Kopf schüttelte, das konnte er nicht differenziert betrachten. Er konnte nicht verstehen, dass sie damit nicht ihn als Person ablehnte, grundsätzlich, sondern einfach diesen mehr als schlecht gewählten Zeitpunkt. Diese Beziehung, die gerade sowieso nur am seidenen Faden hing. So hatte sie sich das nicht vorgestellt, doch Kilian sah selbstverständlich nur die ihm entgegengebrachte Ablehnung. Wütend, traurig, enttäuscht und verletzt ließ er April stehen, ohne ein weiteres Wort, und beging daraufhin den wohlmöglich folgenschwersten Fehler seines Lebens. Betrunken und völlig neben ich stehend traf er auf Madison, eins kam zum anderen, und die Liebe, die er so dringend von April gebraucht hätte, suchte er sich in dieser Nacht bei der Frau seines besten Freundes. Das war dann tatsächlich der Punkt, an dem sein Leben mal wieder gänzlich in sich zusammenbrach. Seinen Fehler vor April einzugestehen, die daraufhin endgültig alles hinwarf und ihrem Freund zurecht sagte, dass sie ihn nie wiedersehen wollte, war schon schlimm genug, aber sich dann auch noch Matt zu stellen und ihm zu sagen, was er getan hatte? Seinem besten Freund, der schon seit der gemeinsamen Jugend immer an seiner Seite stand? Derjenige, der eigentlich jetzt für ihn da sein müsste, wo April ihn verlassen hatte, um ihn aufzufangen? Das war noch einmal eine ganz neue Art von Verlust, dessen Ausmaße ihm erst in den folgenden Tagen so recht klar wurden, denn nicht nur Matt wandte sich daraufhin von ihm ab und verließ die Stadt, sondern auch seine Tochter, die mitansehen musste wie ihre kleine Patchwork-Familie gerade gänzlich in sich zusammen brach. Nichts war mehr wie zuvor, Kilian stand auf einmal ganz alleine dort, ohne seine wichtigsten Bezugspersonen, ohne Unterstützung und ohne Hilfe, mit der Last der Kneipe ganz allein auf seinem Rücken.
Die ersten Wochen waren selbstverständlich eine einzige Katastrophe, er trank mal wieder zu viel und er griff auch nicht nur einmal auf aufputschende Drogen zurück, um überhaupt die Nacht zu überstehen, aber ebendieses Pflichtgefühl war es dann auch, das ihn gewissermaßen vor der totalen Selbstzerstörung rettete. Er konnte nicht zulassen, dass das, was er gemeinsam mit seinem besten Freund aus dem Nichts aufgebaut hatte, jetzt scheiterte. Das war seine Existenz, seine Lebensgrundlage, er brauchte die Arbeit, die Ablenkung, er brauchte seine Kunden, vor allem die, die jetzt schon seit Jahren immer wieder hierher kamen. Das war doch alles, was ihm jetzt noch blieb, und als dann auch noch Lahja anrief, als die beiden sich am Telefon endlich wieder miteinander versöhnten und sie ihrem Vater sogar gut zusprach, da hing er sich völlig rein in seinen Job. Er suchte sich studentische Aushilfen, er renovierte sogar eigenhändig einen Teil der Innenausstattung und stand selber jede verdammte Nacht hinter der Theke. Er arbeitete so viel wie selten zuvor, aber die Verantwortung, die er gegenüber seinem Job und auch gegenüber seiner Tochter hatte, die half ihm dabei nicht die Fassung zu verlieren. Und die sorgte dafür, dass er auch zwei Jahre später noch immer hier stand, in seiner Kneipe, und gewissenhaft jede Nacht den Alkohol ausschenkte. Jetzt gerade und mit allem, was ihm zugestoßen war, fühlte er sich hier mehr Zuhause denn je, zwischen seinen jahrelangen Stammkunden, den verzweifelten Seelen, und obwohl er sich zwar ziemlich von seinem sozialen Umfeld zurückgezogen hatte, hatte Kilian sein Leben fest im Griff.
An diesem heutigen Abend war es schon so spät geworden, dass er gerade dabei war sein Arbeitsumfeld aufzuräumen, nur ein älterer Mann, den er schon lange kannte, und ein mittelaltes Paar befanden sich noch hier im Raum, die Kilian aber auch in absehbarer Zeit vor die Tür setzen wollte. Er war müde, seine Knochen taten ihm weh, und als auf einmal jemand hinein kam, drehte er sich daher auch schon herum, um laut zu verkünden, dass er nichts mehr ausschenken würde, aber dazu kam er gar nicht, weil das junge Mädchen ihm sofort ins Wort fiel. Und weil er erschrocken an ihren leicht bläulichen Lippen und ihrem viel zu spärlich bekleideten Körper hängen blieb. Und dann auch an ihren Worten, denn die junge Frau war anscheinend eine Bekannte von Lahja? Mit schief gelegtem Kopf, leicht gerunzelter Stirn sah er sie an, doch weil er ebenso wie das Mädchen den Blick des älteren Mannes neben ihr bemerkte, griff er als Erstes nach seinem leeren Bierglas und stellte es, ohne neu aufzufüllen, in die Spüle. "Wir sind fertig für heute, hm? Geh nah Hause, Clark, sie ist sowieso außerhalb deiner Liga", sprach er dunkel aus, mit einem langen, vielsagenden Blick, ehe er dann doch wieder die junge Frau fixierte. "Die Kneipe gehört auch immer noch ihrem Dad, das bin ich. Kilian. Kann ich dir irgendwie behilflich sein? Was möchtest du von Lahja?"
