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FLAT BAKER STREET
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Lenn Damien Parker
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FLAT BAKER STREET
Es war eindeutig an der Zeit, fand Lenn, dass sich in seinem Leben einige Dinge zu seinen Gunsten veränderten. Nach der Scheidung, wegen eines dumm aufgefallenen Seitensprungs und dem Stress wegen seiner Spielschulden, hatte er sich das verdient. Das war eine harte Zeit, in denen er von allen um sich herum nur Seitenhiebe kassiert hatte – eventuell zu Recht aber es machten doch auch alle Menschen Fehler. Er hatte es ja kapiert. Da war es absolut unnötig, dass April mit diesem Proleten Kneipenwirt vor seiner Nase zusammen kommen musste, wahrscheinlich nur um ihm eins auszuwischen und damit nicht genug, seine Exfrau zog sich auch noch vor aller Welt aus, nur nicht mehr im Schlafzimmer für ihn, ihren Mann, wie es sich gehörte. Das machte ihn Rasend. Nicht weil er Stripperinnen ablehnte, im Gegenteil, das war ja auch schön anzusehen – nur eben nicht die, die ihm gehören sollte und die sich auf dem Papier davon losgesagt hatte. Damit noch nicht genug, von den Geldeintreibern von Brooke auch noch immer eins auf die Fresse zu bekommen obwohl er doch seine Schulden mit Kleinkriminellem scheiß in Mäuse-Schritten abbezahlte. Sollte sie ihm mehr geben oder wichtigeres, dann hätte sich das schon längst erledigt. Das die Rothaarige Frau ihn Testen wollte? Davon hielt er nicht viel, er hatte das drauf.
Nun gut, warten zahlte sich bekanntlich aus und so war es auch bei ihm. Durch den Wechsel der Geschäfte von Brooke auf Chas brauchten die neue, loyale Menschen an Positionen, die besser bezahlt waren als seine. Durch sein Pokerface hatte er sich beim Spielen leider trotzdem öfter verzockt aber nicht bei seinen ausgeführten Jobs. Immer Gradlinig, sauber, ohne Fragen zu stellen. Es war nur um Drohungen gegangen, Übergaben, Geschäfte bewachen aber es lief alles immer nach Plan. Wo es in der Stadt von Feinden wimmelte, die Chas doch noch den Platz streitig machen wollten und diese, die Brooke Rache geschworen hatten, war diese Diskretion wertvoll. Viele Menschen mussten verschwinden, ohne das jemand nach ihnen Fragte und das so, dass die Bullen die Leichen nicht fanden oder aber die geschmierten sie durch das Raster fallen lassen konnten. Lenn bekam das Angebot, diese Fälle zu Übernehmen, wenn er sich gegenüber Chas loyal zeigte und ihn Anerkannte. Tat er, wieso auch nicht? Nicht wie bei anderen hatte Brooke ihn lange an sich gebunden, im Gegenteil, seine Talente verkommen lassen und nicht zu vergessen, die Fäuste in seinem Gesicht, als er ein paar Schulden bei ihr gemacht hatte. Mit einem guten Blatt oder den richtigen Würfeln wäre das schon wieder in Ordnung gekommen. Jetzt lief es doch auch. Egal, da war seine Chance und er hatte sie ergriffen. Als Deckmantel für die Gesellschaft arbeitete er am Tag in einem Skateshop, für einen eigenen Laden fehlte die Zeit und am Abend schlüpfte er dann in die andere Rolle. Nicht der Mann, der Ehe und alles vor die Wand gefahren hatte sondern als Auftragskiller und angesehener Gangster. Jetzt muss man nicht lange Grübeln, wieso er in der Rolle am Abend Gnadenlos gut aufging und das auch, weil sie ihm gefiel und ihm endlich seinen Stolz wieder brachte. Auch das mit seiner Exfrau sollte langsam wieder in seinen Händen landen, der blöde Penner hatte eine andere gevögelt – und April damit verscheucht. Außerdem hatte er dafür gesorgt, dass sie ihren Job als Krankenschwester für immer los war und alle von ihrem netten, neuen Job wussten. Mehr hätte er sich das nicht versauen können, gut gemacht, Kilian. Danke dafür. Wieso die beiden sich noch sahen? Wusste er nicht aber das würde sich bald legen, wenn April wusste, an Wessen Schulter sie sich anlehnen musste, nach einem langen Arbeitstag. Wenn es so weit war, würde sie schon merken, sie müsste an seiner Seite nicht mal mehr irgendeinen Finger Krumm machen. Die Schulden waren mit Chas weg verhandelt, dafür erkannte er ihn als Chef, nicht nur seinen sondern von dem ganzen Revier hier, er würde das auch anderen klar machen und jetzt... jetzt war er an der Reihe und wusste gar nicht wohin mit dem ganzen Geld. Lenn war nicht blöd, er gönnte sich Luxus im kleinen und nach und nach, der Rest landete halt doch wieder auf dem Spieltisch oder wurde beiseite geschafft. Eigentlich wollte er aus allen Wolken fallen, als seine Ex gerade ihn nach einem geeigneten Arbeitsplatz fragte, wie wäre es denn bei ihm auf dem Wohnzimmertisch? Aber so konnte man mit Frauen nicht umgehen, das hatte er ja nun kapiert. Also bot er ihr ganz aufopferungsvoll an, sich umzuhören und was ein Zufall, dass Chas auch den Stripschuppen von Brooke übernommen hatte. Ob der sauber und sicher war? Naja, darüber Stritten viele, immerhin hingen hier doch einige Gangmitglieder herum, die alle keine weiße Weste hatten aber darum ging es ja gar nicht. Es ging darum, sie im Auge zu behalten – sehr gerne – sich ihr anzunähern, ihr Vertrauen zurück zu gewinnen aber vor allem um die Kontrolle. April war verdammt nochmal Teil seines Lebens. Das mit der Kontrolle war so eine Sache bei Lenn, weshalb der Job so gut lief. Er war verrannt darin, sein Umfeld und sein Leben im Griff zu haben. Weil sein Dad das schon immer erwartet hatte, weil er schon immer die Art Mensch war aber auch seid dem es ihm so entglitten war.
