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BRIEFE AN AIDEN
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Haily Stone
WON´T EVER LET YOU GO.


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Beitrag #1
BRIEFE AN AIDEN
Die Briefe, die Haily bei Aiden ließ hatte sie begonnen zu schreiben – als sie gespürt hatte, er entfernte sich wieder von ihr. Als sie merkte, wie er ihr aus den Händen glitt und sein Herz. Als sie gegen das Kokain verlor, was sie schon so lange geahnt hatte. Nachdem er sie zurück gelassen hatte, war sie weinend auf dem Boden der Toilette zusammen gebrochen und mit dem ganzen Schmerz auf ihren Schultern alleine geblieben und als sie danach ein letztes Mal sein Motel aufsuchte, wollte sie eigentlich nur eines. Sie wollte ihm sagen, wie verletzt sie war und wie er es hatte wagen können, ihr je zu sagen, sie zu lieben. Doch als sie ankam, da lag Aiden schon längst in seinem erbrochenen auf dem Boden und Haily wählte die Nummer des Notarztes. Kurz überlegte sie auch, nicht hier zu bleiben. Ihn anzusehen, ihn auch so zu sehen, dass löste zu viele Schmerzen in ihr aus. Haily aber blieb. Statt zu Fliehen, wühlte sie in ihrem Rucksack und zog ihren Stapel an Antworten heraus. Sie wirkten viel unsortierter als seine, sie waren auf verrückten Briefpapieren geschrieben und vielleicht sogar unpassenden aber sie waren - einfach Haily. Sie waren ihre Seele. Sie waren ihre Hoffnungen in die Liebe. Sie waren das, was seine Herz hatte heilen sollen, wenn er nur endlich bereit gewesen wäre, dass zuzulassen aber jetzt? Jetzt wusste sie nicht, was es ihnen beiden noch bringen sollten aber es waren nicht ihre. Es waren seine Gedanken von ihr, an ihn. Nur kurz kritzelte sie den abschließenden, wobei sie neben ihm Wache hielt, dass sein Puls noch ging, dass er nicht an seinem erbrochenen erstickte und als die Sanitäter diesen Raum stürmten, blieb ihr nur noch, den Stapel in die Hände einer der Männer zu legen und dann diesen Ort für immer zu verlassen. Diese Stadt, dieses Land und Aiden. Um irgendwo und irgendwann mit dieser Enttäuschung fertig zu werden, die sie allumfassend eingenommen hatte.

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Gerade eben kam mir aber eine Idee: Was, wenn du mein Tagebuch bist? Was, wenn ich statt meinem Tagebuch dir alles erzähle, was in meinem Kopf passiert?

Ich wünschte, du hättest nicht wieder damit aufgehört, mir zu erzählen, was in deinem Kopf passiert. Du denkst, ich könnte mich dort nicht Willkommen fühlen. Du denkst immer, diese Orte sind zu Düster für mich und du müsstest Erwartungen an mich erfüllen. Wann und wo ich dir dieses Gefühl gab, dass weiß ich nicht. Ich will absichtlich keine Fragen an dich stellen, weil ich Angst habe, dass diesmal keine davon beantwortet wird. Ich verliere dich, du gehst von mir weg und dabei gibt es für mich keinen schöneren Ort, als deine Finsternis. Weil ich verliebt bin, weil mir alles egal ist, wenn ich an diesem Ort nur ein wenig näher an deinem Herz bin. Ich weiß nicht, was dir die Hoffnung genommen hat, dass mein Licht hell genug ist, mir den Weg in deinem Kopf zu erhellen und so gerne wäre ich dein Kokain gewesen. Egal, was alle sagen, egal was irgendwer in dir sieht, ich sehe in dir den Menschen, den ich bei mir brauche weil er all meinen Farben Leben gibt. Ich bedauere nichts mehr als das ich nicht so weit zu dir durch dringen kann, dir das endlich so deutlich zu machen wie sehr ich auch dich brauche, dass du mir das Glaubst.
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6 Uhr: Aufstehen.
7 Uhr: Frühstück.
8 Uhr: Therapie.
9 Uhr: Arbeit.
13 Uhr: Mittagessen.
14 Uhr: Arbeit.
17 Uhr: Ausgang.
18 Uhr: Abendessen.
22 Uhr: Nachtruhe.


Träumen, du hast das Träumen vergessen. Hoffnung, du hast das Hoffen vergessen. Liebe, du hast die Liebe vergessen – dich Lieben oder mich Lieben - das ist dabei egal, solange du nur zuließest, endlich eins mit mir zu sein. Ich Liebe dich. Ich Liebe mich. Ich Liebe uns, von 6 bis 22 Uhr und auch von 22 Uhr bis 6. Jeden Tag.
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Jetzt gerade, in diesem Moment, gibt es da nur Hass. Hass auf dich und auf deine schönen Augen, deine weiche Haut, auf dein Lachen, deine Wärme, deine Küsse, deinen Körper, deine Nähe. Auf all das, was ich jetzt nicht haben kann. Auf alles, was mich dich vermissen lässt. Denn du bist dort und ich bin hier und zwischen uns unüberwindbare Mauern. Nicht nur aus Beton, sondern auch die, die man nicht greifen kann. Und das ist das Schlimmste.
Du fehlst mir. Ich hasse, dass du mir fehlst.


