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MATT'S HOUSE - Druckversion +- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net) +-- Forum: ACCOMODATION (/forumdisplay.php?fid=5) +--- Forum: LOS ANGELES (/forumdisplay.php?fid=6) +--- Thema: MATT'S HOUSE (/showthread.php?tid=26) |
RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 24.09.2015 21:34 Madison hatte das dumpfe Gefühl, sie hatte das Gespräch ganz falsch begonnen. Sie hatte Matt weder verletzen noch vor den Kopf stoßen wollen – aber beides geschafft. Das war ja wunderbar. Sie hatte viel eher das Ziel vor Augen gehabt, wenigstens er könnte das ganze etwas anders sehen. Statt sie unter Druck zu setzen und immer mit dieser euphorischen Erwartungshaltung mit ihr die Möglichkeiten auszuschöpfen, das ganze ruhiger anzugehen. Das sie ihn vielleicht als Mensch kennen lernen würde und nicht nur als das Traumpaar Matt und Maddi. Nicht jedes Mal diesen Blick zu spüren, diese Frage zu hören, ob sich in ihrem Kopf wieder etwas getan hatte. Dabei hatte sie aber zu Emotional reagiert und ihren Worten so sehr freien lauf gelassen, dass ihr entglitten war, wie Falsch das bei dem anderen angekommen war. Er stand genauso unter Strom und eigentlich hatten die beiden doch dasselbe Ziel, jetzt kam er sich vor als wollte sie ihn nur ausschließen. Oder wollte sie das? Wollte sie diesem Leben den Rücken kehren, wenn ihre Erinnerungen wieder kommen würden und es so toll war, wie er sagte, dann würde sie wiederkommen. Wäre es wie ihre Mutter es ihr beschrieben hatte, dann würde sie vielleicht anders handeln. Nachdem er weg war rieb sie sich mit den Handflächen über die Augen. Was hatte dieser Mann denn alles mit ihr durchgestanden? Er warf nur wage Dinge in den Raum, wie den Konflikt mit ihrer Mutter. Das ihr etwas gegen ihren Willen passiert war. War das alles so Grausam, dass er es nicht ertrug, sie darüber Aufzuklären? Was war denn ihrem alten ich nur Zugestoßen, dass sie sich und ihren Körper so wenig hatte Lieben können? Madison richtete sich auf, sah in die zerstörte Scheibe und durch die Straßenlichter ihr Spiegelbild. Wer war sie bloß? Eigentlich sah sie nur eine hübsche Frau, Anfang dreißig, die allem Anschein nach eine tolle Ehe eingegangen war, mit einem attraktiven Mann, dem Traumjob, dem Traumhaus und dem eigentlichen Traumauto aber was war ihr Weg bis genau hier her? Madison war so Verzweifelt – so sehr, sie Sprach auf die Frau in dem Spiegel ein “ Wer bist du? Wer warst du? Wie warst du? Was ist deine Geschichte – verdammt!“, sie spürte das erste Mal wie ihr damaliges Ich diese aufkochende Wut in sich und schlug mit der kleinen, geballten Faust gegen das Spiegelbild. Außer ein Schnitt über die Fingerkuppen und dem Schmerz blieb im dunklen nichts übrig als die drängenden Fragen und innere leere. Innere leere? Nein, dieser Ärger kam nicht einfach so. Da Veränderte sich etwas in ihr, als ihr bebender Körper auf diese Frau hinab starrte. Irgendwas zerrte da in ihr. Fetzen von flackernden Disco-Scheinwerfern, dröhnende Musik, zwei fremde Gesichter - Oder? Nein, sie kannte diese Personen. Kate und Jacob. Sie hatte sie auf Bildern von Matt gesehen, ihre besten Freunde aus New York, mit denen sie lange in einer WG gelebt hatte. Doch in den schemenhaften Bildsequenzen sahen sie deutlich Jünger aus, als auf den Hochzeitsfotos. Madison versuchte Krampfhaft diese Erinnerung abzurufen, auf einmal wieder nichts. Sie wurde schon verrückt. Kopfschüttelnd ging sie ins Haus, wollte ihre Hand verbinden als in dem Küchenlicht wieder etwas in ihr los getreten wurde. Eine dunkle Gasse, sie war auf dem Weg nach Hause – alleine – es ging ihr nicht gut. Ihre Gedanken kreisten um Kilian. Kilian? Auch er war in dem Nebel der Erinnerung viel Jünger. Er war ihr Freund! Oder ihr Exfreund? Matt hatte da etwas Erwähnt und ihr Herz schlug schneller in der Brust, sie ließ die Schere fallen, mit der sie das Pflaster abschneiden wollte und rannte in das Schlafzimmer von Matt und sich. Oh, wenn sie nur gewusst hätte, nach welcher Erinnerung sie begann Aufgeregt in der Bilderkiste zu suchen, sie hätte sie sofort in Brand gesteckt. Da waren alte Bilder von ihr, von Model-Jobs und WG-Partys und auch die Nacktbilder – sie Grinste, wie Kilian sich damals darüber geärgert hatte. Was dachte Madison da? Das war etwas, was ihr Matt nicht gesagt hatte. Er hatte ihr nicht gesagt, wie die beiden in ihrer alten Wohnung wegen der Bilder gestritten hatten und sie ihn vor die Tür gesetzt hatte? Auf einmal begann es wie ein Strudel, der sie einsog. Sprayen, Feiern, Trinken, Lachend in der Küche sitzen, Angst raus zu gehen, ein gebrochener Arm – eine Waffe vor dem Gesicht, Demos, mit Steinen werfen, Alkohol, Drogen, Feiern und bei all diesen Aktivitäten sah sie sich und ihre Freunde. Da, plötzlich tauchte da Matt auf, auch viel Jünger als er es jetzt war. Der verschlafen und noch nicht ganz nüchtern mit einer Frau aus seinem Zimmer kam – sie waren in der Männerbude von beiden. Grinsend und eindeutig Nickend – als wolle er seinem besten ein High Five geben verschwand Matt in Gesellschaft der Dame im Badezimmer. Plötzlich wieder diese dunkle Gasse. Aufgeregt wollte sie ihren Mann rufen, damit er sie Unterstützte weitere Informationen zu gewinnen und sich zu Erinnern als ihr das Bild von einem Job mit Chris als Fotograf in die Hände fiel. ...Weil- dir einmal jemand was Schlimmes angetan hat. Weil jemand etwas mit dir getan hat, was du nicht wolltest... schossen ihr die Worte von Matt in den Sinn, was er eben in der klaren Nacht