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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01.01.2017 15:21 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: JOE'S BAR
Es war nicht so, dass Nele in ihrer Manie besonders Wählerisch war, was ihren sexual Partner anging. Hauptsache sie bekam von ihrem Gegenüber, wonach sie sich am meisten verzehrte und egal was Menschen ihr gepredigt hatten, denen sie am Herzen lag, sie sah nicht wenn jemand das ausnutzte. Eher war doch die Frage, wer hier wen ausnutzte, oder? Alter, Beziehungsstand oder Lebensumstände spielten schon lange keine Rolle mehr. In Neles Leben gab es gegenwärtig auch niemanden mehr, der Stellvertretend für sie ein Auge darauf hielt, mit wem sie sich abgab und zum Glück interessierte sie das in der Manie gar nicht. Was passierte, wenn Nele erneut eine Depression heimsuchte? Nicht einmal dachte sie darüber nach, die Krankheit ließ sie nur das Extrem fühlen, in welchem sie sich gerade befand. Man konnte nur für sie hoffen, bis dahin jemanden wie Zac getroffen zu haben, der – egal was passiert war und wie viel Zeit verstrichen war – nie Zulassen könnte, sie sich selber zu Überlassen. Ob er sie bei sich aufnahm oder in eine Klinik einweisen lassen würde? Das käme wohl ganz darauf an, wie sein Leben aussah aber auch bis dahin reichten Nele´s Gedanken nicht. Ihr Kopf war darauf fixiert, ein Dach über dem Kopf zu haben für diese Nacht oder mehr, nicht auf einer Parkbank oder unter einer Brücke schlafen zu müssen und ja, eventuell, sogar jemandem Näher zu kommen. Die Chance das heute bei dem älteren Herren neben sich zu finden, um erst Morgen nach Zac´s neuem Zuhause suchen zu müssen, wenn ihr überhaupt jemand Helfen konnte es zu finden, erstickte der Mann hinter dem Tresen jedoch schon im Keim. Wenn er nicht noch etwas dazu gesagt hätte, dann würde sie nun beginnen zu Toben und eventuell auch die Kneipe verlassen aber wenn sie ihren betrunkenen Augen trauen konnte – der Mann hinter dem Tresen war ohnehin viel besser geeignet. Das es tatsächlich der Vater von Lahja war? Auch das konnte Nele nicht hindern und so schenkte sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit – auch wenn die durch Alkohol und Drogen sehr eingeschränkt war. „ Perfekt – ich hoffe du kannst mir weiter Helfen. Eine der wenigen Chancen, heute nicht unter freiem Himmel oder in der U-Bahn zu schlafen, ist gerade durch die Tür deiner Kneipe verschwunden.“ So, damit war der Ernst der Lage hoffentlich deutlich geworden und wie wenig Optionen sie hatte. Mit den Ellenbogen stützte sie sich nun auf der Theke ab, stützte ihren Kopf mit den Händen und formte in ihrem Kopf, was sie ihm sagen wollte. „ Lahja und ich kennen Zac und er ist der einzige Mensch, den ich in Los Angeles kenne, zu dem ich gehen könnte aber an seiner alten Wohnung ist kein Klingelschild mehr mit seinem Namen. Die Einrichtungen alle ab zu klappern lohnt sich an den Feiertagen kaum und die Uni ist geschlossen. Hast du oder Lahja die neue Adresse? Irgendwas, wo ich suchen kann? Ich komme eigentlich aus England, Nele... mein Name ist Nele und.... außer Zac kenne ich ich hier niemanden.“ Das sie sich wiederholte war ihrem Zustand zuzuschreiben und jetzt, wo sie es ausgesprochen hatte, wurde selbst ihr etwas Merkwürdig. Nele war noch nie so ganz alleine gewesen und deswegen senkte sie die Augen kurz. „ Ich brauch dringend Hilfe... und vielleicht einen Schnaps oder ein Bier?“ Ha, dass ein verantwortungsvoller Erwachsener und Vater das anders sehen könnte? Daran dachte sie nicht, genauso hatte sie ihn nicht einmal gefragt, ob sie ihn Duzen dürfte. Es gab wirklich wichtigeres. Wie zum Beispiel sich für sein Kompliment zu Bedanken. „ Übrigens.... nicht die Liga deines Kunden? Wie viel Abstand war denn da?“ Ja, Nele Lächelte nun auch ihr Gegenüber schon mit etwas mehr funkeln in den Augen an. Zac lief ihr ja nicht weg.
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01.01.2017 23:30 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
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RE: JOE'S BAR
Kilian konnte nicht wissen wie falsch er damit lag, aber dank der Worte der jungen Frau und vor allem mithilfe ihres Auftretens, war er schnell der festen Überzeugung, dass sie eine Prostituierte sein musste. Wie sonst ließ sich erklären, dass sie den alten, versoffenen Clark mit einem lüsternen, ja fast sehnsüchtigen Blick verfolgte, bis er aus der Tür gegangen war? Oder dass sie so ungeniert erwähnte wie mit ihm auch ihre einzige Übernachtungsmöglichkeit schwand? Zudem wusste Kilian doch in welch selbstzerstörerischen Kreisen Lahja sich herum trieb, in seiner überbesorgten väterlichen Vorstellung saß seine Tochter jede Nacht zwischen irgendwelchen Junkies und Huren herum, kurz davor selber irgendwann in diese Tiefen abzurutschen, wenn sie nicht bald noch die Kurve bekam. Ja, gut, sie arbeitete zwar jetzt und sie schien ihr Leben ganz ordentlich unter Kontrolle zu haben, aber Kilian hatte schon zu viele Abstürze von Lahja miterlebt, um darauf zu vertrauen, dass sie nie wieder aus ihrem geregelten Leben ausreißen würde. So war sie nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wieder alles über ihr zusammen brach und er konnte nur hoffen, dass sie nicht irgendwann in ähnliche Gefilde rutschte wie dieses billige Mädchen hier vor ihm, die er - während er mit einem Handtuch ein paar Gläser trocknete - nur noch argwöhnischer ansah, als sie erwähnte, dass sie eher zu Zac gehörte, als zu Lahja. Aha. Das war ja interessant. Hatte dieser allzu perfekte Zac sich etwa auf dem Strich rumgetrieben, ja? Es würde Kilian ja auch nicht wundern, wenn er mit seiner überheblichen Art sonst keine Frauen abbekam. Der Name des Mädchens kam ihm zwar irgendwie bekannt vor, aber es gelang ihm nicht den Zusammenhang herzustellen zwischen ihr und der Ex-Freundin von Zac, die Lahja mehrmals in Gesprächen erwähnt hatte. "Ich hab keine Ahnung, wo Zac jetzt lebt." Schade eigentlich. Es wäre doch eine nette Überraschung für seine neue Familie, wenn dort auf einmal eine Prostituierte vor seiner Tür gestanden hätte. "Aber selbst wenn, ich kann mir nicht vorstellen, dass du dort mit offenen Armen empfangen wirst, Kleines. Soweit ich weiß ist er gerade Vater geworden und seine Frau-" Oder Freundin? Egal. "Kann sich sicher auch Schöneres vorstellen, als dir ihre Couch anzubieten. Ich meine ja nur - damit du dir keine falschen Hoffnungen machst. Ich würde dir empfehlen nicht allzu sehr darauf zu vertrauen, sondern dich lieber nach einer anderen Übernachtungsmöglichkeit umzusehen." Super, jetzt tat sie Kilian ja fast leid, wie sie dort stand. Durchgefroren, viel zu dünn bekleidet, mit einer riesigen Rucksack und einer noch größeren Tasche, betrunken, ganz allein, aus England in einer völlig fremden Stadt. Zumindest konnte er so viel Mitleid für sie aufbringen, dass er tatsächlich - wenn auch ein wenig zögerlich - ein Glas Bier vor ihr abstellte. Wasser wäre besser gewesen. Oder Kaffee. Aber bis jetzt ging er ja auch noch davon aus, dass sie gleich einfach aus der Tür wieder hinaus spazieren und sich nicht auf einmal sein Verantwortungsbewusstsein melden würde. Selbst dann noch, als sie ihm plötzlich diesen etwas aufreizenden, vielsagenden Blick schenkte, dem Kilian jedoch völlig emotionslos standhielt, während er ihre Frage beantwortete. "Glaub mir, so weit außerhalb deiner Liga, dass er sich deine Dienste bestimmt nicht leisten kann. Der kann nicht einmal das Geld für seinen Suff aufbringen, sei froh, dass ich dich davor bewahrt hab. Das Gleiche gilt für mich übrigens auch. Das Bier geht gerne aufs Haus, aber du brauchst mich gar nicht so ansehen, ich bin nicht interessiert." Sie war zwar eine attraktive Frau, aber Kilian würde sich heutzutage schon aus Stolz dagegen weigern Geld für Sex zu bezahlen.
