Antwort schreiben 
INDUSTRIEGEBIET
Verfasser Nachricht
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


Beiträge: 193
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #1
INDUSTRIEGEBIET
Aiden war schwächer in dieser Nacht, als sonst, viel schwächer. Er besaß keine Drogen mehr, mit denen er künstlich die schwermütigen, depressiven Gefühle zum Schweigen bringen und die Endorphine anregen konnte, nichts gab ihm die fehlende Gleichgültigkeit, den Egoismus, den er gerade in einem so verletzlichen Moment wie diesem dringend benötigte. Er war auf sich alleine gestellt, er war sich selber und der Realität völlig ausgeliefert, und das verlangte ihm mehr ab, als er noch vor wenigen Stunden geglaubt hätte. Die Stadt war wie ausgestorben, jeder verbrachte den Abend mit seinen Liebsten: Mit dem Partner oder der Partnerin, mit der Familie, mit Kindern, Freunden oder auch einfach nur mit einer Flasche Schnaps, aber nicht einmal das gab sein Portemonnaie gerade her. Er hatte nichts, was ihm die Einsamkeit nehmen könnte, die er hier oben auf der ausgestorbenen Fabrikhalle in der Kälte nur noch deutlicher spürte. An dem Ort, den er mit so vielen Erinnerungen verband, an eine Zeit in seinem Leben, die er nie wieder zurück bekommen würde. Wie viel seitdem geschehen war, wie sehr sich alles verändert hatte. Und doch gar nichts. Sein Herz war noch immer so dunkel wie damals, als er mit Lucy genau hier gesessen und ihr gesagt hatte, dass er noch nicht dazu bereit war jemanden zu lieben, weil er sich zu sehr vor den Folgen und vor den Verletzungen fürchtete. Aber dann hatte er es doch getan. Und diese Liebe hatte ihm unheimlich viel genommen, aber gleichermaßen auch umso mehr gegeben, dass er es nicht wagte diese Entscheidung zu bereuen. Es war richtig gewesen sein Herz zu öffnen, um jemand anderen dort hinein zu lassen, das galt für Lucy und auch für Haily. Es war gut diese Erinnerungen zu haben. Vielleicht war das sogar das einzige, was ihn jetzt noch daran hinderte vollkommen den Verstand zu verlieren.
Stundenlang saß Aiden in dieser Nacht dort auf dem Dach, stundenlang sah er dabei in den Himmel, schwelgte in Erinnerungen an die Liebe, die man ihm entgegen gebracht hatte, und ließ zu, dass dieser Bilder in seinem Kopf ihm das Herz erwärmten. So lange, bis es langsam begann zu dämmern, bis die ersten Sonnenstrahlen sichtbar wurden und er, gedanklich völlig abwesend, auf einmal die Bewegung neben ihm wahrnahm. Von Haily. Er spürte ihre Nähe in seinem ganzen Körper, er starrte ihr dabei ratlos, unsicher, überfordert und doch wortlos in ihr Gesicht, aber diesmal wich er nicht vor ihr zurück. Diesmal schob er sie nicht Beiseite, entzog sich ihrer Berührung und ließ sie hier allein. Nicht weil er es nicht wollte - alles in ihm schrie danach, dass er diese Vertrautheit und diese Zuneigung nicht zulassen durfte - aber er konnte einfach nicht. Er konnte nicht anders, als langsam den Arm zu heben, ihn vorsichtig um ihren Körper zu schließen und ihren Kopf an seiner Schulter zu akzeptieren. Weil es sich so gut anfühlte, so richtig. Weil es ein bisschen von dem Schmerz nahm, den er jetzt schon so lange aushielt. Weil Haily für ihn noch immer wie eine Droge war. In den letzten zwei Jahren war es Aiden daher leichter gefallen von ihr fern zu bleiben, weil er nicht einmal die Chance gehabt hatte sich wieder in ihr zu verlieren, ohne zu wissen, wo auf dieser gottverdammten Welt sie sich gerade befand, aber seit ihrem Erscheinen hier, seitdem er sie auf der Straße vor seiner Wohnung barfuß abgefangen hatte, war jeder Tag eine einzige Tortur. Er hatte fast ununterbrochen auf Alternativ-Drogen zurückgreifen müssen, um diesem Verlangen nach ihr nicht