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FRIEDHOF
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Zac William Coles
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Beitrag #1
FRIEDHOF
Matt tat gut daran, dass er so schnell und so besonnen reagierte, denn diese Wut hüllte meinen Körper, aber vor allem auch meinen Kopf, in einen unzurechnungsfähigen Nebel. In seinem Blick spiegelten sich keine Vorwürfe, die mich nur noch mehr gereizt hätten, als er mich von seinem besten Freund zurück zog, und als er neben Kilian in die Hocke ging, da wirkte er auch nicht als wäre er darauf aus den Konflikt für ihn fortzuführen, im Gegenteil. Er legte bloß seine Hand auf die Schulter seines Freundes, half ihm dabei sich wieder ein wenig zu fangen, warf dann einen besorgten Blick zu Lahja und blieb zuletzt noch einmal an meinem Gesicht hängen, nickend, so als könnte er verstehen, warum ich das getan hatte. "Ich glaube es ist besser, wenn du gehst", sprach er mich dennoch an, als meine Ex-Freundin gerade in ihrem Zimmer verschwunden war, und obwohl ich noch einen Blick auf die Tür warf und mein langsam wiederkehrender Verstand sich fragte, ob ich bei ihr um Verzeihung bitten musste - dafür, was ich gerade getan hatte - gab ich dann doch resignierend auf, sah noch einmal kurz zu Kilian hinab, der sich stöhnend ein wenig aufrichtete, und ging dann wortlos aus der Tür wieder hinaus. Meine Muskeln waren noch immer gespannt, meine Hände zu Fäusten geballt und auch meine Gesichtszüge wirkten viel härter und viel undurchdringlicher als üblich, aber ich beschäftigte mich nicht umsonst schon seit Jahren mit Gewaltprävention. Ich wusste, was ich tun musste, und die effektivste Methode war für mich noch immer völlige Erschöpfung. Ausräuchern der Aggressionen sozusagen. Erst indem ich - anstatt weiter zu joggen - regelrecht durch die Stadt rannte, und dann indem ich früh morgens schon in dem düsteren Keller-Trainingsraum aufschlug und so lange gegen die dortigen Säcke boxte, bis mein Körper schweißüberlaufen war und meine Muskeln vor Überanstrengung immer wieder zuckten. Kilian hatte es verdient zurechtgewiesen zu werden, er hätte seine Tochter nicht so verletzen dürfen und ich bereute auch nicht, dass ich mich zwischen die beiden gestellt hatte, aber Gewalt war nie eine Lösung. Zumindest nicht, wenn sich nicht beide Parteien im Vorfeld darüber einig waren. Gewalt löste keine Konflikte. Jahrelang hatte ich gegen diese Zerstörungswut in mir angekämpft und umso mehr nahm es mich mit, dass ich mich nicht hatte beherrschen können.
Deshalb brauchte es aber auch ein paar Tage, bis ich den Mut fassen konnte mich Lahja zu stellen. Ein paar Tage, in denen ich mich durchgehend mit kräftezehrendem Sport und sogar mit einem erneuten illegalen Kampf selber dafür bestrafte, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Unter anderen Umständen hätte ich das Wiedersehen mit ihr vielleicht noch länger hinaus gezögert, denn obwohl es wohl niemanden gab, der diese Wut so nachvollziehen konnte wie sie, schämte ich mich dafür versagt zu haben. Und das auch noch gegenüber ihrem Vater. Ich hatte allerdings ein äußerst gutes Daten- und Zahlengedächtnis und als ich auf dem Kalender das heutige Datum sah und mich daran erinnerte, dass derselbe Tag auf dem Grabstein von Lahjas Mutter gestanden hatte, gab ich resignierend nach. Selbst wenn sie ihre Differenzen mit Kilian bereits geklärt hatte - wovon ich nicht ausging - wäre er trotzdem an diesem Tag nicht für sie da. Und so wie ich Lahja kannte, würde sie sich bewusst von all ihren Freunden und von ihrer Familie abkapseln, sich lieber in sich selber zurückziehen und alleine um ihre Mutter trauern, aber das wollte ich nicht zulassen. Das war nicht gut. Deshalb zog ich mir am frühen Abend ein großes Sweatshirt über und machte mich auf den Weg zu dem Friedhof, den Lahja schon einmal mit mir besucht hatte, nahm aber noch zwei kleine Umwege. Einmal, um eine Blume zu besorgen, eine einzelne weiße Gerbera, und ein weiteres Mal, um im Kiosk eine kleine Flasche Kräuterschnaps zu kaufen. Ich wusste, dass es ebenso gut sein könnte, dass Lahja schon längst nicht mehr hier wäre oder dass sie gar nicht erst kommen würde, vielleicht war sie sogar bei Noah in San Francisco, aber als ich auf dem Friedhof auf den richtigen Weg abbog und schon von weitem den Grabstein erkennen konnte, sah ich auch, dass sich meine Vermutungen bestätigt hatten. Sie saß tatsächlich dort und je näher ich ihr kam, desto besser konnte ich verstehen wie sie sich verweint bei ihrer Mutter entschuldigte und mit ihrem Grabstein sprach. Ich gab mich jedoch erst zu erkennen, als ich direkt neben ihr stehen blieb und vorsichtig die Blume vor dem Grabstein ablegte. "Wenn du möchtest, dass ich wieder gehe, dann tu ich das", sagte ich leise, weil ich Lahja mit meiner Anwesenheit nicht noch mehr belasten wollte, vor allem nicht heute, aber hielt ihr trotzdem bereits den Schnaps entgegen, als ich in ihre Augen hinab sah.


