![]() |
LAGERHALLE - Druckversion +- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net) +-- Forum: ARCHIVE (/forumdisplay.php?fid=23) +--- Forum: CLOSED THREADS (/forumdisplay.php?fid=25) +--- Thema: LAGERHALLE (/showthread.php?tid=46) |
RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 19.10.2015 11:19 "Kilian weiß nichts, nein. Er weiß nicht einmal, dass du verschwunden bist, glaube ich. Wir wussten ja nicht wo du bist und wir wollten nicht schon wieder einen Konflikt zwischen euch provozieren." Im Gegensatz zu Lahja zog ich nicht in Erwägung, dass dieser kranke Mann das Video auch an ihren Vater senden könnte oder noch an ganz andere Personen. Scheiße, wenn er wollte, dann könnte er das sogar auf Großleinwänden abspielen, aber so weit dachte ich gar nicht. Bis Lahja mich dazu zwang so weit zu denken. Und noch weiter. Andere Menschen hatten das beobachtet? Alles? Diese ganze Folter? Andere Menschen hatten sogar Geld dafür bezahlt, dass sie unfassbare Schmerzen über sich ergehen lassen musste? Ich war ein unglaublich kontrollierter Mensch, das wusste jeder, der mich gut kannte, und da steckte auch verdammt viel Arbeit drin, aber als Lahja mir jetzt schilderte wie sie die vergangenen Tage erlebt hatte, was ihr angetan wurde, welche Schmerzen und Ängste sie durchstehen musste, das traf mich so hart und unerwartet, dass mein Körper sich unangenehm verspannte. Ich atmete auf einmal schwerer, das Herz in meiner Brust schlug schneller, meine Hände ballten sich zu Fäusten und die Muskeln zuckten unter meiner Haut. Dieser Mann hatte seine Initialen in Lahjas Haut geritzt, er hatte sie verprügelt, verbrannt und scheiße, keine Ahnung, was noch alles mit ihr geschehen war in diesen verdammten drei Tagen, und jetzt sagte sie mir auch noch, dass man nichts gegen ihn tun konnte? Weil er viel zu klug und durchdacht war, um irgendwelche Beweise zu hinterlassen? Fuck! Es brauchte eine ganze Weile, bis ich langsam die Emotionen in mir wieder kontrollieren konnte, aber als Lahja den Stoff sehnsüchtig in ihre Hände krallte, fest an ihre Brust drückte und mich provokativ ansah, war ich noch nicht wieder so ruhig wie ich eigentlich sein sollte. Und deshalb wurde sie auch Zeuge des sehr seltenen Anblicks, wie ausnahmsweise ich meine Fassung verlor. "Scheiße Lahja, ist das dein Ernst? Du gibst ihm jetzt genau das, was er will?" Viel zu laut schrie ich ihr die Worte entgegen, doch das war noch nicht einmal alles, was sie heute noch schocken würde. Gegen ihren Willen griff ich fest um ihr Handgelenk und zog so brutal ihre Finger auseinander, dass das Tütchen auf ihre Beine fiel und ich schnell danach greifen konnte. Sie war zu geschwächt, um meiner Kraft standzuhalten, aber um ihrer Wut direkt zu entfliehen stand ich vom Sofa auf und brachte Distanz zwischen uns. "Der will doch, dass du dir jetzt das Zeug in den Körper schießt, Lahja. Er will, dass du daran zugrunde gehst oder wieder im Knast landest. Das hier, wie du hier auf dem Sofa liegst und dich dem einfach hingibst, genau das beabsichtigt er doch und du gibst dich einfach selber auf? Scheiße, sein Spiel war unfair Lahja, niemand ist Gewinner oder Verlierer, aber das hier-" Demonstrativ hielt ich das Tütchen hoch. "Wenn du dir das hier in den Körper pumpst, dann hast du wirklich verloren. Du bist stärker als das! Was du meiner Meinung nach tun sollst? Das Beste, was du tun kannst, verdammt! Den Scheiß hier das Klo herunter spülen, dich durch die nächsten paar Tage durchkämpfen, egal wie hart das wird. Geh zu deiner Bewährungshilfe, mit dem Video, zeig ihm von mir aus deinen Körper, so dass keine Zweifel mehr bleiben. Was dir passiert ist, ist grauenhaft. Das glaub ich dir. Aber das hier-" Wieder zeigte ich ihr das Heroin. "Das ist nicht die verdammt Lösung, Lahja!" RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 19.10.2015 21:46 Lahja sah ihn an, als er sie darüber Aufklärte, dass Noah und er dicht gehalten hatten. Sie nickte aber für Dankbarkeit blieb in dem Moment keine Zeit. Lahja beugte sich keuchend nach vorne, schon eben hatte sie die zahlreichen Anrufe und Nachrichten der beiden Ignoriert und auch jetzt nutzte sie ihr Telefon nur um Matt anzurufen. Während es klingelte, schaute sie Zac an „ Chris hasst Kilian, er wird... es ihm in jedem Fall auch schicken.“ Sie wusste, dass Matt frei hatte und Kilian langsam die Vorbereitungen in der Kneipe treffen würde und die ersten Stammgäste würden gleich eintrudeln, erst wenn er alles fertig hatte, sah er in der Regel auf sein Handy. Blieb zu hoffen, dass es aus Sorge um Aprils Job heute nicht anders lief. “ Hey Matt, es bleibt gar nicht viel Zeit für fragen oder so – aber Glaub mir, das ist echt wichtig. - Ich weiß, dass du eigentlich auf Madison wartest aber geh bitte direkt ins Joe´s und bleib da. Wenn Kilian auf sein Handy schaut und... ausrastet, sperr ihn wegen mir ein oder bind ihn am Tresen fest aber lass ihn nicht in seiner Wut raus, das endet für uns alle... ganz bitter, okay? - Glaub mir einfach, ich... werde dir das irgendwann Erklären. Oder er tut es. Ich will... nicht darüber reden aber Dad wird sich mit den falschen Anlegen, ohne darüber nachzudenken.“ Sie legte auf, denn sie wusste, egal was Matt sie gerne noch gefragt hätte, er würde nach ihren eindringlichen Worten für seine Familie da sein, darauf war verlass. Es wäre fürchterlich, wenn Kilian Chris nun in die Finger bekam oder aber einfach nur Stunk in dem Viertel von Brooke machte. Er wusste nicht, dass sie Drogen für sie verkaufte und nach der Hochzeit war sie noch immer pissig auf alle, die etwas mit Summer oder Chas zu tun haben könnten. Auch wenn Kilian das nicht hatte, er stand im Zusammenhang und statt sich mit sich auseinander zu setzen, machte sie sich Sorgen um die Menschen, die sie liebte. Solange, bis ihr Zac gewaltsam das Bag aus der Hand nahm. Sie stöhnte auf, als er das geschundene Handgelenk umgriff und ihr Körper verspannte sich. Lahja wollte den scheiß von Zac aber auch gar nicht hören. Er hatte doch keine Ahnung. Ohne über die Bewusstlosigkeit von eben nachzudenken oder wie schwach sie war, stand sie erneut von dem Sofa auf. „ Gib das wieder her, das schüttet hier niemand ins Klo. Du hast keine Ahnung Zac, ich werde das in den Griff bekommen aber nicht jetzt – weißt du, wie hart so ein Entzug ist? Ich hatte das schon mal und Koks macht nicht mal Körperlich Abhängig. Ich will eher alles noch mal durchmachen, als dem scheiß Bewährungshelfer das alles noch mal zu Erzählen oder mich wie ein kleines Mädchen dahinstellen und über meine Wunden jammern, zeigen, was Chris gemacht hat. Vergiss es.“ Sie hatte ein völlig verschobenes Bild von den Vorkommnissen, egal was er sagte, sie kam sich noch immer geschwächt vor und wollte deshalb noch stärker wirken. Um nicht raus zu lassen, wie es ihr im inneren ging. „ Reicht denn das nicht, was die letzten Tage passiert ist?