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AIDEN'S FLAT - Druckversion

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RE: AIDEN - Aiden Rutherford - 16.12.2016 21:34

Körperlich und geistig fühlte Aiden sich gerade so schwach wie damals, kurz nach dem Tod von Lucy. Er war müde, ausgelaugt, motivations- und kraftlos, er aß zu wenig, trank zu viel, schlief unregelmäßig und wenn er es doch mal in sein Bett schaffte, dann wurde er nicht selten von Albträumen geplagt. Seine Seele war am Ende angelangt und als er jetzt hier draußen mit verschränkten Armen neben Haily stand, als er in ihr wunderschönes, elfengleiches Gesicht sah, ihre Wangenknochen mit seinem Blick streichelte, ihren langen Hals, ihre weichen Haare, da war er tatsächlich kurz davor einfach einzuknicken. Sie war hier, bei ihm. Sie stand vor seiner Tür, weil sie ihn sehen wollte. Weil Aiden ihr fehlte. Er müsste nur einen Schritt auf sie zugehen - er zweifelte keine Sekunde daran, dass Haily ihn mit offenen Armen empfangen würde, dass sie für ihn da wäre und ihm noch einmal dabei half wieder das Gute im Leben zu finden - aber er schaffte es einfach nicht. Er konnte nicht. Sein Herz sehnte sich danach, aber sein Kopf wusste es doch eigentlich so viel besser. Er hatte diese junge Frau vor sich brechen sehen, mit eigenen Augen hatte er beobachtet wie all die Lebensfreude aus ihrer Seele gewichen war, wie die Tränen unaufhaltsam an ihren Wangen hinab liefen, das durfte nicht noch einmal passieren. Das konnte er ihr nicht antun. Vielleicht war es längst zu spät für Aiden, vielleicht konnte Haily ihn gar nicht mehr retten, vielleicht hatte sie das nie gekonnt. Vielleicht konnte sie seinen Schmerz und sein Leid und seine Wut mit ihrer farbenfrohen, bunten Welt für einen gewissen Zeitraum blenden, aber irgendwann- irgendwann würde die Dunkelheit ihn wieder an sich zerren. Er wurde das nicht mehr los. Und sie, sie war zu gut, zu besonders, zu einzigartig, zu rein, als dass er sie mit sich dort hinein ziehen wollte. "Wie sieht denn für dich Leben aus?" Regelrecht vorwurfsvoll klang Aidens Stimme, bewusst ablehnend, in der Hoffnung, dass sie ihn so in Erinnerung behalten und nie wieder hier bei ihm auftauchen würde. "Ich stehe hier, vor dir, ich kann laufen, ich kann mich bewegen." Demonstrativ breitete er seine Arme einmal aus, ehe er sie wieder genauso vor seiner Brust verschränkte wie zuvor. "Ich kann reden, ich kann dich ansehen und ich kann dir auch sagen, dass ich keine Ahnung hab, was du eigentlich von mir willst. Meiner Meinung nach kann das alles nur jemand tun, der noch lebendig ist." Es tat Aiden selber im Herzen weh wie er hier gerade mit Haily sprach, wie er sie ansah und wie er sie mit jedem Wort, jedem Blick nur mehr von sich wies. "Ist das der Grund, warum du mich sehen wolltest? Um mir zu sagen, dass ich doch bitte ein bisschen glücklicher durch die Welt tanzen soll, wo dein fantastischer Bruder mich doch davor bewahrt hat die nächsten dreißig Jahre im Knast abzuhängen? Möchtest du, dass ich mich bei dir dafür bedanke oder was willst du, Haily? Warum musst du mich unbedingt sehen?" Wollte er die Antwort darauf überhaupt hören?


RE: AIDEN - Haily Stone - 17.12.2016 23:07

Haily war noch nie jemand gewesen, der sich Szenarien in der Zukunft vor Augen führte. Wenn sie etwas tun wollte, wie Aiden zu sehen, dann machte sie es einfach und der Rest würde sich ergeben. Das hieß nicht das sie sich nicht in den letzten zwei Jahren oft an ihn erinnert hatte, an ihn Gedacht hatte aber sie hatte sich immer an die schönen Momente zurück erinnert und nicht wie es für sie gewesen war, vor den Beamten zu stehen und nicht zu ihm zu dürfen. Deswegen war die junge Frau aber auch nicht darauf vorbereitet, wie viel mehr das Schmerzte, wenn er ihr selbst seine Ablehnung entgegen brachte. Wenn er hier vor ihr stand und ihr klar und deutlich vermittelte, sie war nicht erwünscht. Ihre großen, runden Augen sahen schockiert und verletzt zu ihm und unbehaglich zog sie ihre Jacke enger um ihren schmalen Körper. Das was er sagte, dass war nicht fair und das stimmte so auch nicht, dass wusste er aber doch auch selber? „ Wieso bist du so zu mir? Du weißt, dass du dich nicht bedanken musst – ich bin selber doch... froh, dass du keine dreißig Jahre im Gefängnis sitzen musst und das weißt du auch. Du weißt, ich bin hier, weil ich dich vermisst habe und du weißt auch, wie verliebt ich in dich war und du kennst mich, so was ändert sich nicht. Ich erwarte und will nichts von dir und ja, ich sehe, du kannst laufen und leben aber du siehst unglücklich aus. Menschen die mir am Herzen liegen, die mag ich am allerwenigsten unglücklich sehen aber das ist dir egal. Das ist in Ordnung. Ich bin noch immer nicht dumm und du willst mich auch jetzt nicht sehen, dann sag mir das und sei nicht so gemein.“ Unentwegt sah sie ihn an, als sie ihm das sagte und er konnte genau sehen, wie schwer ihr das gerade alles fiel. Wie weh Haily das tat, diese Erkenntnis aber Aiden wusste auch, sie würde sich ihm nicht aufzwingen. Genau so schnell wie sie gekommen war, wollte Haily nun auch wieder verschwinden. Sie hatte hier keinen Platz mehr, er wollte ihr keinen Platz mehr in seinem Leben geben.
Da wusste sie aber auch noch nicht, dass durch das verschwinden von Matt in ihrem Leben alte Probleme wieder auftauchten. Das sie noch nicht fertig war, die Vergewaltigung von Chris zu verarbeiten. Das sich dieser Plan, den sie einmal mit Matt besprochen hatte, noch immer in ihr Existierte. Haily hatte versucht sich das mit einem fremden Mann zu rekonstruieren, was ihr an Erinnerungen fehlte aber sie konnte das nicht. Zumindest nicht, solange sie diesen Versuch nicht gewagt hatte, Aiden um diesen Gefallen zu bitten. Ihm zu Liebe hatte sie sich auf das Experiment eingelassen, schnellen und härteren Sex zu haben und vielleicht war er auch in der Lage, mit ihr das anzustellen, was sie ihm Vorschlagen wollte. Wenn er genauso war, wie er sich gab und wenn sie ihm so gleichgültig war, blieb da noch die sexuelle Anziehungskraft auf die er sich beschränken konnte, wie er das immer auch bei anderen Frauen tat und deswegen klingelte sie auch an seiner Tür, diesmal nicht um ihn zu sehen oder ihm zu sagen, was sie fühlte sondern um mit ihm zu schlafen. Das war auch genau das, was sie ihm sagte, als er – genauso fahl und leer vor ihr stand, wie beim letzten Aufeinandertreffen. „ Ich will dich nicht lange stören, nicht stalken, nicht nerven, ich will... mit dir schlafen, wenn du das kannst. Du kannst das doch, nur mit jemandem Sex haben? Ich will... das so, wie du das magst.“ Nein, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen war einfach nicht ihre Art.


