LOS ANGELES # SAN FRANCISCO
SAN FRANCISCO SQUAT HOUSE - Druckversion

+- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net)
+-- Forum: ARCHIVE (/forumdisplay.php?fid=23)
+--- Forum: CLOSED THREADS (/forumdisplay.php?fid=25)
+--- Thema: SAN FRANCISCO SQUAT HOUSE (/showthread.php?tid=61)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19


RE: SQUAT HOUSE - Apple Jean White - 28.03.2016 19:49

Zuerst sah sie nur peinlich Berührt an ihm vorbei, als er es war, der die Tränen zu trocknen versuchte und sie stand auch ungewohnt Steif da, wie er die Arme um sie legte. Mal wieder. Bis sie ihre Hände hob. Sie schob sie an seiner Wirbelsäule hinauf und dann, auf der Suche nach halt und auch Trost, kam sie an seinen Schultern an. Ihre Finger versenkte sie erst in dem Stoff seines Oberteils, dann merkte sie, wie sie diese damit auch fest in an seine weiche Haut drückte und Noah´s Körperwärme sie erreichte. Apple hatte ein ungutes und mulmiges Gefühl in sich, das alles zuzulassen aber dieser Junge hatte es schon zu weit gebracht, war zu tief zu ihr durchgedrungen und nach Jahren schaffte es wieder jemand, Apple zu erreichen und mehr zu Berühren, als nur ihre Fassade. Er war zu Nahe an ihr dran. Noah sah sich selbst nie als den Menschen, der dazu in der Lage war, das zu vollbringen aber unbewusst hatte er sich zu ihrem Mentor gemacht, wie Haily – wenn auch total unbewusst - seiner war. Seid so langer Zeit, empfand sie aufrichtiges Mitgefühl und nicht wie bei Chris, aus Pflichtbewusstsein, sondern von Herzen. „ Ich mag es nicht, wenn du dich wegen mir nicht gut fühlst. Deswegen verrate ich dir jetzt was, auch wenn ich mir noch nicht Sicher bin, ob das gut oder schlecht ist. Okay?“ Sie sprach ganz leise gegen seine Brust, lehnte sich nach oben zu seinem Ohr, als sie genoss, wie er ihr durch die Haare streichelte. „ Ich will, dass du mich verstehst – warum ich mich so schwer tue. Denn das ich mich nicht Ernst genommen Gefühlt habe, dass mag schon richtig sein aber du sollst dadurch auch verstehen, wie viel du mir schon Gutes getan und Beigebracht hast. Ich Traue dir, deinen Umarmungen und deinen Worten. Ich Hoffe wieder, dass ich mich getäuscht habe und es doch erstrebenswert ist, Menschen kennen zu lernen und ihnen eine Chance zu geben – weil sie auch Gutes tun, einfach so. Das man das nicht immer alles alleine tragen und schaffen muss sondern es in Ordnung ist, sich dabei helfen zu lassen. Und auch, wenn du das nie Wiederholen willst, weil ich dir viel zu jung bin – das es schön sein kann, jemandem körperlich Nahe zu sein. Sich an ihn zu schmiegen und Küssen auch in meiner Welt existieren kann. Das ist Toll.“ Auch wenn die beiden sich daraufhin lösten, fühlte sie sich ihm Näher als je zuvor. Deswegen bedankte sie sich diesmal auch nicht bei ihm, weil er ihr auch Beigebracht hatte, dass das einfach Freundschaft bedeutete.
Als er fragte, was sie mit dem Mann angestellt hatte, schaffte er damit aber auch wieder Distanz zu ihr. Apple hatte den Moment zugelassen aber das machte sie nicht zu einem weichen Mädchen, was nur Vertrauensvoll und Liebestrunken durch die Gegend hüpfte, wie Haily. Das musste Noah Wissen, ganz besonders nach allem, was er gehört hatte und weil sie ihre Mission beendet hatte, zog sie ihn ein wenig mit sich, bis er automatisch an ihrer Seite lief und sie ihre Finger wieder im Pulli versenkte. „ Ich habe dafür gesorgt, dass er... definitiv erst mal...“ Wer wusste, wie lange oder gar gänzlich. „...keine Lust auf junge Mädchen haben wird und die abziehen kann. Als ich ihm einen Blasen sollte, habe ich damit angefangen und als er sich seiner Sache schon ziemlich Sicher war, habe ich zugebissen. So fest es ging.“ Apple ersparte Noah weitere Details aber sie sah tatsächlich Zufrieden, wenn nicht etwas Stolz auf den Weg vor sich. „ Dann habe ich ihn aus dem Wagen gestoßen, auf ihn eingetreten, damit er aufhört, laut zu sein, um dann in Ruhe all sein Geld und seine Wertsachen aus dem Wagen und seinen Taschen zu suchen und mit zu nehmen.“ Nein, sie hatte dem Mann dann auch keine Hilfe gerufen oder geschaut, was mit ihm war sondern war einfach weg gelaufen und hatte eine Weile nicht arbeiten müssen. Apple belastete das nicht, viel eher hatte sie sich damals von einem ihrer Albträume befreien können und deshalb leerte sie auch das Bier und sah Noah fragend an. „ Trinken... wir noch was? Das... war schon ziemlich viel auf einmal eben...? Oder glaubst du, dass ist falsch, sich nun zu betrinken?“ Apple wollte sich wieder auf seine Erfahrungen verlassen. " Wenn... ich dir zu viel werde, dann musst du es nur sagen, ich kann auch mal eine Nacht draußen schlafen oder so." Das passte nicht zu ihren Worten eben aber Tatsache war, dass sein Wohl ihr nun am Herzen lag, ließ sich nicht so einfach weg radieren.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 30.03.2016 11:04