Aiden, sieh doch genau hin. Das sind die Mauern, die du um mich und dich gezogen hast. Es gibt keine, wenn du sie nicht so mühsam – Stein für Stein, den du auf deinem Spiegel kleiner machst – wortwörtlich hochgezogen hättest. Für mich gab es nie Grenzen und Mauern. Ich nehme aber auch deinen Hass. Ich habe deinen Hass immer gewollt. Hass gibt es nur, wenn von Hass ein Gegenteil Existiert und ich wollte dir so gerne beibringen, dass für jede Minute die du hasst, eine Minute Liebe auf dich wartet, die du durch die Mauer nicht spürst. Ich liebte nie Mauern aber deine – deine umgarnt mein Herz. Ich dachte schon, ich hätte ein paar Löcher geschaffen, durch die meine Wärme gelangt aber gerade fühle ich mit jeder neuen deiner Lügen nur, wie du sie mit dem Kokain wieder füllst und weißt du, dabei fühle ich Schmerzen. Nicht nur weil ich dich verliere sondern weil ich mit dir Fühle und ich weiß doch eigentlich, du zerstörst dich hinter den Mauern nur selber. Hör bitte auf damit, ich flehe dich an. Du musst die Mauer nicht einstürzen, nicht sofort, ich will nur eine Lücke die groß genug ist, dass wir uns dadurch die Hände halten können und uns Küssen. Vielleicht hasst du dann irgendwann auch diese Mauer mehr als mich und wir bringen sie gemeinsam zum Einsturz. Ich warte auf dich.
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light up the night, wild one. Your smile is going to save someone’s life.

Nicht das Leben von irgendwem. Du denkst ich will sie alle Retten? Ich will dich Retten. Weil ich Egoistisch bin. Du willst doch eigentlich gar nicht, wie ich dich jeden Tag anlächle und andere könnten darauf warten aber du bist es, den ich mir jeden Tag auf ein neues auf meinem Weg wünsche und für den es sich lohnt, einen so ungerechten Kampf auf sich zu nehmen. Deine Rettung ist das Kokain, ich hoffe so sehr, du lässt irgendwann mich deine Rettung sein. Das Kokain Lächelt gar nicht so verliebt in deine Richtung wie ich.
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Ich laufe nicht mit großen, offenen Augen durch die Welt. Ich zelebriere meine Freiheit nicht, indem durch das Land reise und dabei zahllose Menschen kennenlerne. Indem ich durch Wälder tanze. Meine liebste Gesellschaft ist die meiner selbst. Ich bin gerne allein. Ich bin gut darin allein zu sein. Das macht es leichter.

Dann sei dir auch endlich deine liebste Gesellschaft. Du bist nicht mehr eingesperrt. Du bist nicht ich. Niemand muss ich sein. Zelebriere deine Freiheit, dein Leben, auf deine Weise aber fang endlich an diese Worte auch Ernst zu meinen. Manchmal machst du mich Rasend wütend, dass du nicht damit beginnst, einen Weg für dich zu finden auf dieser Erde – Du willst sie doch eigentlich noch, diese Welt. Alleine und ohne deinen elenden, ewigen Begleiter. Mit dem Kokain bist du nicht alleine, es macht es nur leichter und die Welt wird dir dadurch nur immer schwerer erscheinen. Irgendwann wirst du den Weg nicht mehr finden und egal, wie sehr ich ihn dir aufmalen will – du verwischt ihn, du willst ihn nicht mehr und dann willst du auch mich nicht mehr. Du musst nicht zahllose Menschen kennen lernen aber du kennst doch sonst nur deine Ängste, du wanderst durch deine schlechten Seiten und wagst es nicht in die Guten zu schauen. Schrei für dich die Wälder an, durch die ich tanze. Mach die Augen zu, wohin ich mit großen Augen schaue. Genieße deine Freiheit unauffällig, wobei ich sie bejubele aber mache doch endlich etwas. Schätze doch endlich jede deiner Eigenarten – dann wärst du wirklich alleine und deine beste Gesellschaft. Ich liebe sie alle, du weißt das. Ich mag sogar, wenn du mich Eifersüchtig anblaffst, Grundlos weil ich dich da endlich wieder Interessiere. Beginne dich zu Schätzen. Ich helfe dir auch dabei, ich Verspreche es. Es gibt für mich nichts leichteres – ich mag all deine Schwächen, sie zeichnen dich aus. Es gibt keine falsche Ansicht der Welt und ich schenke deiner genauso viel Beachtung wie meiner. Lass mich doch bitte nur endlich dein Helfer sein und nicht die Drogen. Ich werde dich nicht Belügen und ich werde vor allem nicht wollen, dass du einen so großen Preis dafür zahlst, für meine Begleitung. Ich verliere dich und jedes Mal bricht es mein Herz ein wenig mehr. Du siehst gar nicht mehr, wie sehr ich deinen Schmerz verstehe, weil es mich zerreißt.
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Ich kann nicht einfach durch die Welt gehen und den Menschen das Leben nehmen, die mir Unrecht getan haben. So funktioniert das nicht, richtig? Aber warum fühle ich mich dann hier so falsch?
Und wenn ich nicht weiß wo das ist, woher weiß ich dann, wo es nicht ist?


Mein Gefährte, komm endlich aus dem Gefängnis zurück.
Du hast aus Emotionen heraus gehandelt, aus Gefühlen, aus Schmerz. So viel Schmerz. Aiden dir ist so viel Unrecht und Leid angetan worden und du weißt, dass es nicht der Weg war, den man gehen sollte aber der, den dein Hass dir gezeigt hat. Aus Liebe. Aus Liebe zu deiner Mutter, Lucy – und vielleicht auch mir. Ich verzeihe dir deswegen. Ich weiß nicht, wie viele dort mit dir sitzen, deren Weg ich auch verstehen würde aber deinen verstehe ich und deswegen bin ich froh, dass du hier bei mir bist. Ich wäre so gerne dein Zuhause aber du willst lieber weg von mir als dich einzurichten. Alles würde ich für dich frei räumen, ich würde ausbauen, ich füge dem auch einen dunklen Keller hinzu, wenn du das willst aber du willst nicht. Du willst mich nicht. Das macht mich so unfassbar traurig. Du liegst neben mir, du warst wieder Feiern – auch wenn du das anders Ausgelegt hast und dennoch fehlst du mir. Ich vermisse dich. Das Kokain lacht mich aus weil ich noch Hoffnung habe, darauf, irgendwann reiche ich dir. Es hüllt dich ein, gibt dir ein Zuhause und sperrt mich aus. Vielleicht sollte ich aufhören, Eifersüchtig zu sein und es hinnehmen – ich bin nur so verliebt in dich.
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in meinem Kopf spiele ich jeden einzigen Moment durch, den wir gemeinsam erlebt haben. Ich zähle sie zusammen, multipliziere sie, doch das Ergebnis ist immer zu wenig. Immer im Minusbereich. Ich hatte gerade erst angefangen dich kennen zu lernen, deinen Geschichten zu folgen. Du fehlst mir.

