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BURNING MAN - Matthew Dawson - 13.09.2016 17:17 Während ich in diesem alten, klapprigen, bunt gestalteten Bus saß und ziellos die Straße hinab fuhr, ging mir eigentlich nur eine Frage immer wieder durch den Kopf: Was hatte ich in meinem Leben bitte falsch gemacht, um so ein scheiß Karma zu verdienen? Vor nur einer Woche ging es mir doch noch so verdammt gut. Ich hatte alles, was ich immer haben wollte, mehr als das sogar. Kilian und ich führten unsere eigene Kneipe, wir waren unsere eigenen Chefs, und das auch noch an dem Ort, an dem wir aufgewachsen waren und den ich so abgöttisch liebte. Ich durfte die schönste Stadt der Welt mein Zuhause nennen, mit vielen langjährigen Freunden um mich, die mit der Zeit zu meiner Familie geworden waren, und nach langem hin und her auch endlich wieder mit der Frau an meiner Seite, die ich dort auch noch in fünfzig Jahren sehen wollte. Wir hatten ein perfektes chaotisch-verrücktes eigenes Haus, eine Ehe, die man wohl so ähnlich beschreiben konnte, und so viele Visionen für unsere Zukunft. Und jetzt? Jetzt hatte ich nur noch mich selber, diesen Bus und eine Tasche voll mit Kleidung. Keine Visionen mehr, keine Frau mehr, keinen Job und keine Heimat, weil mich jede Ecke in dieser Stadt entweder an Madison oder an Kilian erinnerte und ich keinen von beiden gerade besonders gerne in meinem Kopf hatte. Ich wollte einfach nur raus hier, keine Ahnung wohin, aber mir blieb nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass ich irgendwann, irgendwo diesen Platz schon finden würde, an dem ich wieder ich selber sein konnte. Davon war nämlich nicht mehr besonders viel übrig. Nach mehreren schlaflosen Nächten zeichneten dunkle Ränder meine Augen, mein Gesicht wirkte ungewohnt ernst und meine Stimmung war schon seit einer knappen Woche völlig am Boden. Ständig lag da so ein unangenehmer Druck auf meiner Brust, den ich einfach nicht los wurde, das Aufstehen fiel mir unfassbar schwer und statt der eigentlichen Leichtigkeit und Freude, die mich so auszeichnete, fühlte ich mich deprimiert, hoffnungslos, wütend, traurig, enttäuscht, verzweifelt und wie eine Person, die ich eigentlich nicht sein wollte. Deshalb hatte ich auch letzte Nacht meine Sachen gepackt, obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte so lange mit Madison an uns und an unserer Beziehung zu arbeiten, bis ich ihr den Seitensprung mit Kilian vergeben konnte, hatte mich am frühen Morgen mit ihr in die Küche gesetzt und unsere Beziehung beendet. Einfach so. Ich hatte meine Schlüssel für das Haus auf den Tisch gelegt und ihr die Möglichkeit gegeben damit zutun, was sie wollte, und dann hatte ich meine spärliche Tasche genommen, sie in den Bus geschmissen und war losgefahren, um bei meinem ehemals besten Freund dasselbe zutun. Früh morgens wurde auch er aus dem Bett geklingelt, ich gab ihm den Schlüssel für die Kneipe und verließ dann ohne viele Worte wieder seine Wohnung. Die beiden hatten jegliche Emotionen in den letzten Tagen schon spüren dürfen, ich hatte sie beide wütend angeschrien wie noch nie zuvor, war vor ihnen verzweifelt, hatte geweint und dann wieder die Wut herausgelassen. Es war einfach nichts mehr übrig, was ich ihnen noch geben konnte, ich hatte keine Kraft mehr, um noch einmal nach dem Warum? zu fragen und darauf zu hoffen, dass ich diesmal einen nachvollziehbaren Grund zu hören bekam. Irgendetwas, das mir dabei half ihnen beiden zu verzeihen, damit ich einfach wieder das Leben führen konnte, das ich so liebte. Aber stattdessen saß ich hier im Bus, ließ alles hinter mir und fuhr auf unbestimmte Zeit aus der Stadt heraus, zündete mir eine Zigarette hinter dem Steuer an und wollte mich gerade tief in die Polster sinken lassen, als ich schon von weitem am Straßenrand eine Person erkannte, die offensichtlich ihren Daumen herausstreckte und auf die Art darum bat mitgenommen zu werden. Madison und ich hatten auf unseren Touren immer wieder Tramper eingeladen, das Auto war schließlich groß genug, und auch diesmal war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich direkt langsamer wurde. Vielleicht würde ja genau diese junge Frau schon eine wichtige Rolle in meiner Reise spielen, wer wusste das schon? Wie wichtig sie noch werden würde, das konnte ich aber nicht einmal ahnen, auch dann nicht, als ich erkannte, dass sie nicht Irgendjemand war, sondern Haily. Da stand tatsächlich Haily und wollte aus der Stadt raus? Fest trat ich auf die Bremse, fuhr an den Straßenrand und sprang verwirrt, aber gleichzeitig auch durchaus erfreut aus dem Auto, um sie mit großen Augen anzusehen. "Hales?!" Planlos und verwirrt öffnete ich meine Arme ein wenig, die aber gleichzeitig auch dazu einluden sie angemessen mit einer Umarmung zu begrüßen. "Was machst du hier? Wo willst du hin?" RE: BURNING MAN - Haily Stone - 14.09.2016 00:59 Haily verstand die Welt nicht mehr und wenn es eines gab, was sie nicht leiden konnte, wenn sie etwas in ihrem Leben nicht verstehen konnte. Sie liebte es zu fühlen, alles. Egal ob Leid oder Euphorie, Glück oder Trauer aber was passiert war, seid dem sie von dem Besuch bei Gus, Jamie, Madison und Matt zurück gekommen war, dass war einfach nur – falsch. Das fühlte sich miserabel an und sie konnte nichts tun, um das zu ändern. Sie kam an Aiden nicht heran. Er wollte keinen Besuch, er wollte sich ihr nicht stellen und er wollte ihr auch nichts dazu Erklären. Immer wieder hatte sie Versucht, einen Besuchertermin