Apples Worte gaben mir gerade ganz neuen Mut, dass das, was wir hier taten, richtig war, denn der Anblick von ihrem vorherigen Leben hatte mich unweigerlich daran zweifeln lassen. Könnte sie sich nach allem, was sie erlebt hatte, überhaupt jemals einem Menschen so recht öffnen? Oder wäre das alles hier nur verschwendete Zeit? Würde sie immer eine Alleingängerin bleiben? Etwas geändert hätte es wahrscheinlich nicht, sie durfte unabhängig davon so lange bei mir in meinem Zimmer wohnen wie sie wollte, das hatte ich ihr versprochen, aber möglicherweise hätte ich dann versucht mich nicht zu sehr an sie zu gewöhnen. Ich hätte selber nicht mehr so viel Vertrauen in sie gelegt, weil ich davon ausgehen musste, dass sie mir nach diesen harten Erlebnissen niemals dasselbe Vertrauen zurückgeben konnte. Aber diese Angst konnte sie mir erfolgreich nehmen und weil es so schön war zu hören, dass ich in ihrem Leben schon etwas erreicht hatte, drückte ich sie noch einmal extra fest an mich, bevor wir uns zusammen auf den Rückweg begaben. Die Aussage bezüglich unseren Küssen und den Berührungen hatte ich dabei zwar immer im Hinterkopf, wusste aber nichts Angemessenes darauf zu sagen und öffnete daher erst meinen Mund wieder, als sie von ihrer Racheaktion erzählte, denn ohne es zu wollen musste ich einfach anfangen zu lachen. So makaber es auch war, ich lachte so laut, dass ich mir irgendwann den Arm gegen meinen Bauch drückte und entschuldigend in Apples Gesicht sah. "Tut mir Leid, das war bestimmt keine lustige Situation und ich sollte da sicher nicht drüber lachen, aber- scheiße, ich hoffe dieses Arschloch wird das bis an sein Lebensende spüren." Autsch. Allein die Vorstellung zog sich schon unangenehm durch mich hindurch, aber Apple hatte genau das getan, was jeder dieser perversen Wichser verdiente. Hoffentlich hatte dieser Mann nie wieder Spaß an Sex, vor allem nicht mit jungen Mädchen. "Und weißt du was? Genau darauf werden wir jetzt was trinken." Lächelnd ging ich von der Seite auf sie zu und legte meinen Arm auf ihren Schultern ab, nur freundschaftlich natürlich. "Ich glaube es ist genau richtig sich jetzt zu betrinken, ich könnte auch noch ein oder zwei oder zehn Bier gebrauchen." Einfach, um das alles für einen Moment wieder zu vergessen, das sich jetzt unweigerlich in meinem Kopf befand. "Und wenn du mir irgendwann zu viel werden solltest, dann sag ich es dir, versprochen, aber nein, ich hab dich immer noch gern bei mir. Also komm, wir holen noch eine Flasche Schnaps und dann schauen wir mal wer im Haus noch Lust hat sich mit uns zu betrinken, okay?" Erst als wir in den Kiosk hineingingen, um uns für eine Flasche hochprozentigen Alkohol zu entscheiden, nahm ich meinen Arm wieder von ihren Schultern.