Wir genießen die schöne Zeit gemeinsam, dass spüre ich aber immer mehr wird mir klar – langsam werden sie dir Gleichgültiger. Die Momente mit mir. Ich weiß noch immer nicht, was ich falsch gemacht habe aber ich versuche dir auf dem Weg zu zeigen, was dir damals gefehlt hat, in diesem tristen Gefängnis und vielleicht willst du es dann auch wieder in Freiheit.

{Und Haily malte auf zig kleinen Zettelchen ab dem Moment – immer mal wieder - jeden Augenblick, den die beiden verbracht hatten. Alle die ihr in den Sinn kamen. Angefangen bei dem Tourbus und dem Meer, das Zelt was sie sich teilten, den verrückten Weihnachtsbaum, den Hippie Trailer indem er ihr damals den Mord gestanden hatte, den Tisch im Gefängnis, die Wüste – und so viel mehr. Immer wieder schob sie ein neues abgerissenen Papier, eine Servierte, ein Stück Tapete zwischen die Seiten um ihn nur endlich wieder an die gemeinsame Zeit zu erinnern. Die schönen
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Er war ehrlich, versoffen, feige, hässlich und hat denselben Wahnsinn gespürt, den auch ich spüre. Und doch merkt man an seinen Worten immer wieder, dass für ihn das Leben zu verführerisch ist, um voreilig den letzten Ausweg zu wählen. Er hat mir damals das Gefühl gegeben nicht allein zu sein, mit dem, was ich denke, wer ich bin, wonach ich strebe, und er hat mich dazu motiviert ebenfalls zu Schreiben. Meine Worte bilden zwar keine Gedichte, sondern Songtexte, aber die Intention dahinter, die war immer dieselbe.
Aber keine Sorge, Haily. Um deine großen, enttäuschten Augen zu trösten werde ich dir nach und nach ein paar der Gedichte aufschreiben, die eine besondere Bedeutung für mich haben.

The blankets had fallen off and I stared down at her white back, the shoulder blades sticking out as if they wanted to grow into wings, poke through that skin.


Es ist schade, dass nicht ich mehr mit dir Wahnsinnig sein darf. Es ist Schade, dass meine Enttäuschten Blicke keine Rolle mehr für dich spielen. Meine traurigen Augen, so denkst du, kommen von dir aber das ist es nicht – sie sind so traurig weil du dich aufgibst. Dein streben ist kein Streben mehr, nur ein füllen des Sandes, der durch die Sanduhr sickert. Statt ihm mit mir beim rieseln zuzuschauen sind alle Bässe so viel lauter als mein Betteln, alle Partys verführerischer als meine Person und vielleicht bin ich dir einfach zu viel. Vielleicht habe ich dein allein sein zu wenig Respektiert. Ich lese deine Briefe, wenn du weg bist und ich schon spüre, dass du etwas tust, um lange von diesem Haus fern zu bleiben – dann komme ich mir wenigstens vor, als wärst du noch hier. Als wolltest du noch hier sein. Deine Gedichte, deine Songtexte, dein Denken hat mich bereichert und sie bedeuten mir die Welt, weil ich dir dann Nahe bin. Als du diese Briefe schriebst, warst du Nüchtern und ich klammere mich daran, sie sind die Wahrheit. Sie lassen mich verstehen, warum du so Selbstzerstörerisch bist und sie ließen mich einmal Glauben, du könntest mich Lieben. Leider Glaube ich immer mehr, wenn ich dir all diese Briefe und Gedanken offenbare die ich dir hier niederschreibe, dann wirst du nie wieder kommen. Du willst das alles nicht. Ich weiß nicht mehr, was du an mir gerne hast. Noch hoffe ich auf den Tag, an dem etwas passiert, was die Karten neu verteilt aber immer häufiger denke ich leider nur noch, wir spielen unseren letzten Akt. In dieser Szene, in unserem Theaterstück, wirst du das alles erst lesen wenn ich nicht mehr kann oder wenn du mir sagst, du willst nicht mehr. Oder aber ich sie dir mit in eine neue Welt geben muss. Dann wenn du endlich deinen Körper zum aufgeben getrieben hast, dein Herz für nichts mehr schlagen muss und ich wollte dir doch noch sagen wie sehnlichst ich mir für dich wünsche, dass dich da alle mit Liebe und einem positiven Gefühl Begrüßen und das all deine Trauer mit einem Mal verschwindet. Das du wieder Atmen kannst, kein Kokain mehr brauchst um dich zu Fühlen. Das so viel Helligkeit dich dazu zwingt, auch aus deinen letzten Schatten Neugierig zu werden. Nach und nach akzeptiere ich, mein Licht ist nie Hell genug gewesen.
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Dein Rücken war das schönste Gemälde, das ich je gesehen hab, Haily. Deine Farben haben meine Welt verändert. Ich danke dir.

it seemed to me that I had never met
another person on earth
as discouraging to my happiness
as my father.

and it appeared that I had
the same effect upon
him.

"You are a bum", he told me, "and you'll
always be a bum!"

and I thought, if being a bum is to be the
opposite of what this son-of-a-bitch
is, then that's what I'm going to
be.

and it's too bad he's been dead
so long
for now he can't see
how beautifully I've succeeded
at that.