Auch heute sollte alles in geregelten und gut geplanten Abläufen passieren. Dieser Kerl hatte Waffendeals hinter dem Rücken von Chas organisiert und wollte aus der Reihe tanzen. Jemand hatte es mit bekommen, man wusste nie, wem man Trauen konnte und die Tratschtante war dumm genug gewesen, vor den falschen damit anzugeben und nun sollte er dafür gerade stehen. Ewiger Junggeselle, zahlreiche Frauengeschichten, keine Familie in Los Angeles sondern irgendwo in der Pampa und am Tag irgendwo Schreibtischhengst. Der Job wäre die einzige Stelle, wo sein verschwinden auffallen würde, seine Kündigung war also Samstag in der Post und würde Montag hoffentlich keinen zum Fragen stellen anstiften. Selbst wenn. Er wäre von diesem Plant verschwunden, ohne Spuren. Die Wohnung, sein Wagen, ja jeder blöde Bilderrahmen und sein lebloser Körper, alles wohl organisiert – zum verschwinden. Als habe er schon ewig lange den Plan gehabt abzuhauen aber keinem etwas davon gesagt, bei diesen unpersönlichen Bürojobs auch vollkommen legitim. Samstag Nacht verschaffte sich Lenn dann Zugang zu der Wohnung, lautlos und mit einem Komplizen. Sicher war Sicher. Oder auch nicht. Der Idiot hatte den Mann ausspähen sollen, während Lenn April ihren neuen Arbeitsplatz zeigte. Chas und Chris hatten nach einem gezeigten Bild seiner Empfehlung ohne weitere Gespräche oder Vortanzen zugesagt, tja, seine Frau überzeugte eben. Dachte er. Das Chris die Frau auf dem Bild kannte und das auch Chas steckte, dass konnte er nicht Wissen. Nun aber zu seinem Job, dem eigentlichen Mithelfer entging, wie der sich heute eine Lady zu Besuch mitgenommen hatte. Wie konnte denn so etwas untergehen? Sie hatten noch bis Montag morgen Zeit, verdammt, dann wäre es wann anders gelaufen. Nein, leider lief das anders. Also standen die beiden nun in der dunklen Wohnung, arbeiteten sich vor zum Schlafzimmer – bis der Partner auch noch etwas umstieß. Hatte der gekifft oder gesoffen? Jetzt würde der Kerl aufgeschreckt werden, schreien oder schießen, was auch immer, wenn sie das Zimmer stürmten. Amerikaner waren auf Einbrecher nicht gut zu sprechen und das sie wegen seinem Tod hier waren, ahnte er noch nicht, dazu war er sich seiner zu Sicher, Selbstverliebter Penner. So hieß es aber vorerst, sich in der offenen Küche in Sichere Positionen zu begeben und den Mann zu überwältigen, bevor der einen Ton von sich geben konnte oder raffte, was abging.
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21.02.2016 03:09 |
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Emma Sophia Roberts
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Seit einer knappen Woche war ich jetzt schon in Los Angeles, nur mit meinem kleinen Auto und einem Kofferraum voller Klamotten, die ich kurz vor der unerwarteten Trennung von meinem Mann noch so gerade in meinen großen, bunten Koffer schmeißen konnte. Alles andere hatte ich hinter mir gelassen, genauso wie meine Ehe, um dann von Las Vegas hierher zu fahren und noch einmal von vorne zu beginnen. Wie genau das aussehen sollte? Keine Ahnung, ich plante selten weiter als einen Tag im voraus und genauso handhabte ich es auch diesmal. Morgens wusste ich noch nicht einmal wo und bei wem ich abends schlafen würde. Meistens stieg ich in ein kurzes Kleid und klärte mir einen sehnsüchtigen Junggesellen in einer schicken Bar, um sein Bett und vor allem seine Dusche für eine Nacht nutzen zu können, aber wenn das nicht funktionierte - auch okay. Dann rollte ich mich eben auf dem Rücksitz meines Kleinwagens zusammen, zog mir eine Decke bis weit über den Kopf und schlief dort, um es dann am nächsten Tag einfach noch einmal zu versuchen. Materielles konnte mich glücklich machen, keine Frage, aber ich brauchte es nicht zum Überleben. Und auch mit all diesen Trümmern meiner bisherigen Existenz vor den Füßen, wachte ich jeden Morgen mit einem breiten Lächeln auf, streckte mich und inhalierte nur viel zu gerne die kühle Pazifikluft. In diese Stadt könnte ich mich verlieben, das stellte ich jeden Tag aufs Neue fest und dieses Glücksgefühl, das mich in den Momenten durchströmte, das war so viel wertvoller, als ein Haus voller Habseligkeiten und ein Konto voll mit Geld. Wie schön das Leben doch sein konnte.