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20.08.2016 12:03
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #2
RE: FRIEDHOF
Dieser Tag, der erinnerte Lahja immer wieder daran, wie sehr sie ihre Mutter vermisste und es war zeitgleich auch eine Lehre. Wenn geliebte Menschen da waren und wenn man sich mit dem Tod nicht auseinander setzte, dann entging einem, wie viel Zeit man verschenkte. Erst wenn es zu Spät war, dann erkannte man, wie unwichtig Wut oder ungeklärte Dinge waren – man würde mit dem geliebten Menschen keine weiteren, schönen Erinnerungen sammeln können und die wogen danach doch so viel mehr. Es erinnerte sie an ihren Egoismus gegenüber ihrer Mutter und auch an so viele, unausgesprochenen Worte. Es tat ihr so unglaublich Leid, Jeany viel zu selten hatte Wissen gelassen zu haben, dass sie sie liebte und das sie auch wusste, ihre Mutter hatte ihr nie Schaden wollen. Stattdessen hatte sie Anschuldigungen gemacht und sie mit Nichtachtung gestraft. Leider war Lahja so, sie ließ sich von dem Ärger lieber einnehmen als von der Vernunft, weil das immer so schmerzvoll sein konnte, weil man dem Menschen eine weitere Chance gab, sie zu verletzen und am Ende hatte sie davor so viel Angst – sie handelte Instinktiv und floh vor Konfrontation und Auseinandersetzungen. Hielt die Menschen auf Abstand, die sie liebte um vorzubeugen und ihrem Inneren verbot, sich von Menschen beim Trauern helfen zu lassen, dass überließ sie den Drogen. Alle gezeigte Schwäche gab einem anderen Menschen die Macht über sie und selbst unter Chris Folter war es ihr so wichtig gewesen, die Macht über sich zu behalten, dass sie einiges ausgehalten hatte. Es war nur auch unglaublich Anstrengend, sich so zu kontrollieren und deswegen stand sie auch immer so unter Strom.
Wie sie hier saß war es aber anders, denn Lahja ließ die Trauer über diesen Verlust raus. Tränen und Entschuldigungen kamen ihr nämlich nur in diesem Zustand über die Lippen. Sie beherrschte sich nicht, dabei hatte ihr schon immer der Alkohol geholfen. Wenn sie gewusst hätte, was oder eher wer da auf sie zukam, hätte sie das wahrscheinlich nicht getan aber mit Zac hatte sie Sicher nicht gerechnet. Sie hätte nicht einmal Gedacht, dass er sich an dieses Datum so erinnern könnte und sah deswegen auch Überrascht nach oben, erst sah sie die einzelne Blume, die er da ablegte, im Anschluss in sein Gesicht und es setzte sie kurz gänzlich außer Gefecht. Sie war doch gerade nicht in der Lage, ihre Ignoranz gegenüber ihm aufrecht zu erhalten und daran änderte auch nicht, wie sie sich von seinem Blick endlich befreien konnte, sie auf ihre Knie starrte, die sie etwas mehr anwinkelte. Lahja konnte auch nicht aufstehen und das war untypisch, sie hasste es, sich so klein zu fühlen, wenn sie auf jemanden sauer war aber jetzt fühlte sich das seltsam okay an. Lahja fühlte sich gerade nicht groß und auch nicht so, als würde sie sich aufbäumen können und wütend zu sein. Nur mit einem Blick aus dem Augenwinkel nach oben nahm sie den Schnaps entgegen und sie sprach auch keinen Dank aus oder lud ihn ein, bei ihr zu bleiben aber Ausschlaggebend war, dass sie ihn nicht weg schickte. Lahja verjagte ihn nicht wieder und das obwohl sie wusste, dass er schon so lange das Gespräch mit ihr suchte, was sie nicht führen wollte. „ Geht das nicht gegen deine Prinzipien?“ Fragte sie lieber, als sie den Schnaps öffnete und zumindest etwas anhob, imaginäres Anstoßen sozusagen, eher sie einen tiefen Schluck trank. „ Die Gerbera hätte Jeany sicher gefallen...“ es war ihre Form, ihn Wissen zu lassen, dass sie das schätzte und sie musste nicht von sich Sprechen. Leider lag ihr seid ein paar Tagen etwas auf der Zunge, was sie dazu gebracht hätte, ihn bald aufzusuchen. „...übrigens... das mit... mit Kilian.“ Sie zog die Luft in die Lungen und mit dem brennenden Schnaps darin, fand sie kurz den Mut ihn anzuschauen. „ Danke. Ich wollte mich... dafür bei dir bedanken.“ Auch wenn das Absurd klang, immerhin hatte er ihren Dad einfach umgehauen aber alles andere wäre verdammt schief gegangen und er hatte sie Beschützt.