Ich weine und würde gerne mit dir Malen. Auch mit meinen Tränen würde ich versuchen dir die schönsten Bilder zu zaubern. Nichts konnte ich verändern und ich weiß nicht, wann du begonnen hast, mich so kinderleicht hinters Licht zu führen. Hier sind ein paar Fotos, die ich geschossen habe, als mir deine Gesellschaft gefehlt hat – vielleicht kannst du Begreifen, dass du dich bei mir nicht bedanken musstest. Niemals. Auch du hast meine Welt bereichert und du wirst mir fehlen, wenn wir uns voneinander Verabschieden, mein Gefährte - aber eigentlich... eigentlich bist du doch schon ohne mich weiter gezogen. Du hast eine neue Gefährtin. Du hast eine neue Liebe.

{Haily legte Alltagsbilder bei, wo sie alleine umher zog und wann auch immer sie sich umdrehen wollte um Aiden zu sagen, was sie wieder entdeckt hatte aber er war nicht dort. Nur Großaufnahmen - ihre ausgestreckte Hand, ihr Kussmund oder wie sie mit großen Augen auf einen Schmetterling deutete. Auch eines, von seinem Fleckchen der Matratze, was am Ende so viel öfter leer war und er so viel öfter beim Kokain als bei ihr und wie sie ihr angewinkeltes Bein dort ablegte.

_Diese Briefe begannen erst, als Aiden Chas Angebot angenommen hatte._____________

ich habe es geliebt morgens neben dir aufzuwachen. Die Welt war noch so still, so ruhig. Und du, du warst wunderschön. Deine Lippen haben mich angelächelt. Und deine Augen, die auch. Du hast mich angesehen, du kamst mir ganz nah, wir haben uns geküsst - was ich dafür geben würde dich jetzt noch einmal küssen zu dürfen - und dann, dann hast du mir mit leuchtenden Augen von deinen Träumen erzählt. Du bist jede Nacht durch unvergleichliche Fantasie-Welten gewandert, du hast Abenteuer erlebt, Freunde gefunden, Liebe gespürt. Entzückende Welten blühen in deiner wunderschönen Seele, Haily. Und ich, ich lag neben dir, ich hab dir zugehört und mir gewünscht ein Teil davon sein zu können. Ich hab mir gewünscht sehen zu können, was du siehst.

All das könntest du haben – du bist nicht mehr eingesperrt – mittlerweile erzählen dir andere jedoch schönere Geschichten. Ich bin für dich nicht mehr wunderschön. Ein Kuss bedeutet dir nichts mehr. Du willst sie nicht mehr hören, meine Geschichten. Du hast mich für Geld und Kokain verlassen. Das, wovor ich mich am meisten Gefürchtet habe ist wieder passiert. Du bist einfach weg. Mein Herz und mein Geist, mein Kopf und mein Körper die fühlen nur Schmerz. Keinen Hass. Keine Gleichgültigkeit. Da ist nur der Verlust, den sie nicht Begreifen und deswegen können sie nicht Trauern. Deswegen reise ich dir hinterher. Ich muss ihnen einen Weg geben, dich los lassen zu wollen – sonst werde ich mit diesem Verlust nicht fertig. Chas habe ich genauso verloren, er hat es in Kauf genommen, mich so zu Verletzen und er wusste nicht, was er damit in mir Zerstört. Was ihr beide damit Zerstört.
Aiden, du würdest meine Geschichten nicht mehr erkennen. Egal, wie sehr ich dich noch Liebe und wie sehr ich das Leben schätze, auch ich empfinde Trauer. Auch ich empfinde Leid. Ich Leide. Ich muss dir Folgen, damit ich mich von dir Verabschieden kann, denn so werde ich mich in meinem Leben nie wieder zurecht finden aber ich weiß jetzt, ich kann den Kampf gegen das, was du mehr liebst, nicht gewinnen. Auch wenn ich dich noch nicht verlassen wollte – jetzt noch nicht einmal Will, werde ich erleichtert sein, wenn ich dich los lassen kann. Wenn diese Gewissheit sich in mir ausgebreitet hat.
Viele Kapitel danach wird es in meinen Geschichten Regnen, es wird Grau und Dunkel aber ich werde nicht Aufgeben. Du hast uns aufgegeben – dich und mich. Das ist Okay. Doch ich werde mich nicht aufgeben und irgendwann werde auch ich naives, dummes Fabelwesen verstehen und darüber hinweg sein, was das alles mit mir angerichtet hat. Ich habe den Rest meines Lebens Zeit daran zu arbeiten.
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In den letzten Nächten war mein Schlaf voller Albträume. Albträume, in denen ich sterbe. Albträume, in denen wir alle sterben. Albträume, in denen du stirbst. Kann ich dich um einen Gefallen bitten, Haily? Würdest du einen deiner Träume gegen einen meiner Träume tauschen? Eine Welt voller Lichter, voller Farben, voller Fantasie gegen die Dunkelheit, die in meinem Kopf herrscht? Würdest du das tun?
Ich wünsche mir zu sehen, was du siehst.