RE: AIDEN - Aiden Rutherford - 18.12.2016 00:27

Aiden hatte nicht einmal eine Antwort für Haily. Er wusste nicht, was er ihr sagen könnte, um sein schreckliches Verhalten ihr gegenüber zu erklären, nichts was seine Art rechtfertigte, und sah deshalb auch starr an ihr vorbei, mit leerem Blick auf die Straße hinter ihr, und hoffte, dass sie einfach ging. Dass sie ihn einfach alleine hier stehen ließ, ehe er doch schwach wurde. Ehe ihre weiche Stimme und ihr warmer Blick all die Erinnerungen in ihm wieder so mächtig hervorholten, dass er gar nichts anderes tun könnte, als sich in ihre Nähe zu flüchten. Er wollte nur, dass sie verschwand. Dass die Verführung, die sie verkörperte, nicht mehr existierte und dass er danach zurück in sein Selbstmitleid flüchten konnte. In dieses traurige, eskalative Leben, das er gerade führte. "Geh einfach wieder, Haily", war das einzige, was er noch gepresst zwischen den Lippen hervorbrachte, ehe er die letzte Kraft in seinem Körper nutzte, um sich von ihr abzuwenden und auf seine eigene Klingel an der Haustür zu drücken, damit Nele ihn wieder hinein ließ. Er drehte sich nicht noch einmal um, er wusste nicht, ob Haily dort immer noch stand, als er sich in den Flur hinein schob und die Treppen nach oben lief, um seine glückliche Vergangenheit ein- für allemal hinter sich zu lassen. Das glaubte er zumindest. Ein paar Tage später jedoch, am frühen Abend, klingelte es erneut an seiner Tür. Nele war nicht Zuhause, sie war letzte Nacht feiern gewesen und seitdem nicht wieder zurück gekehrt, aber Aiden hatte noch nie so etwas wie Sorge empfunden, wenn es um sie ging. Vielleicht war er nicht emphatisch genug, vielleicht hatte er auch einfach keine Kraft mehr dazu - er konnte sich ja nicht einmal um sich selber kümmern - oder vielleicht wusste er auch bloß, dass Nele sowieso unbelehrbar war. Sie war ständig unterwegs, ununterbrochen, sie hatte ständig Energie und die lebte sie auch gnadenlos aus, da war es nichts Ungewöhnliches, dass sie sich mal für mehrere Tage am Stück nicht bei ihm blicken ließ. Als er jetzt auf die Wohnungstür zuging, glaubte er deshalb aber auch viel eher, dass seine sogenannte Mitbewohnerin dahinter stand, die mal wieder ihren Schlüssel vergessen hatte - auch das kam oft genug vor -, doch stattdessen sah er Haily in die Augen. Schon wieder. War das denn vor ein paar Tagen nicht genug gewesen? Hatte er ihr denn nicht offensichtlich genug gezeigt, dass er sie hier nicht wollte? Dass er das gerade einfach nicht konnte? Schon wieder verspannte sich sein Körper, sein Blick wirkte erneut so hart und undurchdringlich, doch noch ehe er etwas sagen konnte, um sie von sich zu weisen, fiel sie ihm schon ins Wort und schockierte Aiden mit ihrer Bitte so sehr, dass daraufhin eine viel zu lange, unangenehme, drückende Stille über sie beide einbrach. Hatte er gerade richtig gehört? War das ein Scherz? Ein makaberer Witz? Oder was versuchte sie damit zu bezwecken? "Du willst-- was?!" Diesmal blieb sein Blick tatsächlich an ihren Augen hängen, er zwang sich ausnahmsweise nicht schnellstmöglich wieder wegzusehen, sondern starrte ihr lange, regungslos direkt ins Gesicht. "Bist du jetzt vollkommen durchgedreht, Haily, oder was soll das?"


RE: AIDEN - Haily Stone - 18.12.2016 22:58

Natürlich hatte sie geahnt, dass er nicht einfach nicken würde, sie in seine Wohnung zog und dann los legte. So abgebrüht war dann nicht mal der junge Mann, der vor ihr stand und den sie so verdammt in ihr Herz geschlossen hatte. Es war noch immer schwer, ihn anzusehen und nicht alle ihre Fragen auf einmal an seinen Kopf zu werfen. Es war hart, ihn nicht in den Arm zu nehmen und ihm liebevoll zu sagen, die Welt war kein schrecklicher Ort weil man so deutlich sehen konnte, wie sehr er schon wieder in seinem Delirium versank, weil diese Erde ihm nichts zu bieten hatte. Haily sehnte sich nach der Zeit, bevor das mit Chris passiert war und sie konnte nichts weniger leiden als das. Wenn sie in Erinnerungen versank, weil sie das so nicht wieder haben konnte aber sie war nun eben auch diese Person, die das nicht zum Verzweifeln brachte. Die ihren Frieden damit gefunden hatte, wenn Menschen andere Wege gehen wollten als sie. Das wollte sie für sich und deswegen musste das auch für andere Menschen in Ordnung sein. Ihre Gefühle würden irgendwann endlich abebben und dann würde sie ihren Frieden finden aber das brauchte Zeit. Wie die Vergewaltigung von Chris musste auch dieses verliebt sein gegenüber Aiden in ihr langsam zu Ruhe kommen. Die Reise, Matt, dass hatte ihr alles helfen können aber das waren Prozesse. Auch das erkannte die blonde Frau an, sie hatte doch noch ihr Leben Zeit und besser, wenn sie den Dingen die Gelegenheit gab als sich zu hetzen und darüber Frustriert zu sein. Nein, alles war richtig so, wie es war. Das war immer ihr oberster Mutmacher gewesen. So ergab sie sich auch nicht ihrem dringenden Verlangen, Aiden zu sagen, wie sehr er noch immer in Kopf und Herz präsent war, da konnte sie sich bei anderen ausheulen sondern sie hielt an ihrem Plan fest. „ Du denkst schon immer, dass ich durchgeknallt bin also – tu nicht so, als würde dich das so Überraschen.“ kam stattdessen keck aus ihrem Mund und sie hob die Schultern. Weil sie dieses Thema nicht im Hausflur besprechen wollte und Aiden sie zumindest nicht zum gehen verdonnerte, wie vor einigen Tagen, ließ sie ihrer Dreistigkeit den Vortritt. „ Ich erkläre es dir.“ Sprach sie aus, während sie sich schon an ihm vorbei drängelte in seine Wohnung und die Tür hinter sich schloss. Hätte er ihr den Weg versperrt, sie wäre auch wie ein Kind zwischen seinen Beinen hindurch in die Wohnung gekrochen. „ Moment-“ Sie holte tief Luft. „ Nele bist du da?“ Rief sie durch den Flur, damit Aiden sie nicht anflunkern konnte, seine Mitbewohnerin oder was auch immer sie war, wäre da und Haily daraufhin wieder hinaus schob. Keine Antwort. Mit gewissenhaftem Blick wandte sie sich also wieder Aiden zu, schob die flachen Hände über ihre Oberschenkel und steckte dann die Finger in die Jackentaschen. Was nun aus ihr heraus kommen sollte, war auch für sie nicht so einfach aber viel zu oft hatte sich der Gedanke schon in ihrem Kopf geformt. „ Ich brauche deine Hilfe – aber anders. Ich will nicht jammern bei dir, ich will dir nicht auf den Keks gehen aber du bist der einzige, der mir einfällt, der das tun könnte und der auch weiß was da wirklich... passiert ist. Was Chris mit mir gemacht hat.“ Noch immer waren ihre Augen offen und klar, deshalb konnte Aiden darin auch so deutlich erkennen, wie sehr sie das noch immer beschäftigte. Nicht schmerzte, das hatte sie überwunden aber es verwirrte Haily noch immer so sehr. Sie war noch immer nicht wieder sie selbst, so, wie sie es wollte. „ Matt habe ich schon gefragt, mit jemand Fremdes... das kann ich nicht und du hast mir deutlich gemacht, wie wenig Bock du auf mich als Mensch hast aber das brauche ich auch nicht und das ist vielleicht genau der springende Punkt. Du hast immer gesagt, Frauen sind dir egal, Sex ist dir wichtig. Du findest mich attraktiv, davon gehe ich mal aus jetzt. Also – wieso solltest du etwas dagegen haben? Ich möchte... das es aber genau so ist, wie... Chris mit mir geschlafen hat. Ich mach nichts, kein Vorspiel, kein nichts... danach verschwinde ich wieder. Versprochen. Kannst du das?“ Haily war ehrlich und ihr war es verdammt Ernst damit, sie ließ Aiden daran keinen Zweifel als sie ihn abwartend ansah und ja, sie hoffte so sehr, er würde ihr helfen.


RE: AIDEN - Aiden Rutherford - 19.12.2016 12:42

So schnell wie Haily sich an ihm vorbei gedrängt hatte, wie sie sich vor ihm aufbaute und dann aussprach, was genau sie mit ihrer Bitte meinte, konnte Aiden gar nicht folgen. Völlig verunsichert stand er dort im Flur, direkt vor ihr, und merkte selber wie seine Augen immer größer wurden, der Ausdruck auf seinem Gesicht immer fassungsloser und die Gedanken, die ihm dazu in den Kopf kamen, immer wirrer. Nicht einmal ein überfordertes Kopfschütteln konnte ihm helfen, ebenso wenig wie die drückende Stille, die schon wieder über sie herein brach und der er sich versuchte zu entziehen, indem Aiden unnötige Fragen aussprach. "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Natürlich war das ihr Ernst, Haily würde nicht bei ihm aufkreuzen und so makabere, ironische Scherze reißen. So war sie nicht. "Du kannst nicht wirklich wollen, dass ich so mit dir schlafe wie Chris?!" Die Frage nach dem Warum? blieb Aiden im Hals stecken, denn mittlerweile kannte er die junge Frau. Er wusste wie ihr Kopf funktionierte und dass ihre Gedanken eine ganz eigene Logik besaßen. Eine Logik, die nur viel zu selten für ihn nachvollziehbar gewesen war, aber als er gerade in ein vehementes Kopfschütteln übergehen wollte, sagte Haily etwas, das ihn innehalten ließ: Wieso sollte er etwas dagegen haben? Wie sollte er ihr seine Ablehnung erklären, wenn er ihr nicht sagen konnte, dass ihr Wohlergehen ihm viel zu wichtig war, um sie so zu verletzen? Dass er zu sehr in sie verliebt war, um sie so emotionslos und kalt zu behandeln wie Chris das getan hatte?
Das war jedoch nicht der einzige Grund, weshalb Aiden jetzt doch wieder schweigend vor ihr stand und sich ihre Worte tatsächlich durch den Kopf gehen ließ, denn verdammt, Haily fehlte ihm so schrecklich. Seit ihrem überstürzten, unerwarteten Erscheinen nur noch mehr. Aiden sehnte sich nach ihrer Nähe, nach ihrer Wärme, ihrem Geruch, ihrer vertrauten weichen Haut. Er wollte sie berühren, küssen, er wollte sich gänzlich in ihr verlieren und das hier, das was Haily ihm jetzt anbot, das war eine Möglichkeit all das noch einmal spüren zu können, ohne Verpflichtungen. Ohne sie mit sich in die Dunkelheit zu ziehen. Ebendieser egoistische Gedankengang war der Hauptgrund dafür, dass Aiden sich tatsächlich angespannt die Finger durch die Haare zog, dann mit der flachen Hand fest über seine Wange rieb, über seinen Nacken und letztendlich ganz schwach, kaum merklich nickte. "Du willst das noch einmal durchleben, richtig? Weil du dich nicht erinnern kannst. Das ist der Grund, warum du das von mir möchtest, oder?" Lange sah er ihr in die Augen, während er innerlich versuchte die Gründe für ihre Bitte zu verstehen. "Ich hab nicht viel gesehen, das weißt du, oder? Der Anruf ging vielleicht eine Minute. Eventuell zwei." Möglicherweise auch mehr, in besagter Nacht war es Aiden wie eine Ewigkeit vorgekommen. Konnte Haily erkennen, wie er allein bei der Erinnerung daran kurz die Augen zusammen presste und die bebenden Hände zu Fäusten ballte? Weil der Schmerz, den er in dem Moment hatte spüren müssen, noch immer so präsent war? "Und wie genau soll das aussehen? Du machst nichts? Gar nichts? Du liegst nur dort, so als wärst du bewusstlos?" Machte es ihn zu einem schlechten Menschen, dass er Hailys Aufforderung tatsächlich in Erwägung zog? Machte ihn das nicht ebenso schuldig wie Chris? Wenn er genau dasselbe tat wie er? Konnte er das überhaupt? Konnte er sich an diese grauenhafte Nacht erinnern und Haily genauso berühren wie er das getan hatte? Doch wenn er sich dagegen entschied, wenn er sie jetzt einfach wieder vor die Tür setzte, hätte er dann jemals wieder die Chance ihr so nah zu sein?


RE: AIDEN - Haily Stone - 19.12.2016 20:40

Natürlich wusste Haily, dass diese Bitte sehr eigen war. Sie konnte verstehen, wie Matt und auch Aiden ihren Wunsch nicht wirklich nachvollziehen konnten. Nur die beiden steckten eben auch nicht in ihrem Körper, die beiden mussten nicht damit fertig werden, was passiert war und die beiden konnten sich gar nicht vor Augen führen, wie durcheinander sie das noch immer machte – weil sie einfach nicht mal in der Lage gewesen war, sich dagegen zu wehren. Haily war es schon immer am wichtigsten gewesen, mit ihrem Geist und ihrem Körper im Einklang zu sein. Das es ihr von Herzen gut ging, Glücklich sein, dass war immer das höchste Ziel und ihr eigener Anspruch und ja, da konnte auch sie Egoistisch sein. Sie wollte kein Leid in Aidens Lebens verursachen – sie war hergekommen, weil er sie so behandelt hatte, wie er es eben getan hatte. Sie bat ihn um Hilfe, weil sie ihn kannte und weil sie keinen Mann wusste, der ihr sonst bei der Umsetzung ihres wirren Planes helfen könnte. Zumindest nicht so. Weil ihr durch das schließen seiner Augen und auch durch das ballen seiner Fäuste deutlich wurde, egal wie gleichgültig und gemein er zu ihr war, diese Nacht war furchtbar für ihn gewesen, neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite. Wenigstens prallte ihre Idee nicht gänzlich an ihm ab und vielleicht – vielleicht gab es doch einen Weg, ohne noch mehr in Aiden zu ruinieren. Das er wieder in seiner Sucht steckte, in seinem Feiern, in seiner Rastlosigkeit – dazu musste man kein Detektiv sein. Diese Wohnung hier spiegelte das von ganz alleine wieder. Sie zeigte, was für eine Zerstörungswut in ihm herrschte. Gegen sich selbst. Haily war aber nicht hier um ihm dabei zu helfen, er wollte ihre Hilfe nicht und natürlich hatte sie daran Gedacht, ihn einfach einzuengen und ihn zu einem Blick nach vorne zu zwingen aber das blonde Mädchen wusste, wenn er selbst nicht wollte, hatte das keinen Wert. Dann würden sie sich Gegenseitig nur mehr und mehr verletzen und das half am Ende keinem. Vielleicht hatte das zwischen den beiden nicht sein sollen. Vielleicht war Nele ein Mensch, der das mit ihm Leben konnte aber sie nicht. „ Du sollst nicht die ganze Zeit daran denken, was in der Nacht passiert ist... denk einfach eher daran oder eher so, wie an dem Abend, als ich nicht mit dir schlafen wollte und du so wütend geworden bist. Du kannst dich gerne vorher noch betrinken oder Drogen nehmen, wie du möchtest... zusammen oder ich gehe solange wieder, damit ich dir nicht auf den Keks gehe aber bitte Aiden. Ich weiß sonst niemanden, den ich darum bitten kann und ich bin... noch immer nicht ich selbst weil ich mich nicht daran Erinnern kann, was passiert ist und das macht mich... fertig. Das ist nicht dein Problem, dass weiß ich und du kannst auch jetzt einfach nein sagen und ich gehe aber...“ Sie sah ihn schon fast flehend an, denn Haily würde ihren Plan in ihrem Kopf nicht aufgeben aber sie hatte solche Sorge das mit jemand fremden zu tun. Was, wenn sie dann doch nicht mehr konnte? Was, wenn das nach hinten los ging? „...dir Vertraue ich zumindest, auch wenn du das gar nicht wissen möchtest.“ Das tat sie noch immer, das nahm ihr Aiden auch nicht wieder weg durch seine Art. „ Ich werde nichts machen, nein... aber das ist doch... okay für dich, oder?“ Wenn sie sich an das Szenario im Wald zwischen den beiden erinnerte, dann könnte ihr Gegenüber damit umgehen und es könnte ihn sogar erregen. Sie wusste es nicht. Die beiden hatten gerade erst begonnen, seine Vorlieben auszuleben, als das zwischen den beiden schon so ein schnelles Ende gefunden hatte und so blieb sie Ratlos zurück, ob sie ihn nicht falsch einschätzte oder Grenzen überschritt.


RE: AIDEN - Aiden Rutherford - 20.12.2016 13:16

Haily konnte das wohlmöglich nicht erkennen, aber für Aiden gab es einen maßgeblichen Unterschied zwischen den sexuellen Vorlieben, die er damals mit ihr hatte ausleben wollen, und dem, was die junge Frau jetzt von ihm verlangte, denn Haily war nicht hier, um nur mit ihm zu schlafen. Sie war hier, um die wahrscheinlich schrecklichste Nacht ihres Lebens noch einmal zu erleiden. Sie würde keinen Spaß daran empfinden, es würde ihr nicht gefallen und sie tat das auch nicht als Liebesdienst für ihren Partner, so wie damals im Wald, sondern aus dem simplen Grund heraus, dass in ihrem Kopf eine prägnante Erinnerung fehlte, die sie jetzt bewusst durchstehen wollte, um einen Weg zu finden damit umzugehen. An sich war das einfache Psychologie, nichts anderes, als eine Form der Trauma-Verarbeitung, und in vielen Therapien gab es die durchaus bekannte Praxis, dass man belastende Ereignisse beispielsweise in einer Hypnose noch einmal durchlebte, aber dort befand man sich wenigstens in Anwesenheit eines professionellen Psychologen. Das hier hingegen war ein Experiment, dessen Ausmaß keiner der beiden so recht einschätzen konnte. Was, wenn es sich für Haily schrecklicher anfühlte, als sie je hätte erahnen können? Was, wenn sie unter ihm weinend zusammen brach? Wenn sie sich danach nie wieder wohl in ihrer eigenen Haut fühlen konnte?
Und dennoch stand Aiden noch immer zögernd vor ihr, er sah sie an und wagte es letztendlich doch vorsichtig zu nicken. Weil sie ihm so fehlte, weil er sich so nach ihrer Nähe verzehrte und weil er glaubte sonst nie wieder die Chance zu bekommen sich so gut zu fühlen wie mit ihr. Das hier war seine Möglichkeit noch einmal lebendig zu sein. "Okay", nuschelte er und mit einem Nicken deutete er in Richtung des Wohnzimmers. "In Ordnung. Ich helfe dir. Wer weiß, wann ich das nächste Mal wieder an so schnellen, einfachen Sex komme." Das war Aidens Art, um weiterhin auf seiner Gleichgültigkeit Haily gegenüber zu beharren. Er wollte verhindern, dass sie falsche Gründe in seine Entscheidung hinein interpretierte und fügte daher, im Wohnzimmer angekommen, während er neben dem Couchtisch in die Hocke ging und sich aus einem transparenten Tütchen weißes Pulver auf eine Spiegelscherbe schüttete, auch noch eine Bedingung hinzu. "Im Gegenzug möchte ich aber auch etwas von dir. Ich will, dass du mir versprichst, dass wir uns nach diesem Abend nie wiedersehen, Haily. Wenn es aus Versehen passiert, irgendwo, dann okay, Los Angeles ist ein Dorf, aber hör auf vor meiner Tür rumzulungern. Meld dich nicht bei mir, komm nicht zu meinen Konzerten und tu auch sonst nichts, das irgendwie begünstigen könnte, dass wir uns über den Weg laufen. Versuch einfach zu vergessen, dass wir uns jemals gekannt haben, und lass mich mein Leben leben, so wie ich es für richtig halte, ohne mir noch einmal vorzuwerfen, dass ich lebendiger aussehen sollte. Kannst du das?" Kurz sah er von der Seite zu ihr auf, mit hartem, aber doch erwartungsvollem Blick, ehe er den Kopf senkte, nach seinem Röhrchen griff und das Pulver schniefend in seine Nase zog. Erst eine kleine Line, dann eine etwas größere. "Wenn du auch was willst, bedien dich. Ansonsten-" Aiden erhob sich wieder vom Boden, richtete sich vor Haily auf und senkte einmal ganz offensichtlich den Blick an ihr hinab. "Wie willst du anfangen? Legst du dich auf die Couch? Möchtest du dich selber ausziehen oder willst du, dass ich das übernehme?"


RE: AIDEN - Haily Stone - 20.12.2016 21:02

Verdammt, auf das, was er sagte, war nicht einmal Haily vorbereitet. Das mit dem schnellen Sex, gut, da konnte sie drüber stehen. Sie kannte Aiden und sie hatte ihn auch schon auf einer Party mit Nele auf einem dreckigen Klo im Club erwischt. Nicht umsonst war sie mit ihrer Bitte am Ende doch zu ihm gekommen. Er wusste, ansonsten war das nicht ihre Art und wie wenig Spaß sie dabei empfand von jemandem einfach nur benutzt zu werden. Im Wald war es tatsächlich etwas anderes gewesen, denn er hatte sich genauso Mühe für sie gegeben. Er hatte Rücksicht genommen auf sie und ihr Empfinden, auch danach noch auf dem Waldboden hatten die beiden ihre Zweisamkeit ausgelebt und die Erinnerungen daran wogen so schön in ihrem Herzen und in ihrem Geist. Sie hatte ihm all die Kontrolle überlassen, ihr eben irgendwie doch nicht weh zu tun aber jetzt war das anders. Jetzt waren die beiden eben nicht mehr zusammen, nicht mehr besser gemeinsam und deswegen schmerzten seine Worte. Seine Bedingung war, dass sie für immer aus seinem Leben verschwand und sie war erschrocken, wie sehr er das allem Anschein nach wollte. Was hatte sie denn falsch gemacht? Was hatte sie schlimmes getan, dass er sie nun so hasste? Ein wenig Verloren stand sie da im Flur und tatsächlich Sorgte er damit dafür, dass Haily sich auch jetzt schon elend fühlte. Sie sah auf den Boden vor sich und hob ergeben die Schultern nach oben. „ Ich komme nicht auf deine Konzerte, ich meide deine Wohngegend, wegen mir komme ich nicht mal in die Nähe der Clubs in denen du dich gerne herum treibst – das kann ich und ich werde ja auch nicht ewig in der Stadt bleiben aber ich werde dich, dass wir uns gekannt haben, nicht vergessen. Das kann dir auch egal sein, weil so wenig ich in deine Nähe kommen soll, genauso kommst du in die Nähe von meinen Gedanken. Also ist... das okay. Abgemacht.“ Danach hob sie ihre Augen wieder in sein Gesicht, weil er so auf sie hinab sah und vielleicht – ganz vielleicht begünstigte das sogar ihren Plan. Ihre Idee, damit umzugehen. Sie fühlte sich gerade nicht gut in der Nähe von Aiden und das hatte sie in der Nähe von Chris ebenso immer empfunden. Er war kein Mensch gewesen, dessen Anwesenheit Haily gut hatte ertragen können und nachdem sie nun wusste, wie unerwünscht sie in dem Leben von Aiden wirklich war, war das bei ihm genauso. Haily konnte viel mit ihrer unermüdlichen Zuversicht wegstecken und sie hatte ihrem Gegenüber mehr als einmal Bewiesen, wie gut sie auch Gemeinheiten mit ihrem Glück umschließen konnte aber das hier? Das hatte sogar Haily vor den Kopf und noch schlimmer, vor ihr Herz gestoßen. „ Ich... warte....“ Sie wusste noch genau, wie sie neben Chris mit dem Glas auf dem Sofa gesessen hatte und deswegen schaute sie ihm noch einmal kurz in die Augen, eher sie die Jeans von ihren Beinen zog und ihre Jacke danach öffnete. Sie zog sich bis auf ihr Top und ihre Unterhose aus, während ihr Herz bis zum Halse Schlug. Der Plan existierte nun knapp zwei Jahre in ihrem Kopf und sie erhoffte sich so sehr, danach würde endlich alles wieder wie vorher und wieder ein wenig leichter. Vielleicht musste sie danach wirklich wieder los ziehen, Reisen und genügend Distanz zwischen alles in dieser Stadt und sich bringen. Diesmal auch zwischen Matt und sich. Sie wusste es nicht aber als sie nun so knapp Bekleidet vor Aiden stand, nickte sie ihm zu. „ Ich will nüchtern sein und wenn dich meine Blicke stören sollten, kannst du... mir auch die Augen verbinden. Ich Glaube, ich kann das nicht... meine Arme nicht bewegen... du kannst einfach das Top nur bis zu den Ellenbogen hoch ziehen, dann kann ich mich auch nicht bewegen.“ Das klang schon fast gruselig, wie genau sie sich darüber Gedanken gemacht hatte, das auszuhalten und zu durchleben aber Haily machte bekanntlich nichts halbes. Deswegen setzte sie sich danach auch auf das Sofa, legte die Hände seitlich ihrer Oberschenkel und diesmal sah sie Aiden nicht an – ihr Stummes okay war, wie sich ihre Augen auf dem Boden verloren. Genau so hatte sie damals da gesessen als sie neben Chris das Bewusstsein verloren hatte. Ab hier fehlte ihre Erinnerung.


RE: AIDEN - Aiden Rutherford - 21.12.2016 22:17

Aiden bemerkte wie sich der Blick in Hailys Augen änderte, natürlich, aber er vermochte nicht zu sagen, ob es an seinen Bedingungen lag oder daran, dass nun mit jeder Sekunde näher kam, womit sie sich jetzt offensichtlich schon seit zwei Jahren beschäftigte. Diese sonst so lebensfrohe, vor Optimismus strotzende Person wirkte auf einmal nervös. Sie schien verkrampft, angespannt, möglicherweise sogar ein wenig panisch. War das so? War da Angst in ihrem Blick? Oder bildete sich Aiden diese Emotion ein? Gab es da etwas in ihm, das versuchte ihn aufzuhalten, als er dort neben Haily stand und beobachtete wie sie nach und nach ihre Kleidung ablegte? Wäre es die richtige Entscheidung gewesen ihren Wunsch abzulehnen? Sah Haily wie er zögerte, während sie so ruhig und erwartungsvoll auf der Couch saß? Es gab unzählige Frauen da draußen, denen Aiden diese Bitte niemals ausgeschlagen hätte, denn nur selten fühlte er sich verantwortlich für das Seelenheil einer anderen Person und wenn ihn tatsächlich jemand um so einfachen, schnellen Sex bat, wer wäre er denn diese Aufforderung infrage zu stellen? Aber Haily? Sie war vielleicht die einzige Frau auf der ganzen, verdammten Welt, die Aiden niemals bewusst verletzen wollte. Nicht so. Am liebsten wollte er ihre Seele in Watte packen, er wollte sie schützen, vor allem Bösen, das hatte er schon vor zwei Jahren tun wollen und genau das tat er auch jetzt, indem er sich selber von ihr fern hielt. Er wollte ihr kleine, bunte Welt voller Farben bewahren vor dieser Dunkelheit, die er mit sich brachte, und je länger er sie jetzt ansah, umso penetranter wurden die Zweifel in ihm. So stark, dass er sich noch einmal nach unten beugte und auch noch eine dritte Line Kokain in seine gereizte Nase zog, um darin verzweifelt nach der nötigen Gleichgültigkeit und dem nötigen Egoismus zu suchen, der ihm dabei half Hailys Wunsch zu erfüllen. Und dennoch bebten seine Hände, während er sich zwang auf sie zuzugehen, sich so schmerzhaft an das Telefonat von Chris erinnerte und versuchte ebendiese Situation nachzustellen. Mechanisch wirkten zu Beginn seine Handgriffe, als er seine Finger in ihre Kniekehlen legte und dadurch ihre Beine auf das Polster hob. Aiden sah sie nicht an, während er ihren Oberkörper zurück drückte, ihre Arme nach oben streckte und an dem Stoff ihres Oberteils zog, bis dieser nur noch ihre Armbeugen bedeckte. Hailys nackter Oberkörper weckte so viele Erinnerungen in ihm, so viele Momente, die sie voll warmer Zuneigung gemeinsam in ihrem Zimmer, auf ihrer Matratze verbracht hatten - nackt und verliebt - doch noch ehe auch sie sehen konnte wie sein Blick auf einmal weicher wurde, griff er erneut nach dem Stoff ihres Oberteils und zog es wieder ein Stück an ihren Armen herunter, um es über ihre Augen zu legen. "Lass das so. Sieh mich nicht an", kam dunkel, hart und doch leise gedämpft zwischen seinen Lippen hervor. Er hielt sogar einen Moment inne, um zu kontrollieren, ob Haily sich daran hielt, ehe er sich erneut neben ihrem fast gänzlich entkleideten Körper aufrichtete, um sich selber das T-Shirt auszuziehen. War Chris komplett nackt gewesen? Oder hatte er sich nur der nötigsten Kleidung entblößt? Wie hatte er begonnen? Wie hatte er ihr die Kleidung ausgezogen? War er dabei sanft zu Haily gewesen? Oder grob? Hatte er sie behandelt wie ein Mensch? Oder wie eine Marionette? Angestrengt versuchte Aiden sich an jedes Detail zu erinnern, er versuchte Haily genau das zu geben, was sie von ihm wollte, und spürte viel zu spät wie ihn das mehr und mehr belastete. Sein Herz schlug zu stark und sein Atem ging zu schnell, als er Haily auch das letzte Kleidungsstück, ihre Unterhose, vom Körper zerrte. Kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn, auf seiner Brust, unangenehme Hitzewallungen nahmen in regelmäßigen Abständen seinen Körper ein und dennoch hielt er noch immer nicht inne. Er machte weiter, indem er sich vorsichtig neben ihre Füße kniete, ihre Knöchel umfasste und ihre Beine genau so positionierte wie Chris das getan hatte. Einen Fuß stellte er dafür auf den Boden, den anderen legte er über die Lehne der Couch und öffnete ihre Schenkel dadurch in eine schreckliche einladende, degradierende Position. Mehrmals hob Aiden dabei den Blick in Hailys Gesicht, um sich zu versichern, ob das alles tatsächlich noch immer ihren Wünschen entsprach, aber abgesehen von ihrem eigenen viel zu schweren Atem, spürte er keine Zweifel in ihr. Sie wollte das, sie wollte das genau so, doch während sie völlig nackt vor ihm lag und Aiden sich selber die Hand in die Hose schob, musste er dennoch die Augen schließen, weil absolut nichts, gar nichts, von diesem Anblick irgendeine Art von Erregung in ihm auslöste. Stattdessen kamen immer wieder blitzartige Erinnerungen an das Telefonat mit Chris in seinen Kopf zurück, er spürte den Schmerz genauso deutlich wie in ebendieser Nacht und so wie auch damals, schnürte es ihm unwillkürlich die Kehle zu. Er hätte das niemals tun sollen, er hätte ihr das niemals zusagen dürfen, denn auch mit geschlossenen Augen konnte er nichts dagegen tun, dass sein Körper sich gegen das wehrte, was Haily von ihm verlangte. Er konnte das nicht mit ihr nachstellen, es ging einfach nicht, doch als er kurz davor stand fluchend und keuchend aufzustehen, um sie schnellstmöglich wieder vor die Tür zu setzen, hielt er doch noch einmal inne. Was, wenn er ihren Ratschlag annahm? Wenn er nicht an Chris dachte, sondern an eine Erinnerung, die sie beide miteinander teilten? Haily wusste nicht genau, was in dieser Nacht passiert war, sie konnte sich an nichts erinnern, also würde sie auch nicht wissen wie herzlos und kalt Chris sie berührt hatte. Sie wusste nicht, wie genau sie vor ihm liegen musste, wie breit dabei ihre Schenkel geöffnet waren. Was, wenn Aiden das alles also vergaß? Wenn er jegliche Erinnerung an diese Nacht aus seinem Kopf verbannte und sich stattdessen darauf konzentrierte, was er wollte? Was ihn erregte? Was, wenn er genau so mit ihr umging? Seine Hände bebten noch immer, als er sie endlich vorsichtig, behutsam, sachte auf ihre Oberschenkel legte, als er sie ganz langsam über ihre warme, vertraute, weiche Haut zog. Seine Finger wanderten über ihre Hüftknochen, über ihren makellosen Bauch, sie zogen sanfte Schlenker, während er sie bis auf ihre Brüste bewegte und dann ganz langsam wieder herunter zog. Er stellte sich vor, dass seine Fingerkuppen in Farbe getränkt wären, dass er damit abstrakte Zeichnungen auf ihrer Haut hinterließ, wie damals in ihrem Zimmer, farbenfrohe Kunstwerke. Kunstwerke, die nur noch wirrer wurden, als er langsam seinen Kopf senkte, um seine Lippen auf Hailys Haut zu drücken, knapp oberhalb ihres Bauchnabels, und danach seine Nasenspitze sachte an ihrem Körper hinauf zog. Sie roch noch genauso wie damals. Ihr Geruch war noch derselbe, genau der, an den er sich in seiner Zelle, hinter Betonmauern, so oft erinnert hatte. Sie war hier, bei ihm, sie war endlich wieder da, sie waren endlich wieder Eins, und Aiden merkte viel zu spät, dass er gerade einen folgenschweren Fehler beging. Jegliche Erinnerung an Chris war aus seinem Kopf verbannt, stattdessen sah er all die wunderschönen Momente vor sich, die er mit Haily geteilt hatte. Er sah sie beide gemeinsam lachend, nackt in ihrem Bett liegen. Oder irgendwo auf einem Waldboden. Er spürte diese wärmende Liebe in sich, diese grenzenlose Zuneigung, die Haily in ihm auslöste, die Euphorie, das Begehren, all das, was er doch eigentlich nicht spüren durfte. Was er nie wieder mit ihr teilen wollte. All das war auf einmal so brachial, einnehmend wieder da und Aiden konnte nicht dagegen tun, dass es sich in Sekundenbruchteilen in seinem ganzen Körper ausbreitete. Er war zu schwach, um sich dagegen zu wehren, um weiterhin auf seiner Ignoranz zu beharren, er konnte nichts anderes tun, als sich gänzlich in ihr zu verlieren. Viel sanfter und viel wertschätzender, als Chris es je gekonnt hätte, bewegten sich seine Hände über Hailys makellose Haut, viel liebender küsste er sie immer wieder, zwischen den Brüsten, ihren Hals, ihr Kinn und letztendlich, letztendlich sogar ihre Lippen. Warm legte er seine Hände um ihr schmales Gesicht, zärtlich zog er die Daumen über die gespannte Haut ihrer Wangen und ließ seinen Körper auf ihren sinken, während er zeitgleich erregt, begehrend ihre Lippen mit seinen verschloss und sehnsüchtig darauf wartete, dass sie diesen Kuss erwiderte.


