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RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 05.08.2015 16:14

Ich lächelte schwach, während ich von der Seite beobachtete wie Jamie sich immer näher an den Rand des Gebäudes hervor tastete und es letztendlich zumindest schaffte ein Bein hinüber hängen zu lassen. "Bei ihr war ich auch auf einmal weg, ja. Das war aber auch zu der Zeit, als ich so langsam verstanden hab, wie ich eigentlich funktioniere und dass mir Beziehungen leichter fallen, solange man nützlich füreinander ist. Wir haben uns damals zusammen sehr engagiert und für Tierrechte eingesetzt, aber irgendwie- mit der Zeit hat das bei ihr nachgelassen. Ich weiß nicht warum, aber sie kam aus dieser rebellischen Phase raus, wollte ihren Schulabschluss nachholen, danach vielleicht studieren und etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anfangen. Da gabs für mich keinen Grund mehr bei ihr zu bleiben, also bin ich gegangen. Früh am morgen, ohne etwas zu sagen." Weil es damals schon genauso feige gewesen war wie jetzt bei Jamie, lehnte ich mich ebenfalls ein Stück nach vorne und sah an meinen Füßen vorbei auf den dunklen Boden, der dort unten in weiter Entfernung erkennbar war, damit ich ihr nicht in die Augen blicken musste. "Aber ich glaube sie hat damit gerechnet, das kam ja nicht von heute auf morgen, das war ja schon irgendwie- ein etwas längerer Prozess. Wie wir uns auseinander gelebt haben." Genau in dieser Position verharrte ich auch, während Jamie mir von ihren Erlebnissen mit Danny berichtete, denn aus irgendeinem absurden Grund wollte ich sie auch dabei nicht ansehen. Was diesmal allerdings nicht an ihr lag - um mich ihren zweifelnden Augen nicht aussetzen zu müssen -, sondern eher an mir selber. Denn es war so, als machte sich auch darüber ein ganz neuartiges Gefühl in mir breit. Ein unangenehmer Druck in meiner Brust und ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch. Eifersucht nannte man es vermutlich. Bis zu ihrem letzten Satz starrte ich einfach schweigend herab, erst danach hob ich wieder den Blick und sah Jamie von der Seite in ihr Gesicht. "Aber- du mochtest ihn nicht so, dass du dir- mehr hättest vorstellen können? Oder glaubst du das wäre passiert? Mit der Zeit? Wenn das alles hier nicht geschehen wäre?" Innerlich fragte ich mich für einen Moment, wie viel einfacher unser aller Leben in diesem Moment eventuell wäre, wenn ich vor zwei Wochen zugelassen hätte, dass die beiden sich im Treppenhaus näher kamen. Wenn ich nicht dazwischen gefunkt und mit meiner Zuneigung und dann dem plötzlichen Verschwinden all diese Gefühle in Jamie noch intensiviert hätte. Aber ich war grundsätzlich niemand, der auf Vergangenes zurücksah und seine Taten bereute, denn es änderte ja nichts. Man konnte die Zeit nicht zurück drehen. "Wenigstens ist Danny glücklich aus dem Leben gegangen. Wenn er dich mochte und du ihm gegeben hast, was er wollte. Dann musste es ihm doch gut gegangen sein." Das mochte sich vielleicht makaber anhören, aber auch das gehörte einfach zu mir. Der Tod war für mich nichts Negatives oder nichts, das man bedauern musste. Eigentlich. Bis die Angst um Jamie eingesetzt hatte und ich zum ersten Mal spüren musste, wie es sich anfühlen konnte eine Person zu verlieren, die man schätzte.