Du wolltest weder einen deiner Alpträume abtreten, noch wolltest du einen schönen der meinen. Du wolltest nicht sehen, was ich sehe. Dich hat das nur kurz fasziniert, ich habe dich nur kurz fasziniert aber das ist vorbei. Sonst hättest du mich nicht für so wenig eingetauscht. Du hättest mein Wohlergehen nicht so unter Wert verkauft. Meine Alpträume sind noch immer die selben. Seit meine Mama Tod ist, seit Chas damals gegangen ist, seit ich Gus damals verloren habe und ja, auch du tauchst nun darin auf – ich streckte meine Hand aus. Ich will bei mir haben, was ich Liebe – selten habe ich es so gebraucht wie in diesen Träumen. Ich Fürchte mich. Ich habe Panik. Ich bin am weinen. Eigentlich brauche ich Trost. Doch sehe ich nur wie ihr mir eure Rücken zukehrt, nur Kopfschütteln, alle sind fort, ich bin alleine. Ich bin ein kleines Mädchen. Ich bin ich.
Du hast nicht viel Begriffen in all der Zeit, die wir zusammen waren. Ich sammle Farben, ich versuche so viel schönes in der Welt zu finden, damit ich dann nicht Verzweifle, wenn ich alleine bin mit meinem Schmerz. Wenn ich gekrümmt auf dem Bett liege, weil irgendetwas passiert ist, was schlimm für mich war. Was meine kleine Erde erschütterte. Dann suche ich niemanden, der für mich die Welt schöner und bunter macht. Das habe ich so gelernt. Ich Teile gerne, ich Teile alles gerne. Auch mein Leid. Du weißt das. Du willst nur nicht bei mir sein. Keiner von denen die ich so sehr Liebe, dass ich ihnen dieses Vertrauen schenken mochte, kann oder will dann bei mir sein. In diesen Momenten war meine Hand zu oft ins nichts ausgestreckt. Ich versuche es dir nicht Übel zu nehmen, es ist nicht deine Schuld. Ich wollte dich mehr als du mich wolltest. Irgendwann werde ich wieder Stolz sein, meine dunkelsten Stunden alleine zu verbringen und man sollte Dankbar sein, über jede Lehre im Leben. Also werde ich auch dir Danken. Spätestens dann werde ich es dir nicht mehr länger Übel nehmen. Versprochen.

_Diese Briefe begannen erst, als die beiden das Koksen begonnen._____________

you are absolutely terrifying. Not because you are bad. No, no. Because you are beauty and goodness. You are - love. And these humans will run from your open arms. You've got the big blue world in you tiny ass hands. And there. You. Stand. Soldier of the sky. You light up the night with your singing eyes. And when you are sad, even the devil cries. You are the lullaby. You unbreak us all.

Dafür bin ich dir auch Dankbar, es wird mich Begleiten auf meinen neuen Wegen. Ich mag diese Worte. Ich werde sie mir auf den Arm schreiben, wenn ich aufbreche. Sie werden Schmerz und Mut vereinen.
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erzähl mir von jeder Person, die du je geliebt hast. Erzähl mir, warum du sie geliebt hast und dann erzähl mir, warum sie dich geliebt haben. Erzähl mir von einem Tag in deinem Leben, an dem du glaubtest, dass du ihn nicht überstehen würdest. An dem du so traurig warst, dass du lieber sterben wolltest, als den nächsten Sonnenaufgang zu sehen. Stehst du morgens früher auf, um dich bewusst der Schönheit des Tagesanbruchs auszusetzen? Sag mir, was das Wort „Heimat“ für dich bedeutet und erzähl es mir so lebhaft, dass ich danach weiß welche Farbe die Wände in deinem Kinderzimmer hatten. Ich möchte wissen wie alt du warst, als du zum ersten Mal gespürt hast wie lähmend Hass sein kann und ich möchte wissen, ob du diesen Tag noch immer tief in deinen Knochen spürst. Springst du gerne im Regen durch Pfützen oder wälzt du dich lieber im Schnee, Haily? Und wenn du einen Schneemann baust, reißt du dann zwei Äste von einem Baum, um ihm daraus Arme zu basteln? Oder lässt du deinen Schneemann armlos, damit du den Baum nicht verletzen musst? Und wenn ja, spürst du dann wie der Baum mit dir trauert, weil deinen Schneemann dich nicht umarmen kann, jedes Mal, wenn du dich nach vorne beugst, um seine Wange zu küssen? Küsst du deine Freunde auf die Wange? Schläfst du neben ihnen, wenn sie traurig sind? Auch, wenn dein Partner lieber möchte, dass du bei ihm bist? Ich möchte wissen, ob dir dein Name gefällt, Haily. Und ob du manchmal nachts wach liegst und dir vorstellst wie glücklich deine Mutter wohl gewesen ist, als sie ihn zum ersten Mal ausgesprochen hat. Erzähl mir, wann du das letzte Mal unfreundlich zu jemandem warst. Erinnerst du dich noch daran? Bereust du es? Sag mir welche Grausamkeiten du schon erfahren hast, in diesem Leben. Ich möchte wissen wie viel Zeit du damit verbringst anderen etwas zu geben. Und ob du dich selbst genug schätzt, um auch mal zu nehmen. Blutest du selber durch die Wunden der Menschen, die du liebst?