nachzugeben, aber jetzt gerade, in diesem unheimlich schwachen, verletzlichen Moment, da konnte er nichts gegen seine eigenen Sehnsüchte tun. Er verlor sich einfach in Haily. Er verlor sich in ihrem Geruch, in ihrer Wärme, ihrer Liebe - die sie ununterbrochen und immer ausstrahlte -, ebenso wie er sich in den Worten verlor, die sie schweigend auf die Rückseite eines seiner Briefe schrieb. Noch während sie die Buchstaben dort notierte las er einige Zeilen mit, doch irgendwann war ihr friedliches Gesicht so anziehend, dass er stattdessen den Kopf ein wenig hob und an ihren makellosen, wunderschönen Zügen hängen blieb. An ihrem schönen, femininen, liebenswerten Konturen, an ihren großen, neugierigen Augen, ihren Lippen, den leicht rötlichen Wangen. Und dort hing er auch immer noch, als sie den Stift niederlegte, als sie sich neben ihm ein wenig aufrichtete und eine Kerze anzündete. Aiden wagte nicht zu fragen, weshalb sie das tat, die Stille war viel zu friedlich, und verstand es daher auch erst, als er behutsam den Zettel in seine Finger nahm und las, was Haily gerade nicht bereit war auszusprechen.
Sein Herz begann zu zittern, so fühlte es sich zumindest an, sein Körper wurde ganz schwach und kraftlos, während er die Zeilen überflog. Einmal. Und dann noch einmal. Und nochmal. Bis er den Kopf wieder hob, um in ihr Gesicht zu sehen, um mit seinen Augen über ihre Haut zu streicheln. "Du fehlst mir, Haily", flüsterte er ganz leise, gedämpft die ersten Worte, die er je auf einem Blatt Papier für sie notiert hatte. Und es war so unsagbar befreiend auszusprechen, was er seit seinem letzten Brief für sie jeden verdammten Tag in sich gehalten hatte, dass es sich so anfühlte, als könnte er zum ersten Mal seitdem wieder frei atmen. Die Stimme in ihm, die Vernunft, die sich gegen all das wehrte und die ihm sagte er solle sich von Haily fern halten, die wurde mit jedem tiefen Atemzug immer leiser und immer nichtiger. Er wurde sie nicht ganz los, er würde sie wohlmöglich niemals ganz los werden, aber an diesem Morgen, da war sein Herz so viel lauter, als sein Kopf. "Du fehlst mir. Jeden Tag. Und ich- ich brauche dich. Mehr, als du glaubst." Als Aiden die Hand hob, als er seine Finger um ihre legte und sie fest mit seinen drückte, da fühlte sich das an wie der beste Drogenrausch seines Lebens. Und die Glückshormone, die dabei in seinem Körper ausgestoßen wurden, machten es sogar in Ordnung seine Schwächen zuzugeben, wenn auch noch immer mit gedämpfter, bebender Stimme. "Ich hab nichts mehr, ich hab alles verloren, ich hab mich verloren, ich hab dich verloren und ich- ich sitze hier jetzt schon seit Stunden und überlege, wo ich hingehen kann, wie ich weiter machen kann, wie ich das alles irgendwie wieder hinkriege, aber- da ist nichts. Ich weiß es nicht. Und ich will so gerne bei dir sein, ich will das wirklich, weil- Als du bei mir warst, als ich dich endlich wieder berühren konnte, vor ein paar Tagen, da hab ich mich zum ersten Mal wieder lebendig gefühlt." Damit bewies Aiden ihr dann auch, mit einem kurzen entschuldigenden Blick auf den Boden, dass sie sehr wohl Recht gehabt hatte mit ihrer erschrockenen Feststellung auf der Straße vor seiner Wohnung. Er war gerade nicht lebendig. Er fühlte sich nicht lebendig. "Aber ich tue immer wieder Dinge, die dich verletzen. Und ich werde auch immer wieder Dinge tun, die dich verletzen. Deshalb- versuche ich stark zu sein und ich versuche dich zu schützen, vor mir, aber ich kann nicht mehr stark sein. Ich schaff das nicht mehr, ich kann dich nicht mehr ständig von mir weg schieben, also- bitte- entweder hilf mir dabei, halt dich von mir fern und- lass einfach los oder- oder sag mir, dass es okay ist. Sag mir, dass