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22.08.2016 00:27
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Zac William Coles
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Beitrag #3
RE: FRIEDHOF
Lahja sagte mir zwar nicht explizit, dass ich bei ihr bleiben durfte oder dass sie mit mir reden wollte, aber dass sie mich nicht anschrie, dass sie mich nicht wieder weg schickte oder mir Vorwürfe machte, das war mehr, als sie mir in den letzten paar Wochen zugestanden hatte. Dass sie nicht auf meine Worte reagierte war mehr, als ich von ihr hätte erwarten dürfen und deshalb nickte ich ihr auch fast dankbar dafür zu, während ich mich unaufgefordert neben sie setzte, die Beine anwinkelte und meine Unterarme auf den Knien ablegte. "Doch, das geht gegen meine Prinzipien, aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich da für dich eine Ausnahme mache." Ruhig sah ich von der Seite in ihr Gesicht, beobachtete wie sie einen großen Schluck von dem Schnaps trank, aber verlor meinen Blick dann doch zwischen den anderen Gräbsteinen. Mit Lahja zu trainieren war damals schon gegen meine Prinzipien gegangen. Mich dann auch noch sexuell und emotional auf sie einzulassen ebenfalls. Und eigentlich auch sie zu betrügen. Oder die Kontrolle über meine Wut zu verlieren und sie an Kilian auszulassen. "Danke?" Meine Augen hafteten erneut an ihrem Gesicht, nachdem ich überrascht den Kopf gehoben hatte, aber schon wieder blieben sie dort nicht lange. Stattdessen hob ich eine Hand, rieb mir angespannt über den Nacken und schüttelte den Knopf. Meine Knöchel waren noch immer leicht dunkel verfärbt, von den Blutergüssen des Aufpralls, und an einigen Stellen war die Haut aufgerissen. "Du solltest dich nicht dafür- bedanken. Da gibt es nichts, wofür du dankbar sein müsstest." Frustriert und reumütig klang meine Stimme, aber noch bevor Lahja widersprechen konnte, schüttelte ich den Kopf, denn ich wusste, was sie meinte. Wofür sie sich eigentlich bedankte. "Es war richtig ihn aufzuhalten und er hätte das nicht sagen dürfen, aber das- war einfach falsch." Und selbst wenn es die einzige Möglichkeit gewesen wäre, dann hätte auch ein einziger Schlag gereicht, um ihn außer Gefecht zu setzen. "Hast du mit ihm gesprochen? Habt ihr das geklärt? Oder herrscht da immer noch Funkstille? Trotz- heute?" Mit einem Blick über die Schulter, in Richtung des Grabsteins ihrer Mutter, verdeutlichte ich ihr auch, was ich damit meinte. Dass es Lahja doch eigentlich helfen müsste diesen Tag gemeinsam mit ihrem Vater zu verbringen.


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22.08.2016 14:55
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #4
RE: FRIEDHOF
Eigentlich hatte sogar Lahja selbst damit gerechnet, es würde sie mehr Anspannen, wenn er sich zu ihr setzte aber irgendwie hatte sie dazu nicht den Kopf und die Nerven. Irgendwie war sie innerlich ganz ruhig und es ging viel mehr ein Schauer durch ihren Körper, der sie dazu brachte, die Schultern nach oben zu ziehen. Sie verstand sich gerade selbst nicht einmal und wieso Zac´s Anwesenheit sie nicht viel eher wütend machte. Stattdessen formten sich ihre Lippen zu einem schwachen Lächeln, als er sagte, dass es nicht das erste Mal sei, dass er Prinzipien für sie über Bord warf. Auch wenn die beiden aneinander vorbei sahen. „ Vielleicht war das nicht mal eine so gute Idee...“ Lahja hatte sich, dem Chaos, was sie auch in sein Leben gebracht hatte – durch ihre Art bis hin zu der offenen Beziehung oder der Sache mit Chris, oft die Schuld gegeben, dass es überhaupt zu dem Seitensprung hatte kommen können. Eventuell war das gar nicht richtig und gut gewesen, sich aufeinander einzulassen und dabei war sie doch schon treibende Kraft gewesen, weil sie sich so in ihn verliebt hatte. Als er das mit Kilian aussprach und als sie seine Stimmlage vernahm, konnte sie doch nicht anders, als den Kopf zu heben und Zac schweigend zu betrachten. Jetzt erst sah sie Blessuren, die nicht nur zu dem Schlägen gehörten, die er Kilian verpasst hatte. „ Ich habe dich... Provoziert. An dem Morgen nicht mit Absicht aber... davor schon...“ In der Kneipe und damit hatte er Gewissheit, dass ihr Verhalten dort nicht von ungefähr gekommen war. „...und du hättest auch einfach gehen können, um das zu vermeiden, wissen wir beide. Bist du aber nicht und... bisher hat das, was du gemacht hast, noch nie jemand für mich gemacht. Also doch, finde ich schon und es ist Schade, dass... es dir deswegen so geht.“ Mit einem schweifenden Blick über seine Blessuren, die Eindeutig von weiteren Kämpfen kamen, sah Lahja wieder auf den Boden vor sich und fuhr sich mit den Fingern durch ihre Haare. Sie hob den gesenkten Kopf nicht wieder an, schüttelte ihn nur leicht, als er fragte, ob Kilian und sie seid dem geredet hatten. „ Nein,... wir können an diesen Tagen nicht beieinander sein.“ Er konnte nicht bei ihr sein aber Kilian war eben auch ihr Dad und es war leichter, sich zu belügen, dass es auch für sie leichter war alleine zu Trauern. „ Ich habe April angerufen und zu ihm geschickt. Egal, was da jetzt gerade los ist. Ich werde auch nicht wieder einziehen. Er hätte das so nicht sagen dürfen aber... ich erinnere ihn nur an sie. Ohne mich wäre sie damals nicht einfach von ihm weg gegangen und ohne mich hätten die beiden weniger gestritten, mehr Zeit füreinander gehabt. Ich bin ja schon wütend auf mich, dass ich mir so oft selbst im Weg gestanden habe und dadurch soviel Zeit mit ihr verloren habe. Also kann ich verstehen, wenn er mir das nicht verzeiht. Das er mich nicht da haben will, wenn er sich an sie Erinnert.“ Auch wenn das unheimlich weh tat, darüber nachzudenken. „ Jeany hat immer an... die Liebe geglaubt und ich würde sie enttäuschen, ich weiß das. Es... ist nur nicht schön, es zu hören aber ich kann das auch nicht bestreiten. Aber das ist... eben so und ich habe mich damit arrangiert.“ Manchmal mehr schlecht als recht aber das musste sie Zac ja nicht erzählen. „ Wieso bist du hier?“ kam es nun doch aus ihr heraus und ihr Blick hob sich etwas vom Boden aber an der dünnen Stimme konnte er schon erahnen, sie würde ihm nicht in die Augen sehen können. Lahja hatte mal wieder nur den Blick für das negative und ging mit sich hart ins Gericht, sie würde sich sonst vielleicht nicht beherrschen können.


