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RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 03.11.2016 11:51

Zac konnte im Nachhinein gar nicht mehr genau eingrenzen, wann ihm die Idee gekommen war sich einfach über Lahjas Kopf hinweg für einen Kampf anzumelden, heimlich und ohne auf die gemeinsame Abmachung Rücksicht zu nehmen, aber dass er jetzt hier stand, alleine in diesem Trainingsraum, und seine Faust immer wieder gegen den Boxsack schmetterte, das war keine überstürzte, spontane Handlung. Schon vor Wochen hatte sich dieser Plan in ihm festgesetzt, schon bevor er seine Ex-Freundin überhaupt wiedergesehen hatte, und wenn Zac sich einmal etwas vornahm, dann war es nicht sonderlich leicht ihn davon abzubringen. Und tatsächlich sein Versprechen einzuhalten? Sich gemeinsam mit Lahja für einen Kampf anzumelden? Das war keine Option, nicht einmal ansatzweise. Sie trainierte zwar genauso hart wie er, sie hielt sich an seinen Ernährungsplan, sie hatte durch ihren teilweise körperlich anstrengenden Job Muskeln aufgebaut und ihre Ausdauer gestärkt, sogar ihren Alkoholkonsum schränkte sie während der Vorbereitungszeit ein wenig ein, aber sie war noch nicht so weit. Sie war zu unkontrolliert, nicht umsichtig genug. Lahja stürzte sich immer mit dem Kopf nach vorne ins Chaos, diesen Charakterzug hatte sie bis heute nicht ablegen können und das würde ihr im Kampf zu einem gefährlichen Nachteil werden. Und ja, darüber hinaus hasste Zac auch jegliche Vorstellung, in der ein anderer Mann ihre Zerstörungswut und ihre Leidenschaft spüren durfte. Allein schon, dass sie jemand anderem so viel Aufmerksamkeit schenkte, zerrte an seinen Nerven, nicht unwesentlich deshalb, weil sie zu etwas geworden war, das er nicht haben konnte. Zac war nicht krankhaft eifersüchtig und er hatte während der gemeinsamen Beziehung auch nicht jeden Schritt von Lahja kontrolliert. Er vertraute seinen Partnerinnen, immer, er stellte keine Regeln auf und wurde nicht grundlos misstrauisch, aber genau darin lag das Problem: Lahja war nicht mehr seine Partnerin. Es gab nichts mehr, in das er vertrauen müsste. Keine Treueversprechen, die eingehalten werden sollten. Sie konnte tun, was sie wollte, mit wem sie es wollte, und dieses Wissen brachte Zac nicht selten an seine Grenzen. Jeder neue Bluterguss, jede Kratz- oder Beißspur an ihrem Körper wurde von ihm missgünstig betrachtet. Manchmal gab es Tage, vor allem dann, wenn es Ava nicht gut ging und wenn er körperlich, emotional wieder an seine Grenzen kam, in denen er sich so sehr nach Lahja und nach dem gemeinsamen Sex sehnte, dass ihn der Anblick ihrer Verletzungen nur noch wütender machte, aber eben diese Momente waren es auch, in denen er spürte mit diesem gemeinsamen Training das Richtige zu tun. Bis zur völligen Erschöpfung trieb er sich dann, bis sein Körper einfach keine Kraft mehr besaß, und dadurch, dass er Lahja bei sich hatte, gab es auch jemanden, auf den er seine Wut zentrieren konnte. Es half ihm, dass es ihm gelang sich in regelmäßigen Abständen so auszupowern und es gab sicher auch Tage, in denen er glaubte er bräuchte diesen Kampf doch nicht mehr, er würde diese Zeit auch überstehen ohne einen anderen Menschen zu verprügeln, aber letztendlich konnte ihm das kontrollierte Training niemals das geben, was er aus einem realen, echten Boxkampf zog. Die Polster, die Lahja dabei vor ihrem Körper hielt und gegen die er schlagen musste, waren nicht zu vergleichen mit der Haut eines anderen Menschen und darüber hinaus ging es auch niemals nur darum austeilen zu können. Die Verletzungen, der eigene Schmerz, das Blut und die Erschöpfung, das war für ihn genauso wichtig wie seine eigene Kraft und das Adrenalin, das er dabei produzierte. Er könnte noch so lange durch die Straßen der Stadt rennen, sich noch so oft bis zur völligen Aufgabe seines Körpers treiben und trotzdem würde er nicht das finden, was er gerade brauchte. Letztendlich entstand seine Entscheidung das alles hinter Lahjas Rücken durchzuziehen also aus einem ganz einfachen, egoistischen Gedanken heraus. Nicht, weil er sie hintergehen oder belügen wollte und auch nicht, weil er zu wenig Respekt vor ihr hatte, sondern mit ihr geschah das, was jetzt auch schon seit Wochen mit Ava passierte: Zac traf eine Entscheidung für sie beide, weil er glaubte, dass es für sie besser so war.
Auch seine Verlobte war seit Wochen noch immer im Ungewissen darüber, mit wem ihr Freund so viel Zeit außerhalb der Arbeit verbrachte. Er versuchte ihr gegenüber so ehrlich wie möglich zu sein, er sagte ihr noch einmal, dass er einfach unter Stress stand, und dass er in seinem Sport und in seinem Training eine Möglichkeit fand diesen loszuwerden. Jedes Mal, wenn er morgens länger joggte, als üblich, oder wenn er bis spät in die Nacht trainierte, dann war er ehrlich zu ihr. Dann sagte er ihr, dass es ihm an diesen Tagen schlechter ging und dass er deshalb länger brauchte, um den Stress abzubauen. Das Einzige, was er nur nicht zu ihr hindurch ließ, war, dass er diese Dinge nicht alleine tat, sondern mit Lahja. Mit seiner Ex-Freundin. Er verschwieg vor Ava welche Sehnsüchte da erneut in ihm geweckt wurden und obwohl er manchmal nicht anders konnte, als seine Verlobte lange zu betrachten und sich verzehrend daran zu erinnern wie die beiden im Badezimmer miteinander geschlafen hatten - einseitig, hart und kalt - blieb er seiner Entscheidung treu und initiierte das nie wieder. Schon dieses eine Mal hatte zu viel zwischen ihnen kaputt gemacht und keiner von ihnen konnte verhindern, dass es über ein paar Tage hinweg ihren Alltag beeinflusste. Wenn Zac seine Verlobte berührte, hatte er noch mehrmals das Gefühl gehabt, dass sie sich unter seinen Händen verspannte, und wenn er zufällig ins Badezimmer stolperte, während sie gerade darin war, drehte er sich oftmals wieder um, anstatt ihre Nähe zu suchen. Mit der Zeit hatte sich diese Anspannung wieder gelegt, sie gingen wieder normal miteinander um, aber diese Erfahrung lehrte ihn, dass er es nicht noch einmal so weit kommen lassen durfte. Er durfte diese Vertrautheit, diese Nähe und Zuneigung nicht aufs Spiel setzen.
Stattdessen gab es also diesen Kampf, auf den er sich vorbereitete. Bis ins kleinste Detail versuchte er alles durchzuplanen, hatte sich extra den Tag ausgesucht, an dem Ava und er normalerweise wöchentlich ihr Date miteinander verbrachten, weil das die Tage waren, an denen Lahja und er abends nicht trainierten. Die gemeinsamen Dates fielen mittlerweile oft spärlicher aus, als früher, manchmal verbrachten sie auch einfach nur gemeinsam einen Abend auf dem Sofa, wenn es Ava zu schlecht ging, aber sie räumten sich trotzdem jede Woche Zeit füreinander ein. Heute allerdings hatte Zac seiner Verlobten schon am frühen Abend geschrieben, dass es später werden würde und hatte dabei sogar detailliert gelogen, dass einer der Jungs, die er betreute, Probleme hatte, um die er sich kümmern musste. Was die Arbeit anging war Ava immer sehr nachsichtig mit Zac, das wusste er, insbesondere, wenn es um die verlorenen Jugendlichen ging, und das nutzte er heute zu seinen Gunsten. Später würde er sich dann nochmal melden, direkt nach dem Kampf würde er ihr schreiben, dass er sich jetzt auf den Heimweg machen würde, und dann - mit ein wenig Verzögerung - gezeichnet von Verletzungen dort auftauchen. Er würde sogar so weit gehen sein Portmonnaie und sein Handy wegzuwerfen, damit er es so darstellen konnte als wäre es ein Überfall gewesen, irgendwo auf einer einsamen Straße. Es war alles perfekt geplant, in seinem Kopf hatte er alles passend zurecht gelegt, er fühlte sich gut vorbereitet, gut trainiert, nichts konnte ihm mehr in die Quere kommen. Glaubte er zumindest. Bis Lahjas Stimme dann auf einmal ertönte.
Erschrocken zog sich sein ganzer Körper zusammen, als er sich in ihre Richtung drehte und schon an ihren wütenden, fassungslosen Augen erkannte, dass sie ihm zuvor gekommen war. Zugegeben, für Lahja hatte Zac keine glaubhafte Entschuldigung gefunden, die er ihr danach vortragen könnte. Wenn sie ihn so sah, malträtiert und von Verletzungen gezeichnet, wüsste sie sofort, was geschehen war, also hatte er seinen Frieden damit gefunden, dass sie sauer auf ihn werden und ihm Vorwürfe für sein hinterlistiges Verhalten machen würde, aber jetzt schon? Dass sie vor dem Kampf bereits herausfand, was er vorhatte, warum auch immer? Das passte nicht in seinen Plan, das zerrte an seiner Konzentration, an seiner Kontrolle. Er konnte sich jetzt nicht mit ihr auseinandersetzen und schon gar nicht damit, dass sie erneut sein Kind zur Sprache brachte und damit auch die Verantwortung, die er seiner Tochter gegenüber besaß. Mehrmals versuchte er einfach nur ihren Namen auszusprechen, sie zu ermahnen, er hob beschwichtigend seine Hände, bat um Verständnis, aber nichts. Nichts. Sie würde sich ihm tatsächlich in den Weg stellen, falls er jetzt gehen wollte, und als er ihr in die Augen sah, da glaubte er auch ohne Zweifel, dass sie jedes ihrer Worte ernst meinte. Wenn sie ihn nicht aufhalten konnte, dann würde sie Ava holen, um das zu tun. Das würde sie wirklich machen und weil Zac so deutlich spüren konnte wie in ihm die Wut darüber aufstieg, wie Angst in seine Knochen schlich, davor, dass ihm gerade verloren ging, was er so dringend benötigte, tat er in einer Kurzschlussreaktion etwas, das er noch bitter bereuen würde. Wohlwissend, dass Lahja sehr penetrant sein konnte, wenn es um ihre eigene Wut ging, drehte er ihr einfach den Rücken zu, strafte sie mit Desinteresse und lief wortlos in die Männer-Umkleidekabine, um genau das zu provozieren, was dann auch geschah. Sie wurde nur noch lauter, sie wurde noch vorwurfsvoller und weil sie es hasste, wenn man ihr dabei seine Aufmerksamkeit entzog, folgte sie ihm einfach in den kleinen Raum. Sie stellte sich dort mitten hinein, während Zac die Kleidung in seine Tasche warf, ungeduldig, und den perfekten Moment abwartete, um nach den Henkeln zu greifen, sich durch die Tür nach draußen zu schieben und sie direkt hinter sich zuzuziehen. Mit all seiner Kraft stemmte er sich dagegen, hörte schon Lahja auf der anderen Seite gegen das Holz poltern und an der Klinke ziehen, aber es gelang ihm den Schlüssel in das dafür vorgesehene Loch zu schieben und abzuschließen, bevor sie sich daraus befreien konnte. Es tat ihm Leid, dass er sie so hintergehen musste, das tat es wirklich, aber er stand so unter Strom, dass nicht ein Wort seine Lippen verließ. Er entschuldigte sich nicht bei ihr, er ging nicht auf ihre durch die Tür gedämpften wütenden Anschuldigungen ein, sondern drehte sich einfach um, verließ den Trainingsraum und schloss auch die nächste Tür hinter sich zu, bevor er sich auf den Weg zum Club begab.