es in Ordnung ist verletzt zu werden. Dass es nicht meine Schuld war, was Chris dir angetan hat. Dass du mir vergibst, was ich Chris angetan hab. Vor deinen Augen. Vor den Augen seiner Tochter. Sag mir, dass ich nichts in dir kaputt machen kann, Haily. Bitte. Egal wie oft ich dich noch verletze, wie oft ich dir unfaire Vorwürfe mache, dich allein lasse oder dich nicht so behandle wie du es verdient hast. Sag mir, dass das alles okay ist. Oder steh jetzt auf und geh einfach. Weil- ich das gerade nicht kann." Aiden sah so unsicher, so hilflos in ihr Gesicht, aber er konnte auch nicht verhindern, dass sein Körper sich dabei sehnsüchtig zu ihr lehnte, so nah, dass er mit seinen Lippen ihre Schulter berührte.


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
03.01.2017 14:10
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Haily Stone
WON´T EVER LET YOU GO.


Beiträge: 241
Registriert seit: Aug 2015
Beitrag #2
RE: INDUSTRIEGEBIET
Während er immer wieder ihre Worte überflog, sah Haily in den Himmel und es gab diese seltenen Momente, in denen sie einfach die Stille genoss. Nicht nur Stille um sich herum sondern auch in sich. Sie war sonst nie still, sie war quirlig und sie war Chaos in sich und für andere aber Momente wie diese musste es ebenso geben. Haily erdete sich sonst immer auf ihren Reisen und es war neu, sich dort zu Ruhe zu bringen, wo sie irgendwo Zuhause war und das war Los Angeles geworden aber wieso nicht alles einmal neu und anders machen? Als er Sprach sah sie ihn hingegen wieder aufrichtig an und es tat ihr weh, wie es sich gleichermaßen gut anfühlte. All das Leid hatte er so unnötig über die beiden gebracht. So viel war geschehen, was ihren Kopf und ihr Herz schwer belastet hatte, was nie hätte sein müssen aber auf der anderen Seite – genau so hatte sie ihn kennen gelernt und genau so war er ihr der liebste Mensch geworden. Nur Aiden in ihrem Leben würde sie kaputt machen, sie brauchte auch die Liebe von Matt, die so von Grund auf anders war und sie musste Wissen, es gab auch jemanden wie Noah an ihrer Seite aber all das konnte die Gefühle für Aiden nicht ersetzen. Nie konnte ein anderer Mensch aufwiegen, was ein anderer ihr geben konnte und doch verstand ihr Gegenüber sich wundervoll darauf, Haily zu komplettieren. Sie hatte das nie in Frage gestellt, er war das gewesen und dennoch stellte er unermüdlich Fragen an sie, die sie sich nie gestellt hatte. Es war nur nicht so einfach Haily aus einer tiefen Gefühlslage zu holen, nicht, wenn ein solcher extrem Punkt überschritten wurde wie eben – nicht wenn man sie über eine längere Zeit an den Rand ihrer Belastbarkeit getrieben hatte. Das war nicht mal alleine seine Schuld, es war auch ihr Experiment mit ihm – die Vergewaltigung nachzustellen, daran zu denken, wie Chris sie geküsst hatte in den letzten Tagen, Chas Reaktion, der Autounfall. Das alles waren Dinge die ihr Gleichgewicht ruinierten. Hailys Preis für Frieden war jedoch viel Simpler, als der von Aiden. Haily brauchte viel weniger, um wieder neue Hoffnung in der Welt zu finden und sie würde sich davon nicht dauerhaft tiefer ziehen lassen aber sie brauchte dafür etwas. Etwas von anderen Menschen, was in der Welt für sie genauso unverzichtbar war, wie Freiheit. Aiden verstand schnell, dass sie noch immer nicht bereit war, zu Reden aber sie wollte auch mit Sicherheit nicht gehen und deswegen lehnte sie ihren Kopf gegen seinen, als er ihre Schulter mit seinen Lippen berührte. Mit ihren blonden Haaren konnte sie erstmals wieder seine Haut kitzeln und sich an ihm reiben, wie sie das schon immer viel zu gerne vollzogen hatte. Dabei legte sie einen Brief auf ihre Oberschenkel und begann erneut zu schreiben.
