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RE: KRANKENHAUS - Ava Nolan - 17.10.2016 00:29

Als er offenbarte, wie es Enden würde, wenn sie 0190er Nummern bediente, konnte sie nicht anders als den Kopf auf dem Kissen zu betten und leise zu Lachen. „ Du bist ein verfluchter Charmeur! Du weißt immer, was du sagen musst, damit eine Frau sich besser fühlt.“ Zart zog sie an Zac´s Ohrläppchen, wie man das bei einem frechen Jungen tun würde aber damit er auch Verstand, was sie wirklich damit meinte, ergriff sie danach seine Hand, um ihm einen kurzen Kuss auf die Rückseite seine Finger zu geben. „ Ich hätte dir eher sagen sollen, was in den letzten Wochen los war – ich hatte ganz vergessen, dass genau das einer der Gründe war, warum ich mich so in dich verliebt habe.“ Und ließ ihn dann los, damit sich seine Hand wieder auf ihren Bauch legen konnte. Diesmal verweilte auf ihrem Gesicht auch ein Lächeln statt nur der Skepsis. Bewusst ließ sie das Thema über ihre Eltern unter den Tisch fallen, es würde früh genug wieder auftauchen und ihr Angst machen. Das war ihr dank der Ärztin nun klar. Weil die Leichtigkeit sich so schön um sie gelegt hatte und Ava spürte, es war einfacher für sie, dann offen zu Sprechen, hob sie die Schultern etwas an und Grinste. „ Also eben auf der Kirmes bin ich vielleicht etwas... vorgeprescht in meinen Gedanken. Ich dachte, ich gehe dir nur auf die Nerven und mit meinem mäkeln an mir und meinen Launen, würde ich dich von mir weg treiben und du würdest dadurch auch selbst erst sehen, wie... sich mein Körper verändert und was du vermisst. Dann suchst du dir – in der Hormonell überforderten Kopf-Bühne einer Schwangeren wohlgemerkt – jemand straffes und ich sitze da, mit Unterhalszahlung und einem Kind, das mich fragt, warum du mich nicht mehr willst und Nachts reibe ich dann meine Schwangerschaftsstreifen mit Öl ein, obwohl das nichts bringt und meine Ma sitzt daneben, nur um dauernd zu sagen, sie hätte es doch gewusst.“ Das klang so krass und so weit von dem Weg, was Zac war und wie er sie behandelte aber ja, genau jetzt kamen die Verlustängste in ihr hoch. „ Also Glaube ich... das ich... ich habe schon Angst das du das nicht schön findest.“ Sie sah zweifelnd auf zu ihm. „ Ich Glaube, also... ich könnte mich daran gewöhnen, ich habe viel mehr Angst vor den Rückenschmerzen als vor einem Kugelbauch. Ich lese auch andauernd Tipps im Internet, die Helfen sollen, damit sich danach alles wieder wie Vorher anfühlt und ich Glaube das kann auch klappen aber du vergisst dann ja trotzdem nicht... wie ich ausgesehen habe und ja... ich Glaube nicht, dass es die Fantasie von vielen Männern ist...“ Wenigstens zwang Ava sich erneut zu einem Lächeln und legte die Hände auf ihre Brüste. „ Auch wenn so ein Körbchen mehr mal ganz nett ist – und ich dich warne, weil bald sind die auch unfassbar empfindlich...“ erneut hob sie den Blick in seine Augen, endlich wieder mit etwas mehr Vertrauen. „ Naja ich Glaube, danach sollten wir wirklich Telefon-Sex haben, weil Ja, ich habe Angst das du mich nicht mehr attraktiv findest – deswegen auch die Panik seid es dir im Spiegel aufgefallen ist und du nicht nur ungläubig den Kopf schüttelst.“


RE: KRANKENHAUS - Zac William Coles - 18.10.2016 22:05

Diese Vorstellungen, die seine Verlobte sich im Kopf zurecht gesponnen hatte, waren für Zac so weit weg von der Realität, dass er ihr für ein paar Sekunden bloß ungläubig, mit großen Augen, ins Gesicht starrte. Für einen Moment zog er sogar in Erwägung, ob ihre Ängste wohlmöglich zu extrem waren, um sie noch als normal zu betiteln und ob die beiden sich vielleicht tatsächlich professionelle Hilfe suchen sollten, aber letztendlich hatte sie auch Recht: Ihre Hormone spielten verrückt, Ava war durcheinander und er hatte sich zu wenig Zeit für sie genommen. Dinge in ihr veränderten sich und ja, wahrscheinlich war es sogar wirklich keine Seltenheit, dass Schwangere sich früher oder später mit solchen Sorgen auseinander setzen mussten. Für Zac lag das Problem jedoch viel eher darin, dass seine Freundin so lange gewartet hatte, um mit ihm darüber zu sprechen. Es fühlte sich so an als hätten die beiden sich in den letzten Wochen emotional voneinander distanziert und das bereitete ihm viel mehr Bedenken, als ein paar Schwangerschaftsstreifen oder unförmige Brüste. "Okay, also erstens: Ava, ich werde dich niemals verlassen, weil dein Körper sich verändert. Niemals. Und ich weiß grad auch nicht, ob ich vielleicht bockig sein soll, weil dein Kopf sich solche dummen Vorstellungen zusammen reimt, aber- okay. Hormone." Zac zog seine Augenbrauen an und unterdrückte ein schwaches Lächeln, ehe er sich mit einem tiefen Seufzen wieder auf die Seite neben seine Verlobte legte und seine Hand langsam, zärtlich über ihren Bauch bewegte. "Es ist mir egal wie viele Schwangerschaftsstreifen du hast, Ava, oder wo deine Haut möglicherweise irgendwann hängt. Wie attraktiv ich dich finde hat einfach so unfassbar wenig damit zutun wie du aussiehst. Ja, okay, als wir uns kennen gelernt haben bin ich hauptsächlich mit dir ausgegangen, weil du nicht ganz übel anzusehen bist. Und als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben, war das vielleicht auch nicht ganz unwichtig, aber dass ich dich liebe, dass ich dich heiraten und mit dir unser Kind bekommen möchte, das hat absolut gar nichts - überhaupt nichts - mit deinem flachen Bauch oder deiner straffen Haut zutun. Ehrlich. Ich verspreche dir hiermit hoch und heilig, dass ich jeden noch so großen Schwangerschaftsstreifen auf deiner Haut genauso lieben werde wie den Rest von dir." Wieder hoben sich seine Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln, ehe er den Blick an ihrem Körper hinab senkte und beobachtete wie sich seine Finger liebevoll über ihre noch glatte Haut bewegten. "Ich hab viel mehr Angst davor, dass wir uns vom Kopf her voneinander entfernen. Ich meine- wenn du dir jetzt schon ausmalst wann ich dich weshalb verlasse und dir solche Gedanken darum machst, dass du dich abhungerst, um das zu verhindern, dann ist das meiner Meinung nach viel eher ein Problem für uns, als deine Haut. Lass uns versuchen, dass es nicht dazu kommt, ja?" Vorsichtig lehnte Zac sich nach vorne, küsste zart Avas Schulter und bewegte gleichzeitig seine Hand an ihrem Körper hinauf, über ihre Brüste, bis an ihren Hals, um seine Verlobte noch einmal sanft an sich zu ziehen und seine Lippen auf ihre zu drücken. Zärtlich und lange, bis er mit einem schwachen, ironischen Lächeln den Kuss unterbrach und langsam den Kopf schüttelte. "Wehe wir kommen irgendwann an den Punkt, an dem du lieber Telefonsex mit mir hast, als richtigen Sex, weil du Angst hast, dass irgendetwas an deinem Körper mich dazu bringen könnte dich nicht mehr zu lieben. Nicht, dass deine Stimme nicht schön wäre, aber ich mag Sex mit dir. Mit anfassen und so. Darauf will ich nicht verzichten."