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 14.11.2016 22:28

Die Abschiede von Noah waren wie immer von vielen Umarmungen begleitet. Als diesmal nicht der Abschiedskuss dazu gehörte, hatte sie den Eindruck, beide zögerten, weil es einfach so eine Routine geworden war. Die beiden waren zig mal zusammen und auseinander gewesen, die meiste Zeit davon hatten sie eine Fernbeziehung geführt und irgendwann war es eben zu einem Ritual geworden. An diesem Abend, bevor sie in den Bus stieg, drückte sie ihm jedoch nur einen Kuss auf die Wange. Die beiden Versprachen sich auf dem laufenden zu halten obwohl es so einer Absprache gar nicht bedarf. Er würde ihr sagen, ob er das mit dem Date auf die Reihe bekommen hatte und sie würde ihm davon erzählen, wie es mit Zac gelaufen war. Die beiden würden sich auch weiterhin sehen und besuchen. Noah hatte ihr natürlich, Selbstlos wie immer, auch angeboten, ein paar Tage mit zu ihr zu kommen aber abgesehen von einem garstigen Kilian, wollte Lahja auch nicht, dass er sich davor drücken konnte, dieses Mädchen von sich zu überzeugen. Sie hatten die Abende dazu genutzt, viel zu Reden aber sie war nicht dazu gekommen, Bex kennen zu lernen. Es war für alle auch Schlauer, wenn weder Noah noch Bex weiter verunsichert wurden, mit einem Treffen seiner Exfreundin, die nach den Erzählungen wirklich fast das Gegenteil von ihr war.
Auf dem Heimweg kamen Lahja natürlich auch die ersten Zweifel, ob Zac sie überhaupt sehen wollte oder Ava. Wo sollte sie denn versuchen, sich bei ihm zu Entschuldigen? Wie stand es um die beiden? So sehr sie auch versuchte, die Heimfahrt dazu zu nutzen, etwas schlaf zu finden, gelang es ihr nicht. Diese Situation beschäftigte sie noch immer, sie wühlte sie innerlich auf und das war ein Zustand den Lahja nicht noch viel länger ertragen würde. Es wäre auch in Ordnung, wenn Zac sie einfach wieder weg schicken würde, weil sie Momentan zu viel Chaos in sein Leben brachte – ein Chaos was er gerade einfach nicht brauchte aber sie wollte doch zumindest, dass er wusste, wieso sie so gehandelt hatte. Lahja hatte das Bedürfnis sich zu Erklären, auch wenn er schon längst eigene Schlüsse gezogen hatte. Vielleicht hatte sie Noah auch etwas dazu Ermutigt, mit Zac gemeinsam zu Überlegen, wie sie ab jetzt weiter damit umgingen. Das mit dem Training hatte sich ja wohl erledigt und sie wusste einfach nicht, was oder wie er nun mit ihr umgehen wollte. Bewusst hatte sie sich deswegen auch noch nicht auf seine Nachricht gemeldet. Komisch beflügelt hatte sie ganz aufgeregt Noah geweckt, als sie an der Mailbox vernommen hatte, dass Zac Vater war und wusste gar nicht, wie sie ihr eigenen Glücklich sein damit in Verbindung bringen sollte aber so war es nun einmal und sie hatte angefangen, nicht gegen alle Emotionen in sich anzukämpfen.
Als sie geschlaucht nach Hause kam und Kilian merkte, wie seine Tochter zugänglicher war, gelang es den beiden zumindest grob darüber zu Reden, was in ihrem Leben mal wieder so schief gelaufen war, dass sie vor ihrer Abreise wie ein Schatten ihrer selbst durch die Wohnung gewandert war. Am frühen Abend beschloss sie, Zac von der Arbeit abzuholen. Sie wusste nicht, ob er sie in der Nähe seiner Tochter sehen wollte aber ganz recht dachte sie, wollte er von ihr nicht Zuhause aufgesucht werden. Das Zac jetzt zu seiner Tochter wollte, weil seine Verlobte am Morgen da gewesen war, zumindest hatte sie ihm das geschrieben, konnte Lahja nicht einmal Wissen und dennoch steckte das Kuscheltier in ihrem Rucksack, als sie Nervös auf der Mauer vor dem Gebäude saß, in dem Zac nun arbeitete. Wann und wie er frei hatte, wusste sie, von dem gemeinsamen Training – und so sah sie auf, als er pünktlich das Jugendzentrum verließ, in dem auch sie schon ihre Sozialstunden hatte machen müssen. In ihrem Kopf hatte sie sich den ganzen Tag die Worte zurecht gelegt und damit ihr Mut sie nicht voreilig wieder verlassen konnte, hielt sie ihn auch auf ihre bestimmende Art auf und blockierte ihm mit ihrem Körper den Weg. Diesmal ohne Provokation, nicht aufreizend sondern ganz – Lahja eben. „ Es tut... tut mir unfassbar Leid, was da passiert ist, ich wollte nicht das das passiert und das war nicht richtig. Erstmal... Herzlichen Glückwunsch euch beiden, zur gemeinsamen Tochter und ich hoffe auch Ava geht es gut, auch wenn es mich nichts angeht. Ich nehme dich auch nicht in den Arm, nicht weil ich nicht will, sondern weil ich nicht weiß ob es ihr Recht ist. Ich wollte nichts zwischen euch kaputt machen, ich hatte nur Panik, dass dir etwas passiert und da ging es nicht um dich sondern um euer Kind. Ich freue mich für dich, dass du deinen Plan für die Zukunft so schnell in die Tat umsetzen konntest, es ist komisch für mich aber ich freue mich. Hier... ich... hab auch was für deine Tochter, wenn Ava das aber nicht will, dann... dann ist das auch okay.“ Und sie zog den Rucksack zwar hervor, wartete aber eine Antwort ab, damit er wusste, auch das war Ernst gemeint. „ Ich war die letzten Tage bei Noah, ich wollte das aber Persönlich sagen, deswegen habe ich nicht geschrieben und deswegen stehe ich auch hier. Ich wollte nicht nochmal ungefragt zu euch nach Hause kommen oder ins Krankenhaus.“