RE: SQUAT HOUSE - Apple Jean White - 31.03.2016 20:03

Dadurch das er Lachte, sah sie ihn zwar erst etwas Verwirrt von der Seite an aber dann Grinste doch auch sie. Natürlich war das in dem Moment weniger schön gewesen aber sie bereute das doch nicht und ihr hatte das gut getan, also warum sollte man das nicht weniger Ernst nehmen? Warum sollte man sich nicht einfach freuen, dass der Kerl vermutlich unfassbare Schmerzen gelitten hatte? Besserer Laune ließ sie sich dann auf den Schnaps ein – auch wenn es sich komisch kühl anfühlte, als Noah seinen Arm von ihren Schultern nahm und auch wenn Apple das selbst nicht verstand, wieder auf der Straße angekommen, brachte sie sich und ihn wieder in genau die selbe Pose beim nebeneinander her laufen. Man könnte das anders Interpretieren, wenn man mit diesem seltsamen Bedürfnis von der Nähe anderer Menschen schon etwas mehr wusste als Apple aber das war nicht so. Deshalb könnte man es auch darauf schieben, dass Noah nun mal ernsthaft der Mensch war, von dem sie bereit war, sich etwas leiten zu lassen. Auf den sie sich einstimmen konnte. Vielleicht weil er so offensichtlich lieb, nett und vertrauensvoll war – das mit einer Aufrichtigkeit, so Grundliegend Ehrlich, wie sie es noch nie gesehen hatte, bei einem Menschen. Sie versuchte sich auf die anderen Menschen in dem Haus einzulassen, die sich mit ihnen betranken aber der, der die ehrlichen Worte oder das gelöste Lachen bis in ihre Augen sehen konnte – dass war nur Noah. Wenn andere Menschen ihr Nahe kamen, dann ließ sie das verspannt wirken und sie wand sich geschickt da raus aber bei ihm, bei ihm Vertraute sie einfach. So sehr, dass sie sich sogar unter dem ganzen Schnaps im Bett wagte, nach seinem Arm zu greifen und ihre Arme darum zu schließen, ohne ihm sonst Näher zu kommen. Es dauerte noch zwei weitere Tage, da verließ sie auch nicht sofort das Zimmer, wenn sie auch nur einen Socken aus und anziehen wollte, um das im Bad hinter verschlossener Tür zu tun. Bis das Schicksal dann doch wieder die Realität auf den Plan rief – in Form seiner eigentlichen, festen Freundin.
Lahja war nicht außer sich, sie legte einfach auf und Noah blieb vor den Kopf gestoßen damit zurück und natürlich nickte sie eilig, als er ihr Offenbarte, dass er zu ihr nach Los Angeles fahren wollte. Es bedeutete für Apple nur auch so viel mehr. Sie machte ihn Unglücklich und weil er deshalb noch einiges hatte, um das er sich kümmern musste, entging ihm wohl auch, wie sie ihre Sachen in den Rucksack steckte. Klammheimlich machte sie sich aus dem Staub, da wo sie hin gehörte. Schon als sie mit ihm da war, hatte sie das irgendwie gespürt und ohne genau zu Wissen, wieso und weshalb und warum, zog Apple sich auf der Toilette eines Bahnhofes in den frühen Abendstunden um. Davor war sie Ziellos durch die Stadt spaziert, um diesen inneren Zwist aus der Welt zu schaffen. Sie war noch lange nicht gefestigt genug, das wurde spätestens dann deutlich, als sie am Straßenrand stand und auf ein Auto wartete, was vor ihr anhielt und sie sich ins Fenster beugen konnte, um ihre Preise zu nennen und was sie bereit war zu tun und welche Dienste nicht.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 01.04.2016 23:14