“ Ihr war klar, bei Zac zog die Schiene nicht, sich aus den letzten Tagen die Erlaubnis zu ziehen, ein paar Tage auf Heroin auf dem Sofa zu liegen. Dafür war diese Droge auch viel zu gefährlich. Man sah jetzt schon, was die eine gute Dosis mit ihr machte, denn obwohl sie sich kaum auf den Beinen halten konnte und keine Chance haben würde, versuchte sie an seine Hand heran zu kommen und somit an den Stoff. Immer wieder kamen dabei aber auch schmerzvolle Geräusche aus ihrer Kehle – bis das erste Mal in seiner Gegenwart was anderes passierte, bis sie sah, wie wenig Chancen sie durch den ausgemergelten Körper hatte und sie hielt sich an dem Kragen seines Oberteils fest und lehnte sich gegen seinen Muskulösen Oberkörper. „ Ich will mich nicht damit auseinander setzen... nie wieder. Ich will niemandem sagen, der mich nicht kennt, was passiert ist – ich wollte es nicht mal einem von euch sagen und nun hat Noah sogar ein Video davon. Das macht es nur... realer. Und das ist das letzte was ich will. Eben... war es als säße Jeany neben mir auf dem Sofa. Das war der erste Schuss, der Glücklich gemacht hat, statt sich zu einem Horror zu Entwickeln, ich will nicht... das das nun schon wieder endet. Ich will etwas Kraft tanken, bevor es weiter geht.“ Ja genau, Genesung. Das Problem war nur, dass sie sich an das Gefährliche, Verfälschte Gefühl der Drogen schon so oft so schnell gewöhnt hatte. Es war deswegen auch undefinierbar ob sie so Sehnsüchtig klang, weil sich die Sicherheit, die von Zac ausging und die Geborgenheit gepaart mit den Gefühlen, die sie für ihn hatte sich warm in ihr ausbreitete oder die Gedanken an einen erneuten Schuss. Dennoch legte sie ihr Gesicht seitlich an ihn und ließ die Hände sinken, das sie flach auf seinem Shirt auflagen. RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 20.10.2015 10:38 Es war kaum zu übersehen wie sehr Lahja mit sich selber kämpfte, als sie vor mir stand und immer wieder verzweifelt versuchte nach meiner Hand und damit auch nach dem Heroin-Tütchen zu greifen. Gegen mich hatte sie keine Chance, nicht in ihrem Zustand, das war uns beiden bewusst, die Frage war viel eher wie lange sie den Kampf gegen sich selber aufrecht erhalten konnte. Länger als vermutet, aber irgendwann blieb ihr gar nichts anderes mehr übrig, als den Widerstand aufzugeben. Und sich hilfesuchend an meinem Körper festzuhalten. Das war zumindest eine Reaktion, mit der ich umgehen konnte. Eine Sehnsucht, die ich für sie stillen konnte, indem ich meine starken Arme um sie legte und ihren dünnen, schwachen Körper an mich drückte. So lange wie möglich hielt ich sie einfach nur dicht an meiner Brust, dort, wo sie sich sicher fühlen konnte, so lange, bis sich ein schrilles Klingeln durch die Wohnung zog. Noah. Im bestmöglichen Moment, natürlich. Ich warf kurz einen Blick über meine Schulter zur Tür, biss die Zähne zusammen, aber bevor ich mich vollends von Lahja löste, um ihren Freund hereinzulassen, schloss ich ihr Gesicht in meine Hände und zwang sie mit sanftem Druck meiner Finger mir in die Augen zu sehen. "Ich weiß, dass du das nicht hören willst, Lahja, aber was dir passiert ist - das ist real. Du läufst lieber weg, das weiß ich auch, du fliehst lieber vor sowas oder versuchst den Schmerz zu betäuben, aber die letzten drei Tage - die sind wirklich passiert. Und das wird sich auch nicht ändern. Egal wie viel Zeug du dir in den Körper schmeißt oder pumpst oder ziehst. Dir hat jemand etwas Schlimmes angetan, gegen deinen Willen, damit wirst du für immer leben müssen." Noch fester versenkte ich meine Finger in ihrer Haut und zwang sie durch den Druck dazu, dass sie mir wirklich Gehör schenkte. "Du bist kein Verlierer, Lahja. Und du bist auch kein Opfer, wenn du es nicht zulässt, dass er dich zum Opfer degradiert. Das war keine ebenbürtige Auseinandersetzung, du hattest von Anfang an keine Chance gegen ihn oder gegen das, was er mit dir gemacht hat. Du konntest nie gewinnen, also hast du auch nicht verloren. Noch nicht." Mit festem Blick sah ich ihr in die Augen, nickte noch einmal schwer, aber weil in dem Moment schon wieder die Klingel ertönte, ließ ich unwillig von ihr ab, atmete einmal tief durch und lief in den Flur, um dort die untere Haustür und auch die Tür zur Wohnung zu öffnen. Ein paar Sekunden noch bis Noah oben sein würde. Ein paar Sekunden, in denen ich zurück ins Wohnzimmer ging, einen letzten unsicheren Blick auf Lahja warf und dann den Blick senkte, um nicht mit ansehen zu müssen wie Noah atemlos in die Wohnung hinein gestürzt kam, bei dem Anblick seiner Freundin erschrocken die Luft anhielt und sich dann langsam auf sie zu bewegte. Er berührte ihr Gesicht, ganz vorsichtig, ganz anders, als ich es sonst tat, streichelte mit den Daumen sanft über ihre blasse Haut und dann küsste er sie auf den Mundwinkel, drückte ihren Körper an seinen und nuschelte ihr ins Ohr wie Leid ihm das tat. Dass er nicht für sie da sein konnte. Er fragte sie, was er tun könnte, um es besser für sie zu machen und ich stand nur dort im Raum, mit verschränkten Armen und musste mitansehen wie er genau das tat, was Lahja jetzt nicht gebrauchen konnte. Er bemitleidete sie. Und er behandelte sie wie ein Opfer. Wenn sie das überstehen wollte, dann brauchte sie ihre ganze Kraft. Dann durfte sie sich nicht von anderen Leuten sagen lassen, dass es in Ordnung war sich selber so zu bedauern. Aber wer war ich denn schon, dass ich das Recht hätte mich in so eine intime Konversation zwischen einem langjährigen Paar einzumischen? Fuck! RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 20.10.2015 17:19 Lahja sog die Worte von Zac in sich auf, weil sie das musste, weil er ihren Kopf so hielt, dass sie ihm direkt in die Augen schauen musste. Das war furchtbar, denn man sah darin deutlich, wie verwirrt sie über die Tage noch war und das sie noch keine Zeit dazu gehabt hatte, sich damit Auseinander zu setzen. Wenn er ihr also nun sagte, das diese Dinge alle Wirklich passiert waren, legte er damit den Grundstein. Ihre Finger legten sich um seine Unterarme, Lahja würde das nicht zugeben aber sie hielt sich regelrecht an ihm fest und ganz leise kam aus ihrem Mund – was Zac und viele andere ihr manchmal nie Zutrauten. „ Wirst... du mir dabei Helfen? Bitte.