Auch heute stellte ich das mehrmals zufrieden fest, vor allem als ich am Abend in einer teuren Bar einen äußerst charmanten Mann kennen lernte, der nicht nur gierig auf mein aufreizendes Dekolleté starrte, sondern mich auch tatsächlich zum Lachen bringen konnte. Spendabel bestellte er ein Glas Champagner nach dem anderen und als ich ihm einen vielsagenden Blick zuwarf, lud er mich ohne zu zögern in seine große, wunderschön ausgestattete Wohnung ein, in deren Bett wir wahnsinnig guten Sex miteinander hatten. Jackpot sozusagen. Und schon wieder lag ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen, als ich mich verschwitzt und erschöpft in seinen Arm legte, um mit dem fremden Herzschlag in meinem Ohr einzuschlafen.
Bis ich mitten in der Nacht auf einmal erschrocken die Augen öffnete. Da war was. Da war doch ein Geräusch gewesen. Mein Herz schlug schwer, als ich in das Gesicht des Mannes neben mir starrte, der ebenfalls wach geworden war und sich angespannt aufrichtete. "Hallo?", rief er laut aus, doch als niemand darauf reagierte, zog er die Schublade an seinem Nachttisch auf und griff nach- einer Waffe. Der Kerl hatte tatsächlich eine Waffe neben seinem Bett. Urplötzlich war ich hellwach, setzte mich ebenfalls im Bett auf und zog die Decke hoch genug, um meinen nackten Körper zu bedecken, aber mit einer Handbewegung deutete der Mann mir an, dass ich bleiben sollte, wo ich war, während er auf Zehenspitzen zur Tür schlich. Bestimmt war das nur ein dummer Vogel, der gegen die riesige Scheibe geflogen war, versuchte ich mir selber einzureden, doch als ich es gerade geschafft hatte meinen Puls zu beruhigen hörte ich auf einmal einen gedämpften Schrei, dann Schläge, ein dumpfes Aufprallen und zuletzt den hellen Ton einer Pistole mit Schalldämpfer. Zwei Mal wurde die Waffe abgefeuert und beide Male zuckte ich so erschrocken zusammen, dass ich mir selber die Hand über den Mund pressen musste, um die erschrockenen Schreie im Keim zu ersticken. Mein Herz raste, mein Atem stockte immer wieder, ich hörte zwei Männer dunkel miteinander reden, aber trotz der Angst und dem Schock, schaffte ich es geistesgegenwärtig in das Bad zu flüchten, welches ans Schlafzimmer angrenzte. Fast geräuschlos griff ich dort nach einem Handtuch, wickelte es mir um die Schultern und suchte erschrocken nach so etwas wie einem Ausweg, aber- da war nichts. Wir waren viel zu hoch, um aus dem Fenster klettern zu können, hier gab es keine andere Tür und als ich leise hörte wie die Schritte immer näher kamen, sich im Schlafzimmer bewegten und dann dieses Bad ansteuerten, wich ich immer weiter zurück, so weit ich konnte, bis in die Ecke des Raumes, wo ich mich mit rasendem Herzen und zitternden Knien auf den Boden sinken ließ. Die Hände mit den Handtuchzipfeln darin presste ich mir erneut auf den Mund, während ich mit weit aufgerissenen Augen in Richtung der Tür starrte, hoffend, dass mich dieser Mensch, der gleich das Badezimmer betreten würde, hier in der Ecke nicht bemerkte.
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22.02.2016 00:39 |
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Lenn Damien Parker
Unregistered
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Was auch immer der Typ sich dabei dachte, mit der gezüchtet Waffe in die Küche zu kommen - eine reale Chance hatte er nicht mehr. Es ging gerade nur darum, das hier lautlos und ohne Aufsehen über die Bühne zu bringen. Wenn Nachbarn hiervon Wind bekommen würden, wären die Cops schnell da und Lenn seine neue Position los. Warum? Wegen dem Penner, der in der anderen Seite der Küche die Stellung hielt. Sie nickten sich zu, ab da musste Alles einfach nur schnell gehen. Ein Schlag, der ihn zu Boden brachte - sein verwirrter Blick und das Ganglogo auf der Waffe. Jetzt sollte ihm klar werden, wie und wo er dran war. Er hatte die falschen abgezogen. Beide Waffen waren lautlos und ja, ohne viel Aufsehen zu erregen, passierte hier gerade ein sauberer Mord. Naja, kam drauf an wie man das mit dem Blut auf dem Boden sah aber das würde bald verschwinden. Lenn hatte die eigene Handlungsgewalt und War Boss bei dem, was hier passierte. Dabei war der Kerl neben ihm der schlechteste Komplize und das War nicht wie falsche Akten einsortieren. Hier durften diese Fehler nicht passieren - sie kosteten einen nicht Jon sondern leben. Lenn musste nicht zweifeln ob Chas sein Handeln Strafen würde, Chas hatte ihm schon eingebläut, was für Menschen er schätzte. Die, die funktionierten und Risiken fern hielten. Die Wohnung hier würde eh chemisch gereinigt werden, nach einem zweiten Schuss lohnte sichtbar doppelt. Der Komplize raffte Viel zu spät, wie er seine Fehltritte zahlen musste. Danach waren er aber noch nicht fertig, die Wohnung musste schon Safe sein und so schlicht er angespannt durch die Wohnung des Zinkers. Hysterisch schreienden Besuch wäre fatal - und kein sonderlich gutes Versteck hatte da jemand gefunden. Besonders nicht bei der haarfarbe. Fuck. Was ein einfacher Job und was für tücken - eigentlich lag sein Finger schon am Abzug als sich Emma und seine Blicke nur streiften. Leider reichte das aber schon für sein innehalten. Das war so dumm - sie hatte ihn gesehen, sie würde gleich sehen was fast lautlos in der Küche passiert war aber irgendwas blockierte Lenn. " Hättest du nicht wenigstens so schlau sein können, dich im Schrank zu verstecken." Dir Waffe noch immer gezückt ging er eilig in die Knie, als es so aussah, als wollte sie schreien. Seine Hand drückte sich auf ihren Mund. " Wo ist dein zeug? Es darf nichts auf deinen Besuch hier hindeuten" Nein chas War kein mensch, der wegen vertrauen so weit gekommen war. Die Leute die den Tatort aufräumen würden auch arauf gucken müssen, wer und wie viele hier gewesen waren.