zu bekommen, wo sie dann doch dazu kommen würde, ihn zu Fragen, was los sei. Sich an ihn zu kuscheln, wie bei dem Abschied. War er sauer? Das sie gegangen war? Konnte er sie nicht verstehen? Chas hatte ihm doch Sicher gesagt, dass das sein musste? Er half ihm doch auch? Sie hatte das doch in die Wege geleitet? Doch nichts. Er blieb Stur wie er schon immer war und Haily war noch immer die, die sie war. Sie würde nun nicht Traurig in dem Haus sitzen und warten. Das würde sie zerstören. Besonders nachdem, was Chris mit ihr hatte tun wollen. Sie wusste mittlerweile auch, dass sie Apple so schnell nicht finden würde – denn Noah hatte sie auch gesehen, wenn auch nur kurz und er hatte auch den Suizid Versuch ausgelassen, wahrscheinlich um sie nicht noch mehr zu Belasten. Auch ihn rief die Ferne, mit Lahja und der blonde Hippie hatte endlich auch einen Entschluss gefasst. Es hatte ihr immer geholfen, unterwegs zu sein und wenn sich Los Angeles gerade so fies und kalt anfühlte, dann war das gerade nicht ihr Zuhause. Natürlich hatte sie durch Gus und Chas eine Bindung an diese Stadt oder eher an Menschen, die sie darin finden würde aber die würde sie immer finden. Die würden auch sie immer finden, irgendwie. Chas zumindest musste sie Zusichern, sich ab und an zu melden – wenn auch er sehr angespannt wirkte in den letzten Tagen – aber gut, so oder so war er niemand, dem man gerne Widersprechen wollte. Außerdem würde sie Aiden nicht im Stich lassen und hatte Chas dennoch gebeten, ihm bei dem Prozess zu helfen. Jetzt stand sie aber mit ein paar Klamotten und einer Zahnbürste am Straßenrand und wollte in ein neues Abenteuer, eine neue Reise. Sie wollte Landschaft und Menschen. Ihr Herz fühlte sich an, wie unter einem großen Schatten und sie musste es wieder in die Sonne locken. Wer kam denn da besser um die Ecke gefahren, als Matt? Auch wenn sie verwirrt war, dass er alleine in dem Bus saß, ließ sie sich eine knuddelige Umarmung nicht nehmen und auch nicht, sich dafür alle Zeit zu nehmen die es brauchte. „ Guten Tag der Herr, mit dir hab ich nicht gerechnet? Wohin geht es? So ganz alleine?“ Sie kam nicht darauf, ihre Sachen in den Wagen zu werfen weil sie Matt damit verband, was in Los Angeles auf sie wartete. Er hatte Frau, Haus, Job und auch wenn ein exzellenter Road-Tripper daran verloren ging, so glaubte sie doch, er hatte gefunden, wonach er suchte. Sie konnte es ja auch nicht ahnen, wie viel sich für ihn Verändert hatte, seid dem Ende seiner Flitterwochen. Haily hatte nämlich doch eine Weile ihrem Elend den Vortritt gegeben und sich in ihrem Zimmer verkrochen, bis sie gespürt hatte, das brauchte ein Ende aber auch, bis sie sich dafür bereit fühlte. Sie hatte auch noch unheimlich viel geweint und sie war auch noch irgendwo Verzweifelt darüber zu verstehen, wie jemand in der Lage gewesen war, ihr das anzutun. „ Ich weiß nicht wohin und ich will die Leute bestimmt nicht für ihre Fahrtkünste Loben – mit dem Daumen hoch. Ich mache hier, dass mich irgendwer, irgendwohin mit nimmt, weil hier ist gerade alles blöd und dann suche ich mir meistens einen anderen Ort.“ Mit einem überzeugten Nicken sah sie Matt an, schulterte Patent den Rucksack. „ Ich könnte auch selber Fahren aber die Polizei und ich sind da nicht ganz einer Meinung.“ Sie hatte natürlich von der Bus-Entführung damals erzählt. „ Chas hat gesagt ich soll mich Benehmen und zumindest solange ich noch im Einzugsgebiet von meinem großer, böser Bruder bin, halte ich mich dran.“ RE: BURNING MAN - Matthew Dawson - 14.09.2016 14:13 Matt würde niemals seine Empathie verlieren, auch dann nicht, wenn es ihm selber so schlecht ging wie noch nie zuvor, deshalb schob er auch mitfühlend die Unterlippe vor und schloss Haily einfach noch einmal ganz fest in seine Arme. So fest, dass sie beinah keine Luft mehr bekam. "Alles blöd, hm? Das könnte ich unterschreiben." Seit Tagen hatte man das nicht mehr auf seinem Gesicht gesehen, aber als er sich wieder zurücklehnte und mit einer Hand zwei Mal gegen das Metall des Wagens klopfte, hob er seine Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. "Dass ich nicht weiß wohin unterschreibe ich auch. Ich muss einfach mal raus hier und wollte mich eigentlich darauf verlassen, dass ich unterwegs irgendjemanden treffe, der mir hilft den richtigen Weg zu finden." Haily war aber viel zu sehr ein Teil seines Lebens gewesen, als dass sie das einfach so hinnehmen würde, und Matt erkannte auch schon allein in ihrem Blick wie sich erste Fragen formten. Insbesondere nach der Zeit in Colorado und nachdem sie dort auch Madison in ihr Herz geschlossen hatte, fühlte er sich fast schuldig die Umstände wenigstens ein bisschen zu erklären und zog deshalb auch nachgiebig die Schultern an. "Madison und ich sind nicht mehr zusammen, irgendwie. Wir- haben uns in den letzten Tagen voneinander getrennt." Das war schließlich nicht eine einfache Entscheidung, die man von einem Moment auf den nächsten traf, sondern ein Prozess. "Und ich habe keinen Job mehr, Kilian gehört die Kneipe jetzt alleine. Das Haus hab ich Madison überlassen, also- eigentlich habe ich nichts, außer diesen Bus, eine Tasche voll Klamotten und eine unfassbar gute Auswahl an Kassetten mit alter 70er und 80er Rock-Musik im Handschuhfach." Wieder spürte Matt den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen. "Und bei mir ist auch alles blöd, also wenn du Lust hast ein Stück mit mir zu fahren und gemeinsam nach dem richtigen Weg zu suchen, dann spring rein? Dein großer, böser Bruder wäre sicher auch beruhigt, wenn dich so ein verantwortungsbewusster Mensch wie ich aus der Stadt heraus bringt." RE: BURNING MAN - Haily Stone - 15.09.2016 00:59 Upsala, damit hatte Haily nicht gerechnet und auch wenn jeder andere, höfliche Mensch nun verhalten aber verständnisvoll genickt hätte, klappte dem blonden Mädchen fast die Kinnlade herunter. Madison und Matt waren nicht mehr zusammen? Wenigstens war sie immer schon jemand gewesen, der in seiner solchen Situation erst den Kopf einschaltete, bevor sie sprach. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie sich nun Verstellen würde aber sie wusste doch gerade zu Gut, wie das war, wenn das Leben einem nur Zartbitterschokolade gab obwohl man was anderes haben wollte. Es half nichts, wenn da jeder mit seinen Fragen noch mal drin herum stocherte. Deswegen wollte sie doch weg. Sie liebte ihre Freunde, auch ihre Familie lag ihr mittlerweile am Herzen und eigentlich wollte sie für Aiden da sein aber nur diese Mitleidvollen Blicke, die Ablehnung und dann doch alleine mit den Folgen zu sein? Das war doch echt nicht Sinnvoll. Deswegen verschränkte sie die Arme auf dem Rücken, sah Matt prüfend und bedacht an, als wäre sie jemand ganz wichtiges und machte auch nur Professionell hm, hm, hm und umrundete wie ein alter Professor auch in aller Ruhe den Wagen. Fast schon Beiläufig stoppte sie an der Beifahrertür und warf ihre Tasche hinein – nachdem sie etwas heraus gezogen hatte, um dann vor Matt zum stehen zu kommen. „ Über deine Kassetten Reden wir noch, über deine Klamotten... ich habe Nähzeug dabei, das wird schon und du und dein Wagen... in Top Form, die machen deine Defizite wieder wett.“ Haily musste ein wenig Grinsen, denn Matt verstand bestimmt nur Bahnhof. Sie zog zwei bunte Tücher aus ihrer Tasche, die sie eben aus dem Rucksack gefischt hatte und immerhin hatte sie sich damit schon heimisch in seinem Bus ausgebreitet, stellte sich auf die Zehenspitzen und begann ihm, eines davon um den Kopf zu binden. „ Steh still, beug dich mal ein wenig zu mir runter...“ Nörgelte sie dabei herum, bis sie Zufrieden aufsah und Grinste, um einiges breiter noch als eben. „ Wir sind jetzt ein Team und mein junger Padavan, gut dass du mich hier getroffen hast, wir machen uns jetzt auf den Weg. Keine Fragen, keine traurigen Geschichten, jetzt wird die Seele erst mal mit Monition gefüttert und das sind positive Gedanken. Verstanden? Bringt ja nichts da nun weiter herum zu stochern, wenn man sich eh schon nicht gut fühlt – da muss erst mal wieder etwas geschaffen werden.“ Auch Haily hatte nun das Band um ihren Kopf und schob Matt Richtung der Fahrertür, bis er freiwillig ging. Das hier war für sie gerade auch das richtige, denn sie liebte es, eine Mission zu haben und noch mehr liebte sie es, dass ganze groß aufzuziehen und so blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu Vertrauen. Das er sie nicht los werden würde, hatte er an dem Glitzern in ihren Augen gesehen. „ Ich will nachher auch mal faaaaahren.“ Jaulte sie, als er den Motor anließ doch schon war ihr Kopf wieder im Rucksack verschwunden um dieses blöde Telefon zu suchen. Dabei breitete sich noch mehr ihrer Sachen in dem Bus von Matt aus, bis sie das Handy gefunden hatte. Super. Sie wählte eine Nummer und Matt konnte nur vernehmen, wie Haily jemanden bat, ihr zwei Tickets für das Burnin Man Festival zu besorgen. Ein paar „ Komm schon, bitte, ich hab dich lieb, ich bin deine kleine Schwester... sei doch nicht so. Danke, du bist der beste.“ Später, lehnte sie sich Zufrieden zurück und sah Matt von der Seite an. „ Wir fahren dahin, wo man sich super selber wieder finden kann... und verlieren... und wieder finden.“ Sie zückte eine Karte, nur weil das immer cool aussah in Filmen aber drehte und fuchtelte viel zu sehr herum, weil sie so aufgeregt war, als dass sie den Ort finden würde, wo sie hin wollten. „ Ehm... folgen wir dem Ruf der Straße oder dem Navi... was hier irgendwo drinnen ist...“ Sie hielt wedelnd das Handy hoch, von dem sie ja gar keinen Plan hatte und sah Stolz zu Matt. „ Siehst du mal, mit mir kann einfach nichts schief gehen!“ RE: BURNING MAN - Matthew Dawson - 16.09.2016 11:21 Schon während der ersten paar Minuten, nachdem Haily mit einer fast schon feierlichen Tuch-um-den-Kopf-binden-Zeremonie das Team der beiden gegründet hatte, zweifelte Matt nicht nur einmal an seiner kurzsichtigen Entscheidung ihr einen Platz neben ihm im Bus anzubieten. Er wusste doch wie Haily war. Er hatte genug Zeit mit ihr verbracht, um ihre Qualitäten und ihren Charakter einschätzen zu können und eigentlich- eigentlich wollte er das doch gar nicht. Eigentlich war da so viel Wut und so viel Trauer und Enttäuschung in seinem Körper, die er loswerden wollte, indem er stundenlang über unbekannte Straßen fuhr und dabei laute Rock-Songs aus längst vergangenen Zeiten mit schrie. Nicht, indem er sich ein Hippie-Tuch um den Kopf band und seine Seele wieder mit guten Emotionen füllte oder durchgehend dem Plappern seiner plötzlichen Team-Kollegin lauschte. Das passte nicht in sein Konzept, aber es vergingen zum Glück nur ein paar Minuten, bis er selber über seine spießigen Zweifel den Kopf schüttelte und alle heimlichen Pläne direkt wieder über Bord warf. Das ziellose Umherfahren und Mitsingen zu alten Liedern hätte ihn doch sowieso nur an Madison erinnert, an die unzähligen Reisen der beiden, und außerdem - wann war er jemals strikt seinen Plänen gefolgt? Das war so