noch zu ihr gesagt hatte und sie damit nichts Anzufangen wusste. Er war das gewesen, dieser Fotograf, Chris. Madison hörte seine Stimme hinter sich, sie wollte laufen – sich wehren aber er war Übermächtig. Genau, so war er ihr in der Nacht vorgekommen. An der Seite des Bettes rutschte sie auf den Boden als sie durch die Bilder ihrer Erinnerung an diese Nacht die Vergewaltigung noch einmal durchlebte. Nicht Körperlich aber das war nicht weniger Grausam oder Erniedrigend für ihre Seele. Er behandelte sie brutal, als er ihren Körper gegen die Wand presste, sich an ihr verging und ihren Mund mit der Hand bedeckte um sie daran zu hindern, etwas von sich zu geben. Madison presste die Stirn auf ihre angewinkelten Knie, das Gesicht vom Schmerz in ihrem inneren verzerrt, so verspannt, dass sie nicht mal weinen konnte und sie wollte jetzt genau das Gegenteil von dem, was sie sich seid vier Wochen so sehr gewünscht hatte – sie wollte keine Erinnerungen mehr sondern sie wollte wieder das nichts in ihrem Kopf. All ihre Muskeln waren angespannt, es kamen immer wieder Laute des Leidens gedämpft und unterdrückt aus ihrer Kehle gepresst, Matt würde sie nicht bis ins Wohnzimmer hören können. Bis Chris Stöhnen neben ihrem Ohr mit einer letzten, groben Bewegung endete und sein heißer Atem sich von ihr entfernte. Nachdem er sich Erleichterung verschafft hatte, lösten sich die Hände, die hart zugegriffen hatten von ihrer nackten Haut und sie sackte ins ich zusammen. So wie sie jetzt in dem Haus saß, viele Jahre später, so saß sie damals ganz alleine in dieser Gasse. Dann endeten die Szenen. Da hörte es einfach auf und Madison schwor sich, sie wollte sich ab hier nie wieder an etwas aus ihrer Vergangenheit erinnern! Alles war ruhig in dem Schlafzimmer, nur die Bilder, die lagen da auf dem Bett zerstreut und sie konnte sie auf einmal alle Zuordnen. Die, die vor der Vergewaltigung gemacht wurden. Das war es gewesen, was Matt ihr nicht hatte sagen können. Als die junge Frau aufstand, merkte sie, wie ihr gesamter Körper zitterte und wie sie begonnen hatte zu Schwitzen. Ihr war Übel und Schwindelig zugleich. Aus Instinkt tat sie das, was sie damals auch getan hatte, als sie in der WG angekommen war. Madison zog die Kleider aus, ging in die Dusche, schaltete aber nur das Wasser an und sank auf dem Boden zusammen und weinte in einer Ecke gekauert oder starrte auf die weißen Fliesen. Das Wasser war eisig und die blasse Haut färbte sich erst rötlich, die Lippen bläulich. Über das, was ihr junges Ich erlebt hatte und was ihr Gefühlt wieder zugestoßen war stand sie so unter Schock, es war ihr alles gleich und sie dachte und fühlte nichts außer das Szenario. Das die Tür nicht verriegelt war, das ihre Hand noch immer leicht blutete, dass die Schere noch in der Küche auf dem Boden lag, die Schubladen offen, das Pflaster, das in ihrem Zimmer Licht schien, die ganzen Bilder zerstreut lagen, teilweise mit Blutflecken und das sie unbewusst ihre Kleider in den kleinen Badezimmermüll gestopft hatte. Wie damals, als sie allein in der WG angekommen und danach für viele Jahre verschwunden war. Madison konnte sich daran nicht Erinnern, nur Matt´s Worte machten jetzt Sinn, wie sie ihren Körper und sich selber so verdammt lange hatte verabscheuen können. Heute mehr noch als vor einigen Wochen, weil ihr fehlten all diese schönen Erinnerungen nach der Zeit, aus der sie Matt Schritt für Schritt herausgelockt hatte. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 25.09.2015 11:59 Zwei Gläser Whiskey trank ich, legte mich flach auf die Couch und starrte regungslos gegen die Decke, während aus einer Musikanlage so leise Töne durch den Raum hallten, dass Madisons Eltern nicht davon geweckt wurden, die ein Stück den Flur herunter in Jamies früherem Zimmer schliefen. Hatte ich übertrieben? Hätte ich all das sagen sollen? Überforderte ich Madison damit nicht noch mehr? Wann wurde es zu viel für sie? Würde sie tatsächlich irgendwann ausbrechen und mich einfach alleine hier zurück lassen, weil sie tief im Inneren nunmal so war und sich nicht an ihr Versprechen erinnern konnte, dass sie mir das nie wieder antun würde? Ein erneuter Selbstfindungstrip? Und wenn ja, was würde dann dort passieren? Wen würde sie kennen lernen? Scheiße, ich war doch nie ein eifersüchtiger Mann gewesen, ich hatte meiner Frau jegliche Freiheiten gelassen, aber wenn sie sich an uns nicht mehr erinnern konnte, wem sollte sie dann treu sein wollen? In ihrem Kopf gab es nichts, an dem es sich lohnte festzuhalten. Und gewissermaßen konnte ich doch auch verstehen, dass sie endlich mal wieder als die Person behandelt werden wollte, die sie war, und nicht als die Person, die man ihr vorschrieb zu sein. Aber das würde sie von keinem von uns kriegen, für uns alle wäre sie immer unsere Madison. Meine Frau. Scheiße. Schon wieder machte mich das alles emotional so fertig, dass ich mir verzweifelt über das Gesicht rieb, mich von einer Seite auf die andere drehte, verzweifelt in meinem Kopf nach einem Ausweg suchte und dann alle verfluchte, die irgendwie Schuld an diesem Unfall trugen. Allem voran den anderen Fahrer, den wir immer noch nicht ausfindig machen konnten. Denjenigen, der das neue Getriebe für unseren Bus an genau diesem Tag abschicken musste. Einen Tag früher oder später und wir wären nicht zeitgleich mit dem Verrückten auf der Straße gewesen. Lisa für ihr überraschendes Erscheinen und dafür, dass wir überhaupt in die Wüste gefahren waren, um ihr und Jamie Raum zum Reden zu geben. Sogar Jamie, dafür dass sie sich nicht