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RE: NELE - Nele Hensley - 17.11.2015 21:41

Nele lauschte ihm Aufmerksam, als er endlich begann, ihr etwas von sich zu Erzählen, während die beiden ihren Spaziergang fortsetzten. Immer mal wieder trank sie von dem Sekt, bis sie das Handy in die Hand nahm – ihren Kopf leicht hin und her wand. „ Hübsche Tochter hast du – bist du damals... gewollt Vater geworden?“ Sie reichte ihm das Telefon und er konnte ja nicht ahnen, dass er damit in ihr los getreten hatte, wie ihr Kopf ratterte. „ Was hast du... getan, dass man sie dir weg genommen hat? Du wirst ihr bestimmt auch fehlen.“ Sie sagte das mit einer solchen Überzeugung, diesmal hatte sie sogar das Gefühl, sich Erklären zu müssen. Wenn auch mit einer geänderten Version der Wahrheit. „ Mein Dad... ist krank, Herzkrank, er will mich nicht sehen. Seid dem Suizidversuch. Ich habe ihn ziemlich Enttäuscht. Trotzdem bleibt er mein Vater.“ Weil sie einmal anfing, gelang ihr der Übergang. „ Meine Ma auch. Sie will das ich wieder in die Geschlossene komme, deswegen dachte ich, du sollst... ihr Beweise sammeln, dass sie das gegen meinen Willen entschieden kann. Mein Arzt und sie haben sich... gestritten. In der Klinik. Ich bin nicht... verrückt.“ Sie sah ihn von der Seite an, dachte er das eventuell auch? Nele wurde das schon wieder zu viel und sie suchte einen Ausweg, Aktivität. „ Wenn das dein Wille ist, dann... sorgen wir dafür, dass du Zeit mit ihr verbringen kannst? Ich Helfe dir!“ Das konnte doch nicht so schwer sein. „ Weißt du, wo sie wohnt? Also... wo sie ist?“ Vielleicht war sie ja in einer Pflegefamilie. „ Auch wenn das... Erklärt... warum du bei mir wohnen willst, das ist ja nicht die Lösung.“ Nele hatte ja noch keinen blassen Schimmer, dass er mehr wollte, als nur ihre Wohnung zu belagern, wegen einer vermeidlichen Renovierung. Sie kam auch nicht darauf, so verquer zu denken. Vielleicht war sie dazu zu naiv.


RE: NELE - Adam Hudson - 18.11.2015 11:49

Kopfschüttelnd nahm ich Nele das Handy wieder ab, konnte es jedoch nicht lassen selber auch noch einen Blick auf das Bild meiner Tochter zu werfen. "Nein, ungewollt. Ich war erst 17, war nicht einmal wirklich mit ihrer Mutter zusammen und hatte eigentlich ganz andere Pläne für mein Leben. Am Anfang hab ich es noch irgendwie geschafft alles unter einen Hut zu kriegen, aber als meine Frau gestorben ist- da hat vieles nicht mehr so funktioniert wie früher. Ich musste auf einmal Vollzeitvater sein und- ironischerweise hat mir das damals überhaupt nicht gepasst, damals wären mir andere Dinge wichtiger gewesen." Warum redete ich darüber eigentlich mit einer Fremden? Nele schaffte es ja noch nicht einmal nur ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen, wie sollte sie mir bei meinen Problemen helfen können? "Hauptsächlich hab ich zu viel getrunken, deshalb hat das Jugendamt sie mir weggenommen. Ich hatte die falschen Prioritäten." Dass ich darüber hinaus auch oft die Kontrolle über mich verloren und meine Tochter geschlagen hatte, ließ ich bewusst außen vor. "Ich weiß wo sie ist, ja, aber ganz so einfach wie du denkst ist es leider nicht. Sie lebt in einem Heim und mir ist es eigentlich nur gestattet sie unter Aufsicht zu treffen. Also danke, aber jetzt einfach dort zu erscheinen und nach ihr zu fragen, gibt nur Ärger. Glaub mir." Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, betäubte das schlechte Gefühl in mir lieber mit noch einem großen Schluck Bier. "Warum ist deine Mutter der Meinung du gehörst in eine Geschlossene? Wegen deinem Selbstmordversuch? Glaubt sie du könntest noch einmal probieren?" Unsicher sah ich von der Seite in Neles Gesicht. Sie hatte jetzt schon so oft erwähnt, dass ihre engsten Familienmitglieder sie für verrückt hielten, dass ich automatisch ebenfalls nach dem Fehler in ihr suchte.