“ Das klingeln blendete sie dabei aus und auch, dass sie in Erwägung zog, dass sich Zac aus diesen Schwerwiegenden Dingen in ihrem Leben lieber raus hielt. Weil das noch immer undefiniert zwischen den beiden war, weil da gerade ihr Freund hinein kam der ganz anders Reagierte als Zac es tat. Noah nahm sie in den Arm, er küsste sie und Lahja stand in den ersten Augenblicken nur im Raum als gehörte sie hier gar nicht her. Sie mochte die Aufregung um ihre Person nicht, hatte sie noch nie – oder eher hatte sie es immer selber Provoziert, bei Kilian oder Matt aber das hier war etwas anderes. Sie hatte das nicht Inszeniert oder sich selber bewusst in die Situation manövriert. Darüber hatte sie die Kontrolle verloren. Auf der anderen Seite konnte sie sich auch nicht gegen die Wärme in sich wehren, die Noah provozierte und das sie nach seinen liebevollen Worten nicht in der Lage war, das kühl von sich zu schieben. Ganz anders als bei Zac gab es hier keine Provokation, diese kämpferischen Szenen gab es ebenso wenig. In Lahjas Kopf existierte zumindest in dem Moment nicht mal Haily, diese Hippie Welt sondern nur der Junge, der schon so oft in ihr Leben geplatzt war, manchmal mit einer langen Reise hinter sich, nur weil sie ihm so enorm viel Bedeutete. Und er ihr genauso. Lahja konnte den Kuss nicht erwidern, nicht nachdem, was am Vormittag passiert war und auch sonst zehrte der innere Kampf sie regelrecht auseinander. „ Ich... ist schon gut... du konntest... das nicht ändern.“ stammelte sie vor sich hin, drückte sich schwach an ihn indem sie die Arme um seinen Bauch gelegt hatte aber eigentlich war diese ganze Aufregung schon zu viel. Sie konnte ja nicht ahnen, dass schon bald ihr Handy klingeln würde und Matt ihr Atemlos berichten würde, dass er Kilian nicht halten konnte – entweder wollte er sie sehen oder aber diesen Wichser, wie ihr Onkel es so nett aussprach. So ließ sie sich auch lieber Kraftlos erneut auf das Sofa sinken, natürlich folgte Noah ihr. „ Ich habe... nicht gesagt, dass du mit der Lüge etwas zu tun hattest. Deswegen dachte ich, er lässt dich... in Ruhe.“ Sie sah auf ihre Knie und bat Noah dann doch, das Video zu zeigen, sie musste doch Wissen, was er gesehen hatte. Es bedarf einiger, energischer Wortversuche bis er ihr dann doch zeigte, was er gesehen hatte und die Geräusche, ihre Schreie, das wog so schwer zwischen den Dreien. „ Ich... werde das niemandem zeigen, nein, vergiss es. Niemals.“ Sie sah zu Zac auf, dessen Plan noch immer in ihrem Hinterkopf pulsiert hatte. Lahja ließ das Handy sinken und drehte sich seitlich zu ihrem Freund, ein seltener Anblick bot sich beiden als der Rücken des jungen Mädchens bebte, der Anblick von dem Filmmaterial war zu viel und zu krass, sie begann zu weinen und schüttelte dabei doch über sich selber den Kopf. Ihre Hände bohrten sich in Noah´s Oberteil und ja, vielleicht brauchte sie nun zum Ausgleich doch die Wärme und Zuneigung von dem Jungen, an den sie vor so vielen Jahren ihr Herz verloren und der schon so viel mit ihr durchgestanden hatte. „ Lucy ist... Tod, er hat sie ermordet.“ Sprach sie leise gegen den Stoff, in dem sie ihr Gesicht an Noah´s Schulter vergraben hatte. Die beiden waren immerhin gute Freunde gewesen. RE: LAGERHALLE - Noah Scott - 21.10.2015 12:31 Ich hatte auf dem Weg hierher mit vielem gerechnet, wirklich. Ich hatte schon so viel mit Lahja durchgestanden und sie unter den unmenschlichsten Bedingungen erlebt, aber das hier- das waren noch einmal ganz neue Dimensionen. Wie blass sie aussah und wie traurig sie wirkte. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal erahnen konnte, was Chris ihrem Körper noch alles angetan hatte, bisher wusste ich nur von dem Heroin, denn als Lahja so vor mir stand waren die übrigen Verletzungen unter dem großen Pullover und der Jogginghose verschwunden. Allein an ihrem Hals ragten ein paar Würgemale aus dem Kragen heraus, doch wohl wissend wozu Chris fähig war, wunderte mich das nicht einmal mehr. Auch eine andere Sache hatte ich auf dem Weg zu dieser Wohnung bereits unweigerlich in Erwägung ziehen müssen: Warum Lahja? Was hatte sie ihm getan? Hatte das etwas mit Lucy zutun? Mit unserer Lüge? Und wenn ja, was würde er ihr antun? Wie sollte sie das überstehen? Gar nicht. Und obwohl ich mich auch auf diesen Gedanken schon vorbereitet hatte, traf mich die Gewissheit darüber jetzt doch so hart, dass sich mein gesamter Körper unangenehm verspannte. Tot? Sie war- tot? Erschrocken krallten sich auch meine Finger in Lahjas Oberteil, während meine Arme noch immer schutzbietend um ihrem ausgemergelten Körper lagen. "Scheiße-- er hat doch nicht--" Mein Blick traf den von Zac, der noch immer regungslos im Raum stand, aber jetzt den Kopf schüttelte und wortlos vor die Tür ging. Vermutlich lag das an dieser Nähe zwischen Lahja und mir, die er nicht mitansehen wollte, aber seine Eifersucht war nichts, worauf ich im Moment Rücksicht nehmen konnte. Und wollte. "Ich war mir nicht einmal sicher, ob- es überhaupt Chris ist. Ich hab nur seinen schwarz verhüllten Körper gesehen und- es hat einfach gepasst. Er war der Einzige, der mir eingefallen ist." Meine Stimme klang auf einmal ganz abwesend und rau, noch fester schloss ich meine Arme um ihren Körper und drückte sie so fest ich konnte an mich. "Wir- schaffen das schon, Lahja. Du schaffst das. Ich bin für dich da." Zärtlich traf ein Kuss meiner Lippen auf ihre Schläfe, aber anstatt meiner Freundin weiterhin Motivation zuzureden tat ich das, was ich am Besten konnte. Ich zeigte ihr einfach durch meine Berührungen und durch meine Anwesenheit wie sehr ich sie schätzte. Immer wieder zog ich sanft meine Hände über ihren Rücken oder durch ihre nassen Haare und gab ihr mit meinem Körper und meiner vertrauten Wärme so etwas wie einen Fluchtpunkt. So lange, bis erneut schrill die Klingel ertönte, Zac aber schon zur Wohnungstür lief, um sie zu öffnen, und nur wenige Sekunden später ein wütender, laut schreiender Kilian hineinkam. Gefolgt von einem hilflosen Matt, der nichts anderes tun konnte, als diesen aggressiven Ausbruch von seinem besten Freund mitanzusehen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde schwieg Kilian, während er zum ersten Mal in das Gesicht seiner Tochter sah, dann brach er völlig aus sich heraus. Schrie laut und wütend, dass er dieses Arschloch umbringen würde, wollte schon wieder aus dem Raum herausstürmen, aber konnte so gerade noch von Matt und Zac zurückgehalten werden. Lahjas Onkel wartete bis die Emotionen von Kilian wieder etwas herunter gekocht waren, dann erst bewegte er sich auf seine Quasi-Nichte zu und ich ließ sie los, damit er sie fest in seine Arme schließen konnte. So viel Wut lag auf einmal in diesem Raum, so viel Verzweiflung und Ratlosigkeit. Kilian schrie noch immer unaufhörlich irgendwelche Beleidigungen und Flüche heraus, Matt streichelte liebevoll über Lahjas Rücken, sagte ihr leise, dass alles schon wieder gut werden würde, Zac stand mit verschränkten Armen in der Tür und ich wechselte hilflos mit dem Blick von einem zum anderen, wartete darauf, dass irgendjemand etwas Sinnvolles sagte. Dass irgendjemand etwas tat, um die Situation zu entspannen. Zac war letztendlich derjenige, der durch den Raum hindurch den Blick meiner Freundin suchte und etwas aussprach, das uns alle zum Schweigen brachte. "Das