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22.02.2016 07:36 |
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Emma Sophia Roberts
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Wie oft ich schon vor einem Fernseher gesessen hatte, einen guten Thriller oder Horrorfilm auf der Mattscheibe, und mich lauthals darüber aufregte, wie sich die Opfer in so Stresssituationen verhielten. Ängstliche Mädchen schreiten laut und machten damit dummerweise auf sich aufmerksam. Anstatt an einen Ort mit Fluchtmöglichkeit zu rennen, versteckten sie sich in einem Raum ohne Ausweg. Und sie hinterließen Spuren. Wie verblendet konnte man denn sein? So dumm war doch niemand, hatte ich oft geflucht. Wahrscheinlich würde ich das nie wieder tun, denn als tatsächlich ein Mann das Bad betrat, der nicht so aussah wie der Mann, der eben noch neben mir im Bett gelegen hatte, unsere Blicke einander trafen und sich die Waffe in seiner Hand blitzschnell auf mich richtete, geschah unwillkürlich genau das, was man eigentlich vermeiden sollte. Ich wollte schreien, wollte mich wehren, weinen, um mein Leben kämpfen, aber nichts davon gelang mir, denn anstatt abzudrücken, stürzte der Mann auf mich zu und- drückte seine Hand auf meinen Mund? Erschrocken, zitternd, schwitzend und ängstlich starrte ich ihn an, mein Herz raste immer noch und meine Hände wollten schon nach seiner greifen, um ihn von mir zu schieben, bis ich merkte- dass er mir nichts Böses wollte? Wollte dieser Mann mir gerade helfen? Meine Lippen zitterten noch immer, als er seine Finger ganz vorsichtig ein wenig löste, damit ich antworten konnte. "Es- es- es tut mir s-s-so Leid. Ich- ich sollte gar nicht hier sein, ich kenne den Mann gar nicht, ich- ich war nur- eine Nacht- heute--", wimmerte ich leise, zusammenhanglos, bis ich mich auf seine Frage besann. "Im- im Schlafzimmer. Auf dem Boden. Zwischen- zwischen seinen Sachen. Ich- hatte nur ein Kleid und- Schuhe. Und meine Tasche." Keine Unterwäsche, das machte die Dinge doch nur unnötig kompliziert. "B-b-bitte- bitte tu mir nichts. Ich mache, was du willst, aber- bitte tu mir nicht weh."
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22.02.2016 11:32 |
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Lenn Damien Parker
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Hätte sie ihn körperlich angegriffen, gebissen oder doch noch geschrien – Lenn hätte nicht eine Sekunde gezögert, doch noch zu schießen. Manchmal war er erschrocken über sich selber, was aus ihm geworden war. Aus dem Jungen aus der High School, der immer seinen ehrgeizigen Traum verfolgt hatte und der alles in seinem Leben erreicht hatte – um es dann vor die Wand zu fahren. Durch etwas so simples, wie das zocken. Dann aber spürte er, wie er in dieser Rolle einfach aufging. Wie er das, was er hier machte, gut machte und wie ihm das auch Spaß bereitete – so als wäre sein Kopf vorher unterfordert gewesen und als würde diese Welt in ihm ein Puzzlestück einsetzen, was perfekt passte, was er aber nie gesucht hatte. Das tat die junge Frau aber nicht, sie stammelte nur eine Entschuldigung? Na, das war doch mal sehr löblich, auch wenn er nicht verstand warum. Was er begriff, war, das sie ein One Night Stand mit dem Kerl hatte, der nun Tod in der Küche lag und das sein Komplize sogar noch dümmer war, als Krach in der Küche zu machen und nicht bemerkt hatte, dass ihr Opfer nicht alleine war. Ob sie nun eine Prostituierte war oder eine, die er sich im Club aufgegriffen hatte? Das wusste er nicht, war ihm auch egal. Er verstand ohnehin nicht, was er hier machte und warum er nicht abgedrückt hatte. Immer wieder sah der Mann in das Gesicht der verängstigten Frau. Es war ja auch nicht so, dass er noch nie eine Frau ermordet hatte aber das hier – ach, er würde da unter dem Zugzwang nicht drauf kommen aber sie hatte einen verdammt großen Schutzengel. Das schien auch sie zu verstehen. All das in seinem Kopf geschah nämlich in Sekundenbruchteilen, was er ihr sagte, kam also Schlag auf Schlag. „ Okay, anziehen und dann mit mir raus gehen. Sieh dich nicht um, schreie nicht, lauf nicht weg, versuch nicht mich zu verletzen. Ich warne dich, die ist noch scharf und so viel Glück hast du nicht ein zweites mal in einer Nacht. Und dann...“ Nochmal wechselten die Blicke, nochmal blieb er daran hängen - verflucht. „ Verspreche ich dir, tue ich dir nicht weh.“ Er redete sich ein, ihr das nicht aus Sicherheit zu sagen sondern, damit sie wusste, was auf dem Spiel stand. Eilig erhob er sich, suchte nach ihren Sachen und das Kleid und ihre Schuhe landeten im Bad – die Tasche, insbesondere wegen dem Handy, behielt er bei sich. Außerdem war es nicht schlecht, sich den Namen und die Anschrift der Frau einzuprägen, die ihn noch Kopf und Kragen kosten könnte. „ Na los.“ Er hatte die Tür halb geöffnet, er war nicht blöd, er würde sie nicht aus den Augen lassen – vielleicht würde sie eine Nachricht oder ein Zeichen hinterlassen wollen. Eines war Lenn auch schon klar geworden, sie musste mit ihm mit – so lange, bis diese Wohnung hier clean war und verschwunden. Er sagte ihr das mit Absicht nicht, sie sollte erst einmal gut durch die Küche kommen und würde dann schon registrieren, dass sie mit in sein Auto steigen sollte. Unter der Jacke die geladene Waffe, nur aus Überzeugungszwecken und er musste sich derweil was anderes ausdenken – nämlich wohin mit ihr? Nach Hause ging schlecht, sehr schlecht und die Gangmember durften sie auch nicht sehen, unter keinen Umständen. Oder war offensiv genau das richtige? Nein, sie könnte plappern. Es half nichts, er hasste die Natur aber zumindest kannte man ihn, dass er sich nach einem solchen Mord bedeckt hielt und niemandem würde auffallen, dass die beiden gerade irgendwo ins Nichts von Los Angeles fuhren.