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 05.08.2015 22:21

Jamie nahm die Worte von Gus auf wie ein Schwamm, weil es ihr helfen sollte, ihn zu verstehen und Fehlern vorzubeugen. Doch genau da war auch der Wunde Punkt. „ Wenn das mit ein Grund war, diese Vernunft... wieso rätst du mir dann trotz all dieser Erlebnisse zu meiner Schule? Dem Studium?“ Denn er war es gewesen, der ihr vor ein paar Wochen sagte, dass nicht alles hinzuwerfen und ihr deutlich gemacht hatte, es war nichts, wofür man sich Schämen musste. „ Weil du mich eher in dem Spießer Leben siehst als deine Exfreundin oder weil du wirklich glaubst, ich kann was Verändern? Ich will auch... das Jahr über versuchen, für mich zu Entscheiden, was richtig und falsch ist zu Studieren. Jura war meinem Dad immer genehm aber aus einem anderen Blickwinkel... ich habe mich zum Beispiel anders damit auseinander gesetzt. Vielen Tierrechts Organisationen fehlt das Geld für einen guten Anwalt. Bis ich da angekommen bin muss ich aber sicher viel Mist erledigen. Was wird dann? Und willst... du... nie was... anderes machen?“ So scher es Jamie auch viel, Gus zu fragen, ob er nie an eine Schule oder ähnliches Gedacht hatte, sie musste ihn doch kennen lernen und dazu gehörten auch die weniger schönen Fragen. Trotzdem wollte sie ihn nicht in dem Glauben lassen, es gäbe an seinem Leben etwas, was sie Verändern wollte „ Hass mich nicht dafür, dass ich das Frage. Glaub mir, wenn ich dir sage, ich bewundere so ein Leben... aber ich Glaube das ist für jemanden gemacht, der einfach eine ganze Ecke mehr Mut hat als ich.“ Denn sie selber hatte sich so oft dabei ertappt, wie schwer es ihr gefallen war, nach Geld zu fragen. Das mit der Musik war okay, sie gab dafür etwas aber um ehrlich zu sein, sie wollte irgendwann mal mehr. Sie sah doch Matt mit seinem Leben, wie Glücklich er war – nicht weil er zu viel Geld hatte aber er machte etwas um Madison und sich die Träume für die Zukunft zu ermöglichen. Von dem Bus bis hin zu dem Haus, was die beiden nun in Angriff nahmen. Weil Jamie aber so viel Angst hatte, Gus damit zu Nahe getreten zu sein, umgriff sie seinen Arm wieder und lehnte sich, wie eben schon, an seiner Schulter an. „ Ich könnte auch einfach mal mein neugieriges Mundwerk halten – aber du hast die Familie nun kennen gelernt – leichter gesagt als getan.“ Die Art dem ganzen mit einem Scherz den gar aus zu machen, das klappte nur so lange, bis er nach Danny fragte. „ Wehe ich schlage dich mit der Antwort in die Flucht... geht nicht, ich halte dich fest.“ sie sah nachdrücklich auf die Hände der beiden. „ Warum sollte ich mich, wenn ich mich das erste Mal so richtig heftig verliebt habe, mit etwas anderem und weniger Zufrieden geben? Genau, weil es nicht so weh tut. Deswegen habe ich mich auf Danny eingelassen und ich hätte... vielleicht mehr Erfahrungen gesammelt, als mir im nach hinein lieb gewesen wären aber alles unter dem Gesichtspunkt, dass du weg gegangen bist und ich bis eben damit gerechnet habe, dich nie wieder zu sehen. Ich habe mir Gedacht, das es gut tun könnte... frei nach dem Motto, Augen zu und durch... dann hast du diese erste Beziehung und alles was dazu gehört, hinter dir...“ wenn man so über sein erstes Mal sprach war das sicher alles andere als Charmant aber das waren ihre Gedanken „...Wir haben über Fehler geredet und so. Das wäre einer gewesen und um zu deiner Frage zu kommen. Ja, ich hätte mich auf ihn und das alles eingelassen aber nur, weil ich nicht noch mal 18 Jahre auf einen Gus warten wollte, der mir über den Weg läuft.“ sie verzog den Mund während sie so nach unten sah und schaute ihn dann an „ Außerdem... du hast mich immer angesehen, wie einen deiner Schützlinge. Deiner Hunde. Du weißt, ich mag dich... sehr... und das war... komisch. Jetzt sagst du, wir wollen es nicht zu schnell angehen und ich will dich nicht Überfordern. Es bleibt aber nichts anderes übrig als die Gefühle zu Danny mit deinen zu vergleichen... also bin ich schon zu... schnell... wenn ich dir das alles sage? Wäre ich mit ihm weiter gegangen, hätte ich trotzdem nach ein paar Wochen ohne Probleme nach Los Angeles zu Matt gehen können. Als du weg gegangen bist, wollte ich keinen Schritt mehr in der Welt tun. Es kommt auf... diesen einen Moment an, in dem sich sieht und auch wenn das total überzogen klingt, dich habe ich gesehen und dachte, Wow. Danny habe ich gesehen und dachte, der findet mich nett und kann ein guter Kumpel sein.“ Sie redete zu viel, vielleicht sich selber um Kopf und Kragen aber wie konnte man denn ein kleines Herz, was so durcheinander war, in ein paar Sätze packen. Jamie drückte seine Hand, damit er sie gar nicht abschütteln konnte... ließ sie aber dann freiwillig los, um ihn nicht einzusperren. „ Das ist das erste Mal, dass ich hoffe, es gibt ein ganz tolles Leben nach dem Tod...“ sie hatte das noch nicht überwunden, jemanden zu verlieren, so jung und dann auch noch an ihrer Seite.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 06.08.2015 11:47