Heroin- das war nicht alles." Seine Augen fixierten das Gesicht von Lahja, regelrecht herausfordernd wirkte der Ausdruck darin. "Lahja, willst du ihnen erzählen, was noch passiert ist?" RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 21.10.2015 20:06 Lahja schwieg die Zeit über in den armen von Noah, sie kuschelte sich nur in seinen Pullover und zuckte zusammen, wenn er sie zu fest an sich drückte. Er konnte ja auch nicht ahnen, was sich unter ihren Klamotten alles verbarg. Er brauchte nichts zu sagen, die beiden hatten so viel zusammen durchgestanden und er kannte seine Freundin gut genug, als das sie jetzt jammernd oder weinend etwas von sich geben wollte. Noah schaffte damit immer eine Ruhe in ihr, er hielt die Waage zu ihrem explosiven ich und dem, das sie nun Ruhe und Zeit brauchte um wieder klar denken zu können. Der Geruch des Jungen, den sie liebte, seine Berührungen, das alles sorgte dafür das Lahja irgendwann sogar in sich die Entspannung fand, die Beine mit unterdrückten Lauten auf das Sofa zu sich zog und fast wie eine eingerollte Katze auf seinem Schoß liegen konnte und ihre Lippen sanft seine Hand küsste, die sie umschloss. Er war ihre erste große Liebe und Lahja hatte das Glück, diesen besonderen Menschen nie aus ihrem Leben hatte gehen lassen zu müssen oder eher, dass er sich nicht so einfach aus ihrem Leben hatte schmeißen lassen, Sie hatte es mehr als einmal versucht aber nun war sie froh, dass er da war – sie hätte ihn sonst unheimlich vermisst, besonders in dem Moment. Zac hatte den Raum verlassen, das hatte sie gemerkt und auch wenn sie seine Nähe eben genauso gespürt hatte, das war irgendwie nicht vergleichbar zwischen den beiden und trotzdem so ähnlich. Lahja´s geringstes Problem aber, denn das was Chris ihr angetan hatte, dass sollte noch weitreichende Folgen haben. Das erste was passierte war, in dem Moment wo Zac die Tür öffnete, kam ein Wutentbrannter Kilian gefolgt von einem beruhigenden Matt in die Wohnung ihres Bekannten, fuck. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend richtete sie sich auf und sah ihren Dad an, sie sollte Recht behalten haben, Chris hatte ihm das Video auch gesendet. Was ein verdammter Wichser. Auch sie würde ihn am liebsten unter dem Zorn ihres Dad´s leiden sehen aber jetzt sprach sie nur ganz leise dessen Namen aus, als er ihr ins Gesicht sah. Kilian war aber Kilian und er war nicht der Typ Vater, der seine Tochter nun fest in den Arm nahm sondern kurz davor war, schon wieder fast aus der Wohnung heraus zu rennen. Abermals wand sie den Blick ab an die Schulter von Noah, ihr war das alles viel zu viel. Als sich Matt ihr dann widmete, auch noch sagte, alles würde gut, wusste das Mädchen gar nicht mehr weiter – viel zu viele Emotionen, mit denen sie sich so schwer tat und dennoch. Alle waren hier, weil sie sie liebten und alle waren so Erschüttert von dem, was geschehen war, weil sie sie liebten oder gern hatten. Weil Lahja ihnen am Herzen lag und auch wenn sie sich immer wieder Jeany zu sich wünschte, war es eine der wenigen Momente, in denen sich Lahja in der Mitte von Menschen wiederfand, denen sie glaubte, dass sie ihnen etwas Bedeutete. Das rührte sie ganz tief im inneren und trotz der Schmerzen, die Matt´s Arme um sie Verursachten, drückte sie ihn ebenso. Das alles sollte jedoch nicht helfen, nicht bei dem was noch bevorstand und auch nicht bei dem, wie das Leben von ihr wieder in eine Bahn finden sollte und das nahm dann Zac in die Hand. Die beiden trugen einen stummen Kampf mit ihren Blicken aus und als er begann zu Reden, da rumorte alles in ihr und sie hob mahnend ihre Augenbraue. Er sollte den Menschen nicht weh tun, die sie liebte und denen doch schon genug Leid durch ihren Anblick angetan wurde und als sie sich ebenso aufführte wie Kilian, angespannt und mit den Worten „ Zac ich warne dich, halt den...“ war es schon zu spät. Matt und Noah hielten diesmal sanft Lahja zurück, bedacht darauf, sie nicht wieder zu verletzen aber eigentlich warteten alle auf ihre Antwort. Der Reihe nach sah sie jeden Anwesenden an, schob zum eigenen Schutz mit den Ellenbogen Matt und Noah etwas von sich weg. Das fühlte sich an wie auf einen Abgrund zuzugehen und zu Wissen, dass man einen Schritt weiter tun müsste. „ Kilian, ich hab´ die gesagt, dass Chris im Gefängnis war, wegen der... Exfreundin von Noah, Lucy? Das ich Drogen verkauft habe im Gefängnis? Wenn wir schon anfangen, ich sollte für Brooke nach dem Auftritt auf der Hochzeit wieder Drogen verkaufen.“ Wieso sie mit etwas begann, was die Wut auf sie projizierte? Damit der Rest ihrem Dad nicht den Boden unter den Füßen weg riss, denn sie hatte schon wieder etwas vor ihm verheimlicht. „ Deswegen... hatte ich eine Schlägerei, mit Zac. Mir war wieder alles zu viel und er hat mich abgefangen, bevor ich mich mit irgendwem geprügelt hätte und dafür eine Anzeige zu bekommen...“ Ja, Pustekuchen, den ließ sie nun aus nichts der absoluten Wahrheit raus, zumindest hielt sie über die Kämpfe dicht und darüber das sie such über noah's dreier so verwirrt gewesen war. „... und ich war ein paar Tage bei ihm, damit alles abheilen kann und es keinen Stress gibt. Eigentlich wollte ich hier her, aber das ist nicht so einfach... unter alten Freunden.“ Sie verstanden alle, was sie damit meinte, Lahja´s Drogenproblem war kein Geheimnis. „Als ich wieder heim wollte, hat Chris mich abgefangen. Kilian, du dachtest, ich bin noch weg. Zac dachte, ich bin daheim. Noah dachte, ich bin bei Zac. Matt, wir wollten uns erst sehen, wenn es Maddi wieder besser geht. Deswegen ist keinem von euch aufgefallen, dass ich insgesamt drei Tage bei Chris war.“ Lahja richtet ihren Blick nun auf ihre Knie, denn was nun kam, das würde alle hart treffen und um nicht gänzlich ins Detail gehen zu müssen, richtete sie sich auf. „ Das nächste Video, was kommt, müsste... hier von sein. Er hat seine Initialen in meine Haut geritzt und danach Salz hinein gerieben.“ Ohne jemanden anzuschauen, zeigte sie die Schnitte, die durch ihre Kratzspuren nur schlimmer aussahen. Im inneren kämpfte sie mit der Erinnerung an die unfassbaren schmerzen. Sie presste die Zähne zusammen um den wackeligen Unterton zu verfälschen, bis sie den Pullover wieder sinken ließ. „ Dafür hat er 3.000$ bekommen. Es ist alles auf Video, was in den drei Tagen war – weil User für alles Geld bezahlt haben, was er gemacht hat und sie konnten ihm Ideen schicken, was sie gerne sehen wollten. Deep Web nennt man das.“ Lahja hatte bis dahin nicht mal eine Ahnung das es eine Ebene für solche krassen, kranken Menschen gab. „ Ich sollte ihn... um Vergebung bitten und ihn... als Chef, Boss oder Meister akzeptieren. Ich habe versucht mich zu wehren, er hat mich mit einem Elektroschock ruhig gestellt. Ich habe ihn angespuckt und versucht zu schlagen und zu treten, die Kamera mit meinem Shirt kaputt zu machen - darauf folgte dann der Entzug von trinken und essen und deswegen die Handschellen und später das knebeln.