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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03.01.2017 11:50 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: JOE'S BAR
Nele konnte im ersten Moment gar nicht Recht zusammen führen, was Kilian ihr da versuchte zu sagen. Wie auch, in ihrem Zustand, unter Drogen und Alkohol? Statt deshalb die Notbremse zu ziehen, trank sie aber lieber noch einen tiefen Schluck von dem Bier, was er vor ihr abstellte. Gerade in diesen Phasen in ihrem Leben lebte Nele für den Moment, für das hier und jetzt und wenn man sich ihre Lebenssituation anschaute konnte man fast erleichtert darüber sein. Diese Krankheit nahm ihr im Leben einiges, sie würde nie wieder Gesund werden aber wo jemand anderes vielleicht verzweifelt und am Boden zerstört in der Ecke sitzen würde, gab es viel zu viele Emotionen, die jetzt in ihr einen schnellen Wechsel vollzogen. Zac hatte eine Frau und ein Kind, so wie er es sich immer gewünscht hatte und wo die beiden – wenn auch absolut Irrsinnig und verrant, dran festgehalten hatten, dass auf die Beine zu stellen. Ohne sie hatte er seine Träume realisiert und irgendwo gab es da auch diesen Teil, der ahnte, sie wäre dazu nie in der Lage gewesen aber was sie darüber denken sollte konnte sie nicht Recht einordnen. Schon fast leer und doch so voller Gedanken sah sie an Kilian vorbei, in ihrer Mimik konnte man nur erahnen, dass er etwas in ihr los getreten hatte, was sie mehr Beschäftigte als der Alkohol sie zuließ zu denken. Zumindest solange, bis ihre Augenbrauen sich nach oben zogen und sie nach und nach verinnerlichen konnte, was der Vater von Lahja ihr gerade unterstellte. Eigentlich hatte sie ihn schon fragen wollen, ob sie hier im Lager eine Nacht schlafen konnte, wenn er ihr schon nicht weiter helfen würde aber dann? Dachte er wirklich, sie wäre eine Professionelle? Eigentlich hatte sie schon überlegt, wie sie ihn vielleicht doch noch herum bekommen könnte. Vor ihrem inneren Auge hatte sie sich schon mit einer schmeichelhaften Hüftbewegung um den Tresen herum gehen sehen aber nun tauchte ein ganz anderes extrem in ihr auf. Mochte sein, dass der Nervenaufreibende Tag nun seinen Tribut zollte oder das sie einfach ein Ventil brauchte, um Zac´s perfektes Leben zu verarbeiten, Kilians Anschuldigung, man konnte nur immer Raten, wo der Stimmungswechsel bei Nele her rührte. Sie würde auch morgen völlig Ignorant bei Zac auftauchen und egoistisch sein Leben durcheinander bringen, sie würde ihr Recht einfordern, dass er sich um sie kümmerte, wie er es zig mal Versprochen hatte aber jetzt? Jetzt sah sie sich in dieser Nacht im kalten, noch zahlreiche Runden mit der Bahn fahren und nur weil der Mann vor ihr die Party-Stimmung ruiniert hatte – als wäre sie auch nur in einen Club der Stadt gelassen worden. „ Dienste? Bezahlung? Du spinnst vollkommen – als würde ich mich jemandem Verkaufen...“ Genau genommen hätte sie das für einen Schlafplatz nur konnte Kilian auch nicht Wissen, wie dringend ihr eigenes Bedürfnis nach Sex wirklich war. Wie dauerhaft präsent. Lieber stürzte sie sich nun darein, alles los zu werden, was sie selbst nicht belasten konnte aber allem Anschein nach doch in ihr existierte. Das es Kilian nichts anging oder falscher Stolz fühlte, in der egoistischen Extremsituation, weniger falsch an. „...Zac würde mich aufnehmen, wir kennen uns ewig, er kommt auch aus England. Ich bin mit einer Band her gekommen und bis eben habe ich bei dem Sänger gelebt. Bis heute Mittag der Gerichtsvollzieher kam, als ich unter der Dusche stand und binnen Sekunden musste ich alles zusammen suchen, was ich mit nehmen will. Unvorbereitet, ich wusste nicht einmal das das heute passiert.“ Die Briefe hatte Nele gesehen aber wenn man sie nicht mit der Nase auf ein Problem stieß, sah sie es auch nicht. Viel zu anstrengend und so war sie auch ganz Überzeugend darin, die Opferrolle einzunehmen. „...Ab dem Moment fahre ich mit der Bahn durch die Gegend und weiß nicht wohin, es ist Ende des Monats, Geld hab ich keins und draußen ist es verdammt kalt. So sehe ich nicht aus aber ich hatte auch wichtigeres im Kopf, allem voran die Kneipe hier aufzusuchen weil es meine letzte Idee war aber alles klar. Konnte keiner ahnen, dass du so selten so angesehen wirst, dass du gleich denkst, ich wollte Geld von dir und... ach weißt du, scheiß drauf. Mein Tag war daneben genug, dann muss ich mir das hier nicht auch noch geben.“ Sie trank das Bier in einem Zug leer, eher sie sich Kopfschüttelnd nochmal an Kilian wandte. „...Danke für die Hilfe und das Bier, ich frag einfach in zwei Tagen auf seiner ehemaligen Arbeit.“ Ihre Worte klangen gewählt aber das lag eher daran, dass sie sich wegen der lallenden Stimme genauer alles zurecht legte aber gleichzeitig kamen sie auch zu laut und zu bissig über ihre Lippen, bis sie schwungvoll die Tasche nahm. Schwankend suchte sie nach dem Gleichgewicht, sich danach auf die Tür zuzubewegen. Was dachte der sich eigentlich? Diese Reaktion glich wahrscheinlich sehr der seiner patzigen Tochter, wenn man ihr so blöd kam aber Nele war das auch egal. Sie war schon längst nicht mehr wütend sondern dachte an einen Plan, bis es so weit war, dass sie weiter aktiv nach Zac suchen konnte. Kilian hatte ja nicht mal seine Tochter danach fragen wollen, wo er lebte.