RE: NELE - Nele Hensley - 18.11.2015 22:08

Nele Atmete einmal tief ein, denn das war es doch, was Menschen immer wieder passieren musste – sie merken erst zu Spät, was wichtig war in ihrem Leben. So ungern sie das auch zugab, in den lichten Momenten der Manie, verstand sie, dass sie Zac nicht gut behandelt hatte die letzten Jahre. Nicht mit Absicht, das wusste sie aber sie hätte früher eine Therapie durchziehen können. Es war nicht alleine seine Schuld, dass diese Beziehung geendet war. Ob die beiden je darüber Reden würden? Wenn sie mit den Medikamenten klar kam? Sie schüttelte aber den Kopf um diese Gedanken los zu werden, weil sie ihr nicht gefielen und das war das Problem – wenn sie mit ihm sprechen würde, dann war sie Gezwungen, sich damit auseinander zu setzen. „ Es ist nie zu spät, etwas zu ändern und wenn du sie sehen willst und wenn du dafür auch ein bisschen Ärger riskieren willst, wenn etwas schief geht – weil das wirklich dein größter Wunsch ist – dann besuche ich sie da. Als eine Freundin. Und bring sie zu dir. Vorausgesetzt, sie will dich auch sehen.“ Und lächelte ihn an, es gab nichts, was man nicht in die Tat umsetzen konnte. Ob man dabei trickste oder nicht, war doch egal. Sie wusste nicht, ob sie das tun würde, wenn sie wüsste, dass er sie geschlagen hatte aber so? Er machte nicht den Eindruck als habe er noch ein Problem mit Alkohol – und wenn, versteckte er das verdammt gut. Nachdem sie ihm die Lösung präsentiert hatte, ging es ihr schon besser und sie ließ es sich nicht nehmen, losgelöster über sich und ihre Familie zu Reden. „ Ach weißt du – meine Ma hatte eigentlich nur ein Problem mit meinem Exfreund. Eigentlich schiebt sie ihm alles in die Schuhe. Ich... also er war damals unfassbar cool und unerreichbar für mich.“ Pha, war er jetzt auch noch aber das musste ja niemand Wissen. „ Wir waren seid unserer Jugend ein Paar aber damit er auf mich Aufmerksam wurde, habe ich... Drogen ausprobiert, obwohl ich absolut Angst davor hatte. Er hat sich oft geprügelt. Irgendwann hat er aufgehört, mit allem, nachdem es Eskaliert ist. Er arbeitet nun mit Jugendlichen zusammen und war immer da... ich hab dir gesagt, er hat die Wohnung sauber gehalten. Sie denkt, mit ihm sind auch... die Suizidprobleme ganz weg aber sie ist auch Misstrauisch. Wegen der Therapie.“ Nele hob die Schultern. „ Keine Ahnung, ob ich es noch mal versuchen würde aber... sollte man jemanden deswegen für immer Wegsperren?“ Sie sprach etwas durcheinander, was aber nur daran lag, dass sie sich noch nie mit der Frage wirklich auseinander gesetzt hatte. „ Sie ist eben ein Kontrollfreak. Meine Eltern Leben außerdem in Großbritannien, wenn ich da wäre, dann bestünde nicht die Gefahr, meinem Ex noch mal zu nahe zu kommen. Ich bin nur mit Zac hier her nach Los Angeles gekommen... eigentlich kenne ich hier so gut wie niemand anderes.“