“ Jeder der Menschen aus ihrer Nähe wusste, sie verabscheute es, zuzugeben, wenn jemand über ihr stand und dennoch wunderten sich bestimmt auch alle, warum sie das nicht von Anfang an getan hatte – aber Lahja hätte nie so Kampflos aufgegeben. Das hatte sie auch Chris Eindrucksvoll Bewiesen. „ Er kam Morgens und er kam am Abend. Jedes Mal hat er eine Spritze mit mehr Heroin gesetzt.“ Sie schob die Ärmel des zu großen Pullover mühelos nach oben, bot ihnen erneut einen Blick auf die Male auf ihrer Haut und Handgelenke. Zac hatte das immerhin schon gesehen und doch sah sie ihn immer wieder blitzend an, lieber konzentrierte sie sich gerade auf Wut als auf die Schwäche und das Leid in sich. Man sah das schon an ihrer Haltung, obwohl sie es sich hätte bequem machen können saß sie angespannt und gerade auf dem Sofa, ihre Züge wirkten unfassbar kühl und die Wortwahl war schon so, als arbeitete man lediglich eine Liste an Besorgungen ab. „ Bevor der Rest auf den Videos kommt, gönne ich ihm nicht, dass euch das... unvorbereitet trifft. Er hat mich... verprügelt – geschlagen und getreten, verbrannt, mit einem zu langen Messer meine Hose zerschnitten, mir meinen BH abgenommen, mir nach einer alten Foltermethode das Gefühl gegeben zu ertrinken – mit Wasser und einem Handtuch...“ natürlich hätte sie stocken können, als sie davon Sprach, dass er die Kleidung an sich genommen hatte und sagen können, welches Recht sich Chris noch an ihrem Körper gegeben hatte aber sie konnte das nicht – nicht vor ihrer Familie. Das zu verdrängen würde ihr vorerst niemand nehmen, nicht, nachdem er ihr heute Morgen noch das Gefühl gegeben hatte, daran hatte auch sie selber Spaß gehabt. „... nach fünfzehn Schlägen mit einem Seil und drei Knoten drin habe ich heute aufgegeben... und bin hier her gekommen. Er hat mich mit einem Tütchen Heroin für zwei Tage an einem Park für Junkies raus gelassen. Man erkennt ihn auf keinem der Videos, ich habe sie schon im Internet gesucht, ich will... das das gelöscht wird, irgendwie verschwindet aber...“ ihre Finger bebten unter der Spannung, denn nun blieb die Frage im Raum, wie ging jeder einzelne ihrer geliebten Menschen nun damit um und wie Lahja. Sie sehnte sich nach der Wärme von eben, es blieb nur die Unsicherheit, der scheue Rundumblick zu jedem, der hier saß und wenn sie nicht so schwach wäre, das sah man ihr an, sie wäre spätestens nun ab durch die Mitte – wie Kilian es eben versucht hatte um sich Abstand von all dem zu verschaffen. So verschränkte sie nur die Arme, viel unsicherer als sie es wollte. „ Zac´s Idee war es, die Bewährungshilfe davon zu überzeugen, dass das alles gegen meinen Willen passiert ist – ich komme in den Knast, wenn raus kommt, dass ich drauf bin und Chris hat schon Verkündet, dass die alten Freunde da nun meine Feinde werden. Ich sage euch, das könnt ihr vergessen – dafür muss ich denen zeigen, was passiert ist und das alles noch mal erzählen und vielleicht bei den Bullen noch mal, vergesst es, ich mach da nicht mit.“ Typisch für jemanden, der sich schon nach dem Stoff sehnte, sprach sie den Entzug gar nicht erst an. Wenn man niemanden alarmierte, gab es auch keine Fragen wegen dem Heroin. RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 22.10.2015 12:29 Selbst wenn ich den Eindruck erweckte als nähme mich das alles überhaupt nicht mit - wie ich regungslos und noch immer mit verschränkten Armen in der Tür stand, dabei ununterbrochen Lahjas Augen mit meinem Blick fixierte - in Wirklichkeit traf auch mich das alles verdammt hart. All der Schmerz, den sie über sich ergehen lassen musste. Die Erniedrigung. Die Verzweiflung. Und letztendlich die Aufgabe all ihrer Prinzipien. Unter so einem unerträglichen Leid gingen Menschen zugrunde. Was Lahja jedoch zu diesem Zeitpunkt ganz offensichtlich noch nicht verstand: Dass ich sie jetzt dazu zwang über diese Dinge mit ihrer Familie zu reden, mit den Menschen, die ihr näher standen, als alle anderen, das würde ihr massiv dabei helfen das Geschehene zu verarbeiten. Von mir aus konnte sie mich jetzt hassen dafür, sie konnte mich immer wieder mit einem wütenden Blick anstarren und sie konnte auch allen Anwesenden von unserer körperlichen Auseinandersetzung erzählen, ich würde meine Worte trotzdem nicht zurücknehmen. Darüber hinaus war mir auch durchaus bewusst, dass nicht nur Lahja damit zu kämpfen hatte diese Worte auszusprechen, sondern dass sie Kilian, Matt und auch Noah damit überfordern würde. Wie genau das aussah, das konnte ich zuvor nicht erahnen, dafür kannte ich sie alle zu wenig, aber als das Gesicht von Lahjas Vater hochrot anlief, baute ich mich lieber ein wenig in der Tür auf. Um zu verhindern, dass er jetzt etwas Unüberlegtes tat. Doch genau das hatte er vor, zweifellos, während seine Tochter sprach hatte er sich noch zurück gehalten, aber jetzt brach die Wut haltlos aus ihm heraus. Er verfluchte Chris, mehrmals und in allen möglichen Ausführungen, dann lief er hin und her. Er überlegte laut, was er tun konnte, um sich für seine Tochter zu rächen, bis er urplötzlich nach dem Couchtisch griff und ihn einfach umwarf, um seine Aggressionen herauszulassen. Um sich selber ein wenig Luft zu verschaffen. Luft, die allerdings nicht besonders lange anhielt, denn nur wenige Sekunden später stürmte er auf mich zu, rief laut er würde Kleinholz aus Chris machen und als ich ihm nicht freiwillig den Weg freigab, projizierte er seinen Unmut auf mich. Er sagte mir ich solle mich nicht so aufspielen und er sagte mir auch, dass ich nichts mehr im Leben seiner Tochter zu suchen hatte. Was ich mir denn überhaupt dabei dachte mich mit einer Frau zu schlagen. Mit Lahja. Matt eilte uns letztendlich zu Hilfe, bevor ich mit dem Vater von diesem Mädchen, das ich so sehr mochte, noch irgendetwas tat, das ich später bereuen würde. Bis zu dem Punkt hatte Matt nur erschrocken da gesessen, so wie alle anderen auch, und beobachtet wie Kilian die Wut aus sich heraus ließ, die wir alle in uns spürten. Eine Wut, mit der wir alle ganz unterschiedlich umgingen. Matt fixierte sich wieder auf seinen besten Freund, immer wieder drückte er seine Hände gegen seine Brust und versuchte ihn zu beruhigen. Und gleichzeitig zu bestärken. Mehrmals sprach er aus, dass Chris das nicht unbeschadet überstehen durfte, aber auch, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war. Und blinde Wut auch nicht das richtige Mittel. Zumindest damit hatte er Recht. Noah hingegen war der Einzige, der Lahja seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Wenn ich ihn ansah konnte ich erkennen, wie sehr er ihren Schmerz gerade selber spürte, wie verzweifelt er war und wie viel Angst ihm das alles auch bereitete, aber