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04.01.2017 00:27 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
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RE: JOE'S BAR
Autsch. Nele konnte es nicht ahnen, aber die Geschichte, die sie Kilian da auftischte, die klang so sehr nach etwas, was auch seiner eigenen Tochter hätte passieren können, dass sich alles in ihm unangenehm zusammen zog. Sie war also keine Prostituierte, okay, dieser Fehler konnte ja mal passieren, aber war es nicht auch Lahja gewesen, die sich vor einigen Jahren an die Fersen eines Musikers gehängt hatte? An Noah? Hatte sie sich damals nicht auch in diesen Illusionen verloren, so wie das junge Mädchen hier vor ihm? Gut, es war Noah gewesen und obwohl Kilian zwar nicht viele gute Worte über den Ex-Freund seiner Tochter zu verlieren hatte, wusste er zumindest, dass er Lahja niemals so hängen gelassen hätte wie es anscheinend dieser Sänger einer anderen Band bei Nele tat, aber dennoch. Die Grundlagen waren ähnlich. Wahrscheinlich war das bloß mehr Glück als Verstand, dass seine Tochter diese Ausreißer-Aktion damals so glimpflich überstanden hatte, aber wenn es anders gelaufen wäre, hätte er sich dann nicht auch gewünscht, dass sich jemand Vertrauenswürdiges bereit erklärte ihr zu helfen? Vielleicht lag es nicht nur daran, sondern auch an dem bissigen, kiebigen Unterton in Neles Stimme oder an ihrem relativ ähnlichen - sehr alternativen, sehr tätowierten - Äußeren, dass er Lahja in diese junge Frau hinein projizierte und daher einfach nur starr mit großen Augen hinter der Theke stand, während er von ihr zurecht gewiesen wurde. Aber was sollte er denn tun? Die Polizei rufen? Schwachsinn. Ihr ein Hotelzimmer zahlen? Von welchem Geld denn? Dass er sie zu sich nach Hause einlud, in das alte Zimmer von Lahja, das lag ihm anfangs noch völlig fern. Wie sah denn das auch aus? Wenn ein doch etwas in die Jahre gekommener Mann mit einem so jungen, nicht unattraktiven Hüpfer nach Hause ging, die mit ihrer Kleidung nunmal tatsächlich den Eindruck erweckte eine Prostituierte zu sein? Nein, nein. Das machte man nicht. Aber dann wiederum, hatte er nicht vor ein paar Tagen noch gehört, dass Matt wieder in der Stadt war? Mit seiner neuen Freundin? Haily? Lief ja anscheinend bei ihm ganz gut, wenn er sich so ungeniert ein neues Mädchen suchte, das fast seine Tochter sein könnte, hm? Vielleicht sollte er das auch mal probieren.
Als Kilian mit seinen Gedanken so weit voran geschritten war, hatte Nele ihm aber schon längst den Rücken gekehrt und war schwankend nach draußen verschwunden, das nahm ihm dann auch jegliches Verantwortungsgefühl. Aus den Augen, aus dem Sinn. Zumindest so lange, bis er wenige Minuten später auch die letzten Gäste vor die Tür verwies, die übrigen Gläser abräumte, die Holzflächen abwischte und dabei durch die verdunkelten Scheiben nach draußen spähte, denn dort auf dem Gehweg stand noch immer dieses junge Ding, in der Kälte, viel zu dünn angezogen. Verdammt, die holte sich ja noch eine Lungenentzündung, wenn das so weiter ging, und weil Kilian sich einredete, dass sie ja - wenn auch über einige Ecken - sogar anscheinend eine Freundin von Lahja war, verdrehte er doch die Augen im Kopf, öffnete die Tür weit und rief laut ihren Namen, zwei Mal, bis sie ihn ansah. "Komm rein. Du kannst heut Abend bei mir schlafen, wenn du willst." Mit einer eindeutigen Kopfbewegung winkte er sie zu sich, schob Nele aber direkt auf einen Stuhl und bat sie einfach still dort sitzen zu bleiben, bis er mit dem Aufräumen hier fertig war. "Tut mir übrigens Leid, dass ich dachte du wärst eine Prostituierte. Kommt nicht wieder vor. Das hat weniger damit zutun wie du aussiehst, sondern eher- naja, ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie du freiwillig mit dem versoffenen Clark nach Hause gehen will. Nein, nicht einmal für ein warmes Bett. Ich an deiner Stelle würde lieber frieren." Kopfschüttelnd verschwand er wieder hinter der Theke, um dort die übrigen Gläser zu spülen und für Ordnung zu sorgen. "Hast du Lahja auch kennen gelernt? Seid ihr befreundet? Du kannst sie morgen von meinem Telefon anrufen, sie weiß wo Zac jetzt wohnt."