RE: NELE - Adam Hudson - 19.11.2015 15:27

Skeptisch sah ich Nele an. Cat kannte sie doch gar nicht, wollte ich tatsächlich, dass meine Tochter mit einer fremden Person mitging? Und darüber hinaus kannte ich Nele auch noch nicht so gut wie ich gerne würde, bisher wusste ich nur, dass bei ihr nicht alles ganz richtig lief, im Kopf. Dieses Mädchen war komplett durchgedreht. "Ich weiß nicht", sprach ich deshalb auch aus, trank noch einen Schluck Bier und schüttelte langsam den Kopf. Aber verdammt, ich wollte Cat so gerne sehen, das letzte Mal lag schon wieder ein paar Wochen zurück, also was hatte ich zu verlieren? "Okay, eventuell morgen. Falls es passt. Lass mich noch eine Nacht drüber schlafen." Denn so gerne ich meine Tochter auch sehen wollte, ich wusste nie genau, wie sie auf mich reagieren würde. Nachdem ich nicht nur einmal betrunken vor ihrem Heim aufgekreuzt war, um laut nach ihr zu schreien und meine Rechte als Vater einzufordern, bekam ich immer öfter das Gefühl, dass sie emotional auf Abstand ging. Und das war vermutlich härter zu ertragen, als alles andere. "Aber danke für das Angebot, dass du mir dabei helfen würdest, Nele." Vorsichtig lächelte ich ihr von der Seite zu und zum ersten Mal seit gestern Nacht wirkte mein Blick nicht nur mitleidig oder genervt, sondern wirklich dankbar. Nicht so als müsste ich sie von irgendetwas retten oder beschützen, sondern als wäre sie ebenso eine erwachsene Person wie ich. Das würde sich aber bestimmt spätestens dann ändern, wenn wir in ihre Wohnung zurückkehrten. "Hm, aber wenn du hier niemanden kennst und wenn die Beziehung mit deinem Exfreund definitiv vorbei ist, hast du dann vielleicht schonmal dran gedacht zurück nach England zu gehen? Kontrollfreak hin oder her, ich wette- deine Eltern machen sich auch nur Sorgen um dich." Ohja, das Gefühl war mir bekannt.


RE: NELE - Nele Hensley - 19.11.2015 22:17

Nele Lächelte ihn aufmunternd an. „ Gern geschehen, ich will dir nur mit auf den Weg geben, dass man etwas tun sollte – wenn es der größte Wunsch ist. Das löst sich nicht alles von alleine.“ Danach gingen die beiden auch noch eine Weile nebeneinander her, denn sie wollte nichts dazu sagen, wie sie zu ihren Eltern stand und alles in allem – hatte Nele dieses Gespräch zu sehr in die negative Stimmung gezogen. Sie war sich noch nicht im klaren darüber, dass genau das war, was auch noch fehlte dazu, das die Therapie erfolgreich blieb. Sie dachte, diese Drogen begeisterten Leute, die da auf ihrem Sofa saßen, waren ihre neuen Freunde und das reichte, mit ihnen zu feiern aber das alles in ihr wollte ja noch verarbeitet werden. Der kleine Grundsein war damit gelegt. Daheim angekommen war die Realität jedoch so stark zu spüren, sie wollte beginnen das Zimmer fertig zu stellen als ihr die Decke erneut auf den Kopf zu fallen schien und sie war schneller aus der Tür raus, als Adam sich umdrehen konnte und rief nur zu, dass sie sich auf den Weg zur Arbeit machen würde. Bewusst der schnelle Abgang, bevor er noch etwas dazu sagen würde.


