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Apple Jean White
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An diesem Abend testete Apple ganz langsam und zart aus, wie es sich anfühlte, mit jemandem, den man wirklich gerne hatte so nahe beieinander zu liegen. Die Haut des anderen unter den Fingerspitzen zu fühlen, sogar die kleinsten Details fielen ihr dabei auf. Egal ob es das Gras war oder diese neuartige Erfahrung, sie schilderte ihm sogar, wie sie ertasten konnte, wenn sich seine Haare an den Armen ein wenig aufstellten oder sich eine leichte Gänsehaut unterhalb ihres Nackens ausbreitete, wenn er seine Hand dort ablegte. Immer wieder kicherte und auch immer wieder verstummte sie daraufhin, entweder um den Blickkontakt wieder herzustellen oder aber um mit ihren Lippen seine zu berühren. Mal küsste sie nur seine Ober- oder Unterlippe, mal zog sie zärtlich mit ihren Zähnen daran, mal streifte sie auch nur seinen Mundwinkel aber dann legte sie ihre Lippen wieder so perfekt passend auf seine. Wieso sie sich auf die schönen Seiten des Lebens nicht einließ? Weil die Strafe für unüberlegtes Handeln nie lange auf sich warten ließ, warum hatte sie sich nur so mitreißen lassen? In den Morgenstunden wurden die beiden eher Unsanft aus dem Schlaf gerissen. Gut, Wildcampen konnte man ihnen nicht zur Last legen – selbst wenn sie gewollt hätten, ohne Zelt war das alles legal. Was nicht legal war, war das eine siebzehnjährige irgendwo alleine mit einem jungen Mann unterwegs war. Siebzehn also? Diese Frage ließ sie erstarren, denn Apple konnte Noah´s Blick deutlich auf sich spüren. Ebenso, wie der Moment, in dem der Polizist ihren vollen und richtigen Namen in den Mund nahm. Entschuldigend und Ratlos sah sie ihn an, selbst wenn sie gewollt hätte, ihm nun alles an den Kopf zu werfen – sie konnte nicht. Nicht nur weil sie es ihm nicht antun konnte sondern auch, weil sich damit alles erledigt hätte und auch... weil sie ihn verlieren würde, wenn er wüsste, wer ihr Vater war und... doch. Als sie in sein Gesicht schaute, einen wirklich tiefen Blick in seine Augen wagte, war sie sich schon Sicher, dass Noah ohnehin nichts mit jemandem zu tun haben wollte, der ihn so von Grundauf belog. So gut konnte auch kein Mensch sein. Ob das deswegen erleichternd sein sollte, dass Chris allem Anschein nach eine Vermisstenanzeige rausgegeben hatte? Noah musste sie nicht Rede und Antwort stehen, nur hatte er das nicht auch irgendwo verdient? Am Ende hatte sie jedoch keinen Einfluss darauf, am Ende saß sie auf der Rückbank des Polizeiwagens. Auf dem Weg in die Stadt zurück. Zu ihrem Vater. Wo eine ganz andere Erklärung auf sie wartete. Das blaue Auge war über Nacht mit Sicherheit nicht verschwunden. Die Polizei würde ihm sagen, wo diese sie gefunden hatte und auch nicht alleine. Apple wurde ganz übel auf dem Rücksitz, Verzweifelt überlegte sie, wie sie türmen könnte. Das wäre gar nicht mal das erste Mal aber es ergab sich nichts. Jede Idee, warum die beiden Polizisten am Straßenrand halten sollten, wurde abgeschmettert und zu guterletzt wurde sie auch in Kenntnis gesetzt warum. Chris hatte sie gewarnt, seine Tochter würde sich mit solchen Unternehmungen auskennen und die beiden Polizisten suchten sie auch nicht offiziell. Wie ätzend, wenn man ein Vater mit solchen Verbindungen hatte aber Apple kam sich auch wieder überfordert vor. Mit der Bevormundung. Was ihr zum Verhängnis werden sollte.
Chris war auf 180 als sie vor der Tür abgesetzt wurde, er nickte den zwei Beamten nur zu und zog sie unsanft am Arm in die Wohnung. Das war der Knackpunkt an dem auch sie eine ablehnende Haltung einnahm. Sie beantwortete seine Frage nicht, woher das blaue Auge stammte oder aber mit wem sie unterwegs gewesen war. Er besaß die Dreistigkeit, zu drohen, die Beamten noch nach den Personalien des jungen Mannes zu Fragen und Apple redete sich immer wieder in Rage. Besonders als sie sich Sorgen machte, was dann mit Noah passieren könnte. Die Situation schaukelte sich hoch, so sehr, dass sie den Moment nicht kommen sah, der ihr den Boden unter den Füßen weg riss. Chris warf sie raus. Er sagte wirklich, sie sollte gehen. All die Hoffnung auf Verständnis, alle Ängste doch wieder abgewiesen zu werden, das alles brach über sie herein. Er hatte gesagt, er wäre jetzt da und dann... dann schickte er sie doch weg? Apple war nicht so, nicht nahe am Wasser gebaut aber jetzt rannte sie eilig in ihr Zimmer – oder eher nicht mehr ihr Zimmer – und nahm auch nur die Dinge mit, mit denen sie her gekommen war. Alles, was Chris seid dem angeschafft oder bezahlt hatte, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen, dass ließ sie da. Sollte er doch damit Glücklich werden. Eine passende Tochter suchen. Apple war enttäuscht von der ganzen Welt, als sie eilig das Treppenhaus herab lief.
