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RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 15.10.2015 19:05

Ein paar Tage war es jetzt her, seitdem Lahja meine Wohnung verlassen hatte, um wieder zu ihrem Vater zurück zu gehen. Die Verletzungen unserer körperlichen Auseinandersetzung waren verheilt, nichts würde offensichtlich darauf hindeuten, dass sie sich selber in Gefahr gebracht hatte und Kilian hätte keinen Grund mehr wütend zu sein oder sich um seine Tochter zu sorgen. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass ich nicht direkt eine Nachricht von ihr bekam und auch nach zwei Tagen ohne ein Lebenszeichen von Lahja war ich noch nicht beunruhigt, schließlich waren wir kein Paar. Wir waren nicht einmal so gute Freunde, dass wir ständig in Kontakt blieben. Keine Ahnung, was wir überhaupt füreinander waren. Die Panik in mir kam erst zwei Tage später, nach meinem Training mit den Jugendlichen, als ich das Gebäude verließ und draußen vor der Tür niemand Geringeres als Lahjas Freund Noah auf mich wartete. Er wollte sie dieses Wochenende hier in Los Angeles besuchen, das wusste ich sogar, weil das unter anderem ein Grund gewesen war, weshalb sie nicht noch länger bei mir in der Wohnung bleiben wollte, aber eigentlich hatte ich mich doch sehr deutlich ausgedrückt, oder? Dass ich keine Lust darauf hatte ihn besser kennenzulernen und mich mit ihm über Lahja auszutauschen? Das brauchte ich nicht, das machte ich ihm auch mit einem verwirrten, eher ablehnenden Blick deutlich, aber Noah war nicht hier, um ein Bier mit mir zu trinken und sich mit mir anzufreunden. Er war hier, weil er nicht wusste, wo seine Freundin war. Sie sei nicht wie verabredet zur Busstation gekommen, meldete sich nicht auf seine Anrufe und Nachrichten und als er zu Kilians Wohnung gegangen sei hatte April ihn dort nur mit den Worten abgewiesen, dass Lahja schon seit ein paar Tagen bei mir übernachtete. Um ins Training wieder rein zu kommen. Von dieser Notlüge wusste ich natürlich und ich bestätigte Noah auch, dass sie bei mir gewesen war, aber ich sagte ihm auch ehrlich, dass sie vor zwei Tagen gegangen sei. Um das Wochenende mit ihm verbringen zu können. Absurd fühlte sich das an, für mich zumindest, normalerweise redete man nicht über sowas, wenn man sich in einer festen Beziehung befand, so wie Noah und Lahja. Aber überschattet wurde dieser Verwirrung von unserer gemeinsamen Ratlosigkeit. Wir beide hatten seit zwei Tagen nichts von ihr gehört, April anscheinend ebenfalls nicht und das hieß, dass wohl auch Kilian nichts wusste. Wenigstens waren wir uns einig, dass das erst einmal so bleiben sollte, wir wollten ihn schließlich nicht unnötig aufregen, und während wir noch gemeinsam draußen vor dem Jugendzentrum standen rief Noah erst einmal bei ihrem Onkel Matt an. Mit lockerer Stimme fragte er, ob Lahja in den letzten beiden Tagen bei ihm gewesen sei und als er das verneinte, aber sich natürlich direkt besorgt erkundigte, wimmelte Noah ihn einfach gekonnt ab. Niemand schien zu wissen, wo sie war. Und über diese Unsicherheit geschah tatsächlich das, was ich eigentlich versucht hatte zu vermeiden: Wir gingen zusammen in die Kneipe gegenüber und tranken ein Bier - für mich alkoholfrei - während wir gemeinsam die Optionen abwägten.
An diesem Abend kontaktierte Noah noch ein paar alte gemeinsame Freunde, aber auch von denen schien niemand etwas zu wissen, und für den nächsten Tag nahmen wir uns vor getrennt voneinander ein paar Stationen abzuklappern, wo Lahja sein könnte. Noah hatte auf seiner Liste noch ein paar weitere alte Kontakte, ebenso wie einige Kneipen und Clubs, während ich ein paar Orte absuchte, wo wir gemeinsam trainiert hatten. Das alles wäre vielleicht nur halb so schlimm, wenn wir beide nicht ganz genau wüssten in welcher prekären Lage Lahja sich im Moment befand. Das Dealen für Brooke, diese offene Beziehung zu Noah, unser undefiniertes Zusammensein. Da kam viel aufeinander. Noah sagte mir zwar es wäre für seine Freundin nicht ungewöhnlich gerade in solchen Momenten davonzulaufen und ein paar Tage tief durchzuatmen, aber die ganzen Umstände waren trotzdem absurd. Es hatte keinen eskalativen Streit mit Kilian gegeben, während der paar Tage bei mir in der Wohnung schien sie sich auch wieder etwas beruhigt zu haben, sie hatte ihren Drogenkonsum im Griff und selbst wenn sie abgehauen wäre, dann würde sie das nicht tun, ohne nicht ihrem Freund abzusagen. Irgendetwas stimmte in dieser Geschichte nicht.
Nachdem ich am nächsten Tag tatsächlich alle Orte besucht hatte, die mir in den Sinn kamen, blieb mir nur noch ein Abstecher zu der Wohnung, wo ich sie ein paar Tage vorher getroffen hatte. Diese Junkie-Freunde von ihr lebten dort. Eventuell suchte sie bei denen erneut Zuflucht. Fehlanzeige allerdings. Auch die zwei völlig fertigen Jungs, die ich in der Wohnung antraf, hatten seit ein paar Tagen nichts mehr von ihr gehört, das behaupteten sie zumindest. Doch weil ich die Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit von Junkies schon immer infrage gestellt hatte, drängte ich mich einfach an ihnen vorbei, lief einmal durch die gesamte Wohnung und musste ernüchtert feststellen, dass sie Recht hatten. Keine Spur von ihr. Was aber nicht hieß, dass das nicht eventuell noch kommen könnte. Erst bat ich sie höflich darum, dass sie sich einfach bei mir melden sollten, wenn sie etwas von ihr hörten, aber als die beiden Halbstarken nur mit einem amüsierten Geht klar, Bruder darauf reagierten und sich gleichgültig abwandten, wurde ich doch ein wenig einschüchternder. Mit harter Stimme und während ich den schwächlichen Körper von einem von ihnen gegen die Wand drückte, verlangte ich nach sofortiger Benachrichtigung und drückte dem jungen Mann so lange die Luft ab, bis er kleinlaut nachgab und eifrig nickte. Na bitte. Konnte man nur hoffen, dass Noah bei Lahjas übrigen Freunden ebenfalls so einen Eindruck hinterlassen hatte.
Am nächsten Tag hatte jedoch immer noch keiner von uns eine neue Spur. Noah sagte er würde nochmal durch die Stadt gehen und überall nach ihr suchen und ich musste leider arbeiten, aber ein Ziel stand noch immer aus: Brooke. Unser letzte Option sozusagen, für die wir uns allerdings unbedingt die Hilfe von Matt holen sollten, laut Lahjas Freund. Ich kannte die rothaarige Frau nicht und ich wusste nicht, was es mit ihr auf sich hatte, aber wenn er so darauf bestand, dann bitte. Dann stellten wir das also nach ganz hinten an. So weit musste es allerdings gar nicht mehr kommen, denn als ich abends den Trainingsraum im Jugendzentrum aufräumte, klingelte auf einmal mein Handy und der junge Junkie-Freund von Lahja meldete sich mit der erfreulichen Nachricht, dass sie ein paar Tage in seiner Wohnung pennen wollte. Na bitte. Sie lebte also noch. Eine riesige Last fiel von meinem Herzen, auch wenn die Umstände schon wieder ziemlich absurd schienen. Ihr Bekannter wollte mir einen Schlüssel für die Wohnung übergeben, weil Lahja ihn aus seiner eigenen Bude herauswarf? Warum sollte sie das tun? Aber gut, wenigstens kam ich so zweifellos hinein und musste nicht irgendwelche Türen einschlagen, also verabredete ich mich mit ihm in der Nähe der Wohnung, legte auf und beruhigte danach erst einmal Noah, indem ich bei ihm anrief. Er hörte sich ebenso erleichtert an wie ich, aber weil er noch am ganz anderen Ende der Stadt war, traf ich mich alleine mit Lahjas Junkie-Bekannten und beäugte ihn kritisch, als er davon sprach, dass sie nicht besonders fit aussähe. Davon konnte ich mich ja gleich selber überzeugen.
Nur ein paar Minuten später schloss ich die Haustür unten auf, lief im Treppenhaus bis in den zweiten Stock, öffnete dort besagte Tür und trat in die abgeranzte fremde Wohnung ein. "Lahja?", fragte ich einmal laut, ließ die Tür hinter mir wieder ins Schloss fallen und sah einmal um mich. Keine Reaktion. "Lahja, bist du da?" Langsam lief ich vom Flur aus in das Wohnzimmer und blieb dort direkt völlig geschockt stehen, denn dieser Anblick übertraf all meine Sorgen. Lahja lag zusammen gekauert auf dem Sofa, ihr Gesicht wirkte blass und fahl, dunkle Ränder zeichneten ihre Augen, die Haare fielen ihr strähnig ins Gesicht. Ich hatte sie noch nie zuvor so gesehen, doch gerade als ich mich auf sie zubewegen wollte, blieb mein Blick auf dem Couchtisch hängen. Ich sah das weiße Pulver in einem kleinen Bag, die Spritze, den Löffel. Und für ein paar Sekunden konnte ich einfach gar nichts tun, als mit unangenehm schwer schlagendem Herzen diese Utensilien anzustarren. "Lahja, was ist passiert?", fragte ich atemlos, während in mir drin gerade ein Kampf begann. Zwischen dem Teil in mir, der sorgenvoll in ihr Gesicht starrte, und dem Teil, der diese ganzen Drogen so abgrundtief verabscheute. Angst und Wut wechselten sich ab, wie erstarrt blieb ich mitten im Raum stehen. "Was soll das? Was machst du hier?"


RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 15.10.2015 20:31

Lahja spürte doch, dass er ihrem Wunsch nicht nachkam sondern einfach bei ihr blieb und sie presste feste die Augen zusammen. Eventuell könnte ihn das ja verjagen oder sie sich einfach irgendwo anders hin zaubern aber nein – er blieb da und stellte auch noch penetrante Fragen. Was war denn nur los? Sie wollte einfach alleine sein, das hatte sie doch deutlich gesagt, oder etwa nicht? Ihre Hände ballten sich schwach zu Fäusten, denn wenn sie sich eines selber versprochen hatte, dann, dass Chris sie nicht gebrochen hatte für den Rest ihres Lebens und das er ihr ihren Charakter nicht versaute. Leider wie so oft mit den völlig falschen Schlüssen und Reaktionen, die sie daraus zog. Durch die Wut in seiner Stimme, nahm er nämlich eine Rolle ein, die ihn zum Feind machte und in den letzten Tagen hatte ihr Feind systematisch alles in ihr nieder geschlagen. Davor musste sie sich schützen. Dieser völlig verquere Gedankengang war es also der das Mädchen dazu brachte sich aufzurichten, wenn auch mit unterdrücktem Stöhnen und ihren Arm durch den Pullover zu schieben, den sie eben freigelegt hatte um sich den Schuss zu setzen. Es war alles aus ihren Gedanken verbannt, was Zac dazu berechtigte nachzufragen, was los war – die Verabredung, sie würde sich melden, wenn sie Drogen nehmen würde oder aber das sie ihm gesagt hatte, sie würde sich melden, wegen des Trainings. In den letzten Tagen hatte keiner in ihren Gedanken existiert, der ihr Nahe stand, auch Noah nicht, weil sie das nicht ertragen konnte. Als sie den Blick auf die offensichtlichen Folter-Male also verdeckt hatte, stand sie von dem Sofa auf. „ Das hat dich nicht zu Interessieren.“ sagte sie ungewohnt kalt und schon ein wenig unheimlich, genauso wie sie mit ausgestreckter Hand dann vor ihm stand und den Schlüssel forderte. „ Ich habe keine Ahnung wie du hier rein gekommen bist aber ich will das nicht.“ Ihr dauerte das auch alles zu lange, ihre Kräfte waren doch noch lange nicht wieder da und heute Morgen noch hatte sie fünfzehn Mal mit einem harten Seil von Chris Schläge auf ihrem ganzen Körper verkraften müssen. Kein normaler Mensch würde das einfach so körperlich wegstecken und wenn die Drogen nicht in ihr wären, dann hätte sie wahrscheinlich vor Schmerzen geschrien bei dem Versuch aufzustehen. Die Male an ihren Handgelenken lugten nur ein ganz kleines bisschen unter dem langen Ärmel des Pullovers heraus, ansonsten ließ nur das Gesicht und der generelle, verwahrloste Zustand darauf schließen, dass ihr etwas schlimmes passiert war, auf das sie selber keinen Einfluss gehabt hatte. Oder aber das sie binnen der kurzen Tage selber so zum Heroin Junkie mutiert war aber eigentlich wusste Zac doch auch, dass dies eines der Rauschmittel war, die bei ihr nie ganz oben auf der Liste gestanden hatten, oder?


RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 15.10.2015 22:02

Für einen kurzen Moment, während Lahja sich auf dem Sofa aufrichtete und ihren Arm in den Pullover schob, erhaschte ich einen Blick auf ihre nackte Haut. Auf dunkle Flecken, die sie zeichneten, neben den vielen Tätowierungen, die mir schon so bekannt waren. Da waren außerdem Einstichwunden, viel zu viele, mit rötlich-lila Verfärbungen drumherum. Diese Frau, die jetzt vor mir stand, war nicht die Lahja, die ich vor vier Tagen aus dem Haus hatte gehen lassen, auf einmal lag dort ein ganz anderer, müder Blick in ihren Augen. Sie bewegte sich anders, sie stand anders vor mir und wenn mir ihr Gesicht nicht so vertraut wäre, würde ich wahrscheinlich an meiner Wahrnehmung zweifeln. Wir kannten uns noch nicht lange genug, ich hatte all ihre Eskapaden in der Jugend nicht miterlebt, ich hatte sie noch nie so unter Drogen stehen sehen wie in diesem Moment. Ich hätte niemals erwartet, dass sie sich nicht an ihr Versprechen halten würde und tatsächlich wieder den Drogen verfiel, ohne mit mir zu reden, deshalb sah ich auch noch einmal ungläubig auf den Tisch und insbesondere auf die Spritze, die dort lag. Aber was wusste ich denn schon? Was, wenn sie doch viel mehr Junkie war, als ich ahnte?
Absurderweise wünschte ich mir gerade ihren Freund hierher. Noah kannte Lahja seit so vielen Jahren, er wüsste wie er mit ihr umgehen sollte, aber als sie vor mir stehen blieb und erwartungsvoll ihre offene Hand in meine Richtung streckte, legte sich ein so schwerer Druck auf meine Kehle, dass ich erst einmal gar nicht reagierte. Ich starre ihr einfach nur in die Augen, in ihr blasses Gesicht, bis ich entschieden den Kopf schüttelte. "Nein", erwiderte ich hart, ohne mich zu rühren. "Dein Bekannter hat mir den Schlüssel gegeben. Und weißt du auch warum? Weil ich gestern bei ihm war, um nach dir zu suchen." Ich ging noch einen Schritt auf Lahja zu, unsicher weshalb, weil ich immer noch nicht wusste, ob ich mich dieser fremden Person überhaupt nähern wollte, die auf einmal vor mir stand. "Noah kam vor zwei Tagen zu mir. Ihr wart verabredet, aber du bist einfach nicht aufgetaucht. Wir haben hundert Mal versucht dich zu erreichen, Lahja. Wir waren überall in der Stadt, um nach dir zu suchen. Dein Vater hatte keine Ahnung, wo du bist, und Matt wusste es auch nicht. Du hast dich bei niemandem gemeldet, also was ist los? Wo ist dein Handy? Wo warst du? Was ist passiert?" Ich sprach noch immer viel eher erwartungsvoll und laut mit ihr, aber je länger ich sie ansah, desto unruhiger wurde meine Stimme. Weil ich mir nicht mehr so sicher war, ob das alles hier tatsächlich in Lahjas Entscheidungsgewalt lag. Wir kannten uns noch nicht lange, das war richtig, aber wir hatten so viel miteinander geteilt und das alles hier, das passte doch nicht zu der Person, die ich in ihr sah. Auch wenn hier mit der Spritze und dem Heroin so viele Dinge lagen, die meine Zweifel rechtfertigten, hatte ich wirklich Grund die Person infrage stellen, die ich kennen gelernt hatte?


RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 16.10.2015 00:44

Es passierte etwas, was für Zac ganz Absurd sein musste – weil er Lahja kannte, die immer auf Krawall aus war und für die es kein größeres Armutszeugnis gab, als schwäche zu zeigen. Als er einen Schritt auf sie zukam, bekam sie es so sehr mit der Angst zu tun, abermals gegen ihren Willen festgehalten zu werden, sie wich aus Reflex der letzten Tage zurück und machte sich absichtlich einen halben Kopf kleiner als Zac sie ohnehin schon überragte. Wie ein geschlagener Hund, der sich nicht Wiedersetzen will aber dem auch irgendwie keine andere Wahl bliebt. Die junge Frau hielt dem Blick in seine Augen zwar stand aber das war den Drogen zu verdanken, die ihre Pupillen Rabenschwarz und Riesig machten. Immer wieder schien er sich an dem Heroin aufzuhängen mit seinen Blicken aber das war ihr gleich, sollte er denken, was er wollte, denn mit dem was er sagte, löste er etwas in ihr aus. Noah? Kilian? Matt? Sie hatten sich gesorgt und nach ihr gesucht und sie war in den Händen dieses Monsters gefangen gewesen? Wildfremde Männer hatten sich an ihrem Elend aufgegeilt während die geliebten Menschen sich über ihren verblieb den Kopf zerbrochen hatten? Lahja konnte das nicht hören und an sich heran lassen, deswegen hob sie ihre Hände nun zu ihren Ohren und presste sie fest gegen die Seite ihres Kopfes um Zac nicht zuhören zu müssen. Diese Fragen, die er an sie hatte brannten auf der Seele wie das Salz in der Wunde von Chris Initialen und sie suchte nach einem Ausweg aus der Situation. Angriff. Sie war wieder frei und sie konnte frei handeln und auch wenn Zac das warum nicht verstehen würde, begann sie mit der kratzigen Stimme die ihr geblieben war gegen ihn anzureden und dabei langsam die Hände von den Ohren sinken zu lassen „ Ist mir egal. Ich will auch Noah nicht sehen, ich will Kilian nicht sehen und Matt will ich auch nicht sehen. Sag ihnen ich will meine Ruhe. Mein Handy ist hier, meine Sachen sind alle hier und ich bin hier und wo ich war, das ist nicht wichtig. Nichts ist mehr wichtig, die Bewährungshilfe, der Job, das Jugendzentrum, gar nichts. Du siehst es doch selber. Junkies halten sich an keine Termine.“ Sie ergriff seine Offensichtlichste Angst um ihn zu verjagen, eine Offensichtliche Taktik mit der Lahja schon den ein oder anderen entweder aus der Fassung gebracht hatte oder vertrieben. Sie war ja nicht dumm, wenn es darum ging. Das dauerte ihr aber auch immer wieder zu lange, ihre Kehle brannte nach den zahlreichen Worten und das Heroin war mehr als sie gewohnt war. Dennoch, sie war Glücklich gewesen mit Jeanys warmer Umarmung auf dem Sofa und wenn Zac den scheiß Schlüssel behalten wollte, würde sie eben das Schloss tauschen lassen oder in ein Hotel gehen. Ganz gleich. Hauptsache sie bekam ihn in diesem Moment vom Hals. Nichts was sie sagte erinnerte an das aufschlussreiche Gespräch bei ihm daheim und ihren Mut und Willen ihr Leben zu ändern. Chris hatte sein Ziel erreicht, im Gefängnis würde sie enden und da durch seine Leute zur Grunde gehen. Also was brachte das hier? Außerdem – es war das typische Muster, sie schlug um sich um nicht über das Reden zu müssen, was wirklich passiert war, weil das Unangenehm war. Lieber hob sie den zweiten Arm nach oben, sah auf den Boden um Zac vor sich her in den Flur zu schieben und dabei über den Schmerz in ihrem Körper zu knurren. Der Stoff nahm ihr nur die Empfindungen dafür aber auch die Einschätzung ihrer Kraft und so reichte es bis zum Türrahmen als der Druck gegen seine Brust abnahm und Lahja ihr Bewusstsein vor ihm verlor. Blieb zu hoffen, er rief nicht den Krankenwagen und brachte sie damit auf direktem Weg ins Gefängnis. Auch wenn er zweifelsfrei schon einen Blick auf den geschundenen Körper werfen konnte, wenn er nur ihren Puls messen würde – nicht nur auf die Einstiche sondern auch auf die Male von den Handschellen, die Verbrennungen durch die Zigaretten und sonst klebte Blut, Dreck und Schweiß überall an ihr. Niemand tat sich das selber an, nicht mal jemand wie Lahja.


RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 16.10.2015 19:26

Lahja erreichte mit ihrer Taktik genau das, was sie auch erreichen wollte: Über diese Aussage starrte ich sie völlig geschockt an und war tatsächlich einen Moment lang kurz davor aus der Wohnung zu stürmen und die Tür einfach hart hinter mir ins Schloss fallen zu lassen. Wenn sie so schwach sein wollte und wenn sie sich doch lieber in die Drogen flüchtete, dann bitte. Dann sollte sie das tun. Aber nicht mit mir. Ich hätte sie als willensstärker eingeschätzt. Doch eine Kleinigkeit hielt mich noch immer davon ab sie einfach so aufzugeben und das war, dass ich nicht wusste, woher das auf einmal kam. Dass ich die Zusammenhänge noch nicht schließen konnte. "Warum?", stieß ich auf einmal so laut aus, dass ich mich selber davor erschrak. "Scheiße Lahja, was ist denn passiert, verdammt?" Doch selbst mit dieser offensiven Art kam ich bei ihr heute nicht weiter, stattdessen drückte sie ihre schlanken Finger gegen meine Brust und versuchte mich aus der Tür hinaus zu schieben, als ich mich mit vollem Gewicht allerdings dagegen stemmte, ließ ihre Kraft auf einmal nach. So als zog man plötzlich alles Leben aus ihr heraus, schlossen sich ihre Augen, ihre Arme sackten herunter und dann folgte ihr Körper, den ich jedoch gerade noch zu fassen bekam, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Mehrmals sprach ich ihren Namen aus, versuchte mit ihr zu reden, doch die Erschöpfung und die Drogen nahmen ihr das Bewusstsein und ließen nur eine leere Hülle zurück. Ihr Puls war trotzdem stark, das spürte ich an ihrem Handgelenk, aber als ich meine Finger danach auf ihre Stirn legte fiel mir ihre deutlich erhöhte Temperatur auf. Ich musste einen Arzt rufen, alles deutete darauf hin, dass sie dringend medizinische Hilfe benötigte, doch als ich den Blick in ihr plötzlich so entspannt wirkendes Gesicht senkte, presste ich fest die Kiefer aufeinander. Wenn ich jetzt einen Arzt rief, dann ging Lahja wieder ins Gefängnis. Zweifellos. Diese Drogen in ihrem Körper, damit verstieß sie gegen ihre Bewährungsauflagen und verdammt, ich konnte nicht riskieren, dass man sie wieder hinter Gitter steckte. Es musste doch auch noch einen anderen Weg geben.
Resignierend legte ich meine Arme um ihren ausgemergelten Körper, richtete mich mit ihr gemeinsam wieder auf und trug sie langsam durch den Flur in das kleine, verdreckte Badezimmer. Ganz vorsichtig legte ich sie dort in der Wanne ab, schob achtlos alle Handtücher und Kleidungsstücke vom Rand, ehe ich mich wieder Lahja zuwandte und ihr nach und nach ebenfalls die Kleidung auszog. Und dadurch immer mehr die Fassung verlor. Hier in diesem hellen Licht fielen die Einstichmale nur noch viel mehr auf, ebenso wie die Abschürfungen an ihren Handgelenken, die ich nicht zuordnen konnte. Doch das war noch nicht alles. Überall an ihrem Körper klebte getrocknetes Blut, kleine Verbrennungen zogen sich über ihre Haut und als ich Lahja von ihrem Top befreite, erschrak ich vor den Einkerbungen unter ihrer Brust so sehr, dass ich für ein paar Sekunden die Luft anhielt. Ich verstand noch nicht, dass diese Schnitte Buchstaben darstellen sollten, weil ich viel zu sehr auf die Entzündung in ihrer Haut fixiert war, die darauf hinwies, dass man die Wunden nicht ordentlich gesäubert hatte. Keine Wunder, ihrem penetranten Eigengeruch nach zu urteilen, hatte sie mehrere Tage lang keinen Tropfen Wasser gesehen. Bis jetzt. So schwer es mir bei diesem Anblick auch fiel, ich versuchte mich an meine Aufgabe zu erinnern, schob die Ärmel meines Pullovers so weit wie möglich nach oben und drehte den Wasserhahn auf, eiskalt. Wieder sprach ich sie mehrmals mit ihrem Namen an, legte dabei eine Hand in ihren Nacken, und hielt den Strahl direkt auf sie, in der Hoffnung, dass die Kälte ihren Organismus anregte und sie dadurch wieder zu Bewusstsein kam. "Lahja, komm schon. Bitte. Rede mit mir." Wie in Trance senkte ich meine Hand an ihrem Körper hinab, ebenso wie den Wasserstrahl, um ganz vorsichtig das Blut und den Schweiß von ihrer Haut zu waschen. Wenigstens war von meiner Wut auf einmal nichts mehr übrig.


RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 17.10.2015 03:02

Lahja bekam nichts von dem mit, was Zac mit ihrem Körper anstellte. Chris hatte sie die letzten Tage immer wieder bis an den Rand der Bewusstlosigkeit getrieben, nie weiter aber sie hatte ja auch nichts tun können. Das sie ihren Körper nun selber so verausgabt hatte, indem sie sich Zac vom Leib halten wollte, hatte ihr den Rest gegeben. Die mangelnde Hygiene und das schwache Immunsystem waren für das Fieber verantwortlich, diese ganzen, offenen Wunden hatten sich Entzündet und könnten im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen. Nachdem Zac ihren Körper von dem Schmutz der letzten Tage befreit hatte, müsste er aber Sicher sein können, dass sich aus keiner der Wunden ein blauer Faden zu ihrem Herzen hin unter der Haut zog und das diese Gefahr ausgeschlossen blieb. Außerdem war Lahja trotz der Tage in Gefangenschaft eine Kämpferin und als der Wasserstrahl erneut auf ihr Gesicht traf, krallten ihre Hände sich urplötzlich in die Ränder der Wanne und sie schnappte nach Luft. Das war genau das Gefühl, mit dem Chris sie gefoltert hatte – mit dem Handtuch und dem Wasser, was er darüber gegossen hatte. „ Ich hab getan was du wolltest, ich gebe auf, es tut mir Leid. Bitte, lass mich gehen. Chris ich flehe dich an, das reicht, bitte.“ sprach sie ohne Pause und in Panik aus, als sie in der Badewanne aufgerichtet auf ihren fast entblößten Körper sah. Sie zitterte, erinnerte sich erst dann an ihre Freilassung und an die Geschehnisse in der Wohnung ihres Bekannten. Zac saß da neben ihr, er war es, der ihr das kalte Wasser ins Gesicht gehalten hatte und Fassungslos starrte sie ihm nur in die Augen. Ihr Atem ging viel zu schnell und sie röchelte dabei wie jemand, dem man zu lange die Luft abgeschnürt hatte. Das war sogar für Lahja´s Psyche einen Moment zu viel und Hilflos probierte sie den auseinander genommenen Körper vor ihm zu verstecken. Am brutalsten Stachen wohl noch die Schläge mit dem Seil heraus, neben den offenen Wunden, denn im Laufe des Tages waren sie wie Hügel auf ihrem Körper geworden – schwarz und rötlich. Die Arme gekreuzt und auf jeder Schulter eine Hand sah sie vor sich auf das stumpfe Keramik, nicht dazu in der Lage mit Zac zu Kommunizieren oder ihn erneut anzusehen. Sein gutes Zureden half dabei nichts. Lahja wollte nicht Reden, sie wollte gar niemanden Wissen lassen, was da in dem Loch mit ihr passiert war. Es gab nämlich nichts, was sie Schwächer dastehen lassen würde, als diese Folter unter der sie auch noch eingeknickt war. Zac half ihr dennoch – auch wenn sie weiter in Schweigen versank – ihren Körper mit Stoff zu bedecken, weil er spürte, wie unangenehm ihr der Blick auf die Male von Chris war. Dennoch, er schien eine Erwartungshaltung zu haben, wartete auf das herausbrechen aus ihr, was da los war. Erst auf dem Rand der Wanne, als er sie an den Schultern halten musste um zu vermeiden, dass sie nach Rechts oder Links auf die Fliesen aufschlug, weil ihr Körper noch nicht Stark genug war sich zu halten, geschweige denn einen Schritt vor den anderen zu tun, verließ Brauchbares ihre Lippen. „ Ich... habe noch nie zuvor in meinem Leben Heroin freiwillig genommen. Das war nie... meine Droge.“ Sie sah auf die Zahlreichen Stichverletzungen, die etwas anderes Bewiesen. „ Heute habe ich mein Wort gebrochen, ich habe dich nicht angerufen, um nach Hilfe zu Fragen. Ich... ich konnte das einfach nicht – darüber zu Reden macht es nicht besser.“ Lahjas dünne Stimme klang unüblich und fassungslos. Sie presste die ineinander geschobenen Hände zusammen, was überaus Schmerzhaft war aber Druck in ihr ausübte, zu Reden. „ Als ich bei dir wieder ausgezogen bin, bin ich nie daheim angekommen – Chris hat mich vor Kilians Tür abgefangen. Er hat Lucy gefunden.“ Ihre Muskeln probierte sie Stärker anzuspannen, bis Zac sie mit behutsamem Druck auf die Schultern im hier und jetzt hielt und sich nicht wieder einigeln ließ. „ Er hat sie ermordet, er hat ihr einfach... ihr Leben genommen. Sie sah so entstellt aus, ihr totes Gesicht....“ Lahja bebte einige Augenblicke nur. „...und er hat mich dafür Zahlen lassen, dass ich ihn belogen habe.“ Wie sollte sie das vor sich Rechtfertigen? „ So ist das... wenn man jemanden verzinkt, der einem einen Gefallen tut.“ Damals die Schläge von Brooke, die waren auch der Preis für ihren Ausstieg gewesen und Madisons Laden als Drogenquartier aber das nichts das Ausmaß rechtfertigte, was er ihr angetan hatte, dafür wollte sie zumindest nun Taub und Blind sein. Leichter war es, das auf ein ungeschriebenes Straßengesetz zu schieben und Zac wusste ja nicht mal annähernd, was passiert war.


RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 17.10.2015 12:46

Urplötzlich zog ich meine Hände als auch den Wasserstrahl von Lahjas Körper zurück, als auf einmal wieder Leben in sie zurückkehrte, ganz anders, als ich erwartete. Ich sollte sie gehen lassen? Chris? Sie flehte mich an? Fassungslos sah ich in ihr erschrockenes Gesicht, versuchte schon wieder einen Zusammenhang herzustellen, aber sie wirkte so unglaublich verletzt und verloren, dass kein Wort aus meinem Mund sich richtig anfühlte. Und als Lahja auch noch begann vor mir zu zittern und zu beben, ihren geschundenen Körper mit den Armen vor mir zu verbergen, stand ich als Erstes vom Boden auf, griff nach einem einigermaßen sauberen Handtuch im Regal und legte es ihr fest um die Schultern. Umständlich half ich ihr auf die Beine. Stützte sie, während sie sich auf den Rand der Badewanne sinken ließ und hielt auch danach ihren Körper noch sicher zwischen meinen Händen, um zu verhindern, dass sie vor Schwäche erneut das Gleichgewicht verlor. "Lahja, was ist passiert? Was ist das alles?" Meine Stimme war leise, klang rau und besorgt, hatte einen ganz anderen Unterton als die letzten Dinge, die ich ihr so wütend entgegen geschrien hatte. Doch anstatt sie unaufhörlich zu drängen, ließ ich mich danach vor ihr in die Hocke sinken, meine Hände fest an ihren Oberarmen, und sah einfach von unten zu ihr herauf. Wartete, dass sie von selber den Mut fasste mit mir zu reden.
Und das tat sie auch. Ihre Erklärung klang verwirrend, immer wieder schüttelte ich langsam meinen Kopf und sah überfordert in ihr Gesicht, aber ganz langsam wurde mir der Zusammenhang klar. Lahja hatte mir von dieser Lüge um ein Mädchen namens Lucy erzählt, ich wusste auch von Chris und zweifellos schien er jetzt herausgefunden zu haben, was wirklich geschehen war. Diese Lucy hatte ihr Leben lassen müssen? Und das alles, was ich jetzt an Lahjas Körper sah, dafür war er verantwortlich? Mein Herz raste und mein Atem war ganz flach, aber weil ich in meinem Kopf auf keine angemessene Antwort kam, stand ich langsam vom Boden wieder auf, legte behutsam einen Arm um ihren Rücken und half auch Lahja auf die Beine. "Komm, ich- bring dich erstmal wieder auf das Sofa", forderte ich sie tonlos auf, ehe wir gemeinsam durch den Flur hindurch ins Wohnzimmer zurückkehrten und ich sie dort auf der Couch erst wieder losließ. Behutsam hob ich ihre Beine nach oben, sah noch einmal in ihr Gesicht, aber mein Kopf hatte noch nicht einmal ansatzweise verarbeitet, was Lahja gerade versucht hatte mir zu erzählen. Und deshalb ließ ich sie auch noch einmal alleine zurück, ging aus dem Raum heraus ins Schlafzimmer und suchte dort in dem unordentlichen Schrank nach sauberer Kleidung. Immer wieder verzog ich angewidert das Gesicht, wenn ich über ein verschwitztes T-Shirt stolperte, aber zum Glück fand ich zwischen all dem Gerümpel einen Pullover und eine etwas zu große Jogginghose, die Lahja tragen konnte. Dass ich ihr danach trotzdem noch weiter auswich, das geschah ganz unbewusst. Ich suchte mir irgendwelche Dinge, die ich tun konnte, um mich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, was eigentlich nicht zu fassen war. Wie konnte ein Mann zu so etwas fähig sein? Ich verstand Gewalt, aber das? Diese Folter? Das hatte ihr jemand aus Rache angetan?
Ich hatte zu der Kleidung auf dem Küchentisch noch Desinfektionsmittel und ein paar saubere Tücher herausgesucht, ebenso wie eine Wundheilsalbe - wenigstens gab es einige nützliche Dinge in dieser Wohnung - und war gerade dabei ein sauberes Küchentuch mit kaltem Wasser zu befeuchten, als mein Handy klingelte und sich ein völlig aufgeregter, fassungsloser Noah meldet, der von einem Video sprach. Von Lahja, auf ein Bett gefesselt, jemand injizierte ihr eine Spritze, auch bei ihm fiel der Name von diesem ominösen Chris und dann wiederholte er mehrmals ganz aufgeregt, dass wir sie unbedingt finden mussten. Bis ich ihn unterbrach und ihm ruhig sagte, dass ich bei ihr wäre. Dass er kommen sollte. Wir wechselten noch einige weitere Wörter über ihren Zustand, bis Noah sagte er würde sich direkt auf den Weg machen und damit auch das Gespräch beendete. Und mir blieb nichts anderes übrig, als den Wasserhahn abzudrehen und mit all den Dingen zu Lahja ins Wohnzimmer zurückzukehren. "Noah- er kommt gleich", sagte ich leise, in der Hoffnung das würde sie beruhigen, während ich auf sie zuging und alles auf dem Couchtisch ablegte. Unweigerlich blieb mein Blick dabei schon wieder an der Spritze hängen. "Dieser Chris, er hat dir das Heroin gespritzt, oder?" Ich nahm das nasse, kalte Tuch, faltete es ordentlich zusammen und legte es vorsichtig auf ihre erhitzte Stirn, bevor ich ihre Beine mit meiner Hand ein wenig zur Seite schob und mich auf die Kante des Sofas setzte. "Lahja, ganz ehrlich, wie schlimm ist es? Musst du zum Arzt? Du weißt, was passiert, wen ich dich ins Krankenhaus bringe, aber- wenn dein Fieber zu hoch ist oder wenn- dir irgendetwas zu sehr wehtut, dann brauchen wir medizinische Hilfe." Wusste Lahja wohl, dass es ein Video gab?


RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 17.10.2015 16:39

Schon jetzt sollte sich Lahja´s größte Sorge bestätigen, man behandelte sie anders. Sobald Zac verinnerlichte, dass ihr jemand das alles Gewaltsam angetan hatte, wich er ihren Blicken aus und versuchte eine Distanz zu schaffen. Umso schwerer war es, auf seine Hilfe angewiesen zu sein, vom Badezimmer wieder ins Wohnzimmer zurück zu gehen oder viel eher Unsicher einen Fuß vor den anderen her zu schieben um nicht erneut einfach zusammen zu brechen. Er verschwand auch gleich wieder irgendwo, sie vernahm sogar seine Stimme – was tat er da? Um sich selber abzulenken, dass er wohl gerade mit einem Rettungsdienst telefonierte, sah sie an ihrem eigenen Körper hinab. Sah auf einmal diese Buchstaben unter ihrer Brust und aus der Verzweiflung wurde ein unüberlegter Kurzschluss. Lahja begann mit den langen Fingernägeln das filigrane Kunstwerk von Chris zu zerkratzen – es war gerade gesäubert und zu erkennen, bis sie die Kruste gewaltsam löste und sich ihr Bauch Blutverschmiert darbot, als Zac erneut den Raum betrat. Die tiefen Schnitte würde sie nicht mit ihren bloßen Fingern unkenntlich machen – hätte sie ebenfalls ein Messer, sie würde nicht zögern es zu benutzen aber es verschaffte ihr für den Moment wenigstens Befriedigung. Bis Zac sie gegen ihren Willen davon abhielt und Lahja durch den Heroin Rausch langsam kapierte, was sie da getan hatte. Zitternd entspannten sich ihre Hände in seinem Griff und mit geöffneten Handflächen signalisierte sie ihm, sie würde aufhören und drückte ein Tuch mit Desinfektionsmittel getränkt gegen die Wunde. Noch immer stand sie neben sich, als Zac ihr verdeutlichte, Noah wäre bald hier. Nein, bloß nicht. Panisch hob sie ihren Blick „ Ich... nein, das wird ihn völlig fertig machen. Deswegen bin ich doch hier. Ich wollte niemanden... so sehen. In ein paar Tagen ist alles wieder gut, dann wäre ich wieder gekommen, halt ihn von hier fern, bitte?“ Lahja flehte ihn regelrecht an, jetzt würde er Zeuge von ihrem Handeln unter absoluten Ausnahmezuständen und das sie gar nicht wahrhaben wollte, was geschehen war und er wüsste auch, dass sie keine Ahnung hatte, das Chris die Videos bereits begann an ihre Liebsten zu senden. Lahja wollte damit leben, indem sie das konsequent von sich schob. Trotzdem musste sie seine Vermutung bestätigen. „ Jeden Tag zwei Dosen, er kam Morgens und er kam Abends, dazwischen war ich alleine und nach jeder Spritze hat er... eine Strafe ausgeführt.“ Eine Strafe, die sich irgendwer auf der Welt für sie ausmalte und sich daran aufgeilte, wie sie gelitten hatte und für die Chris auch noch Unmengen an Geld erhalten hatte. „ Und nein, bloß keinen Arzt Zac. Ich weiß, was das heißt aber du nicht – Chris wartet darauf, dass ich wegen dem Stoff in den Knast gehe und die, die er mir damals als Freunde zur Seite gestellt hat, das werden dann meine Feinde sein. Glaub mir, dafür würde ich jetzt alles aushalten. Ich werde ihm diesen Sieg nicht auch noch gönnen.“ Lahja war fest Entschlossen und er müsste doch auch kapieren, warum. „ Ich bin heute fünfzehn mal mit einem Seil ausgepeitscht worden Zac und ich bin lieber hier alleine auf dem Sofa als im Krankenhaus um mir Schmerzmittel geben zu lassen.“ Verstand er sie? Verstand er auch, wie zäh sie eigentlich wirklich war? " Ich brauche nur ein bisschen Zeit und Ruhe. Ich will weder Noah noch Kilian damit belasten oder jammern." Da sprach nicht die Sucht nach dem Heroin aus ihr, sie hatte sie nicht selber herbeigeführt und sich auch noch nicht mit der Qual auseinander gesetzt darauf zu verzichten - oh Lahja nahm das noch viel zu leicht und aus ihrem letzten Satz ließ sich Glasklar erkennen, sie würde auch hier versuchen keine Emotionen zu den Vorkommnissen zu zeigen, um sich nicht schwach darzustellen. Das sie damit wieder so viel in sich und ihre Seele verbannen würde, dass sah wohl nur ein Außenstehender. Jemand der wusste, wie viel düsteres sie aus der Vergangenheit schon in ihrem Herz und damit auch in ihrem Wesen eingeschlossen hatte.


RE: LAGERHALLE - Zac William Coles - 18.10.2015 13:19

Schon wieder bekam Lahja von mir nur einen überforderten Blick zugeworfen, als sie wegen Noah erneut die Fassung verlor und mich regelrecht anflehte ihn von ihr fernzuhalten. Für einen Moment zog ich das sogar tatsächlich in Erwägung, ich war schließlich immer noch nicht besonders erpicht darauf die beiden gleich in trauter Zweisamkeit zusammen zu beobachten, aber was hatte ich denn für eine Wahl? Wie sollte ich ihm das denn erklären? "Er sucht schon seit zwei Tagen ununterbrochen nach dir, Lahja, was soll ich denn machen?" Mit einem vorsichtigen Kopfschütteln sah ich ihr in die Augen. "Und- er hat ein Video gesehen." In ihrem Blick versuchte ich zu erkennen, ob sie etwas von dieser Filmaufnahme wusste. Irgendetwas schien sie auf jeden Fall sehr unerwartet zu treffen, entweder war es das Video an sich oder dass Noah Zugriff darauf hatte. "Er hat grad angerufen und mir gesagt, dass ihm jemand ein Video geschickt hat, von dir. Und einem Mann, der dir den Schuss setzt. Er hat auch diesen Chris dahinter vermutet und war völlig außer sich, ich könnte absolut nichts tun oder sagen, was ihn jetzt davon abhalten würde hierher zu kommen." Ergeben zog ich meine Schultern hoch, ehe ich Lahjas Hände bestimmt zur Seite schob und ihr das Tuch mit dem Desinfektionsmittel aus den Fingern nahm, um eigenhändig die blutig verkratzte Wunde unter ihrer Brust abzutupfen. Wie Buchstaben sahen diese Schnitte plötzlich aus, CJM stand dort geschrieben und ich überlegte, ob das eine Abkürzung für etwas sein konnte, gab aber die Suche schnell wieder auf. Weil ich mich jetzt noch nicht damit auseinandersetzen konnte, was für Grausamkeiten dieser jungen Frau vor mir wirklich angetan wurden, die ich innerhalb kurzer Zeit so gern gewonnen hatte. "Kein Arzt, okay." Resignierend schüttelte ich mit dem Kopf und sah ihr erneut in die Augen, diesmal länger. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, in der ich sie einfach nur ansah, ehe ich tief die Luft in meine Lungen sog und mich wieder abwandte. "Solange dein Fieber nicht zu hoch wird oder die Entzündung in deinen Wunden nicht schlimmer wird." Ich legte das blutige Tuch auf dem Tisch ab und griff stattdessen zu der Kleidung, die ich mitgenommen hatte, weil ich davon ausging, dass Lahja ihren Freund nicht direkt mit dem Anblick all dieser Verletzungen schocken wollte. "Was willst du denn jetzt machen, Lahja? Es kann doch nicht wirklich dein Plan gewesen sein dich einfach hier einzusperren und zu hoffen, dass alles schon wieder besser wird? Was ist mit dem Stoff?" Nickend deutete ich in Richtung des Couchtisches und nahm mir vor beim nächsten Mal die Spritze mitzunehmen und in den Mülleimer zu schmeißen. "Und was ist mit diesem Chris? Kann es sein, dass er dir nochmal was antun will?"