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22.08.2016 22:43
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Zac William Coles
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Beitrag #5
RE: FRIEDHOF
Durchgehend ruhte mein Blick auf Lahjas Gesicht; erst, als sie über uns sprach, und dann auch, als sie ihrem Vater und seinen Worten sogar Recht geben wollte. Als sie, wie immer, in sich selber die Schuld suchte, für alles. Weil sie so ein völlig verqueres, negatives Bild von sich selber hatte. "Hörst du dich eigentlich gerade selber reden, Lahja?" Tief sog ich die Luft in meine Lungen und schüttelte energisch den Kopf, aber hielt bewusst noch einen Moment inne, um meine Gedanken zu ordnen und nach einer aufrichtigen, aber auch eindringlichen Antwort zu suchen. "Ich hab Jeany nie gekannt, aber nach allem, was du über sie erzählt hast, habe ich keinen Zweifel daran wie stolz sie gerade auf dich wäre. Darauf, dass du beruflich endlich etwas gefunden hast, das dir Spaß macht und dass du bereit bist hart dafür zu arbeiten, auch über Wochen hinweg und zu unmöglichen Uhrzeiten. Sie wäre stolz darauf, dass du deine Ziele verfolgst und dass du selbstbewusst und mutig genug bist, dich nicht von jemand anderem davon abhalten zu lassen. Vor allem nicht von deinem Vater. Wenn sie immer so sehr an die Liebe geglaubt hat, dann wäre sie auch unfassbar stolz darauf, dass du wieder mit Noah zusammen bist. Dass du an eurer Beziehung festhältst, dafür kämpfst, und nicht schon bei den kleinsten Komplikationen aufgibst, sondern mit ihm gemeinsam an euch arbeitest. Weil Liebe ist nunmal Arbeit. Ich bin mir sicher, dass sie das wusste." Ich ließ meinen Blick kurz über die Grabsteine schweifen, ehe ich noch einmal den Kopf schüttelte. "Jeany hat sich doch damals in den jugendlichen Kilian verliebt, oder? Wenn deine Erzählungen stimmen, dann war das eine Version von ihm, die noch viel schlimmer ist, als das, was er jetzt ist. Noch viel zerstörerischer, noch viel abgedrehter, gewalttätiger und eskalativer. Und trotzdem hat sie ihn geliebt. Trotzdem hat sie das Gute in ihm gefunden und das auch noch Jahre später immer sehen können. Warum zweifelst du dann daran, dass es bei dir anders ist, Lahja? Sie wusste, wer du bist und wo du herkommst und was du alles durchgemacht hast und sie hat dich trotzdem immer bedingungslos geliebt. Das würde sie auch jetzt tun. Trotz der Drogen und auch trotz all der Wut und all dem Hass in dir. Sie wäre genauso stolz auf dich wie ich es bin. Wenn ich darüber nachdenke wie schlecht es dir ging, als wir uns kennen gelernt haben, als du gerade aus dem Gefängnis gekommen bist, wie perspektivlos und unmotiviert du warst, und wenn ich dich jetzt ansehe, dann-" Vorsichtig zog ich meine Schultern hoch, weil ich doch eigentlich nicht hier war, um über uns zu sprechen. Ich war nicht hier, um ihre Schwäche zu meinen Gunsten zu nutzen, indem ich sie in diesem verletzbaren Moment mit meinen Entschuldigungen überhäufte, und das zeigte ich ihr auch, indem ich noch einmal schwach den Kopf schüttelte, als Lahja mich genau danach fragte. "Ich bin hier, weil ich denke, dass du heute nicht alleine sein solltest. Nur deswegen. Es sei denn- du willst über andere Dinge reden." Kurz sah ich in ihr Gesicht, aber als ich merkte, dass sie meinen Blicken noch immer auswich, hob ich stattdessen meine Hand und legte sie vorsichtig auf ihren Rücken, um sie beruhigend und unterstützend zu ihrem Nacken zu bewegen, dort einen Moment zu verharren und sie dann wieder sinken zu lassen.