Das wahre Gesicht der Menschen zeigte sich ihr an diesem Morgen aber Schlag auf Schlag. Das hatte sie davon, sich vom Leben zum Narren halten zu lassen, alles würde gut werden. Ein Auto fuhr erst langsam hinter ihr her, bis sie etwas Abstand gewonnen hatte zu Chris Wohnung. Bis man kein Fenster mehr erblicken konnte oder man gesehen wurde von dort. Die Fensterscheibe ging herunter und Apple wollte nur bissig hinein sehen. Das junge Mädchen strich sich die Tränen energisch beiseite und blickte in das Gesicht von dem Komplizen ihres Vaters. Scheiße! Vom Donner gerührt blieb sie stehen, Fassungslos vernahm sie die Worte aus seinem schmierigen Mund. Du solltest besser Einsteigen und deinen Gefallen endlich Einlösen, sonst könnte dein DADDY in ganz schöne Schwierigkeiten kommen, hm? Du weißt doch noch, wie das geht. Mit einem anzüglichen Lächeln klopfte er auf den Beifahrersitz. Apple sah die Straße hinauf und hinunter. Ganz gleich, was Chris gerade getan hatte – er war die letzte Familie, die sie auf dieser verdammten Welt hatte und so stieg sie dann doch in den Wagen. Wie schon viel zu oft in ihrem Leben. Schon auf der Fahrt begann er ihren Oberschenkel hinauf zu Streicheln, ihre Hand zwischen seine Beine zu legen und an ihrer Unterhose zu zerren. Dabei sagte er ihr, was er für versaute Phantasien er hatte, wie schön es war, mit Minderjährigen Mädchen und das er sich freute, dass sie ihm einen Gefallen schuldig war. Doch Apple maß dem nicht viel Beachtung bei, weshalb auch? Das war nichts, was ihr nicht schon Ansatzweise passiert war oder was nicht im Möglichen stand bei diesem Job. Außerdem – was hätte sie getan, jetzt wo sie wieder auf der Straße stand? Ohne Dach? Natürlich würde sie... da weiter machen, wo sie aufgehört hatte, als Chris in ihr Leben getreten war. Auch wenn die Erfahrung mit Noah gestern das durcheinander brachte, viel zu oft sehnte sie sich nach seiner Zurückhaltung am gestrigen Abend statt den gierigen Händen des Mannes neben ihr.
Noch schlimmer und drängender wurde das, als er auf einem Parkplatz hielt. Eine Art Rastplatz aber irgendwo im Nirgendwo, so schien es zumindest durch die Bäume, die diesen Ort hier einrahmten. Aussteigen. Apple tat das, was er sagte und er positionierte sie so, wie bei dem letzten aufeinander treffen. Diesmal öffnete er aber die Tür zur Rücksitzbank und drückte sie in den Wagen, nachdem er ihr Oberteil einfach in zwei Teile gerissen hatte und die Unterhose vom Knie abwärts rutschte. Apple probierte nur, nichts zu fühlen und sich nicht zu viele Gedanken zu machen, was hier gerade passierte und suchte einfach den Blick ins leere. Man musste sich nur ausklinken, aus der Realität. Mit geöffnetem Reißverschluss beugte der erwachsene Mann sich über sie und wollte gerade die Tür schließen, bis ihm Dämmerte, dass jemand die beiden wohl beobachtet hatte.
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16.03.2016 23:51 |
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Noah Scott
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RE: PARKPLATZ
Diese Nacht mit Maggi war wirklich wunderschön, viel schöner, als ich erwartet hätte. Dass ich sie als Mensch mochte wusste ich auch schon vorher, aber ich lernte sie an diesem Abend noch einmal ganz anders kennen: Ich küsste ihre Lippen, streichelte über ihre warme Haut, wir drückten uns in der Nacht eng aneinander und spürten den Herzschlag des jeweils andren. Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, als ich in ihr Gesicht sah, da wollte ich das alles am liebsten nochmal wiederholen. Da wollte ich ihr schon wieder so nah sein und da wollte ich sie direkt noch einmal küssen, aber noch bevor ich dazu kam sie liebevoll zu wecken, rissen uns zwei Polizisten unsanft aus dem Schlaf. Genervt stieß ich schon die Luft aus meinen Lungen, weil ich nie verstehen konnte, weshalb die Bullen sich überhaupt um zwei friedliche junge Leute wie uns scherten, während da draußen viel schlimmere Verbrechen begangen wurden, aber weil ich auch wusste, dass man die Polizei am schnellsten wieder los wurde, wenn man einfach freundlich kooperierte, holte ich direkt meinen Personalausweis heraus und hielt ihn den beiden Männern entgegen. Damit sollte sich die Sache ja erledigt haben, wir hatten sonst nichts bei uns, das man uns offensichtlich ankreiden könnte, aber nein. Damit war noch nicht alles erledigt. Unnormal irritiert sahen die Polizisten auf den Ausweis von Maggi und- fragten sie dann nach ihrer Minderjährigkeit? Siebzehn? Ich wollte schon widersprechen, wollte ihnen den Ausweis aus der Hand nehmen und sie noch einmal auf ihr Geburtsdatum verweisen, aber noch bevor ich dazu kam zog Maggi neben mir die Schultern an und senkte den Blick. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Sie war siebzehn Jahre alt? Und das war noch nicht einmal alles, denn als die beiden Männer sie baten mit ihnen zu kommen, baten sie auch nicht Maggi, sondern Apple. Was zu Hölle-?! Ich versuchte sie zwei Mal anzusprechen, bat sie um eine Erklärung, aber es fühlte sich auf einmal so an als wäre der gestrige Abend nie passiert. Als hätte es diese Freundschaft zwischen uns nie gegeben. Zumindest verhielt sie sich mir gegenüber so, als sie ihre wenigen Sachen zusammen raffte und den Polizisten daraufhin wortlos folgte, um mich allein hier zurück zu lassen. Apple? Maggi? Warum-? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein.
