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NELE'S FLAT
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Nele Hensley
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RE: NELE
" Ach und anstatt mit mir zu reden, wie jeder normale Mensch, dachtest du, du schmeißt lieber einfach alles weg?" Der Rest war ihr - wie gesagt - nicht mal aufgefallen und es gab Sucher auch nicht viel, was sie momentan ernst nahm aber wenn es sich um ihre Freiheit handelte, die nur mit den Tabletten gewährleistet blieb, da achtete sie drauf. Sicher, zog Wecker musste sie stellen um an die regelmäßige Einnahme zu denken aber der Preis war zu hoch. Sie riss eine neue Tüte auf, in der Hoffnung die Medikamente zu finden und Adam könnte such eventuell freuen, dass sie nun doch allen Müll von sich erneut in den Händen halten müsste - bis er sie fragte warum sie zu ihrem Arzt ging und das er helfen würde, wenn sie neue bräuchte. In der Bewegung hielt sie inne, betrachtete ihn skeptisch und gab ihm also eine Probe auf. Wie würde er sich verhalten und war er dann nicht auch der Meinung in dieser anderen Art Knast, da wäre sie gut aufgehoben? Mal ganz davon abgesehen was der Psychologe sagen würde, wo nele und dieser doch eine komische Bindung zueinander hatten. " mal ganz davon abgesehen ob er mir oder auch dir glauben würde." Daran gab es massive Zweifel und so ein Blutbild kostete Geld. Geld was ihre Eltern nicht springen lassen konnten, weil sie dann davon Wind bekämen. " es ist nicht so lang her das ich versucht hab mir das Leben zu nehmen - ich will nicht wieder... zurück." Zurück wohin ließ sie im Raum stehen, kippte den Inhalt aus und während sie ihn schon nicht wieder beachtete.
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12.11.2015 07:15 |
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Adam Hudson
Unregistered
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RE: NELE
Nele hatte es schon mehrmals geschafft mich mit irgendwelchen leichtfertig ausgesprochenen Sätzen zu schocken, aber mit dem was sie jetzt sagte, setzte sie allem die Krone auf. Bewegungsunfähig ließ ich die Suche in den Mülltüten sein und sah stattdessen von der Seite in ihr Gesicht. "Du hast versucht dir das Leben zu nehmen?" Fassungslosigkeit spiegelte sich auf meinem Gesicht, denn was normalerweise jeden Menschen schockieren würde, traf mich nur noch viel mehr. Sie wollte sterben? Während ich in naher Zukunft mein Leben lassen musste? Diese scheiß Welt war so verfickt ungerecht und weil es sich anfühlte, als würde mir jemand gerade auf der Brust herumtrampeln, wandte ich mich einfach von ihr ab, ging ein paar Schritte zur Seite und rieb mir mit festem Druck über das Gesicht, durch die Haare, bis in meinen Nacken, wo ich meine Finger ineinander verkreuzte. Das war so abgefuckt, aber zumindest erklärte es die Medikamente. Anti-Depressiva, weil - war ja klar. Schlaf- und Beruhigungsmittel vermutlich, falls sie mal hysterisch wurde oder Angst bekam. So stellte ich es mir zumindest vor und so machte es in meinem Kopf Sinn. Was jedoch auf einmal keinen Sinn mehr ergab war meine Anwesenheit. Warum sollte ich meine Zeit mit jemandem verschwenden, der am liebsten schnell abkratzen wollte? Oder- war es vielleicht genau das? War es Schicksal, dass sich unsere Wege gekreuzt hatten, und war ich vielleicht nicht nur hier, um meine eigenen Fehler zu bereinigen, sondern auch diesem eindeutig verlorenen Mädchen zu einer besseren Zukunft zu verhelfen? Lenn würde mich auslachen für diesen halbherzig religiösen Scheiß, der mir gerade durch den Kopf ging, aber vielleicht waren das einfach die Gedanken eines sterbenden Menschen, der wenigstens nach ein bisschen Hoffnung und Vergebung suchte. Was, wenn es wirklich so etwas wie einen Himmel und eine Hölle gab? Unsicher schüttelte ich den Kopf, doch dann ging ich wieder auf den Container zu und suchte verbissen nach der Tüte mit den Medikamenten. So lange, bis ich sie tatsächlich fand, das Plastik aufriss und die drei Döschen herausnahm, die ich Nele daraufhin entgegen hielt. "Entschuldige, ich hätte das nicht wegschmeißen dürfen", gab ich resignierend nach. "Und es tut mir auch Leid - für dich - dass dir das passiert ist. Mit dem- sich das Leben nehmen, du weißt schon. Ist das lange her?"