RE: KRANKENHAUS - Ava Nolan - 18.10.2016 23:39

Was Zac da zu ihr sagte, wie sich die Gefühle von ihm Entwickelt hatten, ließ sie sogar richtig warm erschaudern. Er meinte das Ernst. Er hatte sich nicht in ihre Optik verliebt und sie war doch sonst nicht so? Sie Zweifelte sonst nicht so an sich und war eine Selbstbewusste Frau, sie wusste das eigentlich auch aber Momentan spielten ihr ihre eigenen Gedanken viel zu oft einen Streich. „ Ich verspreche dir, dass ich daran arbeite... das ist alles einfach neu.“ Wisperte sie, während sie dabei entschuldigend in seine Augen sah. „ Eigentlich weiß ich das und eigentlich kann ich das auch immer ein wenig Steuern, wenn ich mal einen schlechten Tag habe aber im Moment sind die Sprünge von meinen Launen so unglaublich riesig und dann weiß ich nicht einmal wo das herkommt. Von nun an werde ich dich... das Wissen lassen, sowohl wenn es mir Angst macht als auch, wenn das passiert. Ich will es zumindest versuchen. Ich nehme dich mit zu der Ärztin und ich mach Karten von mir aus – mit Smileys. Von Lächeln über weinen bis hin zu Wütend und wenn du Verlangst, dass du Wissen magst, wie es mir geht, muss ich dir den zeigen, damit überbrücken wir eventuell auch eine Zeit wo ich das eigentlich nicht tun möchte. Mit dir reden – das ist doch zum Anfang eine Idee?“ Nun konnte Ava wenigstens wieder ein liebevolles Lächeln auf ihrem Gesicht sehen lassen, denn Zac´s Verlobte zeichnete sich nicht nur Charakterlich damit aus, Konflikte zu Lösen sondern auch immer kreativ Versuchte, eine Lösung zu finden. Die beiden hatten auf diese Art schon einige Diskussionen damit enden lassen, einen dieser Wege gemeinsam auszuarbeiten, bis beide damit zufrieden waren. Das war für die junge Frau so schön zu erleben, das fühlte sich danach an, wirklich nicht mehr alleine zu sein und einen echten Partner und Gegenpart in seinem Leben gefunden zu haben. Das hier war keine unbedachte Liebe, keiner der beiden wollte zulassen, dass der andere eine Schwäche so weit ausbauen konnte, dass es sie am Ende diese Beziehung kostete und deswegen waren sie und die Emotionen einander so wichtig. „ Es ist nicht schön, was da passiert ist aber ich finde... finde es zeigt ganz gut, dass wir gemeinsam besser sind als alleine.“ Damit drehte sie sich endlich zu ihm und schmiegte sich wieder enger an seinen Körper. Noch immer fühlte sich die Haut dort erhitzter an, wo er eben seine Finger hatte drüber wandern lassen, genauso die Stellen, wo sich die nackten Körper berührten, weil das Nachthemd noch immer bis zu ihrem Bauch hoch geschoben war, als sie ein Bein erneut über seine schob. „ Was sagst du dazu? Damit wir Telefonsex einfach ein kleines Abenteuer sein lassen können, machen wir etwas anders. Die Zeit, die du über deinen Zahlen verbringst, verbringe ich mit dir. Dann kann ich sehen, wie es aussieht und... ziehe mich nicht so Old School aus den Finanzen zurück.“ Sie Grinste, weil die beiden waren ganz automatisch auf einmal in Rollen gefallen, die es zuvor nicht gegeben hatte. „ Dafür kann ich dir Helfen und die Zeit, die du sparst, verbringst du dann mit mir, wenn ich mich über die Themen informiere, die mir zu schaffen machen? Hätten wir... das getan, dann wüsstest du, wie viel Sorge mir Kalorien gemacht haben und ich im Gegenzug, hätte mich gar nicht so weit von dir abkapseln können und wüsste, dass es eigentlich die ganze Zeit um ein Pony ging.“ Zärtlich rieb sie ihre Nase an seinem rauen Hals, während sie ganz leicht auflachte. „ Ich lerne endlich wieder in der Uni statt Sport zu treiben und... wir machen jeden Abend was, was uns auf... Eltern werden einstimmen könnte? Eine Stunde. Seelisch und Körperlich. Einen Gipsabdruck vom Bauch wegen mir, Namen suchen, eine Massage oder das erste Kuscheltier aussuchen, was ein Kind nie wieder in seinem Leben von der Seite lassen wird. Sonst machen wir was für uns, wir schreiben uns einen Liebesbrief oder... gucken nur den Lieblingsfilm des anderen und erfreuen uns mit ihm.“ Erneut Lachte sie leise auf, weil das so stumpf und klein klang aber sie ließ keine Verlegenheit darüber zu. Das durfte sie jetzt nicht. „Was hälst du davon?“ Erneut hob Ava den Blick in Zac´s Augen aber weil da auf einmal wieder diese Nähe so krass um die beiden schwebte, wartete sie nicht auf ein Wort aus seinem Mund sondern küsste ihn gefühlvoll und drückte ihre Nägel dabei behutsam an seinen Kieferknochen.


RE: KRANKENHAUS - Zac William Coles - 19.10.2016 13:16

Das hier, das war einer der Gründe, weshalb Zac sich so sicher war mit Ava alt werden zu wollen. In der Beziehung zu Nele war er über Jahre hinweg derjenige gewesen, der unheimlich viel Arbeit in sie beide investieren musste. Er musste sich Gedanken machen, um nicht nur ihre Partnerschaft, sondern auch sie selber am Leben zu halten, er war der aktive Teil, der arbeitende Teil, während sie hauptsächlich mit sich selber beschäftigt war. Er würde zwar niemals wagen ihr das zum Vorwurf zu machen, schließlich war das ein Symptom ihrer Krankheit und nichts, was wirklich in ihrer Verantwortung lag, aber diese Arbeit hatte ihn nachhaltig gezeichnet. Und auch in der kurzen Beziehung zu Lahja war es nicht anders gewesen, sie hatte immer eher gegen ihn gekämpft, als mit ihm zusammen. In schwierigen Situationen hatte sie sich vor ihm zurückgezogen und sofort das Handtuch geschmissen, anstatt sich auf das gemeinsame Ziel zu besinnen und gemeinsam mit ihm in diese Richtung zu gehen. Ava jedoch, sie war anders. Sie war genauso bodenständig und aufrichtig wie Zac, die beiden wussten dank mehrerer gescheiterter Beziehungen, dass Liebe auch viel Engagement bedeutete, und sie waren beide bereit das auch zu geben. Sie waren bereit für das gemeinsame Ziel zu arbeiten und das machte Zac tief in seinem Herzen so glücklich und so stolz, dass sich ein warmes Gefühl durch ihn hindurch zog, als seine Verlobte so viele kleine Ideen aussprach. Das war richtig, das fühlte sich so richtig an, und obwohl die Hälfte davon trotzdem ein kurzes amüsiertes Lachen in ihm provozierte, zog er sie letztendlich doch an sich und küsste sie lange, gefühlvoll, intensiv. Das war so verdammt richtig. "Okay. Das alles. Okay." Mehr konnte er gar nicht sagen, ehe er schon wieder ihre Lippen mit seinen verschloss und auch erst wieder ein paar Zentimeter Distanz zwischen Ava und ihn brachten, als sein Gesicht schon fast schmerzte von den vielen Küssen. "Wir machen Karten. Und wir nehmen teil, an den Sorgen des jeweils anderen. Finanzen und die Dinge, die dir Angst machen. Das mit der Stunde am Abend, das finde ich auch gut, obwohl wir über den Namen gar nicht diskutieren müssen. Wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Zachary Junior. Und wenn es ein Mädchen wird- dann nennen wir sie auch Zachary Junior." Obwohl er versuchte es zu unterdrücken, verließ doch in leises Lachen seine Kehle. "Und Liebesbriefe, hm? Diese Briefe, die man dann in ein Kiste steckt, nach zwanzig Jahren wieder findet und gemeinsam in Erinnerungen schwelgt? Das klingt ziemlich verlockend. Genauso-" Er hätte noch stundenlang mit Ava über gemeinsame Pläne und gemeinsame Ideen reden können, aber ein Klopfen an der Tür ließ ihn verstummen und als eine Krankenschwester hineinkam und den beiden einen freundlichen, aber mahnenden Blick zuwarf, zog er sich mit einem tiefen Seufzen auch hörig von seiner Verlobten zurück. Er hatte die Besuchszeit sowieso schon viel zu lange ausgereizt und wenn Ava eins jetzt brauchte, dann war es Ruhe, deshalb stand er auch vorsichtig aus dem Bett auf und beugte sich von dort herab, um sie ein letztes Mal zärtlich zu küssen. "Ich komm morgen früh wieder. Bis dahin kannst du noch mehr Ideen sammeln, welche deiner Körperteile wir noch in Gips verewigen können." Noch einmal lachte er leise gegen ihre Lippen, beugte sich dann hinab, um auch ihren Bauch zu küssen und warf der Krankenschwester einen letzten entschuldigenden Blick zu, bevor er das Zimmer verließ.


RE: KRANKENHAUS - Ava Nolan - 06.11.2016 21:27

Auch Ava hatte mit allen möglichen Emotionen zu Kämpfen in den nächsten Tagen. Sie war wütend, enttäuscht und traurig. In der Beziehung zu Zac hatte sie so viel gutes gefunden, in ihm hatte sie so viel gesehen, was vorher nie da war. Nicht umsonst hatte sie sich auch für ein ganzes Leben mit ihm Entschieden und nun? Nun Zweifelte sie an ihrer Entscheidung aber sie Zweifelte genauso auch an sich. Vielleicht war es ihr Fehler? Vielleicht waren diese Kämpfe etwas, was sie ihm nicht hätte verbieten und weg nehmen dürfen? Nur wieso – wieso verdammt – war er nicht zu ihr gekommen um mit ihr zu Reden? Natürlich war die Lebenssituation schwer und diese Schwangerschaft und die Depressionen auch für ihn unfassbar hart zu durchleben aber wann hatten sie aufgehört, an ihrer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit festzuhalten, die sie in ihren Augen so auszeichnete. Die diese Beziehung von so vielen gescheiterten unterschied. Oder hatte sie sich da in etwas verrannt? War es einfach so, dass es diese offene Ehrlichkeit einfach auf der Welt nicht gab? Vor einigen Monaten noch war sie es gewesen, die Zac ausgeschlossen hatte. Ava hatte aber auch Ängste, was in ihrem Verlobten schlummerte. Was sie nicht nur für sich abwägen musste sondern auch für das gemeinsame Kind in ihrem Bauch. Hatte er sich unter Kontrolle? Wenn er diese Gewaltexzesse so brauchte? Noch immer hatte sie das Bild seines malträtierten Gesichtes vor ihrem inneren Auge und fragte sich, was sie ihrer Tochter sagen sollte, wenn ihr Vater so heim kam? Diese Bedenken waren es und die Furcht davor, schwach zu werden, wenn er hier an ihrem Bett stand, die sie dazu brachten, so hart zu bleiben, ihn nicht einmal zu sich zu lassen. Ihre Schmerzen und Sorgen nicht mit ihm zu teilen. Sie ließ Zac zwar ausrichten, dass es ihr und dem gemeinsamen Kind, den Umständen entsprechend, gut ging aber ansonsten raubte er ihr zu viel ihrer Kräfte. Der Verlobungsring war in der Schublade an ihrem Bett, in der Intensivstation hatte sie ihn ablegen müssen und bisher hatte sie ihn nicht wieder angesteckt. Dafür musste sie doch auch erst Wissen, was seine Exfreundin in der Geschichte zu suchen hatte und warum sie so viel mehr Wusste, als der Mensch, den es wirklich etwas anging – nämlich sie selbst.
Ava hatte darüber hinaus aber auch mit ganz anderen Ängsten zu Kämpfen, die ihr nun schon seid drei Tagen nur ermöglichten, kurze Zeit die Augen zu schließen, um Ruhe und Kräfte zu tanken. Sie war erst im siebten Monat und das Baby schien schon auf die Welt zu wollen, ohne bereit dafür zu sein. Schon die ganze Zeit über hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht aber jetzt waren da wieder diese Instinktiven Muttergefühle. Ihre Tochter war noch viel zu klein, zu schwach, den schützenden Bauch der Mutter zu verlassen und oft weinte Ava einfach verzweifelt über Stunden, wenn die Krämpfe in ihrem Bauch zu belastend und schmerzhaft wurden. Sie bettelte und flehte ihr Kind an, noch nicht auf die Welt zu kommen, besonders nicht in dieser Situation. Avas Mutter war bei Zac gewesen, in der gemeinsamen Wohnung, um ein paar Sachen für sie abzuholen und gab ihr bestes, sich zu kümmern aber sie war wie sie eben war. Egoistisch und verbittert. Ava wollte nicht hören, dass es so hatte kommen müssen und auch nicht, dass sie nun alleine war, wie Prophezeit. Ihr Vater kam mit Blumen vorbei aber wusste nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte und ging deshalb, nach zähen und quälend langen zehn Minuten schließlich wieder.
Heute war etwas anders, heute, als am späten Abend ihr Bauch erneut erzitterte, wusste Ava sofort, dass dies der Zeitpunkt war, an dem ihr Kind das Licht der Welt erblicken wollte. Hin- und Hergerissen lag sie in diesem Krankenbett und fragte oft gegen die Bettdecke, in Richtung ihrer Tochter, ob es das richtige war? Ob ihr Kind das wollte? Bis sie schließlich, unter qualvollen Schmerzen, nach dem Telefon griff und die Nummer ihres Verlobten, aus dem Kopf, auf den Ziffern drückte, Als Zac müde und ausgelaugt abnahm, erschauderte sie und fragte sich, ob das nicht ein großer Fehler war – und deswegen lieferte sie ihm und auch sich selbst – sofort die Rechtfertigung am Telefon. „ Zac... Zac, deine... Tochter kommt auf die Welt und ich... das kann ich dir nicht weg nehmen, egal... was da zwischen uns ist. Komm so schnell du kannst her, ich versuche durchzuhalten.“ Und damit war die Leitung Tod, weil Ava den Hörer aufgelegt hatte und bettete sich wieder in das Kissen. Die Beine hatte sie leicht angewinkelt und ihre Schultern drückten sich so hart in die Matratze, dass sich ein Hohlkreuz bildete. Die junge Frau schwitzte unter den Schmerzen aber ihre Tochter sollte nicht alleine sein, wenn sie das Licht der Welt erblickte. Weder ihre Mutter konnte sie sich vor ihrem inneren Auge mit ihrer Tochter auf dem Arm vorstellen, noch ihren Vater – ihre kleine Prinzessin sollte weder Vorwürfe noch die kalte Schulter erfahren, als erstes auf dieser Erde. Liebe, sie wollte das ihre Tochter die Liebe von ihrem Vater und sich erfuhr, egal, was da zwischen ihnen stand, sie wusste, Zac würde sein Kind lieben. Wenigstens etwas, was sie nicht anzweifelte. So wie es ihr die letzten Tage ergangen war, war sie nicht mal Sicher, ob sie selbst Stark genug war, die Schwangerschaft unbeschadet zu überstehen und das war noch ein Grund mehr, warum sie ihren Verlobten hier her bestellte. Auch wenn ihr ganz komisch wurde, als sie leicht verschwommen sah, was noch immer sein Gesicht zeichnete, war sie erleichtert. Er war da und sie musste sich nicht mehr anstrengen, die Geburt aufzuhalten, nicht zu schreien, um die Schwestern nicht auf sich Aufmerksam zu machen, Ava konnte sich endlich auf die Geburt einlassen und deswegen sagte sie auch erleichtert, ganz heiser und mit ihren, bereits kalkweißen Fingern in das Polster verkrallt. „ Du bist da.“


RE: KRANKENHAUS - Zac William Coles - 07.11.2016 19:50

Das Schlimmste war für Zac zweifellos die Unsicherheit. Er verstand, weshalb Ava wütend auf ihn war, warum sie nicht mit ihm reden, ihn nicht sehen wollte, und er verstand auch, weshalb sie ihn von der gemeinsamen Tochter fern hielt. Er verstand die Ängste, die ihr jetzt durch den Kopf gehen müssten, denn dieses Umfeld, in dem er sich dort aufgehalten hatte - diese animalischen Kämpfe, die brüllenden Zuschauer - das war ein Ort, an dem er selber sein Kind niemals sehen wollte. Er würde die Kleine nie dorthin mitnehmen, er würde ihr nie jemanden vorstellen, den er daher kannte, und er wollte auch diesen Teil seines Lebens nie mit ihr teilen. Zac war bewusst, dass Ava ihn nicht ignorierte, um ihn zu strafen oder um ihre Wut auf die Art auszuleben, sie ignorierte ihn, weil ihr Instinkt gar nichts anderes zuließ, als Gefahr von ihrer Tochter fernzuhalten. Und ob er wollte oder nicht, genau das symbolisierte er gerade für seine Verlobte. Sie hatte ihn dort gesehen, im Keller, mit gespannten Muskeln, blutüberströmt, verschwitzt, auf einen fremden Mann einprügelnd. Sie war Zeuge von einem Teil seines Lebens geworden, den er selber mehr als alles andere hasste. Er akzeptierte zwar mittlerweile, dass diese Zerstörungswut in ihm steckte, aber seit Jahren versuchte er doch schon dagegen zu arbeiten, er versuchte Alternativen zu finden, sich anderweitig auszulasten, aber manchmal- manchmal funktionierte das nicht wie erhofft. Manchmal blieb ihm keine andere Wahl, als das alles aus sich herauszulassen. Manchmal konnte er einfach nicht anders. Diese Kämpfe waren kein Hobby von ihm, er tat das nicht aus Spaß oder weil es ihm gefiel, sondern weil es einfach nicht anders ging. Wenn er vermeiden wollte erneut zu einer tickenden Zeitbombe zu werden, wie damals als Jugendlicher, dann brauchte er das. Dann musste er das tun. Und vielleicht, ja, vielleicht hätte Zac das alles schon viel eher mit Ava teilen müssen. Vielleicht hätte er sich nicht blind darauf verlassen dürfen, dass sie sein Leben besser machen konnte und dass er mit ihr an seiner Seite nie wieder an die Grenzen seiner Belastbarkeit kommen würde. Damals, bei dem gemeinsamen Kennenlernen, hatte er zwar mit ihr geteilt, dass es diese Seite in ihm gab, er hatte auch versucht es ihr zu erklären, aber Zac konnte sich selber auch nichts vormachen: Er war so verliebt in Ava gewesen und wahrscheinlich hatte er, aus Angst sie zu verlieren, die Wirklichkeit herunter gespielt. Körperliche Gewalt beängstigte sie, er wusste das, und deshalb hatte er nie ausgeführt wie brutal diese Kämpfe tatsächlich waren oder ihr detailliert von seiner Vergangenheit berichtet. Nicht so, wie er es hätte tun müssen, um sie auf das vorzubereiten, was Ava vor ein paar Tagen gesehen hatte, in diesem dunklen, stickigen Kellerraum. Die schreienden Männer, die Brutalität, die Härte, das Blut, das würde sie noch nachhaltig schockieren und Zac konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Er war Schuld daran, dass er jeden Abend alleine in der gemeinsamen Wohnung saß, während seine Verlobte darum kämpfte ihr Kind am Leben und in ihrem Bauch zu erhalten, ohne seine Hilfe anzunehmen. Das hatte er sich selber zuzuschreiben und das Schlimmste daran war, dass er nicht einmal etwas tun konnte, um diesem Stress entgegen zu wirken. Sein Körper war noch immer viel zu geschwächt von dem Kampf, seine Prellungen schmerzten bei jeder Bewegung, er brauchte jetzt Ruhe, er musste sich selber die Chance geben wieder zu heilen, und das verhinderte auch, dass er - wie sonst immer - die Belastung beim Training abbauen konnte. Stattdessen war er allein, unruhig und das, verbunden mit der Ablehnung seiner Verlobten und den ständigen Ängsten, erschöpfte ihn so sehr, dass man die Müdigkeit deutlich in seiner Stimme hören konnte, als er an diesem späten Abend den Hörer abnahm, ohne darauf vorbereitet zu sein, was ihn dort in der Leitung erwartete. Ava. Das Kind, seine Tochter. Sie kam zur Welt. Jetzt. Noch bevor er recht realisieren konnte, was hier gerade geschah, hatte seine Verlobte das Telefonat schon wieder unterbrochen, aber aus Instinkt griff er augenblicklich, so schnell er konnte nach seiner Jacke und seinen Schuhen. Es war aber doch noch nicht so weit, verdammt. Ihr Kind war doch gerade erst sieben Monate alt, es durfte noch nicht auf die Welt kommen. Oder? Durfte es das? Hatte Ava in den letzten Tagen schon gewusst, dass es dazu kommen würde? Hatte sie sich auf eine Frühgeburt vorbereitet? Und die Ärzte? Wie standen die Chancen für so ein junges Baby? Konnte es überleben? Würde es Schäden davon tragen? Wenn ja, was dann? Was, wenn seine Tochter nie ganz gesund werden würde, wegen dem Stress, für den Zac verantwortlich war? Was, wenn etwas schief ging? Würde etwas schief gehen? Wie standen die Chancen? Er fühlte sich so uninformiert, so gänzlich hilfslos, versuchte sich im Kopf an all die Bücher zu erinnern, die er gelesen hatte, und aus seinem Gedächtnis die prozentualen Studien herauszufischen, die sich mit Frühgeburten beschäftigten, aber da war nichts. Zac konnte keinen klaren Gedanken fassen, er stand völlig neben sich, Ängste breiteten sich in ihm aus, Sorgen drückten ihm so schwer auf die Brust, dass er im Taxi, auf dem Weg zum Krankenhaus, kaum Luft bekam. Und das sollte sich auch nurmehr verstärken, als er so schnell wie er konnte durch die Flure des Krankenhauses rannte und atemlos in das Zimmer von Ava stürzte. "Nein nein nein nein nein", wiederholte er in Endlosschleife, immer wieder, während er mitansehen musste wie sie sich unter Schmerzen krümmte. "Es ist noch- zu früh. Es ist doch noch- viel zu früh." Und trotzdem tat er aus Instinkt genau das, was seine Verlobte jetzt brauchte, indem er auf das Bett zuging und ihre verkrampften Finger so fest in seine Hand schloss wie er konnte. "Ich bin da. Ich bin da. Es tut mir so Leid, Ava, es-- HILFE! WIR BRAUCHEN HILFE HIER DRIN! -- Es tut mir Leid, ich bin hier." Seine andere, bebende Hand legte er auf ihren Kopf, streichelte so sanft durch ihre verschwitzten Haare, als hätte diese andere, brutale Version von ihm nie gegeben. "Du schaffst das, okay? Wir schaffen das. Es tut mir so Leid."


RE: KRANKENHAUS - Ava Nolan - 07.11.2016 23:11

Egal, was Ava gesehen hatte und was Zac ihr für eine Angst gemacht hatte, als er ihre Hand nahm, da dachte sie an den liebevollen Partner. Der sie Nächtelang in seinen Armen gehalten hatte, wenn ihr wieder alles zu viel wurde und die Tränen sie übermannt hatten. An seine sanfte Stimme, die verliebten Blicke, wie er über den Bauch von ihr gestreichelt und mit der kleinen Tochter kommuniziert hatte. Während sie die Augen zusammen kniff, ihre Nasenflügel vor Schmerz bebten, da war es so selbstverständlich, sich auf ihn zu verlassen und hilfesuchend seine Hand zu drücken. Ava hatte doch die ganze Zeit schon Angst gehabt vor diesem Tag, vor diesen Schmerzen und ob sie dem gewachsen war. Nichts und niemand konnte eine Frau darauf vorbereiten und es wurde einem vermittelt, dass Frauen schon genetisch dazu in der Lage waren, dass zu ertragen. Das eine Geburt etwas ganz natürliches war, spätestens wenn man sein Baby das erste Mal in den Armen halten könnte, würde sich das alles lohnen – aber noch war Ava nicht da angelangt. Noch wollte sie diese logischen Schlussfolgerungen nicht und auch nicht, sich sagen zu lassen, ihr Körper wäre dafür gemacht worden, diesem Schmerz standzuhalten. Niemand, verdammt, niemand in dieser scheiß Klinik, der nun an ihr Bett gestürmt kam, konnte doch Wissen, was sie ertragen konnte. Eventuell, wenn sie Glücklich wäre, wenn nicht so viele Sorgen und Ängste in ihrem Herzen verankert wären, dann hätte sie dem vielleicht gelassener gegenüber gestanden aber jetzt? Jetzt fühlte sie sich eben so wenig bereit dafür, wie es ihr Baby doch war. Wenn sie ihren Verlobten anschaute, dann wurde ihr ganz anders, weil es nun nicht mehr nur die frischen Wunden in seinem Gesicht gab sondern auch diese Haltung, er hatte Schmerzen, überall konnte sie die Prellungen in dunkel-lilanen Farben zwischen seinen Tattoos ausmachen und wenn es sie auch nicht beschäftigen durfte, wenn sie sich auf seine Worte besinnen sollte, konnte sie das nicht. Es passierte, was sie so befürchtet hatte, er lenkte sie ab. Diese Lüge belastete sie und nachdem die Schwester schon die Hebamme informierte und begann, sich um ihren körperlichen Zustand zu kümmern – presste sie die Frage zwischen ihren Lippen hervor, vor der sie so viel Angst hatte. Die nun Entscheiden würde, ob sie diesen Weg alleine ging oder nicht. „ Hast... Zac hast du... du mit deiner Exfreundin geschlafen?... Hattet... lief da etwas zwischen euch?... Oder mehr?“ In ihren Augen standen die Tränen und auf ihrer Stirn sammelten sich weiter die Schweißperlen und ihr Körper erzitterte immer wieder unschön unter animalischen, schmerzhaften Geräuschen aber solange ließ sie nicht zu, dass ihre Hand noch einmal so nach seiner Griff. Solange krallte sie die freie Hand in das Bettlaken und biss die Zähne zusammen. Irritiert hob die Schwester kurz ihren Blick, als sei das nicht der Ernst beider aber Ava gab erst nach, nachdem sie die Antwort gehört hatte. Danach gestand sie Zac erst zu, sie auf dem Weg zu begleiten.
Die ganze Schwangerschaft über war für die junge Frau nicht einfach gewesen, auch die Geburt sollte es nicht werden. Ihr Verlobter bekam einen Kittel, eine komische Haube, über die sie unter anderen Umständen sicher gescherzt hatten und die Ärzte waren sich unschlüssig, ob ein Kaiserschnitt nicht die vernünftige Lösung war aber auch wenn das hier die Hölle war, wollte Ava das nicht, sie wollte ihr Kind auf natürlichem Weg zur Welt bringen. Wenn es schon so früh auf die Welt kam, dann wollte sie da nicht auch noch als Mutter versagen. Die Ärzte folgten ihrem Wunsch aber sie gaben ihr auch zu verstehen, wenn es medizinisch Notwendig werden würde, dann müssten sie handeln und solange blieb ihnen nichts als warten. Ava dachte eben im Zimmer noch, sobald Zac vor Ort wäre, würde es ganz schnell gehen aber das war nicht so. Die Wehen kamen zwar schneller und auch danach fand sie keine Erholung aber es war kein durchgängiger Prozess und sie wurde dabei nicht mal in Frieden gelassen. Ihr Blutdruck war zu hoch, sie wurde nach dem Grad ihrer Schmerzen befragt, immer wieder wurde überprüft, ob das Baby richtig lag und sie konnte nichts tun als all das zuzulassen. Wenigstens blieb ihr eines, Zac nicht im Ungewissen zu lassen – auch wenn sie sich mit keinem Wort bei ihm für ihr Vorenthalten entschuldigte, er würde Wissen, warum sie ihn nicht hatte sehen wollen aber sie konnte ihm sagen, was ihr wichtig war.. Was sie sich für ihre Tochter wünschte. Wenn sie also nicht den Kopf in die Kissen drückte und die Adern an ihrem Hals durch das Schreien und die Anstrengung heraus traten, wenn sie nicht wimmernd und verzweifelt seine Hand umschloss und die Augenlider ebenso zusammen presste wie die Zahnreihen, sprach sie dünn und heiser, ausgelaugt und tonlos mit ihm. „ Wenn... wenn ich sie nicht zu mir ans Bett nehmen darf, dann musst du ihr sagen, wie sehr ich sie liebe, okay? Wenn... sie nicht alleine Atmen kann, dann musst du sie dazu ermutigen. Wir Zweifeln nicht daran, dass sie das schafft, okay? Sie kommt genau zur richtigen Zeit und... und auch wenn es ungeplant passiert, ist... ist sie genau richtig hier. Egal, was mit uns ist, wir lieben sie beide, als Eltern. Mama und Papa. Zac, versprich mir das, zeig mir, dass ich mich zumindest da nicht in dir getäuscht habe, bitte. Das es kein Fehler war, dich anzurufen. Nicht mir zu liebe, ihr zu liebe. Ich konnte mir niemanden Vorstellen, der sie liebevoller Empfangen kann, als du...“ Und sie legte ihre Hand auf den, bereits erneut erzitternden, Bauch. Ava und Zac müssten noch über das Reden, was passiert war und sie wusste nicht einmal, ob sie einen Weg finden würde, damit klar zu kommen aber wenn er ihr nun die Sicherheit gab, die sie brauchte, um ihr gemeinsames Kind nun auch auf die Welt bringen zu wollen, wäre das devinitiv unglaublich viel Wert. Davor hatte sie zugelassen, wie er ihr durch das Haar gestrichen hatte aber nach ihren Worten konnte Ava endlich auch ihren Kopf zur Seite drehen, sich gegen seine Handfläche schmiegen und kurz mit geschlossenen Augen die Luft tief in ihre Lungen ziehen. Sie konnte ihren Kraftverlust mit seiner Nähe überbrücken, weil auch wenn sie sich nicht Sicher war, was für sein Handeln verantwortlich war, Ava liebte Zac unheimlich. Er machte ihr Leben Tag für Tag ein wenig besser, auch in der Depression noch und er hatte sein Wort gehalten, er hatte sie nicht alleine gelassen. Er war jetzt hier. Wenn sie in den vergangenen oder folgenden Stunden davon sprach, aus purer Verzweiflung und Erschöpfung, dass sie es nicht schaffte, war er an ihrer Seite, um sie liebevoll vom Gegenteil zu Überzeugen und das gab ihr Hoffnung. Es gab ihr so viel mehr Halt als die Anweisungen der Schwestern, der Hebamme oder der Ärzte, denn Zac war doch der, der mit ihr Fühlte, wenn sie erneut einen Schrei von sich gab, ein brüllen, sich in dem Bett aufsetzte, weil das für sie dem Weg in die Hölle glich.


RE: KRANKENHAUS - Zac William Coles - 08.11.2016 12:50

Zacs Blick wirkte ebenso irritiert wie der von Avas Krankenschwester, als er seiner Verlobten in die rötlichen, mit Tränen gefüllten Augen sah, weil er diesem Aspekt in den vergangenen Tagen keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Er hatte sich viel eher auf dem Offensichtlichen festgebissen, darauf, was sie mitansehen musste, wie er sie an diesem Abend belogen hatte und was er für eine Gefahr auf einmal darstellte, aber nicht darauf, dass es Lahja gewesen war, der Ava in diesen Kellerraum folgen musste. Zac hatte nicht darüber nachgedacht, was seine Ex-Freundin wohl mit seiner Verlobten geteilt hatte oder wie schon allein ihre Anwesenheit auf sie wirken würde, doch weil er sich diesbezüglich nichts vorwerfen konnte und weil er Ava immer treu geblieben war, schüttelte er sofort energisch den Kopf. Seine Hand löste sich von ihrer, damit er seine Finger um ihr Gesicht legen und ihr direkt in die Augen sehen konnte, während er mit offenem, ehrlichem Blick ihre Vermutung von sich wies. "Nein! Nein, Ava, ich habe nicht mit ihr geschlafen. Da lief nichts, gar nichts, wir haben- sie hat nur mit mir trainiert. Mehr nicht. Das war alles." Ob die Sehnsüchte in ihm und die vielen langen Blicke, die an Lahja gerichtet waren, für seine Verlobte ähnlich verwerflich wären, wusste Zac nicht, aber das hier war weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, um über die Definition von Treue zu diskutieren. Und weil Ava die Antwort ihres Verlobten offensichtlich erleichterte, weil sie dadurch endlich zulassen konnte ihn bei sich haben zu wollen, beließ er es auch dabei, griff wieder fest nach ihrer Hand und nickte der Krankenschwester kurz zu, um ihr zu vermitteln, dass es losgehen konnte. Dass sie beide bereit waren, für das, was folgte.
In Wirklichkeit waren sie das aber nicht, keiner von ihnen. Trotz all der Bücher und all der Artikel konnte man sich nicht auf etwas wie eine Geburt vorbereiten, vor allem dann nicht, wenn sie viel früher eintrat, als geplant. Abgesehen davon, dass das Kind des Paares noch zu jung war und dass es für seine Gesundheit besser gewesen wäre noch ein paar Wochen im Bauch seiner Mutter heranzuwachsen, war doch auch anderweitig noch nichts bereit. Immer wieder ging Zac durch den Kopf, dass die beiden sich noch nicht einmal auf einen Namen für ihre Tochter geeinigt hatten. Sie hatten noch kein Kinderbett, noch keine Windeln besorgt. Noch nicht einmal ein Kuscheltier. Kleidung. So vieles war auch wegen Avas Depressionen auf der Strecke geblieben, wegen dieser gesamten Belastung der letzten Wochen. Sie hatten sich vorgenommen all diese Dinge zusammen zu tun, sich zusammen darum zu kümmern, aber dann doch nicht die Zeit oder die Motivation gefunden und jetzt saß er in einem Kittel mit einer Haube auf dem Kopf neben ihrem Bett, hielt ihre Hand so fest er konnte und versuchte ihr gut zuzureden, wenn Ava vor Schmerzen schrie. Ihr gemeinsames Kind würde jetzt auf die Welt kommen, egal ob sie schon dafür bereit waren oder nicht, und Zac, der ständig alles kontrollieren musste, blieb nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren und für sie beide fest daran zu glauben, dass sie das schaffen würden. Das war seine Aufgabe, diesen Part musste er übernehmen, während seine Verlobte unerträglich litt, weinte, schwitzte und immer wieder unter der Kraft ihres Körpers verzweifelte. Die wenigen, ruhigen Momente nutzte er dazwischen, um ihr tief in die Augen zu sehen, um liebevoll über ihre feuchte Haut zu streicheln, durch ihre Haare, und ihr Mut zu machen. "Sie kommt genau zur richtigen Zeit", wiederholte er leise, mit einem schweren Nicken, und drückte noch einmal sanft Avas Hand mit seinen Fingern. "Wir wollen sie hier, jetzt, und wir lieben sie. Wir beide. Egal, was kommt, wir sind für sie da und wir werden sie immer lieben. Wir lassen sie nie daran zweifeln, dass es so ist. Nicht eine Sekunde. Nichts ist wichtiger, als das." Weil Avas Körper erneut von einer starken Wehe durchzogen wurde und sie sich erneut vor Schmerz im Bett krümmte, hielt Zac ihre Hand nur noch fester. All das, was sie gerade durchstehen musste, das tat ihm so weh, dass es beinah so war als erlebte er das mit ihr. "Ich bin so stolz auf dich, Ava. Und ich liebe dich. Ich weiß, dass du daran zweifelst, aber ich liebe dich. Wirklich. Ich liebe uns. Also halt durch, okay? Atme mit mir." In den Schwangerschafts-Vorbereitungskursen, die sie gemeinsam besucht hatten, waren die Atemübungen mit das wichtigste gewesen, was es zu lernen gab. Und vor allem etwas, in der sich die Frau von ihrem Partner unterstützen lassen konnte, so wie Zac es jetzt versuchte, indem er Avas Blick auf sich lenkte und mit ihr gemeinsam, regelmäßig tief ein- und ausatmete.


RE: KRANKENHAUS - Ava Nolan - 08.11.2016 22:57

Ava war es tatsächlich nur darum gegangen, ob Zac sich körperlich auf seine Exfreundin eingelassen hatte oder nicht. Was er empfunden hatte, als er ihr über den Weg gelaufen war oder welche Sehnsüchte es in ihm erweckt hatte, wäre in der Lebenssituation der beiden nicht mal objektiv zu sehen. Auch ihr gingen bestimmte Szenarien und Gedanken durch den Kopf, wenn sie einem ihrer ehemaligen Partner über den Weg lief und das war nichts, was die Liebe zu Zac schmälern würde. Es waren einfach diese Gedanken, die man hatte, wenn man jemanden wiedersah, mit dem man einen Teil seines Lebens verbracht hatte. Es war ja auch nicht so, dass sie von ihm nichts über seine Vergangenheit wusste und so war es klar, dass in der Phase, in der er sich entschlossen hatte, diesen Kampf anzutreten, Lahja ein willkommener Gegenpart in seinem Leben war. Es hieß nicht, dass Ava ihrem Verlobten deswegen nun alles verzieh, dass sie nicht mit ihm noch darüber Reden wollte aber in diesem Augenblick bestätigte ihr das, er hatte sie nicht körperlich Betrogen. Das, wovor sie sich so lange schon fürchtete und weshalb sie sich fast um die Gesundheit des gemeinsamen Babys gehungert hatte, war nicht eingetreten.
Zac gab alles, um bei ihr zu sein, um sie zu Unterstützen, so gut es ging und das war auch gut und Notwendig. Konnten diese Schwestern, diese Hebamme, diese Ärzte sich eigentlich vorstellen, wie das für sie war? Sie lag mit geöffneten Beinen auf dem besonderen Bett – was so tief nach unten geneigt war, dass ihr Kopf höher lag als ihr Unterkörper. Ihr selbst war die Sicht durch ein Tuch genommen und immer wieder kam jemand, um ihren Unterleib zu untersuchen. Zu ertasten, wie das Baby gerade lag, wie weit sie schon war und dann hörte sie nicht mal etwas gutes? Für die Dauer der Wehen war der Muttermund nicht weit genug geöffnet, ihr Blutdruck war zu hoch, bald müssten sie an einen Kaiserschnitt denken. Immer wieder konnte Zac sehen, wie seine Verlobte litt, wie unangenehm diese gesamte Situation für sie war und wie sie kämpfte. Wie sie trotzdem mit ihm gemeinsam Atmete, seine Hand drückte um die Schmerzen auszuhalten, die Geburt voran zu bringen und dann doch wimmernd und enttäuscht zusammen zu sacken. Solange, bis doch etwas passierte, bis sich der Raum doch mit Aufregung füllte. Ihre Fruchtblase war geplatzt, Ava spürte das und endlich konnte man ein erleichtertes Lächeln auf ihrem Gesicht finden, wenn auch nur ganz klein und kurz. Ihre Muskeln zitterten müde und überanstrengt aber dennoch schaffte sie es, sich in dem Bett aufzurichten, immer und immer wieder, um doch zu Beweisen, dass Frauen auf diesen Moment Instinktiv vorbereitet waren. Das ihre Mutterliebe nun schon über jegliche, körperliche Grenze hinaus reichte, Sie Schrie nicht mehr, ihre Kehle war ganz rau und es kamen eher gequälte Laute aus ihrer Kehle aber nach einer weiteren, nervenzehrenden Stunde, verkündete der Arzt, dass die beiden nun Eltern wären.
Ava war körperlich so am Ende und die Ärzte sahen noch immer besorgt auf den Zustand von ihr und ihrem Baby, man verwehrte ihr also das wichtigste, das schönste, das Elementarste, nach so einer Geburt. Das Baby musste eilig von ihr getrennt, die Nabelschnur durchtrennt werden und der Säugling daraufhin untersucht werden, wie es um die Funktionen der eigenen Organe stand. Zac wurde darauf hingewiesen, seine Verlobte zu Beruhigen und sie zu Vernunft zu bringen. Er hatte schon während der ganzen Geburtenphase gezeigt, dass er eine ganz andere Wirkung auf sie hatte, als die Ärzte, denen sie eher Feindlich gestimmt war, weil sie doch alle nicht wussten, was in ihr passierte. Zac hingegen konnte sie verstehen, er würde für sie einstehen und Wissen, was richtig war. Als auch er ihr aber sagen musste, es wäre besser für die gemeinsame Tochter, von ihr getrennt zu bleiben, da verlor Ava all ihren Kampfeswillen. Sie durfte ihr Baby nicht halten, sie würden es ihr nicht in die Arme legen und sie kam sich so hilflos vor und sie kam sich ganz besonders so vor, als habe sie versagt. Die kleine war zu früh auf der Welt, sie musste von ihr getrennt werden, in einen Brutkasten, der die Aufgaben ihres Bauches übernahm und sie? Sie bekam lediglich ein Bändchen, dass sie mit ihrer Tochter über den Namen verband? Ganz abwesend sank sie in die Kissen, während die Mediziner alles taten, ihren Zustand zu verbessern. Dafür musste auch Zac den Raum verlassen und wurde darüber Aufgeklärt, dass es bei Ava zu einer Gestose gekommen war. Ihr Blutdruck blieb viel zu hoch, stieg sogar noch und diese Tatsache war Lebensbedrohlich. Das passierte öfter bei Müttern, die sehr jung waren – es handelte sich um ein Phänomen, wobei so eine medizinische, Lebensbedrohliche Situation, ganz unüblich, binnen drei Tagen wieder verschwinden konnte aber bis dahin war äußerste Vorsicht geboten. Besonders Infektionen oder irgendwas, was Ava schwächen könnte, könnte hier Tödlich enden. Also rieten sie dem frisch gebackenen Vater lieber, sich um seine Tochter zu kümmern. Zum Glück konnte sie ohne Hilfe Atmen und es schien, als wäre abgesehen von ihrer Körpergröße und einigen Kleinigkeiten, durch das zu frühe auf die Welt kommen, nichts in Mitleidenschaft gezogen worden. Damit das so blieb musste sie aber in dem Brutkasten bleiben. Die Schwestern ermutigten ihn dennoch dazu, sein Kind durch die Handschuhe an der Seite zu berühren und versicherten ihm, dass die kleine das spüren würde. Das der erste Kontakt, wenn auch so, unfassbar wichtig war.
Ava blieb das alles versagt, während sie die nächsten Stunden um ihr Leben kämpfte. Dies war jedoch auch etwas, was innerlich so viel in ihr anrichtete. Aus Schutz davor, den Lebenskampf hinzuschmeißen, schob sie die Gedanken an ihre Tochter so weit von sich, wie es nur ging und fühlte sich dementsprechend leer und kühl, als Zac erst nach knapp zehn Stunden, ihr Zimmer betreten durfte.


RE: KRANKENHAUS - Zac William Coles - 09.11.2016 18:17

All die Aufgaben, die Zac als Vater bei der Geburt übernehmen sollte, erledigte er trotz des ständigen Gefühls der Überforderung genau so wie seine Verlobte es von ihm brauchte. Wenn Ava seine Hand so fest drückte als würde ihr Leben davon abhängen, hielt er das nicht nur aus, sondern übte auch selber Druck auf ihre Finger aus. Er zeigte und sagte ihr durchgehend, dass er für sie da war. Er beruhigte sie, wenn sie panisch wurde, und motivierte sie, wenn sie kurz davor stand aufzugeben. Er litt mit ihr, er weinte mit ihr und als die gemeinsame Tochter nach zehrend langen schmerzhaften Stunden endlich geboren war, da freute er sich genauso wie ihre Mutter - da begann sein Herz auf einmal zu rasen, als er den kleinen Körper in den Armen der Hebamme erkannte - doch so wie bei Ava, hielt das auch bei Zac nur für einen viel zu kurzen Moment, ehe sich auf einmal die Dame von dem Paar abwandte und sein Blick sich dadurch veränderte. Warum legte man das kleine Mädchen nicht in die Arme seiner Verlobten? Warum schrie seine Tochter nicht nicht? Warum brachte man sie von ihnen weg und warum folgten gleich mehrere Leute, um das neugeborene Baby zu untersuchen? Zac war auf diesen Moment noch viel unvorbereiteter, als Ava. Er hatte in den letzten Tagen keine Gespräche mit den Ärzten führen können, er wusste nicht, was er zu erwarten und zu befürchten hatte. Ängste kamen auf einmal in ihm hoch, bei denen er sich nicht sicher sein konnte, ob sie berechtigt waren oder nicht, und obwohl die Hebamme in ruhigen, professionellen Worten noch einmal für das junge Paar erklärte, dass die Tochter von ihnen zu ein paar Untersuchungen gebracht und dann in einen Brustkasten gelegt werden würde, verstand er in diesem Moment trotzdem nicht, ob die Situation tatsächlich so gefährlich war wie sie klang. Nur aus Instinkt griff er schon wieder fest nach Avas Hand und versuchte beruhigend auf sie einzureden, aber in sich spürte er genau dieselbe Panik wie sie, genau dieselben Ängste, die Unsicherheit und die Hilflosigkeit. Es fühlte sich so an als hätten die beiden versagt, als Eltern, und als man Zac dann auch noch vor die Tür schob, weil der Pulsschlag seiner Verlobten sich einfach nicht beruhigen wollte, verlor er auf einmal all seine Kräfte. Er hatte sich noch nie zuvor so machtlos und ausgeliefert gefühlt wie in diesem Moment, als er gegenüber des Zimmers auf einen der Stühle sackte und den Oberkörper so weit nach vorne lehnte, dass sein Gesicht beinah seine Knie berührte. Nicht einmal nach schrecklichen Kämpfen, mit malträtierten, bewegungsunfähigen Gliedern, unzähligen Verletzungen und Prellungen, war sein Körper so erschöpft gewesen und obwohl eine Krankenschwester neben ihm Platz nahm und versuchte ihm in Ruhe zu erklären, was medizinisch mit Ava und mit der gemeinsamen Tochter geschah, brauchte er einfach diesen Moment, um wieder Kraft zu fassen. Er brauchte einen Moment, in dem er kurz vor den Tränen stand, in dem er all die Anspannung fallen lassen und selber verzweifeln konnte, bevor er sich langsam nickend wieder aufrichtete und die Rolle einnahm, die nicht nur andere, sondern auch sehr selber von sich erwartete: Die des starken, liebenden Vaters und des aufopferungsvollen, hilfsbereiten Verlobten. Das war jetzt seine Aufgabe, das musste er tun, während seine Tochter und seine Freundin um ihr Leben kämpften und wenn er das nicht schaffen würde, dann wäre er für den Job als Vater völlig ungeeignet.
Dennoch wirkte es eher mechanisch, als man ihn kurz darauf zu dem Raum brachte, in dem seine Tochter mit einigen anderen zu früh geborenen Babys nun erst einmal leben sollte, und auch, dass man ihm erklärte seinem Kind ging es den Umständen entsprechend gut, sie wies keine Anzeichen für Krankheiten auf, bekam er noch gar nicht recht mit. Er stand zu neben sich, sein Körper funktionierte noch nicht richtig, sein Kopf wechselte vor Sorge zwischen Ava und seiner Tochter, so lange, bis man ihn direkt an den gläsernen Kasten brachte und bis er dort zum ersten Mal in das wunderschöne, makellose, absolut perfekte Gesicht von seinem kleinen Mädchen sehen konnte. Wie bei jedem Frühgeborenen wirkte ihr Körper zu klein für den größer gewachsenen Kopf, ihre Brust zu breit für die winzigen Beine, aber Zac sah das alles gar nicht. Er sah nur dieses wunderschöne Kind, sein Kind, das in dieser Welt - und vor allem in diesem Kasten - unfassbar verloren wirkte. Er wollte seine Tochter so gerne in den Arm schließen, er wollte ihre Haut berühren und ihr sagen wie sehr er sie liebte, wie sehr auch ihre Mutter sie liebte, aber abgesehen davon, dass die Berührungen erst einmal ausschließlich mit dafür vorgesehenen Handschuhen stattfinden durften, war er in diesem Moment von seinen Emotionen auch so überwältigt, dass er kein Wort herausbrachte. Er hatte dieses kleine, unschuldige Lebewesen dort erschaffen, gemeinsam mit Ava. Sie hatten es auf diese Welt gebracht, in ihnen lag die Verantwortung für das Kind und in seinem Baby lag die Verantwortung für die Zukunft. Wie wäre sie wohl, wenn sie älter wurde? Welche Musik würde sie dann wohl hören? Wäre sie vernünftig? Oder rebellisch? Und, wichtiger als alles andere, wäre sie glücklich? Würde seine Tochter zu einer glücklichen jungen Frau heranwachsen? Zac würde alles dafür tun. Er würde alles daran setzen, dass dieses kleine Kind dort niemals an der Liebe seiner Eltern zweifeln müsste, dass es eine starke Familie hatte, die es in allem unterstützte, was es tun und sein wollte. Nichts war wichtiger, als das. Nichts war wichtiger, als seine kleine Tochter vor ihm, die sich hilflos bewegte, so als passe sie hier nicht hin. Als wolle sie viel lieber dorthin zurück, wo sie hergekommen war. Weich und warm war es dort und obwohl die Decke und dieser Brustkasten dasselbe Gefühl symbolisieren sollten, war es dennoch nicht dasselbe. Und auch die Hände ihres Vaters, die er jetzt ganz vorsichtig durch die Handschuhe in den Kasten schob und damit behutsam das kleine Kind berührte, waren nicht so schön wie der Bauch seiner Mutter. Schöner aber, als diese simple Decke. Und während Zac ganz langsam, ganz sachte seine Finger über die kleinen, rötlichen Wangen seiner Tochter zog, als er behutsam ihre winzigen Arme und den kleinen Bauch berührte, da glaubte er fast sein Baby würde sich ein wenig an ihn schmiegen.
Er war so gerührt, so überwältigt von seinen Gefühlen und dem Glück, das er gerade empfand, dass er die Zeit völlig vergaß, in der er hier stand, immer wieder zärtlich über die Haut seiner Tochter streichelte und leise mit ihr redete, ehe eine Krankenschwester auf ihn zukam, um ihn über Avas Zustand zu informieren. Sie sei gerade stabil, ihre Verfassung wäre aber noch immer kritisch und es würde mit Sicherheit noch etwas dauern, bis er zu ihr gehen könnte. Man wies ihm den Weg zur Cafeteria und bot ihm an in einem der Wartezimmer wieder Platz zu nehmen, dem gemeinsamen Kind würde ein wenig Schlaf und Ruhe sicher auch ganz gut tun, aber es fühlte sich völlig falsch an seine Tochter hier zurückzulassen. Er würde am liebsten nie wieder den Blick von ihr abwenden und für immer in ihrer Nähe bleiben, aber nach einer weiteren Viertelstunde zog er dann doch langsam, müde seine Hand aus dem Brutkasten und ließ schweren Herzens das kleine Kind dort zurück, während er langsam durch die Flure schlich, hin- und hergerissen zwischen der Angst um Ava und dem puren Glücksgefühl, das er empfand, wenn er an seine Tochter dachte. In den folgenden Stunden ging er noch mehrmals zu ihr - manchmal blieb er auch einfach nur vor dem Fenster zum Raum stehen und beobachtete sie lange -, er erkundigte sich regelmäßig voller Sorge nach Avas Zustand, er trank mindestens drei Tassen Tee, kontaktierte ein paar Freunde und Verwandte, unter anderem auch Lahja, und verbrachte verdammt viel Zeit damit angespannt auf einem der Stühle zu sitzen und einfach darauf zu warten, dass sich etwas tat. Erst als man ihm sagte, dass sich der Blutdruck seiner Verlobten gänzlich beruhigt hatte und dass er nun zu ihr gehen könnte, ließ diese Spannung endlich von ihm ab - es fühlte sich so an als könnte er nach einer Ewigkeit wieder frei atmen - und folgte dem Krankenpfleger bereitwillig zu Avas Zimmer, in das er, trotz der Erschöpfung aller, mit einem breiten, glücklichen, überwältigten Lächeln hinein ging, um ihre Hand direkt sanft, fest in seine zu schließen. "Sie ist perfekt, Ava. Sie ist- wunderschön. Ich hab ihr gesagt wie sehr wir sie lieben und dass wir- so froh sind sie bei uns zu haben." Zacs Stimme war ganz leise, nur ein Flüstern, während er seine andere Hand hob, um liebevoll, zärtlich über die Wange seiner Verlobten zu streicheln. "Wie geht es dir? Wie fühlst du dich? Haben die Ärzte dir schon irgendwas gesagt? Ob und wann du hier raus kannst? Ich kann einen Rollstuhl besorgen, wenn das geht, und dann bring ich dich zu ihr. Du musst sie sehen, sie wird- diese Welt verändern. Das wird sie wirklich."