"Nicht die Vernunft war das Problem", sprach ich sofort kopfschüttelnd dagegen und sah Jamie von der Seite wieder in ihr Gesicht. "Ich hatte kein Problem damit, dass sie ihren Schulabschluss nachholen oder studieren gehen wollte, ich fand das gut. So wie ich das auch bei dir immer noch gut finde. Das Problem war, dass sie alles andere darüber vergessen hat. Sie war auf einmal der Meinung, das, was ich tue, wäre völlig sinnlos. Und ich könnte doch nichts verändern, wenn ich einen Hund von der Straße mitnehme oder ein paar Mäuse aus einem Labor befreie. Und genau da lag dann der Konflikt, über den wir nicht hinweg gekommen sind. Ich glaube grundsätzlich waren wir im Kopf nicht so verschieden, sie wollte sie Welt auch zu einem besseren Ort machen und das hat sie vermutlich auch zu ihrem Studium motiviert, aber dadurch hat sie aufgehört die einzelnen Parteien zu sehen, sondern nur noch an die große Masse gedacht. Sie wollte Gesetze schaffen, die Tierversuche verbieten, aber hat mich gleichzeitig dafür kritisiert, dass ich aktiv was dagegen tue. Weil ich dadurch riskiere ins Gefängnis zu gehen oder eine Geldstrafe abzuzahlen. Sie war der Meinung das wäre einfach nur dumm und hat mich das auch zu jeder Gelegenheit wissen lassen, daran sind wir dann letztendlich gescheitert. Also nein, nicht jeder Student ist für mich ein Spießer und ich will dich auch nicht in diese Ecke drängen, indem ich dir sage, dass du studieren solltest. Ich meine, was ich gesagt habe. Ich glaube wirklich, dass du etwas verändern kannst und das sollte auch deine größte Priorität sein. Ganz unabhängig davon, ob sich dadurch die Geschichte für mich wiederholt. Vielleicht bist du auch irgendwann der Meinung, dass es total hirnrissig ist, was ich mache. Und vielleicht streiten wir uns dann auch ständig darüber. Vielleicht hatte meine Ex-Freundin sogar Recht, vielleicht ist das völliger Quatsch und vielleicht verändere ich dadurch nicht wirklich was. Die Labore holen sich einfach neue Mäuse oder Kaninchen für ein paar Dollar und Straßenhunde kommen trotzdem noch über die Grenze, egal wie vielen ich helfe. Vielleicht stimmt die Kritik also tatsächlich und vielleicht riskiere ich grundlos meine Freiheit, aber das ist das einzige, was ich machen kann." Und damit hatte ich doch eigentlich schon Jamies Frage beantwortet, die ihr ganz offensichtlich so unangenehm war, dass die Worte nur stotternd über ihre Lippen kamen. Das war nichts, was ich zum ersten Mal hörte, meistens wurde es nur ein bisschen kritischer und vorwurfsvoller verpackt, als sie das gerade tat. Deshalb musste ich auch leise darüber lachen, wie sie sofort versuchte die Wogen zwischen uns wieder zu glätten und mir verständlich zu machen, dass sie nie im Sinn hatte mich für meine Entscheidungen zu kritisieren, aber trotzdem wandte ich den Blick von ihr ab, lehnte mich nach vorne und sah wieder zwischen meinen Füßen hindurch auf den Boden. "Ich werde nie was anderes machen, nein." Bewusst beantwortete ich die Frage nicht so, wie Jamie sie mir gestellt hatte, denn dabei ging es nicht darum, was ich wollte. "Mir geht es gut und ich bin glücklich mit dem, was ich machen kann. Ich kann damit die Welt vielleicht nicht zu einem besseren Ort machen, aber ich kann das Leben dieses einen Hundes retten und das war mir immer wichtiger, als alles andere." Weil Jamies Frage aber natürlich viel mehr umfasste und weil ich wusste, dass ich ihr mit den folgenden Sätzen vermutlich vor den Kopf stoßen würde, sah ich ihr wieder in die Augen und umschloss ihre Hand vorsichtig mit meiner. "Mir ist klar, dass sich das für dich vermutlich komisch anhören wird, aber- für mich gibt es nicht sowas wie eine Zukunft. Ich denke nicht darüber nach, ob ich mit 40 oder 50 Jahren immer noch ohne Geld auf der Straße leben kann, wenn langsam meine Gesundheit nachlässt und ich immer mehr auf Hilfe angewiesen bin, weil ich- nie geplant hab so alt zu werden. 27 ist mein Ziel und dann ist es vorbei. Und bis dahin werde ich genau das tun, was ich jetzt auch mache." Mein Daumen zog sich liebevoll über ihre Fingerknöchel, zeichnete die anatomische Form ihrer Hand nach, während ich versuchte ihr mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen zu verdeutlichen, dass es da nichts gab, um das man sich sorgen musste. Ich war nicht krank oder depressiv, ich fühlte mich nur einfach in dieser Welt nicht Zuhause. Und das war so unheimlich ermüdend, dass ich mir irgendwann im Laufe der Heranwachsens ein Ziel gesetzt hatte.