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14.11.2015 01:31 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: NELE
Als er tatsächlich die Filmtabletten nach oben hielt, war sie so erleichtert, dass sie ihm dieses Mal ohne Hintergedanken näher kam und einfach feste die Arme um seinen Bauch drückte, nachdem sie aus dem Container gehüpft war. Ganz gleich ob sie gerade beide in dem Müll aus der Wohnung gekramt hatten, der sich über die Wochen angesammelt hatte, sie war einfach erleichtert. Nachdem die sie die Schachteln eingesteckt hatte, sah sie ihn jedoch schon wieder mit Argwohn an. „ Das muss dir für mich nicht Leid tun.“ Sagte sie etwas verwirrt, dabei ging es nicht nur darum, dass die beiden sich ja eigentlich noch nicht kannten sondern das sie selber das auch nicht Bedauerte. „ Seid dem geht es mir... schon viel besser.“ Mochte an ihrer Lebensphase liegen aber das musste sie ihm ja nicht unter die Nase reiben. Er wusste schon genug. „ Ich... will nur einfach nicht wieder in die geschlossene Behandlung. Wären die Tabletten weg gewesen, dann... wäre das aber die logische Konsequenz, weil ich dann wieder eine Gefahr für mich wäre und sorry, aber die Story das ein fremder meine Medikamente weg wirft ist schon lahm, oder nicht? Ich bin nicht verrückt.“ Das war immer ihre beharrlichste Angst, dass jemand sie für Unzurechnungsfähig hielt. „ Das war... nur alles etwas viel. Mein Exfreund hat mich betrogen, mir ging es nicht so gut und dann... habe ich mir die Pulsadern aufgeschnitten. Jetzt bin ich in Therapie und hab die hier.“ Sie klopfte sachte auf die Tasche, in der die Medikamente verstaut waren. „ Es ist nur wichtig, dass ich sie regelmäßig nehme, es dauert lange, bis man sich auf solche Dinger einstellt.“ Besonders wenn man sie mit anderen Substanzen vermengte. Sie schloss die Mülltonne und warf noch mal einen Blick auf ihn. „ Nein, ein paar Wochen. Erst war ich, wie gesagt, in der Psychatrie und seid... weniger als einem Monat hier.“ Dafür hatte sie ganze Arbeit in ihrer Wohnung geleistet. „ Jaja, dafür sah die Bude abgerockt aus, brauchst du gar nicht extra Erwähnen.“ Um einen Vortrag zu vermeiden drehte sich Nele auf dem Absatz um und ging wieder nach oben. Auf dem Weg spürte sie schon aufkeimende Langeweile, manchmal war die Manie sogar für sie selbst unfassbar Anstrengend. Eventuell sollte sie sich ihrem Zimmer nun widmen mit dem Aufräumen, wenn der Rest schon so instand gesetzt war – als wenn ihre Motivation von hier bis zur nächsten Straßenecke halten würde aber wenigstens begann sie ihr Bett abzuziehen, was es mehr als nötig hatte.