schon eher entschieden hatte, dass sie doch bei ihrer Mutter leben wollte. Ich verfluchte Madison, für ihre Leichtsinnigkeit sich im Auto abzuschnallen. Und mich selber, wegen dem Alkohol, weil ich nicht auf die Straße geachtet hatte, weil ich meine Frau nicht dazu ermahnt hatte den Gurt wieder zu schließen, für die Idee in die Wüste zu fahren und für alles andere, das in meiner Entscheidungsgewalt lag. Scheiße! Nicht einmal der Alkohol brachte meine Gedanken zum Schweigen und weil ich innerlich so ruhelos war, stand ich irgendwann wieder auf, lief durch den dunklen Flur in die Küche und suchte dort nach irgendetwas, das ich essen konnte. Weil ich in Stresssituationen nunmal gerne Nahrung zu mir nahm. Doch das Einzige, was ich auf die Schnelle fand, war ein großer Block vegane Zartbitter-Kuvertüre zum Backen, den ich versuchte mit den Händen aufzureißen, aber kläglich daran scheiterte. Wie selbstverständlich griff ich nach der Schublade hinter mir, in der die Schere lag, doch musste verwirrt dabei feststellen, dass sie bereit offen stand. Mit gerunzelter Stirn sah ich dorthin, bemerkte das Pflaster auf der Ablage und die Schere auf dem Boden, neben zwei kleinen, kaum auffälligen Tropfen Blut. Madison? Unsicher sah ich zur Küchentür, legte die Schokolade auf dem Küchenschrank ab und hob als Erstes die Schere wieder auf, bevor ich langsam in den Flur lief und die Treppen nach oben starrte. Ein kleiner Lichtschein kam aus dem Zimmer von Madison und mir heraus, also musste sie noch wach sein und obwohl ich so spät in der Nacht momentan eigentlich selten dorthin ging, lief ich heute trotzdem hoch. Ich hörte zwar schon auf halbem Weg nach oben, dass das Wasser der Dusche lief, aber dennoch - oder gerade deshalb - ging ich zu unserem Raum und schob vorsichtig mit meiner Hand die Tür etwas weiter auf. Im ersten Moment schien nichts ungewöhnlich, abgesehen davon, dass schon wieder diese ganzen Fotos auf dem Bett verteilt lagen, aber das wirkte viel eher beruhigend auf mich. Weil es so aussah, als versuche Madison doch sich an alles zu erinnern. Erst auf dem zweiten Blick fiel mir auf, dass einige davon rötlich verschmiert waren, ebenso wie die Bettdecke ein paar Tropfen abbekommen hatte, vermutlich ebenfalls Blut. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass meine Frau mich gerade sehen wollte, aber weil sie nunmal meine Frau war und weil ich mich um sie sorgte, ging ich trotzdem zur Tür des Badezimmers und klopfte vorsichtig dagegen. "Madison?", sprach ich leise durch das Holz und lauschte aufmerksam. "Ist alles in Ordnung?" Keine Antwort, also klopfte ich noch einmal. Und nochmal. Bis ich ein kurzes, leises Schluchzen hörte. "Kann ich reinkommen?" Wieder keine Reaktion, aber verdammt, ich hatte diese Frau schon unzählige Male nackt gesehen. Das war nichts Neues für mich. Und mit ihrer Ignoranz provozierte sie es doch nur, dass ich dennoch die Klinke nach unten drückte und die Tür vorsichtig öffnete, um ein Bild dort vorzufinden, das sich wie ein schwerer Schock durch meinen ganzen Körper zog. Völlig zusammen gekauert saß sie unter dem Wasserstrahl, Blut aus ihrer Hand vermischte sie mich der Flüssigkeit und lief in Rinnsalen an ihren Beinen hinab, ihr ganzer Körper zitterte und ihre Lippen waren schon so blau unterlaufen, dass ich ohne zu Zögern auf sie zu stürzte und sofort den Hahn abdrehte. "Scheiße, ist alles in Ordnung? Was ist passiert?", sprach ich verzweifelt, mit bebender Stimme aus und griff dabei nach einem Handtuch, das ich um ihren Körper legte, nachdem ich neben ihr auf die Knie gesunken war. "Es tut mir Leid, falls ich- irgendetwas gesagt hab, das ich nicht hätte sagen sollen, Madison." RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 25.09.2015 21:48 Madison hörte ihn nicht, sie hörte gar nichts außer dieses Stöhnen in ihrem Kopf und als er hinein kam, hatte sie schon die Hände fest auf die Ohren gepresst. Bis sie einen Schatten sah, da war jemand? Als er das Wasser abdrehte, hielt sie Schützend die Unterarme über ihren Kopf und machte sich ganz klein, als wenn Matt ihr jeder Zeit etwas tun könnte. Außerdem saß die Scham in diesem Moment mindestens genauso tief wie damals. Sie Widerte sich selber an. Aus dem Grund umgriff sie hektisch die Enden des Handtuches, als sie es mit den Fingerspitzen ertastete und versteckte sich darunter. Das Wimmern war verebbt aber einfach weil sie solche Angst hatte, ihr Körper sich nicht wagte, sich zu bewegen oder ein Lebenszeichen von sich zu geben. Erst Recht nicht als er so nahe neben ihr kniete. Madisons Kopf war ihm verborgen, der vor Kälte zitternde Körper gänzlich unter der Handtuch verschwunden. Ihr Atem ging schwer und das Herz klopfte, während sie sich Sorgte, dass ihr Kopf von dem Druck platzen könnte. „ Geh Weg.“ gab sie ganz leise mit dünner und brüchiger Stimme von sich, sah Matt dabei nicht mal an. Bis er – gab er sich – nein, darum gint es nicht. Er sollte sich doch die Schuld nicht geben aber im ersten Moment konnte sie das nicht Koordinieren. Im ersten Augenblick wollte sie nur niemanden bei sich haben, an sich ran lassen und so drehte sich ihr Körper nur noch mehr den Fliesen zu, weg von ihm. Wieder ein Schluchzen aus ihrer Kehle, ihre Schenkel pressten sich nur mehr aufeinander und die Füße zog sie sogar noch weiter an sich heran. Es dauerte, bis sich diese Haltung lockerte und es dauerte noch länger bis sie es wagte, ganz vorsichtig den Kopf zu heben und das Handtuch sinken zu lassen, ein bisschen. Er war noch da? Noch immer saß er hier neben ihr? Madisons Glieder waren schon ganz steif von der ausharrenden Position und er war noch immer hier? Was und wie hatte er ihr damals geholfen? Wie hatte sie das... Überwunden? In diesen Momenten fühlte es sich an, als läge alles in ihr in Trümmern und Scherben und sie würde nie wieder auch nur ein Puzzlestück in sich zusammen setzen können. Besonders, weil sie sich auch daran Erinnerte, wie Stark und Erhaben sie vor diesem Überfall gewesen war aber an nichts danach – außer dem, was Matt ihr eben gesagt hatte. „ Was... was habe ich direkt danach getan, nachdem Chris mich damals... als er mich damals Vergewaltigt hat?