Ein Ziel, das sich eigentlich immer positiv auf mich auswirkte, wenn ich darüber sprach und daran dachte, aber zum ersten Mal seit langer Zeit bemerkte ich auch wieder, was man alles hinter sich lassen musste, wenn man freiwillig entschied zu gehen. Denn bei all der Unruhe, die Jamie allein aus Gewohnheit mit ihren liebevoll gewählten Worten in mir auslöste, versuchte ich auch endlich die guten Gefühle zuzulassen, die ihre Zuneigung mir gab. Und das brach mit so einer Intensität über mich herein, dass ich ihre Finger ebenso fest mit meiner Hand umklammerte, während sich ein Rausch der Emotionen in mir ausbreitete. Vielleicht würde ich später im Bett liegen und völlig an der Frage verzweifeln, warum meine Eltern diese Dinge in mir nicht gesehen hatten, die Jamie in mir sah. Vielleicht würde ich weinen und schreien und so sehr unter diesen unbekannten Gefühlen leiden wie nie zuvor, aber jetzt gerade - in diesem Moment - fühlte sich das einfach nur gut an. Besser als gut. Und eigentlich hatte ich doch immer genau dafür leben wollen. Für diese Momente. Ohne an die Folgen zu denken. "Ich hab keine Ahnung, ob das zu schnell geht", sprach ich ehrlich aus, doch meine Stimme klang auf einmal kratzig und viel leiser als zuvor. "Aber- das ist- gut. Das fühlt sich gut an." Schon wieder war ich von meinen eigenen Emotionen so überfordert, dass ich nicht die passenden Worte finden konnte, um zu beschreiben, was Jamie gerade in mir auslöste. Stattdessen lehnte ich mich immer näher in ihre Richtung, ganz langsam und ganz bedacht, den Blick durchgehend in ihre Augen geheftet, bis ich nur knapp einen Zentimeter vor ihrem Gesicht inne hielt, die elektrisierende Spannung zwischen uns bis zum Äußersten reizte, und dann sanft meine Lippen auf ihre legte.


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 06.08.2015 18:50

Es war wirklich erstaunlich, die beiden konnten Reden wie vorher aber trotzdem fühlte sich das ganz anders an. Als ließe Gus nun Jamie lieber in sein Leben, in seine Erinnerungen und an dem Teilhaben, was ihn beschäftigt hatte in seiner bisherigen Geschichte. „ Wenigstens bin ich ein bisschen Stolz nicht so Gnadenlos naiv zu sein, dass ich nicht daran Glaube, dass man sich nicht auseinander Leben kann. Und wenn ich... den Entschluss endlich mal gefasst habe, etwas für mich zu tun, zu studieren... was ich will, dann würde ich mir das von dir auch nicht nehmen lassen.“ Natürlich war diese erste Verliebtheit ein überwältigendes Gefühl und es würde auch sicher nie wieder so sein, bei einem anderen Jungen aber Jamie war über das alter hinweg, in dem man nun gleich die Hochzeitsglocken schellen hörte. Oder sie war dazu einfach ein zu aufgeklärter Mensch. Oder aber ihre Eltern hatten ihr das einfach anders vorgelebt, sie konnte ja noch nicht ahnen, wie Liebestriefend sich Matt gegenüber seiner Frau verhalten konnte. „ Aber zumindest jetzt kann ich mir wirklich nicht Vorstellen, dass ich das irgendwann dumm finde, dass du deine Freiheit dafür aufs Spiel setzt, diesen einen Hund zu retten. Oder diese paar Mäuse. Weil wie kann ich denn an was großes Denken und das aus Liebe zu den Lebewesen und die Kleinen dann vergessen? Dir habe ich zu verdanken, eine Fliege lieber in einem Glas zu fangen und vor die Tür zu setzen als auch nur den Gedanken daran zu verschwenden, eine Zeitung zu nehmen um ihrem Leben ein Ende zu setzen.“ Ein wenig verlegen Lächelte sie ihn an, denn ihm musste das Sicher schon auf den Geist gehen, wenn sie ihn lobte. Das war nur aus einem ganz anderen Gesichtspunkt heraus „ Ich bewundere dich für das, was du machst und mit wie viel Herzblut du das machst. Und das du dich für jeden Schwächeren einsetzt, gerade ich wäre dumm, wenn ich das vergessen würde... wenn du dich da an den Tag in dem Park erinnerst.“ sie war doch auch immer die Gewesen, die Außenseiterin war. Jamie strich sich eine Strähne hinters Ohr „ Aber ich habe auch ein bisschen Angst, dass es im Studium so weiter geht. Im Beruf. Das überall wo ich hinkomme, die Menschen mich komisch finden, dass ist nicht das Problem aber... ich will nicht wieder... so behandelt werden.