Natürlich wusste ich, dass das hier nicht einfach spurlos an Lahja vorüber gehen würde, aber ich hatte sicher nicht damit gerechnet, dass sie so reagierte: Mit völliger Ignoranz. Als wir nach mehreren Tagen Funkstille endlich wieder miteinander telefonierten und ich mir schon erhoffte, dass wir unsere Differenzen ganz erwachsen klären konnten, musste ich ihr natürlich auch mitteilen, dass ich nicht mehr in Los Angeles war, sondern schon wieder in San Francisco. Und auch den Grund verschwieg ich ihr nicht, sondern wollte eigentlich ausgiebig von Apple reden und ihr auch erzählen, dass sie gerade im Konflikt mit ihrem Vater stand - wenn das jemand verstehen musste, dann doch wohl Lahja - aber so weit kam ich gar nicht. Für meine Freundin schien die Tatsache, dass ich mit Apple nach San Francisco abgehauen war, Grund genug, um einfach aufzulegen und mich danach mit Nichtachtung zu strafen. Meine Rückrufe drückte sie einfach weg, auf Nachrichten reagierte sie nicht und ich blieb ganz alleine in meinem Zimmer zurück, vor den Kopf gestoßen und verzweifelt. Das wäre doch jetzt nicht wirklich unser Ende, oder? Wir würden unsere Beziehung doch nicht so beenden? Im Konflikt? Ohne uns auszusprechen? Nein, das konnte ich nicht und das wollte ich auch nicht, deshalb stand ich kurzerhand vom Boden auf und lief in die Küche, um meinen Mitbewohnern und allen voran Apple zu sagen, dass ich für ein paar Tage zurück nach Los Angeles fahren würde. Ich erzählte auch von meiner Auseinandersetzung mit Lahja und schnappte dann meine Jacke, um mir noch für denselben Abend ein Busticket zu buchen, mich bei meinem Chef in der Kneipe zu entschuldigen, weil ich schon wieder ausfiel, und ein paar Dinge einzukaufen.
Um Apple machte ich mir dabei natürlich auch Gedanken, ich fragte mich ob sie hier so alleine zurechtkommen würde und nahm mir vor meine Mitbewohner darum zu bitten, dass sie sich etwas um sie kümmerten, aber als ich am frühen Abend nach Hause kam und in mein Zimmer lief, um schnell zu packen, sollte sich das urplötzlich schon erledigt haben, denn von ihren Sachen war nichts mehr da. Ihr großer Rucksack war weg und jedes Kleidungsstück, das sie besessen hatte, ebenso. Weil ich einfach nicht glauben wollte, dass sie tatsächlich gegangen war - ohne mir etwas zu sagen - suchte ich jeden Raum unseres Hauses nach ihr ab und fragte auch jeden, der mir entgegen kam, bis einer meiner Mitbewohner mir bestätigte, dass er gesehen hatte wie sie mit einem großen Rucksack aus dem Haus gegangen war, vor ein paar Stunden. Scheiße, das konnte doch nicht ihr ernst sein, oder? Glaubte sie jetzt etwa wegen Lahja, dass sie mein Leben doch nur belastete? War es das? Und wenn ja, warum redete sie nicht vorher mit mir? Ich war so enttäuscht, verzweifelt und gleichzeitig auch wütend, dass ich meine Jacke hilfslos in eine Ecke pfefferte und dann noch einmal versuchte Lahja zu erreichen. Nichts. Danach probierte ich es bei Apple, aber auch da: Nichts. Und auf einmal befand ich mich also schon wieder mitten zwischen den beiden und musste eine Entscheidung treffen, die mein Leben nachhaltig beeinflussen würde. Entweder nahm ich mir jetzt meinen eigenen Rucksack und machte mich wieder auf den Weg zur Busstation, um den Konflikt mit meiner Freundin zu klären, oder ich blieb hier und suchte nach Apple, die ganz allein in dieser großen Stadt war und die jetzt dringend jemanden brauchte. Nicht jemanden, sondern mich, verdammt. Und das war letztendlich ausschlaggebend: Apple brauchte mich. Lahja hatte Zac, der würde sie auffangen, und sie hatte Matt und im Notfall auch Kilian, während Apple ganz alleine war. Und sowieso, ging ich wirklich davon aus, dass ich meine Beziehung noch retten konnte? Oder waren wir mittlerweile nicht an einem Punkt angekommen, an dem ein Gespräch sowieso darauf hinauslief, dass unsere Vorstellungen zu unterschiedlich waren und es jetzt gerade nicht funktionierte? Ich wollte mit Lahja persönlich darüber sprechen, ich wollte es wirklich, und vor allem wollte ich verhindern, dass wir einander jetzt einfach anschwiegen und unsere lange Partnerschaft ausradierten als wäre sie nie da gewesen, aber fuck, ich ließ den scheiß Rucksack trotzdem dort, wo er war, drehte mich um und ging nach draußen, um Apple zu suchen.
Anfangs lief ich erst ein wenig durch unser Viertel, hielt nach ihr Ausschau und fragte einige Leute sogar mit einem Bild von ihr auf meinem Handy, ob jemand das Mädchen gesehen hatte, dann rief ich in ein paar Hostels an, erkundigte mich nach ihren neusten Gästen, oder stromerte durch den Park, aber eigentlich war das alles nur ein Aufschub des Unvermeidlichen, denn tief in mir wusste ich ganz genau an welchem Ort sie das Geld verdienen würde, das sie brauchte, um die Stadt zu verlassen. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich wollte sie nicht wirklich dort auf dem Kinderstrich finden und sie in ihrer Rolle als Prostituierte sehen, weil ich nicht wusste, ob ich diesen Anblick jemals wieder vergessen konnte, also klammerte ich mich regelrecht an jeden noch so kleinen Hoffnungsschimmer, bis davon keiner mehr übrig blieb und ich mit schwer schlagendem Herzen den Weg einschlug, den ich vor gar nicht allzu langer Zeit mit Apple gemeinsam gegangen war. Wieder versteckte ich mich anfangs im Schutz der Häuserzeile gegenüber und musste mich regelrecht dazu zwingen mit verspannten Muskeln die Mädchen genauer zu betrachten, so lange, bis mein Blick tatsächlich an Apple hängen blieb, die sich lasziv zum Fenster eines Autos beugte, um mit dem Fahrer zu sprechen. Oh nein. Auf gar keinen Fall. Nur über meine Leiche. Obwohl ich normalerweise die Ruhe in Person war, ballten sich meine Hände auf einmal fest zusammen, ehe ich entschlossen auf den Wagen zu rannte. Voller Wut schlug ich meine Fäuste gegen die Heckscheibe und erschrak den Fahrer damit wohl so sehr, dass sein Fuß von der Bremse rutschte und das Auto einen Satz nach vorne machte. Aber auch das war mir nicht genug. Ich fluchte, spuckte gegen die Scheibe und schaffte es gerade noch mit meinem Fuß seinen Seitenspiegel abzutreten, ehe er mit quietschenden Reifen einfach davon fuhr und mich hier mit Apple alleine ließ. Und mit dieser unbekannten Wut in mir, mit der ich nicht umgehen konnte. "Nein!", stieß ich laut aus, an sie gewandt, drehte mich mit erhobenem Zeigefinger in ihre Richtung und versuchte dadurch zu verhindern, dass sie mir irgendwelche fadenscheinigen Erklärungen an den Kopf warf. "Nein, Apple! So nicht! Du kannst mir nicht vor ein paar Tagen sagen, dass du Angst hast mir zu vertrauen, weil du bisher immer nur im Stich gelassen oder enttäuscht wurdest, und dann genau das mit mir machen! Ich hab dir genauso vertraut wie du mir und indem du weggelaufen bist, trittst du das gerade mit Füßen, warum? Warum hast du das gemacht? Hm? Scheiße, was hast du dir dabei gedacht?" Erwartungsvoll breitete ich meine Arme aus, drehte meinen Körper in ihre Richtung und starrte ihr einfach ins Gesicht. Ohne darauf zu achten, dass wir uns immer noch mitten auf dem Strich für Kinder befanden.