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 17.11.2016 11:30

Diese Distanz zu Ava, die Zac doch eigentlich gar nicht haben wollte, war unheimlich nervenzehrend für ihn. Es fühlte sich absurd an nachts alleine im gemeinsamen Bett zu schlafen, morgens neben niemandem aufzuwachen und mit niemandem reden zu können, wenn er spätabends nach einem anstrengenden Tag bei der Arbeit und einem anschließenden Besuch bei seiner Tochter nach Hause kam. Es war niemand mehr da, der ihm liebevoll den Nacken kraulte, wenn er mal wieder vor Anspannung schlaflos im Bett lag, und niemand, den er in den Morgenstunden zärtlich wecken konnte. Das zweifellos Schlimmste war jedoch, dass Zac seine Tochter alleine kennen lernen musste, denn in all seinen Vorstellungen, in all seinen Plänen für die Zukunft, hatte er dabei immer Ava neben sich visualisiert. Das erste schwache Lächeln auf Scarletts Gesicht, die ersten Geräusche, wie sie zum ersten Mal versuchte nach Zacs Finger zu greifen oder der Moment, in dem er endlich - nach mehreren Tagen - seine Tochter aus dem Inkubator nehmen und in seinen Armen halten durfte. Das waren alles Momente, die er mit seiner Verlobten teilen wollte, er wollte dieselbe grenzenlose Freude, die er in sich spürte, auch in Avas Augen sehen, und er wollte, dass diese Erlebnisse sie für immer miteinander verbanden, so wie es bei den meisten Eltern war. Wenn Zac dort im Krankenhaus stand, bei seiner Tochter, dann schienen jegliche andere Probleme im Leben so unbedeutend, so nichtig, das müsste Ava doch auch merken. Nichts und niemand war wichtiger, als Scarlett, und sie brauchte jetzt ihre Eltern. Beide. Sie brauchte eine intakte Familie, ein sicheres Umfeld. Trotz allem hielt Zac aber sein Versprechen und ließ seiner Verlobten den Freiraum, den sie gerade benötigte, indem er sie weder zu einer Entscheidung drängte, noch ständig Kontakt zu ihr aufnahm. Die Kommunikation zwischen ihnen drehte sich fast ausschließlich um die gemeinsame Tochter und um die Besuchszeit bei ihr, nur gestern Nacht war er schwach geworden und hatte nach mehreren schlaflosen Stunden im Bett dann doch Avas Nummer gewählt, um ihr verzweifelt zu sagen, dass er sie liebte und dass sie ihm fehlte, aber ihre müde Stimme klang noch immer so distanziert. Unsicher und ratlos. Sie brauchte noch Zeit. Und Zac blieb nichts anderes übrig, als das hinzunehmen, aufzulegen und weiterhin darauf zu vertrauen, dass ebendiese Zeit die Wogen zwischen dem jungen Paar wieder glätten würde.
Bis dahin versuchte er so viele Stunden wie möglich mit Scarlett zu verbringen, denn während er zwar spürte, dass der Stress und die Unsicherheit bezüglich seiner Zukunft und seiner Beziehung ihn manchmal wieder an die Grenzen seiner Belastbarkeit trieben, merkte er auch, dass seine Tochter ihn immer wieder erdete. All die Anspannung fiel von ihm ab, wenn er einfach nur bei ihr sein und liebevoll über ihre weiche Haut streicheln oder leise mit ihr reden konnte, und auch am heutigen Abend zog sich ein vorfreudiges Lächeln über seine Lippen, als er die Arbeit verließ, um sie zu besuchen. Ein Lächeln, das jedoch plötzlich erstarb, als Zac aus der Tür hinaus ging und aus dem Augenwinkel erkannte, dass dort niemand geringeres als Lahja direkt auf ihn zukam. Sein Schritt wurde langsamer, bis ihm gar nichts anderes übrig blieb, als vor ihr stehen zu bleiben, weil ihr Körper ihm den Weg versperrte. Unsicher hatte er seine Stirn zusammen gezogen, er spürte wie sein Herzschlag sich beschleunigte, aber Zac sagte nichts, bis sie ihre Entschuldigung abgeschlossen hatte und ihm erwartungsvoll in die Augen sah. Er war nicht wütend auf sie, damit hatte er in den letzten Tagen bereits abgeschlossen. Was hier passiert war, lag nicht in ihrer Verantwortung. Scarlett ging es gut, Ava hatte gesundheitlich ebenfalls alles überstanden und dass er gerade um seine Beziehung kämpfen musste, damit hatte Lahja nichts zutun. Er hatte seine Verlobte über Wochen hinweg belogen, nicht sie, und weil Zac deutlich in ihren Augen sehen konnte welche Vorwürfe seine Ex-Freundin sich noch immer machte, schüttelte er langsam den Kopf. "Ich weiß, dass du das nicht wolltest, Lahja. Niemand wollte das. Und ich weiß auch, dass du nur versucht hast mich aufzuhalten, ich bin also derjenige, der dich überhaupt erst in die Situation gebracht hat." Unsicher zog er die Schultern an, ehe er den Blick kurz auf ihren Rucksack senkte und dann wieder in Lahjas Augen sah. "Unserer Tochter geht es gut. Scarlett. Sie hat immer noch zu kämpfen manchmal, sie ist auch immer noch im Krankenhaus, aber sie ist stark. Und Ava, Ava hat auch alles überstanden. Gesundheitlich." Das, gepaart mit einem schwachen Lächeln, sollte ihr zumindest die Schuldgefühle nehmen, aber dieselben Bedenken, die Lahja durch den Kopf gingen, teilte auch Zac. Er wusste nicht, ob seine Verlobte das wollte, diesen Kontakt zwischen ihm und seiner Ex-Freundin. Er wusste nicht wie Ava darauf reagieren würde und weil es doch im Moment so wichtig war ihr verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen, schüttelte er den Kopf. "Tut mir Leid, ich muss ins Krankenhaus, ich bin eigentlich gerade auf dem Weg zu Scarlett. Es ist nett, dass du vorbeigekommen bist, wirklich, und dass du dir solche Sorgen gemacht hast. Ich bin nicht sauer auf dich, aber- da gibt es ein paar Dinge, die ich erst klären muss, bevor ich Zeit hab für- das hier." Unsicher deutete er einmal auf sie, dann auf sich selber. "Gib mir einfach ein bisschen Zeit, okay?" Versöhnlich legte Zac eine Hand an Lahjas Schulter, schob sich schon an ihr vorbei, ohne auf das angekündigte Geschenk einzugehen, aber er ging gerade einmal zwei Schritte, ehe er doch zweifelnd stehen blieb, sich noch einmal zu Lahja drehte und sie fragend ansah. Sie war hier, Ava nicht. Und sie würde vielleicht auch die Freude mit ihm teilen können, wenn seine Freundin dafür noch nicht bereit war. Konnte das so verwerflich sein? "Vielleicht-- vergiss das. Willst du mitkommen?" Er tat das nicht, um seiner Verlobten vor den Kopf zu stoßen, überhaupt nicht. Er wollte sie auch nicht hintergehen, aber Lahja war nunmal eine wichtige Person in Zacs Leben. Sie hatte in den letzten Monaten all seine Sorgen und all seine Zweifel mitbekommen, sie hatte ihn aufgebaut und motiviert. Und sie hatte es nicht verdient jetzt so unter diesen Schuldgefühlen zu leiden. "Du hast gesagt du hast etwas für Scarlett, oder? Dann solltest du ihr das auch selber geben."