“ Sprach sie aus, ohne Matt dabei anzusehen, Atemlos und voller Sorge. Sie klärte ihn nicht auf, dass diese Erinnerung wieder da war und sie klärte ihn nicht auf, dass, was sie gerade durchmachte sie wollte nur von ihm Wissen, was war danach mit ihr passiert? " Ist er Verurteilt worden?" Oh bitte, lass dieses Schwein für so viele Jahre in den Knast gegangen sein! RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 26.09.2015 16:57 Ich hatte absolut keine Ahnung, was hier gerade geschah. In meinem Kopf versuchte ich noch einmal all die Dinge durchzugehen, die ich ihr eben in einem Anflug von Wut und Verzweiflung gesagt hatte, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie irgendetwas davon so mitnehmen könnte, dass sie jetzt zusammengekauert, völlig geschockt, weinend und verzweifelt unter einem kalten Wasserstrahl sitzen musste. Obwohl sie versuchte mich loszuwerden, sich immer wieder von mir abwandte und mir sagte ich solle sie in Ruhe lassen, blieb ich doch regungslos neben ihr sitzen. Weil diese Frau dort noch immer meine Frau war. Und weil ich meine Frau niemals einfach alleine lassen würde, wenn ich sah, wie sehr sie gerade in sich brach. Ich war überfordert, ich stand völlig neben mir, aber ich war immer noch da, als sie irgendwann das Handtuch ein wenig sinken ließ und mich über den Rand hinweg ansah. Als sie brüchig und stotternd nach Chris fragte. Unsicher blickte ich in ihre Augen, einfach wegen dieser unerwarteten Frage, aber den Zusammenhang und was das für ihre Erinnerung bedeutete, das verstand ich nicht auf Anhieb. "Du bist- gegangen. Du hast alles hinter dir gelassen und- du hast nach einem Ausweg gesucht. In Drogen. Wir- kannten uns damals noch nicht so wie jetzt, aber --" Halt. Moment. Chris? Die Vergewaltigung? Das hatte ich niemals so vor ihr erwähnt, ich hatte weder seinen Namen in den Mund genommen, noch darüber gesprochen, was er ihr angetan hatte. Völlig schockiert hielt ich mitten im Satz und in der Bewegung inne, starrte meiner Frau für ein paar Sekunden regungslos in die Augen, ehe ich den Kopf schüttelte. "Du erinnerst dich?", stieß ich aus, hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und absoluter Panik. Mein Herz raste, meine Beine fühlten sich auf einmal ganz taub an. "Du weißt was passiert ist? Seit- seit wann? Weshalb? Was weißt du noch? Ist alles wieder da?" Irgendetwas passte nicht, aber auch das konnte ich noch nicht verstehen. Wenn tatsächlich ihre Erinnerung wieder da wäre, warum sollte sie dann hier unter der Dusche sitzen? Warum sollte sie so verzweifeln? Das alles lag doch Jahre zurück, wir hatten das gemeinsam aufgearbeitet, sie war Chris danach doch sogar noch begegnet. Und warum sollte sie mich fragen, was danach geschehen war? Warum wusste sie das nicht? Erinnerte sie sich nur an diese eine Situation? Nur an die Vergewaltigung? Das ergab doch keinen Sinn. "Madison-", sprach ich aus und obwohl ich wusste, wie sie damals schon auf Berührungen reagiert hatte, legte ich unbedacht meine Hände um ihre Knie und lehnte mich etwas weiter zu ihr. "Was ist- was ist passiert? Warum bist du hier in der Dusche? Warum weißt du, wer er ist?" Und danach konnte ich nichts anderes tun, als sie einfach erwartungsvoll anzusehen und darauf zu hoffen, dass nicht nur diese Erinnerung wieder da wäre, sondern auch alle anderen. All unsere Berührungen, unsere Annäherungen, die Küsse und Liebeserklärungen. Eben unsere Geschichte, die so viel wertvoller, so viel wichtiger und so viel besser war, als die Erinnerung an Chris. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 26.09.2015 17:19 Diese Berührung von Matt, die brachte sie dazu am ganzen Körper zu zittern, sich wieder zu verspannen und sie sah ihm nur Leidend in die Augen. Sie wagte es nicht, ihm zu sagen, er sollte sie los lassen – gerade eben hatte sie die Hölle auf Erden noch einmal erleben müssen, während sie versucht hatte gegen Chris starke Hand anzureden und ihn anflehen zu wollen, er solle sie doch bitte los lassen und nun wagte sie es nicht, von Matt dasselbe zu Verlangen. Nicht weil sie sich an ihn erinnerte. Nicht weil sie daran dachte, dass er doch ihr Mann war sondern einfach nur weil er ein Mann war und weil sie eben erneut, wie damals, jeglichen Respekt, Achtung und Wertschätzung von sich selber verloren hatte. Matt hatte so hart daran gearbeitet, dass Madison ihn nicht genau mit diesem Blick belegte, der ihn auf sein Geschlecht reduzierte – das, was über ihr stand – sondern ihn als Menschen und nun sollte das alles umsonst sein. Zumindest würde er das gleich Erfahren, während sie verinnerlichte, wie sie das letzte Mal damit umgegangen war. Sie hatte ihn nicht angezeigt, er hatte keine gerechte Strafe erhalten und auch das löste wieder etwas in ihr aus an dem sie Verzweifelte. „ Er... hat nie eine Strafe bekommen.