RE: SQUAT HOUSE - Apple Jean White - 02.04.2016 10:00

Um ehrlich zu bleiben, Apple hatte sich keine großen Gedanken gemacht, was Noah dabei denken könnte, wenn ihre Sachen nicht mehr da waren – wenn er von Lahja wieder nach Hause gekommen wäre. Was spielte das dann auch noch für eine Rolle? Er wäre wohl erleichtert, dass sich das Problem, was seine Freundin hatte, sich ganz von alleine gelöst hatte und er wäre nur Glücklich, dass er ungehindert Leben konnte wie vorher. Das ihr auftauchen nachhaltig Spuren in seinem Leben hinterlassen hatte? Das hatte sie doch auch nie gelernt. Alle Menschen, bei denen ihr das etwas Wert war, die waren entweder Tod oder sie wehrte sich gegen den Gedanken, bei diesen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Bei Chris war das noch einmal etwas ganz anderes, da hatte sie sich danach gesehnt, dass er schon in dem Moment, als sie seinen Flur oder das Treppenhaus der Wohnung verlassen hatte, von ihm aufgehalten worden wäre. Das war aber nicht geschehen. Also woher hätte sie denn Wissen sollen, mit dem verschwinden einer Person, löschten sich nicht einhergehend alle Erinnerungen.
Sie tat das, was sie bis, vor gar nicht allzu langer Zeit, täglich getan hatte. Also Erschreckte sie sich auch tierisch, als auf einmal, niemand geringeres als Noah, die Scheibe des Potenziellen Kunden attackierte. War das sein Ernst? Mit beschwichtigenden Handbewegungen probierte sie der Situation Herr zu werden aber das misslang kläglich. Der Fahrer machte sich aus dem Staub und Apple hätte gewiss auch selbst Geflucht, wenn da nicht der abgetretene Spiegel zwischen den beiden auf dem Boden liegen würde. Oh nein, sie hatte Noah noch nie wütend gesehen und so sah sie ihn auch mit großen, fragenden Augen an, als er ihr offenbarte, wo sein Verständnisproblem lag. „ Dein... dein Bus nach Los Angeles.“ Das war das erste, was sie auch trotz des erhobenen Zeigefingers heraus brachte. Bis ihr klar wurde, in was für eine Gefahr Noah die beiden gerade Manövriert hatte. Das war Sicher keine Aufmerksamkeit, die hier so an den anderen Mädchen oder deren Hintermännern vorbei ging und so packte sie ihn eilig am Arm. Die Blicke der anderen Mädchen hatten sie schon verärgert auf sich gezogen, die sahen nämlich ihr Geschäft durch die Lappen gehen, wenn sich das für den heutigen Abend herumsprach. „ Komm jetzt, sonst gibt es hier gleich richtig Ärger...“ Aber er schien eigentlich nicht mit ihr gehen zu wollen, als bräuchte er nun sofort eine Antwort oder aber als Vertraue er ihr nun nicht mehr genug. „ Bitte... wirklich.“ Und nach einem weiteren Ruck, kam er dann auch mit ihr. Nicht weit weg. Nur gerade so, dass sie im Schatten einer Häuserfront verschwanden. „ Tut... tut mir Leid. Ich bin nicht für große Abschiede gemacht und ich wollte doch nie, dass das deine Beziehung kostet, wenn du dich mit meinen blöden Problemen auseinander setzt. Das ist es nicht Wert Noah, echt nicht. Hier... ich gehöre hier hin und du gehörst doch zu Lahja. Zu Haily. Ich kann.... könnte doch nie so sein.“ Nein, sie sah sich nicht so weit, sie sah nicht, dass sie sich so ändern konnte aber Noah gehörte zu den Menschen und nicht zu ihr.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 02.04.2016 10:55