trotzdem war er für sie da. Genauso wie sie es sich von ihm wünschte. Als sie redete, gab er ihr den Raum, bedrängte sie nicht mit seiner Anwesenheit, und als sie fertig war, als sie ebenfalls erschrocken ihren Vater beobachtete, gab er ihr wieder Nähe, Wärme und Sicherheit, indem er über ihren Rücken streichelte. Zärtlicher als zuvor. Er sah sie so an als gäbe es den schreienden Kilian im Raum gar nicht, als gäbe es nur Lahja und ihn, und flüsterte ihr einige Dinge ins Ohr, die ich nicht verstand. Einmal sah es so aus als würde er die Worte Ich liebe dich mit seinen Lippen formen. So hart es für mich auch war das mitansehen zu müssen, ebenso schön war es auch zu wissen, dass Lahja so einen Menschen in ihrem Leben hatte. Einen, der sie so gut kannte. Der wusste, was sie brauchte, ohne dass sie es aussprechen musste. Und vor allem jemanden, der sich nicht von seinen eigenen verärgerten Emotionen leiten ließ, sondern das Wohl seiner Freundin über sein Eigenes stellte. Weil wir auf die Art wie wir uns gerade hier im Raum befanden jedoch nicht weiterkamen, war ich es wieder, der das Wort ergriff. Ungeachtet der wütenden Flüche von Kilian, der mir schon wieder von der Seite zurief ich solle bitte einfach meine Fresse halten und mich verpissen. Gut, wenigstens wusste ich jetzt, woher Lahja diese aggressive Seite in sich hatte. "Was hast du für eine andere Wahl, als mit deinem Bewährungshelfer darüber zu reden, Lahja?", lenkte ich das Gespräch wieder auf das eigentlich wichtige Thema: Wie gingen wir jetzt damit um? "Was ist deine Idee? Untertauchen? In der Hoffnung, dass dich niemand findet? Für wie lange? Für immer?" Als ich einmal spöttisch auflachte, brachte Noah wohlwissend wieder ein wenig Raum zwischen sich und seine Freundin. Den konnte sie jetzt sicher gebrauchen, denn damit traf ich erneut ihren wunden Punkt und provozierte darüber hinaus sogar die Wut in ihr. "Mach doch die Augen auf. Das, was dir passiert ist, ist dir passiert, es bringt nichts davor wegzulaufen. Also, ja verdammt, rede mit deinem Bewährungshelfer. Und wenn er von dir will, dass du mit der Polizei redest, dann tust du auch das. Vielleicht werden die Chris niemals finden, weil es keine Beweise gibt oder weil er irgendeinen Deal mit den korrupten Behörden hat, keine Ahnung, aber schadet es dir darüber zu reden? Bestimmt nicht, im Gegenteil." Der folgende Appell richtete sich ausnahmsweise nicht an Lahja, sondern an alle anderen Anwesenden, zwischen denen ich jetzt mit dem Blick immer wieder wechselte. "Es ist unheimlich wichtig, dass Lahja das Geschehene akzeptiert und realisiert, sonst wird sie niemals damit abschließen. Es klingt so viel einfacher sich in einer verdreckten Wohnung einzukesseln, mit niemandem zu reden und zu hoffen, dass der Schmerz von selber nachlässt, aber das wird er nicht. Egal wie viele Drogen sie nimmt, um das zu vergessen oder es irgendwie besser zu machen, auf Dauer wird ihr das nicht helfen. Genauso wenig hilft es ihr, wenn ihr sie jetzt anders behandelt. Das wird hart, ich weiß das, auch für mich, aber es gibt keinen Grund, warum wir Lahja mit Samthandschuhen anfassen sollte. Wenn sie übersteht, dass jemand seine Initialen in ihren Körper ritzt oder Zigaretten auf ihr ausdrückt oder fünfzehn Mal mit einem harten Seil auf sie einschlägt, dann wird sie auch die brutale Wahrheit überstehen." In dem Moment wäre Kilian am Liebsten so richtig auf mich losgegangen, und ich sah in Matts Blick, dass er es sogar selber für einen Moment in Erwägung zog mich einfach zum Schweigen zu bringen, aber er hielt dann doch seinen besten Freund zurück. Zum Glück. "Ich sag nicht, dass es nicht schwer wird, Lahja. Du wirst durch die Hölle gehen, aber du bist schon einmal durch die Hölle gegangen und sitzt jetzt hier, du kannst es auch nochmal tun." Ich hatte eben die Zeit im Flur genutzt, um darüber nachzudenken, wie wir alle Lahja am Besten helfen konnten, doch bevor ich meine Idee dazu aussprach, wechselte ich noch einmal mit dem Blick zwischen den Anwesenden und versicherte mich, dass sie mir noch immer zuhörten. "Ich möchte, dass du wieder mit zu mir kommst. Ich räume mir so viel Zeit ein wie ich kann, um für dich da zu sein, aber wenn ich Verpflichtungen hab müsste einer von euch für sie da sein. Keine Drogen, kein Alkohol, nichts Betäubendes. Das wird nicht leicht, aber dein Körper hat erst drei Tage lang das Heroin verabreicht bekommen, es wird nicht so hart wie es sein könnte, wenn du dir das hier jetzt auch noch in deine Venen spritzt." Demonstrativ holte ich das Tütchen mit dem weißen Pulver heraus, das ich noch immer in meiner Hosentasche bei mir trug. "Sobald du wieder bei Kräften bist fangen wir mit dem Training wieder an, du brauchst das. Und du wirst bei deiner Bewährungshilfe genau das tun, was ich vorgeschlagen hab. Du zeigst ihm das Video und berichtest ehrlich, was passiert ist. Gleichzeitig setzt sich irgendjemand von uns damit auseinander, was dieses Deepweb eigentlich ist, und was man tun kann, um Dinge daraus zu löschen. Das sollte im Moment nicht deine Aufgabe sein. Und keine Alleingänge gegen Chris. Wenn Lahja eines nicht gebrauchen kann, dann dass er noch irgendjemandem etwas antut, weil derjenige glaubt seine Rache stillen zu müssen." Ich sah Kilian nicht an, aber wahrscheinlich war allen klar, dass ich über ihn sprach. Stattdessen sah ich Lahja wieder in die Augen, nicht so hart wie vorhin, mein Blick wurde immer weicher und letztendlich antwortete ich nur für sie mit einem schwachen Nicken auf die Frage, die jetzt schon viel zu lange im Raum stand. "Wenn du mich lässt, dann helfe ich dir." RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 22.10.2015 21:12 Lahja war Noah so Dankbar, dass er im richtigen Moment wieder an sie heran rutschte und versuchte ihr auch nach all diesen Geständnissen einfach eine Hilfe zu sein, für sie da zu sein, ihr den Schmerz zu nehmen und sich nicht auf sich Konzentrierte. Sie hätte sich gefühlte eine Millionen mal bei ihm Entschuldigen müssen, für alles, was sie in den vielen Jahren getan hatte. Lahja hatte sich durch ihre Art einiges erlaubt, hatte ihn zig Mal vor den Kopf gestoßen und dennoch war er derjenige, der immer hinnahm, wie sie war und Akzeptierte, was sie brauchte und darüber hinaus liebte er sie auch noch? Immer wieder Chancen, immer wieder zeigte er ihr Wege und sie hatte das oft genug einfach mit Füßen getreten und zerschlagen, ihn sogar noch härter Verurteilt als jeden anderen, als er damals mit Lucy geschlafen hatte, nachdem sie ihn mal wieder mit all seinen Gedanken alleine gelassen hatte. Wie weh sie ihm im Gefängnis getan hatte mit ihren ersten Worten und er freiwillig, immer wieder, zu ihr zu Besuch gekommen war. Das hier zeigte ihr auch, dass eine Haily oder der Sex mit zwei anderen Frauen nichts daran änderte, wie er