Es brauchte verdammt lange, bis ich mich einigermaßen gefangen hatte, und obwohl ich im Kopf jegliche Theorien durchging, weshalb sie mich belogen haben könnte, ergab keine davon Sinn. Frustriert und verletzt packte ich irgendwann den Rucksack, um ebenfalls zurück zur Straße zu laufen und dort meinen Daumen nach oben zu halten, in der Hoffnung, dass mich jemand mitnahm, aber die Entscheidung, dass ich sie wiedersehen und sie danach befragen musste, die traf ich erst in einem fremden Auto kurz vor Los Angeles. Gestern noch wäre es so leicht gewesen sie einfach aus meinem Leben zu streichen, nach so einem Vertrauensbruch und ihren massiven Lügen, aber heute- heute nicht mehr. In einem Tag war so viel passiert, dass ich einfach nicht verstand, weshalb sie mich trotzdem noch belügen würde. Weshalb sie sich als jemand anderes ausgab, als sie eigentlich war. Das Alter- okay. Das passierte schonmal, wenn man noch minderjährig war. Aber warum der falsche Name? Das alles ließ mir keine Ruhe und beschäftigte mich auch dann noch, als der Fahrer mich an einem Parkplatz am Rande der Stadt hinaus ließ, weil sein Weg ihn nur an der Stadt vorbei führte. Von hier musste ich entweder einen anderen Fahrer finden oder mein letztes Kleingeld zusammenkratzen, um mir ein Busticket leisten zu können. Oder ich konnte laufen. Weil mir das gerade aber sowieso alles zu viel wurde, ließ ich meinen Rucksack erschöpft gegen einen Baum sinken und mich selber gleich daneben. Siebzehn. Scheiße. Sie war siebzehn und ich konnte nichts anderes tun, als an ihre Küsse zu denken? Und an ihre Berührungen? Das ging nicht, das funktionierte so nicht. Und während ich noch verzweifelt überlegte, wie ich jetzt mit der Situation umgehen sollte, bekam ich nur aus dem Augenwinkel mit wie ein dunkles Auto an mir vorbei fuhr und dann in etwas Entfernung, versteckt zwischen ein paar Bäumen, auf dem Parkplatz stehen blieb. Dass der Fahrer meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zog, geschah erst in dem Moment, als er ausstieg, um das Auto herum ging und eine junge Frau aus seinem Wagen zog, die Maggi - Apple! - zum Verwechseln ähnlich sah. Der Zufall wäre zu krass, deshalb redete ich mich innerlich einfach selber raus, aber trotzdem blieb ich mit meinem Blick an den beiden hängen. Und ich sah auch, was danach passierte. Grob drückte er ihren Körper gegen das Metall des Wagens, er riss ihr das Oberteil vom Leib und stieß sie dann auf den Rücksitz, während er sich selber ganz offensichtlich die Hose öffnete. Selbst wenn das nicht Maggi war und auch nicht Apple, geschah das dort nicht mit dem Einverständnis der viel zu jungen Frau und deshalb stand ich auch ohne zu Zögern auf, lief auf den Wagen zu, um mich einzumischen, doch noch bevor ich dazu kam, fiel mein Blick auf das T-Shirt am Boden. Das war nicht irgendein Oberteil, sondern zweifellos das von der jungen Frau, mit der ich die vergangenen 24 Stunden verbracht hatte. Das hier war tatsächlich Maggi und in einer Kurzschlussreaktion griff ich nach dem fremden Mann und zerrte ihn von ihr herunter. Mit all meiner Kraft stieß ich ihn zurück, woraufhin er über die Bordsteinkante stolperte und mit dem Rücken voran auf die Wiese dahinter fiel. Und mit ihm fiel auch eine Waffe dort auf den Boden. Eine echte Pistole, die sich beim Öffnen seiner Hose wohl aus der Gürtelschnalle gelöst hatte. Während er noch völlig erschrocken zu mir auf starrte, griff ich in einem geistesgegenwärtigen Moment genau danach, richtete den Lauf auf ihn und merkte erst in der Sekunde wie schwer das Herz in meiner Brust eigentlich schlug. Atemlos starrte ich ihn an, die Waffe in meiner Hand zitterte ein wenig, so lange, bis ich meine Hände fest um den Griff schloss und stattdessen kurz mit dem Blick zu Maggi wechselte. Apple. "Was- was passiert hier? Bist du- Maggi, bist du okay?" Und wieder sah ich auf den Mann vor mir, der auf meine Anweisung die Hände hob und äußerst unglücklich dabei aussah. Fuck.