Du bist nicht Schuld, was Chris getan hat und das habe ich auch nie Gedacht. Ich selbst habe nie daran Gedacht. Das war doch nicht dein handeln sondern seines. Als du mir das mit deinem Stiefvater erzählt hast, da bin ich damals weg gelaufen aber habe ich dir nicht zugehört? Versucht dich zu verstehen auch wenn ich es nie selbst so fühlen würde? Es gibt nichts zu verzeihen... er hat dir schreckliche Dinge angetan, versteh das doch und auch wenn ich nicht Glaube, es ist richtig jemanden umzubringen kann man doch verstehen, was passiert ist und wenn ich daran nicht festhalten würde, wäre ich nie zum Gefängnis zurück gekommen und ich hätte Chas nie gebeten dir zu helfen. Es macht mich Traurig, dass du das nicht gesehen hast aber... weißt du
Ich mag noch immer nicht Reden, mir ist die Welt noch immer zu viel aber aufstehen und gehen? Dir dabei zu helfen, mich los zu werden? Mach ich immer noch nicht. Ich hatte so eine verdammte Angst dich nicht rechtzeitig zu finden, dich nie wieder zu sehen, dich zu verlieren und das obwohl du mich ziemlich verletzt hast... aber ich bin Haily. Ich bin Nervig, ich bin anhänglich und ich will noch immer nur, dass du mich jetzt nach Hause bringst, dich mit mir auf deine Matratze kuschelst, auf der ich mit niemand anderem geschlafen habe und die Welt ausschalten. Ich will mit dir überlegen, wie es weiter geht, ich will dich unter einem Mistelzweig Küssen und ich mag, dass die letzten Tage morgen schon so weit weg scheinen, wie Jahre weil du machst mich nicht kaputt. Man denkt vielleicht ich bin nicht ganz beisammen, vielleicht bin ich ein wenig verrückt, kindlich und naiv aber deswegen bin ich auch in der Lage, mich am Leben vom Leben zu erholen. Mich mit Liebe von Liebe zu erholen. Also – würdest du jetzt bitte aufhören mich weg zu schieben und lieber mit mir im Arm heim gehen? Nach Hause.
Als sie den Stift hingelegt hatte, griff Haily nach seiner Hand, schob sie unter seine und drückte sie zärtlich während sie seinen Blick suchte.


|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.