RE: NELE - Nele Hensley - 24.04.2016 19:15

Mit einem Mal knallte es Laut, was Nele zumindest ein wenig aufschrecken und mitbekommen ließ – etwas passierte um sie herum. Leider war sie viel zu betrunken, um sich an dem Geschehen aktiv zu Beteiligen und ihr Kopf dadurch so langsam, dass sie Zac´s Befehl gerade erreichte, als er ihren Körper schon aus dem Auto zerrte. Was wollte er denn von ihr? Was war denn hier los? Der Mann auf dem Boden rappelte sich auf, der Motor wurde gestartet aber das alles Geschah nur so am Rande. Ihre Beine gaben unter ihr nach, durch die Pillen und den Alkohol war ihr Kreislauf total hinüber. Zac fing sie auf, eher sie auf dem Asphalt zusammen klappen konnte aber wenigstens gab sie ihm keine katzigen Widerworte. Eigentlich wäre das der Fall gewesen, so wie immer, wenn er eingriff aber gerade realisierte sie gar nicht, warum er so gehandelt hatte. Eigentlich ließ sie sich nicht gerne von ihm die Tour versauen aber sie hatte diese Männer nicht einmal bewusst abgeschleppt und sogar ihre sonst so penetrante Lust litt unter dem Alkohol. Er wollte wissen wo sie wohnte? Nele verstand gar nichts mehr aber eingeknickt auf den hohen Schuhen, begann sie in der Tasche um ihre Schulter zu wühlen, zückte den Personalausweis um im Anschluss den Träger des Kleids nach oben zu ziehen – der gleich wieder hinab sank. „ Ich schaffe das auch alleine...“ sagte sie benommen und lallend, alles andere war an ihr vorbei gegangen und die Fragen brauchten auch keine Antwort. Als sie los gehen wollte, stolperte sie zum Glück gegen die Hauswand gegenüber und stützte sich in letzter Sekunde. Hupala, kleiner Startfehler. Das Zac noch ihre Ausweisdokumente hielt? Schon vergessen.
Zac aber nicht, der wusste nämlich nun, wo sie hin musste und scheiße – auch wo er zukünftig immer Zugang zu ihrem Leben haben könnte. Soweit dachte sie nicht. Interessierte sie auch nicht. Das war ihr Zuhause. Adam lebte noch immer bei ihr, deshalb war die Wohnung auf den ersten Blick makellos. Lediglich das Bettzeug auf dem Wohnzimmer Sofa könnte ihn irritieren aber Nele´s Zimmer würde ein Schock sein. Zerwühlte Laken, dreckige Wäsche, Essenspapiere um das Bett neben leeren Drogentütchen, genauso leere Flaschen. Kondome, natürlich verschlossene und Reizwäsche von ihrem Job fand man im Chaos – dazwischen zwei übervolle Aschenbecher. Adam hatte nur etwas dagegen, wenn es hier Schimmelte. Sonst sah er es so, dass sie wenigstens das hin bekommen müsste. Tat sie aber nicht. Putzen war blöd und langweilig.


