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GEFÄNGNIS - Admiss - 22.06.2015 23:16 Das Gefängnis in Los Angeles. RE: PRISON - Lahja Emilia O'Neill - 23.06.2015 05:38 Im weiteren Gespräch lenkte Lahja immer wieder auf die normalen und alltäglichen Dinge in dem Leben von Noah. Es beruhigte sie einfach, von jemandem zu hören, dass draußen einfach alles weiter ging. Ganz normal. Das es auch bei ihr irgendwann weiter gehen würde, wenn sie wieder dahin gehen könnte, wohin sie wollte. So angenehm das aber für den Moment war, desto schneller ging auch die Zeit vorrüber und ihr wurde deutlich, es würde noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen, bis ihr Leben wieder normal werden würde. Das klicken hinter sich, nachdem die Wärter sie raus gebracht hatten war so prägnant und sie konnte sich nicht Vorstellen, es jemals zu vergessen. Der letzte Blick auf Noah war so unfassbar Schmerzhaft und sie wusste nicht mehr, ob sie sich damit nicht nur quälen würde, ihn weiterhin zu sehen. In der Zelle versuchte sie einige Male einen Brief an Kilian zu schreiben, wenigstens eine Erklärung aber es gelang ihr einfach nicht – nichts konnte zum Ausdruck bringen, wie es in ihr Aussah und so gab sie auf. Ihr Vater würde sich gedulden müssen. Konnte er sie danach noch in den Arm nehmen, ihr in die Augen sehen und sie als seine Tochter lieben? Wenn er wusste, was sie getan hatte? Sie hatte gar nicht die Gelegenheit das zu verarbeiten, bis sie das Treffen mit Chris bestehen musste, mit den versprochenen Informationen von Noah. Die Stimmung zwischen ihr und dem Mann, mit dem sie einmal eine Affäre gehabt hatte war zum zerreißen gespannt und eigentlich hätte sie ihm nur ins Gesicht gespuckt um ihm danach zu sagen, was für ein abartiger Mensch er war. Nur das ging nicht. Das würde sie zu viel kosten. So saß sie da und berichtete ihm, was Noah und sie ausgehandelt hatten – Lucy hatte sich von einem Dach gestürzt und sich so das Leben genommen. An der Stelle, wo es geschehen war, stünden Worte für ihn und die seien auch der Beweis, dass Lahja ihn nicht anlog. Es kostete sie viel Kraft ihm in die Augen zu schauen und ihm diese Geschichte zu erzählen, er hatte nun mal diese Art so Autoritär zu sein und was sie damals angezogen hatte – machte ihr jetzt Angst und wiederte sie gleichermaßen an. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, sah sie seinen Namen erneut auf der Liste. War etwas schief gelaufen? Hatte er Lucy doch gesehen? Ihr Herz raste und in den Tagen, bis zu dem Wiedersehen hatte sie pure Angst, ihr würde hier drinnen etwas passieren. Aber nichts. Klären sollte sich das, als sie Chris wieder gegenüber saß und er ihr sagte, er Glaube ihr und nun würde sich ihr Leben hier drinnen bessern. Das miese Grinsen dazu, wurde ihr nach und nach klar, lag daran, dass auch das für sie nicht umsonst war. Lahja war doch gerade dabei alles auf die Reihe zu bekommen und das letzte was sie wollte, dass war hier drinnen irgendwas für Brooke zu regeln. Es blieb ihr aber keine Wahl. Sie sollte ihr neue Stellung hier drinnen damit beweisen, auf der Arbeit Drogen von dem Chef entgegen zu nehmen und sie zu Brookes Dealern hier drinnen zu schleusen. Verdammt, sie wollte doch nur ihre Ruhe! Wieder frei sein und nicht vielleicht auch noch Drogenhandel absitzen. Nicht mal Noah konnte sie das sagen, so gerne sie es gewollt hätte aber Brooke hatte überall ihre Leute und wenn die beiden sich in den Räumen für besuch unterhielten, entging es ihr nie, wie sie unter besonderer Beobachtung stand. Sie konnte nur versuchen, den Rest ihres Lebens auf die Reihe zu bekommen und in sechs Monaten diese Haft endlich hinter sich zu lassen. RE: GEFÄNGNIS - Aiden Rutherford - 30.06.2016 22:36 Zehrend langsam drangen wieder Geräusche zu mir durch. Ich hörte Stimmen, die Wörter formten, ich sah um den leblosen, blutenden Körper von Chris herum ein paar Menschen stehen, die versuchten ihm zu helfen. Apple stürzte sich auf den Boden, auch das nahm ich wahr, während ein anderer, fremder Mann neben ihm in die Knie ging und erfolglos versuchte seinen Puls zu ertasten. Hände krallten sich noch immer in mein Oberteil, hielten mich fixiert, während ich anfangs noch versuchte mich zu wehren, mich loszureißen, aber dann doch einfach aufgab. Schwer atmend hob und senkte sich meine Brust immer wieder, ich keuchte, ich schwitzte, meine Hände schmerzten, mein Kopf tat weh und dann- in all diesem Chaos traf mein Blick auf einmal den von Haily. Für ein paar Sekunden blieben unsere Augen aneinander hängen, ich glaubte ihre Verzweiflung zu erkennen, ihr Unverständnis, sogar Angst und Hilflosigkeit und die unangenehme Erkenntnis, dass sie überhaupt nicht wusste wer ich eigentlich war, ehe ich - ohne ihr auch nur ansatzweise ein Form der Erklärung zukommen zu lassen - den Kopf senkte und erneut in das malträtierte Gesicht von Chris starrte. Er war wirklich tot. Da war kein Leben mehr in ihm, er konnte nie wieder aufstehen, er konnte nie mehr jemandem etwas antun, ich hatte ihm mit meinen eigenen Händen die Möglichkeit genommen jemals wieder irgendwen zu verletzen und während mich das einerseits zwar schockierte, während ich selber noch nicht verstand wie auf einmal alles in mir aussetzen konnte, war das auch- unfassbar befreiend. Ich bereute das nicht, weder jetzt, noch irgendwann. Auch nicht, als ich im Augenwinkel erkannte, dass Haily sich auf einmal abwandte und hinter Apple her aus dem Raum hinaus lief. Sie war der Grund gewesen, weshalb ich nicht schon vor einer Woche bei Chris aufgetaucht war, um all das zu rächen, was er uns angetan hatte, aber als sie jetzt ging und mich mit dem leblosen Körper von Apples Vater zurück ließ, da fühlte es sich trotzdem nicht falsch an. Es war gut, was ich getan hatte, auch wenn das bedeutete, dass ich Haily nie wiedersehen würde. Obwohl ich