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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04.01.2017 17:39 |
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Nele Hensley
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RE: JOE'S BAR
Selbst jemand wie Nele musste sich erst einmal sortieren, als sie nach ihrem Ausbruch die Kneipe verlassen hatte. Gleich würde sie weiter ziehen und sich überlegen, wie sie die Nacht doch nicht irgendwo auf einer Parkbank zubringen müsste und darüber auch schnell vergessen, was ihr gerade doch Gedanken bereitete. Ihre Aufmerksamkeitsspanne war zu kurz, um sich lange über Zac´s Familie das Leben selbst schwer zu machen. Ihre Unermüdlichkeit in der Manie verhinderte, in solch tiefe Löcher zu verfallen, wie es sie in ihrer Depression gab und das war auch ein minimaler Ausgleich. Gleich würde sie wohl ihre Sachen einschließen und dann doch noch einen Nachtclub ansteuern, sie wusste immerhin wie man sich dort auch ohne Geld über Wasser halten konnte – ihr Körper hatte schon einige Männer um den Verstand gebracht. Bevor sie allerdings die Tasche erneut anheben konnte, öffnete sich die Tür der Kneipe und mit fragendem Blick sah sie zu Kilian, was wollte der denn noch? Fast schon arrogant zog sie an der Entzündeten Zigarette, weil nach dem eben an den Tag gelegtem Verhalten, rechnete sie mit vielem aber nicht mit dem was er ihr dann doch anbot. Schnell schnippte sie die Zigarette weg, eher er es sich wieder überlegte und folgte seinem auffordernden Nicken. Nele nahm brav auf dem Hocker Platz, bis sie in der Wohnung waren, wäre es ratsam, ihm nicht noch einmal unangenehm aufzufallen und seine Worte schmeichelten ihr ja auch auf eine Art und Weise. „ Jetzt mit dir nach Hause zu gehen ist natürlich um einiges angenehmer aber in anbetracht dessen, dass ich wirklich verzweifelt war und wusste, dass es nicht nur eine Nacht frieren wird, fand ich meine Idee nicht so abwegig. Zac habe ich lange nicht gesehen, ich weiß nicht mal ob die Arbeitsstellen aktuell sind, wo ich nachgefragt hätte. Ob die mir seine Adresse gegeben hätten.“ Spätestens wenn sie ihm dort eine Nachricht hätte hinterlassen können, war sie sich Sicher, hätte er aber mit ihr Kontakt aufgenommen. Jeden anderen Gedanken konnte sie nicht zulassen, er war doch der einzige, auf den sie sich Verlassen konnte und auf dessen Hilfe sie Vertraute. Auch nach all den Jahren. Immerhin hatte sie einiges für diesen Mann gegeben und das er es nun abgelegt hatte, sich für sie Verantwortlich zu fühlen? Daran konnte sie einfach nicht denken. Als Kilian sie nach dem Kontakt zu seiner Tochter fragte, musste sie aufpassen – wenn er ihr Vater war, wusste er mit Sicherheit, dass es ihren Suizidversuch gegeben hatte. Er würde wissen, was es mit Zac´s Exfreundin auf sich hatte und entweder rief er in einer Klinik an, sie einzuweisen oder aber er warf sie raus. Weil er dann auch wüsste, sie war die, mit der Zac auch seine Tochter betrogen hatte. Nein, bis auf ihren Namen, den er in dem Zusammenhang allem Anschein nach nicht sah, gab sie ihm keinen Anhaltspunkt zu begreifen, wer hier brav wartete, dass er zum Ende kam. „ Ich weiß nur, dass Lahja einen harten Schlag hat – wir sind unglücklich aufeinander getroffen aber alles gut. Wir waren beide Eifersüchtig aufeinander aber ich hoffe doch, sie wird mir die Adresse trotzdem sagen wollen.“ Damit log sie nicht wirklich aber gab auch nicht zu viel Preis, immerhin würde Lahja morgen schon früh genug davon Wind bekommen, um wen es sich bei ihr handelte und dann würde es schwer werden – blieb zu hoffen, dass sie ein Funken Mitleid für ihre Situation aufbringen konnte.
Das alles schien Nele aber egal, als sie bei Kilian daheim angekommen waren. Sie sehnte sich nach Körperkontakt, nach Nähe und sie konnte ausblenden, dass der Mann vor ihr Lahjas Vater war, wenn sie sich mit ihm schon in den Kissen wälzend vorstellen konnte. Der schien da jedoch moralische Bedenken zu haben, denn trotz ihrer Blicke, trotz das sie ihm sehr nahe kam, verwies er sie auf ihren eigenen Schlafplatz. Nicht mal sie wagte es, sich über seine deutlichen Worte hinweg zu setzen und sein Bett ungefragt doch noch aufzusuchen. Von hier aus käme sie eventuell gar nicht mehr in einen Club und dann? Dann hatte sie ein richtiges Problem.
Lieber nutzte sie tatsächlich den wenigen Schlaf, den sie brauchte, um auszunüchtern aber dann? Dann packte sie schon wieder das Verlangen nach Bewegung und irgendwie kam ihr der Gedanke, sich mit einem Frühstück bei Kilian zu bedanken und ja, sie war auch dreist und selbstbewusst genug, vorher seine Dusche zu nutzen. Er selber würde noch tief schlafen, zumindest wenn sein Rhythmus der der meisten Menschen war. Wenige brauchten so wenig Schlaf wie jemand, der eine bipolare Störung hatte und so tief in der Manie steckte wie Nele aktuell. Mit nichts als einem Top und einer Unterhose stand sie in der Küche, bewegte die Hüfte zu der leisen Musik aus dem Radio, als sie alles begonnen hatte, was ein Frühstück brauchte – aber nichts gänzlich fertig wurde und die Küche im Chaos versank. Pancace Teig, die ersten bereits fertig. Rührei in einer anderen Pfanne. Kaffe, wobei ein wenig Kaffepulver neben der Maschine gelandet war und Nele selbst? Die hatte sich in ihren Kaffee einen ordentlichen Schuss gegönnt. Konsum von allem waren bei ihr ganz natürlich, genau wie das erneut aufkeimende Verlangen, als Kilian in der Tür erschien. Wieder sicher auf ihren Beinen, wieder warm geworden und nicht durchgefroren, würde sie es erneut versuchen. Perfekt genug das sie sich nach etwas in den oberen Schränken reckte, als er den Raum betrat und damit ein Blick auf ihren Po freigegeben war. Das hatte aber noch niemanden überzeugt und deswegen ließ sie von jeglicher Küchenarbeit die Finger, was hoffentlich nichts anbrennen ließ aber es gab eben auch wichtigeres im Leben. „ Na gut geschlafen? Ich wollte mich für die Hilfe gestern Bedanken - ….“ Verdammt Nahe war sie ihm schon gekommen, als ihre Blicke an seinen klebten und herausfordernd hoben sich ihre Augenbrauen. „ Ich denke mal, du hast deine Meinung nicht geändert? Ich hätte mich auch gerne ausgiebig so bei dir revangiert...“ beim Sprechen nahm sie seine Hand in ihre, nicht feste aber bestimmend und führend. Sie legte sie an ihre Hüfte, schob sie weiter über ihre Hüften, so nahe an der Haut, dass auch das Top – nach und nach – ihren darunter nackten Körper zum Vorschein brachte. Nele stoppte auch erst, als Kilians Hand an ihrer Brust angelangt war, wo sie sie auch schon darum schloss und ohne Schamgefühl öffneten sich ihre Lippen, für einen Lustvollen laut. Mochte sein, dass er sie nun auch vor die Tür setzte aber jetzt schienen ihre Probleme kleiner, nichtiger. Es war hell draußen, es war noch lange hin bis zur Nacht, Nele wollte nun ihren Spaß. Im Gegensatz zu Kilians geregeltem Leben, war sie die verkörperung von Chaos und weitsichtig? War sie in ihrer Verfassung auch nicht. Lieber ging sie einen Schritt weiter, so lange ihr Zeit blieb, ihn von sich zu überzeugen. „ Willst du es dir nicht noch mal überlegen? Du lässt dir wirklich etwas entgehen.“ Das teuflische Grinsen war nicht nur Masche sondern auch ihr Ernst, Nele war unausgeglichen und schon jetzt verzehrte sie sich nach dem Regelmäßigen Sex mit Aiden, sie würde so viel einfordern, wie es nur machbar war. „ Und ich hätte echt Lust auf dich.“ Unverblümt signalisierte sie ihm das auch, indem sie seinen Oberschenkel hinauf fuhr, mit etwas mehr Druck in seinem Intimbereich und vergrub ihre Fingernägel schon in der dünnen Haut über seiner Jogginghose, bereit, ihn sofort davon zu befreien, wenn er denn nur seine Zustimmung gab.