“ damit meine sie das Mobbing, was alle die Jahre ihr Leben begleitet hatte. Sie gab es ungern zu aber manchmal hatte sie sich das mehr zu Herzen genommen als ihr lieb war. Weil er aber da war, der warme Tee geleert, kuschelte sie sich von der Seite etwas an ihn. Was auch besser war, denn so konnte er nicht sehen, wie hart ihn seine Pläne trafen, nur 27 Jahre alt zu werden. Wie Matt hatte auch sie nur die dummen Worte im Sinn „ Dann habe ich ja zumindest noch zwei Jahre.“ aber innerlich konnte sie gar nicht verhindern sich darüber Gedanken zu machen, wie man ihn umstimmen konnte. Nicht weil er in einen geregelten Job sollte oder sein bisheriges Leben falsch war aber... er war zu gut um so früh von der Welt zu gehen, auf der die schlechten Menschen schon genug Macht hatten. Wenigstens beruhigte sie es, dass er ihre Hand dabei streichelte „... aber wenn es so weit ist, weißt du zumindest, du hast einen Menschen nachhaltig beeindrucken können und ich wäre... auch verdammt traurig.“ Jamie hatte das verlangen ihn dabei anzuschauen, womit hatte sie denn die Aufmerksamkeit von diesem hübschen, tollen Kerl verdient? Noch eher sie etwas sagen konnte, Küssten die beiden sich ein zweites Mal. Er ließ sich Zeit und sie auch die Augen offen, bis zur letzten Sekunde – da war es wieder. Das Feuerwerk in ihr, das Gefühl, es nähme ihr etwas den Atem und Jamie vergaß sogar die Höhenangst, schob auf das zweite Bein über die Kante um ihre Hände seitlich an seine Wange zu legen und ihn dort zaghaft zu Berühren. Erst nachdem sie den Kuss in vollen Zügen hatte ausnutzen können, sogar etwas Mutig ihre Zunge mit seiner angestupst hatte, zog sie sich wieder zurück „ Ich verstehe ja nicht... warum ich dir nicht einfach zu langweilig bin aber... Glück gehabt würde ich mal sagen.“ in dem Moment wurde ihr aber auch klar, dass sie die absolut irre Höhe ignoriert hatte. Wie immer, wenn man eine Angst überwand, sah sie geschockt aber gleichermaßen Fasziniert von dem Dach herunter. Merkte nicht, wie sie die Hände in seine Schultern krallte, weil sie nach dem Kuss genau da hängen geblieben waren. „ Fuck, ist das hoch.“


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 09.08.2015 16:22

Auch für mich war es absurd schön Jamie zu küssen, ihr so nah zu sein und ihren warmen Körper unter meinen Händen zu spüren. Beängstigend auch, ja. Aber momentan, hier auf dem Dach, überwog das gute Gefühl und hielt auch noch lange, nachdem unsere Lippen sich wieder voneinander getrennt hatten. "Du bist nicht schwach. Und das ist auch nicht der Grund, warum ich dir geholfen hab", griff ich nach kurzer Zeit das vorherige Thema wieder auf und schüttelte zeitgleich meinen Kopf. "Ich hab dir geholfen, weil diese Mädchen keine guten Menschen sind und weil sie dich nicht mit dem Respekt behandelt haben, den du verdienst. Aber das ist ein Fehler in ihnen, nicht in dir. Du bist- anders. Und glaub mir, ich weiß, wie sich das anfühlt. Aber das gibt niemandem das Recht dich so zu behandeln. Also hör auf zu glauben, dass es auch nur ansatzweise deine Schuld ist, wie man mit dir umgegangen ist. Ist es nicht. Du bist gut so wie du bist. Und es wird auch noch ganz viele Leute geben, die das genauso sehen. Das hast du doch in den letzten Wochen auch gemerkt, oder? Hat dich irgendwer hier komisch angesehen? Du musst nur einfach- zu dem stehen, wer du bist und glücklich mit dir selber sein." Und genau das war Jamie doch hier in San Francisco gewesen, zumindest bevor ich einfach über Nacht verschwinden musste. Sie hatte sich endlich mal gut gefühlt. "Ich meine- sieh mich an. Weißt du wie viele Leute es gibt, die mich komisch anstarren? Oder die mich beleidigen? Ich könnte einfach den Kopf senken und so tun, als hätte ich das nicht gehört, aber das lädt diese Leute nur ein es beim nächsten Mal wieder zutun. Oder ich bleibe stehen, suche die Konfrontation und frage sie, was eigentlich deren scheiß Problem ist. Und dann passiert das nicht nochmal. Du musst öffentlich für die Dinge einstehen, die dir wichtig sind." Und genau das hatte ich Jamie auch von Anfang an immer wieder gesagt. "Ich glaube, falls du meine Meinung hören willst, dass es dir wirklich gut tun würde bei Matt zu wohnen. Ich glaube es würde dir auch gut tun dieses Jahr Pause zu nehmen, vielleicht ein paar Jobs zu machen oder zu verreisen, alleine. Leute kennenzulernen. Vielleicht auch irgendwo ehrenamtlich zu helfen. Und ich glaube, dass du in einem Jahr dann ein ganz anderer Mensch bist. Viel selbstbewusster. Und an deinen Ängsten arbeiten wir währenddessen auch immer weiter." Ich sah Jamie von der Seite in die Augen und lächelte dabei sanft. Auch mir war natürlich nicht entgangen wie sie während des Kusses auch ihr zweites Bein über den Abhang gestreckt hatte und wie sie sich jetzt als Reaktion darauf in meine Schultern klammerte. Aber als auch ich mich vor lehnte und nach unten sah, schüttelte ich den Kopf. "Weißt du, was total verrückt ist? Es gibt nur einen Grund, weshalb man Angst haben sollte vor Höhe. Weil man Angst hat runter zu fallen und zu sterben oder sich sehr weh zutun. Du hast also Angst vor dem Tod, aber setzt dich in ein Auto, das mit voller Geschwindigkeit auf ein anderes zu fährt? Freiwillig?"


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 09.08.2015 18:47

Die Worte von Gus drangen ja zu ihr durch und sie wusste doch auch eigentlich, wie Recht er damit hatte. Zumindest wenn sie bei Menschen war wie Matt und ihm, wenn sie nicht Unterdrückt wurde aber das war ja nicht immer der Fall. In den letzten Jahren war das sogar ein verdammt seltener Fall und sie hob die Schultern „ Aber...“ sie wusste aber, sie könnte Gus gar nicht Erklären oder für ihn in Worte fassen, was in ihr vorging, oder? „... das Problem ist einfach, wenn man es immer anders gelernt und vermittelt bekommen hat. Das ist ganz komisch. Ich wollte meinem Dad ja irgendwie gefallen, das Spießige Leben in all seinen Idealen erfüllen. Damit er Stolz auf mich ist. Damit er sich nicht mehr für mich Schämen muss aber ich habe das nie geschafft. Irgendwas kam immer. Irgendwie habe ich mich immer anders Gefühlt. Mich für ganz andere Dinge Interessiert.“ sie rieb sich mit einer Hand etwas über den Nacken „ Auch heute, es tut mir unfassbar Leid für ihn, dass er sich damit herumschlagen muss, eine Tochter zu haben, die solche Dinge angestellt hat aber so weiter machen? Das schaffe ich auch nicht. Nicht nachdem ich gesehen habe, dass es auch anders geht und wie du gesagt hast, dass mich auch Menschen so leiden können, wie ich nun mal bin. Aber das... wird Zeit brauchen und ich Glaube auch langsam, bei Matt und Maddi ist genau der richtige Ort. Ein Jahr jobben, ihnen was dazu tun und dann sehen wir mal, ob in einem Jahr eine ganz Selbstbewusste Jamie da steht oder nicht.“ Sie lächelte Gus an „ Und zu verdanken habe ich das wirklich euch beiden.“ Sie wusste nicht ob er sich selber in der Rolle sah aber er war es doch gewesen, der sie immer wieder dazu animiert hatte, etwas zu tun und sich selber immer wieder ein bisschen mehr Herauszufordern. Wo sie aber auch bei dem Unfall waren, was sie eben schon angedeutet hatte „ Ja... ich habe tatsächlich Angst vor dem Tod. Ich Glaube das ist bei den Menschen so, die das Gefühl haben, in ihrem Leben nicht Zufrieden zu sein. Weil man dann ja nicht alles getan hat um dieses eine Leben was man hat bis ans Ende auszunutzen. Als du aber weg gegangen bist... habe ich versucht mich... dir irgendwie Näher zu fühlen durch solche Sachen. Du hast nie vor etwas Angst, habe ich das Gefühl? Ich wollte das... genau so. Das klingt komisch und im nach hinein verstehe ich das selber nicht mal, warum das so war aber... das Adrenalin und alles, es kam mir vor, als wärst du noch irgendwie da. Aber das klingt ja fast als... hättest du diese waghalsige Aktion als Mutig gesehen... nicht nur einfach als Dumm?“ es interessierte sie nun doch, was er dazu für Gedanken hatte, dass Jamie sich in eine solche Lage manövriert hatte.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 09.08.2015 19:29

Das war tatsächlich ein Konflikt, den wir beide schon mehrmals thematisiert hatten, aber dabei nie auf einen Nenner kamen. Ich würde niemals jemand sein wollen, der ich nicht war, um jemand anderem zu gefallen. Oder Anerkennung von genau dieser Person zu erhalten. Nicht einmal bei meinen Eltern war das so. Wenn ich mir einredete, dass es an mir und an meiner absurden Persönlichkeit lag, dass sie mich nicht wollten, dann wünschte ich mir nicht anders zu sein. Ich hatte nur dieses eine Leben, diesen einen Körper und diesen einen Geist in mir. Und genau das wollte ich ausleben, genau so wie ich es für richtig hielt. Ich wollte mich nicht verändern oder verstellen, damit ich eher akzeptiert wurde. Selbst, wenn das hieß, dass ich mich auf dieser Welt nicht wohl fühlte. Lieber würde ich im Alter von 27 Jahren gehen, weil ich hier nicht Zuhause war, aber mir dabei dessen bewusst sein, dass ich mir nichts vorwerfen musste. Und das tat ich tatsächlich nicht. Ich handelte immer genau so wie ich es in dem Moment für richtig hielt und das war für mich das einzige, worauf es ankam. Jamie war da aber so grundlegend anders und vielleicht könnte ich sie sogar verstehen, wenn ich selber eine Familie gehabt hätte. Jemanden, mit dessen Blut ich verbunden war. Die mich hatten aufwachsen sehen, bei den ersten Gehversuchen meine Hand gehalten hatten und jedes Weihnachts- oder Geburtstagsfest mit mir feierten. Aber das hatte ich nicht und deshalb akzeptierte ich einfach nickend, dass wir - was ihre Vergangenheit anging - nicht einer Meinung sein konnten.
Erst, als sie über ihren Unfall und die Motivation dafür sprach, sah ich Jamie wieder von der Seite an und betrachtete ein wenig unsicher ihr Gesicht, ehe ich die Schultern anhob. "Ich hab keine Angst davor, weil ich keine Angst vor dem Tod hab. Wenn ich jetzt hier herunterfallen würde-" Absichtlich beugte ich mich so weit wie möglich nach vorne, richtete meinen Oberkörper dann aber doch wieder auf. "- dann wäre das in Ordnung. Auf ein paar Jahre mehr oder weniger kommt es nicht an. Das heißt aber nicht, dass ich mutig bin. Mutig ist man nur, wenn man vor etwas Angst hat und diese Angst überwindet." Bevor Jamie daraus aber falsche Schlüsse zog, schüttelte ich den Kopf. "Nicht die Angst davor in ein Auto zu steigen und einen Unfall zu provozieren, weil du glaubst, dass dieser Adrenalinrausch dich mir irgendwie näher bringt, sondern die Angst vor dem Tod. Die Grundlage von allem also. Aber das hast du nicht. Solange es für dich nicht in Ordnung ist zu sterben oder dich schwer zu verletzen ist das, was du getan hast, nicht mutig, sondern tatsächlich dumm." Ich sah ihr noch ein paar Sekunden in die Augen, versuchte darin zu lesen, ob sie mich verstand, aber vielleicht war das alles auch einfach viel zu verarbeiten. Also schüttelte ich den Kopf, lächelte schwach und sah über meine Schulter nach hinten. "Komm, ich bring dich zurück zu Matt, bevor der noch einen Suchtrupp raus schickt und wir noch mehr Ärger bekommen, weil wir hier sitzen." Ich warf die Muffins wieder in die Papiertüte und schob diese in die Tasche meines Hoodies, damit ich später noch was essen konnten. Die leer getrunkenen Teebecher steckte ich ineinander, bevor ich aufstand und Jamie meine Hand entgegen hielt. Ihre Finger ließ ich auch nicht los, während wir über das Dach zurück zur Tür gingen, von dort zum Aufzug und in ihre Etage hinunter fuhren. Erst kurz vor ihrer Zimmertür drückte ich ihre Hand ein wenig fester, hielt sie daran zurück und küsste sie noch ein letztes Mal sanft auf die Lippen, bevor ich sie noch bis zu Matt ans Bett brachte, der tatsächlich wartend darin lag. Ich verabschiedete mich auch von ihm - nicht so intim allerdings - und nahm dann meinen Rucksack, um mich auf den Weg zu dem Haus zu begeben, in dem ich mit Jamie gelebt hatte.