“ sagte sie Tonlos, einfach weil sie es noch mal hören musste und schüttelte den Kopf. Auch als sie ihn unter dieser Anspannung wieder anschaute „ Ich... draußen, ich hab in die zerbrochene Scheibe von dem Wagen geschaut und deine Worte.“ Madison merkte, wie Zusammenhanglos sie das raus brachte, dass sie nicht mal einen geraden Satz zustande bekam, solange er ihr nicht den Abstand einräumte, den sie gerade so dringend brauchte gegenüber seiner Überlegenheit. Noch etwas mehr kauerte sie sich gegen die kalte Wand, dass ihre Knochen schon schmerzlich von innen gegen die Haut drückten und komischerweise war das überaus erleichternd. „ Ich hab die Bilder im Kopf gesehen, er hat... mich nach einem Discobesuch abgefangen? Ich... Kilian und ich waren gerade erst auseinander? Kate und Jacob sind geblieben. Um mehr herauszufinden habe ich die Fotos durchgesehen und dann - alles kam wieder. Früher hab ich gesprayt, ich hatte eine Weile Angstzustände, Kilian hat sich geärgert – über mein Modeljob. Ich hab dich gesehen, wie du halb betrunken mit einer anderen Frau im Bad verschwunden bist. Wie ich Steine auf einer Demo werfe. Das alles kam hoch... bis zu dem einen... einen Foto. Chris war Fotograf? Er hat mich Fotografiert und Kilian und er hatten Streit, weil er mich angemacht hat. Das... war seine Rache. Kilian ist ausgerastet.“ Ihr Atem ging unfassbar schnell und das Herz schlug dazu noch schneller. Auch die ganzen Erinnerungen, die so schön waren, an ihre Jugend, die brachten sie nicht zu einem Lächeln. „ Danach kommt... da ist nichts und ich will mich nie Wieder an irgendwas Erinnern, Matt.“ Er wusste wie viel Gutes da noch kam aber auch wie viel Leid, aber in ihr war da nur blanke Panik, mehr davon würde sie nicht ertragen. Bis sie wieder begann zu wimmerte und den Blick von ihm nahm, sich in dem Handtuch versteckte " Die Erinnerung war so als sei das gerade erst passiert..." wisperte sie mit den tauben, blauen Lippen und ihr war klar, aus welchem Beweggrund sie damals geflohen war. Genauso wünschte sie sich auch jetzt ganz woanders hin. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 27.09.2015 23:50 Obwohl Madison mich mit diesem eindeutig ängstlichen, leidenden Blick ansah, konnte ich anfangs nicht einmal recht zuordnen, dass diese Panik in ihr an mir lag. Dass sie sich so fest gegen die Fliesen drückte, weil sie versuchte sich aus meiner Berührung zu lösen. Dass sie so zitterte, weil ich allein durch mein Geschlecht dieselben Möglichkeiten hatte sie zu verletzen wie Chris. In meiner Erinnerung lag das alles jetzt mehrere Jahre zurück, wir hatten das überwunden, ich war für Madison nicht mehr nur ein Mann, sondern ihr Mann. Über Jahre hinweg hatte ich ihr bewiesen, dass es nichts gab, wovor sie sich fürchten musste. Dass ich nichts tun würde, um sie zu verletzen. Dass ich niemals meine körperliche Überlegenheit zu meinem Vorteil nutzen würde. Was für eine körperliche Überlegenheit denn auch? Ich hatte vielleicht ein breiteres Kreuz, ein paar mehr Muskeln in den Armen, aber ich war doch eigentlich so verdammt unsportlich und faul, dass meine Frau mich mit ihren Erfahrungen aus dem Kampfsport innerhalb weniger Sekunden zu Boden bringen könnte. Dass sie sich jetzt so verspannte, mich mit ihrem Blick fixierte als könnte ich mich jeden Moment auf sie stürzen, das passte nicht. Dafür gab es keinen Grund. "Nein, du- konntest ihn damals nicht anzeigen. Er hat nie eine Strafe bekommen. Du hast es nachträglich versucht, einige Jahre später, als du ihn wieder gesehen hast und- stärker warst. Aber du bist damit vor Gericht nicht durchgekommen, er hatte sogar noch ein gefälschtes Alibi in der Hand." Ich versuchte ganz ruhig die Unklarheiten in ihrem Kopf zu lösen, doch an meinen aufmerksamen, weit geöffneten Augen konnte man sehen wie aufgeregt ich war. Wie schwer das Herz in meiner Brust klopfte und wie es sich noch immer so anfühlte, was wären meine Glieder taub. Auch wenn die Wortfetzen aus Madisons Mund zusammenhanglos wirkten, verstand ich doch den Sinn dahinter. Ich verstand, dass ich mit meiner Aussage vorhin - über diese schlimme Erfahrung in ihrem Leben - irgendetwas in ihr ausgelöst haben musste. Dass darüber nach vier Wochen die Erinnerungen zurückgekehrt waren. Aber eben nur bis dorthin. Bis genau dorthin. Sehnsüchtig drückte ich meine Hände fester in ihre Knie, noch immer im Konflikt zwischen grenzenloser Euphorie und absoluter Panik. "Du erinnerst dich", sprach ich aus, suchte den Blick in ihre Augen, aber noch immer stand meine Frau völlig neben sich. "Das stimmt alles- was du gesagt hast. Du warst gerade von Kilian getrennt, ja. Du warst viel sprayen, auf Demos. Das stimmt." Erst jetzt löste ich meine Finger von ihrer Haut, wich ein Stück von ihr zurück, aber nur um das Handy aus meiner Hosentasche zu holen. Bevor ich irgendeine Nummer wählte, sah ich Madison jedoch noch einmal in die Augen. "Wir müssen deinen Arzt anrufen, okay? All die anderen Erinnerungen, die letzten Jahre, die müssen doch jetzt auch greifbar sein. Hast du- dir die Fotos angesehen? Von uns? Von Los Angeles? Unserer Hochzeit? Löst das nichts in dir aus? Du musst dich- doch auch an alles andere erinnern." Erst jetzt merkte ich, mit dem Handy zwischen meinen Fingern, wie sich ihr Körper auf einmal sichtlich entspannte und wie sie weniger zitterte als zuvor. Und in dem Moment verstand ich auch erst völlig erschrocken, dass das ihre Reaktion auf meine körperliche Nähe und gleichzeitige Bedrohung gewesen war. Dass sich ihr Kopf genau dort befand, als wäre die Vergewaltigung gerade erst geschehen. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 28.09.2015 00:37 Matt machte ihr in diesem Moment eine unfassbare Angst, ganz Besonders, als er seine Finger in ihre Knie drückte, begann sie fast erneut zu Wimmern, weil sie schon fest damit rechnete, er würde sie dazu zwingen wieder Abstand zwischen ihre Schenkel zu bringen. Sie saß noch immer so Verspannt und Zusammengekauert da und schüttelte Ungläubig den Kopf, er war nie Verurteilt worden? Sie hatte diesem Arschloch noch mal gegenüber sitzen müssen und sie war daran Gescheitert, dass er seine gerechte Strafe noch bekam? Er hatte sogar ein Alibi? Hatte denn der Richter oder der Anwalt oder der Verteidiger nicht gesehen, wie sie damals noch gelitten haben musste? Das kam ihr noch ungerechter vor, das kam ihr noch mehr danach vor, sich nie wieder an diese Zeit Erinnern zu wollen. Viel eher fragte sie sich in diesem Moment was sie noch zurück gehalten hatte sich selber oder ihm das Leben zu beenden, zumindest so, wie sie sich gerade fühlte und Matt´s Euphorie fühlte sich gerade so unfassbar falsch an. Madison konnte ihn in diesem Moment nicht mehr verstehen, durch die Tränen sah sie ihn nur Schemenhaft und sie war auch ganz sicher noch nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen aber war es gerade das, was ihn am meisten Beschäftigte? Das sie sich wieder Erinnerte? An das schlimmste, was man sich vorstellen konnte, zumindest dachte Madison das gerade? Und dann auch nur daran, so langsam und qualvoll, dass sie glaubte, es wäre noch einmal passiert, weil die Erinnerungen in Fetzen wieder gekommen waren? Dann wollte er, dass sie sich weiter mit Fotos quälen sollte? Wo er sie eben hier in der Dusche gefunden hatte? Gerade fehlte ihr alles Verständnis für Matt und als er noch den Arzt anrufen wollte, war sie darüber so Aufgebracht und Aufgeregt, sie konnte gar nicht so schnell Luft holen und trotz das sie das Handtuch schon so eng und hoch um sich hielt, wie es ging, probierte sie es noch etwas fest zu ziehen während sie die Wange gegen die kalten Fliesen legte und nach Sauerstoff schnappte wie ein Fisch, den man aus dem Wasser gezogen hatte. Wenn er ihr nun näher kommen sollte, sie würde ihn von sich schieben. Sie wollte das Matt verschwand, sie wollte alleine sein und Madison fühlte sich das erste mal ihrem alten Ich sehr nahe und verbunden. Konnte verstehen, was er gesagt hatte und über diese Erkenntnis schaffte sie es auch nach und nach sich zu Beruhigen. „ Ich weiß nicht was bei dir im Kopf vorgeht aber ich will keinen Arzt sehen. Hättest du das deiner Frau in diesem Zustand zugemutet?“ Sollte sie dem dann die Geschichte auch noch haarklein Erzählen? Oder wäre er so nett das zu tun? Wieder kam es ihr vor als sei ihm egal, was mit ihr als Mensch war. Sie existierte nicht solange sie nicht madison mit all ihren Erinnerungen war. Zumindest fpr matt nicht. Schmerzend bewegte sich die Frau von Matt, die aber doch ein ganz anderer Mensch war und schaffte es aber nicht mal sich alleine hinzustellen. Noch weniger wollte sie aber seine Hilfe oder seine Hände auf ihrem Körper spüren „ Geh raus. Wenn du... die Madison von damals kanntest und deine Frau noch ein hauch davon hatte dann geh jetzt bitte raus und nimm mir nicht noch das letzte bisschen Würde, okay? Ich will alleine sein.“ Ihre Stimme bebte schon wieder am Rande der Verzweiflung, sich sogar Physisch so mitgenommen zu fühlen und sobald ihre Augen wieder die Wanne der Dusche erreicht hatten, konnte man die Tränen erneut sehen. Es schien aber auch wie damals der Schutzmechanismus in ihr zu greifen, sonst hätte sie ihre Liebsten nicht von dem einen auf den anderen Tag einfach verlassen. Diesmal kam sie sich nur auch schon von beginn an alleine vor, denn dieser Mann da konnte ihr nicht Helfen, sie kannte ihn nicht und den hatte auch sie nicht geheiratet. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 28.09.2015 14:31 Madison und ich befanden uns im Moment auf völlig unterschiedlichen Ebenen und das spürte ich erst ganz deutlich, als ich ihr auf Augenhöhe gegenüber hockte, als wir einander ansahen und sich in ihrem Blick ganz andere Emotionen spiegelten, als in meinem. Dass sie sich so lebhaft an die Vergewaltigung erinnerte, das war hart, das konnte ich auch nachvollziehen, aber allem voran spürte ich in mir Hoffnung. Dass endlich all ihre Erinnerungen zurückkehrten, die Guten als auch die Schlechten. Die Frau, die jetzt vor mir saß, war mehr Madison, als diese völlig verlorene Person der letzten vier Wochen. Ihre Kindheit war wieder da, ihre jugendliche Rebellion, ihre Liebe zur Kunst. Diese verrückten Ideen an den Wänden unseres Hauses würden jetzt auch für sie Sinn ergeben, weil das alles schon immer in ihr gewesen war. Das war doch gut. Das war ein Anfang. Und sie musste mit einem Arzt reden, damit er ihr sagen konnte, wie sie jetzt weiter vorgehen sollte. Wie sie auch die restlichen paar Jahre, die Jahre nach der Vergewaltigung von Chris, in ihrem Kopf abrufen konnte. Doch meine Frau hingegen, für sie waren all die Erinnerungen, die auf einmal wieder da waren, bloß eine Qual. Nicht erlösend oder hoffnungsvoll, wie für mich, sondern grauenhaft und eine schwere Last. In ihren Augen sah ich, dass sie ihre Worte tatsächlich ernst meinte. Dass sie sich nie wieder an etwas erinnern wollte. Sie durchlebte gerade die Hölle zum zweiten Mal und weil ihre Erinnerung genau an dem Punkt abbrach und weil sie nicht abrufen konnte wie sie auch schon beim ersten Mal leiden musste, geschah das jetzt erneut mit ihr. So wie sie jetzt dort saß, zitternd, zusammen gekauert, mit Tränen in den Augen, wirkte sie