[Bild: 49328559248_7480f3bd3b_o.jpg]

04.01.2017 00:57
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


Beiträge: 193
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #3
RE: INDUSTRIEGEBIET
Diesmal las Aiden tatsächlich, ohne einmal den Blick von dem Papier zu lösen, jedes Wort mit, während Haily diese noch auf die Rückseite seines Briefes schrieb. Seine Hände bebten vor Nervosität, schon wieder, und das obwohl er eigentlich tief in sich wusste, dass es auf seine Fragen nur eine Antwort geben konnte, denn nach den geschriebenen Zeilen soeben und nach allem, was Haily ihm je gesagt hatte, dürfte er daran eigentlich nicht mehr zweifeln. Sie würde ihn nicht abweisen. Sie würde nicht aufstehen und gehen. Sie würde ihn nicht alleine lassen. Und dennoch war diese Angst davor so tief in Aiden verankert, dass selbst dann noch eine Unsicherheit zurückblieb, als sie den letzten Punkt an das Ende ihrer geschriebenen Antwort gesetzt hatte und danach so vielsagend, liebevoll seine Hand erneut in ihre nahm. Da würde immer etwas in ihm sein, das nur Dunkelheit und Einsamkeit erwartete, eine tiefschwarze, pessimistische Weltsicht, die er nie ganz los wurde. Jetzt gerade jedoch, jetzt gerade ließ er zu, dass Haily mit ihrem warmen, liebenden Blick diese Zweifel stetig immer mehr zum Schweigen brachte, dass er eher ihrer aufrichtigen Nähe glaubte, als der drückenden Schwere in seinem Herzen, und als er seine Hand nach langem, intensivem Blickkontakt zwischen ihnen wieder zurück zog, da tat er das nur, um nach ihrem Stift zu greifen, dann nach einem Brief und um etwas darauf zu zeichnen. Einen zugegebenermaßen eher schiefen, krakeligen Mistelzweig, den man nicht mal unbedingt als solchen erkennen konnte, doch als er ganz schwach seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzog und als er den Zettel ein wenig in die Höhe hielt, da würde Haily schon verstehen. Spätestens, als er seine andere Hand an ihre Wange legte, seine Finger in ihren Nacken drückte, den Daumen zart über ihren Wangenknochen zog und sich dann nach vorne lehnte, um sie zu küssen. Vorsichtig, langsam und zärtlich. Und obwohl ihrer beider Lippen eiskalt waren, hatte sich das noch nie zuvor so gut angefühlt wie in diesem Moment, so richtig, dass Aiden sich auch erst wieder ein wenig von ihr zurück zog, als es ihn schon fast schmerzte sie noch länger zu küssen. "Okay", antwortete er stattdessen leise, viel zu spät, auf ihre geschriebene Bitte. "Lass uns nach Hause gehen."
Er sagte nichts mehr und er verlangte auch nicht von ihr etwas zu sagen, als er die steifen Glieder wieder bewegte, als er vorsichtig neben ihr aufstand und dann auch Haily achtsam auf die Beine half, um ihrem verletzten Körper nicht noch mehr zu schaden. Wie von ihr erwünscht und von ihm sowieso schon lange ersehnt, legte er sachte seinen Arm um sie, nachdem er auch seinen Rucksack und seine große Reisetasche geschultert hatte, sah ihr noch einmal lange in die Augen, dann ein letztes Mal auf die Stelle, wo noch immer ganz blass die Worte von Lucy zu lesen waren, und führte Haily danach durch das zerfallene, alte Treppenhaus nach unten. Auf dem Weg durch die ausgestorbene Stadt zurück zu ihrem besonderen Haus sagten beide kein Wort, Aiden hatte mittlerweile verstanden, dass seine Begleitung heute tatsächlich nicht reden wollte, und auch er empfand jedes Wort als unnötig und störend in dieser vertrauten Liebe, die er gerade endlich wieder zulassen konnte. Er spürte außerdem wie gut die Stille tat, wie sehr diese Ruhe ihn gerade erden konnte, und als die beiden wieder Zuhause angekommen waren, da weigerte er sich daher auch mit den anderen Leuten zu reden. Ein paar von ihnen waren noch immer wach, saßen in der Küche, aber er beachtete sie gar nicht und nickte auch nur kurz, als ihnen im Flur jemand entgegen kam. Lieber folgte Aiden seiner Begleitung direkt bis in ihr Zimmer, wo er seine Sachen genau dort abstellte, wo er sie vor wenigen Stunden noch weg genommen hatte, und dann eigenhändig die Matratze von der Wand wieder auf den Boden legte, über die andere, damit es für sie beide noch bequemer war. Dass dort noch immer die Drogen auf dem Boden standen, das bemerkte er zwar, er blieb auch lange mit seinem Blick daran hängen, aber jetzt gerade verzehrte sich alles in ihm eher danach mit Haily hier zu liegen, zu schlafen und zur Ruhe zu kommen, sodass er sie einfach missachtete. Zumindest für ein paar Stunden, später würde er wieder sehnsüchtig darauf zurückgreifen wollen, aber jetzt gerade suchte er lieber nach den Augen von Haily. Er sah sie lange an - ein wenig unsicher schon wieder, so als müsste er sich erst in dieser eigentlich vertrauten Umgebung zurecht finden, die er jetzt so lange vermisst hatte - und zog dann langsam die Schultern hoch. "Möchtest du mir noch zeigen, wo der richtige Mistelzweig hängt? Oder- kann ich dich auch einfach hier küssen?"