RE: NELE - Zac William Coles - 25.04.2016 10:31

In den letzten Jahren hatte ich immer darauf geachtet, dass Nele in ihren manischen Phasen nicht allzu sehr ausbrechen konnte. Genauso wie ich während ihrer Depression dafür zuständig war sie tagtäglich ein wenig aufzumuntern und zu motivieren, holte ich sie in der Manie ständig von ihrem Höhenflug wieder herunter, indem ich sie einerseits zu beruhigenden Medikamenten drängte und andererseits gar nicht erst zuließ, dass sie bis zur Besinnungslosigkeit konsumierte und feierte. Diese Situation erinnerte mich daher unweigerlich an unsere Jugend, daran, wie wir uns früher zusammen abgeschossen hatten, und Nele würde es wahrscheinlich nicht erkennen, aber ich schüttelte regelrecht abgestoßen meinen Kopf darüber. In diesem Zustand hatte ich früher fast jeden Tag verbracht und ich war es dann auch gewesen, der sie ebenfalls unbedingt dazu drängen musste, weil sie mir sonst zu langweilig wäre. Wo war denn zu der Zeit mein Kopf gewesen, verdammt? Jahre später machte ich mir dafür noch immer Vorwürfe, das wurde auch jetzt wieder ganz deutlich, als ich Neles schwankenden Körper ansah, und vielleicht hatte es auch noch etwas mit dieser Schuld zutun, dass ich ihr den Ausweis aus der Hand nahm, stützend meinen Arm um sie legte und sie dann zur nächsten größeren Straße leitete, wo ich ein Taxi für uns anhielt. Ich fühlte mich einfach noch immer für sie verantwortlich. Weil sie nicht für sich selber die Verantwortung übernehmen konnte und es anscheinend auch sonst niemand tat.
Dass Nele nicht besonders auf Ordnung oder Sauberkeit achtete - weder in ihrer Manie, noch in ihrer Depression - das war für mich auch keine Überraschung, ich hatte schließlich jahrelang hinter ihr her geräumt, daher versuchte ich mich auch auf das Schlimmste einzustellen, als ich ihren torkelnden Körper die Treppen nach oben hievte, aber wurde dann in ihrer Wohnung von einem ganz anderen Anblick begrüßt. Überraschend aufgeräumt war es hier nämlich. Die Schuhe im Flur standen fein säuberlich aufgereiht und ein kurzes Blick in die Küche zeigte auch keinen einzigen schmutzigen Teller. Die Bettwäsche auf dem Sofa fiel mir noch gar nicht recht auf, weil Nele schon von selber ihr Schlafzimmer ansteuerte, und ich ihr einfach blind folgte, aber dass irgendetwas hier absurd war merkte ich spätestens, als sich die Tür öffnete und mir ein muffiger Geruch entgegen stieß. Von Alkohol, kaltem Schweiß und Rauch. Hier war bestimmt schon mehrere Tage lang nicht gelüftet worden, deshalb ging ich auch direkt auf das Fenster zu, nachdem ihr Körper schlaff aufs Bett gefallen war, um es zu öffnen und frische Luft hinein zu lassen. Dreck und Staub lag hier überall auf dem Boden und auf den Möbeln, die Aschenbecher quollen beinah über, Drogentütchen zierten ihren Nachttisch. Schmutzige Kleidung lag herum, viele aufreizende Dessous, Kondome und sogar ein paar Teller mit Essensresten. Dieser Anblick war tatsächlich noch schlimmer, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und ich wollte gerade schon ansetzen, um Nele eine Predigt zu halten, als mich ein leidliches, müdes Geräusch aus ihrem Mund dann doch davon abhielt. Sie würde sich morgen sowieso an nichts mehr davon erinnern. Stattdessen ging ich also nur langsam auf sie zu, nahm ihr Füße in meine Hände und zog ihr vorsichtig die Schuhe aus, um danach die Decke über ihren Körper zu ziehen. Sorge und Ärger mischte sich in meinem Blick. Ärger, weil sie ihr Leben einfach nicht selber auf die Reihe bekam, und Sorge, weil ich ihr das eigentlich nicht zum Vorwurf machen durfte. Das war die Krankheit, nicht sie selbst.
Nach diesem Anblick von ihrem Zimmer war ich aber noch beunruhigter als zuvor, deshalb richtete ich mich auch wieder auf, sah einmal um mich und nahm mir vor diese Möglichkeit wenigstens zu nutzen, um mir einen Überblick über ihr Leben zu verschaffen, wenn sie mich schon nicht von sich aus daran teilhaben ließ. Sonst tat es ja niemand. Oder doch? Bei meinem Weg durch die Wohnung blieb mein Blick nämlich auf einmal an der Bettwäsche hängen, die dort fein säuberlich auf dem Sofa lag, und ich kam nicht umhin mich zu fragen, wer die wohl nutzte. Da lag nämlich außerdem auch noch ein großer Rucksack auf dem Boden und ein paar Fächer im Regal waren voll Männerkleidung. Vielleicht hatte sie sich ja einen Mitbewohner hier hinein geholt. Und vielleicht sorgte der auch für die Ordnung in all den gemeinschaftlichen Räumen. Fotos konnte ich zwar nicht finden, aber beim näheren Betrachten erkannte ich im Flur außerdem einige Schuhe und Jacken, die zweifellos einem großen Mann gehören mussten. Ob er wohl von Neles Krankheit wusste? Ob er die Symptome zu seiner Befriedigung nutzte? Die zwei halbvollen Flaschen Schnaps neben dem Sofa waren mir nämlich auch nicht entgangen, derjenige war also vielleicht ganz ordentlich, aber auch sicher kein Gutmensch. Wenigstens beruhigte es mich kurze Zeit später in der Küche, dass der ganze Alkohol in den Schränken und im Kühlschrank nicht nur für Nele alleine war und dass man zumindest auch ein paar Lebensmittel dort finden konnte. In ihrer Manie war es nämlich ebenso schwierig gewesen sie zum Essen zu bewegen wie in der Depression. Neben den Lebensmitteln und dem Alkohol, fand ich im Kühlschrank aber auch ein paar Pillen, so viele, dass Nele die sicher nicht nur für sich selber da hortete, und im Mülleimer im Badezimmer, in den ich ebenfalls kurz hinein spähte, ein paar benutzte Kondome, von denen man auf ein reges Sexleben schließen konnte. Sie schien wenigstens auf Verhütung zu achten, aber obwohl mich das eigentlich beruhigen sollte, spürte ich viel eher so etwas wie Eifersucht in mir. Es belastete mich, dass Nele ihre Lust so sorgenfrei auslebte, und es ärgerte mich, dass diese Männer wahrscheinlich nicht einmal hinterfragten, weshalb sie so war. Nein, die verbrachten einfach nur eine Nacht mit ihr, nutzten ihren Körper zur eigenen Befriedigung und verschwanden dann wieder aus ihrem Leben. Und wenn in ein paar Wochen die depressive Phase wieder losgehen würde, dann wäre keiner davon mehr an ihrer Seite, um ihr zu helfen und für sie da zu sein.
Erschöpft rieb ich mir mit der flachen Hand über das Gesicht, weil ich mir jetzt nur noch unsicherer war, ob und wie ich das in Zukunft übernehmen konnte, aber vielleicht wäre sie ja morgen früh bereit und ausgeschlafen genug, um mal in Ruhe mit mir zu reden und mir ein paar Fragen über ihr Leben und über ihre Therapie zu beantworten. Einfach weil es sich falsch anfühlen würde das nicht zutun, zog ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Lahja eine kurze Nachricht, dass ich Nele auf meinem Heimweg getroffen hatte und dass ich heute Nacht bei ihr blieb, weil sie völlig unzurechnungsfähig wäre. Ich wollte meiner Freundin das nicht einfach verschweigen. Erst hinterher fiel mir aber auf, dass ich mich gar nicht aufs Sofa legen konnte, wenn da eventuell noch jemand anders schlief, und ging daher zögerlich wieder in das Zimmer meiner Ex-Freundin. Egal, wir waren doch alle erwachsene Menschen. Wir konnten ja wohl zusammen auf einer Matratze schlafen und uns trotzdem beherrschen. Kopfschüttelnd schloss ich also die Tür hinter mir, schob mir selber ebenfalls die Schuhe von den Füßen und schmiss ein paar Klamotten von Nele vom Bett, damit ich genug Platz hatte, um mich neben sie zu legen. Sie schlief schon tief und fest, bekam gar nicht mit wie ich mir sogar eine eigene Decke nahm und ihr meinen Rücken zudrehte, nur um Lahja möglichst wenig Angriffsfläche zu geben, unwissend, dass das alles letztendlich doch nichts brachte. Ich konnte Nele noch so oft von mir weisen, wenn sie mal wieder versuchte sich mir zu nähern, und ich konnte meiner Freundin noch so oft erzählen, dass das der Vergangenheit angehörte, in Wirklichkeit war sie nunmal meine erste große Liebe und ich würde sie und unsere gemeinsame Zeit niemals vergessen. Ich wäre immer irgendwie anfällig für sie und vielleicht sorgte deshalb ihre Nähe und ihr Geruch dafür, dass ich in dieser Nacht seit langem mal wieder von ihr träumte. Von ihrem mir allzu bekannten Körper, ihrer weichen Haut, ihren schönen Rundungen und wie wir miteinander schliefen, unersättlich und immer wieder.