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24.08.2016 11:31
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #6
RE: FRIEDHOF
Als Zac sie berührte, war das so schön und trotzdem kniff sie die Augen zusammen und duckte sich ein wenig – ihr fiel das so schwer, das nun zuzulassen und das einfach aus dem Grund, weil sie verletzt war und weil er hier war, obwohl es so viel leichter wäre, wütend auf ihn zu sein und sich gleichzeitig zu denken, sie würde ohnehin nicht zu ihm passen und ihm nicht reichen. „ Jeany und Kilian sind meine Eltern,... die Lieben ihre Kinder immer irgendwie. Egal was sie tun und ob sie das verdient haben oder eben nicht.“ Brachte sie heraus und das war mit Sicherheit auch ihre Erklärung, warum Kilian so zu ihr war. Sie hatte ihrem Vater nicht besonders häufig den Anlass gegeben, seine Tochter zu lieben. Sei es der Gefängnisaufenthalt bis hin zu dem Morgen, als sie mit dem Kerl aus ihrem Zimmer gestolpert war. „ Jeany hat das immer anders gezeigt und kam... damit nie zu mir durch, ich war so unfair zu ihr und Kilian... der kann das nur sehen, wenn es sich so... auflädt wie neulich aber ich will das doch gar nicht aber ich mache... genau das.“ Weil sie nur so seine Aufmerksamkeit bekommen konnte und danach sehnte sich Lahja doch, sie wollte es nur nicht sagen. So wie sie Zac kannte, wüsste er das aber auch. Er kannte sie, für diese kurze Zeit, die sie sich kannten, verdammt gut. Ob das mit dem Studium zusammen hing oder ob er sie einfach so verstand, das konnte sie gar nicht genau sagen. „ Noah habe ich... fast verloren und ich weiß auch noch nicht ob das... jemals wieder gut wird und ich weiß nicht, warum ausgerechnet du sagst, dass du Stolz auf mich bist.“ Sie biss die Zähne zusammen, denn eigentlich hatte sie ihn nur mit Vorwürfen belastet aber selten ausgesprochen, was sie an diesem Seitensprung wirklich fertig machte oder eher an allen Beziehungen in ihrem Leben der Punkt war, an dem sie Verzweifelte. „ Ich schaffe es nie, die Menschen zu halten, die ich Liebe... die mir wirklich wichtig sind und meistens verbocke ich es auch noch selbst...“ Und weil ihre Stimme immer knapper wurde und immer brüchiger, widmete sie sich dem Schnaps und daher kam auch ihre nächste Aussage. „...ich halte es doch nicht einmal mit mir aus.“ Lahja flüchtete sich lieber in alles andere, als sich mit ihrem Kopf und ihrem Herzen auseinander zu setzen. „ Ich weiß nicht worüber ich mit dir Reden soll, in mir ist ein totales Schlachtfeld, wie nach einem Wutausbruch und ich will da nicht alleine sein aber du hast mich enttäuscht und mich verletzt und ich will das nicht noch einmal.“ Deswegen wollte sie ihn raus halten. Deswegen konnte sie zwar Sprechen, deswegen konnte sie zwar wie neulich mit ihm schlafen aber dieses ruhige beieinander sitzen und seine eher zarten Berührungen, die machten ihr eine scheiß Angst, wenn sie sie nicht Wütend machen konnten.


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25.08.2016 22:49
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Zac William Coles
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Beitrag #7
RE: FRIEDHOF
Eigentlich hatte ich das hier nie beabsichtigt: Vor dem Grab von Lahjas Mutter zu sitzen und über unsere Beziehung zu reden, über meine Fehler, und sie mit Entschuldigungen zu überhäufen. Weil ich nicht wollte, dass wir uns hier stritten, dass sie wütend wurde und eventuell sogar vor mir davon lief. Ich sah mich nicht im Recht dazu sie von diesem Ort zu vergraulen, nur weil sie mir fehlte und weil ich wusste, dass ich sie hier finden und vielleicht sogar mit ihr reden könnte, aber als die Stimme von Lahja nur noch brüchiger wurde und als sie mir nicht nur präsentierte wie viel Wut mein Seitensprung in ihr hervorrief, sondern auch wie sehr ich sie damit verletzt hatte und wie viele Selbstvorwürfe da erneut mit einher gingen, da konnte ich doch gar nicht anders. Ich konnte sie nicht in dem Glauben lassen, dass ihr Verhalten irgendetwas damit zutun hatte. "Das ist nicht deine Schuld, Lahja. Das war nicht dein Fehler, sondern meiner und du- hast nichts damit zutun. Du hast nichts falsch gemacht." Auch wenn sie vehement meinen Blicken auswich, versuchte ich trotzdem weiterhin ihr in die Augen zu sehen. "Weißt du wie mein Leben vor einem Jahr ausgesehen hat? Als wir uns noch nicht kannten? 7 Uhr: Aufstehen, anziehen, joggen, Frühstück besorgen. 8 Uhr: Nele wecken. Wenn es ihr einigermaßen gut ging, dann konnte ich sie vielleicht dazu motivieren in der Küche zu essen. Wenn nicht, habe ich ihr das Brot neben dem Bett abgestellt. Meistens hat sie mich angeschwiegen, dann war ich duschen und hab mich umgezogen. 9 Uhr: In die Uni. Da war ich dann bis zum Nachmittag. 