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14.11.2015 22:16 |
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Adam Hudson
Unregistered
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RE: NELE
Ich reagierte überhaupt nicht auf Neles Worte, nicht nur deshalb, weil sie sich sofort wieder umdrehte, die Treppen nach oben lief und darüber hinaus nicht einmal besonders traurig aussah, dafür dass ihr Suizidversuch erst ein paar Wochen zurück lag, sondern vor allem auch deshalb, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich war schon an sich kein besonders empathischer Mensch, aber das bisschen Mitgefühl dann auch noch in Worte fassen? Eine harte Aufgabe. Stattdessen verarbeitete ich diese neue Situation lieber still, während ich Nele nach oben folgte. Ihr Ex-Freund hatte sie also betrogen und sie hatte daraufhin versucht sich das Leben zu nehmen, das sprach nicht gerade für besonders erwachsenes Verhalten, aber dadurch bekam sie nur noch mehr Ähnlichkeit mit meiner Tochter. Nicht dass ihr Leben gefährdet wäre, aber auch Cat verlor sich schon seit jungen Jahren in kurzlebigen Beziehungen und maß diesen Jungs viel zu viel Bedeutung bei. Erst oben angekommen und nachdem ich ein paar Sekunden für mich allein in der Küche tief durchatmen konnte, fand ich meine Stimme wieder. Gleichzeitig mit meinem Alkoholdurst, den ich versuchte zu stillen, indem ich mir eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank nahm. Das war in meinem Leben schon zu einer Routine geworden, nach dem Feierabend gab es das erste Bier und von der Zeit her müsste das nun etwa passen. Und obwohl ich vor der Nase meiner Tochter sicher nicht mit Alkohol wedeln würde, nahm ich die geöffnete Flasche Sekt und ging damit zu Nele ins Schlafzimmer, um sie ihr entgegen zu halten. "Ich könnte ne Pause gebrauchen, hast du Lust mit mir eine Runde um den Block zu drehen oder so? Frische Luft wäre gar nicht so schlecht." Dieses Zimmer könnte das auch ganz gut gebrauchen, entschied ich und ging auf das Fenster zu, um es weit zu öffnen. "Musst du heute Nacht noch arbeiten?"
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15.11.2015 12:20 |
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Nele Hensley
Unregistered
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RE: NELE
Nele war wieder ganz mit sich alleine Beschäftigt, hatte Adam´s Anwesenheit schon wieder fast vergessen und erst Recht das Thema von unten. Negative Gedanken selektierte sie besonders schnell aus. Das Bettzeug landete in einer Ecke, in der allem Anschein nach dreckige Kleidungsstücke gelagert waren und als Adam die Fenster öffnete, handelte sie wie von selber und hing das blanke Bettzeug über die Fensterbänke. Erst dann beachtete sie den Sekt in seiner Hand, sah auch das Bier und wurde dadurch zu einem Lächeln verleitet. „ Danke... für das ganze Aufräumen.“ sagte sie dann, nach einer Weile des Schweigens zwischen den beiden weil sie das auch alles erst mal Einordnen musste. Da passierte so viel nacheinander, was aber auch gut so war und deswegen zögerte sie auch nicht lange, eher sie Begeistert nickte. „ Ja... lass uns raus gehen.“ Damit folgte sie ihm schon hopsend die Treppen hinunter und Überlegte wegen der Arbeit. „ Ich weiß noch nicht, dass ist aber das schöne – ich kann kommen oder nicht, je nach Lust und Laune. Wenn ich tanze, dann verdiene ich halt Geld und wenn nicht, dann nicht. Ich mag es nicht mich an feste Zeiten zu halten, deswegen hab ich die anderen Jobs verloren.“ Zumindest war sie immer ehrlich, was sie anging auch wenn sie die eigentliche Problematik, ihre Krankheit, verheimlichte. „ Warum bekunden Menschen immer ihr Mitleid wegen so einem Selbstmordversuch? Das ist doch eine freie Entscheidung. Manchmal hat das Leben eben nichts mehr zu bieten. Warum sind Menschen davon immer so... krass mitgenommen? Du kennst mich doch gar nicht. Vielleicht wäre es gar kein Verlust gewesen.“ Sie sah selber auf die Narben an den Handgelenken aber das schwere Thema sah man ihr dabei nicht an, denn Nele summte schon wieder irgendeine Melodie vor sich hin und tänzelte den Gehweg lang. Die Blicke der Menschen konnte sie zumindest an diesem Tag gut Ignorieren.