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22.02.2016 17:55 |
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Emma Sophia Roberts
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Auch das hier war eine Situation, in der ich bei einem Film genervt die Hand gegen meine Stirn schlagen würde, weil das dumme Mädchen tatsächlich dem Mörder vertraute. Der Typ hatte eine Waffe, verdammt. Der hatte gerade jemanden umgebracht. Und das alles hier war doch keine Tat aus Affekt, das war geplant. So kalt wie der Mann wirkte, so ruhig wie er war, der hatte mit Sicherheit nicht gerade aus Versehen jemanden getötet, zum ersten Mal. Der war gefährlich und die dumme Frau sollte viel eher nach dem Seifenspender greifen, um ihm den auf dem Kopf zu zerschlagen, oder vor ihm weglaufen, aber anstatt all die Dinge zu tun, die auf dem gemütlichen Sofa ganz logisch schienen, tat ich genau das, was er von mir verlangte. Ich gehorchte. Weil ich keine andere Wahl hatte, als das zu tun. Weil mein Körper so unter Stress stand, weil ich solche Angst hatte und weil mir dieser Mann vor mir Sicherheit versprach und das der einzige kleine Ausweg war, an den ich mich klammern konnte. Mit zitternden Knien stand ich vom Boden auf, als er leise ins Schlafzimmer ging, um meine Sachen zu holen, und in dem Moment brach alles plötzlich aus mir heraus. Meine Augen füllten sich mit Tränen, ich musste mir das Handtuch wieder vor den Mund drücken, um nicht hörbar zu schluchzen, während mir unaufhaltsam die salzige Flüssigkeit an den Wangen hinab lief. Alles kam auf einmal zusammen, mein ganzes Leben stellte ich in diesem Moment infrage, jede Entscheidung, die ich während der letzten Tage getroffen hatte. Warum war ich überhaupt hier, verdammt? Warum befand ich mich in der Wohnung eines fremden Mannes und nicht in meinem Zuhause in Las Vegas? Warum hatte ich mich jemals von meinem Ehemann getrennt? Hinzu kam dann auch noch die unglaubliche Demütigung, als dieser fremde Mörder mir mein Kleid entgegen warf und mit geöffneter Tür von mir erwartete, dass ich mich umzog. Ja, ich verdiente mein Geld damit vor anderen Leuten meine Kleidung fallen zu lassen und ich war auch sicher nicht prüde, aber das hier- das war etwas völlig anderes. Während mir die Tränen noch immer gnadenlos an den Wangen hinab liefen, wandte ich ihm meinen Rücken zu, ließ das Handtuch fallen und zog mir stattdessen das knappe, helle Kleid wieder an. Die hochhackigen Schuhe klemmte ich mir zwischen die Finger, aus Angst davor irgendwelche ungebetenen Geräusche zu verursachen, und bevor ich mich wieder zu ihm drehte, wischte ich mir mit meinem Arm noch einmal über die verweinten Augen, erfolglos, weil die Tränen einfach nicht nachlassen wollten, ebenso wie mein ängstliches Zittern. "Was- was ist mit dem anderen Mann? Du- du warst nicht alleine, oder? Was ist, wenn er mich sieht?" Ich flüsterte noch immer so leise wie ich konnte, unterdrückte jedes schluchzende Geräusch in meiner Kehle, und bewegte mich langsam auf den fremden Mann zu, ohne ihn noch einmal anzusehen. Dieser Typ machte mir Angst, es machte mir Angst ihm folgen zu müssen, durch die Küche zu gehen, ich hatte Angst vor dem, was ich da sehen musste und trotzdem verkreuzte ich ganz eng die Arme vor meiner zitternden Brust und machte mich dazu bereit ihm blind zu vertrauen.