so, als würde sie die Zeit gerne um ein paar Stunden zurück drehen. Als wolle sie lieber diese Erinnerungen wieder abgeben und zu der Person zurückkehren, die sie vorher gewesen war, ohne Bezug zu sich selber. Weil es sogar erträglicher war sich an gar nichts zu erinnern, als bildlich vor Augen zu haben wie Chris sich an ihr verging. Ihr vorheriges Leben, das war auf einmal nicht mehr erstrebenswert für sie, ganz im Gegenteil. Und genau das musste ich erst einmal vollends realisieren. Ganz abwesend starrte ich auf ihre bebenden Hände, noch immer mein Mobiltelefon zwischen den Fingern, um jeden Moment den Arzt anrufen zu können, aber dann tat ich das, worum sie mich bat. Ich versuchte mich selber in die Zeit zurück zu versetzen, in der ich Madison kennen und lieben gelernt hatte. Ich versuchte mich an all die Schwierigkeiten zu erinnern, wie sie sich damals vor mir verschlossen hatte, wie das auch jetzt noch manchmal zum Vorschein kam. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was es für ein langer Weg gewesen war bis zu dem Paar, das wir jetzt waren. Eigentlich. Wie lange ich nicht bei ihr übernachten durfte. Wie ich sie nicht liebevoll berühren durfte. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was die Madison damals von mir gebraucht hatte und genau das setzte ich dann auch um, als ich ergeben nickte und den Blick gen Boden senkte. "Kein Arzt. Erstmal", sagte ich ihr tonlos, mit rauer Stimme, zu. "Ich geh raus, du kannst dich in Ruhe abtrocknen und- versuchen das zu verarbeiten, aber ich warte in unserem - deinem - Zimmer. Ich räume die Fotos für dich zusammen, ich mach dir einen Tee - oder ein Glas Whiskey-Ginger-Ale - und wenn du bereit bist mit mir zu reden und dich mit mir auseinander zu setzen, dann kommst du. In Ordnung? Madison, wir müssen doch wissen wie es jetzt weiter geht." Ich erwartete darauf keine Antwort von ihr, aber dennoch sah ich sie erneut mit einem verzweifelten, besorgten Blick an, bevor ich vom Boden wieder aufstand und im Schrank unter dem Waschbecken wenigstens nach einem Pflaster suchte, das ich auf die Kommode legte, damit sie damit die Verletzung an ihrer Hand verarzten konnte. Dann tat ich genau das, was ich vorher gesagt hatte. Ich ging raus, zog die Tür hinter mir zu, mixte ihr in der Küche einen starken Cocktail zusammen und stellte den in ihrem Zimmer auf dem Nachttisch ab, während ich die Fotos wieder in der Kiste verstaute und versuchte das alles zu verarbeiten. Und eine Lösung zu finden. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 28.09.2015 22:08 Zum Glück lenkte Matt ein, hätte er ernsthaft diesen Arzt nun angerufen dann hätte sie vielleicht auf der Stelle dieses Haus verlassen. Als er aber dann aus dem Raum ging, konnte sie endlich wieder los lassen und ihr wurde deutlich, wie sehr sie sich nur wegen seiner Anwesenheit zusammengekauert hatte. Verstand er denn nicht, was in ihr vorging? Wie konnte er nur auch einen Funken von Glück oder Hoffnung in sich tragen, wenn er wusste, was ihr passiert war und wie sie sich nun fühlte? Vielleicht hatte sie ihn zu spät kennen gelernt, viel zu viele Jahre nach der Vergewaltigung als das er nun derjenige an ihrer Seite sein konnte, den sie brauchte. Brauchte sie denn irgendjemanden? Beim letzten Mal schien sie das auch alleine durch gemacht zu haben und damit irgendwie an einen Punkt gekommen zu sein, in dem sie Matt wieder in ihr Leben lassen konnte. Sie hatte nicht wahrgenommen, das er sich gleich noch mit ihr Auseinander setzen wollte – es hatte nur ein Wunsch in ihr gebrannt und nachdem er diesen erfüllt hatte, rauschte alles nur an ihr vorbei und das war, dass er sie alleine ließ. Damals hatte sie ihren Körper behandelt, als gehörte er nicht zu ihr und weil sie nur ihr Jugendliches Ich kannte und weil Madison im Grunde ihres Herzens noch sie selber war, konnte sie ihren eigenen Anblick kaum ertragen, als sie das Handtuch leicht anhob. Wieso hatte sie das nicht verhindern können, damals? Das er nicht mal bestraft worden war, das machte es nur noch mal schwerer für diese Rebellierende Person, diese Seite, die sie nun in sich kannte. Sie wünschte sich mehr Wunden, wie die an ihrer Hand, sie wünschte sich den Schmerz und Madison jetzt konnte das nicht Wissen aber genau das hatte sie sich damals bei den Männern geholt, wie Chas oder wer auch immer danach gekommen war. Vor Matt. Sie hatte sie das mit ihrem Körper machen lassen, sich erniedrigt und grob behandeln lassen, weil das Erlösend und Verdient war. Nicht, dass sie sich daran Erinnerte sondern genau die selben Gedanken würde sie noch früh genug in ihrem Kopf finden. Ohne sich zu lange anzuschauen richtete sie sich auf, nahm die frischen Klamotten an sich und zog sich mit den steifen Bewegungen an. Es schmerzte alles an ihr, wegen der Kälte, weil sie so lange da auf dem Boden gekauert hatte aber auch diese Art von Phantomschmerz war da. Von einer Erinnerung hervorgerufen, die eben nur eine Erinnerung war aber so durchlebt, dass es mit dem jetzigen Leben verschwamm. Weil die Zeit ihr dazwischen fehlte. Es konnte sein, als empfand er als Egoistisch, dass Madison noch eine geschlagene Stunde im Bad blieb. Sie stand am Fenster, sah in die Nacht und dachte darüber nach zu fliehen – das Fenster lag nur zu hoch. Immer wieder tigerte sie am Spiegel vorbei aber wagte nur einen kurzen Blick hinein, eher sie sich verschreckt weg drehte. Die Hand verband sie erst bevor sie den Schlüssel herum drehte – ja Madison hatte sich nachträglich vor Matt eingeschlossen, damit er sie nicht stören