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17.03.2016 19:52 |
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Apple Jean White
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Es passierten immer verrückte Dinge im Leben aber sie hatte niemals damit gerechnet, dass sie diesem Schicksal noch entgehen würde, dem Mann den Gefallen zu tun, den er so Grob einforderte. Deshalb, weil sie das Szenario kannte und auch, weil Chris nichts zustoßen sollte, wehrte sie sich nicht oder rebellierte. Als er sich zu ihr herüber beugen wollte, sog sie die Luft tief ein um sie anzuhalten und sich nichts Anmerken zu lassen – bis der Mann völlig unerwartet aus dem Auto gezerrt wurde. Ihr Vater? Die Polizei? Mit vielem konnte sie nicht Rechnen, eventuell ein Überbesorgter Passant, dem sie die Angst schon nehmen wollte, als dann Noah in ihrem Blickfeld auftauchte. Als dieser Mann vor dem Wagen auf dem Boden lag und der junge Mann, mit dem sie die letzte Nacht am Strand verbracht hatte, nach der Waffe griff um sie auf Chris Kollegen zu richten. Scheiße. Was sollte sie tun? Es gab nur kein zurück mehr, dieser Mann auf dem Boden war nicht irgendwer sondern ein Gangster. Würde sich alles zu seiner Gunst wenden, er würde Noah etwas antun, ganz Sicher. Was war aber mit Chris? Es blieb keine Zeit um sich noch länger Gedanken zu machen, Apple handelte. Sie rutschte auf die Tür zu, schob den Rock zumindest bis zur Mitte ihres Oberschenkels hinab. „ Lass ihn nicht aus den Augen.“ Sagte sie zu Noah, ohne seine Fragen zu beantworten. „ Beweg dich nicht.“ Wies sie den Mann auf dem Boden an, griff in die Tasche, in der sie eben schon seine Geldbörse ertastet hatte und riss sie heraus. Das Karten und Kleingeld auf den Boden fiel, war ihr ganz gleich – sie zog nur die dicken Scheine hervor. Danach steckte sie es auf dem Weg zur Fahrertür in ihren BH und zog mit bebenden Fingern den Autoschlüssel ab, griff nach dem Handy in der Mittelkonsole. Über das Wagendach sah sie zu Noah, hoffentlich Vertraute er ihr auch nur noch einen Funken, damit er ihr Folgte. „ Komm – schnell – wir müssen abhauen. Lass die Waffe nicht hier.“ Die abgehetzte Stimme signalisierte, wie Ernst sie das meinte. Ja, zum Glück, er schien sie Ernst zu nehmen und nachdem sie die Hohen Schuhe über ihre Knöchel gezogen hatte, rannte sie mit ihm in den dunklen Wald. Die Schuhe standen noch an Ort und Stelle, dieser Kerl hatte sie im Wagen platziert und auf dem Hinweg verlangt, dass sie sie anzog. Weil er drauf stand. Ihre eigenen hatte sie aus dem Fußraum geschnappt aber nur unter den Arm geklemmt, um schneller mit Noah flüchten zu können. Das Handy und den Autoschlüssel warf sie in einen kleinen Flusslauf. So schnell würde der Kerl sich keine Hilfe holen können und verfolgen könnte er sie nur zu Fuß. So perplex wie er ausgesehen hatte und halb ausgezogen und ausgeraubt brauchte er dafür aber ganz bestimmt eine Weile, was genau so ihre Absicht gewesen war. Apple kannte Situationen wie diese, viel zu gut. Erst als sie nicht mehr konnte, wirklich schon röchelte und ihre nackten Füße schmerzten, stoppte sie und nahm Noah die Waffe ab. Dieser gute Mensch sah damit ohnehin so Absurd aus. Gekonnt öffnete sie die Kammer für die Munition und mit dem klirrenden Geräusch, mit dem die Patronen zu Boden fielen, fiel auch von ihr endlich die Anspannung ein wenig ab. Noch immer nur mit dem BH und ihrem Rock am Leib lehnte sie sich an einen Baum, holte immer wieder Luft um das stechen in der Brust zu unterbinden.
Eigentlich sollte das am besten ewig Anhalten, denn als sie Noah ansah wurde ihr wieder klar, wie viele Antworten sie ihm nun noch schuldig war. „ Du hättest... das nicht tun sollen.“ Und damit verstörte sie ihn wohl nur noch mehr. Verdammt. Wieso konnte sie ihn nun nicht so hart vor den Kopf stoßen, dass er sie einfach in Ruhe ließ? Apple entzog sich den Blicken, ganz Bewusst. „ Mein Dad hat mich raus geworfen. Das ist... sein Arbeitskollege gewesen, übler Kerl. Er hat mir gedroht, meinem Dad das Leben schwer zu machen, wenn ich nicht...“ Ohje, wie schwer die folgenden Worte in der Luft hingen. „...wenn ich nicht mit ihm schlafe. Das wäre okay gewesen, wirklich... aber nachdem du ihn attackiert hast, hätte er dir etwas getan. Das wollte ich nicht. Ich wollte das doch alles nicht.“ Damit bezog sie sich nicht nur auf die Situation sondern alles – angefangen von den Lügen, bis hin zur Missachtung von Chris verboten und nun das hier. Verräterisch bebte ihre Stimme aber Apple hatte schon zu viel erlebt als sich nun zusammen zu kauern und sich dem verlangen hinzugeben, zu Jammern.