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 18.07.2018 09:25

Seit dem Tag als Lahja aus dem Krankenhaus verschwunden war, war unfassbar viel Zeit vergangen und in ihrer derzeitigen Verfassung hätte sie nie kombinieren können, dass sie ihn hier und heute wieder hätte sehen können. Es gab zig Einrichtungen für abgefuckte Jugendliche - denn es gab nunmal auch massig von gerade solchen. Lahja hatte sich durch die Beziehung zu Blaze wieder genau in dieses Leben hineinmanövriert, wo sie doch so hart gekämpft hatte, genau das hinter sich zu lassen. Nur verschwand die Drogenabhängigkeit nicht einfach von selber und wenn man ihr einmal nachgab, konnte die Spirale schleichend wieder von vorne beginnen. Blaze traf keine Schuld daran, er war einfach da gewesen und die junge Frau, die es nie besonders gut alleine ausgehalten hatte, hatte sich ihm irgendwie einfach angeschlossen. Die beiden hatten sich einander angeschlossen.

Nachdem sie die Kneipe und die Wohnung von Kilian verwüstet hatten, aus Rache das sie sich von ihm Verraten gefühlt hatte, hatte sie den Kontakt nie wieder gesucht und auch alles gemieden, wo die beiden sich hätten über den Weg laufen können. Ihr Handy hatten sie ohnehin irgendwann verscherbelt um Geld für Drogen zu organisieren und einzig und alleine Matt rief sie gelegentlich von einer Telefonzelle an - nur um zu hören ob es ihrem Onkel und Madison soweit gut ging. Es reichte nur immer für ein paar Minuten, immerhin fand das Geld immer wichtigere Verwendung und durch diese Art des Kontaktes konnte Matt gar nichts tun, sie zu finden oder einen Rückruf zu tätigen. Genau wie sie es beabsichtigte. Mittlerweile fragte er sie auch nicht mehr wo sie war. Dieses Ritual kam schließlich schon seit eineinhalb Jahren immer mal wieder vor, in unregelmäßigen Abständen. Hätte er sie dabei angesehen, hätte er sofort gewusst, dass nicht alles in Ordnung war wie sie es stets vorgab. Wie sie selbst es vielleicht auch wahrnahm. Lahja hatte kein Problem - hatte sie nie. Die anderen waren alle das Problem und Blaze hatte sie in dieser Meinung bestärkt, statt sie auf den Boden der Tatsachen zu holen wie Zac einst. Diese Beziehung war von außen eine Beziehung unter Junkies. Wurde der Stoff mal enger, dann gönnten die beiden sich nichts und benahmen sich wie ausgehungerte Hunde aber wenn alles lief und Blaze gute Geschäfte abwickelte - bei denen Lahja ihn Unterstützte und so ihren Anteil abbekam, dann lebten sie absolut verrückt und unabhängig. Dachten sie zumindest. In den Zeiten konnte man das Ausmaß des Drogenproblemen sehr gut vertuschen und Suchtkranke waren Künstler darin, sich den Bezug zur Droge schön zu Reden. Lahja würde auch niemals zugeben, dass sie schlimmer abgerutscht war als damals. Nein, die Welt gehörte ihr - ihr und Blaze. Er war alles was sie noch hatte. Ihr Seelenverwandter. Viel mehr als nur eine Beziehung.

Dementsprechend aufbrausend war sie auch, als er nach einer Konfrontation ziemlich lädiert in den Wohnwagen zurück kehrte. Aufmerksam betrachtete sie ihn und konnte die Wut spüren, die sie auch nach all den Jahren nicht in Frieden ließ und einen bekannten, schnelleren Herzschlag auslöste. Adrenalin. Es gab auch niemanden mehr der ihr sagte, dass ihre Ausbrüche unverhältnismäßig waren. Viel eher jemanden der sich daran erfreute und Gewalt war in dieser Beziehung gewiss nicht vom Geschlecht abhängig. Trotzdem sagte Lahja nicht, was sie Gedichte zu tun. Denn eigentlich war dies eine Abrechnung, die Blaze alleine hätte regeln wollen. Ihren Sturkopf war sie jedoch nie quitt geworden und so machte sie sich am nächsten Tag auf den Weg in die Einrichtung von der Blaze gesprochen hatte. Vom Namen her ließ sich nicht erahnen, dass es dieselbe war, in der Lahja ihre Sozialstunden verbüßt hatte weil dieser schlichtweg gewechselt wurde - irgendwo in der langen Zeit die bis hier her vergangen war. Eventuell wäre sie sonst doch niemals dort hin gegangen. Die junge Frau stellte sich noch immer nicht gerne der Vergangenheit oder unangenehmen Konfrontationen. Alles was mit Worten zu tun hatte, die ihr meist ausgingen. Dabei fühlte sie sich dumm und hilflos. Der Konsum vernebelte ihr den Blick für die Umgebung, irgendwie sah alles gleich aus und irgendwie war man doch schon überall mal gewesen und so kam es dazu, dass sie relativ spät erst realisierte, dass das Zacs alte Arbeitsstelle war - die, wo sie ihn kennen gelernt hatte, wo sie ihm immer wieder begegnet war, wo sie ihn manchmal abgeholt hatte. Nun machte es Sinn, dass Blaze eine Abreibung von einem Sozialarbeiter bekommen hatte. Das war nicht so üblich. Verdammt. Mit einem Herzschlag bis zum Hals stand sie ungeschützt auf dem Weg vor der Einrichtung und starrte auf die Fassade. Zum Glück töteten Drogen die meisten Gefühle ab und die Erinnerungsfetzen trafen sie nicht so tief - aber einen Anblick konnten auch keine Drogen der Welt neutralisieren. Das war Zac, der gerade Feierabend zu haben schien - das kam davon, wenn man den halben Tag im Bett verbrachte - und Lahja begann nervös zu werden. Sollte sie weg laufen? Was sollte sie sagen, weshalb sie hier war? Denn eines war Gewiss, sie hatte keine Lust mehr, hier Stress anzuzetteln. Ihre hervorstehenden Wangenknochen wurden hart, sie hatte dieses typisch gezeichnete Gesicht vom Konsum. Sie hatte gesagt, sie wartete ab, ob er sich meldete. Er hatte eine Familie. Die Situation im Krankenhaus war irgendwie wieder Greifbar. Wie schuldig sie sich gefühlt hatte. Und nun? Schwindelig von den Gedanken war es nun zu spät, Lahja würde nicht auf offener Straße davon rennen. Dazu war sie einfach zu Stolz. Also hob sie ihre Schultern etwas ratlos an und Lächelte unbeholfen, als die Blicke der beiden sich trafen. Erstmals machte sie sich Gedanken ob man ihr ansehen konnte, wie sie hauste. Lahja war noch immer Eitel mit sich und ihrem Aussehen aber am Ende gewann gegen jedes Bedürfnis halt der Konsum.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 20.07.2018 10:33

