LOS ANGELES # SAN FRANCISCO
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RE: New York - Haily Stone - 26.07.2018 18:02

Haily hielt tatsächlich in ihren Bewegungen Inne, als ihr Aiden all diese Fragen stellte. Sie wusste, dass sie anders wirkte und sich auch anders benahm. Das konnte sie schon alleine deswegen fühlen weil sie viel öfter darüber nachdachte, was sie als nächstes tat und natürlich waren auch ihre verrückten und chaotischen Gedanken noch da. Sie gab ihnen einfach nur nicht mehr nach. Jetzt aber diese Fragen zu hören und auch noch gefragt zu werden, ob es ihr Leben besser machte, das überforderte sie. " Ich weiß gar nicht so genau - es kann halt nichts schlimmes mehr passieren habe ich das Gefühl." Ja, das war der Hauptgedanke, den Haily in ihrem inneren Schreien hörte. " Alles läuft irgendwie seinen gewohnten gang." Trotzdem ließen sie seine Fragen nicht los, als sie begann, die Mülleimer zu leeren oder über die Schreibtische zu wischen. Ja auch Aiden kam ihr verändert vor aber eben irgendwie anders. Das merkte sie alleine, als er von seinem Job zu erzählen begann und wie lange er nun schon Abstinent lebte. Dabei sah sie ihn auch Lächelnd und Stolz durch den großen Raum an. " Das denke ich über dich auch - ja..." Sprach sie aus, als er seinen Dialog beendet hatte aber da war noch mehr, was sie ihm sagen wollte. "...und ich bin einfach nur Glücklich darüber. Ich habe mich oft gefragt, ob du es geschafft hast und in meinen Gedanken habe ich nichts anderes zugelassen. Habe ich zumindest versucht aber das nun auch zu sehen, dass ist so erleichternd und so ein schönes Gefühl." Und weil Haily eben noch immer irgendwo sie war, ließ sie ihre Sachen auch stehen und nahm ihn noch einmal in den Arm. Diesmal war sie es, die die Berührung nicht wirklich enden lassen wollte und tastete dabei leicht seinen Rücken ab, eher sie von ihren Zehenspitzen wieder herunter kam auf ihre ganze Fußfläche weil sie sich hatte aufrichten müssen und betrachtete sein Gesicht. " Eben habe ich noch an den Abend gedacht, wo ich dachte, du stirbst und nun bist du hier und alles ist anders gekommen." Irgendwo klang da auch noch etwas nach - er würde morgen schon wieder New York verlassen und sich auf den Weg machen, nach Los Angeles. Es war ihr schon lange nicht mehr passiert, dass sie sich so komisch gefühlt hatte und so deplatziert mit ihrem Job und der ganzen Vernunft. Sie wollte gerade einfach ausbrechen und vielleicht sah sie darin eine Möglichkeit, die sich ihr so schnell nie wieder bieten würde und es wäre ja auch nur für eine Nacht. Jeder hätte sicher Verständnis dafür. " Du bist nur noch bis Morgen früh hier?" Fragte sie mehr sich selber als das sie ihn fragte - sie stellte es auch viel mehr fest als das sie eine Antwort erwartete. " Hier sieht es sowieso immer gleich aus..." Auch das war eher ein innerer Dialog und sie wog ihren Kopf etwas hin und her - als würde sie eine imaginäre Wagenschale beobachten. " Meine Therapeutin fände das sicher nicht gut - gar nicht gut - ich habe mich bisher wirklich gemacht aber...." Wieder suchte sie den Blick in die Augen von Aiden und begann dann leicht zu Grinsen, danach kniff sie ihn unsanft in die Wange und es war, als lösten sich nach und nach auch die Anspannungen zwischen den beiden. Zumindest von ihrer Seite aus, kam es ihr vor, als bröckelte da eine Mauer. Mochte auch sein, dass sie ihre mehr und mehr verlor. Diese Grenzen, die sie immer im Kopf hatte. Ein Abend konnte aber doch nicht Schaden, diese mal wieder einreißen zu lassen. " Dann - was hättest du getan, wenn ich jetzt gesagt hätte, ich lasse meinen Putzjob sausen - für heute - oder. hättest du dich wieder viel mehr auf meine Kreativität verlassen." Haily vergaß natürlich nicht alles, was sie gelernt hatte und räumte die Putzsachen wieder weg. " Vielleicht ist es Zeit für ein Experiment, ob ich mich so besser fühle - oder eben nicht. Wenn ich es selbst nicht weiß, dann ist das doch schon äußerst komisch." Oh, kleine Haily, sie würde noch sehr viel durcheinander in ihr Leben bringen, sich nach der ganzen Hilfe wieder an das zu erinnern, was sie damals alles an sich geliebt hatte.


RE: New York - Aiden Rutherford - 27.07.2018 18:34

Obwohl Aiden als Antwort auf Hailys warme und ehrliche Worte dankbar lächelte und er sie ebenfalls liebevoll in die Arme schloss, geschah trotzdem etwas Unerwartetes in ihm, als es so wirkte als wolle sie ihn gar nicht mehr loslassen. Erinnerungen und Sehnsüchte wurden auf einmal geweckt, die Aiden in den vergangenen 18 Monaten schon mehrmals hinterfragen musste, denn selbstverständlich war die Beziehung zu Haily auch ein großer Faktor in seiner Therapie gewesen. Und er hatte sich viel damit auseinander gesetzt, wo seine Gefühle für sie herkamen. Hatte er sich in sie verliebt, weil sie für ihn ein Abenteuer darstellte? Eine Möglichkeit aus dem Alltag zu entfliehen? Zu vergessen? Sich von sich selber abzulenken? Und was genau verkörperte sie für ihn? Würde eine Beziehung zwischen ihnen ohne den Einfluss von Drogen noch funktionieren? Wäre es für Aiden jemals möglich ein geregeltes - strukturiertes - Leben zu führen, mit Haily an seiner Seite? Gerade zu Beginn seiner Therapie hatte die junge Frau noch einen so großen Teil in seinem Leben eingenommen, an dem er auch verbissen versuchte festzuhalten, dass er schon verstand, weshalb seine Therapeutin immer wieder auf Haily zu sprechen kam und dabei wohlmöglich auch versuchte ihm die Schattenseiten ihrer Beziehung aufzuzeigen. Die Ungewissheit zum Beispiel. Haily war so sprunghaft und chaotisch, dass man sich nie sicher sein konnte, was als nächstes auf ihrer Tagesagenda stand. Vielleicht entschied sie sich über Nacht plötzlich mal wieder zu verreisen, auch das konnte passieren. Oder auch die Unterschiede zwischen ihnen beiden, die nunmal zweifellos da waren. Aiden hatte oft darüber nachgedacht, ob er sich auf lange Sicht ein Leben mit Haily an seiner Seite vorstellen konnte und ob seine eigenen Vorstellungen einer Zukunft wohl mit ihren vereinbar waren. Bis heute wusste er darauf keine Antwort, aber durch das viele Hinterfragen und Anzweifeln hatte er sich unweigerlich mit der Zeit von dieser Beziehung zwischen ihnen entfernt. Und nachdem er einige Wochen nach seinem Klinikaufenthalt erfahren hatte, dass Haily nicht einmal mehr in Los Angeles lebte, hatte er damit auch endgültig abgeschlossen. Glaubte er zumindest. Denn die Emotionen, die jetzt auf einmal in ihm hervorgerufen wurden, als Haily sanft ihre Hand über seinen Rücken zog und sich so offensichtlich mit und für Aiden freute, das brachte all das plötzlich wieder hervor.
Umso erfreuter war er aber auch, als ihr Gesichtsausdruck sich auf einmal veränderte und dann endlich wieder die Haily zum Vorschein kam, die er damals vor seiner Klinik verabschiedet hatte. Diejenige, die verschmitzt grinste und ihn dann sogar neckend in die Wange kniff. Und ganz automatisch, obwohl er sich eigentlich innerlich darüber freute, verdrehte Aiden sogar die Augen und stieß einmal entnervt die Luft aus seinen Lungen. "Hailynator ist zurück?", stellte er viel eher fest, als dass er sie danach fragte, und ließ gedanklich so viele ihrer gemeinsamen Abenteuer noch einmal Revue passieren. Nachdenklich betrachtete er dabei wie Haily die Putzsachen sauber und ordentlich wieder verstaute, obwohl sie eigentlich gerade erst angefangen hatte hier zu säubern. "Wenn du gesagt hättest du lässt deinen Putzjob sausen, dann hätte ich dich erstmal gezwungen mir einen neuen Kaffee zu kaufen. Dass meiner jetzt auf dem Boden liegt ist schließlich deine Schuld, nicht meine. Und dann- dann hätte ich mich auf deine Kreativität verlassen. Wir könnten mal wieder einen Bus stehlen? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht." Sarkastisch und mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen zog Aiden die Schultern hoch. "Um ehrlich zu sein hab ich mich auch schon persönlich beleidigt gefühlt, weil dir das Putzen hier wichtiger war, als ich."


RE: New York - Haily Stone - 27.07.2018 21:55

Hailynator? Sie musste lachen weil das wirklich nichts mit dem zu tun hatte, was die Menschen in dieser Stadt über sie wussten aber weil es auch in ihr viele Erinnerungen erneut wach rief. Genauso wie sein Augenrollen über ihre freche Übergriffigkeit. Wieso fühlte es sich auf einmal so viel leichter an sie selbst zu sein? Viel zu schnell kam sie sich wieder selber näher vor aber es schwang auch irgendwo in ihrem Herzen die Angst mit. Die Angst davor, sich in gefährliche Situationen zu begeben und das war ihr eben auch nie wieder fremd geworden, seit dem das mit Chris passiert war. Dieser Mensch hatte es so darauf verstanden die Psyche der Menschen ins wanken zu bringen. Sie ließ sich davon aber nicht abbringen - zumindest in diesem Augenblick nicht. Viel eher plusterte sie sich auf, als er von dem Kaffee sprach. " Also erstens - du hast ihn nicht fest genug gehalten..." Und schon war die Entschuldigung für ihr Anspringen wieder in der Versenkung verschwunden und Aiden konnte nicht auf ein einziges Schuldgeständnis bauen sondern durfte sich zu dem Thema noch einiges anhören. "...du hättest es einfach besser wissen müssen und ihn vor mir beschützen. Außerdem - das ist ganz schön dreist, du hättest erwartet, dass ich meinen Job sausen lasse..." von dem er da noch nichts wusste. "...auf die Gefahr hin, dass ich diesen verliere und dir dann trotzdem einen Kaffee von mir ausgeben lassen? Das ist ganz schön frech. Immerhin bist du hier mit Spesen und einem gesicherten Job." Von den Spesen hatte er auch keinen einzigen Ton gesagt und als wenn Haily sich mit sowas auskennen würde - aber sie hatte es zumindest schon einmal gehört und deswegen verbaute sie es eben. "...ich armes. Wirklich. Und dann bist du auch noch kein Gentleman und lädst mich auf unser wiedersehen auf einen Kaffee ein. Zu allem Überfluss würdest du dich auch noch auf meine Kreativität verlassen? Auch die hat einen Preis mein lieber Aiden und so würde ich sagen, du besorgst uns beiden nun einen neuen Kaffee." Sie lächelte Selig weil sie es noch immer beherrschte, durch einen langen Dialog die Tatsachen so zu verdrehen, dass sie gut dastand - besser als das und auch noch etwas von jemandem zu erwarten hatte. So ging das übrigens wenn man wollte, dass jemand anderes für einen selber arbeitete. " Hätte ich mir mehr Mühe gegeben, dann hätte ich dich vielleicht noch dazu bekommen für mich dieses Büro sauber zu machen." Strahlte sie ihn an und verlangte durchaus Anerkennung ihn überlistet zu haben, für den Kaffee zu zahlen. " Eine Entführung macht nur Spaß wenn ein Notgeiler Musiker in diesem Bus sitzt, der dumm genug ist eine Blondine zu Unterschätzen und dann auch noch bei seinem Manager weint, wenn er im Sand versackt." Diesmal musste sie über diese Erinnerung lachen und wie sie den Bus im Sand festgesetzt hatte aber dort hatte auch die verrückte und zugleich wunderschöne Reise der beiden irgendwie begonnen. Auch die schweren Zeiten waren nicht zu Unterschätzen. Aiden war für den größten Liebeskummer in ihrem Leben verantwortlich aber er hatte sich immer wieder einen Weg in ihr Herz zurück erkämpft - auf seine ganz eigene Art und Weise. Auch wenn ihr aktueller Freund nicht so einen Herzschmerz verursachte so gab es eben auch keine so liebevollen Gesten und Aktionen. So andersartige. " Persönlich beleidigt? Du hast nie gesagt, dass du nur bis morgen hier bist - hätte auch sein können dass du hier lebst und wir ewig zeit haben... und - wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?" Schmunzelte sie - natürlich wusste sie, dass er das nicht so leicht über die Lippen bringen würde aber es war nicht Hailys Stil über unangenehmes zu schweigen. Zumindest jetzt nicht. Wahrscheinlich wäre der Abend auch nicht so verlaufen, hätte sie das nicht zeitlich so stark begrenzen können. " Weißt du in so einer richtigen WG sind die Menschen nicht ganz so flexibel mit den Zahlungen - deswegen ist der Job hier schon wichtig aber ein Abend - ist nicht so als würde ich jetzt dauerhaft blau machen." Sie bewegte sich mit ihm in Richtung des Ausganges eher sie innehielt und den Schlüssel betrachtete. Momentan war auch ausgeschaltet, in welche Schwierigkeiten man sich durch ungehorsam bringen konnte. " Ich habe... allerdings hier auch ein paar Schlüssel. Auch für die Cafeteria und für das Dach?" Na - wäre das nicht etwas? Dann könnte sie ihm doch Kaffee spendieren, auch wenn er den natürlich machen müsste.


RE: New York - Aiden Rutherford - 05.08.2018 08:10

Aiden konnte gar nicht anders, als irgendwann während Hailys ewig langem - und allzu bekanntem - Monolog die Arme vor dem Oberkörper zu verschränken, sichtbar tief die Luft aus seinen Lungen zu stoßen und mit erhobenen Augenbrauen den Schwall an Worten aus ihrem Mund abzuwarten. Innerlich freute er sich darüber, dass mit jedem weiteren Satz und jeder weitern Umdrehung der Tatsachen immer mehr Haily in ihren Körper zurückkehrte und dadurch zahlreiche Erinnerungen in ihm sanft geweckt wurden, aber andererseits wurde ihm auch so langsam wieder bewusst, weshalb die beiden so oft aneinander geraten waren. Und weshalb er Haily hasste und liebte zugleich. Ab dem Zeitpunkt ihres ersten Aufeinandertreffens war da etwas zwischen ihnen gewesen, das er lange nicht hatte wahrhaben wollen, aber durch die Therapie war es ihm gelungen auch diesem eine Bedeutung zu geben und es mit Worten zu umschreiben: Er konnte nicht mit, aber auch nicht ohne Haily. Alles zwischen ihnen war ein ständiges Wechselspiel zwischen Dramatik, Streit, Wut, Missachtung, Liebe, Begehren und allen anderen Emotionen, die es noch gab. Für Aiden zumindest. Für die Frau vor ihm hingegen, für die war das alles von Anfang an leichter gewesen. Aiden hatte sie zwar verletzt, mehr als einmal und wahrscheinlich auch mehr, als je einer ihrer Partner zuvor, aber ihr Charakter hatte sich nie so gegen den Schmerz gewehrt, der mit dieser Liebe einher ging, wie der von ihm. Und wie wäre ein Miteinander zwischen ihnen jetzt? Aiden wagte es nicht einmal an das Wort Beziehung zu denken. Einerseits, weil es während der letzten Monate in so weite Ferne gerückt war, aber andererseits auch, weil er damit niemals ganzheitlich das beschreiben könnte, was das zwischen ihnen war. Aber könnte er jetzt besser mit Haily umgehen? Wäre er mit seinen Gefühlen offener? Würde er sich in sie flüchten, wenn es ihm nicht gut ging, anstatt in die Droge? Er hatte so viel über sich selber gelernt, so vieles hatte sich verändert, aber als Haily endlich mit ihrem theatralischen Geplapper fertig war und Aiden erneut die Augen im Kopf verdrehte, da fühlte es sich so an, als hätte sich rein gar nichts geändert. Als wäre alles noch so wie zuvor.
"Wie auch immer. Ich besorg den Kaffee", gab er nach. Aber nicht, weil er mit irgendeiner von ihren Erklärungen übereinstimmte, sondern weil er einfach eine Diskussion beenden wollte, die er sowieso nicht gewinnen konnte. "Aber glaub ja nicht, dass ich hier jemals auch nur einen Finger beim Saubermachen für dich gekrümmt hätte. Dass ist deine Verpflichtung." Weil es noch immer so absurd war Haily mit diesem Wort in Verbindung zu bringen, malte Aiden dabei mit seinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft. "Also, wie wärs, wenn du mir die Cafeteria zeigst, ich uns Kaffee mache und du uns in der Zeit eine hübsche Stelle auf dem Dach suchst?", schlug er letztendlich vor und weil sie wie erwartet nicht abgeneigt davon schien beim Kaffeekochen nicht mithelfen zu müssen, machte Aiden sich dort zu schaffen, während Haily mit dem Aufzug schon nach oben fuhr. Mit einer riesigen, professionellen Kaffeemaschine, die er für ein paar Minunten bloß hilflos anstarrte, hatte er zwar nicht gerechnet, aber letztendlich machte es ja nichts, wenn nicht alles glatt ging. Die Putze war ja direkt vor Ort. Und es dauerte zwar entsprechend lange, aber nach etwas fünfzehn Minuten stand Aiden endlich mit einen etwas wässrigen Kaffee und irgendeinem Milch-Kakao-Getränk mit bunten Streuseln für Haily in der Hand auf dem Dach. Und in seine Hosentasche hatte er sogar noch ein paar abgepackte Muffins und Kekse gestopft.


RE: New York - Haily Stone - 05.08.2018 13:36

Haily schien zufrieden mit dem Resultat, dass Aiden sich ergeben an die Kaffeemaschine schwang und nickte zustimmend, als er sie in der Zwischenzeit auf das Dach verfrachtete. Dort nahm sie ihre Aufgabe auch Ernst einen schönen Platz zu suchen, wo man sich anlehnen aber auch weit über New York hinweg schauen konnte. Wie eine Katze zelebrierte sie das niederlassen, was Aiden nicht sehen konnte. Ihr Blick richtete sich genauso in die Vergangenheit der beiden aber sie machte sich weniger darum Gedanken, ob die beiden auch jetzt miteinander auskommen würden weil das für sie so außer Frage stand. Sie hatte sich hier ihr Leben aufgebaut und führte ein ganz anderes als damals - für sie schien es, als würde sie einen Abend in ihrem alten Leben verbringen aber als wäre das morgen schon wieder vorbei. Damals hätte sie vielleicht darüber nachgedacht, ihm einfach hinterher zu trampen - einfach zu schauen wo es sie in dem Leben weiter hinführte aber so war das eben nicht mehr. Damals wäre es auch fraglich gewesen ob sie überhaupt angekommen wäre, wenn sie schon einmal wieder auf der Reise war aber so vieles war eben einfach anders. Haily wollte das alles gar nicht bewerten weil sich das alles nicht miteinander vergleichen ließ. Ihr Leben war weniger aufregend aber auch weniger unbeständig und irgendwie - ja irgendwie gefiel es Haily. Das hatte schon in ihrem Haus angefangen, dass sie immer mal wieder die Gedanken hatte, dass es schön sein würde, sich wieder zuhause zu fühlen. Das mochte auch damit zusammenhängen, dass sie ihre Brüder gefunden hatte und auch wenn sie mit denen nicht ganz konform war, so war es irgendwie doch etwas Beständigkeit von zuhause. Haily hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie sich damals in ihrer Familie nicht wohlgefühlt hatte.
Diesen Gedanken hing sie etwas nach, als Aiden sich zu ihr gesellte und sie ihn winkend auf sich aufmerksam machte. Sie nahm die Tasse entgegen und Lächelte, ein bisschen weniger aufgekratzt als bei ihrem Dialog. " Das ist total verrückt, dass wir uns über den Weg gelaufen sind in dieser riesigen Welt und in diesem großen Amerika - findest du nicht?" Sie war einfach kein Stiller Mensch und sie wollte doch auch etwas über ihn herausfinden. Hatte er sich auch so verändert? " Und wo wohnst du jetzt? Doch nicht in meinem Haus oder in dem Wrack eines Tourbusses? Wie ist es für dich, jetzt so mit Menschen auszukommen? Ich muss sagen, für mich ist es komisch so normal und so niedergelassen zu sein aber das hat auch was schönes. Es fühlt sich ein bisschen an wie Zuhause - wie als ich klein war. Das mit den Pflichten wird nie meine Lieblingsbeschäftigung sein aber irgendwie funktioniert das eine ohne das andere so schlecht. Heute Abend ist es so, wie noch einmal ausbrechen - schon komisch...." Schmunzelnd sah sie zu Aiden mit ihrem kleinen Bart aus Schokolade. " Erst habe ich überlegt nach Los Angeles zurück zu gehen - zu Matt oder vielleicht zu Noah und dann kam ich mir abhängig von den Menschen vor und nun habe ich mich einfach hier abhängig gemacht." Wenn man es so betrachtete, schon verrückt. Was sie hier hatte, hätte sie auf ihre Weise auch in Los Angeles haben können aber ohne die Therapie hatte sie das nicht gesehen.


RE: New York - Aiden Rutherford - 05.08.2018 17:30

Während Aiden sich neben Haily niederließ, da tat er es so dicht bei ihr, dass ihre Beine sich berührten und er spüren konnte wie von dieser Berührung noch immer ein warmes Kribbeln ausging. Heute genauso wie damals. Es war ein wohliges Gefühl, eines, das ihn auch daran erinnerte wie es sich anfühlte, wenn ihre Körper miteinander verschmolzen. Es wäre gelogen zu sagen, dass er an diesem Abend noch nicht darüber nachgedacht hatte ihr auch körperlich wieder näher zu kommen - ganz unabhängig von einer Beziehung oder Liebe - dafür war Sex einfach viel zu präsent in seinem Kopf; und leider aktuell nicht präsent genug in seinem Leben, denn ohne die sichere Unterstützung der Droge fiel es Aiden oftmals schwer mit Frauen in Kontakt zu kommen und ihnen so selbstbewusst gegenüber zu treten wie er es damals getan hatte. Es war ihm seit seinem Klinikaufenthalt zwar nicht gelungen vollkommen nüchtern zu bleiben, er hatte bereits das ein oder andere Mal ein paar Bier zu viel getrunken und dabei auch Frauen kennen gelernt, aber Aiden hatte schnell feststellen müssen, dass er dabei fast immer die Kontrolle verlor und dass sich der Kater am nächsten Tag vielmals schlimmer anfühlte, wenn er sich nicht mit Kokain wieder auf die Beine hieven konnte. Also versuchte er diese Kneipenabende auf ein Minimum zu beschränken. Und auch das Tindern, das ihm einer seiner Bekannten empfohlen hatte, entpuppte sich öfter als ein Reinfall, als dass es ihm tatsächlich gelang eine Frau mit nach Hause zu bringen. Generell hatte Aiden manchmal das Gefühl, dass Sex ihm seit dem Entzug schwerer fiel und vor allem der Weg bis ins Schlafzimmer mehr Kraft erforderte als zuvor, was absurd war - an ihm selber hatte sich doch nichts verändert - aber es war als hätte jemand einen Schalter in seinem Kopf umgelegt. Einer, der ihn plötzlich immer öfter an sich zweifeln ließ. Vielleicht fehlten ihm auch einfach Erfolgserlebnisse oder der so genannte Ego-Push, den er sich entweder in der Droge oder aber auf der Bühne jederzeit abholen konnte. Genau deshalb überlegte Aiden aber auch, ob es mit Haily vielleicht leichter wäre. Die beiden kannten sich - sie liebten sich sogar - und er wusste, wie Haily sexuelle Nähe für sich selber definierte. Sex und eine Beziehung gehörten für sie nicht zwangsläufig zueinander.
All das sprach Aiden aber selbstverständlich nicht aus, denn obwohl er zwar immer wieder daran dachte, wenn er dieses Fabelwesen neben ihm ansah, so war es doch auch ihm im Moment wichtiger einfach nur mit ihr zu reden. Ihr von seinem Leben zu erzählen und im Gegenzug zuzuhören wie es ihr mittlerweile erging. "Ich weiß", sprach er deshalb auch warm aus und lächelte ihr schwach zu. "Ich bin für nur zwei Tage in New York, in so einer großen Stadt, und dann laufe ich dir über den Weg. Weißt du eigentlich, dass ich einmal bei dir war? In deinem Haus? Ein paar Wochen nach der Therapie damals. Ich hatte dir zwei Briefe geschrieben, aber nie eine Antwort bekommen, und- ich wollte einfach sehen, ob du noch da bist. Glaube ich. Warst du aber nicht. Und niemand hatte etwas von dir gehört." Schwach zog Aiden die Schultern hoch, ehe er mit dem Kaffee in seiner Hand, der viel zu wässrig war, um ihn wirklich mit Genuss zu trinken, ihre Fragen beantwortete. "Ich hab eine Wohnung. Eine eigene. Sie ist relativ klein - kleiner als die letzte - aber ich hab in meinem Job auch eher als sowas wie der Arsch vom Dienst angefangen. Kaffee kochen, Post austeilen und so weiter. Ich hab zwar mein Studium abgeschlossen, aber keine Berufserfahrung, also musste ich da wohl durch. Da ich aber gut in dem bin, was ich tue, hab ich meinem Verlag irgendwann einen Autor aus Europa vorgeschlagen. Unbekannter Typ, ich hab ihn mal bei einem Konzert dort getroffen, aber sehr sehr wortgewandt. Mein Verlag wollte ihn dann sofort unter Vertrag nehmen und seitdem darf ich auch wichtigere Dinge im Büro tun. Und deshalb bin ich jetzt auch hier." Aiden versuchte sich noch einmal am Kaffee, aber als er erneut den Mund darüber verzog, stellte er ihn lieber zur Seite und sah Haily stattdessen an. "Du kennst mich, Menschen sind noch immer schwierig. Auf professioneller Ebene geht das - und am Schreibtisch sitze ich sowieso alleine und lese meistens in Manuskripten - aber diese zwischenmenschlichen Beziehungen-" Mit seinen Händen versuchte er irgendwie zu verdeutlichen, dass es da noch immer eine Distanz gab. Egal, wen er kennenlernte. "Das ist noch ein langer Weg, glaube ich. Und bei dir? Du scheinst so- zufrieden zu sein mit all deinen Veränderungen." Obwohl sie nicht zu der Haily passten, die Aiden kannte, aber das verschwieg er. "Wie war das mit der Therapie damals? War das- hauptsächlich wegen Chris? Hattest du das Gefühl alleine nicht damit fertig zu werden?"


RE: New York - Haily Stone - 06.08.2018 20:48

Ihr fiel die Berührung der beiden natürlich auch auf aber sie dachte dabei an nichts sexuelles - weil Haily so einfach nicht war und das meist eine Intuition war, die erst mit der Zeit aufkam und auch ganz magisch. Es kam ihr viel eher normal und sehr vertraut vor, es gab ihr ein gutes Gefühl. Das ihr Freund etwas dagegen haben könnte, wie sie hier mit ihrem Exfreund zusammen saß, ganz ohne das sie vorher mit ihm darüber gesprochen hatte, bedachte sie gar nicht. Wie hätte sie es denn vorher mit ihm besprechen sollen? Das war ja nicht geplant und nun sofort zum Handy greifen? Das war sie einfach nicht. Außerdem würde er hoffentlich wissen, dass man ihr Vertrauen konnte. Was war das für eine Grundlage der Beziehung sonst? Sie hatte ihm nie Anlass geben an ihr zu zweifeln. Sie würde ihn auch nicht betrügen weil es sich für sie falsch anfühlen würde. Ihm war Monogamie wichtig und Haily dachte, es gehörte irgendwie zu ihrem neuen Leben dazu und deswegen gab es keinen Grund dagegen zu steuern. Ihr Freund hatte sich generell sehr viel Zeit mit ihr gelassen und sich ihr sexuell zu nähern weil das nach der Therapie nicht so einfach war. Schon immer war das bei Haily ein sehr spezielles Thema aber nach der schwierigen Zeit nun einmal mehr. Es war auch gar nicht ihre Absicht gewesen so schnell jemanden kennen zu lernen und dem auch Näher zu kommen, meistens verliebte man sich aber genau dann wenn es eben nicht passte. Eines blieb ihr nur ein Rätsel - weshalb sie Aiden nicht sofort von ihm berichtete. Sie redete sich ein, dass es damit zusammenhing, dass die Sprache nicht darauf gekommen war und sie nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die das Bedürfnis pflegen, einem das sofort aufs Butterbrot zu schmieren.
Lieber lauschte sie dem, was Aiden so aus seinem Leben zum besten gab und Lächelte sachte - im Gegensatz zu ihrem Kaffee war ihr Getränk passabel. " Zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht so einfach? Also bei mir machst du das ganz Prima." Lobte sie ihn nickend. " Ich hätte die Briefe gerne gelesen - wirklich. Wie ist es in dem Haus? Ich bin sehr froh zu hören, dass es noch steht. Am Anfang habe ich oft mit mir gehadert, zurück zu gehen." Das war komisch zu hören, denn hadern war sonst nicht so ihre Eigenschaft. Eher Was kostet die Welt? Ihr auflachen war dann doch Vertrauter " Du und Kaffee kochen und Leute bedienen? Das hätte ich gerne gesehen. Dann musstest du ja auch nett und freundlich bleiben, auch wenn dir gar nicht danach ist." Sie stieß ihn leicht mit der Schulter an. " Manche Dinge dauern eben - bei dir ging es schnell mit dem Job und das hört sich auch wirklich nach dir an. Lesen und an deinem eigenen Schreibtisch. Den anderen Dingen muss man eben mehr Zeit geben. Dann ist zumindest die Frauen-Welt vorläufig vor dir in Sicherheit." Haily hoffte mit dem Scherz keine Grenze zu überschreiten aber eigentlich hatte sie das bei ihm schon zig mal getan. " Was ist mit der Musik?" fragte sie weiter um sich ein noch besseres Bild von ihm und seiner Situation machen zu können wobei sie immer mehr spürte wie sie sich freute und wie erleichtert sie schien. Zumindest bis er die Blondine nach ihrem Weg fragte und sie die Luft einsog und den Kopf in den Nacken legte. " Ist nicht so leicht darüber zu Reden irgendwie. Ich bin in die Natur gefahren und dachte ich kann mich dort erden, wieder zu mir finden aber ich habe am Anfang einfach alle Menschen vermisst. Ich Glaube weil mein Umfeld schon wieder mehr und mehr eine Familie geworden ist, wie damals und ich habe meine Familie vermisst in der Zeit wo ich unterwegs gewesen bin. Da waren aber zu viele offene Wunden um Ruhe zu finden. Mit dem Auftauchen von Chas und Gus hat sich das irgendwie verändert. Trotzdem dachte ich, es wäre nicht gut zurück zu gehen und ich müsste mich erstmal selber heilen - irgendwo im nirgendwo. Die Alpträume wurden aber immer schlimmer, die Ängste wurden immer schlimmer und irgendwann habe ich eingesehen, dass ich das alleine nicht schaffe. Je ruhiger ich wurde, desto schlimmer fühlte ich mich. Also habe ich Summer um Hilfe gebeten. Ich Glaube ich bin dann nach New York gegangen weil hier auch meine Stiefeltern gelebt haben und hier so alles begonnen hat - das ganze davon laufen. Es hat noch nie jemand meine Sicht auf die Menschen so erschüttert wie Chris..." Sie sah ihn von der Seite an und presste die Lippen aufeinander "...ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich darüber Rede und dir nicht zu viel." Sie wusste, dass auch Aiden nicht spurlos an all dem vorbei gekommen war und sie wollte ihm das Leben nicht schwer machen. Für sie fühlte es sich gerade richtig an, ihren Kopf auf seine Schulter zu legen. Es kam ihr dann vor, als seie sie nicht so alleine mit dem Thema über das sie erzählte und vielleicht wollte sie Aiden damit auch aufheitern. Auch wenn er damit abgeschlossen hätte so hatte sie es doch zu beginn auch vermisst, für ihn da zu sein. In seinen letzten Konsum Monaten hatte sie dies immerhin hartnäckig versucht. " Ich Glaube dieses geregelte Leben geht ganz gut, doch. Es passieren weniger verrückte Dinge aber vielleicht habe ich etwas Sicherheit gebraucht. Beziehungen und Freundschaften sind nicht mehr so Grenzenlos aber dann muss man sich auch in nichts Grenzenlos verlieren. Wie mit meinen Mitbewohnern zum Beispiel - sie schätzen mich als Mensch aber wenn ich die Miete schleifen lassen würde, dann würden sie mich raussetzen. Wie du merkst, ich Rede noch sehr viel aber ich bin nicht mehr so aufgedreht. Wenn ich Bauchschmerzen habe, bekomme ich Medikamente. Sowieso musste ich viele Medikamente nehmen und muss. Die machen mich auch etwas Ruhiger. Meine Therapeutin arbeitet noch etwas mit mir an meinen Grenzen..." Sie schmunzelte. "...sie würde sagen ich erzähle dir viel zu viele private Dinge und das ist nicht gut für mich." Machte sie die Frau nach, der sie aber allem Anschein vertraute. Wenn man sich selbst verlor, dann war es tröstlich einer Fachlichen Meinung blind zu Glauben.


RE: New York - Aiden Rutherford - 07.08.2018 13:23

Es war wie immer ein schier endlos scheinender Schwall an Worten, der Hailys Mund verließ, und während sie so sprach fiel es Aiden oft schwer überhaupt dazwischen zu kommen und ihre Fragen zu beantworten. Es war nicht so, dass es sie nicht interessierte, was Aiden zu sagen hatte - das wusste er zum Glück - aber manchmal funktionierte ihr Kopf schneller, als ihre Lippen hinterher kamen. Etwas, das er an ihr gehasst und geliebt hatte zugleich. In knappen Antworten erfuhr sie daher nur, dass ihr Haus noch stand, aber dass Aiden nun auch schon lange nicht mehr dort gewesen war. Mehrere Monate. Er berichtete ihr außerdem, dass er beim Kaffeekochen im Büro seine Grumpyness nie verloren hatte und vermutlich auch deshalb so schnell einen Platz an einem einsamen Schreibtisch ergattern konnte. Es gab sicher sympathischere und engagiertere Kaffeekocher als ihn, die nur darauf warteten, in seinem Verlag einen Job zu ergattern. Nur bei der Frage nach der Musik ließ Aiden sich etwas mehr Zeit, wog langsam den Kopf hin und her und sah geradeaus in die zahllosen Lichter der niemals schlafenden Stadt. Das letzte Mal war er mit seiner Musik nach New York gereist. Er hatte hier schon in großen Hallen und in winzig kleinen Keller-Clubs gespielt. Er war hier in mehreren Backstage-Räumen eskaliert und danach völlig drauf bei aufgehender Sonne durch die Straßen der Stadt gewandert. Es waren Erinnerungen, die ihn immer ein wenig wehmütig werden ließen, und an Hailys großen Augen und ihrer Stille spürte Aiden, dass auch sie das wahrnahm. "Ich hab noch keinen Weg gefunden die Musik mit diesem anderen Leben zu vereinen, das ich jetzt führe", gab er zu und ließ es mit einem Schulterzucken dennoch möglichst gleichgültig aussehen. Gefühle zu zeigen würde niemals zu Aidens Stärken gehören. "Ich glaube die Verführungen wären zu groß. Ab und zu schaue ich mir mal eine Show an, aber ich merke da schon, dass ich mich ohne Drogen ganz fehl am Platz fühle. Ich kann das schwer beschreiben." Es war ein Konflikt, den Aiden seit seiner Therapie fast täglich mit sich selber führte. Jahrelang hatte er die Musik gelebt und geatmet, er brauchte sie um wirklich zufrieden zu sein, aber andererseits verkörperte sie auch alles, was ihn zerstört hatte.
Deshalb war es auch eine willkommene Ablenkung, dass er dieses Thema schnell beiseite schieben und sich stattdessen auf Haily und ihre Berichterstattung konzentrieren konnte. Es war gut zu hören wie sie noch einmal in Ruhe von ihrem Weg berichtete und während Aiden ihre Veränderung nun zwar besser nachvollziehen konnte, fiel es ihm trotzdem schwer sich darauf einzulassen. Es war als wäre sie im Laufe der vergangenen Monate nicht nur um 1 1/2 Jahre gealtert, sondern direkt um 20 Jahre. Als wäre sie auf einmal ruhiger, gesetzter und reifer, als jemals zuvor. Vielleicht sollte das ein beruhigender Gedanke für ihn sein - zumindest solange es auch Haily damit gut ging, und das schien ja der Fall zu sein - aber Aiden blickte trotzdem weiterhin nachdenklich in die Ferne. Ein warmer Schauer durchfuhr ihn, als seine ehemalige Freundin den Kopf auf seine Schulter bettete, aber auch dies fühlte sich auf einmal anders an, als sonst. Unbekannter. Fremder. "Ich bin froh, dass es dir gut geht. Ehrlich. Und dass du dich irgendwie- sicherer fühlst, so wie du jetzt lebst. Aber-" Aiden haderte mit sich, ob er es überhaupt aussprechen sollte. War das so, als wenn Haily ihm jetzt sagen würde, dass sie ihn unter Einfluss der Drogen lieber mochte? Wäre das vergleichbar? "Um ehrlich zu sein fühlt es sich gerade ein bisschen so an als hätte Chris gewonnen." Wann immer einer von ihnen seinen Namen in den Mund nahm, zog es sich unangenehm in Aiden zusammen. "Er wollte mich verletzen und dich zerstören und irgendwie-" Vorsichtig zog er sich ein wenig von Haily zurück, um den Kopf in ihre Richtung zu drehen und sie direkt anzusehen. In ihre Augen, auf ihre Lippen, ihre Gesichtszüge, ihre Nase, das blonde Haar. Äußerlich sah sie noch genauso aus wie früher. Vielleicht war das Funkeln in ihrem Blick ein wenig verblasst. "Es wirkt fast so als hätte er dir weggenommen, was du bist. Ich weiß gar nicht wie ich mir eine Haily vorstellen soll, die in einer ganz normalen WG wohnt und arbeiten geht und ein Konto hat. Papierkram erledigt. Die sich darüber Sorgen macht zu viel Privates zu erzählen." Das war so absurd, dass Aiden sogar einmal auflachte. Schon damals waren sie mehrmals aneinander geraten, weil er sich über ihren verrückten Lebensstil belustigte, und jetzt saß er hier und lachte über ihre Normalität. "Aber keine Ahnung, ich denke solange du glücklich bist ist das die Hauptsache?"


RE: New York - Haily Stone - 07.08.2018 16:39

Nach dem was Aiden ausgesprochen hatte und sie ihm lange in die Augen geschaut hatte, war es nun Haily die etwas wie Wehmut verspürte. So wie er eben, als er von der Musik berichtete und es dauerte auch eine Weile, bis sie darauf etwas erwidern konnte. Ihr Blick verloren sich nach etwas verstrichener Zeit ebenso in der Ferne. " Vielleicht haben diesmal die bösen gewonnen - das mag schon sein, so wie du das sagst." Stellte sie fest und drehte den Kakao zwischen ihren Händen. " Ich dachte immer meine Gutmütigkeit schützt mich schon davor, meine Aura, solchen Abgründen zu begegnen aber da alleine in der Natur hat sich das nicht so angefühlt. Es hat sich angefühlt als wäre ich gegen alles Schutzlos und als hätte ich mir mein Leben lang nur etwas vorgemacht. Als hätte ich sie mir schöner geredet als sie ist." Sie musste tatsächlich kurz Lächeln, weil es so klang, als hätten die beiden ihre Rollen vertauscht. Es war damals Aiden gewesen, der die Welt schwarz gemalt hatte und Haily hatte all das nicht an sich heranlassen wollen, mit unerbittlicher Überzeugung. Das sie es einmal würde werden würde, hätte sie nicht zu Glauben vermocht. " Ich kann dir nicht sagen, dass ich jetzt Glücklicher bin. Ich vermisse mein altes Leben und die Freiheit manchmal. Das Grenzenlose aber ich habe einfach Angst und traue mir das nicht zu." Gestand sie sich und ihm ein. " Ich will mich nicht wieder fühlen wie vor eineinhalb Jahren, dass war schrecklich und irgendwie war die Therapie und jetzt auch das Leben danach wie eine Käseglocke. Ich fürchte mich davor sie zu verlassen. Heute als ich dich getroffen habe, oder gerade - es fühlt sich an wie früher und ich bin auch noch derselbe Mensch - spüre ich aber ich kann das nicht wieder alles ändern." Sie schüttelte sanft den Kopf. Haily war auch damals schon ein Angsthase gewesen, vor allem Möglichen aber nie davor in ihrem Leben neue Abenteuer zu beginnen. Das schien nun anders. Trotzdem kam es ihr nicht vor als würde sich das jemals wieder ändern können. Es schien so als wären die Kapitel davor geschlossen. Es war allerdings auch eine lange Zeit des Leidens und viele Schicksalsschläge auf einmal gewesen - es war nicht nur Chris sondern auch Chas Art zu Leben und was sie gesehen hatte und Aiden und die Sucht. Der Mord an Chris. Das Gefängnis und die Schattenseiten an dem System. Haily wagte es nur nicht, all das auszusprechen weil sie Aiden nicht das Gefühl geben wollte, eine Mitschuld an seiner Veränderung zu fühlen. Denn am Ende hatte sie sich diesen Weg ja selbst ausgesucht. " Es gibt jetzt glaube ich auch Menschen hier, die sich auf mich verlassen - nicht nur meine Mitbewohner, ich habe eine ganz normale Beziehung und eben den Job." Fühlte sie sich auch deswegen etwas gefangener? Weil es ihr nun etwas ausmachen würde die Menschen hängen zu lassen? " War ich nicht vorher auch einfach total Egoistisch - alle für mich arbeiten zu lassen und Menschen einfach so aus meinem Leben zu schmeißen. Das waren auch nicht gerade tolle Eigenschaften." Wieso hatte sie das mit ihrem Partner doch erwähnt? Wollte sie Aiden damit vielleicht abschrecken und ihr altes Leben wieder verscheuchen und die ganzen Gedanken und das Chaos, was er damit in ihr ausgelöst hatte? Wollte sie sich Rächen, dass sie sich wegen seiner Aussage unbehaglich fühlte? Sie war sich nicht ganz Sicher aber diesmal war es dieses Fabelwesen was ziemlich betrübt wirkte.


RE: New York - Aiden Rutherford - 08.08.2018 12:09

Aiden spürte wie er mit den Gedanken abdriftete, sich vorstellte wie Haily wohl in ihrem neuen Leben aussah und dann versuchte zu verstehen, warum er selber sich so dagegen sträubte diese Veränderungen anzunehmen. Viel zu oft hatte er sich doch gewünscht, dass sie ein bisschen weniger aufgedreht wäre. Ein bisschen ruhiger. Ein bisschen normaler. Nicht ganz so egoistisch. Nicht ganz so sprunghaft. Mit einem kleineren sozialen Umfeld. Weniger Freunden. Vor allem weniger männlichen Freunden. Oft waren genau diese Eigenschaften Grundlage für Aidens zahllose eifersüchtige oder genervte Wutausbrüche gewesen, und darüber hinaus hatte er Haily doch auch selber dazu motiviert sich in eine Therapie zu begeben, nach allem was Chris ihr angetan hatte. Er hatte diesen Gedanken immer unterstützt, also warum um Himmels Willen freute er sich nicht darüber, dass jetzt eine optimierte Haily vor ihm saß? Eine Frau, deren Lebensstil und Gedanken er viel eher verstehen konnte? Wo war der Knackpunkt?
Es war der Moment, als Haily wie selbstverständlich in einem Nebensatz erwähnte in einer Beziehung zu sein, an dem es Aiden wie Schuppen von den Augen fiel. Regelrecht erschrocken rutschte er ein Stück von ihr weg und stieß dabei unachtsam mit seinem Körper den Kaffeebecher neben sich an, der selbstverständlich umfiel und seinen gesamten Inhalt über die Steine verteilte. Wie so oft verfiel Aiden dabei automatisch in laute Flüche, stand eilig auf, um sich der Kaffee-Pfütze zu entziehen, und schlug mit der Hand auf die Stelle an seinem Bein, an der die Plörre bereits in den Stoff gesogen war.
Sie hatte einen Freund. Nein, es war nicht ihre Andersartigkeit, mit der Aiden sich nicht anfreunden konnte. Es war nicht ihr verändertes Leben und dass sie jetzt ruhiger, achtsamer und vorsichtiger war. Es war viel mehr, dass Haily nun alles verkörperte, was sie damals nie bereit war für Aiden zu geben. Oh, wie verbissen sie immer an ihrer Freiheit und ihrer Verrücktheit festgehalten hatte. Ihr Charakter hatte Aiden oftmals in den Wahnsinn getrieben und ja, richtig, er hatte genau das an ihr geliebt. Aber eben auch gehasst. Und wann immer er wütend mit ihr geworden war, hatte sie sich trotzdem geweigert von ihren bisherigen Gepflogenheiten abzuweichen. Sich auch nur ein bisschen für Aiden zu verstellen. Das könnte sie auch gar nicht, hatte Haily immer gepredigt. So war sie nunmal. Und jetzt waren anderthalb Jahre vergangen und Aiden merkte, dass sie es doch konnte. Er merkte, dass sie für einen anderen Mann bereit gewesen war ihre Freiheiten aufzugeben. Natürlich verdrehte er dadurch in seinem Kopf - wie so oft - die Tatsachen: Vermutlich hatte Haily sich erst geändert und dann ihren neuen Freund kennen gelernt, um dieses neue Leben noch zu stabilisieren und perfektionieren. Aber das wollte und konnte Aiden nicht sehen. Stattdessen fühlte er sich verraten. So als sei diese große Liebe zwischen ihnen auf einmal unbedeutender und nichtiger, als er glaubte.
"Du hast einen Freund", schnaubte er daher unwillig, verächtlich und wandte seinen Körper sogar von ihr ab, um sich dieser drückenden Nähe zu entziehen, die sich kurz zuvor noch so gut angefühlt hatte. Zwei Mal hatte Aiden in seinem Leben wirklich jemanden geliebt. Lucy. Und Haily. Und beide Frauen liebte er auch noch immer. Aiden hatte in seinem Leben noch nie gelernt wie es war, wenn eine Liebe schwand, und oftmals war er sich sogar sicher, dass er gar nicht die Fähigkeit besaß jemanden nicht mehr zu lieben, der einst diese Schwelle seiner Gefühle überwunden hatte. Immer wieder erinnerte er sich an das Dach des Hochhauses in Los Angeles und das Gespräch mit Lucy, das er dort vor Jahren geführt hatte: Bis in den Morgengrauen hatten sie über Liebe und Verlust, Vertrauen und Enttäuschungen gesprochen. Und Aiden war damals der festen Überzeugung gewesen, dass er niemals jemanden lieben wollte. Dass er niemals sein Herz für jemanden öffnen wollte, weil diese Verletzlichkeit für ihn so furchteinflößend war, dass er es lieber gänzlich mied überhaupt jemandem nahe zu kommen. Er wollte verhindern, dass jemand noch einmal die Chance bekam ihn so zu ruinieren wie es seine Mutter getan hatte. Aber dann war es ihm doch nicht gelungen das zu verhindern. Lucy hatte schleichend sein Herz in Beschlag genommen, und Aiden hatte nach ihrem Tod so gelitten wie schon lange nicht mehr. Er hatte sich vorgenommen diesen Fehler nie wieder zu begehen, aber dann war da auf einmal Haily. Und sie kletterte einfach über die neu erbauten Mauern hinweg und schon wieder nistete sich jemand in seinem Herzen ein. Bis jetzt, bis zu diesem Punkt, hatte er diese Liebe nicht grundlegend bereut. Er hatte sich immer mal wieder gewünscht sie nicht getroffen zu haben, aber in seinem Innern glaubte Aiden schon lange daran, dass diese Konstellation der Gegensätze etwas Besonderes war. Dass die Liebe zwischen ihnen für immer bestehen würde.
Aber auch jetzt noch waren beide Frauen für Aiden eine Ausnahme von der Regel. Er glaubte nicht daran noch einmal jemanden zu treffen, der solche Gefühle in ihm wecken konnte wie Lucy oder Haily. Es gab nur sie beide und es würde für immer auch nur sie beide geben, das war seiner Meinung nach ein in Stein gemeißelter Fakt. Und umso schmerzhafter war es jetzt hier vor Haily zu stehen und zu hören, dass es da einen anderen Mann in ihrem Leben gab. Einen, für den sie bereit gewesen war sich einzuschränken. Nur noch für ihn da zu sein. Ihn zu lieben, und nur ihn. Keinen anderen Mann. Und schon wieder fühlte Aiden das, woran er auch früher allzu oft beharrlich festgehalten hatte: Haily liebte ihn gar nicht, sie hatte ihn nie geliebt. Er war für sie nicht so besonders wie sie für ihn. Er hätte sich niemals auf sie einlassen dürfen. Er hätte niemals so viel Zeit mir ihr verbringen sollen. Verdammt nochmal, er hätte damals aus diesem fahrenden Bus springen müssen, dann wäre es niemals so weit gekommen. Dann wäre das alles niemals passiert. Wenn die beiden doch bloß nie aufeinander getroffen wären, dachte er sich, voller Wut und Verzweiflung, während sein Herz schwer in seiner Brust pochte und ihm beinah die Luft abschnürte. Scheiße, was würde er jetzt für ein bisschen Koks tun.
"Okay. Vergiss es." Aiden versuchte sich auf seine Therapie zu besinnen, darauf was er gelernt hatte - sich zu beruhigen, den Verführungen auszuweichen - aber an seiner Stimme konnte man deutlich hören wie seine Gereiztheit und Wut die Kontrolle an sich rissen. "Ich gehe. Viel Spaß noch mit deinem neuen Leben - und deinem neuen Freund - und- was auch immer. Mit dieser ganzen Scheiße hier. Wie schön mal wieder mit dir zu reden." Verächtlichkeit und Sarkasmus trieften aus seinen Worten, aber ohne Haily noch eines Blickes zu würdigen schüttelte Aiden den Kopf, griff nach seiner Tasche und lief direkt auf den Ausgang zu.