zu ihr war, was sie für ihn Bedeutete und wie sehr sie sich auf ihn verlassen konnte. Noah verlangte nie, dass Lahja aussprechen musste, wenn sie ihn brauchte oder wenn sie sich nach Liebe sehnte, entweder spürte er das durch eine Unsichtbare Verbindung der beiden, genau wie wenn sie in Gefahr schien oder er ließ sich sogar weg drücken, wenn ihr mal einfach nicht danach war und er wurde nicht müde, ihr immer wieder seine Aufmerksamkeit, seine Nähe, seine Zuneigung und sein Herz zu schenken. Oft genug war das Impulsive Mädchen dafür total blind aber jetzt, als sie zusammen schreckte, als Kilian ohne Vorwarnung den Tisch umkippte, da krallten sich ihre Finger in seinen Pullover und sie probierte es, sich nur auf seine Worte in ihrem Ohr zu konzentrieren... wobei sie es nicht lassen konnte, seine Hand zu nehmen, um ihm zu sagen, dass sie ihn gar nicht verdient hatte – so war sie eben. Immerhin, es hörte den beiden eh keiner zu. Kilian überragte alles mit seiner Stimme. Natürlich beruhigte es Lahja ihn so zu sehen, wenn jemand Kilian so zum Ausnahmezustand trieb, dann nur, weil diese Person ihn am Herzen lag. Jeany und sie waren die, die sich von ihm eine Ohrfeige eingefangen hatten – aber das war mehr, als diese distanzierte Kälte, in der er sich sonst so wunderbar Unerreichbar machte. In der seine Tochter das Gefühl hatte, nichts in seinem Herzen zu suchen zu haben und nicht nur ein Mal musste sich Lahja auch schon bei ihm vergewissern, dass er seine Tochter auch liebte aber in diesem Raum blieb daran keinen Zweifel. Einzig und alleine Matt ging ganz anders mit allem um, als sie es von dem lockeren Onkel kannte, sie hatte ihn noch nie so Schweigsam zu einem Thema gesehen, dass er es sogar vorzog, sich nur um seinen besten Freund zu kümmern – vielleicht war das ein Einblick in die Jugend der beiden, in denen das schon fast ein fester Job von Matt war. Sie glaubte zu sehen, wie er sogar einen kurzen Moment daran dachte, so etwas wie Wut an Zac raus zu lassen und von Rache sprach, an Chris. Vielleicht hatte sie Matt schon mal so gesehen, das war lange her, als sie sich bei ihm daheim einquartiert hatte, auf der Flucht vor ihrem Dad und der bei ihm in der Wohnung auch so Wutentbrannt aufgetaucht war um sich seine Tochter zurück zu holen. Lahja bereute es gerade so bitter, auf der Hochzeit angezweifelt zu haben, er würde sich für sie Interessieren und ob sie auch ohne Blutsverwandtschaft in sein Leben gehörte. Diesen liebsten Menschen hatte sie in ihren Augen nicht viel Gutes getan und der einzige, der wohl genauso dastehen würde wie sie, das war ihr Vater – die beiden waren sich so verdammt ähnlich und sie hatte ihm nicht umsonst geraten, sich für April mal ins Zeug zu legen. Also, was müsste sie nun tun? Verbissen fixierte sie Zac, wie er sich selbstgefällig in ihren Augen dahin stellte und sagte, was jeder zu tun hatte aber eines musste sie sich nun durch den Kopf gehen lassen, war sie das hier nicht allen Schuldig, weiter zu Kämpfen? Nicht irgendwo hin zu verschwinden? Wenn die vier sie hier nicht gefunden hätten, wenn ihr Kumpel sie nicht verpfiffen hätte, wäre Lahja vielleicht nur mit einem Abschiedsbrief auf und davon gewesen – endend in einer Heroin sucht, die nicht selten zum Tod führte – also war sie nicht in der Pflicht, allen hier zu zeigen, dass es einen Weg weiter gab? Stattdessen sah sie nun Sehnsüchtig auf das weiße Tütchen in seiner Hand, weil das alles so viel war und weil ihr Betäubung schon immer so enorm viel gebracht hatte. Jeder konnte probieren, ihr das auszureden aber in den Rauschmomenten wie diesen, kam niemandem das vergessen als negativ vor sondern wie ein Strohhalm. Nachdem jeder sehen konnte, wie das junge Mädchen viel zu lange und liebevoll auf den weißen Stoff starrte, sahen sie aber auch alle so an, als hätte Zac den richtigen Weg aufgezeigt – nicht mit der Begeisterung oder Euphorie aber das betretene Schweigen für einen Moment, genau das war es, was Lahja unter Druck setzte. Den nun viel weicheren Blick von Zac konnte sie gar nicht deuten, auch das Hilfsangebot war nach den harten Worten so schwer mit offenen Armen anzunehmen. Mit unterdrückten Lauten richtete sie sich auf, schob sich weiter auf dem Sofa vor aber jeder bewegte sich dieses minimale Stück in Alarmbereitschaft, wenn sie fliehen wollte, sie nicht zu lassen. Sie saß in der Falle, so kam sie sich zumindest vor und als sie ihren Vater anschaute – weiter zu Matt und letzten Endes zu Noah, gab es viel darin zu lesen aber alles deutete darauf hin, sie erwarteten, dass sie einwilligte. Nur Kilian, der sah momentan auch so aus, als würde er seine Tochter dahin tragen, wenn es sein müsste oder aber er machte das mit ihr, sie von dem Stoff los zu bekommen – nein, dann lieber doch Zac. Sie konnte ahnen, dass Matt und Kilian aus Lebenserfahrung Freunde an Heroin verloren hatten, sie wollten Sicher nicht, dass Lahja die nächste auf der Liste war aber Noah auch? Eigentlich stärkte er immer ihr den Rücken aber leider war er auch ein Mensch mit Vernunft, selbst, wenn es um sie ging und dieses feine nicken, seine behutsame Berührung – ja auch er wollte, dass sie das machte. „ Ihr spinnt alle, vergesst es.“ Der verzweifelte, verbissene Versuch sich zu wehren, wie eine Raubkatze in einer Ecke und sie schob grob die Hand von Noah von sich. „ Nein...“ mit einer bittend nach oben gehobenen Augenbraue sah sie ihren Freund an, vielleicht weil sie gerade bei ihm das Gefühl hatte, er würde nie etwas für sie wollen, was ihr nicht gut tat. „... das ist doch nicht dein Ernst Noah.“ Er hatte doch sonst immer Mitleid mit ihr? Warum jetzt nicht? Die eben so grob beiseite geschobene Hand berührte sie dann doch mit ihren Fingerspitzen, vielleicht würde sie ihn umstimmen? Nein, auch nach ein paar Minuten sahen sie noch alle an, als warteten sie auf ihre Zustimmung aber eigentlich... brauchte es die doch nicht? „ Okay... okay.“ Lahja rieb sich über die Schläfe. Sie brauchte auch diesen Kampf um sich nicht von allen etwas vorschreiben zu lassen, um für sich den Standpunkt fest zu machen, Chris hatte sie nicht gebrochen und dann hob sie die Schultern an „ Dann... Besprecht wie ihr Zeit habt, ohne mich, ich will mir nicht vorkommen wie ein behinderter Pflegefall, der nicht allein irgendwas kann. Wenn ihr... die Videos findet, seht sie euch nicht an, ich will dabei sein um... zu merken, ob ich das wirklich zeigen will und wenn ja, welche.“ Damit schloss sie aus, dass sie sich in allen Punkten als Sieger fühlten, das Mädchen wollte nun nicht auch schon einräumen, der Bewährungshilfe das Video zu zeigen obwohl sie nicht mal von den Drogen herunter gekommen war. Außerdem wollte sie die von dem sexuellen Missbrauch vor ihren Liebsten noch immer vertuschen. „ Dad, du räumst den... Tisch wieder dahin, wo er war, das ist nicht meine Wohnung und Noah, du suchst mir ein paar Sachen bei mir zusammen, bringst sie, wenn es passt? Matt, rufst du einen Bekannten... der uns zu Zac fährt oder kannst du ein Auto besorgen? Ich... will so nicht in ein Taxi steigen.