irgendwann aufgab mich zu wehren, ließen mich diese fremden Menschen nicht los, so lange, bis die Polizei eintraf. Das Konzert war schon längst unterbrochen, ein Großteil der Menschen hatte den Raum verlassen, schockiert, erschrocken und teilweise sogar gezeichnet fürs Leben von der Brutalität, die sie hier mitansehen mussten. Meine Bandkollegen hatten versucht auf mich einzureden, irgendetwas aus mir herauszubekommen, aber ich sagte kein Wort. Zu niemandem. Ich redete nicht einmal mit der Polizei, als sie mir Handschellen anlegten, nicht solange mein Kopf so durcheinander war. Und vor allem nicht ohne einen Anwalt. Wer schon so oft in Konflikt mit dem Gesetz gekommen war wie ich und auch einen Großteil seiner Jugend hinter Gittern verbringen musste, der wusste wie man sich im Ernstfall verhielt, solche Dinge vergaß man nicht, aber selbst mit einem Strafverteidiger an meiner Seite und einem etwas klareren Kopf, blieben meine Worte eher rar. Es machte ja auch keinen Sinn. Nichts, was ich sagen würde, konnte mir helfen. Es gab keine Beweise gegen Chris. Damals, nach Lucys Tod, hatte man nichts gegen ihn tun können und solange Haily als Opfer ihre Vergewaltigung nicht selber anzeigte, konnte ich auch das nicht gegen ihn verwenden. Und selbst wenn, dann rechtfertigte das nicht das, was ich getan hatte. Es hatte keine Gefahr bestanden, mein Angriff war keine Notwehr gewesen, sondern pure Brutalität. Ungerechtfertigt und falsch. Mord. Und dass man dafür mehrere Jahre saß, das wusste ich aus erster Hand. Überraschend schnell schaffte ich es allerdings mich mit meinem Schicksal abzufinden. Genauso wie damals mit meinem Vater verzweifelte ich nicht an meiner Tat, ich bereute mein Handeln nicht, sondern akzeptierte diese kleine Zelle als nötige Konsequenz für mein Vergehen. So funktionierte das in einem Rechtsstaat. Über die Gesetze konnte man sich streiten, aber es war nicht so als wären mir die Folgen nicht vorher bewusst gewesen. Ich hatte gewusst, was mich erwarten würde, und ich hatte es trotzdem getan, ich würde es wieder tun. Das machte die Situation zwar nicht leichter, es gab nichts Schlimmeres, als auf unabsehbare Zeit der eigenen Freiheit beraubt zu werden, aber wenigstens konnte ich mit meinem Handeln Frieden schließen. Fast. Eine Sache stand noch aus und obwohl ich mir eigentlich vorgenommen hatte mich nicht bei Haily zu melden, um sie nicht noch mehr zu belasten, musste ich nach zwei Tagen dann resignierend feststellen, dass ich das eher für mich tat, nicht für sie. Ich wollte sie nicht sehen. Ich wollte ihr nicht in die Augen schauen müssen. Für mich war das zu belastend. Sie hingegen, sie hatte es verdient, dass ich mich bei ihr entschuldigte und ihr eine Form der Erklärung lieferte. Es würde ihr helfen mit dieser Brutalität abzuschließen, wenn ich sie nicht völlig im Ungewissen ließ. Als ich nach drei Tagen aus dem Gefängnis bei Chas anrief und ihn darum bat mit Haily zu reden, sie darum zu bitten mich hier zu besuchen, da hatte ich zwar nicht vor ihr von der Vergewaltigung zu erzählen, aber ich wollte ihr zumindest die Möglichkeit geben mich zu verstehen. Ich wollte ihr zeigen, dass ich immer noch der Mann war, den sie so mochte, und dass sie sich nicht in mir getäuscht hatte. Dass da zwar verdammt viel Hass und Schmerz und Wut in mir ruhte, aber dass ich keine Gefahr darstellte. Zumindest nicht für Menschen, die es nicht verdienten. Als man mich am späten Vormittag des vierten Tages hinter Gittern in den Besuchsraum führte, weil dort jemand auf mich wartete, bereute ich meine eigentlich lobenswerte Entscheidung aber schon zutiefst. Alles in mir zog sich zusammen, als ich in meinem orangen Anzug auf den Tisch zuging, ich war angespannt und- scheiße, es war so verdammt hart Haily so zu sehen. Sie konnte mir nicht einmal in die Augen schauen. Sie wirkte ausgelaugt und müde und leidend, so als hätte ich mit Chris Leben auch ihre Lebensfreude ausgelöscht. Ich wollte mir das nicht antun, ich wollte nicht mit ihr sprechen, am liebsten hätte ich mich einfach wieder umgedreht, aber stattdessen zog ich meine Schultern hoch und setzte mich ihr starr gegenüber, atmete schwer, fixierte die Tischplatte zwischen uns und versuchte mich an die Worte zu erinnern, die ich mir vorher schon zurecht gelegt hatte. "Danke. Dass du gekommen bist." Kratzig und rau klang meine Stimme, ich hatte in den vergangenen Tagen kaum geredet, mit niemandem. "Ich- Es tut mir Leid, Haily. Dass du das sehen musstest." Meine Hände hatte ich auf dem Tisch abgelegt, aber als ich jetzt aus dem Augenwinkel erkannte, dass die aufgeplatzten Knöchel noch nicht abgeheilt waren, senkte ich sie lieber auf meinen Schoß und verbarg sie damit vor Hailys Blick. "Ich wollte dir nur sagen, dass- dass es mir Leid tut und dass- Ich kenne Chris. Kannte. Schon länger. Und ich weiß, dass du das nicht so sehen kannst, aber er hat verdient, was passiert ist." Erst jetzt hob ich meinen Kopf wieder, um ihr unsicher und hilfslos in die Augen zu sehen. "Er ist kein guter Mensch und ich- ich konnte nicht mitansehen, dass er noch einmal jemandem weh tut. Nicht nochmal. Das- das musste ein Ende haben.“ Haily fühlte sich komisch und unwohl in ihrer Haut, seid dem sie gesehen hatte, wie Aiden mit dieser Flasche auf das Gesicht eines Menschen eingeschlagen hatte. Mit seinen Fäusten. So lange... so lange, dass aus dessen Körper das Leben einfach verschwunden war. Da hatte ein toter Mensch neben ihr gelegen und der Mann, in den sie sich verliebt hatte, der hatte das getan. Der hatte das einfach so getan. Sie zuckte deswegen zusammen, als er die Hände auf den Tisch legte und sie dieses Ausmaß der Gewalt so Eindrucksvoll in ihr Gedächtnis gerufen bekam. Ihr wurde ganz schlecht und sie würgte schon leicht, auch wenn er die Hände bereits wieder unter den Tisch verbannt hatte und damit aus ihrem Blickfeld. Selten hatte man ihr das so angesehen, wie traurig sie war und diesmal war es tatsächlich noch etwas ganz anderes. Da war so viel auf einmal und so viel, was sie nicht begriff. Es war sogar so schlimm, dass sie drei Mal ansetze, um irgendwas sagen zu können und dabei sprach Haily sonst immer und immer wieder und weiter. Die Hände hatte sie in den Schoß gelegt, knetete sie ineinander aber das half ihr auch nicht den Mut zu finden, ihn anzuschauen. Nicht mal, als diese Worte zu ihr durchdrangen, die sie doch auch gar nicht verstand. „ Apple ist weg...