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
04.01.2017 16:57
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Haily Stone
WON´T EVER LET YOU GO.


Beiträge: 241
Registriert seit: Aug 2015
Beitrag #4
RE: INDUSTRIEGEBIET
Am Ende setzte Haily immer das in die Tat um, was ihr Herz von ihr verlangte und sie war Aiden dankbar, dass er es ihr nicht übel nahm, wie auch weiterhin kein Wort über ihre Lippen kam. Chas hatte das immer schon zum Toben gebracht und er hatte unaufhörlich weiter Fragen gestellt aber ihr Schweigen war auch damals ungebrochen geblieben. Es musste nicht jeder Verstehen, wieso das so war und manchmal belastete das auch ihr Umfeld aber wenn Aiden sich seinen egoistischen Charakter bewahrte, wusste Haily zumindest, dass er das jetzt nachempfinden konnte. Nicht, dass sie nicht Reden wollte aber ihren Willen zu akzeptieren. Immerhin waren es diese Eigenarten, die es Haily ermöglichten, mit sich selbst im Gleichgewicht zu bleiben und das war viel mehr Wert, als es jedem anderen Recht zu machen. Das war es auch, was sie Aidens Ablehnung so schnell verzeihen ließ – denn er war davon ausgegangen, ihr ging es damit besser und er hatte sogar begonnen, ihr Wohlergehen über seines zu stellen, was absolut gegen seine Eigenschaften steuerte. Das sie ihm das nicht Übel nahm und das ihr Schweigen keine Bestrafung für ihn sein sollte, konnte er spätestens dann ganz Gewiss spüren, als sie seinen Kuss liebevoll erwiderte. Mit schnell schlagendem Herzen und dem glücklichen Funkeln in ihren Augen, mit der wärme und Zuneigung, die sie ihm darin reserviert hatte, als er den Arm um sie legte und sie nach Hause brachte. Immer wieder spielte sie mit seinen einzelnen Fingern, um ihn danach Begeistert anzuschauen. Er konnte immer wieder wahrnehmen, wie sie ihn von der Seite betrachtete und wenn er dann den Kopf zu ihr neigte, rieb sie ihren Kopf im gehen seitlich an seinem Körper oder Oberarm und Schnurrte leise, schloss sogar die Augen kurz und Vertraute ihm damit blind. All das, was Aiden nicht erwartete, dass ein Mensch ihm gegenüber diese Gefühle hegte oder das er es Wert war, gab sie ihm massig auf diesem stummen Spaziergang und wenn Haily auch immer gesellig war, freudig jedem im Hausflur ihr Lächeln schenkte, blieb auch sie nicht stehen. Als die beiden in ihrem Zimmer standen, änderte sich ihr Blick und ihr Kopf legte sich ein wenig schräg – die junge Frau war sensibel und feinfühlig, wenn sie wollte. Aidens Blicke sprachen Bände und als er auch noch fragte, ob er sie auch einfach so Küssen dürfe, Schmunzelte sie mit einem Augenrollen. Echt jetzt? Fragte sie ihn mit ihren Augen, ohne auf eine Antwort zu warten, ging sie auf ihn zu, legte eine Hand an seine Wange – der andere Arm war leider durch den Gips eingeschränkt und zog ihn behutsam an seinem Ohrläppchen auf ihre Höhe. Sie hatte keine Eile sondern begann lieber einmal jede Stelle seiner Lippen einzeln zu Küssen, wobei sie ihre Nase ab und an kräuselte, weil sein Atem sie kitzelte und durch die Stille konnte Aiden ihr leises Kichern auch wahrnehmen. Bis sie ihn dann wieder mit dieser Erwartung in den Augen ansah, die ihm verdeutlichte, dass sich wieder eine Idee in ihr ausgebreitet hatte. Quirlig schnell wie immer hatte sie schnell einen Zettel geschnappt und schrieb groß darauf Du bist der Mann, also musst du nun einen Baum aus unserem Wald auf dem