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23.02.2016 12:04 |
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Lenn Damien Parker
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Das sie ihm den Rücken zudrehte, dass registrierte er aber aus einem anderen Grund – er musste aufpassen, dass sie sich nicht bewaffnete. Diese fremde Frau mochte weinen und verzweifelt sein aber er setzte hier auch ganz schön etwas auf´s Spiel und das ärgerte ihn. Erinnerte ihr Gesicht ihn vielleicht an April? Lag es daran, dass sie wirklich keine Schuld traf? Immerhin hatte sonst jeder, den er umgebracht hatte, auch etwas dafür getan. Sie nicht. Sie war zur falschen Zeit an einem falschen Ort gelandet und sein Komplize war auch noch Schuld daran gewesen, dass diese Aktion heute stattgefunden hatte – statt zu warten, bis sie einfach am nächsten Tag gegangen wäre. So eine scheiße! Er war innerlich unheimlich wütend, wenn sein Blick auch unergründlich kühl an ihrem entblößten Rücken haftete. Ob er daran dachte, sie anzufassen oder zu zwingen, sich herum zu drehen, um sie zu betrachten, wie die Frauen in dem Strip Schuppen? Nein, mit keiner Faser seines Körpers. Das konnte aber schlichtweg auch gerade an den Umständen liegen. Darüber hinaus – sie musste sich beruhigen. So konnte er sie nicht unauffällig hier raus schaffen. Eine verheulte Frau – mit so einer prägnanten Haarfarbe, an der Seite eines Mannes, mit seinem Erscheinungsbild? Klar, das würde sich niemand merken. „ Der kann dich nicht mehr sehen – der hätte dich mal lieber vor ein paar Stunden hier rein gehen sehen sollen.“ Knurrte Lenn, warf ihr einen finsteren Blick zu. Er bekam langsam richtig schlechte Laune und die Zeit rann ihm einfach durch die Hände. Es wäre so viel einfacher, sie einfach los zu werden. Angestrengt rieb er sich über die Augen, nur ganz kurz und dann schüttelte er den Kopf. „ So geht das nicht. Schuhe an, Lächeln aufsetzen und Glücklich mit mir hier heraus spazieren, verstanden?“ Weile seine Forsche Art ihr aber wohl Angst einjagte, versuchte er sich zu entsinnen, wo sein Einfühlungsvermögen abgeblieben war. Okay, offensive oder diese fremde Frau hatte auch verloren. Er griff nach ihren Händen. „ Du musst mir dabei jetzt Helfen, okay? Reiß dich zusammen.“ Das er sie duzte konnte nun nicht Ausdiskutiert werden und nachdem sie die Schuhe angezogen hatte, ging er auf sie zu und legte tatsächlich einen Arm um sie. Er sorgte dafür, dass sie den Blick von den beiden Leichen abwandte und geleitete sie zu Tür – drückte sie vorsichtig auf, sah erneut zu der fremden Frau, wischte ihr bestimmt aber nicht brutal eine letzte Träne weg und nickte kaum merklich. Endlich – endlich fiel die Tür hinter den beiden ins Schloss. Er bewegte sich auf den Fahrstuhl zu, die beiden stiegen ganz ruhig ein und ein altes Ehepaar stieg ein paar Stockwerke tiefer dazu. Lenn nickte höflich, das smarte Lächeln passte in keinem Verhältnis zu seiner Tat und er hielt den beiden unten auch noch die Tür auf. Noch immer mit der fremden Frau in seinem Arm, die noch immer wusste, er hatte eine geladene Waffe versteckt. Wehe die Frau riss sich nicht zusammen, dann würde sie nicht nur ihr Leben sondern das der alten Eheleute auch auf´s Spiel setzen. Darüber sollte sie sich im klaren sein, aus dem Grund sah er auch eindringlich in Emma´s Gesicht, als es so aussah, sie wollte um Hilfe schreien. „ Willst du das wirklich?“ Ganz beiläufig sah er zu dem Paar, was gewiss nicht mehr viele Lebensjahre haben würde aber die letzten wohl noch Genoss. Auch hier standen seine Worte nicht im Zusammenhang mit seiner Mimik, er Lächelte viel eher, wie wenn man seine Partnerin im Arm hielt und davon träumte – genauso zusammen alt zu werden. Verrückt.
An dem Wagen angekommen hielt er ihr die Tür auf, sobald sie darin saß, eilte er auf die andere Seite – sogar in den wenigen Sekunden verriegelte er die Türen. Er war kein Anfänger. Neben ihr auf dem Sitz startete er den Wagen. „ Sag einfach... nichts.“ Hatte sie verstanden, denn als sie auf den Waldparkplatz bogen, wo es Holzhütten ohne Baugenehmigung gab, hatte er noch immer nichts von ihr gehört. Es handelte sich um eine lange Autofahrt. „ Hier bleiben wir bis Morgen, dann bring ich dich in die Stadt zurück.“
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23.02.2016 21:39 |
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Emma Sophia Roberts
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Dieser fremde Mann tat mir nicht weh, als er nach meinen Händen griff oder seinen Arm um meine Schultern legte. Er war nicht grob zu mir, seine Gesten waren nicht angsteinflößend, aber trotzdem erstarrte ich jedes Mal, wenn er mir näher kam, als ich es wollte. Dieser Mensch trug nicht nur eine geladene Waffe in seinem Hosenbund, er hatte auch soeben zwei Menschen getötet und jetzt sollte ich ihm vertrauen? Jetzt sollte ich ihm einfach folgen und seinem Versprechen blind glauben? Dass er mir nichts tun würde? Obwohl ich zwar versuchte mich zusammen zu reißen, erzitterte mein Körper immer wieder auf unserem Weg nach unten. Manchmal so sehr, dass ich mich Halt suchend gegen ihn lehnen musste, weil ich fürchtete meine wackligen Knie würden auf den hohen Schuhen nachgeben. Die Haare ließ ich mir so weit ins Gesicht fallen, dass meine geröteten Wangen und die verweinten Augen darunter nicht auffielen, abwesend starrte ich in eine Ecke, so lange, bis das fremde Ehepaar einstieg und ich den Blick anhob. Ob ich daran dachte sie könnten meine Rettung sein? Natürlich. Nicht nur einmal holte ich mit bebender Unterlippe tief Luft, um mich diesem fremden Mann zu entziehen und um Hilfe zu betteln, aber als ich gerade tatsächlich den Mut aufbringen wollte, drückten sich seine Finger in meine Schultern und ich bekam schon wieder diesen harten, unergründlichen Gesichtsausdruck von ihm zu sehen. Würde er wirklich drei weitere Menschen umbringen? Würde er seine Waffe gegen ein altes, unschuldiges Ehepaar erheben? Wie die Antwort auf diese Frage ausfiel sollte ich wohl nie erfahren, denn anstatt etwas zu sagen blieb ich stumm, zog meine Schultern nur noch mehr hoch und ließ mich von ihm, im Erdgeschoss angekommen, ohne Widerstand zu seinem Wagen begleiten. Warum gingen wir zu seinem Auto? Warum ließ er mich nicht einfach gehen? Mein Herz raste schon wieder, als ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm, und schlug nur noch schneller, als er die Tür für mich verschloss. Was-?! Wohin-?! Ein panischer Blick traf ihn, als er sich neben mich setzte und den Wagen startete, aber noch bevor ich protestieren oder betteln konnte, verbot er mir den Mund, und wenn ich innerhalb der letzten Minuten eines gelernt hatte, dann, dass es ratsam war seinen Befehlen Folge zu leisten. Und das tat ich.