“ war das erste, was ihr einfach in den Sinn kam und was sie der Tischplatte erzählte. „...sie ist da ganz allein irgendwo. Ich kann sie nicht finden.“ Das war schon mal etwas, was sie mit reinem Gewissen hinaus lassen konnte. „ Sie hatte niemand anderen mehr... außer...“ Sie brachte es nicht einmal fertig den Namen von dem Papa ihrer guten Freundin auszusprechen. „...sie war immer ganz traurig aber... aber langsam nicht mehr und nun weiß ich nicht, nichts. Ich weiß nicht einmal, ob sie sich etwas tun würde weil sie hat nun keinen mehr, zu dem sie gehen kann.“ Man sah nur, wie Haily eine Hand dazu benutzte, eine Träne weg zu wischen. Wenn man ihre Lebensfrohe Art kannte, dann war das ein ganz komisches Bild und sie selbst fühlte sich dabei so unbehaglich. „ Chas – Chas hat gesagt ich muss hier her kommen. Ich wollte nicht... nicht aus meinem Zimmer raus...“ Und das machte sie noch trauriger, weil da so viele Erinnerungen waren. Begonnen bei den Fingerfarben bis hin zu dem improvisierten Sternenhimmel von Aiden. Wie... hatte er das tun können und dann hatte er einen Menschen umgebracht? Noch einmal. Erneut konnte man unter dem blonden Schopf ein Indiz dafür finden, dass sie weinte, denn ein leises Schluchzen drang zu Aiden hinüber – ansehen tat sie ihn noch immer nicht. „...da... da ist noch ein Sternenhimmel... der...“ Nein Beherrschung war nie ihre Stärke, Emotionen zu verstecken und deswegen konnte sie auch nicht anders als sich auf dem Stuhl zu kauern, die Beine anzuziehen und endlich das weinen zuzulassen. „ Warum hast du das getan? Was ist da passiert? Wer ist denn Chris – wer war denn Chris, dass er das verdient hat?“ Kamen die Fragen immer und immer wieder zwischen den Geräuschen ihrer traurigen Verzweiflung. Natürlich wusste sie, sie durfte nicht und natürlich würde sie sich Ärger einhandeln aber Haily gab auch nichts auf die Regeln hier drinnen. Sie war ein Mensch. Sie hatte ihr Herz an Aiden gegeben und nun sollte sie sich hier, auf der anderen Seite des Tisches einfinden? Nein, das war nicht der blonde Hippie und das sträubte sich gegen alle ihre Werte und deswegen ging sie schneller um den Tisch, als irgendwer reagieren können und fasste nach Aidens Arm. Ja, sie wollte ihn anfassen, sie wollte nicht das er hier war aber sie Verstand doch auch nicht was da los war. „ Warum...?“ Man könnte sagen, sie Übertrieb wieder und das wäre eine Szene aber wer sie kannte, der wusste, dass hier ruinierte gerade wirklich ihre Welt. Das brachte sie dazu, sogar auf die Knie zu fallen, weil sie dem allem nicht stand hielt. „ Das bist du... du doch nicht. Hätte... das hätte doch an dem Abend nicht jeden treffen können?“ Beim letzten Mal war sie davon gelaufen, als er das von seinem Dad erzählt hatte aber nun war sie hier, nun krallte sie sich an ihm fest, als die Beamten sie hoch ziehen wollten, auf ihre Beine und sie ermahnten, sie würde gleich den Raum verlassen müssen. „ Bitte, bitte, bitte... hilf mir das zu verstehen, ich... ich kann das so nicht. Du bist doch nicht böse. Bist du doch nicht?“ Böse schien für manch einen Menschen untertrieben aber für sie gab es diese Unterteilung, wie in einem Märchen – es gab Böse und Gut und Aiden... der gehörte doch nicht dazu. Was sie vor dem Konzert zueinander gesagt hatten, er wollte ihr nicht einfach nur weh tun – er hatte es ihr gesagt. Oder hatte er es wirklich geschafft, sie anzulügen? Nein, das konnte doch nicht sein. Ihre kleine Welt würde untergehen, wenn sie so viel Herzblut mit jemandem empfunden hatte, der so ein Finsteres Wesen in sich wohnen hatte, der unter Kokain und Alkohol irgendjemanden umbrachte. Ich wusste, dass es hart werden würde Haily gegenüber zu sitzen und zu sehen, was ich ihr angetan hatte. Was der Anblick dieser tiefdunklen Seite in der Seele des Menschen, den sie so gerne mochte, in ihr zerstört hatte. Im Vorfeld hatte ich versucht mich darauf vorzubereiten und darauf einzustellen, aber als ich jetzt hier saß, die Tischplatte wie eine Mauer zwischen unseren zusammengekauerten Körpern, und spürte, dass es uns nicht einmal gelang einander in die Augen zu sehen, da traf es mich doch viel schlimmer als erwartet. Es brannte in meiner Brust, fest krallte ich die Finger in meine eigenen Knie, presste die Zähne aufeinander, aber mit jedem Wort, das zitternd und schluchzend Hailys Lippen verließ, wurde es nur noch härter für mich. Sie war doch diejenige gewesen, die mir das Gefühl zurückgegeben hatte, dass die Welt auch etwas Gutes bieten konnte. Sie brachte mich zum Lachen, sie gab mir neuen Lebensmut, ich sah wieder einen Sinn in meiner Existenz und jetzt schien es so als hätte ich ihr all diese wunderbaren, liebenswerten Eigenschaften genommen, mit denen sie mich vor gar nicht allzu langer Zeit retten konnte. Es schien so als hätte ich sie gebrochen. Scheiße, die weinende Person mir gegenüber hatte nichts mehr mit der Haily gemein, die ich kannte, und als sie dann auch noch aufstand, als sie sich so verzweifelt in meinen Arm krallte, regelrecht neben mir zusammen brach, während zwei der Gefängniswärter laut mahnend auf unseren Tisch zugestürzt kamen, um sie gewaltsam von mir zu zerren und wieder auf ihren Platz zu verbannen, da brach auch etwas in mir. Auf einmal griff meine Hand nach ihrer, ich versuchte sie