Jeder mit einem Neugeborenen würde bestätigen können, dass gerade die Anfangszeit verging wie im Flug, und dieselbe Erfahrung machten auch Zac und Ava. Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten und ehe die beiden sich versahen hatte Scarlett schon lange ihren ersten Geburtstag hinter sich gebracht. In den vergangenen 18 Monaten hatte die Kleine gelernt zu lachen und zu brabbeln, und dann sogar richtige Worte zu formen. Immer mehr davon kamen nach und nach zu ihrem Wortschatz hinzu, und manchmal gelang es ihr sogar schon kurze Sätze auszusprechen. Trag mich und Komm Papa schienen aktuell zu ihren liebsten zu gehören. Sie hatte gelernt Zac als ihren Papa zu benennen und Ava als ihre Mama, und vom Krabbeln ging sie nun langsam dahin über auf ihren eigenen beiden Beinen zu laufen. Und das gefiel ihr anscheinend so gut, dass sie kaum mehr zu bremsen war.
Schon früh hatte Scarlett den Anschein erweckt als wolle sie sich zu einem kleinen Wirbelwind entwickeln und genau das war letztendlich auch eingetreten: Zacs Tochter war unheimlich aufbrausend, wissbegierig und ungeduldig. Sie war mutig und neugierig. Und voller Elan diesem Leben mit offenen Armen zu begegnen, um alles auszutesten, das in ihren Möglichkeiten lag. Aktuell entwickelte sich das jedoch eher zum Leidwesen ihrer Eltern, denn in der jetzigen Phase ihres Lebens begann Scarlett langsam sich selber im Spiegelbild zu erkennen und damit auch zu begreifen, dass sie eine eigene Person war. Nicht nur ein Teil ihrer Mutter oder ihres Vaters. Und während sich damit zwar eine ganz neue Welt für die Kleine eröffnete und sie ständig damit beschäftigt war neue Dinge zu erkundschaften und auszutesten, bedeutete das nunmal auch, dass gerade jetzt ihre Verlustängste einsetzten. Manchmal durften Zac oder Ava nicht einmal den Raum verlassen, ohne dass Scarlett sofort anfing zu schreien und zu weinen, aus Angst ihre Eltern würden nie mehr zurückkehren. Und auch vieles andere in dem Leben des kleinen Mädchens wurde momentan mit vielen Tränen und lautem Brüllen kommentiert, denn je mehr ihres eigenen Willens Scarlett entwickelte, desto öfter stellte sie auch fest, dass sie mit ihren kleinen Beinen und den kurzen Armen noch nicht alles tun konnte, wozu Zac und Ava bereits fähig waren.
Aber nichtsdestotrotz konnte kein Schreien und kein Weinen der Welt jemals etwas daran ändern wie sehr Zac seine Tochter liebte. Scarlett war sein ganzer Stolz, sein wichtigster Lebensinhalt und sein schönster Sonnenschein. Jeden Morgen vor der Arbeit kuschelte er mit ihr auf dem Sofa und las ihr laut aus Kinderbüchern vor oder tanzte tollpatschig mit ihr durch den Raum, zu ihrer liebsten Musik. Er half ihr geduldig dabei immer sicherer auf den Beinen zu werden und wurde es dabei nie müde ihr trotzdem seinen kleinen Finger als Back-Up entgegen zu strecken. Er beruhigte sie liebevoll, wenn sie mal wieder wegen irgendetwas laut weinte, und lachte mit ihr, wenn sie es auch tat. Und wann immer sich ein bisschen Zeit in seinem überfüllten Terminkalender eröffnete, dann verbrachte er sie mit Scarlett.
Genau das war es aber auch, was der Beziehung zwischen Ava und Zac schleichend zum Verhängnis wurde. Die beiden liebten einander, sie würden einander - und ihre kleine Familie - immer lieben, aber auch wenn sie beide kurz nach der Geburt der Tochter so sehr dafür gekämpft hatten weiterhin ihr romantisches Liebesleben aufrecht zu erhalten, ereilte auch sie das Schicksal, mit dem viele Eltern umgehen mussten: Es blieb wenig Freiraum füreinander. Als Scarlett an ihrer ersten Erkältung litt wurden ihr regelmäßiges Date zu zweit zum ersten Mal gecancelt. Beim nächsten Mal dann waren es Bauchschmerzen. Irgendwann kamen Scars Zähne und brachten ein fast pausenlos schreiendes Kind mit sich, das keine Eltern der Welt ohne Herzschmerz allein lassen wollten. Und zeitgleich war es auch zwischen schlaflosen Nächten, ständigem Windelwechseln und Spucktücherwaschen unvermeidbar, dass die Attraktivität und Romantik füreinander nur mehr verloren ging.
Anfangs hatten Zac und Ava noch oft darüber gesprochen und sie waren sich einig, dass es ihnen beiden gerade etwas viel wurde und dass sie mit Sicherheit keine Probleme damit hätten ihre Liebe füreinander wieder aufflammen zu lassen, wenn die schlimme erste Phase irgendwann vorüber wäre, und dass es daher in Ordnung sei, wenn sie sich mit nur sehr wenigen Aufmerksamkeiten füreinander begnügen könnten, doch für Zac hatte sich diese Einstellung mit der Zeit wieder geändert. Mehrmals hatte er bereits versucht mit Ava darüber zu sprechen und auch immer öfter versucht sich ihr wieder anzunähern, sobald Scarlett abends schlief, aber sie schien noch nicht so weit zu sein. Sie war noch zu sehr gefangen in ihrer Mutterrolle. Was ja auch verständlich sein musste - so redete Zac es sich zumindest ein - denn sie verbrachte viel mehr Zeit mit ihrem aufbrausenden Kind, als er. Mittlerweile hatte auch Ava zwar ihr Studium wieder aufgenommen, aber ihre Vorlesungen beschränkten sich auf zwei Tage in der Woche, die Scarlett dann normalerweise bei ihrer Großmutter verbrachte. Die restliche Zeit über war Ava 24/7 für sie da, sie stand jede Brüllerei mit ihrer Tochter aus, musste jeden Wutanfall durchleben und sie trösten, bespaßen, munter halten, füttern und säubern. Zac hingegen ging jeden Tag zur Arbeit und trainierte weiterhin zwei Mal die Woche abends seine Jugendlichen, am Wochenende hatte er Aufträge als Personal Trainer für einige Kunden und bekam dadurch unheimlich viel Abstand und Ausgleich. Oft verfluchte er das, insbesondere am Anfang, weil er auch gerne viel mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen würde, aber er verstand auch, dass sein Tagesablauf viele Vorteile mit sich brachte. Während Ava fast ausschließlich nur noch als Mutter existierte, hatte Zac sein geregeltes Leben nebenher. Er war Sozialarbeiter, Trainer und schlicht und ergreifend auch einfach nur ein Mann. Nicht nur ein Vater. Und auch bei Scarlett zeigten sich natürlich die Unterschiede: Wenn Zac abends nach Hause kam und sie endlich ihren Papa wieder bei sich hatte, dann strahlte sie über das ganze Gesicht und war kaum von seiner Seite zu lösen, wohingegen Ava oft weniger so deutliche Freude von ihrer Tochter zu sehen bekam. Warum auch? Sie war schließlich ständig da. Eher schrie Scar vorwurfsvoll, wenn ihre Mutter mal die Dreistigkeit besaß sie für ein paar Minuten zurückzulassen, anstatt ihre freudestrahlend in die Arme zu springen, wenn sie den Raum wieder betrat.
Viele der Erziehungsbücher und -ratgeber, die Zac in den letzten beiden Jahren gelesen hatte, bereiteten zwar genau darauf vor und motivierten die jungen Eltern sich trotzdem Zeit füreinander zu nehmen und den Partner immer mal wieder mit Kleinigkeiten zu überraschen, aber Zac schien völlig unfähig etwas für sich selber von Ava einzufordern. Vor allem, wenn er so oft auf Ablehnung von ihr stieß. Viel eher zwang er sich das Verhalten seiner Verlobten zu verstehen und zu akzeptieren, um gleichzeitig auch die für ihn so wichtige Kontrolle zu bewahren und das Familienleben intakt zu halten. Dass er dabei innerlich mehr und mehr Frust aufbaute, das merkte er zwar, aber bisher war er sich sicher, dass sich dieses Problem früher oder später schon von selber lösen würde.
Wohlmöglich war es aber auch genau dieser innerliche Frust, der ihn dazu verleitet hatte in seiner Rolle als Sozialarbeiter am gestrigen Abend über die Stränge zu schlagen und deutlich abgesteckte Grenzen zu überschreiten. Einer seiner Jugendlichen, die er in seinem Boxkurs trainierte, schien schon seit einigen Wochen abwesend und erhöht aggressiv zu sein, so als belaste ihn etwas, und nach mehreren Versuchen war es Zac gestern endlich gelungen die Gründe dafür aus ihm heraus zu bekommen: Er hatte Schulden. Bei einem Dealer. Und wenn er das Geld nicht bald abliefern könne, dann müsste er sich auf eine geflissentliche Abrechnung gefasst machen. Kurzerhand hatte Zac ihm seine Hilfe angeboten - im Gegenzug für sein Versprechen sich demnächst mit Zac zu treffen und sich einiges über Drogen erklären zu lassen - und war gemeinsam mit ihm bei einem Treffen mit besagtem Dealer erschienen. Es war nie sein Plan gewesen direkt so handgreiflich zu werden, viel eher hatte Zac gedacht er würde einfach autoritär ein Machtwort sprechen, aber als sich der junge Mann, der die Drogen vertickte, nicht so leicht abwimmeln ließ, hatte Zac auf einmal seinen Kragen in der Hand und kurze Zeit später die Faust in seinem Gesicht. Diese Überheblichkeit von dem Halbwüchsigen hatte ihn zu sehr provoziert, und weil er sich um seine Jungs fast so sehr sorgte wie um die eigene Tochter hatte es ihn haltlos überkommen.
Den ganzen nächsten Tag über machte er sich Vorwürfe für sein Verhalten, er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und versuchte für sich selber herauszufinden, woher diese Aggression in ihm auf einmal kam und weshalb er nicht in der Lage gewesen war sich zu stoppen, aber als er abends das Jugendzentrum verließ, um sich auf den Heimweg zu begeben, da rechnete er nicht damit, dass auch noch etwas ganz anderes aus seiner Vergangenheit ihn nun unerwartet wieder einholen würde. Wenn auch in ganz anderer Form: Lahja stand dort. Direkt vor ihm. Und als ihre Blicke einander trafen, da hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. Niemals hätte Zac auf Anhieb vermutet, dass diese beiden Vorkommnisse miteinander in Verbindung gebracht werden konnten, aber als auch Zac überrascht lächelte und ohne zu Zögern auf sie zuging, ihr dabei immer näher kam, da machte sich auch noch eine andere, aber ebenso bekannte Art von Sorge in ihm breit. Ganz dunkel schimmerte die Haut unter ihren Augen, ihr Gesicht schien eingefallen und auch am Rest ihres Körpers hatte seine Ex-Freundin einige Kilogramm Gewicht verloren. Was ihr Äußeres bedeutete, das wusste Zac sofort, aber dennoch ließ er es vorerst außer Acht, als er die Arme öffnete und Lahja zur Begrüßung umarmte, zusammen mit den Worten "Wie lang ich dich nicht mehr gesehen hab, was machst du denn hier?"