Schweigend saß ich neben ihm, fast regungslos, und starrte durchweg auf die dunkle Straße vor uns. Immer mal wieder hörte er wie ich zitternd die Luft in meine Lungen sog, weil ich wieder kurz davor war in Tränen auszubrechen, oder er konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie ich meine Arme nur noch enger vor meiner Brust zusammen zog, weil mein Herz schon wieder viel zu fest gegen meine Rippen pochte. Aber er bemerkte mich Sicherheit auch, wie ich im Laufe der Zeit ruhiger wurde, weil ich auf der Fahrt nichts anderes tun konnte, als mich mit meinen Gedanken zu beschäftigen und mir selber Mut zuzureden. Wenn er mich umbringen wollte, dann hätte er das in der fremden Wohnung doch schon längst getan. Wenn er mir Schmerzen zufügen wollte, dann hätte er das auch schon dort machen können. Aber- was, wenn er einfach keine Spuren hinterlassen wollte? Was, wenn wir deshalb so weit aus der Stadt hinaus fuhren? Damit er mich ungesehen zur Strecke bringen konnte? Mehrmals spähte ich heimlich auf den Rücksitz, zu meiner Tasche und überlegte, ob es mir irgendwie gelingen würde mein Handy zu erreichen, aber nein. Ich zweifelte nicht daran, dass er mir bei einer falschen Bewegung tatsächlich das Leben nehmen würde, ich brauchte einen anderen Plan. Die Tür war verschlossen, auch das prüfte ich einmal, indem ich von ihm unbemerkt an dem Griff zog, und auch sonst hatte ich noch keinen hilfreichen Ausweg gefunden, als wir auf einen dunklen Parkplatz im Wald abbogen und das Auto plötzlich stehen blieb. Fuck. Das hier war einer dieser verdammt beschissenen Orte, an denen die Menschen in den Filmen immer hingeschleppt wurden, um getötet zu werden, und weil ich trotz seiner Worte auf einmal wieder Panik bekam, richtete ich mich im Sitz hysterisch auf, sah mehrmals erschrocken um mich und tat dann das Erste, was mir in den Sinn kam. "Mein Name ist Emma. Emma Roberts. Ich bin 27 Jahre alt und komme eigentlich aus Las Vegas. Da hab ich die letzten Jahre zumindest gewohnt. Mit meinem Mann. Vor einer Woche hab ich mich aber von ihm getrennt und bin deshalb in Los Angeles, nur mit meinem Auto und ein paar Klamotten. Ich hab kein Geld, um ein Hotel zu bezahlen, deshalb suche ich mir abends Gesellschaft und hoffe auf ein Bett und eine Dusche. Meine Lieblingstiere sind Pinguine. Weil sie so lustig laufen und weil sie Vögel sind, die nicht fliegen können. Ich esse am liebsten Schokolade. Alles, was süß ist. Desserts. Ich steh auf Desserts. Ich will irgendwann eine Familie haben. Kinder. Mindestens zwei. Ich hätte gerne ein eigenes Haus mit Garten und ganz vielen Tieren und wenn es dann so weit ist, will ich aufhören zu arbeiten und lieber zuhause bleiben, mit den Kindern. Ich will ganz viel Zeit mit ihnen verbringen und ihnen vorlesen. Ich liebe Kinderbücher. Wenn ich ganz alt bin, habe ich hoffentlich eine ganze Schar an Enkelkindern, mit denen ich spielen kann, denn eigentlich bin ich unfassbar kindisch und ich werde es bestimmt auch immer sein." Ich redete so schnell, dass ich mich mehrmals mittendrin verhaspelte. Alles, was mir über mein Leben in den Sinn kam, sprach ich einfach aus, so lange, bis ich ihm atemlos von der Seite in die Augen sah. "Ich hab mal gehört, dass- dass-" Mörder. Er war ein scheiß Mörder. "Dass Menschen eher Probleme damit haben jemandem etwas anzutun, wenn- wenn sie viel Persönliches über ihr- ihr Opfer erfahren. Bitte- bitte tu mir nichts. Ich sage niemandem, was ich gesehen hab, okay? Ich verspreche es dir. Ich vergesse wie du aussiehst."