Dich habe ich geliebt, reicht dir das denn nicht? Warum du mich geliebt hast? Weiß ich nicht. Warum die anderen? Weil ich ich bin, denke ich. Die meisten kamen nicht dazu oder wollten es mir nicht Erklären. Warum ich Liebe? Alle meine Seelenverwandten und Gefährten aus dem selben Grund. Weil mein Herz und mein ganzes Ich, ihr Wesen begann zu Lieben. Weil ich mich bei ihnen immer Sicher fühle. Sicherheit und Trost, Freude und Glück, dass bringen diese Personen mir – nicht weil sie etwas dafür hergeben, nur weil sie die Macht haben es in mir auszulösen. In ihren Armen kann die Welt untergehen und ich würde sie nicht vermissen. Es gibt einfach ein paar Menschen, ich reduziere das nicht auf eine Beziehung, die dazu in der Lage sind, das in mir zu schaffen. Normal Leide ich in den dunkelsten Stunden alleine. Nur bei diesen Menschen ist es Möglich, mich ihnen auch in den schrecklichsten Stunden auszuliefern. Das ist Liebe. Verschenke deine Zerbrechlichsten Momente.
Gerade ist ein Tag, den ich nicht überleben will – diese Droge, die macht alles in mir zu einem Ort den ich hasse. Ich sehne mich nach den Tagen, an denen ich wieder aufstehe und mir bewusst mache, wie schön sie sind. An denen ich die Wangen meiner Freunde Küsse, die sich hoffentlich genauso neben mich legen werden, wie ich mich zu ihnen, wenn ich Traurig bin und mein Leid lindern wollen. Wenn ich endlich schaffe von deiner Seite zu weichen, dann werde ich das Brauchen. Liebeskummer tut immer besonders weh. Bis hier her habe ich nicht neben jemand anderem geschlafen, du hast diese Beziehung mal wieder nicht richtig beendet aber dann – ja – werde ich das. Nicht das ich das wollte, nicht dass ich darauf wartete, nicht das ich nicht am liebsten neben dir schlafen würde aber du willst mich nicht.
Ich habe dir gezeigt, dass ich den Schneemann umarme und mir das reicht, wenn ich nur weiß, er würde auch, wenn er nur könnte. Ich würde es dem Baum so lange erklären, bis er nicht mehr traurig darüber ist und auch ihn werde ich in den Arm nehmen und hoffen, der Schneemann freut sich mit uns.
Ich kenne Hass, ich habe ihn bei Chas gesehen als ich klein war und vielleicht auch Gefühlt als ich meine Familie verloren habe aber ich fand daran nichts. Ich bin darin nicht gut. Das Gefühl habe ich schon jung gespürt aber es hat immer so viel mehr Zerstört, als ich damals ertrug und deswegen widmete ich mich der Liebe. Der Hoffnung. Der Welt zu zeigen, wenn sie mich am wenigsten schätzt, wie sehr ich sie schätze. Deswegen springe ich durch Regenpfützen und wälze mich im Schnee gleichermaßen gerne, deswegen vermeide ich unfreundlich zu sein – nein ich erinnere mich nicht an das letzte Mal, wann ich Unfreundlich war – meistens merke ich es Leider nicht einmal. Das Bereue ich. Ja.
Heimat bedeutet mein Inneres. Ich kann die Farben wechseln, sie könnten auch in Regenbogen, gleißendem Licht erstrahlen oder im Muster der Wellen. Ich muss es zulassen, mich in mir wohl zu Fühlen. Neben dem Hass. Das ist mein Hass. Das Gefühl ist ähnlicher als du Glaubst, du Glaubst nur nicht daran, ich kann anders damit umgehen. Du Glaubst mir so wenig. Ich bin eine schlechte Lehrerin.
Dabei gebe ich gerne. Gab ich dir je genug? Ich versuche mein bestes aber ich zerbreche daran. Dann will ich nehmen. Ich nehme mir das Recht heraus, bei dir zu sein, weil ich das Will. Weil ich abschließen muss. Weil ich mich schätze. Weil keine der Wunden der Menschen, die ich Liebe, je wieder versiegt, wenn ich beginne, mit der Person zu bluten aber nicht abschließe, was ich begann. Ich habe nicht die Illusion, alle heilen zu können aber ich werde niemandem dabei zusehen, kaputt zu gehen. Wer meine Hilfe will, wen ich Liebe, der bekommt Hilfe bist zum bitteren Ende aber wer nicht – dafür verschwende ich mich nicht. Dafür Liebe ich mich zu sehr. Auch wenn es schwer fällt. Ich werde meine Wunden auch heilen lassen müssen, bis ich wieder in der Lage bin, neue auf mich zu nehmen aber ich bin Sicher, es gibt einen weniger einseitigen Weg. Ich habe versucht ihn dir zu zeigen aber – ich bin und bleibe eine schlechte Lehrerin.
Ich mag meinen Namen, obwohl er so nichtig ist. Ich mag alle meine Namen. Alle gaben mir geliebte Menschen. Ich denke nicht gerne an meine Mutter – eine der Grausamkeiten. Eine andere, wie undankbar ich gegenüber meinen Adoptiveltern war. Aiden, ich hätte dir gerne von meinen Grausamen Momenten geschrieben aber – dann gäbe ich dir mehr Macht und das kann ich nicht. Nicht mehr. Es ist zu spät dafür.
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dreißig Jahre. Das ist mein Urteil. Dreißig Jahre. Hier. An diesem Ort. Dreißig Jahre.

if I never see you again
I will always carry you
inside
outside

on my fingertips
and at brain edges

and in centers
centers
of what I am of
what remains.

Ich werde nie wieder auf einer Bühne stehen. Ich werde nie wieder meine Texte in die Gesichter sehnsüchtiger Jugendlicher schreien. Ich werde nie wieder spüren wie der Bass der Techno-Musik meinen ganzen Körper vibrieren lässt. Ich werde nie mehr tanzen dazu, ganz weit weg und doch vollkommen da. Ich werde nicht mehr drei Tage durch die Stadt ziehen, ohne Ruhe, ohne Pause. Ich werde nicht durch die Welt reisen, in kleinen, dreckigen Clubs spielen, an Orten, deren Namen ich nicht einmal aussprechen kann. Ich werde nie wieder auf deiner Matratze liegen, Haily. Ich werde dort nicht morgens aufwachen, werde nicht in deine Augen sehen, deine Lippen küssen und dir still dabei zuhören wie du deine Traumwelten vor uns in die Luft malst. Ich werde niemals wieder bei dir sein. Wir werden niemals wieder zusammen sein.


Du wirst nie wieder auf meiner Matratze liegen. Du wirst nie wieder meine Lippen küssen. Mir lauschen. Neben mir aufwachen. Nicht wegen 30 Jahren und auch nicht, weil du dich noch nach irgendetwas davon sehnst. All das klingt nur noch wie Spott für mich, an mich, was auf diesen Briefen steht. Ich Bedeute dir nichts mehr. Ich hoffe du wirst dich irgendwann nicht mehr nach keiner Ruhe, keiner Pause und dreckigen Clubs mehr sehnen aber ich kann nicht mehr dabei Helfen. Ich verliere mich. Ich bin zu schwach.