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 20.07.2018 12:27

Lahja war noch nie ein Genie darin gewesen wie man sich in diesen Momenten benahm. Diese Momente? Wenn man überrascht wurde und das auch noch emotional. Mit Wut konnte sie umgehen aber das hier war keiner dieser Augenblicke wo sie sich danach fühlte ihn wieder von sich weg zu stoßen. Kurzsichtige und impulsive Handlungen waren ihr Fachgebiet aber eben nicht in Zeiten der Freude. Auch die jüngsten Vorkommnisse änderten daran nichts, dass sie etwas positives empfand, als Zac sie in die Arme geschlossen hatte. Dann hatte Blaze nunmal eins von Zac auf die Nase bekommen. War ja nicht ihr Problem und auch nicht ihre Angelegenheit. Zumindest verspürte sie dies so in der aktuellen Situation. Heute früh hatte das nämlich noch ganz anders ausgesehen. Immerhin wollte auch sie das Geld haben, was ihr zustand. Eher untypisch für Lahja erwiderte sie also die Umarmung seitens ihres Ex-Freundes und sie erstarrte erst, als er sie dabei nach ihren Motiven fragte. Was sie hier zu suchen hatte. So drückte er es nicht aus aber Lahja gefror das Blut in den Adern. Kurz dachte sie daran, ob es vielleicht jemand anderes gewesen sein könnte, der Blaze eine Fast verpasst hatte aber sie wusste es doch besser. Ein wenig zerrten die Gedanken an eine Verwechslung an ihr, bis ihr am Ende doch klar wurde, es wäre ganz gleich ob es Zac gewesen war oder eben nicht. Er würde auch so nicht gutheißen, was sie hier wirklich zu suchen hatte. Nämlich einen seiner Schützlinge zur Rede stellen und ihn daran erinnern, mit wem er sich angelegt hatte. Eines konnte sich Lahja nämlich auch nach all der Zeit Sicher sein, der junge Mann vor ihr würde es nicht zulassen, dass Themen wie Drogen oder Gewalt seine Arbeit und seinen Auftrag in Gefahr brachten. Er bot den Jugendlichen hier einen Ausweg aus der Vergangenheit und diese endete auch an der Türschwelle - ganz gleich, wer hier auftauchte. Das er selbst die Kontrolle verloren hatte, dass wunderte sie dann doch - aber sie hatte immerhin auch die letzten 18 Monate nicht an seinem Leben und seiner Entwicklung teilgenommen. Also blieben das Mutmaßungen, für die sie jetzt auch nicht wirklich Zeit hatte. Schon viel zu lange hatte die Umarmung angehalten und damit er nicht Glaubte, Lahja sei übergeschnappt oder was auch immer man sich durch die lange Berührung einbilden konnte, löste sie sich wieder von ihm. Viel wichtiger war es zu überdenken, was sie ihm nun Antwortete. Wäre sie auf diese Begegnung vorbereitet gewesen, so hätte sie sich zig Dinge ausdenken können, die ihre Situation verschönerten oder eben auch eine Ausrede parat halten können, was sie hier suchte. Über Komplikationen machte sie sich jedoch selten ihre Gedanken und deswegen probierte sie etwas Zeit zu schinden, indem sie die Schultern etwas zu langsam und zu hoch anhob. Wenn er sich auch nur ein wenig an ihre Verhaltensweise erinnerte, konnte er daran schon merken, dass sie log und ihm den wahren Grund unterschlug. Na hoffentlich bildete er sich nicht ein, sie wollte ihn wieder sehen oder gar seine Hilfe in Anspruch nehmen. Tatsächlich hatte Lahja nie vorgehabt wieder in sein Leben zu treten, solange er sie nicht darum gebeten hätte. " Ich war einfach in der Gegend unterwegs und es hat sich so viel verändert hier, dass ist tatsächlich eher ein Zufall." Was für eine billige Ausrede aber ihr fiel nichts plausibleres ein. Da half es nur, ihn möglichst schnell von ihr Abzulenken und was wäre da besser, als das Kind anzusprechen? Zac war mit Sicherheit ein liebender und stolzer Vater - alles andere konnte Lahja sich nicht im geringsten vorstellen. " Ist ja auch gar nicht so wichtig - viel wichtiger ist doch, wie geht es dir, Herr Vater und deiner Tochter?" Mit einem Lächeln und dem leichten schräg legen ihres Kopfes versuchte sie unschuldig das Thema zu wechseln. " Und Ava?" Noch so eine gute Taktik, von sich Abzulenken. Wenn da etwas zwischen ihnen stand, würde es auch für sie leichter ihre Freude im Zaum zu halten - über das plötzliche Wiedersehen und sich gleich wieder in Erinnerung zu rufen, dass sie hier eigentlich nichts verloren hatte. Nicht, dass alle Gefühle wieder angeknipst wurden aber es war immerhin auch irgendwie Avas Wunsch, dass sie sich aus seinem Leben fern hielt. Es machte sein Leben einfacher. Blieb nur zu hoffen, dass Blaze nicht denselben Gedanken hatte wie sie und hier auftauchte. Weg locken von hier wollte sie Zac gar nicht - indem sie ihm ein paar Schritte ihre Gesellschaft anbot, es sollte sich schon auf Smalltalk beschränken. Das verriet auch ihr Blick die Straße hinauf und hinunter.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 23.07.2018 22:34

Ein unerwartet angenehmes Kribbeln zog sich durch Zac hindurch, als Lahja seine Umarmung erwiderte und er spürte wie sich ihr allzu vertrauter Körper gegen seinen drückte. Eine Art von Kribbeln, die ihn automatisch etwas zurückschrecken ließ und den sonst so kontrollierten Mann für eine Sekunde um seine Fassung brachte. Er hätte niemals damit gerechnet, dass seine Ex-Freundin auch jetzt noch, nach anderthalb Jahren Funkstille, eine solche Wirkung auf ihn haben könnte, aber als Zac wieder einen Schritt Distanz zwischen sie beide brachte und ihr in die Augen blickte, da machten sich plötzlich Sehnsüchte in ihm breit, die er schon lange versuchte tief in sich zu begraben. Sehnsüchte, die sich zwar nicht zwangsläufig auf Lahja als Person zentrierten, aber auf alles, was sie verkörperte. Kontrollverlust, Leidenschaft, und auch Gewalt. Schon immer hatte die junge Frau vor Zac genau das verkörpert, was er an sich selber nicht akzeptierte und seit Jahren immer mehr aus seinem Leben ausschloss, aber genau das machte eben auch die Anziehungskraft zwischen ihnen aus, die anscheinend auch jetzt noch existierte. Sie verstanden einander wie kein anderer sie je verstehen könnte und obwohl Zac aus Erfahrung wusste, wie gefährlich Lahja für ihn und sein perfekt konstruiertes Leben war, hing sein Blick auch jetzt wieder ein paar Sekunden zu lange an ihrem Gesicht.
Er hätte ihr jedoch nicht einmal in die Augen sehen müssen, um zu wissen, dass seine Ex-Freundin ihm gerade eiskalt ins Gesicht log. Ihr Erscheinen hier war kein Zufall und weil Lahja ihn nunmal genauso gut kannte wie es auch andersrum der Fall war, hatte sie mit ihrer gedanklichen Vermutung auch verdammt recht: Zac interpretierte Dinge in ihr Erscheinen hinein, die nicht einmal ansatzweise der Wahrheit entsprachen. Brauchte sie Hilfe? Dass es ihr nicht gut ging, das sah man doch schon an ihrer gesamten Erscheinung. Wollte sie Zacs Unterstützung, so wie damals schon? Vielleicht benötigte sie auch Geld? Nein. Nein, das war es nicht, diese Blöße würde sie sich niemals geben. Oder aber, vermisste sie ihn? Als dieser Gedankengang auf einmal in seinem Kopf auftauchte, senkte Zac schnell den Blick und versuchte sich davon abzulenken wie auch diese Vorstellung erneut Sehnsüchte in ihm auslöste.
"Sehr gut", warf er deswegen auch schnell ein, bevor Lahja sein Zögern bemerkte. "Sehr gut geht es mir, und Scarlett auch. Sie wächst nur viel zu schnell, du müsstest sie sehen. Sie spricht schon erste Sätze und lernt immer besser laufen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie anfängt zu flirten und den Männern hinterher zu rennen." Mit einem schiefen, unwilligen, gezwungenen Lächeln zog Zac die Schultern hoch. "Sie dreht jetzt schon allen Jungs auf dem Spielplatz den Kopf um. Und ich hab dann immer das Gefühl ich entwickle mich mehr und mehr wie dein Vater. Kilian zwei Punkt null." Auch das brachte denselben gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht hervor. "Und wenn wir grad eh schon vom Teufel sprechen, wie gehts ihm? Und dir?" Es war deutlich, dass die zweite Frage viel mehr wog als die erste. Und dass Zacs Augen dabei etwas besorgt aussahen, das ließ sich auch nicht verbergen. "Du hast dich verändert. Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, meine ich." Müsste er aussprechen, was auf der Hand lag? Oder würde Lahja an seinem Blick schon erkennen können, dass er das nicht im positiven Sinne meinte?