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05.01.2017 00:55 |
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Kilian Thomas Carter
THE MISTAKES OF MY YOUTH
Beiträge: 147
Registriert seit: Jun 2015
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RE: JOE'S BAR
Ja, natürlich, selbstverständlich meldete sich schon kurz nach Neles Verschwinden auf einmal Kilians Gewissen zurück und obwohl er ihr beim Abschied noch einmal lange, intensiv in die Augen gesehen hatte, war er sich wenige Minuten später schon wieder sicher, dass das alles eine verdammt dumme Idee gewesen war. Das kurze Gespräch mit seiner Tochter und die ablehnende Tonlage in Lahjas Stimme trug auch nicht gerade dazu bei, dass er sich in Sicherheit wägen konnte, denn wenn es eines gab, was nur noch schlimmer für sie wäre, als dass ihr Vater eine Affäre mit einer Freundin von ihr begann, dann dass er eine Affäre mit einer Feindin von ihr begann. Mit jemandem, den sie nicht ausstehen konnte. Und überhaupt, warum dachte Kilian jetzt darüber nach, was zwischen den beiden wohl vorgefallen war? Wollte er sich wirklich mit irgendwelchen Eifersuchts-Streitereien um Zac auseinander setzen? War er wirklich schon so weit gesunken? Wollte er sich in die Mitte davon begeben? Auf keinen Fall. Innerlich verfluchte er sich schon selber, dass er überhaupt seine Nummer auf einen Zettel notiert und Nele das Angebot gemacht hatte wieder hier auftauchen zu dürfen, das war doch schrecklich verblendet. Er war 37 Jahre alt, verdammt, und er sollte erwachsener und reifer handeln, vor allem da er ja seiner durchaus rebellischen Tochter auch ein gutes Vorbild sein musste, aber warum - um Himmels willen - bekam er seine neue Bekanntschaft dann einfach nicht aus dem Kopf?
Er wollte das so gerne hinter sich lassen, aber stattdessen erwischte er sich immer wieder dabei wie seine Gedanken abdrifteten und sich in seinem Kopf die Szenen vom Morgen noch einmal abspielten. Der Sex auf dem Küchentisch, in der Dusche, der tiefe intensive Blick von Nele, wie sie vor ihm auf die Knie gesunken war, die Leidenschaft, die Begierde. Sogar bei der Arbeit hielt er ständig inne, weil sein Kopfkino auf einmal wieder einem Porno glich. Er vergaß Bestellungen, gab falsches Wechselgeld hinaus, verwechselte Getränke oder missachtete seine Kunden sogar gänzlich, weil er dadurch mal wieder völlig neben sich stand. Herrje, er war doch kein Teenie mehr, der kurz davor stand seine Jungfräulichkeit zu verlieren, also wo kam denn das auf einmal her? Da waren ja nicht einmal irgendwelche Emotionen involviert, es ging einfach nur schlicht und ergreifend um Sex. Und ja, okay, auch darum, was dieser Sex mit ihm machte, darum wie er sich auf einmal wieder fühlte, aber dennoch. Oder war es okay, dass man sich in seinem Alter so sehr danach sehnte? Durfte das in Ordnung sein? Sollte er nicht lieber zukunftsgerichtet denken? Vor allem, nachdem die Beziehung mit April jetzt schon so lange her war. Vielleicht sollte er sich lieber in einem Online-Dating-Portal anmelden und Frauen treffen, die in seinem Alter waren. Frauen, mit denen er gemeinsam etwas aufbauen konnten. Nele erregte zwar verdammt viele Fantasien in seinem Kopf, aber keine, in denen er um ihre Hand anhielt, sie auf den Altar zulaufen sah oder als Mutter seiner Kinder visualisierte. Oder gar als Stiefmutter für Lahja. Das mit ihr war nur Spaß, mehr nicht, und sollte er nicht die wenige Zeit, die ihm in seinem Alter noch geblieben war, lieber dazu nutzen etwas Ernsthaftes aufzubauen? Wäre das nicht sinnvoller? Aber wieso verzehrte er sich dann so nach ihr? Danach, was Matt jetzt anscheinend schon seit zwei Jahren erlebte, während er noch immer jede Nacht hinter der Theke seiner Kneipe stand? Warum dachte er überhaupt an seinen besten Freund, wenn Nele ihm in den Kopf kam? War er eifersüchtig? Auf das, was Matt hatte, und Kilian nicht? War es das? Wollte er das auch?
Genau in den Gedanken befand er sich auch wieder, als der letzte Kunde sein Geld auf den Tresen knallte, weil er anscheinend wieder nicht bemerkt hatte, dass der Mann schon seit geschlagenen fünf Minuten versuchte ihn zu seinem Tisch heran zu winken. Und dass er danach, wie so oft an diesem Abend, sein Handy aus der Hosentasche zog, in stiller Hoffnung darauf einen Anruf in Abwesenheit zu erkennen, trug auch nicht gerade zu seiner guten Stimmung bei. Eigentlich hätte er nach dem Sex heute Morgen so ausgelastet und glücklich sein sollen, aber stattdessen verzehrte er sich jetzt nur nach mehr davon und dachte immer wieder daran zurück, während er den Raum aufräumte, einmal über alle Tische wusch und dann endlich seine Sachen nahm und aus der Tür heraus verschwand. Und auch dabei war er so in Gedanken, dass er richtig zusammen zuckte, als auf einmal eine Stimme hinter ihm ertönte. Eine Stimme, die er noch zu gut in Erinnerung hatte, von all den Dingen, die sie ihm verführerisch ins Ohr geflüstert oder in den Raum geschrien hatte. Nele. Sie stand tatsächlich dort. Und als die Blicke der beiden einander trafen waren all die guten Vorsätze sofort wieder verschwunden, denn- verdammt, wie Kilian diese Frau begehrte. So sehr, dass er weder auf ihre Worte antwortete, noch die Flasche Bier aus ihrer Hand nahm, sondern direkt seine Hände an ihre Hüften legte, ihren Körper fest gegen seinen presste und sie gierig küsste. Einfach so. All seine Sehnsüchte des Tages legte er in diesen Kuss, drehte sich dabei gemeinsam mit ihr herum, drückte ihren Rücken gegen die harte Tür und fixierte sie dort, indem er sie mit der Last seines Körpers einkesselte. "Nein, das Angebot steht noch", keuchte er nur in ihre Mundhöhle, während seine Hand schon ganz ungeniert auf ihren Po hinab rutschte. "Du kannst mit zu mir kommen." Zumindest für diese eine Nacht. Und darum ging es doch oder? Nur darum, dass sie in dieser Nacht nicht nochmal irgendwo in der Kälte Unterschlupf suchen musste? Gut, vielleicht könnte Kilian ihr auch noch eine weitere Nacht zusagen, oder zwei, aber dann musste sie definitiv gehen. Das war ihr doch sicher bewusst, oder? Dass dieser Plan verdammt schwer in die Tat umzusetzen war, würde er aber noch schnell genug merken, denn je mehr Zeit er mit Nele verbrachte und je größer die Begierde wurde - dieser Ausflug zurück in seine Jugend - desto schwieriger wurde es auch wieder von ihr loszulassen.