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17.03.2016 22:55 |
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Noah Scott
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Ich war jemand, der schon immer leicht anderen Menschen vertraut hatte. Ich glaubte an das Gute in jeder einzelnen Person auf der Welt und gerade in einem Moment, in dem ich mich so überfordert fühlte wie in diesem, hätte ich mich liebend gerne auf die Leitung von jemand anderem verlassen, aber als Maggi mir über das Autodach hinweg zurief, was ich tun sollte, hielt ich inne. Erschrocken sah ich in ihr Gesicht und verharrte da unsicher für mehrere Sekunden, weil ich nach all den Lügen automatisch an ihr zweifelte, so lange, bis mir auffiel, dass es sowieso keinen anderen Ausweg gab als diesen. Dass ich keine andere Wahl hatte, als meine Finger nur noch fester um den Griff der Waffe zu legen, fast unmerklich zu nicken und ihr dann hinterher zu laufen. So schnell wie möglich und vor allem so weit wie möglich. Bis wir beide keuchend stoppten, weit entfernt von dem Parkplatz, und Maggi mir endlich das Metall aus der Hand nahm, das sich in meinen Fingern so unglaublich falsch anfühlte. Vollkommen erschöpft ließ ich meinen Oberkörper nach vorne sinken, drückte Halt suchend die Hände gegen meine Knie und sog so schnell und tief die Luft in meine Lungen, dass sich meine Brust deutlich sichtbar hob und senkte. Es fühlte sich so an als würde ich überhaupt nicht wieder zu Atem kommen und das änderte sich auch nicht, als ich beobachten musste, wie sie gekonnt die Munition aus der Waffe auf den Boden fallen ließ und sich danach von mir abwandte. Ich hätte das nicht tun sollen? Was? Ihr helfen? Ich hätte ihr nicht helfen sollen? Es war mir immer noch nicht möglich irgendetwas zu sagen, deshalb stand ich auch einfach nur wortlos dort und starrte sie unentwegt an. Dieser Mann - der Arbeitskollege ihres Vater - der hatte mit ihr schlafen wollen? Und ich sollte ihr nicht helfen? Mehr noch, das wäre okay gewesen? Es wäre okay gewesen, wenn irgendein alter Mann sich an ihr verging? Was geschah denn hier gerade? Wer war denn dieses Mädchen vor mir? Und woher kamen diese Dinge, die mich nur fassungslos den Kopf schütteln ließen? "Was- was passiert hier, Maggi? Apple? Warum-? Was-?" Keuchend wandte ich den Blick von ihr ab, weil ich nicht die passenden Worte fand, um die Verwirrung in meinem Kopf zu sortieren. "Wer- wer bist du? Was war das?"
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18.03.2016 13:21 |
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Apple Jean White
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Apple sah sich in dem Wald um aber diesmal sollten da weder Polizisten kommen, die sie davor Retten würden, ihm reinen Wein einzuschenken noch konnte sie vor ihm davon laufen. Das war schwerer als sie dachte, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen und auch, eine Lüge einzuräumen, stellte sich bei Noah erstmals als nicht ganz so einfach heraus. Er war doch so ein guter Mensch und er hatte das nicht verdient. Niemals. Verdammt, nie hatte sie damit sonst ein Problem. Nur Chris, den konnte sie da nicht mit rein ziehen, warum auch? Er wollte sie nicht mehr. Außerdem war aus der Lüge auch etwas anderes geworden, was Apple aber gerade erst Begriff. „ Apple, nicht Maggi. Apple Jean White ist mein voller Name.“ Sagte sie und sah ihm in die Augen, nur kurz um dann die Arme vor dem Bauch zu verschränken. Halbnackt war das gar nicht so einfach und deshalb griff sie in den Rucksack, den sie bei der Flucht geschnappt hatte, um sich wenigstens einen Zipper über die Schultern zu ziehen. Wenn auch sehr halbherzig. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, biss sich auf die Unterlippe, bis sie ihn erneut ansah und ihr deutlich wurde – sie musste die Wahrheit sagen. „ Ich bin siebzehn, da hatten die Bullen schon Recht. Ich weiß nicht, wie das passiert ist, es kam so eins zum anderen – Noah, ich... es tut mir Leid. Irgendwie wollte ich versuchen, jemand anderes zu sein und als Maggi habe ich mich Wohl gefühlt. Jemand anderes, neues zu sein. Apple macht keine Musik mit Hippies oder führt ein normales Leben, will etwas über Freundschaft Wissen oder... irgendwas in diese normale Richtung eben.“ Konnte er das begreifen, obwohl sie selbst erst nach und nach darauf kam? „ Ich wollte dich nicht anlügen, ich habe... das gestern war wunderschön, unvergleichlich. Ehrlich. Zwing mich bitte nicht, dir alles zu sagen aber... vielleicht hilft dir der Anfang?“ Noah sollte Wissen, dass es da noch mehr gab, was im Argen lag aber sie hoffte so sehr, dass er genug Respekt hatte, nicht auf Biegen und Brechen jede Wahrheit auf den Tisch zu legen. Das dauerte. Apple Vertraute den Menschen nicht, das Wusste er doch. Oder Wusste er nichts? „ Was mein Dad macht, will ich dir nicht sagen, weiß ich auch nicht genau aber er hat mich... vor ein paar Wochen auf dem Strich in Los Angeles auf gegabelt. Mit seinem Kollegen. Erst wollten die mich zu den Bullen bringen, davor wollte... der Kerl von eben einen Gefallen von mir. Mein Dad hat ihn abgehalten und... das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Deshalb. Das ist okay für mich, weil ich... ich habe wirklich auf der Straße gelebt aber ich habe nie gebettelt oder geschnorrt, ich habe diese kurzen Röcke und weiß, was Männern gefällt, weil ich zwei Jahre lang auf dem Kinderstrich gearbeitet habe. Ich will kein Mitleid, das ist okay, wirklich.“ Das sagte sie schon zum dritten Mal, eventuell etwas zu oft. " Apple passt nicht in... deine Welt oder diese... Schule aber Maggi... die schon."