15 Uhr: Nach Hause gehen, gucken wie es Nele geht. Meistens lag sie noch genauso in ihrem Bett wie morgens auch schon. 16 Uhr: Ins Jugendzentrum, zum Arbeiten. Und auch, um vor dieser schrecklichen, bedrückenden Stimmung zu fliehen, die Zuhause an der Tagesordnung war. 20 Uhr: Nochmal nach Hause, Abendessen kochen. 21 Uhr: Bloß wieder raus da, meistens zum Trainieren. 23 Uhr: Wieder zurück und hoffen, dass Nele schon schläft. Das wars. Jeden verdammten Tag. Ich hab nicht mehr gelebt, ich hab nur noch funktioniert, und das Schlimme war, dass ich geglaubt hab ich brauche das so, auch für mich. Strukturen haben mir schon immer geholfen mit meinen Aggressionen und mit der Wut fertig zu werden, es ist einfach alles- ordnungsgemäß abgelaufen in meinem Leben. Und ich dachte mir immer: Okay, gut, es funktioniert. Das ist doch super. Mach es morgen nochmal genauso. Irgendwann wirst du Nele heiraten, ihr werdet Kinder kriegen, alt werden. Das ist zwar nicht perfekt, dir fehlt was, aber hey, sieh dir an wie du früher gelebt hast. Die Drogen, die Gewalt. Das willst du doch nicht mehr. Das hier ist besser. Bis ich dich kennen gelernt hab und bis ich gemerkt hab, dass besser nicht gut genug ist." Obwohl ich doch sah wie sie sich unter meinen Berührungen wandte, legte ich trotzdem meine Hand auf Lahjas Knie. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Um eine Reaktion von ihr zu provozieren. "Du bist so- lebendig. In allem, was du tust. Und ich liebe das. Ja, du bist egozentrisch und laut und wütend und du hast so viel Hass in dir, aber gerade weil du so viel Hass in dir hast, hast du auch genauso viel Liebe in dir. Du fühlst Dinge viel mehr, als andere Menschen, du bist emotional und sensibel und gleichzeitig verbissen und wütend und verschlossen. Und provokant. Manchmal- manchmal liebe ich sogar die Dinge, die ich eigentlich an dir hassen sollte, Lahja. Die Dinge, die du selber an dir hasst. Ich will das nicht befürworten und ich bin auch immer noch der Meinung, dass Drogen nicht gut sind, weder für den Körper, noch für die Seele, aber manchmal- manchmal macht mich das so sehr an wie du dich auf Drogen verhältst. Allein schon- dieser Blick in deinen Augen, wenn du was genommen hast. Wie viel mehr Selbstbewusstsein du dann hast. Das kann so anziehend und erregend sein. Und ja, es ist nicht gut, wenn man seine Wut nicht unter Kontrolle hat, das stimmt und das werde ich dir auch immer wieder predigen, aber- manchmal habe ich dich für diese Energie beneidet. Dass du nicht, wie ich, einfach nur funktionierst, sondern diesen Rausch der Wut noch kennst. Als das- mit Kilian passiert ist, da habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder gespürt wie das ist, wenn man einfach schwarz sieht und während das einerseits zwar belastend ist, war das auch- befreiend. Ich war so lebendig. Ich will meine Prinzipien nicht ändern, ich bin immer noch ich selber und ich weiß, dass es richtig ist mich zu kontrollieren und mir Strukturen zu setzen, aber du hast ein bisschen Chaos in mein Leben gebracht. Gutes Chaos. Ich will dieses Chaos. Du denkst, dass das überhaupt nicht zu mir passt und dass ich jemanden brauche, der genauso willensstark ist wie ich und genauso fokussiert, aber das stimmt nicht. Ich brauche genau das, was du bist. Genauso wie Noah, sonst wäre er nach all den Jahren nicht immer noch bei dir. Ich glaube du siehst immer die guten Eigenschaften in anderen Menschen und du bewunderst sie dafür - bei mir vielleicht mein Durchhaltevermögen und meine Kontrolle, bei Noah sein gutes Herz und seine Empathie - und dann versuchst du diese Dinge auch zu verkörpern, weil du Angst hast die Menschen zu verlieren, die du liebst, und weil du denkst, dass du sie am ehesten bei dir halten kannst, wenn du genauso bist, aber dann merkst du, dass das nicht geht. Und das frustriert dich. Du bist so sehr auf die Dinge fixiert, die du nicht bist und die du nicht kannst, dass du den Blick dafür verlierst, was dich ausmacht und wie gut du eigentlich bist, Lahja. Wie sehr man dich eigentlich lieben kann. Für dich. Und- es tut mir unfassbar Leid, dass ich dich schon wieder daran zweifeln lasse, du weißt gar nicht wie sehr. Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe dich hintergangen, aber das ist mein Fehler, nicht deiner. Das ist meine Schwäche, nicht deine. Hass mich, sei wütend, sei verletzt, sei enttäuscht. Zweifel an unserer Beziehung und an meiner Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit und an meinen Versprechungen, das würde ich auch tun, misstrau mir. Aber zweifel nicht an dir selber. Du hast nichts falsch gemacht." Sanft drückten sich meine Finger in ihr Knie, während sie immer noch von der Seite ansah. "Du musst endlich damit anfangen auch dich selber zu lieben."