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 11.08.2015 17:48

Jamie lauschte Gus Worten auf dem Dach, die er ihr noch zu sagen hatte aber auch sie spürte, wie die Kräfte in ihr schwanden. Vor allem, da die beiden auch nicht in allem gleich waren. Das sie auch unterschiedlich Tickten. Das war aber auch schön, denn jemanden kennen zu lernen, wäre mit jemandem, der sich genau so verhielt wie sie doch gar nicht Möglich. Wie er ihre Hand hielt, die beiden durch die nun leeren Gänge des Krankenhauses schlichen, weil die Besuchszeit schon lange vorüber war und alle Schwestern sie nur Misstrauisch ansahen. Heute war ihr das aber wirklich mal gleich, wie sie hier irgendwer betrachtete denn Jamie war unfassbar Glücklich, dass Gus wieder da war und das Matt und er ihr so beiseite gestanden hatten. Vor ihrem Zimmer bekam sie noch einen Kuss, der ihr genauso den Boden unter den Füßen raubte, wie der erste und an dem die Zeit wie mit einem Mal festgehalten schien. Würde das so bleiben und immer so sein, dass sich das so verdammt gut anfühlte? Ihr Lächeln blieb auch, als sie zu Matt ins Zimmer kamen, wenn sie da auch wesentlich verlegener schien. Sie kannte ihren Bruder ja mittlerweile und sie wusste auch, sie würde ihm irgendwann sagen müssen, was da auf dem Dach zwischen Gus und ihr passiert war. Trotzdem war das okay, denn Matt würde sich doch für sie freuen, oder? Er wusste, wie sehr sie sich gewünscht hatte, ihn wenigsten weiter in ihrem Leben zu wissen und das die beiden nun ihr erstes Date gehabt hatten, das war doch noch mal einige Ebenen weiter.
Jetzt verschloss sie sich aber vor allen neugierigen Fragen und wollte nur schlafen. Jamie war beruhigt durch die Anwesenheit von Matt, denn so konnte ihr Vater ihr heute nicht zur Nahe kommen und wenn sie es ihrem Halbbruder auch noch nicht gesagt hatte. Eine Entscheidung hatte sie auch schon gefällt. Am frühen Morgen wurden die beiden durch die Schwestern geweckt, Matt sah nicht begeistert aus, was Jamie zu einem Lächeln brachte aber sie schob ihm zumindest die Hälfte von ihrem Frühstück rüber und organisierte noch einen Kaffee. Das brachte ihn ein wenig auf Trab. Dann klärte sie ihn auch endlich auf, was auf dem Dach war, was die beiden geklärt hatten und das Gus auch nach Los Angeles kommen würde und auch, dass er ihre Sachen noch bringen würde. Natürlich hatte Matt ein paar blöde Kommentare für sie über aber es trübte ihre Stimmung nicht, denn als sie dann davon ausging, er sei wach genug und würde aufnehmen können, was sie ihm ernstes zu sagen hatte, klärte sie ihn darüber auf, dass sie sich freuen würde bei ihm und Madison aufgenommen zu werden. Danach folgte eine innige Umarmung und diese Reaktion war es doch, die ihr zeigen sollte, wie eine Familie auch ohne Unterdrückung funktionieren sollte und das Gefühl, jemandem einfach nie genug zu sein.