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18.03.2016 20:56 |
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Noah Scott
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Apple Jean White war ihr Name. Sie war tatsächlich siebzehn Jahre alt. Und sie hatte nichts Besseres zu ihrer Entschuldigung zu sagen, als dass eins zum anderen kam? Enttäuscht schüttelte ich schon meinen Kopf und wandte wütend meinen Blick von ihr ab, weil ich sie gerade einfach nicht mehr ansehen konnte, aber da änderte sich auf einmal etwas. Irgendetwas passierte auf einmal in Apples Stimme, das meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zog, um ihr zumindest die Chance zu geben sich zu erklären und mir die Dinge zu sagen, die sie mir sagen wollte. Ablehnend und hart wirkte der Ausdruck auf meinem Gesicht jedoch noch immer, so lange, bis auf einmal mein Herzschlag für einen Moment aussetzte und jegliche Fassung in mir plötzlich verloren ging. Ihr Vater hatte sie auf dem Straßenstrich aufgegabelt? Dort, wo sie schon seit zwei Jahren arbeitete? Da, wo dieses siebzehnjährige Mädchen schon seit zwei Jahren anschaffen ging? Das war nicht ihr Ernst. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Für ein paar Sekunden lag eine unfassbar drückende Stille in der Luft, unentwegt starrte ich ihr dabei ins Gesicht, so als wartete ich darauf, dass sie das alles als makaberen Scherz auflöste, aber da kam nichts. Da war nichts. Sie sagte mir gerade tatsächlich die Wahrheit und weil ich absolut nicht wusste, wie ich darauf reagieren konnte, drückte ich mir meine Hände gegen das Gesicht und rieb mit festem Druck über meine Haut, bis hoch in meine Haare und von dort in den Nacken, wo ich meine Finger miteinander verkreuzte. Hilflos verlor sich mein Blick dabei in den Bäumen. "Ich- Das-" Nichts fühlte sich richtig an, deshalb schüttelte ich auch noch einmal verzweifelt meinen Kopf. "Da ist nichts okay, Maggi. Apple. Tut mir Leid. Da ist- gar nichts okay." Meine Lippen bebten, als ich noch einmal tief die Luft in meine Lungen sog. "Du hast- als Prostituierte gearbeitet? Als du noch 15 Jahre alt warst? Weil- niemand von deiner Familie mehr übrig war? Und weil du im Heim nicht klarkamst? War das- war das die Wahrheit? Stimmt das, was du mir gestern erzählt hast? Und dann- dann hat dein Vater dich gefunden und wir haben uns kennen gelernt und- du hast einfach so einen falschen Namen gesagt? Einfach weil du- weil du jemand anderes sein wolltest?" Fragend sah ich ihr in die Augen und stellte dabei fest, dass es sich tatsächlich so anfühlte als stände dort eine ganz andere, fremde junge Frau vor mir. "Entschuldige, ich will nur- ich will das nur verstehen. Wie- bist du dazu gekommen auf dem- Strich zu arbeiten? So jung? Wie ist das passiert? Und warum- warum sagst du das wäre okay? Warum sagst du, dass das gerade - mit dem Arbeitskollegen von deinem Vater - dass das okay ist? Das ist nicht okay, Apple. Nichts davon kann okay sein."