Normalerweise war ich nie wütend, das wusste jeder. Selbst in Lahjas schlimmsten, unfairsten Momenten mir gegenüber, begegnete ich ihr noch mit Verständnis, aber jetzt gerade wurde ich von meinen Gefühlen einfach überrannt. Nicht nur, weil ich tatsächlich wütend auf Apple war und enttäuscht von ihrer Reaktion, sondern auch, weil dieser Ort und die Männer, die sich in ihren Autos hier herum trieben, die Anspannung und Wut in mir nur noch förderten. Schrecklich war es hier, grausamer als auf jedem Friedhof, und dieser plötzliche Ausbruch der Wut, der eigentlich gar nicht zu mir passte, galt wahrscheinlich viel mehr dem Mann im Auto, als Apple selber. Sie war es nur, die das jetzt ab bekam, zusammen mit einigen Vorwürfen, und als sie mich erschrocken ansah, dann an meiner Hand zog, hielt ich tatsächlich erst einmal misstrauisch inne. Weil ich ihr auf einmal nicht mehr so blind folgen konnte wie vorher. Erst nach mehrmaligem Auffordern eilte ich ihr hinterher, nur ein Stück die Straße runter, aber mein enttäuschter Gesichtsausdruck hatte sich auch dann noch nicht beruhigt. Und ausnahmsweise suchte ich viel eher die Distanz, als die Nähe zu ihr. "Abschiede? Wer hat denn von einem Abschied gesprochen, Apple?" Meine Stimme klang noch immer viel zu hart, auch dann noch, nachdem sie versucht hatte mir ihr Verhalten zu erklären. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es dir schon einmal gesagt hab, aber dann nochmal: Du bist nicht diejenige, die meine Beziehung zerstört. Das sind nur Lahja und ich, sonst niemand. Es tut mir Leid, dass du so da hinein gezogen wirst und dass du anscheinend das Gefühl hast es wäre deine Schuld, was hier passiert, aber das ist nicht so. Lahja ist nicht wütend auf dich, sondern auf mich. Weil ich Entscheidungen treffe, die sie nicht verstehen kann. Und ja, diese Entscheidungen haben etwas mit dir zutun, das stimmt, aber das Problem in meiner Beziehung ist nicht aus der Welt geschafft, wenn du einfach wieder abhaust, Apple. Ich bin trotzdem noch so wie ich bin und ich würde immer wieder genauso handeln, wie ich es jetzt getan hab. Ich bereue nichts davon, auch dann nicht, wenn Lahja die Beziehung jetzt tatsächlich beenden will. Du bist vielleicht der Meinung, dass du das nicht wert bist, aber ich bin es mir selber wert. Ich muss es mir selber wert sein, weil ich meine Persönlichkeit und meine Entscheidungen nicht einfach ändern kann, nicht für Lahja und auch nicht für irgendjemand anderen. Deshalb bin ich auch hier, bei dir, und nicht im Bus nach Los Angeles, und wenn meine Freundin das nicht verstehen kann, dann tut es mir Leid, aber dann sind wir vielleicht wirklich an einem Punkt angekommen, an dem es einfach nicht mehr funktioniert." Damit hatte ich mir so viel Frust von der Seele gesprochen, dass es sich danach seit dem Telefonat mit Lahja endlich wieder so anfühlte als könnte ich wieder frei atmen. Und auch die Wut war fast wieder verflogen, zurück blieb nur noch die Enttäuschung, die sich in einem leichten Kopfschütteln äußerte, gefolgt von einem besorgten Blick in Apples Gesicht. "Nein, Apple, du gehörst nicht hierhin. Niemand gehört hierhin. Keiner. Ich finde - jetzt gerade - gehörst du zu mir und ich zu dir. Das fühlt sich richtig an, nicht dieser Ort hier. Ich fühle mich wohl, wenn du bei mir bist, und ich weiß nicht, ob ich mich damit zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich bei uns im Haus ebenfalls wohler fühlst, als hier auf der Straße. Oder?"


RE: SQUAT HOUSE - Apple Jean White - 02.04.2016 11:16

Das alles sollte nicht ihre Schuld sein? Das alles waren seine freien Entscheidungen? Apple sah immer wieder zu ihm, dann auf den Asphalt und schließlich wieder auf das Stück Bürgersteig, wo sie noch eben gestanden hatte. Um diesem erwachsenen Mann jeden Wunsch zu erfüllen, den er an das siebzehnjährige Mädchen geäußert hätte. Die nun dastand wie auf der Party auf dem Dach und der deutlich wurde, wie sehr sie zwischen den Welten stand. Zumindest solange, bis er ihre eigenen Zweifel und Fragen beantwortete. Erschrocken sah sie Noah an. Hatte er wirklich gesagt, er hatte sie gern bei sich? Das sich das richtig anfühlen und dabei noch viel mehr. Das man ihr anmerken konnte, wie sich alle diese Emotionen auch in ihr Leben schlichen? " Aber... wenn sie sich beruhigt, wenn ich nur wieder verschwinde. Noch... ist das hier nicht so weit weg." Und man spürte ihre Angst, sich auf etwas neues einzulassen. Etwas, dass sie nur so schleppend verstand und etwas, was sie nachhaltig so verändern konnte, dass diese Option für sie keine mehr sein würde. Unschlüssig kreuzte sie die Arme vor der Brust aber nach seinen Worten fühlte sich die Haltung so komisch an. " Es... tut mir leid. Wirklich. Ich wollte das doch nicht. Ich fühle mich wohl bei dir, ich... Noah echt. Es macht mich nur... ich glaube traurig. Ja,... ja, traurig wenn ich sehe, dass dir etwas schadet. Seid dem Konzert und seid... diesem Abend hast du immer so gehandelt, wie du wolltest aber... Ja auch nur weil ich da war. Lahja würde das die... Anspannung nehmen, die Wut und was weiß ich... mehr zeit geben, wenn ich eben gerade jetzt nicht hier stehen würde. Bei dir." Und doch kam sie näher zu ihm und ja, mit diesem Schritt begann sie auch zum ersten mal das unwohl sein in den Sachen zu spüren, was er sie gefragt hatte. " Gibst... kann ich Bitte.... Deine Jacke haben oder den Pulli?" Der Rock ließ sich tiefer nicht ziehen, ihre Sachen waren nicht hier und verdammt, sie wollte so nicht hier stehen.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 02.04.2016 18:17

