SMS AN CHAS

[Summer Alica Jones]

Es war unfassbar, wie Matt es schaffte, die Welt etwas weniger furchtbar Wirken zu lassen und das nur weil er die Arme um sie schloss und sie fest drückte. Womit hatte sie einen solchen besten Freund verdient? Sie hatte eine Waffe auf ihn gerichtet und trotzdem fragte er sich, wie es ihr ging mit dem Tod der Mutter. Mehr noch, er spürte oder wusste es und tat genau das, was Chas ihr nie geben könnte. Würde Summer das niemals brauchen? Waren dafür eben Freund aber nie ihr Partner da? Was, wenn sie doch noch Kilian und Matt verlieren würde, wer verstand sie dann noch so blind? Nahm sie Abends beim Essen als seine eigen Familie auf? Ihr Herz wog so schwer in der Brust, als sie Chas den Aufenthaltsort von Gus zukommen ließ – den eventuellen. Erst kam sie sich schlecht vor, hatte sogar etwas hinausgezögert sich bei ihm zu melden aber Matt fände es als Bruder von Jamie auch genauso Wichtig, der erste zu sein, der mit ihr Redete und ihr sagte, sie seien Geschwister. Da war sie sich Sicher. So sendete sie die SMS ab, wobei Summer sich auf dem so liebevoll angebotenen Sofa einrollte.

Guten Abend,
Gus ist nicht mehr in der Stadt, es gab Ärger hier... frag ihn selbst, wenn du es Wissen willst. Alle Spuren deuten auf San Francisco. Die Adresse lautet [adresse.]. Beeil dich am besten, ist nur eine vorübergehende Anlaufstelle. Ich bleibe ein paar Tage hier auf dem Sofa, muss den Kopf frei bekommen. Melde mich einfach Morgens wenn ich los fahr.
Viel Erfolg.

P.S. Hab den Schlüssel von deinem Wagen wieder.

Sie musste ihm den letzten Wunsch äußern, denn seine Geschwister Interessierten sie wenigstens. Außerdem war das nun ehrlich nicht seine Schuld, die drei waren Kinder. Alles andere war Distanziert, es würde ihn weder jucken noch würde es ihn Überraschen. Zumindest ging sie davon aus. Er wusste, was sie heute hatte hören müssen von Matt und was er Madison angetan hatte. Genauso das sie ein paar Tage hier bleiben wollte aber jetzt wusste sie noch weniger, wie lange reichte ihr. Die ganzen Details, die Matt ihr verraten hatte zu dem Haus und in was genau Gus da rein laufen würde – sie behielt das einfach für sich. Er würde es sehen und sie kam sich nicht so vor, als hätte sie Matt über seine Familie wegen Chas ausgehorcht. So war beides von ihrer Moral her zu Vertreten. Über Kilian und Matt verlor sie auch nichts, auch da konnte er sich das Ende denken. Sollte das für ihn irgendwie Interessant sein, würde er schon danach fragen.

[Charles Thompson]

Ausnahmsweise lag ich gerade im Bett, mit einer Zigarette zwischen den Fingern, als mein Handy vibrierte und eine Nachricht von Summer darauf angezeigt wurde. Sehr kühl verfasst, absurderweise fiel mir das tatsächlich auf, aber der Inhalt zog dann viel eher meine Aufmerksamkeit auf sich. Mein Bruder war schon nicht mehr in Los Angeles, sondern vermutlich in San Francisco? Und dort auch nur für kurze Zeit? Eigentlich hatte ich nicht beabsichtigt ihm so schnell unter die Augen zu treten, aber wann würde ich denn sonst noch einmal die Chance dazu bekommen? Überhaupt jemals? Das und die Tatsache, dass ich sowieso ein paar sehr einsame Tage in einem kleinen Motelzimmer vor mir hatte, motivierten mich dazu, dass ich kurzerhand meinen Freund in Los Angeles kontaktierte und ihn um einige weitere Gefallen bat, ehe ich Summer antwortete.

Danke! Ein Freund von mir wird dich gleich anrufen, um dich zu fragen, wo du bist. Er kommt vorbei und holt die Schlüssel ab, damit ich doch noch spontan einen Abstecher nach San Francisco machen kann. Keine Sorge, ich werd mich nicht überanstrengen. Ich hoffe dir gehts gut und du konntest alles klären, wir sehen uns in ein paar Tagen. Pass auf dich auf!

Ohne meine Worte noch einmal zu überdenken, schickte ich den Text ab, ließ danach mein Handy wieder auf die Matratze fallen und stand lieber auf, um ein paar Dinge in meine Tasche zu packen, die ich für eine Fahrt nach San Francisco benötigen würde.