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15.11.2015 15:46 |
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Adam Hudson
Unregistered
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RE: NELE
Auch wenn ich noch immer nicht ganz einordnen konnte, weshalb Nele plötzlich wieder so aufgedreht und lebensfroh durch die Wohnung hopste, folgte ich ihr einfach mit meinem Bier in der Hand und atmete an der frischen Luft erst einmal tief durch. Diese Frau war komisch, das wusste ich jetzt, aber auf gewisse Weise forderte sie mich auch. Sie gab meinem restlichen Leben so etwas wie einen Sinn, vor allem jetzt. Das merkte ich ganz deutlich, obwohl wir einander noch gar nicht recht kannten, aber das war noch nicht alles, was mein Interesse an ihr immer mehr steigerte. Mir war das zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, aber diese Lebensfreude, die sie so oft ausstrahlte, trotz allem was ihr geschehen war, das zog mich verdammt an. Nicht auf sexuelle Art, aber wenn sie einen Suizidversuch überstehen konnte und das Gute im Leben sehen konnte, vielleicht schaffte ich das auch? Vielleicht musste ich mein restliches Leben nicht miserabel und ängstlich verbringen, sondern- mit einem Lachen im Gesicht. So wie Nele. "Ich denke- es kommt drauf an, woran man glaubt." Unsicher sah ich sie an, wegen dieser absurden Frage ihrerseits, aber versuchte mich einfach darauf einzulassen. "Ich glaube an nichts. Ich glaube nach dem Tod lebt man einfach nicht mehr. Da ist nichts mehr. Also ist es - meiner Meinung nach - sehr bedauerlich, wenn man lieber das große, schwarze Nichts wählt, weil es in der Welt noch weniger gibt, für das es sich zu leben lohnt. Deswegen hab ich auch gesagt, dass es mir Leid tut, weil ich davon ausgegangen bin, dass dir mit Sicherheit irgendetwas zugestoßen ist." Resignierend zog ich meine Schultern hoch. "Glaubst du da ist irgendwas? Nach dem Tod? Was hast du gedacht, was mit dir passiert?" Oh, sie wusste ja gar nicht wie viel Hoffnung ich in ihre Antwort legte und wie sehr ich gerade an ihren Lippen klebte.
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15.11.2015 20:17 |
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Nele Hensley
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RE: NELE
Sie verdrehte die Augen „Es kommt darauf an, an was man Glaubt? Diese Antwort...“ Sie wollte schon sagen, wäre dämlich aber als sie ihn von der Seite ansah, seine weiteren Worte vernahm, zügelte sie sich und klatschte in die Hände. „ Falsch. In meinen Augen absolut Falsch. Es kommt darauf an, was du daraus machst – wie du alle Dinge siehst, die passieren.“ Wer wusste das besser als sie, wenn sie an dem einen Tag wegen ihrer Depressionen nicht mal den Sinn sah, sich aus dem Bett zu rollen und am nächsten keinen, in das Bett zu fallen, weil das Leben und alles darin so wunderschön war? „ Es kommt immer auf den Blickwinkel an. Ich Glaube nicht an den Himmel. Ich Glaube nicht an die Hölle. Ich weiß nicht was kommt – als ich mich dazu Entschieden habe, mir das Leben zu nehmen, habe ich mich... richtig darauf vorbereitet. Mein schönstes Kleid aus dem Schrank genommen, mein liebstes Lied angemacht, ich habe mir sogar meinen liebsten Badeschaum in das Wasser geschüttet, obwohl ich wusste, dass ich mir darin gleich die Pulsadern aufschneiden will. Man sollte... immer so Bewusst Leben wie es geht, man sollte das Leben auch schätzen, egal ob ich nicht mal Glaube hier besonders gut rein zu passen oder hin zu gehören, sieh dir die Menschen doch an, wie sie mich anschauen, nur weil ich... Glücklich bin? Warum schauen sie denn so? Weil sie es nicht sind? Weil sie es sich selber so schwer machen? Neid? Oder weil sie denken, ich bin Irre?