"Apple", setzte ich schon wieder an, schüttelte den Kopf und wollte gerade damit beginnen, ihr erneut meine Meinung zu erklären, als ich doch nochmal inne hielt und meine Jacke auszog, um einen Schritt auf sie zuzugehen und ihr nackten Schultern damit zu bedecken. Zum Glück war der Parka so lang, dass auch ihre Oberschenkel und der viel zu kurze Rock darunter verschwanden. "Weißt du, was mich traurig macht? Mich macht es traurig, dass du denkst du wärst mir so egal. Dass alles schon wieder in Ordnung kommen würde, wenn du einfach gehst und Lahja dadurch die Grundlage nimmst auf mich wütend zu sein. Gebe ich dir echt das Gefühl, dass du eigentlich nur eine Last für mich bist? Oder dass alles viel einfacher wäre, wenn du wieder verschwinden würdest? Das stimmt nämlich nicht. Ich mag dich, Apple. Ich mag dich wirklich und ich bin gerne mit dir zusammen und ich mache unheimlich gerne Musik mit dir. Ich freue mich schon so sehr auf den anstehenden Sommer und ich hoffe, dass du dann immer noch hier bist und wir jeden Tag zusammen im Park sitzen und singen und Gitarre spielen und einfach- Spaß dabei haben. Und ich will dich noch meinem Chef in der Kneipe vorstellen, damit wir da auch mal was zusammen machen können und- keine Ahnung. Was willst du noch von mir hören? Ich mag es, wenn du bei mir bist und ich finde das sollte dir wichtiger sein, als meine Freundin zufrieden zu stellen, oder? Überleg dir mal wie enttäuscht du jetzt von mir wärst, wenn ich dich einfach irgendwo allein gelassen hätte. Du legst dein Vertrauen in die Menschheit gerade auf meinen Schultern ab und hoffst darauf, dass ich bloß keinen Fehler mache, aber selber lässt du mich hier einfach im Stich?" Wieder schüttelte ich meinen Kopf. "Vor allem würde dein Verschwinden kaum etwas in meiner Beziehung ändern. Bevor ich dich kannte haben Lahja und ich uns auch schon wegen Haily gestritten und wenn ich dich nie kennen gelernt hätte, dann würden wir uns wahrscheinlich wegen anderen Dingen streiten. Ich hab mich zu sehr verändert und Lahja kommt damit nicht zurecht, das ist das Problem, nicht du oder deine Anwesenheit. Okay? Können wir- das jetzt einfach aus der Welt schaffen, deine Sachen holen und nach Hause gehen? Und dann, bitte, nicht so schnell wieder hierher zurück kommen? Wenn du das nächste Mal solche Zweifel hast, dann- rede einfach mit mir. Ja?" Fragend und erwartungsvoll zugleich hielt ich ihr meine geöffnete Hand entgegen. Absichtlich warf ich dabei nicht nochmal einen Blick auf die andere Straßenseite, zu den jungen Mädchen dort, die alle auf einen Freier warteten. Oder vielleicht auch auf jemanden, der sie da raus holte.


RE: SQUAT HOUSE - Apple Jean White - 02.04.2016 22:34

Als die der Parka auf ihren Schultern lag, wusste sie endlich wieder wohin mit ihren Händen und umschloss den Stoff damit, um ihn enger um sich zu ziehen. Noahs Duft und die Körperwärme, die er dahinein abgegeben hatte, die erreichten nun sie und gleich fühlte sie sich in ihrer Haut nicht nur Wohler sondern auch Sicherer. Sicher wovor? Das hatte sie doch Jahrelang getan, verdammt. Als er mit ihr Redete, war sie mal wieder Sprachlos über so vieles, was er ihr noch beibringen musste. Die großen Augen trafen auf seine und sie war ganz betreten. „ Das tut mir wirklich Leid, ich wollte dich nicht... vor den Kopf stoßen. Dir das Gefühl geben, ich würde nicht Wertschätzen was du alles für mich tust und das ich einfach abgehauen wäre. Du machst nichts falsch, du machst gerade alles richtig... wirklich. Du bist großartig.“ Sagte sie ihm Aufrichtig. Als er ihr seine Hand entgegen streckte, umschloss sie die und trotzdem, eher die beiden los gingen, tat sie das, was sie am Strand – wenn sie sich richtig Erinnerte – erstmals aus Eigenmotivation getan hatte. Sie nahm ihn so feste in den Arm, wie er das sonst eigentlich immer bei ihr Tat und lehnte ihren Kopf an ihn. Nicht so lange wie er es sonst tat aber das war ein toller Anfang, oder? Sie tat das auch, um seinen Wunsch zu erfüllen, hier schnell weg zu gehen und steuerte das Schließfach an, in dem sich ihre Sachen befanden. Apple verbarg sich unter seinem Arm, auch wenn sie immer wieder zu ihm sah, ob das wirklich in Ordnung war. Erst als sie schon ein Stück weit gekommen waren, begann sie zu Reden, was ihr noch im Kopf herumgeisterte. „ Das... das mit Lahja, das habe ich jetzt verstanden. Es tut mir nur so Leid für dich.“ Sie hatte es heute Morgen doch gesehen, wie ihn das getroffen hatte. „ Ich werde... zu dir kommen und mit dir Reden, wenn ich... etwas nicht verstehe. Allem Anschein nach bin ich noch nicht soweit... dann eine richtige Entscheidung zu treffen. Ich dachte halt, noch kann ich das machen aber Noah... je besser du dich mit der Last auf deinen Schultern schlägst, desto schwerer würde es werden, dass jemals wieder zu machen.“ Er wusste wovon sie Redete, kein Zweifel. Als sie am Schließfach ankamen, löste sie sich von ihm und als sie den Rucksack in ihrer Hand hielt, da bot sie ihm auch an, seinen Parka wieder her zu geben. Als sie dabei in sein hübsches Gesicht sah, rang sie sich ein Lächeln ab. „ Das wäre schön, wenn wir... deinen Chef danach fragen könnten und... und für den Sommer üben würden. Ich weiß jetzt... das das alles nicht nur ein... Projekt oder eine Pflicht für dich ist, sondern, dass du mich magst aber ich will... auch irgendwie klar kommen und dazu gehört Geld. Das wird schwer für mich.“ Denn eines war auch Fakt, sie hatte viel und schnell Geld verdient und besonders dann, wenn sich einer auf ihre Erpressungen eingelassen hatte. „ Ich... ich mag dich übrigens auch wirklich gerne und ich würde mich... nicht gut fühlen, wenn du einfach gehen würdest. Das Gefühl kenne ich zumindest. Nochmal, es tut mir Leid, ich wollte nicht, dass es dir so geht. Wichtig ist, wie es dir dabei geht, wenn ich hier bin oder nicht.“ Nicht Lahja. Verunsichert nach ihren Worten und der Offenheit, zog sie den Rucksack auf, um sich mit ihm auf den Heimweg zu machen. „ Ich wusste gar nicht, dass du so Wütend werden kannst.“ Oh, sie versuchte sogar die Stimmung aufzuhellen.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 03.04.2016 18:35