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19.03.2016 00:08 |
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Apple Jean White
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RE: PARKPLATZ
Natürlich wäre das kein sinnlicher, schöner Sex gewesen,, zwischen Apple und diesem Fremden. Noah hatte das deutlich gesehen und er hätte sonst auch Sicher nicht eingegriffen aber was sollte sie sagen? Zwei Jahre hatte sie nichts anderes getan, als genau das über sich ergehen zu lassen oder aber den Männern andere Phantasien zu erfüllen. Das konnte sie so viel besser als eine Kurvendiskussion oder Wahrscheinlichkeitsrechnung. Apple hatte am Abend die Scheine in der Hand, die sie gebraucht hatte und wenn diese ausgegeben waren, dann musste neues her. Wegen der Logik war sie aber auch wie überfahren, wegen seiner ganzen Fragen am Stück. Unsicher strich sie die Strähne aus den Augen, um sie auch gleich wieder vermehrt in ihr Gesicht zu zupfen. „ Ja – meine... Lügen-Eltern sind wirklich gestorben. Ich komme ehrlich vom Land. Dann kam ich in ein Kinderheim.“ Sollte sie das jetzt doch weiter ausführen? Wenn er Nachsichtig sein sollte, mit dem, was sie ihm noch verschwieg, dann wäre das besser so. Dann musste sie ihm das sagen, insofern Vertrauen schenken, dass das am Anfang genügte. Ihre Arme zogen sich enger um ihren Bauch und sie lehnte an einen der Bäume, die Blicke auf den Boden geheftet. „ Das stimmt auch, dass mir zwei mal der Arm gebrochen wurde aber... da war noch so viel mehr. Ich musste ekelhafte Sachen trinken oder essen, ich habe mich verprügeln lassen – immer da, wo es niemand sieht aber es bei jeder Bewegung schmerzt. Von einem Kopf in der Toilette, da hört man nur im Märchen aber... glaube mir, das geht auch im echten Leben.“ Es tat unfassbar weh, darüber zu sprechen und Apple krallte sich in ihren Armbeugen fest. „ Übrigens habe ich den Arm gebrochen bekommen, weil ich mich geweigert habe, einem anderen Jungen aus dem Heim einen runter zu holen. Makaber aber wahr, als ich weg von da bin... habe ich es mit schnorren versucht oder Straßenmusik aber ich... packe das nicht. Ich kam mir nichtsnutzig vor. Als ich an viel zu vielen Tagen echt Hunger geschoben habe und mir nicht mal eine öffentliche Toilette Leisten konnte, war das... Angebot da und...“ Sie hob ihre Schultern an. Es war ganz Gewiss nicht schön oder leicht darüber zu Reden aber sie probierte wirklich, sich da ganz raus zu ziehen. Diese Maggi Lüge funktionierte nur leider nicht mehr. „...Ja, mit fünfzehn etwa habe ich das zum ersten Mal gemacht.“ Das beantwortete wohl seine Fragen, welche Erfahrungen sie in ihrem Leben noch gemacht hatte. Nämlich bis zum gestrigen Abend keine. Was ihr nun Unangenehm war. „ Doch, das ist okay. Das muss okay sein. So ist das Leben eben. Wenn ich einen der Freier, mit ihren Ehefrauen, in eine Enge treiben konnte, habe ich das gemacht. Wenn jemand schlauer war als ich und sich nicht an Regeln halten wollte, dann habe ich das gemacht, was er wollte. So ist das mit den Menschen.“ Begriff er sie denn nicht? „ Apple kommt in diesem Leben halt nicht klar, weder in der Schule noch... keine Ahnung. Maggi, das klappte und ja – Rollentausch sozusagen. Es... gibt noch mehr Gründe aber... aber ist das hier für den Anfang okay?“ Denn ihre Stimme zitterte und als sie kurz wieder aufsah, da sah sie, ihr ganzer Körper zitterte und – war das ihr Ernst? Wie konnte sie denn? Da brannten ihre Augen wegen sich ansammelndem Salzwasser.
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19.03.2016 20:42 |
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Noah Scott
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Das, was Apple da gerade alles erzählte, das legte sich so drückend auf mir nieder, dass ich mich kaum mehr bewegen konnte. Regungslos stand ich da, die Arme vor meiner Brust verschränkt, sah ihr ins Gesicht und wurde dabei auch Zeuge davon wie sie immer mehr in sich zusammen brach. All die Grausamkeiten, die man ihr im Heim angetan hatte, die vielen Verletzungen, ganz abgesehen von den Demütigungen. Und dann diese Flucht davor, um stattdessen in die Arme irgendwelcher pädophilen Arschlöcher zu rennen, die ein fünfzehnjähriges Mädchen für Sex bezahlten. Allein schon bei der Vorstellung wurde mir so übel, dass ich in dem Moment den Blick von ihr abwenden musste, um mir nicht bildlich vorzustellen, wie das wohl ausgesehen haben mochte. So viel Grausamkeit in so einem kurzen Leben und das wirklich Erschreckende war, dass alles davon der Wahrheit entsprach. Das sah ich in ihrem Gesicht, an ihren zusammen gezogenen Schultern, an dem Zittern in ihrer Stimme, in ihrem Körper, und letztendlich auch an den Tränen, die sich in ihren Augen sammelten. Ich hatte Maggi als eine starke, einsame und verschlossene junge Frau kennen gelernt und gewissermaßen war Apple auch genau das, aber gleichzeitig steckte da noch viel mehr in ihr. Das merkte ich jetzt deutlicher denn je. "Fuck." Kopfschüttelnd war das das Einzige, was ich heraus brachte, als ich mich verzweifelt von ihr abwandte. Hin und her gerissen wie ich darauf reagieren sollte. Sie war siebzehn Jahre alt, sie hatte mich belogen und das, was gestern Nacht zwischen uns passiert war, hätte nie passieren dürfen. Aber andererseits, sie hatte vielleicht einen anderen Namen und sie war nicht zwanzig Jahre alt, aber sie war doch noch immer die selbe Person. Darüber hinaus hatte sie mich nicht belogen, was ihr Leben anging, sie hatte nur- Dinge ausgelassen. Sie war doch immer noch die Maggi oder Apple, die ich in kürzester Zeit so sehr in mein Herz geschlossen hatte und darauf kam es doch an. Das war wichtig. Und deshalb drehte ich mich auch wieder in ihre Richtung, löste meine Arme aus der Verschränkung und ging auf sie zu, um ihren Körper fest an mich zu drücken. Eine Hand drückte ich gegen ihre Wirbelsäule, die andere gegen ihre Schulter und hielt sie so einfach dicht an meiner Brust. "Ich- weiß überhaupt nicht, was ich dir sagen soll, Apple. Das hätte nicht passieren dürfen, das alles. Das- scheiße, das tut mir so Leid für dich." Und das sollte es nicht einmal gewesen sein? Da gab es noch mehr? Das war nur der Anfang? Fest pressten sich meine Kiefer aufeinander, aber noch immer ließ ich sie nicht los. "Wenn ich- Kann ich irgendetwas für dich tun? Kann ich- das irgendwie besser machen? Kann ich dir helfen?" Wie gerne ich zurückgehen und diesem Wichser richtig fest in den Arsch treten würde, aber wenn dieser Mann wirklich ein Arbeitskollege ihres Vaters war, dann blieb mir nicht einmal mehr das.
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20.03.2016 18:57 |
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Apple Jean White
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Das Noah auf sie zukam, die Arme um sie schloss und ihr einfach Halt bot, verunsicherte Apple total. Besonders, nachdem Chris sie aus seiner Wohnung geworfen hatte. Weil das so unfassbar war, schreckte sie sogar erst etwas zurück, war ganz steif und unbeholfen – bis ihr klar wurde wie gut das tun konnte. Bis ihr das Gespräch vom gestrigen Abend wieder in den Sinn kam, über Beziehungen zwischen den Menschen. Er wollte ihr helfen? Da ließ sie mit einem mal los, vollkommen und öffnete die verschränkten Arme und legte sie um seinen Oberkörper, versenkte die Finger in seinem Rücken. Die Tränen flossen und sie Schluchzte sogar mehrmals. Ganz ohne, dass sie die Kontrolle hatte, es zu verhindern. Woher kam denn das? Sie war doch sonst nicht so? Apple brauchte eine ganze Weile um sich zu Beruhigen, bis sie wieder etwas sagen konnte. „ Tut... tut mir Leid, ich verliere normalerweise nicht so die Fassung. Wirklich. Nur – das war zu viel.“ Sie stand aber auch jetzt noch neben sich und wollte eigentlich nur alles ganz weit von sich weisen, wie gestern Nacht. „ Nur... wenn das geht, wenn du das möchtest, wenn Lahja das nicht verärgert. Magst du... mit mir noch mal aus der Stadt? Ich kann hier eh nicht bleiben. Ich... bin jetzt wieder Obdachlos.“ Sie zweifelte nicht daran, da weiter zu machen, wo sie aufgehört hatte, als sie zu Chris gekommen war. Schule? Alltag? Nein, das war schon wieder vorbei. Bald würde sie Männern wie dem gerade eben wieder öfter über den Weg laufen und deshalb diese kurze Auszeit. „Wir können das Geld von dem... Typ dafür benutzen und ich gebe dir auch das Geld, damit du schnell wieder zurück kannst aber ich... brauche ein paar Tage. Ich muss wieder klar denken können und... ich Glaube, dazu brauche ich einen... Freund? Ich habe davon nur einen, Glaube ich, wenn der... das noch sein will.“ Was bildete sie sich denn ein? Das er nach der Lüge noch etwas mit ihr zu tun haben wollte? Er war bestimmt nur geschockt, hatte deswegen fälschlicherweise seine Hilfe angeboten. Das würde jeder tun. Er würde ihr doch nicht einfach so verzeihen.
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20.03.2016 20:36 |
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Noah Scott
Unregistered
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RE: PARKPLATZ
Ich drückte Apple nur noch fester an mich, als sie sich auch noch für ihre Tränen entschuldigen wollte, einfach um ihr zu zeigen, dass das nicht nötig war. Man musste nicht immer stark sein und wenn man Freunde hatte, die sich um einen sorgten, dann war es auch vollkommen in Ordnung sich ab und zu bei ihnen zu entlasten. Dass ich zögernd inne hielt, als sie mich also um einen Gefallen bat, hatte absolut nichts damit zutun, dass ich sie jetzt nicht mehr mochte, es war nur- "Apple, du bist siebzehn." Ganz langsam löste ich mich wieder von ihr, hielt meine Hände aber noch auf ihren Schultern und streichelte langsam über ihre Oberarme. "Du bist minderjährig, ich- ich dürfte gar nicht mit dir unterwegs sein. Wer hat dein Sorgerecht? Hat dein Vater das?" Aber was änderte das schon, wenn sie nicht zu ihm zurück konnte? Wenn er sie nicht sehen wollte? Was hatte sie denn sonst für eine Möglichkeit? Zurück ins Heim? Niemals. Erst nach einiger Zeit fiel mir auf, dass auch ich im Alter von 16 Jahren weggelaufen war und sicher nicht hier stände, wenn man mir nicht geholfen hätte. Und genau das war dann auch der springende Punkt, an dem ich zögerlich nickte. Sie brauchte jetzt Freunde, mehr denn je, sie brauchte jemanden, der ihr zeigte, dass es auch ohne Geld funktionieren konnte. Oder dass es andere Möglichkeiten gab sich etwas zu verdienen. Sie brauchte jetzt das Gefühl nicht mehr allein zu sein. "Was hältst du davon, wenn wir zu Haily fahren? Ich packe meine Sachen und dann- kommst du mit mir zurück nach San Francisco? Wir können direkt morgen früh in einen Bus steigen. Du kannst da bei mir wohnen, so lange du möchtest, und- über alles nachdenken, okay? Wie es weiter geht, das lassen wir dann einfach auf uns zukommen." Lahja musste ich in diesem Moment tatsächlich hinten anstellen. Ich hatte mir zwar vorgenommen mit ihr zu reden, wenn ich wieder hier war, aber vielleicht war das hier jetzt wirklich wichtiger, als wir.
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20.03.2016 21:52 |
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