_Diese Briefe begannen erst, als sie über Aiden wachte._____________

ich dachte immer ich brauche dich nicht. Ich dachte immer es wäre ganz leicht irgendwann wieder ohne dich zu sein. Nicht mit dir zu reden, deine Stimme nicht mehr zu hören.
Doch der erste Tag hier war so verdammt hart. Und der nächste nur noch härter. Und mit einem Mal wurde mir so klar, mit einem drückenden Gefühl in er Brust, dass es nur schlimmer werden würde. Dass es für eine lange Zeit nur immer und immer schlimmer werden würde.
Denn wenn man jemanden verliert, dann passiert das nicht nur einmal. Es passiert wieder und wieder. Jeden Tag. Ich verliere dich, wenn ich eines der Gedichte lese, das mich an dich erinnert. Ich verliere dich, wenn ich dir schreibe. Oder wenn mein Therapeut mich bittet von dir zu reden.
Ich verliere dich jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke wie es sich anfühlt dich zu küssen, dich in meinen Armen zu halten, dich zu berühren. Wenn ich mich abends in mein Bett lege, dann verliere ich dich, weil du nicht da bist, um mir zärtlich durch die Haare zu streicheln. Und wenn ich morgen aufwache, wenn ich versuche meine Hand liebevoll über deine Haut zu bewegen und stattdessen in die Luft greife, dann verliere ich dich noch einmal ganz von vorne.


Du hast mich verloren weil ich endlich verstanden habe, wie sehr du das Kokain Lieben kannst und wie wenig mich. Du hast ihm dein Leben fast Geschenkt. Der Notarzt ist gleich hier, ich wache über dich – ein letztes Mal – ich gebe dich nicht auf – ein letztes Mal aber - danach werde ich das nie wieder tun. Alles bricht gerade in mir zusammen und ich kann nicht fassen, dass du einfach gehen konntest, als meine Welt so Finster wurde. Mit all dem Chaos. Mit all den Gefühlen. Mit all dem Schmerz – oh Aiden, ich hatte noch nie so unfassbare Schmerzen. Nicht die Hülle, die Seele, sie ist Taub vor Schmerz und ich kann sie nicht mehr finden. Es wird lange Dauern, sie wieder anzulocken und es wird noch länger Dauern, ihr Vertrauen zurück zu Gewinnen.
Trotzdem Danke, ich weiß es nun. Ich weiß wie es sich angefühlt haben muss, benutzt zu werden. Wertlos zu sein. Ich hoffe ich werde dieses Gefühl jemals wieder los aber jetzt kann ich es zumindest spüren. Und ich schrieb schon einmal, man sollte über jede Lehre dankbar sein können. Endlich habe ich wieder alles in meinem Leben durchlebt und nichts fehlt mehr.
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zwei Wochen sind vergangen, seit ich dir das letzte Mal geschrieben habe. Zwei Wochen, in denen ich ständig an dich denken musste. An uns. An die Zukunft, die wir jetzt nicht mehr haben. Und die Vergangenheit, die viel zu kurz war. Ich denke an den Tag zurück, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe und wie töricht ich war zu glauben, dass deine äußerliche Schönheit dein wichtigstes Attribut ist. Das ist sie nicht. Du bist mehr, als ein schönes Gesicht, Haily. So viel mehr.
Ich denke viel an deine strahlenden Augen, an deinen unbändigen Optimismus, dein ständiges Lachen. Ich denke an die Liebe, die du in dir trägst. Für alles. Für jeden. Du machst die Welt zu einem besseren Ort. Nicht nur meine. Du bist Hoffnung. Du bist Güte. Schönheit. Vertrauen. Zuversicht. Beistand. Sehnsucht. Du bist Liebe. Du bist all das, was ich nicht sein kann. Und das werde ich dir nicht nehmen.
Ich erinnere mich so klar an deinen ersten Besuch hier, bei mir. Dunkle Ränder haben an dem Tag deine Augen gezeichnet, deine Haut hat nicht mehr geleuchtet. Du warst klein. Du warst schwach. Und als du dort vor mir saßt, als du angefangen hast zu weinen, als deine Finger sich in meinen Arm gekrallt haben, als du mich einfach nicht loslassen wolltest, da ist etwas in dir gebrochen, Haily. Ebenso wie in mir. Und obwohl ich in den letzten Wochen aus egoistischen Gründen versucht hab verbissen an uns festzuhalten, um mir den letzten Hoffnungsschimmer zu bewahren - um mich überhaupt dazu zu motivieren jeden Tag meine Füße aus dem Bett auf den kalten Boden zu stellen - kann ich das jetzt nicht mehr. Ich kann dich nicht noch einmal so brechen, Haily. Falls es irgendwo einen Gott gibt - was ich nicht glaube, aber doch jeden Tag hoffe - dann wird er mir niemals verzeihen, dass ich deine Farben mit meiner Dunkelheit völlig verschlinge.
Es geht dabei nicht nur um die dreißig Jahre und die Sicherheit im Nacken, dass das, was wir hatten, dadurch sowieso keine Zukunft hat. Es geht darum, dass ich dich nicht länger leiden sehen möchte. Und das wirst du. Du wirst jedes Mal leiden, wenn du mich hier besuchst, so wie du auch beim letzten Mal gelitten hast. Deine Augen werden nicht mehr so glänzen wie ich es von deinen Augen gewöhnt bin. Dein Lachen wird nicht mehr so strahlen wie es das sonst getan hat. Du fehlst mir, so sehr, und ich wünschte du wärst hier, bei mir. Ich wünschte ich könnte dich berühren, fassen, greifen, riechen, schmecken, hören, fühlen, sehen, bei dir sein, aber wenn ich weiterhin an meinem Egoismus festhalte, dann wird immer mehr in dir brechen, Haily. Die Dunkelheit, die in mir existiert, schwebt auf einmal auch über dir. Und davor möchte ich dich bewahren.
Deshalb werden dies die letzten Worte sein, die ich je an dich schreibe. Wenn du zurück kommst, falls du zurück kommst, dann werde ich mich weigern dich zu empfangen. Ich werde mich weigern mit dir zu sprechen. Du wirst das nicht verstehen, ich weiß, das tut mir Leid, mir tat nie etwas so Leid, aber glaub mir, es ist besser für dich. Du bist besser dran, ohne mich.