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26.08.2016 17:10
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Lahja Emilia O'Neill
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Beitrag #8
RE: FRIEDHOF
Eigentlich war das hier das letzte, was sie vor Zac tun wollte aber irgendwann hielt sie seinen Worten gar nicht mehr stand und zog sich weiter zusammen. Sie hielt sich mit dem Handrücken erst den Mund zu, man konnte sehen wie sich ihre Zähne hinein gruben und wie sie dann doch ergeben den Kopf senkte und mit dem Handballen gegen ihren Nasenrücken drückte, während sie dabei den Kopf leicht schüttelte. Wie konnte er es denn fertig bringen, ihr all das zu sagen und trotzdem hatte er sie so betrogen? Ihr das Gefühl gegeben, Nele wäre besser als sie es war? Das tat unglaublich weh und schluchzend, tief sogen sich irgendwann ihre Lungen voll mit Luft. Die Tränen standen und brannten in ihrem Gesicht aber sie war nicht dazu bereit sie zu vergießen, Lahja wollte das nicht und weil das ihr Weg war, leerte sie auch lieber den Schnaps – wenn das gerade bei seinen letzten Worten einen bitteren Geschmack hinterließ. Als die Flasche den Weg zum Boden gefunden hatte, sah sie auf den Grabstein und dann auf die Hand an ihrem Knie und letzten Endes wollte sie nur vorsichtig in seine Augen sehen und blieb dann daran hängen. „ Warum konnte sie dir dann etwas geben, was ich dir nicht geben konnte, sonst hättest du das nicht gemacht? Ich... bin mit Noah und dir zusammen gewesen und ich habe mich auch wieder auf diese Beziehung eingelassen, mit allem drum und dran, weil ich gemerkt habe, mir kann ein Mensch nicht alles geben, was ich brauche – andersherum genauso wenig... was hat sich denn da geändert, seid dem Gespräch wo du... sagtest, du willst niemand anderen und dem... der Nacht?“ Und weil Lahja diese Frage schon so lange quälte und weil seine Worte damit so wenig Sinn machten, wenn sie nicht wusste, was ihm denn trotzdem an ihr gefehlt hatte – ließ sie ihn weiter in ihr inneres hinein und merkte das nicht einmal. „ Ich bekomme unter Drogen die Aufmerksamkeit, wovon du gesprochen hast und ich habe auch die Kilos wieder runter, die so eine feste Beziehung mit sich bringt und ich suche ständig danach...“ Doch dann merkte sie auch, wie sie sich selber im Kreis drehte. Wie das schon wieder darauf hinaus lief, dass sie sich selbst nicht lieben konnte und deswegen auch nicht hinnehmen konnte, dass mit ihr alles gut war, wie es war und weil sie nun an den Grab ihrer Ma saßen und weil sie ihre eigenen Worte auch so an Jeany erinnerten, wich sie seinem Blick wieder aus und starrte auf die Blumen davor. Die von Kilian und die von Zac und weil für Lahja die Trauer tatsächlich eigentlich einfacher war, wenn sie nicht allein war, sie das aber nie zugab, ergriff sie nun auch verzweifelt seine Hand auf ihrem Knie. „ Sie konnte sowas auch nicht sehen... ich hab sie gehasst dafür, dass wir nach Los Angeles ziehen mussten aber wir hätten das bestimmt zusammen lernen können... langsam. Sie fehlt mir so schrecklich.“ Zac wusste um die Depressionen ihrer Mutter und das sie davon sprach, wie sehr auch Jeany an sich gezweifelt hatte und das sie davon redete, mit ihrer Mutter gemeinsam hätte lernen können, die besseren Seiten des Lebens zu sehen aber gerade an Tagen wie heute fühlte sich Lahja noch einsamer als sonst. Zac hatte das nicht beabsichtigt und so hätte es auch keiner der beiden geahnt aber sie fiel irgendwie auf die Knie, nachdem sie sich etwas hoch gekämpft hatte und legte ihre Arme um seinen Oberkörper, unter seinen Armen hindurch. „ Ich mag heute nicht alleine sein aber Kilian... Trauert lieber alleine... Noah ist zu weit weg... und ich wollte sonst mit niemandem drüber Reden und Mitleid. Ist... das falsch?“ Irgendwie kam sie sich dabei... vor als würde sie ihn ausnutzen aber wenigstens war sie ehrlich.


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26.08.2016 21:25
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Zac William Coles
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Beitrag #9
RE: FRIEDHOF
Ich sah wie Lahja mit sich selber kämpfte und obwohl ich ihr erneut mit einer sanften Berührung zeigen wollte, dass es okay war zu trauern, ließ sie die Tränen einfach nicht zu. Und auch nicht die Schwäche, die ihrer Meinung nach damit einher ging. "Das hatte- nichts damit zutun, dass mir etwas bei dir fehlt, Lahja. Das versuche ich doch dir zu erklären. Da ist nichts. Und meine Einstellung zu einer Beziehung hat sich auch nicht geändert, ich will immer noch nur mit dir zusammen sein, es war einfach-" Nervös hielt ich inne, schüttelte schwach den Kopf und nutzte meine freie Hand, um die Finger beruhigend in meinen Nacken zu drücken. So als könne ich mir dadurch selber die Anspannung nehmen. Bis jetzt hatte Lahja mir schließlich noch nicht die Chance gegeben mich selber und diese Nacht mit Nele zu erklären und während ich einerseits zwar wusste, dass ihr die Wahrheit viele Ängste nehmen konnte, musste es doch unheimlich verletzend sein die Situation so bildlich geschildert zu bekommen. "Ich bin bei ihr geblieben, weil sie so unter Drogen, betrunken und weggetreten war, das weißt du. Das hab ich dir geschrieben. Ich hab- mich einfach nur neben sie gelegt, in der Hoffnung, dass sie am nächsten Tag mit mir reden und mir vielleicht- ein bisschen meine Sorgen nehmen würde. Ich meine, wir waren zehn Jahre lang ein Paar, wir haben uns jeden Tag gesehen, miteinander geredet, ich hab für sie gesorgt, als sie es nicht alleine geschafft hat. Das kann man nicht- das vergisst man