bei mir zu halten, versuchte ihre weiche Haut so lange zu spüren wie möglich, aber noch ein Wärter kam heran geeilt und wies mich gewaltsam in meine Schranken. Weitere, laute Ermahnungen drangen zu uns beiden durch, man drohte uns damit die Besuchszeit zu beenden, wenn wir noch einmal die Regeln missachteten, aber ich schenkte dem keinerlei Gehör. Ich war nur auf Haily fixiert, auf ihr verzweifeltes Gesicht und auf die Stimme in meinem Körper, die schrie, dass es eine Möglichkeit gab ihr diese Unsicherheit und all ihre offenen Fragen zu nehmen. Ich konnte verhindern, dass sie mich als kaltblütigen, unberechenbaren Mörder in Erinnerung behielt, ich konnte uns beide retten und obwohl ich wusste, dass ich sie damit auf eine andere Art zerstören würde, sprach ich jetzt doch aus, was ich schon seit Tagen vor ihr verschwieg. Alles. "Chris hat Lucy getötet. Chris, der Vater von Apple, ist der Mann, der Lucy jahrelang verfolgt, bedrängt, psychisch fertig gemacht und letztendlich- ermordet hat. Es ist seine Schuld, dass Lucy nicht mehr lebt." Meine Lippen zitterten während ich sprach und ich konnte auch nicht verhindern, dass meine Augen glasig wurden. "Er war gefährlich. Und unberechenbar. Und böse. Immer noch. Haily-" Verzweifelt griff ich über den Tisch nach ihrer Hand, zuckte aber erschrocken zurück, als ich dafür schon wieder von dem Wärter angeschrien wurde. "Es ist- da ist noch was passiert, vor einer Woche. Ich-- Wenn ich dir das sage, dann wird dich das zerstören, ich weiß es. Das- das wirst du nie wieder los. Ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen, weil ich- ich kann nicht dafür verantwortlich sein, was danach mit dir passiert, deshalb hab ich es dir nicht gesagt, aber- aber ich kann auch nicht damit umgehen, was jetzt schon mit dir passiert. Wie du mich ansiehst und- wie du gar nicht richtig mit mir reden kannst. Ich- ich glaube, wenn du weißt, was ich weiß, dann kannst du- vielleicht kannst du dann nachvollziehen, warum ich das getan hab, aber es wird nichts besser machen. Es wird- das wird unheimlich viel in dir zerstören, Haily." Meine Stimme bebte, meine Fäuste, die jetzt wieder auf der Holzplatte lagen, zitterten und meine Augen wechselten immer wieder unruhig zwischen ihrem Gesicht und ihren Händen hin und her, die ich eben noch so kurz berührt hatte. "Wenn du das wissen willst - wenn du das trotzdem wirklich wissen willst - dann sag ich dir, was ich weiß, aber- aber ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen. Bitte- bitte sag mir, was ich tun soll.“ Haily weg zu nehmen, wie sie einem Menschen am liebsten und ehesten Nahe sein wollte, dass war für sie eine absolute Katastrophe. Das war nicht richtig in ihren Augen. Wieso durfte sie ihn denn nicht anfassen? Sie könnte sich auch gerne ausziehen, wenn die Angst hatten, dass sie ihm eine Feile zusteckte, um sich hier zu Befreien. Doofer Staat, doofe Gesetze, doofe Beamte und wenn dieses Szenario nicht so fürchterlich wäre, dann hätten Aiden und Haily sicher darüber gelacht, wie sie immer wieder versuchte, die beiden Wärter mit ihren – zugegeben, nicht besonders Eindrucksvollen – bösen Blicken zu beeindrucken. Wenn es nicht so scheiße Ernst wäre, dann würde sie nun als Provokation immer wieder ihre Hände ein Stück vor schieben und dann wieder zurück, nur um zu zanken aber das hier war nicht einfach. Das hier war nicht unbefangen und das war noch immer keine Situation, in der das Hippie Mädchen wieder unbefangen aufgehen konnte. Nein. Sie sah Aiden an, mit noch immer so vielen Fragen im Bauch, die ihr schmerzen verursachten und mit dieser zerreißenden Anspannung, dass sie blockiert wurde, ihn anzufassen. Sie strich sich nur immer wieder zart über die Stelle, wo sie seine Hand gespürt hatte und da war doch so viel positives zu holen, er konnte kein schlechter Mensch sein. Egal, ob er sie nun für ihre spirituellen Überzeugungen auslachte oder nicht, egal wie die Welten der beiden nicht passten, sie hatten doch an diesem Abend beschlossen, es war dennoch schön miteinander und sie würden da einen Weg finden und solange das am Ende des Tages zählte, durfte er sich so viel über sie und sie über ihn lustig machen, wie sie wollten. Noch immer war sie nicht wieder ganz beisammen, als er ihr etwas sagte, was ihr aber erneut einen solchen Hieb versetzen sollte, dass ihre ganze Welt darunter erschütterte... „ Chris? Der... der Papa... Papa von Apple? Der... der?“ Stottern war ihr auch neu und mit großen, runden Augen, die ihn schon zig mal so unschuldig angesehen hatten, suchte sie nach etwas in seinen Blicken und fand doch nur die Wahrheit. Aiden würde für nichts in der Welt diese glasigen Augen zulassen, nicht hier und auch sonst nirgends, wenn es nicht das war. Wenn es ihn nicht so unfassbar verletzt hätte, diesen Menschen zu sehen und das sollte nicht einmal alles sein. Haily schluckte, aus Reflex diesmal wollte sie ihre Hände zu seinen schieben und jaulte dann. „ Das... das ist so blöd das ich dich nicht anfassen darf, ich würde dich so gerne in den Arm nehmen.“ Denn bei so einer Nachricht halfen Worte doch nicht, da musste man für jemanden da sein, da musste man zeigen, wie warm die Welt noch sein konnte und nicht irgendwas sagen, was ohnehin nicht hängen blieb. Danach begann er wieder in Rätseln zu sprechen. Was würde ihre Welt zerstören? Womit würde sie sein handeln verstehen? „ Du musst mir das sagen Aiden... ich verstehe, wie wütend dich sein Anblick gemacht hat. Auch jetzt schon und du sollst nicht darunter leiden, wenn er etwas... etwas getan hat.“ Sie versuchte sich daran zu erinnern, was vor einer Woche war aber ihre Zeiteinschätzungen waren immer so grauenvoll, sie kam nicht darauf. „ Mit Dingen, die einem passieren, muss man fertig werden und jeder Tag, der baut in uns etwas auf oder der macht in uns etwas kaputt aber das ist das Schicksal. Ich kann doch nicht... ahnungslos sein und dann weiß ich nicht, gegen was ich etwas tun muss. Chas wartet da draußen, er dachte, ich mache mich sonst aus dem Staub, wenn, bin ich zumindest nicht alleine.