Dach her holen und ich... lass dich rein, wenn ich soweit bin. Zeit ließ sie ihm auch mal wieder keine, schob ihn lieber mit der gesunden Hand im Kreuz vor die Türe und stellte sich belustigt vor, wie Aiden grummelig aufstöhnte, weil er schon so oft ihre verrückten Einfälle hatte mit ausbaden müssen. Hier ging es aber um etwas anderes, Haily wollte das er sich wohl fühlte bei ihr, er wollte Aiden ein Zuhause geben um sich zu sortieren und sie wusste, mit dem Momentanen aussehen ihres Zimmers ging das nicht. Sie schob Matt´s Sachen zusammen und legte eine ihrer bunten, selbst zusammen genähten Patchwork decken darüber und formte es wie ein Sofa. Anstelle dessen reihte sie Aidens Taschen dort auf, damit er sie, wenn ihm danach war, in ihrem Zimmer ausräumen konnte. Die Drogen verschwanden in ihrem Kistchen und das Bettzeug wechselte sie ebenso, weil es nach Matt riechen würde. Einige Kerzen wurden von ihr entzündet, so viele, dass die Lichterkette und der wärmende Schein des Feuers ausreichten und die große Lichtquelle nicht länger von Nöten war. Zu guter letzt pinnte sie – mit Hilfe eines Stuhls und dem umgedrehten Mülleimer, um an die Deckenhöhe zu kommen, den gemalten Mistelzweig von Aiden über die Matratze. Als sie danach das Bettzeug vor die Tür legen wollte, stand Aiden dort schon – Haily hatte sich nicht beeilt, um sich nicht zu übernehmen aber nun machte sie bereitwillig den Weg frei. Sie zeigte ihm, wo der Baum hin sollte und wickelte ihren Lieblingsschal um dessen Ring aus ästen, öffnete die Verkleidung ihres Lochers und gab Aiden ein wenig von den Papierkreisen ab, dass sie den Baum mit Schnee schmücken konnten und zum Abschluss legte sie ein paar ihrer schönsten Knöpfe aus einer großen Schachtel auf die Zweige. Auch dabei band sie Aiden in ihr handeln mit ein und danach suchte sie Zufrieden seine Nähe. Neben dem Baum stehend küsste sie seinen Hals, legte ihre Nase an seine Haut und erschnupperte hörbar seinen Geruch. „ Ich war so wütend auf mich, weil ich mir deinen Geruch nicht genauer gemerkt habe, dein Gesicht nicht besser eingeprägt – und tut mir Leid aber jetzt sind wir in meiner Höhle, Haily-Anti-Realistische-Welt-Gebiet, ich werde also wieder plappern. Und wehe, du regst dich nicht irgendwann wieder darüber auf und wirst Grumpy, ich liebe das an dir – alles an dir.“ Sprach sie erstmals, ganz leise und sanft, gegen seine Haut aber er konnte auch ihr Schmunzeln darin erahnen. So gern sie sich mit ihm nun auf das Bett hatte fallen lassen wollen, aufgrund ihrer Verletzungen wäre das nicht schlau, auch so nahm sie zu viel Schwung und jaulte leise, als sie auf der Kante der Matratze Platz fand. Wie jeden Abend begann sie den Kampf mit ihren Klamotten, bis sie hilfesuchend und mit vorgeschobener Lippe zu Aiden aufsah. „ Ist das... schon zu früh und zu plump dich zu Fragen, ob du mir beim ausziehen helfen magst? Und... ich hoffe du nimmst das an, wenn ich sage, Willkommen zuhause?“ Natürlich würde sie mit ihm Reden müssen, wie er sich vorstellte, weiter zu machen und auch das mit der Drogen würde sie Thematisieren müssen aber jetzt? Jetzt wollte sie einfach nur die Sachen aussprechen, die die Welt wieder schöner werden lassen würden.


|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.


[Bild: 49328559248_7480f3bd3b_o.jpg]

05.01.2017 00:07
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben