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RE: HAILY - Aiden Rutherford - 28.02.2016 11:14

Kritisch sah ich Haily einmal an, als sie das Krankenhaus sofort kategorisch ausschloss und stattdessen von mir erwartete, dass ich ihren kriminellen Bruder anrief. Was sollte der denn bitte an einer gebrochenen Nase richten? Der vertickte doch Drogen, keine Ärzte. Aber bevor ich Einspruch einlegen und ihr sagen konnte wie dumm diese Idee war, jaulte sie schon wieder vor Schmerzen leise auf und ließ mir damit keine andere Wahl. Niemand würde mit einer leidenden Haily diskutieren wollen, das war schon mühsam genug, wenn es ihr gut ging. Also stieß ich tief die Luft aus meinen Lungen, drängte mich an ihr vorbei und suchte in ihrem Rucksack nach besagtem Zettel, damit ich Chas mit meinem Handy anrufen konnte. Anfangs schien er sehr abweisend, nannte nicht einmal seinen Namen und war merkbar unglücklich darüber, dass ich diese private Nummer von ihm überhaupt kannte, aber als ich ihm berichtete, worum es gerade ging und was seiner Schwester passiert war, willigte er zu meiner Überraschung genervt ein. Kannte der tatsächlich jemanden, der Haily helfen würde? Unentgeltlich? Ernsthaft? Er versprach so schnell wie möglich da zu sein, legte auf und ließ mich verwirrt zurück, als gerade Noah und Maggi wieder in den Raum hinein kamen. "Chas kommt gleich. Und bringt wahrscheinlich irgendeinen illegal importierten mexikanischen Arzt mit, der dir eine noch schlimmere Hakennase verpasst." Kopfschüttelnd sah ich noch einmal in Lahjas Gesicht, dann zu Noah und blieb letztendlich an Haily hängen, der ich aus dem Raum hinaus folgte, weil sie der Meinung war, dass die beiden das jetzt mal unter vier Augen klären sollten. Oder auch, weil sie nicht mehr länger ihre Quengelei in sich halten konnte, denn draußen im Flur ließ sie sich direkt auf die Treppe sinken und jammerte drauf los. "Na, da konntest du Lahjas Faust heute ja doch noch Hallo sagen", scherzte ich ein wenig. Als ich allerdings an ihr vorbeigegangen war und mich zwei Treppenstufen unter ihr frontal vor sie stellte, um in ihr Gesicht sehen zu können, fiel mir auf, dass sie tatsächlich unheimlich unter den Schmerzen litt. Bei meinen Hardcore-Shows passierte sowas am laufenden Band und die Jungs hielten trotzdem noch bis zum Ende der Show durch ohne sich zu beschweren, aber gut, Haily war eben Haily. "Lass mich mal sehen." Erst beugte ich mich ein wenig nach vorne, um nur ihren Nasenrücken betrachten zu können, weil ich dabei aber keinen deutlichen Bruch feststellen konnte, legte ich sanft meine Hände um ihr Gesicht und tastete ganz ganz vorsichtig mit meinen Daumen ihre Nase ab. "Ich glaube die ist wirklich gebrochen, aber keine Ahnung, ob man das jetzt einfach so ohne weiteres wieder einrenken kann. Hoffentlich bringt dir dein komischer Bruder nicht wirklich irgendeinen Amateur hierher, der es nur noch schlimmer macht." An meine negative Grundeinstellung müsste Haily sich bestimmt noch gewöhnen. "Entschuldige. Hör einfach nicht auf mich. Das wird bestimmt super." Schief lächelte ich sie an und griff lieber nach dem Drehzeug, das sie mir auffordernd entgegen hielt. Damit konnte ich wenigstens nicht allzu viel falsch machen und drückte ihr daher auch kurz darauf eine große Tüte in die Hand. "Kann ich sonst irgendwas für dich tun? Willst du frische Luft? Ein Bier? Ne neue Mullbinde?"


RE: HAILY - Noah Scott - 28.02.2016 11:46

Fantastisch. Zu allem Überfluss stand Haily nicht nur mit einer blutenden, gebrochenen Nase vor mir, sondern auch um das Auge von Maggi bildete sich ein dunkler rötlicher Schimmer, der jetzt schon verriet, dass sie morgen früh mit einer riesigen Schwellung und einem ebenso großen blauen Fleck in ihrem Gesicht aufwachen würde. Ja, genau so hatte ich mir den Abend vorgestellt, auf den ich mich jetzt schon seit zwei Wochen freute, und als Haily mich bat mit Maggi etwas zum Kühlen zu suchen, war ich schon fast erleichtert, dass ich mich wenigstens für kurze Zeit aus Lahjas Nähe verziehen konnte, um tief durchzuatmen und Klarheit in meinen Kopf zu bringen. Auch Maggi sagte ich auf dem Weg in die Küche noch einmal wie Leid mir das tat, ich entschuldigte mich für meine Freundin und versuchte ihr in kurzen Worten zu erklären, dass sie einfach ein Problem mit Wut und Gewalt hatte. Dass Lahja in solchen Momenten rot sah, aber das Maggi das auf keinen Fall persönlich nehmen durfte. Als würde das irgendetwas besser machen. Aber ich konnte selbst in diesem Moment nicht anders, als meine Freundin noch immer in Schutz zu nehmen und sogar für so ein ungerechtfertigtes Verhalten eine Erklärung zu finden. So war ich nunmal.
Doch als ich kurz darauf mit Maggi und einer eiskalten Tüte Erbsen, die ich für sie in ein Handtuch gewickelt hatte, wieder zurück in Hailys Zimmer ging und dort von allen anderen mit Lahja allein gelassen wurde, konnte ich ihr zum ersten Mal nicht einfach nachgeben. Ich konnte sie nicht verstehen und ich wollte sie auch nicht verstehen. Trotz der ernst gemeinten Entschuldigung spiegelte sich trotzdem noch so viel Wut und umso mehr Enttäuschung in meinem Blick. "Ich weiß echt nicht, was hier gerade passiert, Lahja." Meine Stimme klang ganz anders, als sie es von mir gewohnt war. So hart und verzweifelt. "Macht dich das wirklich so fertig? Die Eifersucht? Stehst du- ständig so unter Strom, dass du nicht mal mehr klar denken kannst? Was hast du denn gesehen, das dich so wütend gemacht hat? Einfach nur wie ich mit Maggi rede? Macht dich das schon so fertig?" Ich war noch immer völlig fassungslos und das sah man auch, indem ich mich überfordert von Lahja abwandte und meine Arme vor der Brust verschränkte. "Ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Ehrlich. Ich hab alles getan, um dir das Gefühl zu nehmen, dass du vor irgendetwas Angst haben musst, aber vielleicht war das alles trotzdem ein scheiß Fehler. Vielleicht hätten wir einfach- nie was an unserer Beziehung ändern soll." Das war Schwachsinn. Eigentlich war ich der festen Überzeugung, dass uns dieses andersartige Beziehungsmodell so viele Türen geöffnet und uns vor allem noch viel enger zueinander gebracht hatte, aber ich glaubte jetzt gerade auch mehr denn je, dass Lahja dieses ganze Konzept noch immer nicht recht verstand. "Ganz ehrlich, Lahja: Willst du das überhaupt? Wenn ich dich jetzt vor die Wahl stellen und dir sagen würde, dass ich all das hier einfach vergesse, für dich - Haily und Maggi und alles, was dazu gehört - wenn ich dir die Chance geben würde, dass wir wieder genauso zusammen sind wie früher, nur wir zwei, auch ohne Zac, würdest du das wollen? Dann gäbe es keinen Grund zur Eifersucht mehr. Wäre dir das lieber?" Für mich stand das überhaupt nicht zur Debatte, ich würde dieses Leben nicht aufgeben und ich wollte auch all die Erfahrungen nicht missen, die ich noch machen würde, aber gleichzeitig war ich mir auch sicher, dass es bei Lahja ähnlich war. Sie würde ihre Beziehung zu Zac nicht ohne weiteres beenden und das war auch gut und richtig so. Das zeigte mir, dass da echte Gefühle im Spiel waren und das war unglaublich wertvoll. Aber sie musste doch auch endlich verstehen, dass das nur funktionieren konnte, wenn sie auch bereit war etwas zu geben, nicht nur etwas zu nehmen. Dass sie mir genauso das Recht einräumen musste glücklich zu sein, so wie ich das bei ihr tat.


RE: HAILY - Haily Stone - 28.02.2016 12:43

Als Aiden erwähnte, was für einen Arzt Chas mitbringen könnte, musste sie unwillkürlich Lachen. Genau, ihr Bruder mit einem Typ, der sich nicht verständigen konnte und eventuell irgendwelche rituellen Tänze machte, um ihre Nase wieder heile zu bekommen. So saß sie dann halb Lachend und halb Quängelnd auf der Treppe. „ Bring mich nicht zum Lachen, das tut weeeeh... aber Lachen ist auch so schön.“ Ja, sie konnte sich selber nicht mal entscheiden, was ihr lieber war. Typisch Haily. „ Du hast ja keine Ahnung, wie seine Geschäfte aussehen – das sollte ich dir auch nicht sagen, sonst wird er böse auf mich. Du solltest aber sofort seine Nummer aus deinem Handy löschen, so wie ich ihn kenne, checkt er das gleich ab.“ Haily wusste auch nicht von Chas genau, wie seine Geschäfte aussahen aber was man so hörte und wenn sie sich mit ihm traf, das war schon Eindeutig und ging über Hinterhof-Drogendeals weit hinaus. Aiden wäre Chas nur ein Dorn im Auge, wenn er mehr wusste oder auch noch eine Nummer von ihm besaß und sie wollte ihn ja nicht in Gefahr bringen. Das mit Lahja brachte sie ebenso zum Lachen, toll, danke Aiden. „ Ich hätte... sie nicht anfassen dürfen, Glaube ich aber zumindest kenne ich sie nun. Sie tut mir Leid. Noah hat mir gestern noch gesagt, wie Unsicher sie ist.“ Das sah alles andere als Unsicher aus, was sie mit ihrem Gesicht angestellt hatte aber Haily versuchte eben, sich in jeden Menschen hinein zu versetzen und das Recht behielt sie nicht nur ihren Freunden vor. Ihr Gegenüber war ein Schwarzseher, dass wusste sie ja nun schon und deswegen lachte sie auch ein drittes mal, als er sagte, sie sollte nicht auf ihn hören. „ Ich hör eh nie auf dich, weißt du doch aber Danke. Nein, du kannst einfach mit mir hier sitzen, kiffen und mir sagen, dass ich auch noch fabelhaft aussehe, wenn ich grün und blau im Gesicht bin. Dann kannst du meinen Kopf tätscheln und mir sagen, wie Tapfer ich bin.“ HA, wenn sie seine Gedanken hätte lesen können, wie sich echte Männer auf einer Hardcore Show benahmen. Als sie auf ihre Hände sah, auf ihre Klamotten, konnte sie nicht anders als die Lippe etwas vorschieben... „ Ich weiß, warum ich sonst nie Sachen plane oder so... ich wollte nur einen ganz schönen Abend heute.“ Das war das, was ihr wirklich das Herzchen etwas schwer machte. Sie hatte sich so auf heute gefreut und ein Härtefall jagte hier gerade den nächsten.


RE: HAILY - Lahja Emilia O'Neill - 28.02.2016 13:06

Noah wurde dieses mal nicht weich, er gab auch nicht nach. Er sah sie nicht Verständnisvoll an oder sprach davon, er könnte sie verstehen. Lahja hatte die Zeit, seid er hier war aber auch hart daran gearbeitet, dass sein Verständnis und seine ruhige Art nach und nach an ihre Grenzen geriet. Verdammt. Wie immer sah sie das jetzt erst und wie immer blieb ihr nun nur, ihm ihr inneres offen zu legen und sich damit angreifbar zu machen. Diesmal aber anders, denn diesmal musste sie ihm diese Macht geben, ohne, dass sie sich Sicher sein konnte, er würde sie danach in den Arm nehmen und die Verzweiflung besser machen. Das war es, was sie dazu brachte, sich Unsicher über den Nacken zu streichen – wie ihr Vater das tat, wenn er mit dem Rücken zur Wand stand. „ Ich habe... die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich erst wütend war und dann... kam das, was es eigentlich war. Die Angst, dass du nicht wieder kommst. Weißt du, ich wollte hier nicht her kommen, weil ich hier nicht hin passe und weil man mir das ansieht. Weil das jeder fühlt. Weil ich nicht sehen wollte und weil ich nicht wollte, wie jeder andere sieht, dass Haily und alle hier, so viel besser in den Leben passen, als ich das tue. Deshalb war ich auch so Grauenhaft zu dir, habe gesagt, dass hier eh bald die Polizei einfällt – dann musste ich mich damit nicht weiter beschäftigen und Angst haben, du Merkst das irgendwann auch. Das hier eben, das war doch das beste Beispiel. Sie wollte mir bestimmt nicht zu Nahe kommen aber es gibt diese Momente bei mir, wo ich so viel Wut habe, dass ich nicht mehr differenzieren kann und...“ Ja, eigentlich hatte sie Gedacht, man würde sie deshalb auch sofort hier verbannen aber das hatte Haily nicht getan. Haily hatte darauf gesetzt, dass Lahja daraus lernte und nun begriff sie auch, warum sie hier helfen sollte. Lahja sollte das spüren, dass man auch dazu gehören konnte aber sie tat sich damit schon immer so schwer. „ Als ich hier rein kam, da hast du das andere Mädchen gerade an der Hand zu dir gezogen. Du kannst dich darüber lustig machen, dass ich da schon rot gesehen habe – aber... ich habe sofort gewusst, dass ist nicht Haily und mir kam in den Sinn, wie du vor Chris Wohnung zu mir gesagt hast, diese offene Beziehung, das dreht sich nicht um One Night Stands. Ich bin her gekommen, um dir zu sagen, wie Leid es mir tut und... dass ich mich mit dir freuen will.“ Sah er denn nicht, wie viel Mühe und Liebe zum Detail dahinter steckte, wie sie her gekommen war? Vielleicht konnte sie sich auch nicht auf seinen sonst so feinen Blick verlassen. „ Das war... scheiße, wie ich mich dir gegenüber die letzte Woche verhalten habe. Als ich das gesehen habe... kam ich mir aber verraten vor. Als ob das nur... meine Regeln sein sollen. Als ob du mir einfach nur sagst, dass mit dem Sex wäre kein Problem für dich... und dich hier auslebst. Eigentlich weiß ich, so bist du nicht aber das alles...“ Sie hob die Schultern, sie wollte sich nicht auf der Vergewaltigung von Chris ausruhen oder ihr Fehlverhalten aus Mitleid begründen, deshalb brach sie ab, hob nur die Schultern an. „ Soll ich gehen? Und... ich will... das weiter versuchen aber ich komme damit nicht so schnell klar wie du. Das werde ich auch so schnell nicht. Du musst... da wie immer auf mich warten und ich werde auch... noch öfter erst handeln und dann bereuen.“ Wie oft sie sich schon Entschuldigt hatte, zu sein, wie sie eben war.


RE: HAILY - Noah Scott - 29.02.2016 02:18

Ich kannte Lahja besser als jeder andere und natürlich verstand ich deshalb auch, wie ihr Kopf funktionierte. Ich verstand, wo diese Sorgen herkamen und wie sich daraus so verquere Ängste bilden konnten und weshalb es ihr nicht gelang diese einfach mit mir zu teilen, aber ich konnte und würde nicht verstehen, weshalb ihr Vertrauen in mich so sank. Warum sie meinen Worten und meinen Versprechen nicht einfach Glauben schenken konnte. "Woher willst du wissen, dass du nicht hierher gehörst, wenn du es nicht einmal versuchst, Lahja? Sieh mich an. Seh ich so aus, als würde ich hier rein passen?" Ich kleidete mich noch immer hauptsächlich in schwarz, ich war nicht so farbenfroh angezogen wie die meisten anderen Hippies hier, ich bastelte mir nicht aus irgendwelchen Stoffen etwas zusammen oder trug ausschließlich Fairtrade Mode, Second Hand Kleidung oder Klamotten aus der Altkleidersammlung. Als ich vor vielen Monaten in mein Haus in San Francisco gezogen war, hatte ich viel eher Lahja geähnelt: Ich war zurückhaltend, unsicher und verschlossen. Ganz anders, als die meisten anderen Bewohner dort. Und trotzdem hatte man mich mit offenen Armen aufgenommen. "Hier ist jeder willkommen. Egal wie du aussiehst, egal wer du bist oder was du machst. Solange du offen auf die Leute zugehst, gehen sie auch offen auf dich zu. Die Ängste, die du hast, die sind so unglaublich irrational, Lahja. Und wenn du- mir einfach glauben und vertrauen würdest, dann wüsstest du das auch." Kopfschüttelnd rieb ich mir mit meinen flachen Händen einmal über das Gesicht, aber zumindest wandte ich dabei meinen Körper schonmal wieder in ihre Richtung. "Genau das ist das Problem. Seit wann- misstraust du mir denn so? Meiner Meinung nach passt du perfekt zu mir. Du bist das Gegenstück, das ich brauche, warum glaubst du mir das auf einmal nicht mehr? Niemand kennt mich so gut wie du, du weißt, dass mir bedeutungsloser Sex nicht wichtig ist, warum stellst du das jetzt auf einmal infrage? Ich hab das Gefühl ich kann nichts mehr bei dir richtig machen, Lahja. Alles ist irgendwie falsch. Du wartest regelrecht darauf, dass ich dich verletze und- das schaff ich einfach echt nicht mehr. Ich weiß wo das herkommt, wirklich. Ich verstehe das und ich stecke auch gerne ein, aber- das hier war zu viel. Du hast überhaupt keinen Respekt vor dem, was mir wichtig ist und das nimmt mich gerade echt mit." Normalerweise wäre ich an diesem Punkt schon längst eingeknickt, hätte Lahja in meine Arme genommen und versucht ihre Verzweiflung zu lindern, diesmal allerdings nicht. Diesmal stand ich noch immer distanziert vor ihr und als sie mich fragte, ob sie gehen sollte, hielt ich sogar tatsächlich einen Moment inne, ehe ich den Kopf schüttelte. "Keine Ahnung. Willst du gehen? Willst du bleiben? Das ist nicht meine Entscheidung." Ich wäre aber auch nicht ich, wenn ich mich gänzlich vor Lahja verschließen würde und deshalb wagte ich es zumindest einen kleinen Schritt auf sie zuzugehen, denn natürlich war mir aufgefallen, dass sie ihre Haare genau so trug wie ich es am liebsten an ihr mochte und dass sie auch ihre Kleidung ganz bewusst gewählt hätte. Sowas entging mir nicht. "Du siehst heute wirklich gut aus. Und- ich finde es auch schön, dass du überhaupt noch gekommen bist. Danke."


RE: HAILY - Aiden Rutherford - 29.02.2016 17:48

Lächelnd sah ich zu Haily auf und weil sie mich so liebevoll darum bat, hob ich sogar meine Hand und tätschelte wie gewünscht ihren Kopf. "Ganz tapfer bist du, Haily." Tapfer? Von wegen. Ich hatte noch nie jemanden so jammern hören, der sich seine Verletzung eigentlich sogar selber zuschreiben musste. Es war ja nicht so als hätte sie nicht gewusst, wem sie dort zu nah kam. Sie hatte ja sogar noch vorausgesagt, was geschehen konnte. "Ganz ganz tapfer. Und du siehst fabelhaft aus, mit dem vielen Blut und der riesigen Monsternase mitten in deinem Gesicht. Wunderschön wie immer." Hörbar ironisch kam das alles aus meinem Mund, was ich mir aber selber unterdrückte, als ich in Hailys Blick sah, dass sie über den Verlauf des Abends gerade wirklich traurig wurde. "Ach Schwachsinn, Hales. Das kann doch immer noch ein schöner Abend werden." Anstatt theatralisch ihren Kopf zu tätscheln, streichelte ich ihr ernstgemeint einmal durchs Haar und legte meine Hand daraufhin liebevoll auf ihrem Knie ab. "Chas wird nachher schon irgendeine Möglichkeit finden deine Nase zu richten. Wenn er das nicht schafft oder irgendein Typ, den er dir anschleppt, dann kann er dir zumindest das Geld fürs Krankenhaus geben. Und gegen die Schmerzen hilft dir das Gras. Und wenn danach immer noch nicht alles wieder in Ordnung ist, nehme ich dich ausnahmsweise einmal fest in den Arm und dann ist es das bestimmt. Okay?" Ich hob meine Mundwinkel gerade wieder zu einem aufmunternden Lächeln, als ein Mädchen die Treppenstufen hochgelaufen kam, Chas und irgendeinen anderen Kerl im Schlepptau. Na, das ging doch mal wirklich schnell. "Was ist passiert, Haily?" Unachtsam drängte er mich so zur Seite, dass ich aufstand und ihm den Platz überließ, damit er genau das tun konnte, was ich eben auch getan hatte. Erst ihre Nase ansehen, dann vorsichtig abtasten. "Die ist gebrochen." Ach was?! Schlaumeier. "Wer war das? Hast du dich mit irgendjemandem gestritten?" Haily und streiten? Das war so absurd, dass ich einmal auflachte und dafür direkt mit einem bösen Blick seitens ihres Bruder gestraft wurde. "Hast du mich eben angerufen?" Als ich nickte, geschah genau das, was Haily schon vorausgesagt hatte: Der komische andere Typ, der bisher noch kein Wort verloren hatte, verlangte forsch nach meinem Handy und löschte alle Daten des Anrufs. Sollte der Typ nicht eigentlich Arzt sein? "Aiden übrigens. Hallo. Wir hatten schonmal die Ehre, aber ich glaube da konnten wir einander nicht wirklich vorstellen." Das war wieder an Chas gerichtet, aber als ich ihm meine Hand entgegen streckte, ignorierte er sie einfach und sah lieber wieder seiner Schwester ins Gesicht. Was für ein sympathischer Typ.


RE: HAILY - Lahja Emilia O'Neill - 29.02.2016 21:23

Konnte oder wollte er das nicht verstehen? Er redete davon, dass man den Menschen gegenüber offen sein sollte. Das sie einem dann ebenso begegneten. Lahja war noch nie offenherzig gewesen, sie war Misstrauisch und sie war Pessimistisch. Sie war, viel zu oft, viel zu wütend und sie konnte diesen Zorn gegen jeden Richten. Auch gegen diese glücklichen, gesprächigen Menschen da draußen. Solche, die sie schon seid ihrem eintreffen in dem Haus provozierten – nur weil sie zu hartnäckig nach ihrem Namen fragten, wen sie suchte, ob man ihr helfen könnte, ob sie was trinken mochte. Was ging es die denn an? Wenn sie Noah aber so vor sich sah, da wurde ihr immer dringlicher klar, sie konnte nicht weiter alles von sich schubsen. Das verletzte ihn nicht nur fürchterlich, dass würde auch die Beziehung belasten. Denn mit diesem ganzen Umfeld stieß sie nicht nur fremde Menschen vor den Kopf sondern auch ihn und die, die ihm mit der Zeit wichtig geworden waren. Lahja und Noah hatten es ganz gut aufgeteilt, sie führte ihre Beziehung mit ihm und wenn er da war – war alles traumhaft schön gewesen. Zwischen den beiden. Sie hörte von seinem Hausprojekt, von Haily und diesen Menschen, die so anders dachten, als sie es von Noah und sich kannte aber ihn so fesselten. Sie wurden nicht nur sein Umfeld sondern auch Teil seines Lebens. Lahja hatte das nur nie mit angesehen, sie war hier und wenn er bei ihr war, dann gab es da zwar auch das verrückte, andere, freie Leben aber eben wie in einem parallel Universum. Hatte sie sich zu lange verschlossen? Brach das nun so hart über sie, weil sein Leben in San Francisco eben auch auf einmal in Los Angeles existierte? Welche Welten hatte denn Noah mit ihr schon gesehen, durchlebt – nur um bei ihr zu sein? Würde das Enden, wie mit seinen Mitbewohnerin und immer wieder Hass im Spiel sein, wie in New York? Würde sie ihn auch diesmal für sich gewinnen? So viele Fragen, dass sie sich Unsicher durch die Haare fuhr. „ Ich... Vertraue dir, sonst wäre ich nicht mit dir zusammen. Das darfst du... nicht in Frage stellen, bitte und du machst immer alles richtig...“ Oh, das war schwer zuzugeben aber er war so viel perfekter als sie es jemals sein würde. „...es geht um meine Einstellung. Zu den Menschen. Vielleicht muss ich... auch einfach... endlich etwas tun.“ Ob für sich oder die Beziehung, ließ sie offen stehen. Lahja war sich selbst nicht Sicher. „ Du... veränderst dich so schnell. Nicht nur das. Auch da, wo ich es nicht miterlebe. So Nahe. Das... ist bei mir kein Prozess bei dir sondern immer ein neues Kapitel. Keine Ahnung, ob du verstehst was ich meine und... die Chance, mit dir nur darüber zu Reden, habe ich glaube ich... gerade verspielt.“ Nach dem, was er mitansehen hatte müssen, da würden Worte nicht genug sein. Deshalb fasste sie einen Entschluss, mit dem Lahja selbst kaum gerechnet hatte. „ Ich werde hier helfen, ohne Ärger. Du kannst den Abend mit deinen Freunden genießen, wenn du magst, kannst... du ab und zu mal am Grill oder der Theke vorbei kommen?“ Unsicher probierte sie zu Lächeln aber Lahja hatte eine verdammte Angst, das Ruder zu spät herum zu reißen. Am Morgen sollte sie das noch deutlicher zu spüren bekommen. „ Das wäre schön. Ich bin... nämlich eigentlich wegen dir her gekommen und um dir zu beweisen, das ich mich wirklich, wirklich darauf... einlassen will. Eventuell komme ich... einfach auch mal ein Wochenende zu dir? Wenn du noch möchtest?“ Ohje, sie war so Unsicher, sie wagte es nicht einmal mehr Forderungen zu stellen.
Auch den Abend über, egal wie hart, sie benahm sich. Sie war freundlich. Achtete darauf, selbst nicht zu tief ins Glas zu schauen um keine Aggressionen in sich unkontrollierbar zu machen. Ja, Lahja stand ständig unter Strom und Chas Anblick, als sie mit Noah aus dem Zimmer kam, der war hart und machte es nicht besser – dieses Arschloch. Aidens harte und verurteilende Blicke ebenso. Maggi und Noah auf der Bühne, so harmonisch und wie er sich immer wieder um sie kümmerte, dass ließ sie oft die Zähne zusammen pressen. Auf eines hatte sie sich jedoch die Nacht über verlassen, gegen Ende der Feier hin würde Noah mit ihr kommen. Bestimmt. Sie war doch Einsichtig gewesen.
Das Maggi am Rande des Daches saß, die Beine hinunter Baumeln ließ und allen den Rücken damit zuwandte. Wie sie sicher die Schultern hoch zog und immer wieder etwas auf ihrem Handy tippte, nahm sie nicht wahr. Haily hatte eine gebrochene Nase und kein Problem mit ihr, warum sollte Maggi es haben? Nicht, dass Lahja sich nicht noch aufrichtig Entschuldigt hatte aber Maggi war eben wieder eine ganz neue, andere Konkurrenz als Haily. Vorsichtig näherte Lahja sich Noah an und zog ihn an seiner Hand zu sich, nicht fordernd sondern behutsam. „ Du... ich meine Maggi und du, ihr habt wirklich gut gemeinsam auf die Bühne gepasst. Möchtest du... noch hier bleiben oder kommst du mit mir nach Hause?“ Als würde sie dann schon alleine gehen, sie würde warten. Diesmal sogar rein aus der Absicht, dass sie ihn bei sich haben wollte und weil sie Noah doch liebte. Er hatte ihr letzte Nacht schon so schrecklich gefehlt.


RE: HAILY - Haily Stone - 29.02.2016 21:57

Beging er da wirklich noch die Frechheit, sich über sie zu amüsieren, indem er vor Ironie gleich platzte? „ Oh Aiden, wie unfassbar lustig du auch sein kannst – in Momenten die eigentlich die tragischen in meinem Leben sind.“ Weil sie Maßlos übertrieb und das auch wusste, kicherte sie schon wieder und das Gras ließ wenigstens das Pochen in ihrem Gesicht ein wenig verblassen. „ Nö, so leicht ist das nicht. Jetzt hast du mit einer Umarmung geworben, dass ist blöd, lass dir was anderes, besonderes einfallen. Falls es wirklich möglich sein sollte, dass mir etwas den Abend verdirbt.“ Noch war die Hoffnung nicht zerschmettert, die sie immer inne hatte und Aidens Hand auf ihrem Knie schaffte es, dass sie ihn Dankbar anschaute. Er war hier und eigentlich war doch bis hier alles so gut ausgegangen. Das würde sich tatsächlich noch ändern, Haily ahnte noch nicht, wie schmerzhaft so eine Behandlung werden konnte. Wahrscheinlich wäre sie sonst getürmt, als Chas mit dem Arzt erschien. Ihr großer Bruder sorgte sich? Sah sich ihre Nase an? Kümmerte sich? Fragte auch, was passiert war? Irgendwo ganz tief im Herz traf sie das, weil sich einer ihrer Sehnsüchtigen Kindheitswünsche erfüllte. Chas war da, wenn es ihr nicht gut ging. „ Nein – zumindest nicht mein Streit. Eher ein... Beziehungsding, was aus dem Ruder gelaufen ist. Keine Gewalt in meinem Haus. Das ist übrigens mein Haus... Auuuuuu.... lass das.“ Sie musste unterbrechen, als er ihre Nase abtastete. „...mein Haus.“ Genau, da war sie stehen geblieben. „ Wir machen gerade die Einweihungsparty. Naja, zumindest habe ich ein ziemliches Aggro Mädchen versucht zu beruhigen, die lassen sich übrigens noch weniger gerne anfassen, als Aiden und du. Man lernt ja nie aus. Also hat sie mir eine verpasst aber es tut ihr Leid. Was nichts an der Nase ändert aber schon gut...“ Die hatte durch Chas Finger erneut begonnen zu Bluten, deshalb konnte sie sich nicht einmischen, weil Chas so blöd zu Aiden war sondern versuchte zu verhindern, dass es auf den Boden tropfte aber auch nicht den Joint zwischen ihren Fingern ruinierte. Das sah schon ziemlich lustig aus. Der Arzt mischte sich ein, schickte Aiden etwas zum kühlen holen, Handtücher und hatte der da eine Arzttasche? „ Ist der echter Arzt?“ Fragte Haily ihren großen Bruder. Der andere Mann sah sie daraufhin ein bisschen zu Streng an, aha, das war eventuell Kommunikation in Chas Freundeskreis. Also reichte sie ihm die Hand, nachdem sie das Blut an ihren Sachen abgewischt hatte. „ Hallo, ich bin Haily. Als Danke kannst du dir gerne später ein Bier nehmen. „ Genau, sie duzte ihn auch noch sofort. Sehr gute Manieren. „ Krankenhaus geht halt nicht und die Kohle brauche ich für die Renovierung, jeden Cent...“ In dem Moment kam Lahja mit Noah aus dem Zimmer, die zwar Misstrauisch auf Chas sah aber sich erneut bei Haily entschuldigte – und sogar wirklich zum Grillen blieb. Die kleine Blonde hätte Sicher mehr dazu gesagt, wenn Chas nicht so hart und verurteilend zu Lahja sah – könnte sie ja auch nachher noch. Sie hatte diesen Hass unter den Menschen satt aber es war ja kein Geheimnis, Matt und jeder der so da rumherum gehörte, konnte mit Chas nicht nur nichts anfangen. Da ging es um Hass. Deshalb war es besser, dass Noah und Lahja auf das Dach nach oben gingen. Endlich ging zumindest für die beiden die Party weiter. „ Sei nicht so eisig zu meinen Freunden, besonders nicht zu Aiden. Du hast seine Wohnung gestürmt und er ist der Grund, warum heute falscher Alarm geschlagen wurde und ich doch hier bleibe. Siehst du, was eine schöne Nachricht.“ Haily sagte das, obwohl Aiden wieder Anwesend war. Gerade hatte sie durch das Weed und die Geselligkeit wieder Aufwind bekommen, da gab der Doc Anweisung. Kühlen, auf die Matratze in ihrem Zimmer legen und wenn die Schwellung etwas weg war, dann würde er schauen, was wirklich los war. Haily wunderte sich schon, warum Handtücher unter ihren Kopf legen? Auuuuuuuu – der Arzt war nicht einfühlsam. Behandelte der sonst Elefanten? Weil er kein Röntgengerät hatte, musste er die Mullbinden entfernen und mit festem tasten und seinem Besteck, was man wohl in der Nase anwandte, sehen, ob die Schleimhäute verletzt wurden. Der Wangenknochen betroffen sei. Er beschwerte sich, dass nicht gekühlt worden war, weil mit der Schwellung war das alles schwerer zu sehen. Eigentlich hätte sie gerne trotzig Widerworte gegeben aber sie Schrie tatsächlich und weinte – die Tränen liefen von selbst, wenn er sich mal wieder an ihrer Nase zu schaffen machte. Strampelte mit den Füßen auf dem Boden und biss sich in ihren eigenen Handrücken. Somit kamen nur Schluchzende Geräusche heraus. Oder aber sie fand den Mut zu sagen. „ Ich will gar nicht mehr, soll sie Krumm bleiben, voll okay. Biiiiiiiittttttteeeee!“ Zu spät. Oder doch nicht? Haily sah ihre Chance, einem weiteren Angriff, des sadistischen Arztes, zu entfliehen. Sollte doch eine andere, irre leiden. Sie sollte sich doch mal mit jemandem unterhalten, der spirituell versuchte, ihre Nase zu richten. Vielleicht mit LSD? Das wäre nach ihrem Geschmack aber das hier war ja echt unangenehm und Haily hielt nicht viel davon, unangenehmes im leben zu tun. Das war wie ihre Einstellung zu Termine einhalten, arbeiten oder Pflichtbewusst zu entscheiden. Der Hippie hatte lieber Spaß, also sprang sie auf, als der Doc nach etwas suchte, um zu türmen. Wohin? Keine Ahnung!


RE: HAILY - Noah Scott - 01.03.2016 10:38

Zu Beginn fand ich noch sehr fragwürdig, ob es Lahja tatsächlich gelingen würde den Abend so zu beenden wie sie geplant hatte, aber sie belehrte mich eines Besseren. Sie warf mir kein einziges Mal mehr vor, dass ich zu viel Zeit mit anderen Leuten verbrachte, sie kritisierte diese Menschen hier auch nicht nochmal in meiner Gegenwart. Sie hielt sich zurück, auch bei dem Alkohol, und half tatsächlich die ganze Nacht lang bei anstehenden Aufgaben ohne sich zu beschweren. Mit der Zeit erwärmte das unwillkürlich mein Herz, denn was für andere Paare wohl ganz normal war, kostete meine Freundin unheimlich viel Überwindung, das wusste ich. Sie tat das hier für mich und für unsere Beziehung und weil mir das hier wichtig war. Das war der einzige Grund. Nichtsdestotrotz war ich dank ihres Wutausbruchs aber auch die ganze Nacht lang angespannt. Als ich Maggi nach ihrem Auftritt fest in meine Arme nahm, fühlte ich mich beobachtet und verurteilt. Als ich mitleidig auf Haily zuging und ihr Gesicht in meine Hände nahm, um ihre riesige, geschwollene Nase anzusehen, ließ ich sie schneller als üblich wieder los, weil ich Lahja nicht provozieren wollte. Das war anstrengend, das legte sich schwer auf mein Gemüt und das dämpfte auch diesen Abend, auf den ich mich so lange gefreut hatte. Alles andere lief perfekt - der Auftritt war super, die Leute waren gut gelaunt und unheimlich warmherzig, keine Polizei kam vorbei - aber es fühlte sich trotzdem nicht perfekt an, als ich früh am nächsten Morgen um mich sah und den Abend nochmal Revue passieren ließ.
Natürlich hatte ich meine Freundin nicht komplett links liegen gelassen. Immer mal wieder kam ich zu ihr, setzte mich mit ihr hin, redete ein wenig, stellte ihr in paar Menschen vor und löste damit nach und nach die Spannung, die noch zwischen uns in der Luft lag. Deshalb gelang es mir auch sie am Morgen schon wieder viel offener anzulächeln, als sie mich an meiner Hand behutsam zu sich zog. "Nein, ich denke ich komm mit dir." Es stand schließlich auch noch immer einiges zwischen uns, worüber wir vielleicht miteinander reden konnten, nachdem wir ein paar Stunden Schlaf bekommen hatten. Ich hasste es, wenn Konflikte so unausgesprochen in der Luft lagen. "Lass mich nur kurz schauen, was mit Maggi ist, ja? Vielleicht können wir sie vorher nach Hause bringen." Sanft drückte ich Lahjas Finger mit meinen und wagte es sogar mich zu ihr zu beugen und sie flüchtig zu küssen, ehe ich mich von ihr abwandte und auf Maggi zuging, die alleine am Rande des Daches auf der Mauer saß. "Na, Panda? Alles okay bei dir?" Lächelnd legte ich meine Hand auf ihren Rücken, streichelte einmal freundschaftlich über ihre Wirbelsäule und sah dann in ihr müde wirkendes Gesicht, in dem sich um ein Auge herum ein großer Bluterguss gebildet hatte. "Willst du nach Hause? Soll ich dich nach Hause bringen?"


RE: HAILY - Charles Thompson - 01.03.2016 11:06

Für mich war dieses Haus hier ein äußerst fragwürdiges und vor allem absurdes Umfeld, aus dem ich mich am Liebsten sofort wieder verzogen hätte, aber nein. Haily brauchte Hilfe. Weil der Sprössling von Kilian sich nicht unter Kontrolle hatte. Na, das passte doch mal wieder fantastisch, diese Familie brachte nur Ärger in mein Leben. Anstatt wichtigen Geschäften nachzugehen stand ich nämlich jetzt hier und musste mir die Quengelei und Heulerei meiner Schwester anhören, gepaart mit irgendwelchen Lehren, auf die ich gar nicht erst reagierte. Es war meine Entscheidung wie ich mit ihrem Freund namens Aiden umging und ich war von diesem Hausprojekt auch nur halb so begeistert wie sie. Wenn überhaupt. War es in ihrem Kopf tatsächlich erstrebenswert sich so ein altes, herunter gekommenes Gebäude mit einem Haufen fremder Leute zu teilen? Das klang wie mein persönlicher Albtraum und wieder einmal fragte ich mich, ob wir bei all diesen Differenzen überhaupt miteinander verwandt sein konnten oder ob da vielleicht eine gefährliche Verwechslung vorlag. "Lass uns jetzt erstmal deine Nase wieder hinkriegen, okay?" Damit wich ich jeglichen anderen Gesprächsthemen aus und konzentrierte mich auf das wirklich Wichtige, denn ja, natürlich war ich besorgt. Schwer zu glauben, aber Hailys Wohl lag mir tatsächlich am Herzen und ich sah auch nicht nur einmal mitfühlend in ihr Gesicht. Zumindest so lange, bis sie meiner Meinung nach völlig übertrieb. Wie ein sterbender Schwan lag sie da im Bett, heulte und schrie, und mir blieb nichts anderes übrig, als die Arme vor der Brust zu verschränken und die Augen im Kopf zu verdrehen. "Wenn du keine Schmerzen willst, dann solltest du ins Krankenhaus gehen. Da betäuben die dich", belehrte ich sie. Das hier war doch ihre eigene Entscheidung, dann musste sie halt auch die Klappe halten und die Konsequenzen tragen. "Stell dich nicht so an, Haily." Dieser Aiden schien das jedoch nicht ganz so streng zu sehen wie ich. Anstatt einfach abzuwarten, bis mein Arzt seinen Job erledigt hatte, setzte er sich neben sie, nahm ihre Hand in seine, versuchte ihr Mut zuzusprechen und sie durch seine Nähe zu unterstützen. Gleichzeitig erreichte er damit aber auch, dass Haily sich in ihrem Verhalten bestätigt fühlte - wie ein Hund - und nur noch mehr jammerte, so lange, bis sie tatsächlich in einem unachtsamen Moment aufsprang, um zu türmen. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Aiden erhob sich ebenfalls, versuchte ihr gut zuzureden und die Angst zu nehmen, aber scheiße, wo waren wir denn hier?! Sah ich so aus als hätte ich die Zeit, um Haily jetzt liebevoll zu motivieren? Nein, verdammt. Und deshalb stellte ich mich ihr auch einfach in die Quere, hielt sie bestimmt an ihren Schultern auf und griff daraufhin um ihre Taille, damit ich sie zurück zur Matratze tragen konnte. "Jetzt komm mal wieder klar, Haily! Du wolltest das so, also beiß die Zähne zusammen und ziehs durch. Wenn du jetzt nichts an deiner Nase machen lässt, dann ist die nicht nur schief, sondern wird auch noch monatelang höllisch wehtun. Das willst du nicht. Leg dich jetzt endlich hin und lass ihn seine Arbeit machen, ohne zu heulen wie ein kleines Kind." Gut, das war vielleicht ein bisschen streng, aber damit musste sie jetzt leben, wenn sie sich so anstellte. Auch damit, dass ich sie grob wieder auf die Matratze drückte und mich einfach auf ihre Beine setzte, damit sie nicht weglaufen konnte. "Aiden, hilfst du mir mal?" Er sah mich kritisch an, zögerte, aber gehorchte dann doch und setzte sich an Hailys Kopf, um ihre Hände in seine zu nehmen. Meiner Schwester sah ich dabei fast ein wenig stolz in die Augen, denn zumindest war es mir gelungen ihren Freund für einen kurzen Moment nicht nur ablehnend zu behandeln. "Hier, beiß da rein, wenn er dir die Nase richtet. Dann tut es nicht so weh und unsere Trommelfelle überleben vielleicht auch." Auffordernd hielt ich ihr eines ihrer Kissen vor den Mund.