absurd, dass Matt sogar einmal über sich selber lachen musste und dann ganz entspannt den Rücken in den Sitz sinken ließ. Nein, das hier war gut. Haily war gut. Ihre Verrücktheit war gut. Und das Abenteuer, das ihre Gesellschaft versprach, war das Beste, was ihm hätte passieren können. Das spürte er ganz deutlich, als er das Tuch auf seinem Kopf ein wenig zurecht rückte, ebenso wie ein paar seiner Haarsträhnen, und dann mit einem breiten Lächeln in das Gesicht dieses durchgedrehten Fabelwesens sah. "Jedes Team braucht einen Namen, genauso wie jedes Camp auf einem Festival, also: Wie heißen wir?" Ganz ehrlich, Matt zweifelte noch daran, ob Chas es tatsächlich gelingen würde so kurzfristig zwei Tickets für dieses Festival mitten in der Wüste Nevadas zu organisieren, aber er verbot sich selber auch die Zweifel laut auszusprechen. Oh nein, lieber nahm er es sich gedanklich vor zu allem Ja zu sagen, was Haily vorschlug, und wenn es dann nicht klappte: Auch okay. Es hatte ja niemand etwas zu verlieren. Und vielleicht, so wie dieses verrückte Ding schon an der Karte verzweifelte, kamen sie wohlmöglich sowieso niemals dort an. "Kein Navi. Keine Technik. Ich hab keinen Bock auf Technik." Demonstrativ zog er das Handschuhfach auf und deutete auf sein ausgeschaltetes Handy, das hatte er absichtlich abgelegt und wollte es auch nur im Notfall zur Hilfe nehmen. "Halt mal kurz das Lenkrad, Kleines." Und obwohl Haily schon von ihren nicht vorhandenen Fahrkünsten geschwärmt hatte, legte Matt eigenhändig ihre Hand an das Lenkrad und griff stattdessen nach der Karte, um sich einen kurzen Überblick zu verschaffen. Er hätte ja auch einfach stehen bleiben können, das war aber nur halb so lustig, und auf den Highways ging es sowieso nur geradeaus, da konnte man nicht viel verkehrt machen. Deshalb nahm er sich auch so viel Zeit wie er brauchte, um die Karte richtig zu justieren und den Weg zu finden, bevor er sie wieder vor Haily auf dem Armaturenbrett ablegte und ihr so in etwa die Straße erklärte, die sie nehmen mussten, um zumindest erstmal nach Nevada zu kommen. Wo genau dort das Burning Man Festival war, davon hatte er keine Ahnung. "Also, du hasst Regeln, ich weiß das, deshalb nenn ich es einfach Orientierungspunkte. Ich hab mir ein paar Orientierungspunkte für diesen Trip aufgestellt. Erstens, wie gesagt, keine Technik. Falls du da nicht mitmachen willst, weil du deinem großen, bösen Bruder Rechenschaft ablegen musst, ist das okay. Zweitens, ich hab mir grad vorgenommen, dass ich Ja sage. Zu allem. Falls ich es vergessen sollte, erinner mich dran. Drittens und schon seit jeher ein Grund-Orientierungspunkt für diesen Bus: Tramper werden mitgenommen, solange noch jemand reinpasst. Viertens - fällt mir grad nicht ein. Aber fünftens-" Das ergab keinen Sinn, war aber auch okay. "Der Fahrer bestimmt die Musik. Hast du Einwände oder möchtest du etwas hinzufügen?" RE: BURNING MAN - Haily Stone - 18.09.2016 01:27 Haily fand geradeaus fahren ziemlich langweilig, so hatte Matt nicht nur mit der Karte zu kämpfen sondern auch damit, dass sie immer mal wieder ein Stück zick-zack fuhr. „ Ich muss ja testen... wie das so reagiert hier, weißt du, damit ich vorbereitet bin, falls ich im Notfall fahren muss, stimmt´s? Morgenmuffelige Matt´s sind bestimmt nicht in der Lage zu Fahren.“ Sie hatte ja nicht im gerinsten eine Ahnung, wie weit es bis zum Festival war aber hey – danach war der Trip ja nicht vorbei. „ Das letzte mal hatte ich ja einen viel größeren Bus und er ist Sicher an den Strand gekommen. Chas Auto auch. So einen hier hatte mein erster Freund damals, mit dem ich von Zuhause weg bin.“ Zählte sie ihre Fahrerkompetenzen auf, das war ihr voller Ernst. Auto Fahren war so cool. „ Und unsere Gang sind die... chimera ultras und das Camp... ehm... dwarf periwinkle. Das letzte Einhorn lebt in einem immergrünen Märchenwald, weißt du? Oder hast du bessere Ideen? Trotz Teamleitung á la Haily, bin ich ja immer dafür, sich alles mal anzuhören.“ Ihrem amüsierten und durchaus vorwitzigen Lächeln konnte man, neben dem Tatendrang, nun auch deutlich entnehmen, dass sie sich in der Chef Rolle sah und das mit dem größten Vergnügen. Immer wieder sah sie auf die Karte, Matt würde aber noch die Erfahrung machen, das sie Talentiert war, immer, wenn sie dann wirklich hätten abbiegen müssen, genau nicht hinsah und drei mal mussten sie wieder umdrehen. Dabei jammerte sie dann, dass das ja auch schon unheimlich viel Konzentration kostete und diese Verantwortung, als menschliches Navi zu dienen. Ja klar, Haily war immer nur ganz kurz Abgelenkt. Logisch. Deswegen waren sie einmal etwa zwanzig Minuten in die falsche Richtung gefahren. Als sie das mit den Regeln vernahm, musste sie wirklich laut Lachen. „ Nur weil du Regeln anders nennst, sind es nicht keine Regeln. Man mag es manchmal denken aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen und ich hab zwei große Brüder und zwei Eltern in meinem Leben gehabt, du Glaubst doch nicht, dass du der erste bist, der das versucht, so zu drehen?“ Endlich war sie wieder zum Luft holen gekommen, dachte dann über seine Regeln nach. „ Okay, das Handy mach ich aus, sobald wir die Karten haben und ich Chas sagen kann, dass Handy erst mal aus ist. Er weiß nicht für wen die zweite Karte ist, dass werde ich ihm dann auch am besten sagen, dann hat Rumpelstielzchen ein paar Tage, sich von seinem Wutausbruch runter zu kochen und eigentlich weiß er... das es gut ist, dass wir uns über den Weg gelaufen sind...“ Und Haily sah Matt tatsächlich Ernst und warm von der Seite her ins Gesicht. „... er wäre nur nicht so Spendabel gewesen, würde ich tippen. Kleine Schwestern sind eben Anstrengend, Pech. Hab was aufzuholen, meine ganze Pupertät.“ Ja genau, dann würde Chas sie einsperren. Wahrscheinlich noch aus Sicherheit vor ihm, sie Glaubte nicht, dass er mit sowas umgehen könnte. „ Mit den Trampern machen wir so, der Zentrale-Steuer-Bereich bleibt ja eh geräumig. Das du Ja sagst finde ich Super, ich bin zu allen Schandtaten bereit nur einer sollte sich das Recht behalten auch mal zu verneinen. Stell dir mal vor es fragt uns jemand, ob er all unser LSD haben darf? Dann müsste ich mein Wort halten und würde nur weinen...“ Haily liebte nicht vieles an greifbaren Dingen im Leben aber LSD war nun erst anzufassen und dann erst ein Feuerwerk für Geist und Seele. Zum letzten sagte sie nichts aber da würde noch früh genug kommen, als ihr der Sound nämlich zu aggressiv wurde, sah sie ihn Unschuldig von der Seite an. „ Möchte der Fahrer etwa, dass ich mir Musik aussuche?“ Tja, er müsste alles bejaen und schon kamen Psychedelische Klänge aus der Anlage, mit der sie in der Hand schon gelauert hatte. Sie nahmen auch noch ein paar Menschen auf dem Weg mit und am besten war es wohl zu sehen, wie Begeistert Haily in dem Auto herum sprang, als die ersten Festival-Vorboten zu sehen waren. Da war auch vergessen, dass Chas schon ziemlich gebrüllt hatte – zumindest so lange, bis sie das Handy ausgemacht hatte. Ehrlich? Sobald er schon los gelegt hatte, Matt zu Beschimpfen oder über ihn, hatte sie eh ihren Kopf davon freigeschaltet. Tickets zurück nehmen ging eh nicht, die waren in einer Mail. Was einige Menschen wunderte aber die eher mit ihr Lachten – sich freuten, weil sie ihre Freude ja kein bisschen für sich behalten konnte? Am Ziel angekommen, warf sie sich auf den Boden und rollte sich darüber. Wie schön! Sie suchte nach der ultimativen Schlafloch, wo man sich den Rücken nicht kaputt lag. Eine Frage hatte sie dann noch, die ihr wieder ein wenig mulmiges Gefühl gab – leider – wegen Chris. „ Schlafen wir in einem Zelt weil wir faul sind oder du in dem Wagen? Ich... ich Glaube hier wäre das nicht so verkehrt in einem Zelt zu schlafen.“ Man sah an ihren Ruhelosen Augen, dass sie Angst hatte, ihr konnte etwas passieren Nachts alleine im Zelt und zeitgleich ärgerte sie das mega. RE: BURNING MAN - Matthew Dawson - 18.09.2016 12:53 Die Namen, die Haily sich für das Camp und das Team der beiden ausdachte, waren zwar genauso verquer wie sie selber und Matt musste sie auch mehrmals erneut erfragen, weil er sie schon wieder vergessen hatte, aber trotzdem willigte er sofort ein. Es lohnte doch sowieso nicht mit ihr zu diskutieren. Dasselbe dachte er sich dann auch, als Haily ganz schnell seine Ja-Sager-Regel einfach zu ihren Gunsten nutzte und er widerwillig seine geliebte alte Rock-Musik gegen psychedelische Klänge tauschen ließ. Im Nachhinein musste er sich jedoch eingestehen, dass die Musikauswahl nicht die schlechteste Entscheidung seiner Chimera Ultras Teamkollegin gewesen war, denn auf die Art hatte er sich schon ein wenig auf den Wahnsinn einstimmen können, der beim Burning Man Festival auf sie wartete. Er hatte schon oft davon gehört und er hatte auch schon ein paar Mal Bilder davon gesehen, aber während das alles zwar total verrückt und damit auch total verlockend aussah, wäre es bei ihm und Madison allein schon an dem Geld gescheitert. Die beiden hatten sich immer eher auf die kleinen, familiären Festivals beschränkt und auch nie viel auf die Veranstaltungen gegeben, die die breite Masse anlockten, aber dieses Festival hier war darin nochmal eine Ausnahme und das merkte er auch schnell, als der Bus in den Abendstunden über einen Schotterweg mit vielen anderen Festivalbesuchern mitten in die Wüste hinein fuhren. Von der Kommerzialisierung war hier trotz der vielen Touristen nichts zu erkennen, das Festival bestand noch immer aus dem wichtigen Gemeinschaftsgefühl, jeder half jedem, jeder brachte gute Laune und Liebe mit. Hier konnte man sein und tun, was man wollte, ohne dafür verurteilt oder belächelt zu werden. Bunte Lichter flackerten überall und verrückte riesige Kunstinstallationen waren über das gesamte Gelände verteilt, was durch den staubigen, aufgewirbelten Wüstensand den Eindruck vermittelte, als wäre man geradewegs auf dem Mond gelandet. Oder auf einem anderen, verrückten Planeten voll durchgedrehter Aliens. Matt war so beeindruckt von diesem Anblick, dass er sogar gänzlich seine Sprache verlor - im Gegensatz zu Haily, die neben ihm freudig quietschend immer wieder neue Entdeckungen machte - und sie auch erst wiederfand, als man ihnen einen Platz zugewiesen hatte und der bunte Bus zum Stehen kam. Dieses Wochenende würde er so schnell nicht vergessen, dessen war er sich jetzt schon sicher, und als er den Wagen verließ, um die Luft der Freiheit und Gesetzlosigkeit einmal tief in seine Lungen zu ziehen, fühlte er zum ersten Mal seit mehreren Tagen auch wieder Hoffnung für sich selber. Dieser Ort würde ihm helfen, das spürte er ganz deutlich, und drehte sich deshalb auch mit einem zufriedenen, erwartungsvollen Lächeln zu Haily um, die in ihrem Kopf schon die Schlafoptionen durchging. Matt hatte da bis zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Gedanken dran verschwendet, er sah sowieso noch nicht, dass er hier überhaupt viel schlafen würde, aber weil es ihr wichtig zu sein schien und weil er kaum ertragen konnte in ihrem Gesicht Unsicherheit und Besorgnis zu erkennen, zuckte er gleichgültig mit den Schultern. "Gibt es auch die Option, dass wir einfach gemeinsam im Bus schlafen? Der Vorteil von so einem Gefährt ist nämlich, falls du es noch nicht bemerkt hast, dass man keine Zelte mehr aufbauen muss-" Wer tat das denn schon gerne? "Sondern sich einfach direkt in den Wahnsinn stürzen kann." Einladend streckte er die Hand nach Haily aus und grinste dabei euphorisch. "Komm, gehen wir mal ne Runde?" RE: BURNING MAN - Haily Stone - 18.09.2016 23:52 Auch vor dem Vorfall mit Chris war es Haily schon immer wichtig gewesen, auf einem Festival einen Rückzugsort zu haben. Manchmal konnte es ihr von jetzt auf gleich nicht gut gehen, warum auch immer und manchmal wollte sie ihren LSD Trip in einer Art Höhle ausklingen lassen und dafür brauchte das quirlige Ding eben diesen Ort. Das hieß nicht das es ihr schlecht ging, oftmals suchte sie sich dann ja einen guten Freund oder eben eine nette Bekannschaft, die sie bei sich haben wollte – ob das nun noch immer so sein würde, konnte sie nicht sagen. Weil auch das Momente in ihrem Leben sein konnten, in denen sie sich nicht wehren konnte. Weil aber Matt ja ganz andere Beweggründe hatte, hier zu sein und weil sie nicht wusste, ob er solche Pläne in Erwägung zog, als frischer Single, nickte sie eifrig. „ Klar, zur Not nehme ich auch den Bus.“ Lachte sie ironisch auf, weil sie diese Option in der leichten Panik total ausgelassen hatte. „aber... dann müssen wir den gleich noch kuschelig machen. Bevor wir los gehen! Wenn du nämlich doch auswärts schlafen willst, will ich eine Kuschelburg.“ Damit öffnete sie den Kofferraum und die beiden schafften alles so, dass sie darin schlafen könnten. Haily war da sehr Gewissenhaft und wie ein Tier baute sie sich ein Nest. Danach ergriff sie erst die Hand von Matt und die beiden begannen auf Endeckungsreise zu gehen. Immer wieder wurde sie von irgendwas angezogen, quatschte die Leute an, freute sich, wenn jemand mit Wasserpistolen kam und man sich ein Stück hinterher jagte und es war für sie unfassbar wichtig, zu spüren, dass all die dunklen Erfahrungen der letzten Wochen ihr das nicht hatten nehmen können. Sie agierte noch immer viel zu gerne mit anderen Menschen, fragte dumme Fragen, ging eventuell auch jemandem auf den Geist, weil sie ohne Punkt und Komma sprach. Immer wieder kehrte sie an die Hand von Matt zurück, der sich ebenso zu amüsieren schien und beide mussten nicht Aussprechen, um sich einig zu sein, dass sie etwas besseres nicht hätten tun können, als diesen Ausflug. Das einzige, was ihr Gemüt trübte, war, als sie an dem Elite Camp vorbei kamen, wo nicht jede Person rein durfte. Hm? Das Wiedersprach doch allem, was hier so gefeiert wurde und wie konnten die Menschen da sich wohl fühlen? Sie war nicht die einzige, die sich ärgerte und Schockiert schien und als sie mit den anderen ins Gespräch kam, die so aussahen, als schmeckte ihnen das gar nicht, Erfuhr sie sogar, dass man hier Angestellte hatte. Köche oder welche, die für einen Putzten. Das gab es doch nicht! Haily verschlug es tatsächlich die Sprache und es würde sie auch immer wieder Beschäftigen, weil sie aber her gekommen war, um ihre eigenen, positiven Energiespeicher aufzuladen, musste sie sich ihre Gedanken dazu später machen. Als dann Matt und sie auch noch Spießig darauf angesprochen wurden, von einem, der dort Campte und den Haily versuchte Finster anzusehen – dabei aber nur komisch wirkte – ob er nicht ein wenig zu alt für sie sei, reichte ihr das. Haily konnte von der negativen Aura nicht schnell genug Abstand nehmen und überredete zwei Leute auf einem Fahrrad, dass die beiden die Gefährte brauchten. Der Hippie wollte mehr sehen und die Räder waren eh vom Veranstalter, sie hatte nur keine Lust, ihre Zeit damit zu verbringen, eines davon zu Suchen, weil die irgendwo herum lagen. Es war schon dunkel, als die beiden ihre Erkundungstour unterbrachen – Haily schien ein wenig Müde zu sein. Das konnte auch in einigen Minuten wieder weg sein, eigentlich quängelte sie nur zum Anhalten, weil sie es sich auf dem ´O´ von den Buchstaben Love gemütlich machen wollte. Matt und sie hatten schon so unfassbar viele Eindrücke und beide waren ganz Euphorisch, manchmal redeten sogar beide gleichzeitig und trotzdem war das nicht schlimm. Während sie auf dem Rücken lag und den Kopf so tief die rundung des ´O´s herunter hängen ließ, dass sie Matt ansehen konnte, der auf dem ´L´ saß und einen Joint baute, kamen die beiden ein wenig runter und wurden ruhiger. Nicht unglücklich sondern sie schienen nur nach und nach zu Begreifen, dass sie es binnen weniger Stunden von einem Die Stadt ist blöd zu einem so magischen Ort gefunden hatten. Während Haily die Feuerkünstler betrachtete, fasste sie einen Entschluss. „ Am letzten Tag mache ich so eine Widergeburt...“ Und auch wenn sie dabei kicherte, war das ihr voller Ernst. Manche stuften diese Rituale als komisch oder Humbug an aber Haily wollte es mal ausprobieren. Denn wenn sie an den Bus dachte, dass sie darin auch mal alleine war, fühlte sie sich Sicher, dass man das Ding abschließen konnte und es gefiel ihr nicht, dass sie diesen Gedanken hatte. Das ähnelte ja dem Ausschluss dieses fürchterlichen Camps, über das sie auch weiter sinniert hatte und für das sie auch einen Entschluss gefasst hatte. „ Hier bauen so viele Leute so tolle Sachen, ich will auch was machen... ich gehe Morgen am Tag Sachen sammeln, damit die Chimera-Ultras ein Tor für ihr Camp bauen können, das kleine immergrüne. Dann suche ich ein paar Fans, von meiner Idee und das Camp wird.... eins wo die Angestellten derer, die in dem Elite Camp sind, freiwillig bedient werden. Wo die einfach mal nichts tun. Was sagst du dazu?“ Mit den großen Kulleraugen suchte sie seinen Blick, nahm den Joint an, den er ihr entgegen hielt und blies den Rauch in die Luft. RE: BURNING MAN - Matthew Dawson - 19.09.2016 12:00 Haily und Matt verstanden schnell, worum es hier bei dieser Veranstaltung eigentlich ging, die man in den Medien schnell als Sex- und Drogenfestival abgestempelt hatte, aber doch eigentlich so viel mehr war, als das. Dieses Festival bedeutete Freiheit, Gesetzlosigkeit und vor allem Nächstenliebe. Kaufen konnte man hier gar nichts, abgesehen von einem großen Zelt, in dem ein paar Getränke angeboten wurden, nur für den Notfall, dass einem die mitgebrachten Flüssigkeiten ausgingen. Ansonsten lebte man einzig und allein davon sich selber gut auf die Tage vorzubereiten, mit ausreichend Nahrung und Wasser, und von der Großzügigkeit anderer, denn es dauerte nicht lange, bis die ersten Menschen ihnen begegneten, die einfach etwas an sie aushändigten. Ganz unterschiedliche Dinge kamen da zusammen, begonnen bei einer so ehrlichen, offenen, warmherzigen Umarmung wie Matt sie selten erlebt hatte, vor allem von einem Fremden, über kleine Geschenke wie Buttons oder eine Kette, bis hin zu Früchten, die ihnen einfach in die Hand gedrückt wurden. Einer der anderen Besucher, der schon seit Jahren immer wieder hierher kam, erklärte ihnen, dass das hier nunmal so war. Manche würden behaupten es handele sich dabei um ein Tauschgeschäft, aber das war so nicht. Natürlich durfte man auch selber etwas basteln, sein Essen mit anderen teilen oder die Menschen einfach mit Liebe, Zuneigung oder einem offenen Ohr beschenken, aber niemand erwartete im Gegenzug etwas für seine Gaben. Man war einfach so. Man liebte den Nächsten wie sich selber, egal ob man ihn kannte oder nicht. Und man akzeptierte und respektierte ihn. Den nackten Althippie mit seiner Taucherbrille und Fliegermütze genauso wie die junge Familie, mit Kind, die alle gemeinsam vor einer Kunstinstallation zu harmonisch-elektronischer Musik tanzten. Hier war alles okay und von dieser Mentalität ließ Matt sich auch so schnell anstecken, dass er binnen kürzester Zeit schon seit T-Shirt verloren und auch die Jeanshose bis zu den Knien abgeschnitten hatte. Nur aus Spaß, nur weil er sich gerade so danach fühlte, benutzte er die abgeschnittenen Unterschenkel als Armstulpen oder wedelte damit zeitweise durch die Luft, bis er sie dann einfach einer Frau in die Hand drückte, die unheimlich fasziniert davon schien. Auf ihrem Weg durch die Wüste kamen die beiden auch an so vielen verrückten Ideen vorbei, dass sie sich kaum daran satt sehen konnten und immer wieder von neuem abgelenkt wurden. An einem Ort hatte jemand eine Rollschuh-Disko aufgebaut, es gab unzählige Workshops, Trampoline, einer hatte sich eine kleine Bude gebaut und lud mit einem Schild Confessions dazu ein, dass man hier Dinge beichten konnte. Was immer man wollte. Man erfuhr auch schnell, dass es hier auf diesem Areal viele, viele kleine Themencamps gab, denen man sich entweder anschließen oder auch einfach mal einen Besuch abstatten konnte. Es gab natürlich die, die zu verrückten Sex- und Drogenabenteuern einluden, aber auch ein Einhorn-Camp, ein High-Five-Camp, ein Weihnachts-Camp und so viel mehr verrückte Ideen, dass Matt sie sich gar nicht alle merken konnte. Am Ende des ersten Tages, als die Sonne über der Wüste unterging, war er so überwältigt von all diesen Eindrücken, dass er einmal ganz tief durchatmen musste, nachdem er den Joint an Haily weitergereicht und seinen Blick noch einmal über diesen verrückten Ort hatte schweifen lassen. Das Schönste war zweifellos, dass er diese Erfahrung mit jemandem teilen konnte, der so war wie seine verrückte, kleine Begleitung. Mit jemandem, der den Sinn von all diesem hier schnell erkannte und der sich genauso treiben ließ wie er. Madison hätte das sicher auch getan und selbstverständlich hatte er sich selber auch mehrmals dabei erwischt wie er irgendetwas Durchgedrehtes oder Wunderschönes erblickte und sein erster Gedanke dann plötzlich war, dass er seiner Frau davon erzählen wollte. Aber als er jetzt hier saß - auf dem großen L des LOVE-Schriftzuges - da hatte er so unheimlich viel Liebe und positive Gefühle in sich, dass er nicht einmal verbittert auf die letzten Tage zurücksehen konnte. Er war einfach nur dankbar dafür, dass er jemanden so hatte lieben dürfen wie er Madison liebte. Er war dankbar für das Abenteuer, das die beiden zusammen gelebt hatten und er glaubte auch zu verstehen, dass diese Trennung keinem von beiden geschuldet war. Madison und Kilian hassten ihn nicht, sie hatten ihn nicht böswillig hintergangen, das war einfach nur der Lauf der Zeit. Es hatte nicht sollen sein. Und er glaubte fest daran, dass er irgendwann auf all das zurückblicken und einen Sinn darin erkennen konnte. "Ich glaube du bist die beste Menschin der Welt, Kleines. Das sage ich dazu", riss er sich selber wieder aus den Gedanken und sah dabei lächelnd in das kopfüber hängende Gesicht von Haily. "Ich find die Idee fantastisch und ich glaube das ist eine gute Möglichkeit wie auch wir an die Gemeinschaft hier zurückgeben können. Ich helf dir. Allerdings nur, wenn ich bis dahin meine Liste abgearbeitet hab. Von Dingen, die ich als nächstes machen will." Weil das viel eher ironisch gemeint war, lachte Matt einmal auf, aber ließ es sich trotzdem nicht nehmen ihr vorzutragen, worum es sich dabei handelte. "Ich möchte in den Orgien-Dom, da sind wir eben dran vorbei gelaufen. Man hat mir gesagt, dass da die ganze Woche durch, 24/7, immer irgendwelche Menschen miteinander schlafen. Und ich will ins Pancake Playhouse morgen zum Frühstück, da gibts Pancakes! Danach zum Yoga, ich hab noch nie Yoga gemacht. Und ich will auch diesen Workshop mitmachen, über das Finden und Ausreizen des weiblichen Orgasmus." Matt lachte noch einmal auf, weil er sich auch mit Mitte 30 noch über diese Dinge amüsieren konnte. "Weißt du, Hales, ich glaube wir sind genau da, wo wir jetzt gerade sein sollen. Ich glaube das ist alles richtig und alles, was uns hierher geführt hat, an diesen Ort, das musste so sein. Sonst wären wir nicht, wo wir jetzt sind. Ich glaube es ist alles gut." Und obwohl es ihm vor ein paar Stunden noch so schwer gefallen war darüber zu sprechen, hob Matt jetzt erneut die Mundwinkel und erzählte Haily ganz offen und in knappen Worten, was tatsächlich zwischen Madison und ihm passiert war. Einfach nur, damit sie es wusste. Weil es sich richtig anfühlte jetzt darüber zu reden. Er war gleich so viel leichter danach. Wie könnte er denn auch noch irgendwelche schlechten Gefühle in sich tragen, wenn ihm hier von allen Seiten so viel Liebe entgegen gebracht wurde? RE: BURNING MAN - Haily Stone - 20.09.2016 00:15 „ Bis auf den 24/7 live-Porno mache ich alles mit.“ Sagte sie lachend zu seiner Liste und drehte sich auf dem Buchstaben auf den Bauch, beachtete nicht das die Fläche irgendwann zu Ende wäre und das ganze sah auf Messersschneide, sehr unelegant aber für Matt gewiss Witzig aus, bis sie ihn besser ansehen konnte. „ Yoga ist super aber unfassbar still, also sei darauf gefasst, dass sie mich irgendwann raus werfen – still sein liegt mir nicht...“ Wie man auch jetzt daran Merken durfte, dass sie jeden seiner ironischen Einfälle noch kommentieren musste, ungefragt aber mit einer Hingabe, wie man es von ihr gewöhnt war. „...besonders nicht, wenn ich komische Figuren mit Ooooom machen muss. Essen ist immer gut und bevor man nichts im Magen hat, kann man nicht vernünftig Arbeiten. Ganz klare Sache. Wie ihr Männer den weiblichen Körper erforscht, dass höre ich mir auch mehr als gerne an. Du kannst nun erschüttert den Kopf schütteln aber ich habe auch mit vielen Frauen geschlafen und die haben einfach zig mal mehr den Plan als ihr.“ Ha, das hatte sicher gesessen bei einem so großen Ego im Punkto Sex wie es Matt war und dennoch sprach sie es nicht so aus, als wollte sie ihm was böses oder ihn ernsthaft zanken. „ Und ich bin auch kein Über-lieber-Mensch. Weißt du, warum mir die Grinsekatze immer die liebste ist? Sie heuchelt nicht. Sie macht immer das, was auch ihr einen Vorteil bringt und sie opfert sich nie für andere und das ist wichtig. Mir geht es nicht gut im Moment aber ich weiß, ich profitiere davon, wenn ich anderen helfe oder dieses Camp eröffne. Die Grinsekatze tut keinem mit Absicht weh oder verschwindet, weil sie jemanden damit treffen will sondern sie tut das alles, weil sie es für sich als richtig empfindet.“ Nachdem sie ihm den Joint wieder gegeben hatte und ein wenig über seine Worte nachdachte, fand sie, genau da lag das Problem von Madison und Kilian aber sie wollte ihn auch nicht traurig stimmen. Die beiden hatten ihm weh getan, weil es seine Freunde waren und weil sie etwas getan hatten, was ihm weh tat und die beiden kein Stück weiter brachte. Sie hatten aus Frust heraus etwas negatives für jemand anderen getan und so war Haily einfach nicht aber sie würde sich auch nie in eine solche Ausgangsposition bringen. „ Wenn du mal mehr darüber reden willst, was da bei dir Zuhause passiert ist, können wir das gerne – nur nicht wenn ich LSD genommen habe, dann kann das fies ausgehen.“ Damit Lächelte sie ihn wieder warm an und weil dem blonden Hippie danach war, machte sie einen Purzelbaum das ´O´ hinunter und landete dabei im Wüstensand, dass der leicht aufstob. Danach kroch sie auf allen Vieren zu Matt und kuschelte sich in die Ecke des ´L´s. „ Aiden mag mich nicht sehen – Apple ist verschwunden – Noah geht mit Lahja eine Weile weg, wie du bestimmt schon mitbekommen hast. Los Angeles hat sich für mich erstmals nach einem Zuhause außerhalb mir selber angefühlt. Das hat bestimmt auch was mit Chas zu tun, mit dem Haus und ich hoffe Gus werde ich auch dort wieder sehen aber in mir selber fühle ich mich gerade noch immer gar nicht wohl. Ich fühle mich nicht Zuhause und das ist für mich das schlimmste. Ich muss etwas tun oder finden, was das wieder in Ordnung bringt und das finde ich nicht in Los Angeles. Ich muss mich und meinen Kopf erst wieder öffnen können, bevor ich finde, was mir hilft. So habe ich das all die Jahre gemacht und ich hoffe, das klappt auch jetzt. Das Chris mit mir geschlafen hat, dass hat so viel... mit sich gerissen und ich dachte Aiden kann mir dabei helfen aber ich kann das nur selber, auch wenn er mir schrecklich fehlt und ich gleichzeitig so enttäuscht bin, dass er sich nicht einmal Erklären mag.“ Sie wusste ja, was das Problem war, sie konnte nur nicht finden, was die Lösung war. Eventuell war es auch einfach die Zeit, die diese Art von Wunden heilen mussten. Bei ihrem Liebeskummer war das so, das kannte sie aber was diese Tat mit Chris anging, da war sie Rat- und Machtlos. |