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
![[Bild: kilian02.png]](https://i.postimg.cc/nVNqdkNQ/kilian02.png)
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11.01.2017 21:27 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: JOE'S BAR
Nele hatte nicht einmal damit gerechnet, dass Kilian sich so schnell Entscheiden konnte. Viel eher ging sie davon aus, Lahja hätte eventuell zu einem späteren Zeitpunkt doch noch einmal angerufen, um sich zu Versichern, sie wäre wirklich verschwunden. Um ihrem Vater zu sagen, was sie – in ihren Augen wirklich war. Wenn man aber darüber nachdachte. Was war denn Nele in den Augen von Lahja? Sie hatte ihr immerhin nicht als erste den Freund ausgespannt und wenn man an die Narben an ihren Unterarmen dachte, die sich bis zu ihren Armbeugen in Richtung des Ellenbogens zogen – begonnen bei den Pulsadern am Handgelenk, war ihr Preis um einiges höher gewesen, mit dem Verlust von Zac klar zu kommen. Mit dem Menschen, mit dem sie schon so ewig zusammen gewesen war und für den sie in ihrer Jugend alles getan hatte. Eventuell hatte sie Ängste, die Tochter von Kilian hätte ihn gewarnt vor ihrer Krankheit. Es fühlte sich fürchterlich an, als Krank betitelt zu werden obwohl man es mit anhören konnte und obwohl man doch eigentlich nur man selbst war. Nele hatte doch schon längst vergessen, wie es anders war. Viel zu lange schon steuerten sie Hochphasen und Tiefphasen. Was unter den Medikamenten mit ihr geschah, war ein Dämmerzustand. Es war eine ausgebremste Version von sich selbst. Sie hatte Wasser eingelagert, sie hatte aufgedunsen gewirkt, gerne in den Spiegel hatte sie nicht gesehen. Arbeiten hatte sie dennoch nicht können oder gar alleine Leben. Wieso machte sie sich denn eigentlich all diese Gedanken? Woher kam das schon wieder? Wieso fragte sie sich, warum Zac so mit ihr umgegangen war, wie eben in seiner Wohnung? Nein, sie durfte das nicht Zulassen. Diese Fragen durften da nicht sein. Viel eher genoss sie Kilians Körper gegen ihren gepresst, wie er voller Begierde seine Hand an ihrem Po platzierte und endlich gelang es ihr, in den Kuss hinein zu Lächeln. Endlich wurde sie so behandelt, wie sie es auch Wert war und nicht abgestellt in einem Wohnzimmer. Ausgeschlossen von den Gesprächen der Erwachsenen. Zac hatte das nicht so gemeint aber sie konnte das nicht so sehen, er wusste es doch besser – wie oft zum Teufel hatte er denn mitbekommen, wie sie auf ein Urteil der Therapeuten oder ihrer Eltern genauso hatte warten müssen. Kilian konnte ja nicht ahnen, welche Rolle er gerade spielte und welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Das einzige was sie ihn spüren ließ, wie sehr sie sich nach seinen Berührungen verzehrte, indem sie ihren Fuß hinter sich gegen die Tür lehnte und das nackte Knie an seinem Oberschenkel anwinkelte und wie sie bereit war, sich ihm auszuliefern, indem sie die Hände mit den Bieren sinken ließ und ihren Rücken zu einem Hohlkreuz durchdrückte. „ Lass uns lieber gehen?“ Funkelte sie ihn Lüstern an, als er kurz von ihr abließ und zuckte mit den Augenbrauen. „ Also ich habe auch kein Problem mit hier und jetzt aber – ich lasse mich nur ungern unterbrechen und ich beherrsche mich noch viel weniger gern.“ Sie machte kein Geheimnis daraus, was sie wollte – eben so wenig wie er. Warum sie extra her gefahren war? Nele war viel zu sehr auf das fixiert, was in der Wohnung passieren sollte, als das sie weiter darüber nachdenken konnte. Lieber ging sie mit ihm los, öffnete das Bier und tat auch auf dem Weg alles, um Kilian den Verstand zu rauben. Gelangweilt werden konnte man von ihr nicht. Wie sie sich lasziv um die Laternen drehte, mit dem Ende ihres Kleides spielte und neckisch Kilian immer mehr ihrer Haut preisgab und den leichten Stoff dann doch sinken ließ. Vielleicht war es Unbeschwertheit, die Nele in das Leben von Kilian brachte, ein Kichern von ihr und der eindeutige Augenaufschlag, konnte einem auch mal die schwere des Alltags nehmen. Zumindest in ihrem jetzigen Zustand. Zuhause angekommen spielte das Bier keine Rolle mehr. Viel zu Gierig waren sie nun beide aufeinander und nutzten den ganzen Flur, wie man an der Verwüstung sehen konnte – die sich bis ins Wohnzimmer zog. Nele nutzte einen Schal von der Garderobe um sich ihre Augen von ihm verbinden zu lassen oder aber ihre Handgelenke, neben dem Sofa war sie es, die einmal die Kontrolle an sich riss – nach einem schon fast wilden Kampf, bei dem sie beide herunter gerollt waren und bewegte sich ungeniert und ungehemmt auf seinem Becken. Beide lagen auch noch Atemlos eine Weile in den Kissen, bis es Nele und ihn dann doch ins Bett verschlug. Sie fragte nicht einmal nach einem Platz in seinem Bett, es fühlte sich richtiger an, sich dort zu trennen und so bekam er auch nicht sofort mit, wie wenig Schlaf sie wirklich hatte. Zu seinem erwachen war diesmal tatsächlich alles wieder aufgeräumt und Nele saß – mit Kaffee und einem weniger ausuferndem Frühstück dort. „ Guten Morgen – ausgeschlafen? Ich muss gleich schon los, ich wollte nur Wissen – soll ich – darf ich – meine Taschen hier her holen oder soll ich lieber heute dort bleiben, wo ich die Tasche gestern auch gelassen habe? Und darf ich nochmal Duschen?“ Nach seiner Gesellschaft würde sie gleich noch Fragen, da konnte er sich sicher sein.