RE: NELE - Nele Hensley - 25.04.2016 22:40

Sobald Nele auf dem Bett gelandet war, fielen ihr auch schon die Augen zu. Die Mischung der Tabletten, das wenige Essen, der Alkohol und dieses immer Euphorische Hochgefühl – das forderte jetzt seinen Tribut. Sie kuschelte sich an die Decke, die ihr Zac über die Schulter gezogen hatte. Das, was in diesem Wagen passiert war, das wäre fast so gewesen, als hätte man mit einer schlafenden Frau Sex gehabt aber Nele würde das zum Glück nicht belasten. Manch eine Frau würde das am nächsten Tag wie eine Belästigung vorkommen, wenn nicht ein Missbrauch aber Nele sah das gerade sexuell nicht eng. Nicht in ihrer Hochphase. In ihrer Depression könnte ihr das zusetzen, alles, was sie nun für ein Verhalten an den Tag legte aber gerade war sie absolut Tabulos. Vielleicht hätte sie sich nicht einmal mehr daran erinnert – aber an diesem Morgen war das anders. Denn als sie sich zur Seite drehte, war sie nicht alleine in ihrem Bett. Mit einem müden Augenaufschlag betrachtete sie Zac. Nein, es brauchte nicht lange, um ihn zu erkennen, immerhin war sie eine ganze, verdammte Weile neben ihm aufgewacht. Schnell hatte sie Rekonstruiert, wie es dazu gekommen war und das obwohl es draußen noch dunkel war. Nele brauchte in der Manie nicht viel Schlaf, sie war fast immer unter Strom und wollte das auskosten. Wohingegen in der Depression fast nur schlafen auf dem Plan stand. Am liebsten für immer sogar. Also schlich sie sich aber auch ins Bad, noch immer in ihrem Sommerkleid und duschte zu einer unmöglichen Zeit. Ihre eigene Fahne und die Klamotten hatten sie gestört und deshalb war sie auch nicht auf die Idee gekommen, die sie nun hatte, als sie ihren Körper mit einer Creme einrieb. Die unbefriedigte Lust von gestern, der Gedanke ihres Exfreundes in ihrem Bett und auch wenn sie nicht sofort zu Zac zurück kehrte, setzte sich etwas in ihrem Kopf fest. Ein leichtes Nachthemd über den Schultern fand sie sich wieder an seiner Seite ein und statt ihn so offensiv wie sonst überfallen zu wollen, legte sie sich frontal zu ihm hin. Schob eher langsam das nackte Bein über seine Hüfte und rutschte so Näher an ihn heran. Ihr frischer Duft dürfte ihm schon in die Nase gestoßen sein, die feuchten Haare kitzelten sein Gesicht und Nele ließ ihre Finger über seine Wange gleiten. Als wäre das alles Selbstverständlich, lehnte sie sich etwas auf ihrem Ellenbogen hoch um seine Schulter zu Küssen. Verdammt, Zac zog sie aber auch noch auf eine ganz andere Weise an als es Aiden oder Adam taten nur konnte sie das nicht betiteln.