I want to
let her know
though
that all the nights
sleeping
beside her

even the useless
arguments
were things
ever splendid

and the hard
words
I ever feared to
say
can now be
said:

I love
you.

Leb wohl, Hailynator.


Leb weiter – das ist was ich dir wünsche.
Ich kann auf nichts Vertrauen, was ich in deinen Briefen las.
Ich kann mich gerade selbst nicht mehr Lieben aber hier finde ich auch keine Liebe mehr.

Ich hoffe ich kann einem Menschen irgendwann wieder so Nahe sein, wie ich mich dir Nahe gefühlt habe aber ich hoffe auch, ich muss nie wieder so sehr Leiden wie in diesem Augenblick.

Ich habe alles ertragen, jedes gemeine Wort und jede Ablehnung weil ich so töricht war zu Glauben, wenn du auch die ganze Welt hasst, mich hasst du nicht. Mich Liebst du – eben nur auf deine Art aber mich Schützt du – weil du mir nie wirklich etwas Böses antun wolltest.
Ich habe so blind darauf Vertraut.
Auch eben habe ich dir mein ganzes Vertrauen geschenkt, meine Welt, meinen Körper, mein Herz – ich legte alles in deine Hände und noch nie hat ein Mensch es so Missbraucht. Mich so Missbraucht.

Bitte, wenn du jemals etwas gut machen möchtest. Wenn nicht wirklich alles gelogen war auf diesen Briefen und ein Funken meiner Hoffnung nicht falsch war, dann Kämpfe – werde ein Mensch, der irgendetwas Gutes tut. Sich oder anderen. Nimm diese letzte Chance und verschwende sie nicht. Lass mich diese Erfahrung nicht Grundlos gemacht haben. Du hast Chris getötet, weil du ihn gehasst hast. Du bist so nicht.

Vielleicht begegnen wir uns irgendwann wieder, dann hoffe ich genug Leid gesehen zu haben, irgendwas zu verstehen. Dich endlich zu Verstehen. Du wolltest mir dich nicht zeigen.
Ich erhoffe mir Heilung, Geschichten starker Menschen zu hören oder zu werden, die mir wieder Mut machen. Ich werde jetzt in den Krieg ziehen und ich werde ihn wirklich kennen lernen und ich hoffe, ich werde irgendwann sagen können, gewonnen zu haben. Ich will mich wieder lieb haben.
Lass mich nicht Grundlos gehofft haben, dass auch du deinen Kampf noch gewinnst. Lass all das nicht Grundlos geschrieben sein. Lass mich nicht Grundlos neben dir gewacht haben, in diesem Moment, obwohl jedes Mal, wenn ich dich im Augenwinkel sehe, mein Herz von neuem zerbricht.

Leb Wohl, Leb weiter und besser als jemals zuvor,
Grumpy-Aiden, beginne zu Leben.
Ich Flehe ein letztes Mal.
Ich habe dich so geliebt.
Du wurdest geliebt.
_________________________


Haily meinte Ernst, was wenig verborgen in den Zeilen stand aber eher Symbolisch zu sehen war. Sie würde sich von den wenigen Menschen verabschieden, die sie vielleicht nie wieder sehen würde aber dann wollte sie aufbrechen. Sie wollte in Krisen- und Kriegsgebiete und Helfen. Um sich vielleicht irgendwann zu Heilen, mit allem, was sie an Abenteuern mit sich nehmen würde. Zu sehen, was dort für Leid verarbeitet wurde, sollte ihr Helfen, sich auch ihrem gebrochenen Herzen stellen zu können. All das zu verarbeiten, was geschehen war.

Gerade ließ sie erst einmal Aiden los. Gerade verabschiedete sie sich unter Tränen von diesem Gefährten. Weil sie ihn trotzdem noch so sehr liebte, sollten diese Briefe ihn nicht zerstören. Dann sollte er sie doch lieber nie gelesen haben und nicht Wissen, was er in ihrer Welt hinterlassen hatte. Haily Schrieb sie auf die Mappe, in der sie, mit einigen Stoffproben und Patches seine Briefe beheimatete.

Nur öffnen, wenn es dir wieder besser geht und wenn du nicht willst, dass es besser wird, dann zünd das hier einfach an. Es soll dir auf deinem Weg helfen und dich nicht in die Knie zwingen. Es soll dir den Preis deiner Sucht zeigen.Wenn du weiter machst wie zuvor, dann war jedes Wort zu viel Mühe und ich hab den Moment verpasst, an dem nichts mehr zu Retten war.

Sie kannte Aiden, zumindest dachte sie das einmal und sie erhoffte sich, wenigstens das hielt er. Er hatte zu viel Respekt vor den geschriebenen Worten, als dass er ihre Bitte auf dem Deckblatt ignorieren würde und dennoch darin las. Jedes Stück Stoff darin hatte sie mit ihren liebsten Düften eingesprüht. Das hier war ein Teil ihres Lebens, den sie dem Sanitäter gab, bevor sie weinend davon lief.


|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.


[Bild: 49328559248_7480f3bd3b_o.jpg]

14.03.2017 03:14
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