nicht einfach so. Ich wollte einfach nur für sie da sein, nach allem, was passiert ist -" Ein kurzer, aber vielsagender Blick verdeutlichte ihr, dass ich mir noch immer die Schuld an Neles Suizidversuch gab. "Aber dann bin ich morgens aufgewacht und sie war direkt neben mir, sie hat mich berührt und mich- so angesehen wie schon lange nicht mehr. Ich hab von ihr geträumt, weil überall ihr Geruch war, und dann- dann ist es einfach passiert. Da waren so viele Gefühle, wir haben nie wirklich miteinander abgeschlossen, aber- das heißt nicht, dass mir mit dir irgendetwas fehlt, Lahja. Ihr seid einfach- so unterschiedlich." Sie müsste doch am besten wissen, wovon ich da sprach, ihr ging es mit Noah schließlich nicht anders. "Ich möchte trotzdem nicht wieder mit Nele zusammen sein und ich nehme auch das, was ich dir gesagt hab, deswegen nicht zurück. Ich hätte das nicht tun dürfen, ich habe dir andere Versprechungen gemacht, und das tut mir Leid. Noch mehr tut mir aber Leid wie ich hinterher damit umgegangen bin. Dass ich nicht ehrlich zu dir war. Das war nicht richtig und ich dachte ich hätte-- Ich wollte einfach nicht noch jemand sein, der dich enttäuscht, aber- das hat es nur noch schlimmer gemacht. Das weiß ich. Entschuldige." Obwohl ich mich maßlos dafür schämte, sah ich Lahja ganz aufrichtig in die Augen, auch dann noch, als sie langsam immer mehr in sich brach. Bis sie sich plötzlich aufrichtete, vor mir zusammen sackte und ihre Arme um meinen Körper legte. In den letzten Wochen hatte ich mich so sehr nach ihrer Nähe gesehnt, dass ich gar nicht anders konnte, als meine Hände fest in ihren Rücken zu pressen, sie an mich zu drücken und einfach nur bei mir zu halten, während mir ihr vertrauter Geruch in die Nase stieg und ich dabei ganz schwach den Kopf schüttelte. "Nein, das ist- okay. Ich weiß, dass das nichts zu bedeuten hat und ich weiß, dass du mir nicht so schnell vergeben kannst. Wenn ich dir trotzdem heute helfen kann, dann bin ich für dich da. Was immer du brauchst."


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

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29.08.2016 10:08
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Lahja Emilia O'Neill
ALL THIS ANGER RISE IN ME.


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Beitrag #10
RE: FRIEDHOF
Das war so verquer, sie ließ sich gerade Schildern, wie es zu seinem Seitensprung gekommen war und unheimlich viel Schmerz löste das in ihr aus aber es hielt sie nicht davon ab, sich Hilfesuchend an ihm fest zu halten und sich auch noch Geborgen zu fühlen, als er ihren schmalen Körper mit seinen Armen umschloss. Sie war doch sonst nicht so, sie war doch sonst so Stark und eigentlich hatte sie Noah... eigentlich lief auch gar nicht alles in ihrem Leben scheiße, so dass sie sich deswegen an ihn klammern müsste. Sicher saß der Tag und der Streit mit Kilian ihr in den Knochen aber wo ihr Leben sonst Filmreif im Chaos versank, war das doch noch okay. Sie weinte auch nicht bitterlich aber dieses Gefühl bei ihm zu sein, das war schön – das war schon vor einigen Tagen in der Kneipe oder dem Parkhaus schön aber das hier war nun etwas ganz anderes. Nichts im Vergleich auch, was da mit Joker gelaufen war. Lahja räumte sich auch etwas Reaktionszeit ein und schwieg über alles, was er im Bezug auf die beiden sagte – was sollte sie denn auch sagen? Diese Zweifel an sich und ihrer Person, die waren eben da und die ließen sich so einfach auch nicht nieder Reden. Lieber dachte sie einen Moment nach, ob sie ihn bei sich haben wollte oder nicht – musste sich aber Eingestehen, es war mit ihm eher zu Ertragen. Sie würde ihm das so niemals sagen und sie war sich nicht einmal Sicher, ob er bei ihrem Plan noch an ihrer Seite sein wollte, den sie für den heutigen Tag hatte. Als sie ihren Stolz und ihre Würde wieder beisammen hatte, sah sie nur noch verlegener vor sich her. „ Ich weiß nicht, ob du das möchtest... also überlasse ich dir das Entscheiden. Ich wollte mich einfach heute nur betrinken, dass mache ich an diesen Tagen immer und dann ist die Stadt oder Trubel zu... Gefährlich.“ Sie würde sich zu schnell reizen lassen und beide wussten, wie das endete. „ Also will ich zum Strand... da ist ein Hüttchen, wo ich oft war, als wir her gekommen sind. Matt hat mich immer zum Strand geschickt, damit ich die Stadt anfange so zu lieben wie er. Ich fand die Stadt und die Menschen aber blöd, also bin ich immer dahin und hab bis Abends dort gewartet. Als ich verstanden hab, warum wir hier her gezogen sind, hab ich Jeany da mit hin genommen.... der Kumpel bei dem ich wohne, der geht morgen früh arbeiten und ich will erst dann zurück sein.“ Warum sie so weit ausholte? Wahrscheinlich um ihm durch die Blume zu sagen, dass sie ihn gerne bei sich hätte – sogar an dem besonderen Ort aber das sie es nicht schaffte, das auszusprechen. Als sie sich erhob, den Rucksack mich sich zog und es sehr Eindeutig klimperte, bestand aber auch kein Zweifel, dass das genau so ihr Plan gewesen war und Lahja machte bei Rauschmitteln keine halben Sachen. „ So oder so wäre es... aber ganz gut, wenn ich wüsste, was... wie stellst du dir das vor? Weiter? Wenn wir heute als Ausnahme... sehen...?“ Oh das kostetet überwindung, sie ließ ihn zwar noch nicht gänzlich an ihr Leben oder schloss aus, dass sie ihn weiter Ignorieren könnte aber zumindest war sie gewillt, dem zu Lauschen, was er sich ausmalte.


|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.

[Bild: 49329769512_439e4ff691_o.jpg]

30.08.2016 02:54
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