RE: NELE - Zac William Coles - 26.04.2016 09:58

Es gab nicht viele schwache Momente in meinem Leben, eigentlich handelte ich immer unheimlich durchdacht und verkopft, vor allem in der Beziehung zu Nele war das wichtig, um mich nicht von ihren extremen Emotionen leiten zu lassen. Ich musste verstehen, dass ihr Sexualtrieb in der Manie ein Symptom ihrer Krankheit war, genauso wie der Sterbenswille in ihrer Depression, sonst wäre ich selber daran auch völlig zugrunde gegangen. Jetzt in den letzten Wochen, zusammen mit Lahja, hatte sich das aber ein bisschen geändert. Immer wieder war ich mit diesem Chaos-Magnet in Situationen geraten, in denen ich meinen Kopf hinten anstellte, immer wieder war ich auch von ihr dazu motiviert worden, dass es okay war nicht nur einem peniblen Plan zu folgen und sich ständig zu beherrschen. Ich hatte ein bisschen loslassen können von meinem Schema der vergangenen Jahre und vielleicht hatte es sogar etwas damit zutun, dass ich mich an diesem Morgen blind und müde auf etwas einließ, was ich bald bitter bereuen würde.
Gerade hatte ich noch von Nele geträumt, davon wie wir einander berührten und küssten, wie ihr vertrauter Geruch meine Sinne benebelte, da wurde ich auf einmal, ganz sanft, aus dem Schlaf gerissen. Von eben diesem Geruch. Ihre feuchten Haare kitzelten auf meiner Haut, schwer aber anziehend lag ihr Bein auf meiner Hüfte und als ich blinzelnd in die Dämmerung blickte, mich ein wenig herum drehte, war da auf einmal ihr Gesicht, ganz nah an meinem. Ich sah in ihre vertrauten, verführerischen Augen, auf ihre vollen Lippen und diese natürliche Schönheit von Nele - kurz nach dem Duschen, befreit von all ihrem Make-Up - die zog mich auf einmal so sehr an wie schon unzählige Male zuvor. Alle Emotionen kamen wieder hoch, die Erinnerung an unsere schwierige, plötzliche Trennung und daran, dass wir nie die Chance gehabt hatten durch ein klärendes Gespräch wirklich miteinander abzuschließen. Das alles war auf einmal wieder so präsent und ich konnte gar nichts anderes tun, als ihrer Anziehungskraft nachzugeben, mich langsam, atemlos zu ihr zu lehnen und ihre Lippen mit meinen zu verschließen. Verdammt, wie sehr sie mir manchmal fehlte. Das wurde mir erst jetzt so recht klar, als wir einander küssten, und deshalb steigerte ich mich auch unheimlich schnell in diese verdrängte Sehnsucht hinein. Mein Körper wandte sich immer mehr in ihre Richtung, leidenschaftlich krallte ich meine Finger in ihr braunes Haar und presste mich innig gegen ihren leicht bekleideten Körper. Es war unglaublich reizvoll wie vertraut sich das anfühlte. Wie sich jahrelange Erinnerungen auf einmal in meinem Kopf abspielten und wir noch immer voneinander wussten, was uns erregte. Wie wir uns gegenseitig um den Verstand bringen konnten. Das gelang Nele nämlich gerade gnadenlos gut.