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 24.07.2018 15:32

Als Zac zu ihr sagte, sie müsste seine Tochter sehen, wurde ihr gang komisch zumute. Das hier war ein Treffen - was mehr oder weniger durch Zufall stattgefunden hatte aber wenn sie diesen Gedanken weiter dachte, kam es ihr absurd vor. Immer, wenn Zac in ihr Leben getreten war, hatte sich für sich vieles Verändert. Allem voran der Konsum der Drogen. Es war nie vorgekommen, dass sie sich in einer Lebensphase befand, in der sie sich in dem Konsum von Rauschmitteln wohlfühlen und Zac ein Teil ihres Lebens darstellte. Das passte nun einmal auch einfach nicht zusammen. Zahlreich hatte sie mit ihm gemeinsam gegen ihre Sucht angekämpft aber das wollte sie aktuell doch gar nicht. Es lief doch alles ganz gut und es mangelte ihr auch an nichts. Lahja hatte noch nie viel von sich gehalten und sie war es Leid darum zu kämpfen, sich vorzuspielen, sie strebte nach mehr. Menschen in ihrem Umfeld, die sie kannten und schätzten, würden das vielleicht als eine Verschwendung ihrer Fähigkeiten betrachten aber sie selbst tat das nicht. Blaze gab ihr auch nicht das Gefühl, sie müsste nach mehr streben und über die lange Zeit hatte sie begonnen, sich genau dort wohl zu fühlen. Als sei sie diesen ständigen Kampf eben einfach Leid, sich in dieser Welt behaupten zu müssen und all ihren Schwächen dauerhaft die Stirn zu bieten. Eine Hochphase, tiefe Gefühle, all das ließ sie nun von den Drogen simulieren und Lahja musste sich den anstrengenden Emotionen nicht stellen. Das Drogen einfach all ihre Gefühle abtötete, das würde sie gar nicht so empfinden. Das soziale verkommen und abstumpfen, dass war den wenigsten Konsumenten von Rauschmitteln klar und deutlich. Sie würde ja auch Blaze und ihr Zusammenleben irgendwo als funktionierende Beziehung definieren und auch wenn es mit Liebe nicht gleichzusetzen war, war ihr das gar nicht so klar. Wie auch? Egal ob es Schwierigkeiten gab oder nicht, sie konsumierte. Es gab keinen Grund oder Auslöser mehr dafür, wo man abwog. Es war ein Dauerzustand, den man nicht Hinterfragte.
Lediglich als Zac ihren Vater ins Gespräch brachte zogen sich ihre Augenbrauen etwas nach oben und es war eine der wenigen Regungen, die sich ihrem Gesicht entnehmen ließen, die sie irgendwo trafen. Als wollte jemand von ihr, dass sie sich an eine Person erinnerte, die verstorben war und auch sie selbst konnte sich nicht mehr mit sich Identifizieren. Zumindest nicht mit der Person, die Zac zu kennen Glaubte. Das war schon alles so verdammt lange her und es war doch so viel geschehen. Innerlich wurde sie auch etwas wütend auf ihren Ex-Freund, dass er es wagte auf diese Erinnerungen zu stoßen. Blaze tat das nie. Ihm war egal, was in der Vergangenheit lag, dass war es ihm schon immer gewesen. Kurz stand sie davor ihn hier einfach stehen zu lassen, zumindest solange, bis sie seine Sorge in der Stimme vernehmen konnte. Und wieso wurde sie eigentlich Hellhörig, dass er Ava mit keinem Wort erwähnte? Angespannt strich sie sich über den Hals und sah dabei kurz zur Seite, als würde sie sich ihren nächsten Schritt überlegen. Ihre Gedankengänge waren eben nicht so schnell wie die einer nüchternen Person. Sie rang sich dann doch zu einem Lächeln durch und sah Zac von unten her wieder in die Augen. " Du wirst kein Kilian 2.0, Glaube mir. Sonst wirst du irgendwann doch endgültig kein Wort mehr mit deinem Kind wechseln und das kann ich mir bei dir einfach nicht Vorstellen. Ich habe ihn ungefähr so lange nicht mehr gesehen, wie du." Sprach sie so trocken und desinteressiert aus, soweit es ihr eben Möglich war. Lahja hatte ihre Familie noch nie wirklich verabscheut, so wie sie es gerne vorgegeben hatte. Das wusste Zac und trotzdem wollte sie ihre Maskerade nicht beenden - konnte sie auch gar nicht, solange sie nicht Nüchtern war. " Mir geht es gut, wirklich. Auch wenn ich mich verändert habe - komme ich damit sehr gut klar." Das sollte seine Sorge nehmen aber sie war davon auch wirklich überzeugt. Es war nicht seine Art von Leben aber das war am Ende des Tages ja auch nicht ihr Problem. Zumindest nicht solange sie nicht eine Gestalt am Ende der Straße sah, deren Gangart sie sofort erkannte. " Verdammt..." Begann sie leise noch mehr zu Fluchen. Zac konnte sich gewiss keinen Reim daraus machen aber Lahja wurde zunehmen Hektisch. Das würde für alle hier nur Ärger bedeuten wenn Blaze sie hier sah. Wenn Blaze checkte, dass es sich bei dem Sozialarbeiter um ihren Ex-Freund handelte. Wenn er einsehen musste, dass hier kein Cent zu holen war. Außerdem war Lahja sich nicht Sicher, wie Fair ihr aktueller Partner kämpfen würde oder ob er sich mit einer Klinge bewaffnet hatte. All das waren Faktoren, die sie dazu trieben, Zac erneut zu berühren aber nun schroff am Arm und ihn in Richtung der Eingangstür des Jugendzentrums zu schieben versuchte. " Zac - ich... da kommt mein Freund und der ist dir nicht wohlgesinnten. Vielleicht sollten wir lieber da rein gehen - du da rein gehen und ich nehme ihn wieder mit aber ansonsten wird es hier gleich ärger geben...." Machte sie sich Sorgen um ihren Stress nachher Zuhause oder das Blaze Zac etwas anhaben konnte? Sie konnte es nicht richtig deuten, nur eines war ganz klar, dass ihr diese Situation Sorge bereitete und sie damit nicht umgehen konnte. " Bitte." Das verlieh ihrer Überforderung eindeutig Gewicht.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 24.07.2018 20:33