“ unbekümmert lachte sie aber um zu zeigen, wie Merkwürdig die anderen sie wegen dem unvorhergesehenen Laut anschauten. Keine Ahnung warum Nele so weit ausholte, vielleicht wollte sie sich selber darauf vorbereiten, verinnerlichen, was in der depressiven Phase so sehr fehlte aber besann sich auf seine eigentliche Frage, noch bevor sie diese wieder vergessen würde. „ Ich schätze diese Welt, weil es kann ehrlich sein, dass das nichts kommt aber wenn nicht? In meinen Augen kann da nicht nichts sein, eventuell ist es so, dass man Neugeboren wird. Vielleicht kommt man dann besser auf der Welt klar, ich besser auf der Welt klar. Eventuell auch als Katze oder Baum. Vielleicht ist das Leben hier nur eine kleine Etappe und wir werden die, die wir als Außerirdische sehen. Vielleicht kommt das nicht von einem Science-Fiktion Kerl. Wenn es das Paradies gibt, dann ist das auch cool. Was, wenn Allah und Gott da oben genau so einen zusammen trinken wie wir beide? Das kann alles sein. Ich war... in den letzten Zügen, zu sterben, das war ganz knapp und wenn ich einen Schluss daraus gezogen habe, nimm alles in dir auf und mach dir keine Sorgen, was danach kommt – besonders nicht was dir irgendwer sagen will. Es ist nicht zu verhindern. Ich war davor so an meine... negative Einstellung gekettet, man muss sich davon lösen.“ Sie breitete einfach ihre Arme aus, wieder Skepsis in den Blicken der Menschen, ob sie gleich abdrehen würde. „Nur hier drin steckt das, was Sinn macht.“ Sie tippte gegen ihre Schläfe, ihr Herz. „ Angst vor dem Tod ist die unsinnigste, die es gibt und das wusste ich sogar, als es mir Mega scheiße ging. Ich weiß nicht, ob du das hören wolltest und ob du mir Folgen kannst aber... das ist was mir zu dem Thema einfällt.“ Es war zu verlockend und zu passend aber die beiden bewegten sich über eine Brücke, nach Beendung ihres Dialoges und Nele sprang aus Demonstrationszwecken auf das Geländer – bei ihr ahnte man ja nicht, ob sie darüber schwang – und begann auf einer Imaginären Linie zu Balancieren und mit Absicht dabei die Arme wie ein Flieger zu breiten und von rechts nach links zu beugen. Es amüsierte sie, es gab ihr einen Kick und sie lachte erneut unverhofft herzlich. „ Das macht mir gerade Spaß, wenn ich hier runter falle – dann vielleicht ins nichts, in den nächsten Tag oder zu den Würmern bei einer Mahlzeit aber... ist das Feeling das nicht Wert und sind die Wenn-Fragen nicht die, die das Herz am schwersten machen? Die Ängste? Grübelnd von einem Auto überfahren zu werden wäre für mich... bedauerlich aber nicht das hier und nicht mir selber das Leben zu nehmen, wenn ich das Gefühl habe, es gibt keinen glücklichen Tag mehr für mich auf dem Planeten.“ Oh, diese Zeit würde wieder kommen und Nele sagte das mit solch einer Überzeugung, um ihre eigene Angst vor der Zeit zu verscheuchen. Leider war das nicht so einfach. " Warum denkst du darüber nach?" fragte sie, tatsächlich auf einem Bein hüpfend auf dem Geländer.
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15.11.2015 22:51 |
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Adam Hudson
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RE: NELE
Ich konnte diese Emotionen gar nicht definieren, die sich in mir ausbreiteten, während Nele redete und mir damit zeigte, wie anders ihre komplette Weltanschauung war. Sie sprach tatsächlich völlig ohne Angst über den Tod und über das Abenteuer, was danach folgen würde. Wahrscheinlich würde ich mich noch lange an diesen Monolog von ihr erinnern und immer wieder auf ihre Sätze zurück blicken, allein schon deshalb, weil sie mir damit Hoffnung vermittelte. Hoffnung, die ich in mir selber bisher noch nicht finden konnte, da war nur Angst und Wut und Verzweiflung. Unsicherheit. Diese Welt hatte mir in den letzten paar Jahren nicht viele gute Dinge bieten können, aber trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - war ich noch nicht fertig mit ihr. Ich wollte noch nicht gehen, verdammt. Ich wollte nicht in dieses schwarze Nichts. Wenn Nele mich mit einer Sache also wirklich erreichte, dann damit, was sie von ihrem Suizidversuch gelernt hatte. Was ihr durch den Kopf gegangen war, kurz vor ihrem vermeintlichen Tod. Nimm alles in dir auf und mach dir keine Sorgen, was danach kommt. Sollte das wirklich so einfach sein? Sollte ich meine letzten Monate genau so leben, anstatt langsam vor mich hin zu vegetieren und mich selber zu bedauern? Aber könnte ich das überhaupt? Bei Nele sah das so leicht aus, aber ich war nicht Nele. Ich war nicht einmal ansatzweise so wie sie, das merkte man doch schon daran, dass ich bloß verbissen und schweigend neben ihr her lief, manchmal sogar ein wenig Abstand suchte, wenn sie mal wieder unerwartet laut lachte oder völlig verrückt ihre Arme ausbreitete. Da war zu viel, was verarbeitet werden musste, und ich war im nüchternen Zustand viel zu verkopft und durchdacht, als dass ich mich ihr einfach haltlos öffnen und ihr von meiner Krankheit erzählen würde. So war ich nicht.