RE: AIDEN - Haily Stone - 22.12.2016 22:35

Viel zu oft hatte Haily darüber nachgedacht, was Chris mit ihr getan hatte, als sie nicht bei sich gewesen war. Was sie einem fremden Mann sagen sollte, wie er mit ihr umgehen sollte, wenn sie nur dalag und wie Aiden zu Beginn mit ihr umging, das passte in dieses Bild. So hatte sie das visualisiert und sie dachte tatsächlich auch daran – dass ihr das Helfen konnte. Natürlich hatte sie Angst, natürlich war das unheimlich für sie, wenn sie dabei nicht einmal sehen konnte. Haily hatte Angst im Dunklen, dass wusste auch Aiden aber hier tauchte das Top über ihren Augen sie in ganz neue Tiefen. Würde sie das aushalten? Sie spürte, wie Hilflos und Einladend sie dalag und sich vorzustellen, dass Chris das so gewollt hatte von ihr und das er in der Lage war, ihr das anzutun? Das zerstörte so viel von dem Bild der Menschen, wieder und wieder. Hoffentlich half ihr das dabei, diese Gedanken wieder los zu werden, die sich zehrend und gifitig immer wieder in ihr finden ließen. Eigentlich dachte sie, es könnte nicht mehr schlimmer kommen aber das kam es. Er hatte sie geküsst? So Berührt? Als sie das Gewicht von Aiden auf ihrer Brust spürte und diese zärtliche Nähe, passte auf einmal nichts mehr zusammen. Kein Puzzleteil passte mehr in ihrem Kopf und sie erwiderte den Kuss nicht, sie rührte sich noch immer nicht – bis sie dem allem nicht mehr standhalten konnte. Haily drehte den Kopf zur Seite, sie gab Aiden keine Möglichkeit etwas zu sagen sondern entzog sich dieser Position. „ Es... ich... das... damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte nicht, dass es so war. Ich lass dich in Ruhe, ich Verspreche es aber... ich... jetzt gehe ich.“ Und weil Haily Kopflos war, wenn sie überfordert war, brachte sie es kaum fertig, sich ihre Unterhose über die Beine zu streifen. Das Top zog sie nur so weit herab, dass es bis auf ihre Oberschenkel reichte und Jeans und Schuhe drückte sie sich einfach an die Brust, eher sie – ohne noch einmal aufzuschauen – die Wohnung verließ. Das geschah binnen weniger Sekunden, dass Aiden wieder alleine in seiner Wohnung blieb und Haily? Haily hatte absolut nicht begriffen, was da gerade geschehen war. In ihren Augen hatte Chris sie so behandelt, in ihren Augen war Aiden noch immer froh sie endlich los zu sein und in ihren Augen war das hier noch viel fürchterlicher als sie die ganze Zeit geglaubt hatte. Unten auf der Straße, da wusste sie noch immer nicht wohin mit sich und als die ersten Menschen sie fragend anschauten, weil eine Halbnackte Frau mit ihren Sachen auf den Armen einfach dastand, flüchtete sie sich in einen naheliegenden Wagen. Schon öfter hatte der blonde Hippie Autos gestohlen, so hatte sie Aiden kennen gelernt und als sie die Sachen auf dem Beifahrersitz abgelegt hatte, begann sie mit den Kabeln das Fahrzeug ans laufen zu bekommen. Als sie verstand, wie ihre Finger bebten, ihre Beine zitterten, hätte sie Wissen müssen, dass sie nicht in der Lage war, zu fahren aber das war ihr egal. Haily handelte aus instinkten, die ihr sagten, was sie brauchte, damit es ihr und ihrem Herzen besser ging und jetzt wollte sie nur weg. Das sie dank der Tränen und der Übelkeit nicht sehen konnte? Es war ihr egal – zumindest solange, bis sie nur wenige Blocks weiter von der Fahrbahn abkam und in eine Reihe stehender Autos krachte.
Später im Krankenhaus, unter dem wachsamen und tadelnden Auge von Chas, wurde sie erst wieder wach. Arm und Schlüsselbein waren gebrochen, ein riesiges Pflaster zierte ihre Stirn und zahlreiche Prellungen hatte sie sich zugezogen. Dennoch - sie hatte Glück gehabt. Etwas schneller und sie wäre vielleicht nicht in der Situation aufzuwachen. Natürlich musste sie weinen, nachdem ihr Bruder zwar erleichtert schien, dass sie die Augen aufschlug aber ihr auch streng an den Kopf warf, was sie nun wieder für ein Chaos angerichtet hatte und ab da übernahm Summer. Sie tröstete den blonden Hippie, sie streichelte ihre Wange und Schläfe, sie fragte ob Haily was brauchte und sie schaute auch Chas streng an, sich etwas zusammen zu reißen. Haily flauschte sich in Summers Arme, während die beruhigende Laute von sich gab. Nicht, dass Haily nicht wusste, wie wenig böse es Chas mit ihr meinte aber nach und nach brach wegen der Zuneigung seiner Freundin auch aus ihr heraus, was eigentlich in dieser Nacht geschehen war. Beiden stockte wohl der Atem, so zehrend war die Stille im Raum auf einmal – ihr Plan schien beiden bitter aufzustoßen, nur Summer blieb die Einfühlsamere und auch die, die Matt anrief und duldete, dass die beiden in einem Zimmer schliefen, eine komische Beziehung zueinander führten aber dafür Sorge trug, dass Haily jemanden an ihrer Seite hatte, der sich um sie kümmerte. Im Krankenhaus wollte sie nicht bleiben und sie zeterte und meckerte und jaulte Chas an, der ihr androhte, sie hier festzuketten. Geschwister hatten sich eben auf andere Weisen lieb. Aus dem Grund sagte sie ihm aber auch nicht, dass sie ausgerechnet Heiligabend aufwachte und Matt nicht mehr neben ihr lag. Das es etwas mit Maddi auf sich hatte, dass war nicht schwer zu deuten und nun? Sie konnte und durfte nirgends helfen, musste sich noch schonen und in ihrem Kopf war noch immer nicht alles okay, verflucht. Also sah sie sich einen Weihnachtsfilm nach dem anderen an, aß sämtliche Süßigkeiten auf, an die sie von ihrer Matratze heran kam auf und kiffte. Aidens Matratze hatte sie auf die geschubst, auf der sie mit Matt schlief – das war die einzige Bedingung gewesen. Diese Matratze war... ein Geschenk und das von dem Jungen, in den sie verliebt war. So falsch es war, Maddi darauf sitzen zu sehen, so falsch war es darin neben oder mit Matt zu schlafen. Am Abend quälte sie sich mehr zu der Party als das sie fit war, auch wenn sie dabei war, alles zu versuchen, die schmerzen und sympthome zu betäuben, aufzupushen oder was auch immer. Ihre Gedanken zu dem Unfall und dem Abend bei Aiden waren noch gänzlich ausgeschaltet, sie musste erst wieder auf die Beine kommen, bevor sie noch tiefer fiel.