Zac konnte nicht verhindern, dass sich sein Blick an Lahjas Gesicht heftete, als sie von Kilian sprach. Die Drogen konnten ihre Emotionen noch so sehr vernebeln und die junge Frau könnte sich noch so oft einreden, dass sie ihren Vater nicht wollte und nicht brauchte, aber Zac wusste, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Und dass es auch niemals der Wahrheit entsprechen würde. Sie und Kilian waren aus dem selben Holz geschnitzt und ihre Beziehung zueinander seit jeher unheimlich explosiv, aber die Basis ihrer vielen - teils handgreiflichen - Auseinandersetzungen war immer ihre Liebe zueinander gewesen. Und ihre Unfähigkeit mit diesem Gefühl umzugehen. Vielleicht war es Lahja selber nicht einmal bewusst, vor allem im Moment und unter Einfluss chemischer Substanzen nicht, aber sie brauchte ihren Dad. Und so lange der sich nicht in ihrem Leben befand würde sie niemals mit sich selber ins Reine kommen. Auch das wusste Zac, und sein Gesichtsausdruck wurde plötzlich mitleidig, als er innerlich einsah, dass er nichts tun könnte, um genau das auch Lahja begreiflich zu machen. Er hatte es so oft versucht. Er hatte so oft mit ihr gemeinsam an ihren vielen Baustellen gearbeitet, er hatte sie gedrängt und unterstützt, ihr Hilfe und Halt geboten, und doch veränderte sich einfach nichts in ihrem Leben. Es war als hätte er die vergangenen Jahre bloß gegen eine Wand geredet.
Doch als Zac gerade noch stillschweigend überlegte, wo er selber wohlmöglich Fehler gemacht und Lahja im Stich gelassen hatte, wurde der Ausdruck auf ihrem Gesicht plötzlich ganz anders. Er kam nicht einmal dazu irgendetwas auf ihre Worte zu antworten, ehe sie auf einmal versuchte ihn in die entgegengesetzte Richtung zu drängen und er den Kopf hob, um ihrem Blick die Straße herunter zu folgen. Lahjas Worte ergaben für ihn keinen Sinn, zumindest noch nicht, aber nichtsdestotrotz stemmte er sich gegen ihre Hand und bewegte sich keinen Zentimeter. Ihr besorgtes Bitte ließ Zac zwar aufhorchen, und er senkte auch erneut für ein paar zehrend lange Sekunden den Blick in ihr Gesicht, aber sein Körper blieb starr wie eine Mauer. So lange, bis er endlich erkannte, wer sich dort auf die beiden zubewegte: Der junge Dealer von gestern. Der, dem er versucht hatte eine Lektion zu erteilen. "Was-", brachte Zac nur verwirrt heraus, bevor Lahjas Worte dann doch urplötzlich einen Sinn ergaben. Der Typ dort war ihr Freund. Ihr Partner. Und sie war nicht etwa aus Zufall hierher gekommen, und auch nicht weil sie Zac vermisste, sondern wegen ihm. Das hatte etwas mit ihrem Freund zutun. War es tatsächlich so, dass sie Hilfe brauchte? Wollte sie Zac um Unterstützung bitten? Vielleicht sogar, um ihn zu verlassen? Oder aber hatte sie viel eher im Sinn gehabt diese Auseinandersetzung für ihren Freund zu klären?
Bevor Zac dazu kam diese Fragen laut auszusprechen, fiel ihm jedoch der andere Mann ins Wort, indem ein lautes, verärgertes "Lahja!" zu ihnen hallte. Doch noch immer gab Zac dem Drängen von Lahja nicht nach, nicht einmal als er im Schimmern der Sonne einen Schlagring an der Hand von Blaze erkannte. Im Gegenteil sogar, er stemmte sich nur mehr gegen ihre Hand und ging noch einen bedrohlichen Schritt auf den anderen Mann zu. Es war als wich all die Vernunft auf einmal aus seinem Körper und wurde ersetzt von Adrenalin und Gewaltbereitschaft. "Verdammte Scheiße, Lahja", kam dunkel, wütend aus Zacs Kehle gepresst, wobei er sie jedoch keines Blickes würdigte. "Das ist dein Freund? Ist das der Grund, warum du hier bist?" Aber noch ehe sie antworten konnte, ließ Zac seine Tasche auf den Boden fallen und spannte all seine Muskeln an.


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 24.07.2018 23:31

Wieso musste Zac denn nun so Stur sein und sich gegen sie lehnen? Wieso konnte er dieser Konfrontation denn nicht einfach aus dem Weg gehen? Lahja Ärgerte sich. Sie Ärgerte sich darüber, dass sie ihn nicht dazu bekam, sich in Bewegung zu setzen weil er eben einfach Stärker war als sie. Insbesondere wo sie in den letzten eineinhalb Jahren auch noch abgebaut hatte. Der Konsum forderte seinen Tribut und solche Dinge wie Sport oder sich fit halten spielten in ihrem aktuellen Leben mit Sicherheit keine Rolle. Auch Ärgerte sie sich, dass er genauso Stur war, wie sie es in einer solchen Situation wäre. Nichts hätte sie dazu bekommen, einfach rein zu gehen und davon zu laufen. Die beiden waren sich eben einfach ähnlich. Sie hatten zwar zwei Grundverschiedene Arten damit umzugehen aber im Grunde waren sie sich sehr Verbunden. Zac hatte immer versucht, ihr seinen Weg näher zu bringen aber mit dem Gründen seiner Familie und dem Verhältnis seiner Ex-Freundin zu ihrem Vater, hatte sie all diesen Tipps abgeschworen. Das war sein Weg und wie er sich ein Leben aufbaute aber eben nicht Lahja. Sie konnte sich noch sehr gut daran Erinnern, dass sie das Gefühl hatte, Ava hatte ihr all die Chancen genommen, sich mit Zac selbst so ein Leben und eine Familie aufzubauen aber dieser Gedanke war so fern und am Ende hatte sie sich damit abgefunden, dass. sie das nie hätte für Zac sein können. Sie mit all ihrem Chaos und all ihren Problemen wäre niemals die Frau gewesen, mit der sich Zac das hätte alles aufbauen können. Das wäre am Ende so gewesen, dass er zwei Kinder hätte und sie wäre auch Sicher niemals in diese Rolle hinein gewachsen. All das waren aber Gedanken aus vergangenen Tagen und jetzt stand sie auf dieser verdammten Straße und brachte Zacs Leben schon wieder durcheinander. Irgendwie wollte sie das hier aber so nicht zulassen. Irgendwas sträubte sich dagegen. Sie war hier gewesen um irgendeinen Sozialarbeiter aufzumischen oder jemanden an seine Schulden zu erinnern aber mit Sicherheit nicht um Zac Probleme zu bereiten. Das hatte er nicht verdient, nach allem, was er für sie schon getan hatte. Eigentlich sollten die Jugendlichen hier froh sein, dass sie ihn hatten und die Chance nutzen - nicht sie sie selbst und es machte sich irgendwo doch das gute Herz der jungen Frau Bemerkbar. Viel zu schnell passierten all diese Dinge in ihrem Kopf und irgendwann ließ sie davon ab, ihn schieben zu wollen und sie wandte sich ihrem Freund zu. Wieso wagte er es denn eigentlich so mit ihr zu Reden? Gemeinsam stand sie mit Zac nun Blaze entgegen. " Ja - eigentlich wollte ich... hier etwas Stress anzetteln aber da wusste ich echt nicht mehr, dass das hier dein Arbeitsplatz ist. Ich wollte dir keinen Ärger machen. Wirklich." Sie wusste gar nicht ob er ihre Worte vernahm, so Wütend wie er war aber sie versuchte wenigstens einen Blick in seine Augen zu erhaschen. " Nie." Vielleicht holte das etwas weiter aus und vielleicht verstand Zac auch die unterschwellige Nachricht, dass sie hier versuchte sich für mehr zu Entschuldigen, als es die aktuelle Situation umfasste. Auch wenn ein Tut mir Leid. nicht ihre Art war, konnte er es vielleicht dennoch deuten. Für mehr blieb auch gar keine Zeit. Lahja versuchte zumindest Blaze herunter zu kochen, indem sie auf ihn zuging und in liebevollerer Tonlage sprach. " Komm, dass lohnt sich hier doch nicht und ich bin schon etwas länger hier - nicht das gleich noch die Bullen kommen..." Ha, als wenn Zac wegen ihr die Bullen anrufen würde aber da wusste ihr Freund ja auch noch nicht, um welchen Mann genau es sich hier auf der Straße handelte. Sie versuchte ihn anzuschwindeln und zu bezirzen. Sie legte auch die Hand um den Schlagring, versuchte die Kontrolle an sich zu reißen. Bei Blaze war das immer ein schwierigen unterfangen denn er war mindestens genauso unberechenbar wie Lahja in ihrer Wut. " Lass uns nach Hause gehen und das hier anders ausleben." Raunte sie in sein Ohr, Nahe an seinem Hals. Na Hoffentlich war er in dieser Stimmung.