RE: NELE - Nele Hensley - 26.04.2016 22:29

Man konnte bei ihr nicht richtig definieren, was sie fühlen konnte und wie sie einschätzen konnte, was er ihr bedeutete und gerade in den letzten Jahren war er einfach so Selbstverständlich geworden. Beide hatten das zugelassen – er hatte sich ihr gegenüber nur noch in der Pflicht gesehen und sich beherrscht und sie hatte ihn deshalb auch in ihre Phasen integriert. Das hatte Funktioniert, für beide aber auch für Nele war das etwas überraschend anderes. Beim Funktionieren hatte man Gefühle außer acht gelassen, die eindeutig gerade auch sie überrannten. Denn sie konnte – ohne den Rausch, die Drogen und das quirlige endlich ihre Emotionen etwas greifen. Sie trieb sich ja selbst in all diese Extreme, um sich noch länger auf dem Höhenflug zu halten, sich dort festzubeißen und nicht wieder zurück zu fallen und dann auch so enorm tief. Sie kannte das doch. Als er ihr dann auch noch zeigte, dass auch er sie noch begehrte und das trotz, dass er sie betrogen hatte und ihr damit das Gefühl gegeben hatte, nicht mehr erstrebenswert für ihn zu sein, löste das nicht nur die Lust der Manie aus sondern auch mehr. Nele erwiderte innig den Kuss und nutzte die Gelegenheit, ihn auf den Rücken zu drehen und sich auf seine Hüfte zu setzen. Ihre Augen funkelten erregt in dem schwachen Licht und ihre Hände befreiten ihn gekonnt von seinem Oberteil. Dabei ließ sie nicht außer acht, Anerkennend langsam diese Berührungen auszukosten – Zac liebte es, wenn sie ihn so begehrt hatte und auch, was danach kam. Denn seine Ex-Freundin hatte in der Depression ganz besonders sich selbst verschmäht und gehasst. Alles an sich. Umso aufreizender war dann immer gewesen, wie sie in der Manie mit ihrem Körper im Einklang schien und wie wenig das mit ihr zu tun hatte, wenn sie unfähig, sich zu bewegen, in einer Ecke lag und sich nur selbst anekelte. Die junge Frau nutzte es also vollkommen aus, dass er einen Blick auf ihren Körper hatte, während sie sich bei der aufgehenden Sonne ganz langsam und mit diesem zuckersüß- gefährlichen Blick, Zentimeterweise das Nachthemd über die Haut nach oben schob. Immer mehr nackte Haut konnte er erblicken, genauso wie die Lust auf ihren Gesichtszügen, als sie dabei ihre Brüste selbst stimulierte und sein Becken verführend frech an ihm rieb. Genauso wusste sie aber auch, wie Zac es genoss, wenn man sich ihm hingab und unterwarf. Was Sex anging war er über all die Jahre doch extrem geblieben und Nele hatte das in ihrer Manie nur mehr angefacht. Als sie deswegen nackt auf ihm saß, beugte sie ihren Kopf, dass sie seinen Hals bis zu seinen Lippen gierig Küssen konnte, dabei lustvolle Laute von sich gab – eher die beiden die Positionen tauschten und sie sich in den Laken wieder herumdrehten. Willig winkelte sie die Knie an, spreizte die Beine und auch wenn sie es selbst erst später verstehen würde – und bereuen – weil sie nicht ahnte, was er tun würde als Konsequenz – zog sie ihn so nahe an sich, dass sie in sein Ohr flüstern konnte. „ Ich will dich spüren Zac, du hast mir gefehlt.“ Dabei fanden die Fingernägel ihren Weg seinen Rücken hinab – anfangs mit sanften und dann mit immer stärkerem druck. Auch das brachte ihn oft genug um den Verstand, genauso wie, dass sie ihren Oberkörper anbietend zu ihm wölbte und ein lustvolles Geräusch an sein Ohr drang, wobei der heiße Atem seine Wange streichelte.