Apple würde das vielleicht nicht verstehen, aber als sie mir sagte, wie viel ich eigentlich tatsächlich in ihr veränderte und dass sie jetzt schon spürte, wie viel unwohler sie sich auf einmal dort am Straßenrand fühlte, war das für mich genau die Bestätigung, die ich dringend brauchte. Wenn unsere gemeinsame Zeit dafür sorgen konnte, dass sie nie wieder dorthin zurückkehrte, dann war es das alles wert, wirklich. Jeder Streit mit Lahja und auch, dass darüber gerade unsere Beziehung zerbrach. Wenn ich wirklich so viel in Apple ändern konnte und meine Freundin das nicht verstand oder mir nicht genügend Vertrauen schenkte, dann war das alles genau richtig so und darüber vergaß ich dann auch die restliche Wut in mir. Viel lieber lächelte ich meine Begleitung sanft an und schloss beim Gehen nur noch fester meinen Arm um sie, als sie sich zum wiederholten Mal entschuldigte. "Ist schon okay. Du bist ja jetzt wieder hier." Das hätte auch ganz anders enden können, wenn ich etwas zu spät gekommen wäre und erneut konnte ich nicht verhindern, dass ich noch einmal unsicher von der Seite in ihr Gesicht sah. Wäre sie wirklich in dieses Auto eingestiegen? Hätte sie wirklich lieber einen älteren Mann sexuell befriedigt, anstatt sich auf andere Art Hilfe zu holen? War das tatsächlich so sehr ein Teil von ihrem Leben, dass sie gar nicht mehr davor zurückschreckte? Obwohl sie mir immer mehr Einblick in ihre Vergangenheit schenkte, würde es mich wahrscheinlich noch öfter hart treffen, wie absurd sie manchmal handelte und wie sehr diese Zeit sie geprägt hatte. Ich musste ebenso den Umgang mit ihr lernen, so wie sie den Umgang mit mir lernen musste.
Nachdem wir Apples Sachen also wieder zurück in mein Zimmer gebracht hatten und sie sich dort auch umzog, gingen wir direkt unsere guten Vorsätze an und schauten bei der Kneipe vorbei, in der ich einmal wöchentlich spielte. Sie hatte mir zwar noch angeboten, dass ich mit einem späteren Bus nach Los Angeles fahren sollte und dass sie diesmal definitiv nicht gehen würde, aber nein. Ich wollte Apple jetzt gerade nicht allein lassen und dieser Anblick von ihr auf dem Straßenstrich, der hatte sich unangenehm in meinen Kopf gebrannt. Das wollte ich mir nie wieder ansehen müssen. Noch ein letztes Mal versuchte ich Lahja an diesem Abend anzurufen, schickte ihr auch noch eine Nachricht, aber wenn sie nicht mit mir reden und mich nicht sehen wollte, dann würde ich diesen Wunsch akzeptieren und darauf warten, dass sie den Kontakt zu mir suchte. Oder eben nicht. Natürlich stimmte mich das traurig, das hatte Apple schon richtig erkannt, aber ich war auch niemand, der einfach in Selbstmitleid versank, sondern konzentrierte mich lieber auf das Gute im Leben. Und das war, dass der Kneipenbesitzer problemlos sein Einverständnis gab und ich gemeinsam mit Apple in zwei Tagen hier spielen durfte. Dieser Erfolg wurde dann auch direkt mit einem Bier begossen, aber weil wir beide von dem Tag erschöpft waren, gingen wir früh wieder nach Hause und diesmal streckte ich ihr sogar schon einladend meinen Arm entgegen, als wir uns nebeneinander ins Bett legten, damit sie sich wie jede Nacht daran kuscheln konnte. Und heute fühlte sich ihre Nähe so gut und beruhigend an wie schon lange nicht mehr. So schön, dass ich neben ihr schnell in einen tiefen Schlaf fiel.