Das erste Mal, dass ich meinen Mund also wieder öffnete, war, als Nele urplötzlich auf ein Brückengeländer sprang und die Arme ausbreitete. Mein Herz setzte einen Schlag aus, vor allem als sie sich einmal gefährlich weit zur Seite lehnte, und sofort versuchte ich sie zurück auf den Boden zu dirigieren. "Bist du vollkommen durchgeknallt? Komm runter!", raunte ich ihr böse zu, streckte sogar meinen Arm nach ihr aus, damit sie meine Hand ergreifen konnte, was sie jedoch nicht tat. Fuck, was wenn sie immer noch selbstmordgefährdet war? Könnte es sein, dass sie gleich wirklich sprang? "Nele, ich meine das Ernst. Keine Angst vor dem Tod zu haben heißt nicht, dass man sein Schicksal so leichtfertig herausfordern sollte. Komm runter!" Ob sie nun wollte oder nicht, ich ging einfach einen Schritt von der Seite auf sie zu, griff erst ihren Arm, dann ihre Taille und hob sie wieder vom Geländer, um sie neben mir auf dem sicheren Boden abzusetzen. "Mach das nie wieder! Das ist ja alles total inspirierend-" Mit meinen Fingern malte ich zwei ironische Anführungszeichen in die Luft. "Wie du über deine Nahtoderfahrung sprichst und über das, was danach kommt, aber das ist definitiv nicht normal. Außerdem - der Tod ist nicht nur etwas Persönliches, was ist mit deinen Eltern? Geschwister? Freunde? Wenn du hier wirklich von der Brücke gefallen und gestorben wärst, aus einem doofen Spaß heraus, könntest du damit ihr Leben zerstören. Hast du daran mal gedacht?" Nicht, dass ich durch meinen Tod das Leben von irgendwem zerstören würde, da war ja kaum noch jemand, aber Nele erinnerte mich gerade mal wieder so eindeutig an Cat, dass ich unweigerlich daran denken musste, was mir wohl durch den Kopf gehen würde, wenn meine Tochter hier auf dem Geländer balancierte. Das würde ich nicht zulassen.