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12.01.2017 00:56 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: JOE'S BAR
Noch immer fühlte sie sich von der Situation, die da um sie herum passierte unglaublich Überfordert. Da prasselte so viel auf sie nieder und außerdem waren da so viele, Unterschiedliche Gefühle zu den Menschen, mit denen sie hier an einem Tisch saß und die so andere Ansichten hatten, wie es für sie weiter gehen sollte. Normalerweise ließ sie das über sich ergehen und wartete nur immer, wie die Verhandlungen ausgingen. Zumindest hatte sie das immer getan, wenn ihre Eltern und Zac darüber gesprochen hatten. Heute sollte es aber anders sein. Heute saß Kilian am Tisch und ließ das nicht zu. Ihr selber war ein Kloß im Halse stecken geblieben, als Zac davon Sprach, dass sie ihren Eltern die Vormundschaft übertragen sollte. Meinte er das wirklich? Die wollten sie doch nicht einmal mehr besuchen. Woher sollten sie Wissen was sie wollte? Natürlich hatte er Recht, mit dem was er sagte, dass sie in ihrer Hochphase wieder ganz anders reagierte aber wären Ärzte nicht darauf eingestellt? Würden sie nicht nach ihrem Krankheitsbild mit ihr umgehen? Außerdem konnte sie diese guten Phasen doch kaum nachempfinden an der Stelle ihres Lebens, an der sie sich gerade erneut befand. Das schien so unglaubhaft weit weg. Nele hatte nun die schwerste Entscheidung vor sich, die es zu treffen gab aber am Ende – am Ende würde sie noch immer ihre Eltern kontaktieren können, wenn es schief ging. Am Ende konnte sie noch immer ihr Leben jemand anderem in die Hand legen. Wenigstens hätte sie es dann Versucht. Zumindest hätte sie nicht sofort aufgegeben sondern alles probiert. Was sie in einer Klinik erwartete, dass wusste sie und in England war das eine ganze Zeit gut gegangen aber rückblickend – hatte sie sich auch dort gewünscht, ein etwas normaleres Leben zu führen und auch wenn Kilian sie Streng darauf verwies, was sie bei ihm zu erwarten hatte, nickte sie. „ Ich... wenn du mir helfen könntest und das nicht zu viel Verlangt ist... will ich das Versuchen.“ Sie Entschied sich also für seine Option und auch wenn es schwer war, ihre eigenen Entscheidungen nicht dauerhaft anzuzweifeln, nachdem Zac den Raum verlassen hatte, blieb sie dabei. Mit Kilians Unterstützung ging sie zu den nötigen Gesprächen und Terminen, die es nötig war, um in das Programm aufgenommen zu werden. Es war hart zu beginn sich nicht gehen zu lassen und sie Verzweifelte auch noch immer an den Tagen, wo ihr das aufstehen einfach nicht gelingen wollte und sie per Mail den Termin verschob – und Kilian das auch noch beichten musste aber seine Art schien bei Nele besser Gehör zu finden als die von Zac. Es schien so als half ihr im Alltag ein wenig Dominanz und weniger Fürsorge ebenso wie in anderen Lebenssituationen. Der Sex zwischen den beiden hatte sich zwar erledigt aber sie war so geschlaucht von dem ganzen erledigen ihrer Pflichten, den ersten Tagen arbeiten, sie dachte ja nicht mal selbst dran. Schlaftabletten verhalfen ihr dabei die Albträume nicht mit zu erleben und so blieb sie auch wirklich bei Lahja im Zimmer leben ohne ihn erneut aufzusuchen. Bis zum Auszug ging das so. Da spürte man erstmals deutlich wieder, was für eine wichtige Schlüsselfigur Kilian unbeabsichtigt in ihrem Leben darstellte. Als sie mehrfach fragte, ob er sie denn auch noch besuchen würde in der Wohnung oder ob sie sich nie wieder sehen könnten. Ob er ihr helfen würde bei kleinen Dingen der Einrichtung – ein Regal oder ein Bild anbringen. Vielleicht ob sie auch mal wieder auf ein Bier in die Kneipe kommen könnte um etwas raus zu kommen und ihm zu sagen, wie es ihr ging.
Nele bemühte sich eine Woche, anzukommen in ihrem neuen Zuhause. Eine Woche in der sie sich immer wieder zusammen riss, nicht aufzugeben. Sich nicht anzustellen. Sie dachte, es müsste nur genug Zeit verstreichen und das sie das schaffen könnte – die andere Option war so grauenvoll für sie, sie wollte das einfach nicht, ihr Leben lang alleine sein zwischen kranken Menschen in England. Das hier war doch wirklich etwas, was sich nach Selbstbestimmtem Leben anfühlte. Die Psychologen und Betreuer waren gut, förderten aber auch ihre Selbstständigkeit und Motivation. Gleichzeitig schafften sie aber auch Sicherheiten. Briefverkehr wurde mit ihr geregelt, die Zukunft visualisiert und Chancen für soziale Kontakte geschaffen. Es war ihr klar gewesen, dass Medikamente erneut eine Rolle in ihrem Leben einnahmen aber da sie einen Job hatte, war die Dosierung anders und nicht so erschlagend wie in England. Ihr fehlte trotzdem etwas. In diesem ganzen neuen, mit den anderen Menschen mit denen sie in der Wohngruppe lebte, fehlte ihr einfach noch eine Sicherheit. Etwas Vertrautes. Ihre Vorsätze waren so gut gewesen und Kilian hatte ihr auch zugesichert, sie zu besuchen – ihr reichte das aber nicht. Leider. Auf die Gefahr hin, dass er sie wieder weg schickte, kam sie einen Tag eher in die Kneipe, als sie dort Verabredet waren. Nele sah Müde aus und Verunsichert, als sie den Raum betrat – ganz und gar wie ein anderer Mensch, als beim ersten Mal. Eigentlich hatte sie sich betrinken wollen, abdrehen, Kummer ersaufen um über ihre Probleme hinweg zu kommen aber jetzt stand sie doch hier. Doch Kilian gegenüber und lehnte sich an der Theke vor, weil ihre Stimme zu wenig Kraft hatte und ihre Augen schauten ihn ängstlich an, ihn vielleicht wütend zu machen oder das er nun dachte, doch einen Fehler gemacht zu haben, mit seinem Vorschlag. „ Ich... das ist alles so viel auf einmal. Die ganzen Menschen, alles ist neu – alles, alles... darf ich vielleicht wieder... zurück?“ Danach kniff sie fast schon die Augen zusammen, als könnte ein Nein einem Schlag ins Gesicht gleich kommen. Sie war extra in die Kneipe gekommen und nicht kurz bevor er los musste, damit sie auch wirklich nicht direkt wieder alleine war, sie hoffte er konnte sehen, dass sie sich zumindest bemühte – auch von ihren düsteren Gedanken abzurücken oder damit alleine zu bleiben. Deswegen war sie ja hier.
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05.02.2017 20:03 |
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