RE: LAGERHALLE - Lahja Emilia O'Neill - 18.10.2015 18:17

Selbst sie musste verstehen, dass es nichts gab, was Noah nun davon abhalten konnte, zu ihr zu kommen. Er war ihr Freund, er liebte sie – sagte er zumindest und außerdem wusste Noah auch Ansatzweise, zu was Chris in der Lage war und was er den Menschen in der Vergangenheit angetan hatte, wenn diese seine Wege falsch gekreuzt hatten. Ihr gefror das Blut aber spätestens in den Adern, als Zac etwas von einem Video erzählte. „ Nein – das...“ Unsicher sah sie in sein Gesicht „ Sieht man da nur... wie er die Spritze setzt?“ fragte sie nach, um sich darauf Vorzubereiten, was Noah bereits von ihr in der Folterkammer gesehen hatte. Er nickte aber die Erleichterung in ihr, die hielt nur kurz an. „ Was ist mit Kilian? Habt ihr dem was gesagt?“ Chris war ein Monster und er liebte es, anderen Menschen weh zu tun, er würde nicht zögern ihrem Vater das Video ebenfalls zu senden und darüber hinaus war das mit Sicherheit nicht das letzte Filmmaterial. Sie senkte den Blick als sich Zac um die Wunde kümmerte und haderte schwer mit sich, was sie als nächstes tun sollte. Eigentlich würde er nie Erfahren, was passiert war, wenn Noah ihm das Video nicht zeigte aber auf der anderen Seite – er war jetzt da und sie fühlte sich in der Pflicht, ihm zumindest die Zusammenhänge zu Erklären. Die Drogen in ihr rumorten nur so sehr dagegen, sich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen und deswegen biss sie auch die Zähne zusammen, schloss die Augen und probierte Nüchtern zu schildern, was er sich so nicht erschließen konnte. „ Chris ist ein... kranker Mensch. Ein durchgedrehter Krimineller, der sich nur leider in dem Fachgebiet auch auskennt. Er arbeitet schon lange für Brooke und bisher konnte ihm fast nichts nachgewiesen werden.“ Tief zog sie Luft in ihre Lungen um genauso beherrscht weiter zu Reden, als Unterrichtete sie gerade jemanden in dem Schulfach Chris für Anfänger. „ Noah hat ihn schon mal gesehen, er hat ihn deswegen auf dem Video erkennen können, vermute ich. Er war er durchgehend komplett schwarz Gekleidet, mit einer Sturmhaube und Handschuhen.“ Bis auf die Momente, in denen er seine Hose geöffnet hatte um mit ihr zu schlafen, darüber würde Lahja jedoch kein Wort verlieren, unausgesprochen konnte sie das weit von sich schieben. „ Weil Noah nicht der einzige Mensch ist, der das Video angesehen hat. Um ehrlich zu sein hat Noah den geringsten Teil gesendet bekommen. Die Kamera war durchgehend eingeschaltet und online – es ist alles auf Band. Chris hat Geld von... Usern bekommen. Von Zuschauern, die das mitgesteuert haben, was vor der Kamera passiert.“ Lahja stand kurz davor zusammen zu brechen unter der Erzählung und deswegen verstummte sie, hörte ab dem Punkt auf. Erneut ging ihr Atem ungleichmäßig, an der Kreuzung zu weinend an Zac´s Schulter Trost zu suchen oder weiter verbissen zu tun, als sei nichts gewesen. Sie tippte nur auf die Stelle, die er bis gerade Desinfiziert hatte. „ Chris John Millington , es sind seine Initialen. Damit hat er das ganze eröffnet, mit einem Butterfly geschrieben und danach mit Salz die Wunde desinfiziert. Dafür hat ihm jemand 3.000$ gezahlt. Trotzdem, diese Anfangsbuchstaben könnte man anderen zusprechen, das ist kein handfester Beweis. Ich habe die Videos gesucht, im Deep Web aber ich finde... nichts und selbst wenn... ich will nicht das das noch irgendwer zu Gesicht bekommt. Auch kein Polizist um Chris zu entlarven.“ Sie schüttelte den Kopf „... also was soll ich deiner Meinung nach tun, außer mich hier zu Erholen und dann... zurück zu kommen oder gar ganz von der Bildfläche verschwinden wenn ich kann? Spätestens bei der Bewährungshilfe werde ich mich entscheiden müssen, abhauen oder Freiheit?“ Sie hatte schon kalkuliert, ob sie mit dem Erbe eine Flucht stemmen könnte und dann würde es erstmal niemanden geben, mit dem sie reden müsste oder aber über einen Entzug nachzudenken. Wenn sie nicht mit dem Herzen so an den Menschen hängen würde und aus Erfahrung wusste, weglaufen hatte sich noch nie zu einem Happyend entwickelt. Lahja ließ sich schwerfällig in den Pullover helfen, die Jogginghose wollte sie alleine anziehen, danach sank sie stöhnend vor Schmerzen in die Kissen hinter sich. „ Er wird mich in Ruhe lassen, wir sind... Quitt. Er hat seinen Willen bekommen, das reicht ihm. Drei Tage habe ich... geschafft. Drei Tage, kaum Wasser oder Essen und dieses verfluchten, kranken Ideen von den Usern und dann habe ich mich Entschuldigt, mich wie ein Köter ihm Unterworfen und er hat Gewonnen und ich Verloren.“ Sie sagte das vielleicht eher für sich selber aber Zac würde das Prinzip durchaus verstehen, denn in Lahja´s Augen war Gewinner oder Verlierer sein immer wichtig gewesen. Das hatte er doch neulich gespürt. Deswegen musste sie aber auch Erwähnen, für sich, wie lange sie ihm die Stirn geboten hatte – denn das war es nun, was ihren Kopf über Wasser hielt. Lahja dachte an jede einzelne Folter, die sie nicht Schwach geworden war und umso schwerer war der letzte Sex zu verkraften. Auch davon sagte sie Zac kein Wort, er sollte Glauben, Chris habe dieser Triumph gereicht. Es weckte auch etwas anderes ihre Aufmerksamkeit, wie Zac die Spritzen und den Stoff ansah. Ohne darüber nachzudenken, griff sie nach dem Bag und umschloss es mit ihren Fingern. Zac und Noah waren absolut Unterschiedlich. Zac dachte härter und konsequenter. Er sah Lösungen, die mit Disziplin und Arbeit verbunden waren und Noah, der würde ihr Herz und ihre Seele versuchen mit Sanftheit zu heilen. Beides schien Lahja zu brauchen, mit beiden Männern fühlte sie sich ausgeglichen – sie kitzelten Unterschiedliche Dinge aus ihr heraus aber gerade war sie nicht bereit auch nur irgendwen in ihre Aura zu lassen – außer das Heroin. „ Der Stoff ist von Chris, er reicht für zwei Tage, er hat mich vor ein paar Stunden an einem Junkie-Park damit abgesetzt. Und Entschuldige zutiefst, dass ich mir nicht so wie Mr. Perfekt versucht habe, in den letzten drei Tagen Gedanken darüber zu machen, wie es weiter gehen soll. Dabei hatte ich so viel Zeit, wie dumm von mir, ich hätte noch etwas bleiben sollen.“ Zac provozierte in ihr das erste Mal die Abhängigkeit und die Sorge, ohne das Heroin dazustehen, was Lahja noch nicht selber verstehen konnte - egal wie krampfhaft sie den Stoff schützend in der Faust festhielt. Es fühlte sich trotzdem besser an, ihn anzugiften als sich selber zu Bedauern.