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16.11.2015 13:17 |
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Nele Hensley
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RE: NELE
Nele fand Adams negative Einstellung wirklich Anstrengend und sie war wirklich gewillt, ihm auszuweichen, als er nach ihrem Arm griff aber er war schneller als sie. Auf einem Geländer konnte man sich so schnell nicht bewegen, blöd. „ Jetzt seid doch nicht wieder so – ich weiß schon was ich tue.“ sagte sie deswegen Stur und schüttelte den Kopf. „ Wenn man keinen Mut hat, wenn man nichts wagt, dann kann man auch nichts gewinnen Adam – das auf der Brücke ist Freiheit. Handlungsfreiheit. Du denkst in so einem kleinen Viereck.“ Sie malte es in die Luft und breitete ihre Arme so weit sie konnte. „ So solltest du denken. Und allem voran nicht an andere Menschen sondern an dich, denn... deine Liebsten sollten wollen, dass du Glücklich bist und das sollte dein Ziel sein. Sie Glücklich zu machen. Was... wäre dein grö´ßtes Glück? Wunsch? Was würdest du machen wollen, bevor dein Leben vorbei ist?“ Bei ihrer Familie sah das anders aus. Sie machte ihre Eltern Unglücklich, diese Wiederum machten sie Traurig. Kurz wich sie den Fragen aus, bis es sie wieder etwas neues fühlen ließ, wie Wut und weil sie so Undefinierbar über sie herein brach, projezierte sie diese auf Adam. „ Wieso wühlst du so in meinem Leben und weichst allem von dir aus?“ fuhr sie ihn an, weil sie das zu sehr an die Bevormundung ihrer Ma erinnerte und dann begann etwas in ihrem Kopf komisch zu klicken. Was, wenn er von ihr kam? Ja genau, ein Angestellter Aufpasser? Argwöhnisch betrachtete sie ihn. „ Sollst du etwa auch mich aufpassen? Die Wohnung sauber machen? Meine Ma traut mir das nicht zu... bis du... gekauft?“ Hatte er deswegen so viel Geld, ihr so viel Miete zu zahlen? Wurde sie etwa verarscht? Bewusst brachte sie Abstand zwischen die beiden. „ Meine Eltern wollen mich am liebsten wegsperren... sollst du Beweise sammeln?“
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16.11.2015 21:00 |
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Adam Hudson
Unregistered
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RE: NELE
Ich würde niemals verstehen, wie Nele es schaffte so schnell ihre Stimmung zu ändern. Wir hatten doch grade noch so gut miteinander reden können und jetzt stand sie vor mir und machte mir irgendwelche Vorwürfe, die ich nicht einmal verstand. Was hatte ich denn mit ihren Eltern zutun? Sie sollten mich gekauft haben? Als eine Art Spitzel? Hatte sie noch alle Tassen im Schrank? Verwirrt und erschrocken zugleich sah ich in Neles Augen, ehe ich den Kopf schüttelte. "Was? Nein! Beweise sammeln? Ist das dein Ernst? Was ist falsch mit dir?" Ich merkte aber schon, dass ich diesmal mit meiner rabiaten Art nicht weiterkam, die dunkelhaarige Frau brachte nur noch mehr Distanz zwischen uns und mit einer Sache hatte sie zugegebenermaßen Recht. Sie wusste nichts über mich. Gewissermaßen war das auch ihre eigene Schuld, sie hatte sich ja nicht einmal meinen Personalausweis zeigen lassen, sondern einfach einen völlig fremden in ihre Wohnung gebeten, aber jegliche Art der Vorsicht schien ihr sowieso völlig fern. "Okay, du willst etwas von mir wissen?" Besänftigend hob ich meine Handflächen an, senkte einmal den Blick an ihrem Körper, aber gab dann kopfschüttelnd nach. Hoffentlich konnte sie danach wenigstens verstehen, warum ich nicht ständig freudestrahlend durch die Gegend sprang. "Ich hab eine Tochter, Catherine. Sie ist 17 Jahre alt und- sie lebt schon seit etwa 5 Jahren nicht mehr bei mir. Ihre Mutter ist früh gestorben, ich war- nicht der beste Vater und irgendwann hat das Jugendamt sie mir weggenommen. Also- du willst wissen, was mein größter Wunsch ist? Bei ihr sein. Zeit mir ihr verbringen." Nele konnte vermutlich den Zusammenhang nicht verstehen, deshalb holte ich mein Handy aus der Tasche, tippte ein paar Mal darauf herum und hielt es ihr dann entgegen, ein Bild von Cat auf dem Display geöffnet. "Du erinnerst mich an sie. Deshalb bin ich dir gestern nach gegangen und deshalb bin ich auch heute zu dir gekommen, wenn ich dich ansehe muss ich an sie denken und es ist schön an sie zu denken." Weiter führte ich das Thema jedoch nicht aus, ich wollte schließlich nicht, dass Nele dachte ich wäre so ein durchgedrehter Creep, der irgendwie seine Tochter in sie hinein projizierte und bei einem ganz fremden Mädchen seine Fehler wieder gut machen wollte. Ha, von wegen.
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17.11.2015 11:18 |
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