“ Sie sprach viel Befehlender als sie es sich vielleicht erlauben konnte, dass war aber Lahja´s Art und verdammt, sie musste da doch auch durch, wie sie das am besten Verantworten konnte – wenn sie kein fremden Taxifahrer sehen wollte, in dieser Verfassung, dann wollte sie das auch nicht. Entgegen dem Wortlaut stand sie dann auf und ging mit noch immer Unsicherem, Misstrauischem Blick auf Zac zu, wie er bemerkt hatte, so jemand wie er, den gab es bisher in ihrem Leben nicht – er kannte nun die Menschen aus ihrem direkten Umfeld – hielt die Hand ausgestreckt hin. „ Ich... lasse dich Helfen und... um es dir zu Beweisen, ich werfe es selber weg.“ Das war wohl die härteste Prüfung, denn Lahja sah dem Pulver Trauernd hinterher, als sie es in die Toilette rieseln ließ. Noch ein Schuss darin und sie stockte... sie sah fragend zu Zac, kein Erbarmen und keinen letzten Rauschzustand, das sah sie in seiner Mimik sofort und auch der letzte Rest verschwand. Jetzt kam sie mit einem wirklich ratlosem Gefühl ins Wohnzimmer und statt sich wieder hinzusetzen blieb sie im Türrahmen stehen, wo sich eben Zac platziert hatte, mit einem Zweifelnden Blick auf all das. Wollte sie das? Unsicher verschränkte sie die Arme vor dem Bauch und ohne Aussicht auf Erlösenden Stoff, mit Blick auf die Vorbereitung, wie miserabel sie sich noch fühlen würde und was da für eine Zeit nach und vor ihr lag, wurden ihre Augen ganz glasig und ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Alle Zeichen standen auf Aufbruch und sie wollte sich doch nur irgendwo verkriechen und nicht weiter Kämpfen, fuck. Anders als eben suchte sie den Blick nicht mehr in die Augen von ihren Liebsten sondern nur auf den Boden, gleich würde sie sich von ihnen Verabschieden und dann? Ihr jagte das alles eine fürchterliche Angst ein, ihren Dad, Noah und Matt dann erneut zu sehen, wenn sie verarbeitet hatten, was sie eben gehört hatten. Jeder auf seine Weise. RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 24.10.2015 13:43 Allen Anwesenden war vermutlich von Anfang an klar gewesen, dass Lahja nicht einfach kampflos aufgeben würde, das tat sie nie, aber ihr Widerstand fiel deutlich humaner aus, als ich es erwartete. Zum Glück schien ich ihren Freund, ihren Vater und auch ihren Quasi-Onkel schnell auf meine Seite geholt zu haben - wahrscheinlich hauptsächlich deshalb, weil sie selber keine bessere Idee hatten - aber genau das schien bei ihr anzuschlagen. Keine Ahnung, ob das damit zutun hatte, dass sie sich gegen vier Männer durchsetzen musste und die Aussichten auf Erfolg mit ihrem eh schon geschwächten Körper nicht besonders gut aussahen, oder ob es daran lag, dass hier die wichtigsten Menschen in ihrem Leben um sie versammelt waren und sie von jedem Einzelnen mit diesem erwartungsvollen Blick angesehen wurde. Dass jeder Einzelne hoffte sie würde meinem Plan einfach zustimmen. Absurderweise schienen aber auch allesamt großes Vertrauen in mich zu legen und ich kam nicht umhin mich zu fragen, ob das in Lahjas Erzählungen über mich begründet war oder ob ich einfach ein vertrauenserweckendes Auftreten hatte. Wichtiger war in diesem Moment jedoch, dass wir alle die übrigen Bedingungen nickend bestätigten und dem zierlichen, dunkelhaarigen Mädchen dadurch gar nichts anderes übrig blieb, als sich ihrem Schicksal zu fügen. Nur ihr Vater protestierte erneut, wetterte laut, dass ein umgestürzter Couchtisch in dieser Bruchbude auch keinen Unterschied mehr machen würde und dass gleich noch viel mehr kaputt gehen würde, wenn er Chris nicht in die Finger bekäme. Er regte sich so lange auf, bis Matt die Aufgabe einfach für ihn übernahm und den billigen Tisch wieder an seinen Platz stellte, während ich mit Lahja im Badezimmer verschwand, um mit anzusehen wie sie wiederwillig das weiße, erlösende Pulver in die Toilette rieseln ließ und danach den Abzug betätigte. In jedem Blick, den sie mir im Moment zuwarf, konnte ich erkennen wie sehr sie mich gerade verabscheute. Wie sehr sie mich dafür hasste, dass ich ihr das antun wollte. Aber auch das war in Ordnung. Mehr noch, das war sogar gut und genau richtig so. Sie sollte diese ganze Wut ruhig in mich projizieren, auch das würde ihr helfen das Geschehen irgendwann zu verarbeiten. Noch im Flur kam Matt uns entgegen, schloss das Gesicht von Lahja in seine Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er uns beiden versicherte, dass er sich um ein Auto kümmern würde. In einer halben Stunde wäre er wieder hier, versprach er, und er würde auch Kilian mitnehmen. Seinem besten Freund würde ein bisschen Bewegung ganz gut tun. Noah stand erst vom Sofa auf, als die beiden die Wohnung schon verlassen hatten und ich zurück ins Wohnzimmer kam, gemeinsam mit Lahja, die jedoch in der Tür stehen blieb. Wieder war er der Einzige von uns Vieren, der gezielt auf seine Freundin zuging, seine Arme um ihre Schultern schloss und ihren Körper sanft an seinen drückte. Und er war auch der Einzige, der sich entschuldigte. Zu Unrecht, meiner Meinung nach, es gab schließlich nichts, was ihm Leid tun müsste, aber wieder mischte ich mich nicht ein, sondern hörte nur mit gesenktem Kopf zu, was er ihr sagte. Dass er morgen nach San Francisco fahren würde, um ein paar Dinge zu klären, aber dann so schnell wie möglich wieder zurückkam. Dass sie ihn jederzeit anrufen konnte. Er fügte sogar mit einem Lächeln und einem ironisch-verstohlenen Blick in meine Richtung hinzu, dass er ihre anstehenden Schmerzen heimlich mit ein bisschen Gras lindern würde. Und mit Musik. Ich konnte nicht verhindern, dass mich dieser Anblick sehr an Nele und mich erinnerte. Daran, wie ich oft in ihren depressiven Phasen für sie da gewesen war. Zu so einer vertrauten Nähe kam man nur, wenn man sehr viel Zeit miteinander verbrachte und diese durch diverse äußere Umstände nicht immer leicht zu bewältigen war. Wenn man viel zusammen durchstehen musste. "Wenn du möchtest, dass Noah heute Nacht bei dir bleibt, dann schlaf ich auf dem Sofa", bot ich Lahja deshalb auch aufrichtig an und wechselte kurz mit dem Blick zwischen ihr und ihrem Freund. "Es würde dir vielleicht helfen gerade in der ersten Nacht jemanden bei dir zu haben, dem du so vertraust." Darüber hinaus war mir auch klar, dass der wirklich schwierige Teil erst morgen beginnen würde. Sie hatte sich eben noch einen Schuss gesetzt, heute Nacht könnte sie im Traum also nur die Angst vor Chris einholen, der Entzug jedoch wartete erst morgen auf sie. Wenn sie nicht zu der Uhrzeit die erlösenden Drogen verabreicht bekam, an die sich ihr Körper innerhalb von drei Tagen schon ein wenig gewöhnt hatte. |