“ Das ihr Bruder Chris dafür glatt noch einmal töten würde, konnte sie ja auch nicht ahnen. " Woher weißt du denn so genau, dass er auch jetzt noch böse war? Das... das was er Lucy angetan hat, dass... das ist fürchterlich aber... aber vielleicht hat er sich geändert? Er war doch jetzt selber Papa?" Sie würde immer nach dem guten in einem Menschen suchen, unermüdlich und das war eine der Eigenschaften, die ihr mit seinem Geständnis als erstes abhanden kommen würden. Tief in mir hatte ich darauf gehofft, dass Haily sich dagegen entschied. Dass sie mir sagte sie wolle nichts von diesen Dingen hören, die ich ihr als zerstörend und verletzend ankündigte und die mich, ganz offensichtlich, selber bis an meine Grenzen trieben. Ich wollte nicht derjenige sein, der ihre kleine Welt zerstörte, aber mit einem Mal- mit einem Mal fühlte es sich so an als könnte ich das sowieso nicht verhindern, egal was ich tat. Wenn ich ihr von der Vergewaltigung erzählte, dann verlor sie wohlmöglich all ihre Überzeugungen, ihre magische, positive Sicht auf die Welt, aber wenn ich ihr nicht davon erzählte, verlor sie das alles dann nicht auch? Weil ich dann dieser böse Mensch für sie war? Würde sie an der Frage verzweifeln wie jemand, den sie so in ihr Herz geschlossen hatte, eine so kaltblütige, dunkle Seele haben konnte? Egal was ich tun würde, Haily würde diesen Tag nicht unbeschadet überstehen und deshalb zog ich auch zitternd die Luft in meine Lungen, ganz tief, als sie für mich entschied. Ich ließ meinen Kopf nach vorne sinken, krallte die Finger in meinen Nacken, rieb mir mit festem Druck über die Haut, aber ich konnte das nicht tun ohne sie anzusehen, deshalb nahm ich all meine Kraft noch einmal zusammen, um ihr in die Augen zu sehen und nach den richtigen Worten zu suchen. Obwohl sie bis zuletzt an das Gute in jedem Menschen glaubte, sogar in Chris, gab es das in ihm einfach nicht. "Weißt du- weißt du noch, dass ich dich vor gut einer Woche abgeholt hab? Von Apple? Weißt du noch, dass du- dich nicht gut gefühlt hast? Dass du dort auf dem Sofa eingeschlafen bist? Und weißt du- erinnerst du dich daran wie komisch ich zu dir war? Nicht nur an dem Tag, sondern- die ganze Woche danach?" Meine Stimme hatte wohl nie so gebebt wie in diesem Moment. "Haily, ich- ich glaube Chris wusste von mir. Er wusste, dass wir- uns kennen und mögen und dass da- irgendetwas ist. Zwischen uns. Und ich-" Warum fühlte sich jedes verdammte Wort so falsch an, das aus meinem Mund kam? "Er ist der Meinung, dass ich ihm Lucy damals weggenommen hab und- er hat mich dafür gehasst, ich weiß das. Ich glaube, dass- dass er sich rächen wollte, weil-" Ich konnte das nicht tun ohne Haily zu berühren. Das ging nicht. Und obwohl meine Stimme sowieso schon beinah wegbrach, obwohl direkt wieder die laute mahnende Stimme eines Wärters durch den Raum hallte, streckte ich meine Hände über den Tisch und krallte sie um die Finger von Haily. Ich hielt sie ganz fest, so fest ich konnte, sah ihr direkt in die Augen und schenkte dem, was um mich herum geschah, keinerlei Beachtung. "Er hat mich angerufen, in der Nacht, in der du dort warst, und da war- auf dem Display warst du zu sehen. Weggetreten und- nackt. Haily, ich hab auf dem Handy gesehen wie Chris dich vergewaltigt hat, aus Rache an mir, ohne dass du etwas davon mitbekommen hast. Deshalb- deshalb die Bauchschmerzen am nächsten Tag. Deshalb wollte ich, dass du dich untersuchen lässt. Deshalb- deshalb war ich so komisch zu dir, weil ich- ich wusste einfach nicht, was ich tun soll, Haily. Es tut mir Leid, es tut mir so Leid, aber- aber als ich ihn da gesehen hab, auf dem Konzert, ich- ich konnte einfach nicht mehr. Ich wollte nicht, dass er dir nochmal etwas tut. Ich musste irgendetwas tun." Sogar dann noch, als die Wärter schon an meinem Körper zogen, hielt ich mich so lange wie möglich an den Händen von Haily fest. Das, was da soeben die Lippen von Aiden verließ, das schien logisch. Das schien alles einleuchtend aber dennoch hätte sie sich das nie und nimmer Vorstellen können. Haily glaubte an das gute auf dieser Welt und in dem Menschen, sie hatte bisher immer Glück gehabt und sich Instinktiv mit richten Wesen umgeben. Chris hatte diese düstere Aura, sie hatte es mehr als einmal festgestellt aber aufgrund der aufrichtigen Freundschaft zu Apple hatte sie ihre eigenen Alarmsignale ignoriert und das war ihr nun zum Verhängnis geworden. Denn immer mehr verlor sie die Trauer in ihrem Gesicht und wurde Fassungslos. Das überstieg ihr denken. „ Das... das kann man doch... doch...“ Das konnte man doch nicht tun? Mit einem Mal fühlte sie sich in ihrem Körper fremd und das war grauenvoll. Sie achtete immer so sehr auf ihre eigenen Stimmen und es hatte sie jemand einfach außer Gefecht gesetzt um sich zu nehmen, was er wollte und das nur um Aiden weh zu tun. Aiden, den sie so gerne hatte und der nun von diesen Wärtern von ihr gezogen wurde obwohl sie sich so feste an seinen Händen hielt wie sie nur konnte. „ Du wolltest mich beschützen.“ Kam es Tonlos aus ihr heraus, während die unverständlichen, großen Augen ihn ansahen und mit einem Mal kam der Schmerz. Weil das so viel Sinn machte, weil sie sich diese Woche lang die Fragen an sich selbst umsonst gestellt hatte und allem voran, weil man sie benutzt hatte. Weil man ihren Bewusstlosen Körper benutzt hatte und weil man so grauenvoll war, Aiden zu zwingen, ihr das sagen zu müssen. Haily wäre nicht Haily wenn sie nun nicht auf sich hören würde aber statt diesen Raum Fluchtartig zu verlassen, passierte etwas ganz anderes. Statt davon zu laufen, kletterte sie kurzerhand über den Tisch, weil es der schnellste weg war, in Aidens Arme. Weil sie davon so lange etwas haben wollte, wie es ging, sich an ihn zu drücken, seinen Geruch um sich zu haben und die Sicherheit, die er ihr hatte geben wollen, indem er ihr nichts davon gesagt hatte. Wenn das nicht ein riesiger Beweis war, dass das Hippie Mädchen sich zu ihm flüchtete, obwohl er vor ihren Augen jemanden ermordet hatte aber er hatte es für sie getan. Ihre kleine Welt war ganz durcheinander und es war so unfair, dass sie nicht bei ihm sein durfte, weil er könnte ihr doch helfen. Er könnte doch für sie da sein. Stattdessen wurden die beiden Gewaltsam getrennt und auch wenn sie weinend ihren Namen rief, konnte sie sich nicht gegen die Beamten zu Wehr setzen. Sie stemmte ihre Beine in den Boden, sie zappelte wie verrückt aber es brachte nichts und mit einem letzten Mal, wo sie seinen Namen rief, schlossen sich auch schon die Türen vor den Augen beider. Man übergab Haily in die Obhut von Chas, der draußen wartete und noch von nichts wusste, was seine kleine Schwester so aus der Fassung bringen konnte. Wahrscheinlich verdrehte er die Augen, bis er zwischen ihrem Schluchzten vernehmen konnte, dass Chris mit ihr geschlafen hatte, während er sie Bewusstlos gemacht hatte und das Aiden da nun drin saß, weil er auf sie aufpassen wollte. Sie erzählte es ihm nicht sachlich denn Haily konnte alles mit einer unvergleichlichen Hingabe tun, leiden gehörte auch dazu aber das hier war etwas ganz anderes. Das hier zwang sie dazu, das böse in Chris zu sehen und sie wusste damit nicht umzugehen. „ Chas wir müssen ihm helfen... er wollte mich nur Beschützen und ich darf ihn nicht mal anfassen. Chas, hilf mir, bitte.“ Dabei krallte sie sich weinend an die Arme von ihrem großen Bruder, dessen Reaktion sie gar nicht sehen konnte, in ihrem Gefühlsausbruch. RE: GEFÄNGNIS - Charles Thompson - 01.07.2016 10:50 Dass meine kleine, durchgedrehte Hippie-Schwester mir nicht so egal war wie ich gerne hätte, das musste ich in der Vergangenheit schon mehrmals resignierend hinnehmen. Für sie hatte ich mich Gefahren ausgesetzt, die ich sonst für kaum jemanden auf mich nahm, ich ging für sie an meine Grenzen und wenn es ihr nicht gut ging, dann traf das auch meine sonst so gefühlskalte Seele irgendwo dort in meiner Brust, wo eigentlich das Herz sitzen sollte. Ich hatte schon einiges für sie riskiert und einiges für sie eingesteckt, obwohl es mir viel lieber wäre, wenn ich unsere familiäre Beziehung eher mit ein wenig Distanz betrachten könnte, aber das gelang mir leider viel zu selten. Und auch gestern, als mir ihr komischer Freund Aiden aus dem Gefängnis anrief, damit ich Haily zu ihm brachte, kurbelte das schon wieder diesen beinah vergessenen Großer-Bruder-Instinkt an. Warum er dort saß, war mir natürlich nicht entgangen. Wenn jemand starb, der für mich arbeitete, dann erfuhr ich das als Erster, vor allem, wenn derjenige dann auch noch so öffentlich abgemurkst wurde wie Chris, und eigentlich hatte Aiden dafür auch noch eine Abreibung von mir verdient, aber erstmal sollte das Gesetz seinen Teil leisten. Ich wusste ja nicht, was da vorgefallen war. Diese Lücken in meinem Gedächtnis konnte nicht einmal Haily füllen, die ich kurz darauf besuchte und am Boden zerstört in ihrem Zimmer antraf. Eigentlich war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich sie wirklich zu Aiden schicken sollte oder ob ich seinen Anruf einfach ignorierte, aber letztendlich musste ich einsehen, dass ein Gespräch zwischen den beiden auch mir zugute kam. Haily könnte für mich in Erfahrung bringen, woher diese Wut in ihrem Freund kam und weshalb er die Beherrschung verloren hatte. Dann konnte ich angemessen darauf reagieren. Vielleicht war er auch einfach nur auf Drogen gewesen. Nein, war er nicht. Ich hatte mir sogar die Zeit eingeräumt meine Schwester am nächsten Tag höchstpersönlich am Gefängnis abzuliefern - damit sie mögliche prekäre Informationen, die auch mich belasten könnten, nicht an irgendjemanden weiter tratschte - aber es kam ganz anders, als erwartet. Weinend und völlig außer sich wurde sie von zwei Angestellten hinaus geführt, bis vor das Gebäude, wo ich noch immer auf sie wartete. Sie schluchzte, stammelte anfangs nur zusammenhanglose Wörter, aber in ihrer Verzweiflung konnte ich dann auch vernehmen, was tatsächlich passiert war. Chris hatte sie vergewaltigt. Bis ins kleinste Detail erzählte sie mir, was sie eben von Aiden erfahren hatte, und konnte dabei keine Sekunde aufhören zu weinen. Ich war für solche Ausnahmesituationen gewappnet, bewahrte daher auch wie immer die Fassung, aber innerlich geschahen auf einmal Dinge, die ich nicht kontrollieren konnte: Ich litt regelrecht mit Haily. Bei jedem erneuten Schluchzen schmerzte es in meinem Körper, Wut und Hass gegenüber Chris machte sich bemerkbar und Selbstvorwürfe, weil ich sie nicht davor bewahrt hatte. Weil ich zugelassen hatte, dass sich so in Mensch in ihrem Umfeld bewegte. Ich verspürte Solidarität mit Aiden, denn wenn er nicht schon getan hätte, dann würde ich Chris jetzt zur Strecke bringen, und dann wieder diesen Beschützerinstinkt, der meiner kleinen Schwester galt. Mein Gesicht zeigte noch immer keine Regung und auch mein Körper war steif wie immer, als ich zumindest kurz meine Arme um sie legte, aber ich wollte und konnte sie damit nicht alleine lassen. Ich würde sie jetzt nicht in die Obhut von jemandem geben, den ich überhaupt nicht kannte, sondern führte sie langsam zum Auto und konnte mich zumindest dazu bringen immer mal wieder ein paar tröstende Worte auszusprechen. "Das wird schon wieder." Oder "Beruhig dich erstmal, er kann dir nichts mehr tun." Genau die Dinge, die man eigentlich absolut nicht hören wollte, aber auch die Einzigen, die ein so empathieloser Mensch wie ich zustande brachte. Wenigstens gab es jetzt jemanden in meinem Leben, der besser darin war als ich, und als ich mit Haily im Hotel ankam, mit ihr in meine große Suite ging, da fühlte es sich genau richtig an sie in Summers Obhut zu geben. Offensichtlich vertraute ich Summer so sehr, dass ich ihr ohne Zweifel sogar meine kleine Schwester in die Hände legte und mir damit die nötige Distanz verschaffte, um erstmal für mich selber zu verarbeiten, was für eine Grausamkeit Haily wohl gerade durchlebte. Und um zu überlegen wie ich ihr helfen könnte. RE: GEFÄNGNIS - Summer Alica Jones - 01.07.2016 19:51 Summer konnte nicht damit rechnen, was sie an diesem Abend noch erwartete. Irgendwie hatte sich seid den unzähligen Stunden, in denen Chas und Summer ihr mageres Liebesleben wieder aufgeholt hatten, eingeschlichen, dass sie immer wieder kehrte. Ab und an hatten beide darüber gesprochen, dass sie eine Wohnung nehmen wollte aber dann waren andere Dinge wichtiger gewesen – gemeinsam Duschen zum Beispiel oder aber seine Rachegelüste für ihre kleine Fesseleinlage. Wenigstens brauchte sie ab dem Tag keine Wachhunde mehr und ja, Summer genoss sehr, wie diese sie ein wenig Ehrfürchtig ansahen, seid dem sie so radikal, allesamt, ausgetrickst hatte. Ja, wenn es eines gab, was sie genoss, dann, sich erhaben zu fühlen. So war das aber auch ein wenig mit Chas in der Beziehung – oder was auch immer die beiden hier führten. Sie genoss die Suite, sie machte kein Geheimnis daraus, schöne Kleider oder verboten hohe Schuhe von seinem Geld zu kaufen. Zumindest die, von denen er etwas hatte. So war sie schon immer gewesen. Wer sie halten wollte, musste es sich auch leisten wollen. Streitthema wurde, als sie mit anderen Sachen ankam, kurzen Kleidern, die Chas zum ersten Mal sah – weil auch, wenn er lieber ihre Gesundheit noch ein wenig Vorschob, sie müsste sich schonen, arbeitete Summer mittlerweile wieder als Escort. Chas war manchmal lange weg, er hatte Dinge zu erledigen und sie würde sich nicht damit arrangieren können, ewig zu warten und sie würde nicht aushalten, Abhängig zu sein. Er wusste das. Manchmal koolidierte es dann, wenn sie triumphal Grinsend von einem Date kam, weil der Mann fast gewinselt hätte, dass sie doch mit zu ihm käme. Wenigstens konnte Chas sich Sicher sein, dass sie das nicht im geringsten Interessierte, Sicher nicht auf die Art und Weise. Weil sie noch keine festen Kunden hatte und ohne Agentur ihr Glück versuchte, räumte sie ihm auch ein, die Männer überprüfen zu lassen – ganz Besonders, weil ihr alter Chef noch immer eher unberechenbar war, als die weiße Fahne zu schwenken. Das alles war noch... so undefiniert bei den beiden aber doch so klar, was gerade Chas nicht haben konnte aber irgendwie Funktionierte es zu perfekt, um es mit Druck doch wieder zerbrechen zu lassen. Zum Beispiel hielt sie ihn gänzlich aus den Aktivitäten ihrer Freunde heraus, sie hatte Angst, einem von ihnen würde durch ihn erneut etwas passieren. Das musste neu Verhandelt werden. Es gab aber auch diese Abende wie heute, wo sie entspannt aus dem Bad kam, mit einem langen Shirt und sich gerade mit einer Flasche Wein auf dem Sofa einfinden wollte. So ekelhaft normal. Sollte es aber nicht bleiben, denn Chas brachte ein Häufchen Elend mit sich. Das war seine Schwester, sie ahnte das, von seinen Erzählungen und... wenig später auch von ihrem Verhalten. Huch? Das Mädchen kuschelte sich an sie und Instinktiv strich sie Haily durch die blonden Haare. Kilian hatte sie damals gebeten, Lahja bei ihren Esstörungen zu helfen und auch wenn sie das gerne tat, Summer war doch nicht für sowas gemacht. Zumindest, bis sie Erfuhr, was Haily geschehen war und ab da... wurde alles ganz anders. Summer wusste noch zu genau, was sie sich damals gewünscht hatte, bei dem Missbrauch ihres Vaters und stillschweigend war sie für Haily da. Sprach ihr zu, was sie wollte – nickte meistens nur, wenn ein Redeschwall der Gedanken sie verließ und statt mit Chas im Bett zu schlafen, bannte sie ihn auf das Sofa und nahm mit seiner Schwester das Bett ein. Je nach Wunsch sah sie Filme mit ihr – von den traurigsten bis zu den lustigsten. Legte sich hinter sie, wenn sie schlief – wartete, bis der Atem flach und ruhig wurde, eher sie Ruhe fand. Chas entlastete sie damit aber das war nicht ihr Beweggrund, Summer stand schon immer für Familie und Freunde ein und auch wenn die beiden sich nicht als Partner sahen, so bewies das hier etwas anderes. Als Haily dann begann zu Träumen, mit Hilfe eines Tees, schlich sie sich ins Wohnzimmer und winkte Chas zu sich herüber, der auf dem Sofa lag. Summer hatte die Tür aufgelassen, um zu sehen, wenn seine Schwester schlecht Träumen würde oder aufschrecken, dass sie dann sofort zur Stelle war. „ Du... du musst Aiden helfen, er fehlt ihr schrecklich und er könnte ihr wirklich helfen. Kannst du... kannst du etwas tun? Sei es nur ein guter Anwalt? Kennst du in dem Gefängnis jemanden, dass sie sich wenigstens sehen können, ohne an einem Tisch gegenüber sitzen zu müssen?“ Wispernd teilte sie ihre Ideen mit. „ Sie wird... abhauen, wenn sie den Schock überwunden hat. Glaube ich und ich weiß nicht wohin. Wenn es ihr schlecht ging, ist sie immer weg gelaufen, kann das sein? Ich... Matt und Maddi sind in Flitterwochen, das zweite Mal, ich würde sie zu Matt schicken, wenn du mich lässt. Alles ist besser, als wenn sie alleine los zieht...“ Das wäre Sicher auch mal für Chas nicht leicht, ausgerechnet Matt seine Schwester anzuvertrauen. " Wie... wie geht es dir... damit?" Summer wusste nicht, ob er darüber Reden wollte oder nicht aber immerhin war Chris einer seiner Männer gewesen, Chas würde es nicht zugeben aber sie spürte doch, wie er Haily ansah und wie viel Zorn und wie viel Leid da war - oder? Scheiße, wieso ließ er sich denn nie in die Karten sehen. " Ich will, dass du mit mir darüber redest, Chas." Na wenigstens konnte sie ihm noch so mahnend und fest in die Augen sehen. RE: GEFÄNGNIS - Haily Stone - 03.07.2016 23:28 Chas tat ihr wirklich einen riesen Gefallen damit, dass sie Aiden noch einmal sehen durfte. Ohne den Tisch, ohne das sie ihn nicht Berühren durfte und das sie ihm einfach nur gegenüber sitzen musste. Das war nicht Haily und das brach ihr das Herz, anders sein zu müssen. Sie war immer gerne sie selber – auch wenn sich das seid gestern unheimlich schwer anfühlte. Das Mädchen fühlte sich in seinem Körper komisch, es mochte ihn kaum noch ansehen und sie war so durcheinander, dass sie jemand angefasst hatte, als sie gar nicht bei sich war. Als sie es nicht verhindern konnte, nicht nein sagen, es hatte sich einfach jemand anderes diese Macht genommen und das war so falsch. Mit Chris geschlafen zu haben, war falsch – sie hatte keine Gefühle für ihn gehabt, sie fand ihn unheimlich, er war der Papa ihrer besten Freundin, viel zu alt für sie und sie hatte sich in seiner Nähe nicht gut gefühlt und dennoch... dennoch war er ihr so nahe gekommen. In der Nacht hatte sie sich deswegen noch ein paar Mal übergeben, wobei Summer ihr liebevoll die Haare gehalten hatte, sie danach wieder mit ihren Armen umschloss und für Haily da war. Sie kannte die Frau nicht mal, sie wusste nicht einmal, dass es da eine Frau in Chas Leben gab – eine sehr gute Freundin von Matt, wie sie auch noch Erfuhr. Doch egal, wie lange sie Summer nun kannte, als sie ging, drückte sie sich feste an sie – und als sie im Wagen saß, nuschelte sie ihrem großen Bruder auch zu, dass sie Summer mochte und das er sie nicht verschrecken sollte. Viel mehr sagte Haily auf dem Weg nicht, sie war aufgeregt und noch immer zu durcheinander, um in Plapperlaune zu sein. Nein, lieber konzentrierte sie sich, Aiden wieder zu sehen und als sie endlich zu ihm durfte, ging sie auch nur schnell und strikt auf ihn zu, um sich wie eine Klette an ihn zu schmiegen. Wie er das kannte. Wie sie immer war. Als er dann Luft holte, sie spürte, wie sich seine Bauchdecke hob, schüttelte sie nur eifrig und unwillig den Kopf. „ Ich mag nicht Reden, lass... lass mich einfach etwas bei dir sein. Ich... bin noch zu durcheinander, wie... wie als ich abgehauen bin... in dem Hippie Bus. Ich... ich werde noch zu Ruhe kommen und mich sortieren, dafür gehe... gehe ich eine Weile weg, also... nicht Reden. Nur kuscheln. Chas... Chas macht alles, um dir zu Helfen, okay? Ich komme wieder, ich hab es dir Versprochen, wenn es nicht so ist, dann sag ich es dir aber... gerade will ich das alles nur schön ist. Das ist es... so... hier...“ Einfach nur in seinen Armen und weil wohl niemand ihr einen Wunsch abschlagen konnte, tat auch Aiden das nicht. Er murrte nicht, als sie ihn, ohne ihn los zu lassen – somit verdammt umständlich – zu dem Bett in seiner Zelle schob und als sie sich von der Seite an ihn heran schob, ihren Kopf an seiner Brust vergrub und einfach nur ein bisschen in der Vergangenheit träumen wollte. Die konnte sie sich leicht ausmalen, denn er war es, der bei ihr war, es war sein Duft um sie herum und das war gerade wie in ihren Träumen. In den guten und nicht wie in denen, die sie die Nacht immer wieder hatten aufschrecken lassen. Sie streichelte ihn, sie rieb ihre Nase an seiner Haut und als sie ging, schob sie ihm das Buch unter sein Kopfkissen, was sie von ihrer Reise, extra für ihn, mitgebracht hatte. Wenigstens sah Aiden, dass sie nicht vor Menschen an sich zurück schreckte – dass sie vor ihm keine Angst hatte und ab und an, da schien ihr Gesicht auch so friedlich und entspannt an seiner Brust, als wäre nichts passiert und Aiden bekam einen Eindruck, wie gut er Haily tun konnte. Das er es schaffte, gut und nicht immer nur schlecht für die Menschen zu sein – wenn auch deswegen eventuell der Abschied umso härter wurde. Haily mochte sowas nicht, sie drückte sich in der Regel vor diesem Verabschieden aber diesesmal ging das nicht aber sie gestaltete es kurt und schmerzlos. Lieber reizte sie, wie immer, nur die schöne Zeit gemeinsam aus. Natürlich war das nicht die Heilung allen übels. Bei Haily war das auch gar nicht so einfach, statt von Anfang an damit umzugehen, was ihr passiert war - schockierte sie das sekündlich nur mehr. Es breitete sich immer und immer wieder ein neues Unwohlsein in ihr aus und je weniger antworten Sie auf fragen in ihrem Kopf fand, desto penetranter und schmerzhafter wurden sie. Wenn Summer und Chas es ihr nicht ermöglicht hätten, zu Matt zu flüchten, wäre sie wohl in den nächsten Nächten mal wieder spurlos abhanden gekommen. So brachte ihr großer Bruder sie zum Bus und als er sie in den arm schloss , da konnte sie ganz genau fühlen, wie er mit ihr litt. Sie wollte das nicht, sie wollte niemand das leid in sich zumuten aber auf einmal wurde sie auch wieder zu dem kleinen Mädchen. Das, was sich immer hinter ihm versteckt hatte, wenn die Welt blöd zu ihr war und innig grub sie ihre Nase an seiner Brust. " Danke - es ist... ist schön das du da bist." Erstmals ganz ohne gemischte Gefühle, seid die Geschwister wieder zueinander gefunden hatten. Noah würde verstehen, dass sie weg musste um sich zu finden - er hatte gesehen, wie wenig sie noch sie selbst gewesen war. Sie wollte ihn so auch nicht damit belasten, was sie über den Hintergrund der Tat erfahren hatte, es machte ihr doch nur noch mehr das Herz schwer, wenn es dem geliebten Menschen um sich herum auch noch schlecht ging. Nein, sie brauchte Kraft und positive Energie um den Kampf in sich zu führen. Es war nicht nur hailys Ansicht, die bröckelte sondern ihr Körper. Ihr Tempel. Ihr Zuhause. Das war so desolat und angegriffen durch Chris tat, es blieb zu hoffen, ob sie sich an ihrem liebsten rückzugsort wieder gut fühlen konnte. Ganz anders als erwartet entwickelte haily dafü4 aber tatsächlich den Willen zu kämpfen. Sie war es sich - und niemand anderem - schuldig. |