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24.02.2016 12:55 |
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Lenn Damien Parker
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Lenn sah etwas mehr als skeptisch und verdutzt zu der Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Erst hatte sie geweint – und er es nicht an sich heran gelassen. Dann war er zu Ruhe gekommen, weil er nach und nach seine Menschlichkeit wieder einsetzen ließ und verstand, wie unfassbar beängstigend das alles für sie sein musste und sie wurde zunehmend Ruhiger. Das war perfekt so. Das war sie nun von sich gab, das war es nicht. Pinguine? Ihr Ernst? Oder eher – Emma´s Ernst? Er konnte gar nicht anders, als seine Mundwinkel zu heben und zu versuchen, das vor ihr zu verstecken, als sie auch noch sagte, warum sie diese Tiere so gerne hatte. Verkrampfen tat er sich, als sie sagte, sie habe ihren Mann verlassen. Als sie von Kindern sprach. Unwillkürlich kam das Bild der Illusion in den Kopf, die April und er so lange gehabt hatten. Einen kleinen Garten, vor einem Haus, sie mit Kindern und einem Hund darin, während er um die Ecke bog von der Arbeit. Seine Frau hatte sich das immer gewünscht, weil sie es so schwer gehabt hatte und sie ihren Vater nie kennen gelernt hatte. Verflucht. Eigentlich wollte er nicht reagieren aber er konnte auch nicht anders, als ihr Profil mit steinerner Miene zu erkunden. „ Warum?“ Fragte er mit eher kratziger Stimme, weil sie beide so lange geschwiegen hatten und er versuchte die Gefühle und Erinnerungen im Keim zu ersticken – was absolut nicht ging. Seine Fäuste trafen das Lenkrad, was sie nur wieder verunsichern würde – scheiß drauf. Was Redete sie auch mit ihm über solche Dinge? „ Warum hast du ihn verlassen?“ Aber er fuhr sich durch die Haare. Das war ihre Taktik, sie wollte nicht, dass ihr etwas passierte und deswegen redete sie diesen ganzen Kram um ihre Person. „ Pass auf, wenn ich dir hätte etwas tun wollen – hätte ich das. Ich will dich auch nicht verprügeln oder dir näher kommen, nein. Ich will dich unversehrt und ohne Spuren wieder in die Stadt bringen – morgen. Wenn diese Wohnung und diese beiden Männer einfach nicht existieren. Sie haben beide einen Fehler gemacht und dafür gezahlt, du nicht. Also – tu verdammt nochmal nur das, was du sagtest. Du weißt nicht, was da passiert ist, du hast mich nie gesehen und diesen Mann, seine Dusche und sein Bett, die hat es nie gegeben. Haben wir uns nun verstanden? Bekomme ich heraus, dass du zu den Bullen gehst oder wo auch immer du vorhast zu plappern – und ich bekomme das raus, das ist keine leere Drohung aus einem Krimi, wenn du musst, probiere das aus – dann Endest du genau so. Gut?“ Hatte sie das nun begriffen? Er machte ja gar keine Anstalten, etwas von sich zu sagen, er wäre ja auch schön blöd.
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24.02.2016 19:12 |
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Emma Sophia Roberts
Unregistered
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RE: WOHNUNG BAKER STREET
Ich konnte gar nicht verhindern, dass mein ganzer Körper schon wieder erschrocken zusammen zuckte, als die Fäuste dieses fremden Mannes plötzlich das Lenkrad trafen. Eingeschüchtert und ängstlich drückte ich mich so eng an die Tür wie ich konnte und brachte damit auch so viel Distanz wie möglich zwischen uns. Warum reagierte er denn plötzlich so? Was machte ihn denn daran so wütend? Bevor ich jedoch dazu kam noch länger darüber nachzudenken, begann er sich selber zu erklären und zum ersten Mal glaubte ich ihm tatsächlich jedes Wort, das er sagte. Zum ersten Mal wirkte er nicht mehr so kalt und undurchdringlich, er wirkte tatsächlich- menschlich. Und das war so befreiend, dass ich tief die Luft in meine Lungen sog, weil ich das Gefühl hatte endlich wieder frei atmen zu können. "Ja. Okay. In Ordnung." Es war ja auch ganz logisch. Er wollte mich nicht gehen lassen, um nicht noch zu gefährden, dass ich etwas sagte, während die Leichen noch in dem Appartement lagen. Vermutlich wollte er erst hinter sich aufräumen lassen, um meinen Einfluss auf dieses Verbrechen so gering wie möglich zu halten. Das hatte ich noch gar nicht bedacht. Deshalb war ich noch bei ihm, deshalb waren wir mitten im Nirgendwo, wo ich gar keine Chance hatte vor ihm zu fliehen, und deshalb ließ er mich auch nicht so ohne weiteres laufen. Aber wie könnte ich auch an so etwas denken, während ich selber um mein eigenes Leben fürchtete? Es war ja nicht so als würde ich ständig mit solche Situationen konfrontiert werden. "Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich hab dich nie gesehen. Und ich war auch nie in dieser Wohnung. Ich rede mit niemandem darüber. Verstanden." Aufrichtig sah ich ihm ins Gesicht, aber nur so lange, bis er ebenfalls den Blick auf mich richtete und ich diesem ganz automatisch auswich. Okay. Ein paar Stunden noch. Nur diese Nacht. Dann würde er mich zurück in die Stadt bringen und irgendwo absetzen. Dann wäre alles vorbei. Okay. Tief durchatmen. Das konnte ich schaffen. Egal wie viel Angst mir dieser Mann bereitete, ein paar Stunden konnte ich es mit ihm aushalten. Ich hatte ja auch gar keine andere Wahl. "Wo sind wir hier?Was sind das für Häuser?" Ich versuchte aus dem Fenster heraus in der dunklen Nacht etwas mehr zu erkennen, aber vergeblich. "Und kann ich- mir meine Tasche nehmen? Oder-?" Ich beendete den Satz gar nicht erst, sondern sah bloß unsicher wieder zu dem fremden Mann.
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25.02.2016 00:35 |
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