konnte. Langsam schlich sie eher durch den Flur als das sie ging und bog zaghaft in ihr Zimmer ab, wo Matt wartete. Mit diesem Misstrauen in den Augen sah sie ihn an, als sie sich mit Abstand von ihm auf das Bett zubewegte. Lieber wäre sie hinter dem Bettpfosten stehen geblieben, um ein Hindernis zwischen den beiden zu lassen. Die Bilder waren weg, man sah, dass sie das erleichterte und dennoch war ihre Art spürbar wie damals. Nur schlimmer. Nachdem Matt sie kennen gelernt hatte, hatte sie ihren Kampf gegen die Drogen schon zumindest ein Teil weit gewonnen und ihren Körper nicht mehr dafür verkauft, jetzt lernte er die Madison kennen, die damals mit Kilian zusammen gewesen war und mit diesem Erlebnis mitten aus ihrem frohen Leben gerissen worden war. Diese absolut gebrochene Feministin in ihr. Das war der Moment als sie auch bei Kilian und Matt von der Bildfläche verschwunden war, wie bei allen anderen Menschen und den weder Kate noch Jacob kannten. „ Wer weiß, dass das passiert ist?“ fragte sie, weil sie sich eben darüber Gedanken gemacht hatte, dass ihre Eltern im Haus waren. „ Was... wie soll ich mich mit dir auseinander setzen?“ seine Worte fielen ihr wieder ein. Die Hände lagen unruhig in ihrem Schoß, genauso wie ihr Blick. Madison war damals nicht umsonst geflohen, sie hatte sich mit niemandem auseinander setzen wollen, auch jetzt nicht – der Cocktail den er ihr reichte, an den krallte sie sich verzweifelt und war dabei so bedacht darauf, die Hände der beiden berührten sich bloß nicht. RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 03.10.2015 17:47 Eine gefühlte Ewigkeit lang saß ich alleine in unserem Zimmer, auf dem Bett, unruhig mit dem Fuß wippend, immer wieder ungeduldig zur Tür sehend. Manchmal stand ich auf, lief leise in den Flur, versuchte Geräusche im Badezimmer zu hören, überlegte doch noch einmal dort hinein zu gehen und Madison all die Dinge zu sagen, die mir gerade durch den Kopf gingen, aber entschied mich jedes Mal dagegen und setzte mich wieder hin. Vielleicht hätte ich die Zeit anders nutzen und versuchen sollen mich in die Lage meiner Frau zu versetzen, darüber nachzudenken was sie wohl jetzt von mir hören wollte. Was sie von mir brauchte. Aber stattdessen drehten sich meine Gedanken nur im Kreis. Es war einfach eine verdammt schwere Aufgabe mit einer Situation wie dieser umzugehen. Zu wissen, dass die eigene Frau einen nicht mehr erkannte. Zumindest nicht als die wichtige Person, die ich doch in ihrem Leben gewesen war. Es fühlte sich vollkommen falsch an unsere Beziehung wieder auf Null zu setzen und völlig ohne Erwartungen und Hoffnungen an sie heran zu treten, wie sollte ich denn das ausstellen? Natürlich erwartete ich, dass sie sich auch an uns wieder erinnern würde, wo doch jetzt auch der erste Teil ihres Lebens auf einmal in ihrem Gedächtnis zurück war. Und natürlich hoffte ich auch, dass in ein paar Wochen die Normalität zurückkehren würde. Dass wir endlich wieder Matt und Maddi wären. War das nicht selbstverständlich? War das nicht auch vor allem der richtige Weg? Hatte ihr Arzt nicht deutlich gesagt, dass ich meine Frau mit ihrem vorherigen Leben konfrontieren musste, um Erinnerungen zu triggern, die momentan noch verloren waren? Dass genau das für Madison zu einem unfassbaren Druck werden würde, das wusste ich, klar, aber war es das nicht wert? Niemand sagte, dass es einfach werden würde. Für keinen von uns. Und darum kreisten auch meine Gedanken, als sich nach einer geschlagenen Stunde endlich die Tür langsam öffnete, als meine Frau auf mich zukam, mich distanziert beäugte, und sich dann mit ausreichend Abstand zwischen uns ebenfalls auf der Matratze nieder ließ. Schon wieder raste das Herz in meiner Brust, mit einem verzweifelten Blick sah ich ihr in die Augen, aber senkte letztendlich meinen Kopf und starrte auf den Boden zwischen meinen Füßen. Scheiße. Was war denn bloß aus uns geworden? "Kaum jemand weiß das. Ich weiß es, Kilian weiß es und Kate weiß es auch. Aber ihr hast du es ebenfalls erst Jahre später erzählt, nach der Verhandlung. Deine Eltern haben keine Ahnung." Monoton klang meine Stimme, bis ich den Blick wieder hob und das völlig fremd wirkende Gesicht meiner Frau betrachtete, um mich ihrer nächsten Frage zu widmen. "Ich weiß, dass du das nicht hören willst, Madison. Dass dir das Angst macht. Dass du die Erwartungen nichts mehr erträgst. Aber ich liebe dich, ich bin dein Mann, wir haben geheiratet und wir haben uns versprochen, dass wir füreinander da sind. Das, was du jetzt gerade durchmachst, hast du schon einmal geschafft. Und wir haben das gemeinsam aufgearbeitet. Ich kann dir helfen, ich kann für dich da sein, wir können - wir müssen doch zu einem Arzt gehen und mit ihm reden. Ihn fragen, ob man deine restlichen Erinnerungen auch wieder zurückholen kann. Bitte, Madison. Ich weiß, dass alles wieder gut werden kann, ich kenn uns doch. Und ich weiß, dass wir alles schaffen können, aber nur- wenn du das auch willst. Chris ist ein Teil deiner Geschichte, das weiß ich, und ich kann nur erahnen, wie es dir jetzt geht, aber wir sind ein viel wichtigerer Teil deiner Geschichte. Da ist so viel passiert, nach Chris, du bist so eine starke Frau, auch wenn es sich jetzt nicht so anfühlt. Das meine ich, wenn ich sage, dass wir uns damit auseinander setzen müssen: Wir müssen doch eine Lösung finden. Zusammen. Also- was willst du tun? Was kann ich für dich tun?" Erwartungsvoll sah ich ihr direkt in die Augen, aber in denen schienen sich keine der Sorgen zu spiegeln, die ich gerade hatte. |