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RE: SANTA BARBARA - Summer Alica Jones - 05.09.2015 08:01

Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein, er Sprach doch sonst nie darüber, was in ihm vorging aber jetzt? Wollte er wirklich so sehr Wissen, wie sie zu der Frau geworden war, die nun neben ihm im Bett lag? Zuerst versuchte sie ganz Ruhig zu bleiben, neben ihm aber dann konnte sie die Anspannung nicht verbergen und letzten Endes hob sich ihr Oberkörper wieder und sie setzte sich, winkelte die Beine an und legte ihre Arme darum. Immer mal wieder sah sie so über die Schulter zu Chas und wenn ihr das zu viel wurde, dann wieder an die Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Ob er das mit Absicht machte, so völlig ohne Regung und Emotion zu sprechen oder ob er das nicht gewöhnt war, das vermochte sie nicht zu sagen aber auch das lustige Kommentar am Ende brachte sie nur zu einem geistesabwesenden Auflachen. „Wie kannst du das alles ohne Wertung in deiner Stimme sagen, du bist wirklich ein bisschen verrückt.“ Trotzdem versuchte sie alle Tore in sich zu schließen, an sich herankommen zu lassen, wie sie diese Worte von innen Wärmten. Er hatte sie zusammengeschlagen, versuchte sie sich zu Erinnern und das tat man doch nicht, wenn man jemandem was gutes wollte aber auch ihr wollte es nicht gelingen, den Zusammenhang auszublenden und was ihr geblüht hätte, wenn er es nicht getan hätte. Scheiße, denn noch eher sie zu einem brauchbaren Ergebnis kam, erinnerte er sie an ihren Teil der Abmachung. So blieb ihr die Frage, was er tat, wenn sie erneut weg zog im Hals stecken und sie hob die Schultern. „ Okay... okay...“ wenn man etwas vierzehn Jahre nur mit sich selber herumtrug, war das gar nicht so leicht Auszusprechen, wie eine Blockade, die man erst lockern musste und so begann Summer so früh – eigentlich war alles gar nicht Nötig auszusprechen. „ Das ist jetzt... vielleicht gar nicht so eine ungewöhnliche Geschichte und das passiert bestimmt auch furchtbar oft, Trotzdem ist es meine Geschichte... ich habe das erlebt und es ist mit ein Grund, warum ich so bin wie ich bin.“ Chas sollte nur Wissen, ihr den nötigen Respekt dafür zu zollen, denn sie bräuchte zumindest da keinen dummen Witz. Glaubte sie zumindest. „ Meine Ma kam damals aus Spanien mit ihrer Familie hier her, das war damals ja nicht ungewöhnlich. Mein Dad ließ sie sitzen, als er raus bekam, sie würde ein Kind bekommen und wollte den amerikanischen Traum leben oder was auch immer. Als Putzfrau und Mutter war sie dann mehr als Glücklich als sie einen Vorarbeiter aus einer Fabrik kennen gelernt hat, der uns mit durchfütterte und da war es auch nicht wichtig, dass er sich jeden Abend zugesoffen hat. Erst hatte ich nicht viel mit ihm zu tun als Kind und in der Pupertät bekam ich dann meine Probleme mit ihm. Für mich habe ich schon immer eingestanden und das nicht leise, das kommt davon, wenn man Jahre gemobbt wird – also meine erste Auseinandersetzung mit ihm mit fünfzehn. Ich wollte ihn zur Rede stellen, warum er immer spannt, wenn ich Dusche oder mich umgezogen habe. Er stritt alles ab, in seinem Suff hat er mir eine Ohrfeige gegeben und gesagt ich bilde mir das ein. Ich hätte da schon gehen sollen, bin ich aber nicht sondern zu meiner Mutter und sie hat gelacht. Ein Jahr habe ich dann penibel darauf geachtet, ich hatte mir das nicht Eingebildet aber in Ordnung, sollte er eben gucken – mittlerweile sah ich schon eher aus wie jetzt.“ Schon ziemlich rapide für ein so junges Mädchen und auch, dass sie noch heute so offenherzig war. Damals hatte sie aber gerade angefangen, sich auch gut damit zu Fühlen, nicht mehr das hässliche Entlein zu sein. „ Mit sechzehn verschwunden bin ich nach der Nacht, als es nicht beim gucken geblieben ist. Ich hatte zu der Zeit meinen ersten Freund, wollte mit ihm das volle Programm aber mein Stiefvater kam dem Wunsch zuvor. Seid dem war ich nirgendwo mehr fest... in einer Bar bin ich durch ein paar Umwege zu dem Job gekommen. Keine Ahnung, mir ist das alles so wichtig, weil ich nicht mehr Abwarten werde, bis mir jemand etwas weg nimmt. Nicht meine Selbstbestimmung, nicht meine Freiheit und ich lasse mich auch von keinem Beleidigen. Die Autonomie? Ich mag das, irgendwo neu zu sein, alles auf Null setzen und keiner kennt einen. Irgendwann geht es immer tiefer und es kommen Fragen und immer wenn ich mich bei jemandem oder irgendwo zu Sicher fühle, dann muss ich weg. Keine Ahnung, du bist der Menschenkenner von uns beiden, du wirst das vielleicht besser Analysieren als ich. Seid vierzehn Jahren habe ich da nicht mehr gekramt und hatte ich auch nicht vor, ich mag mein Leben, so wie es ist.“ Öfter war gefallen, dass sie selber keine Ahnung hatte und so war das auch aber sie wusste schon, das ihr Verhalten mit dem Zusammenhing, was passiert war nur das Wie? Erst jetzt sah sie, wie ihr Körper unter der Erzählung zitterte, wie ätzend und so drückte sie auch ganz automatisch die Hände gegen ihre angewinkelten Knie, damit das aufhörte und legte das Kinn darauf ab und biss die Zähne zusammen. Immer mal wieder hatte sie versucht den Kopf in Chas Richtung zu drehen aber war gescheitert. Wieso konnte er denn nicht so kalt sein wie er?


RE: SANTA BARBARA - Charles Thompson - 06.09.2015 11:13

Ich ließ Summers Körper keine Sekunde aus den Augen, während sie sprach und all meine Fragen beantwortete. Ich merkte ihr an, dass sie das gerne ebenso emotionslos und abgeklärt getan hätte wie ich, doch sie scheiterte daran kläglich, fing irgendwann unkontrolliert an zu zittern und presste ihre Kiefer aufeinander. Mir war nicht klar weshalb ich das tat, aber erneut richtete ich mich unter Schmerzen ein wenig im Bett auf, gerade so weit, bis ich ihren Rücken berühren und langsam meine Hand an ihrer Wirbelsäule hinauf schieben konnte. Und dann wieder herunter. Beruhigend bewegte ich meine Finger über ihr langes T-Shirt, mit dem einzigen Ziel vor Augen, das in mir existierte, wenn Summer in meiner Nähe war: Dass es ihr gut ging. "Tust du nicht", sprach ich dennoch mit absolut unpassend harter, mitleidsloser Stimme aus. "Du magst dein Leben nicht so wie es ist. Sonst würdest du nicht immer weglaufen, sobald du anfängst dich bei einer anderen Person wohl zu fühlen. Du hast Angst. Entweder davor, dass wieder irgendetwas passiert, wenn du dich emotional an jemanden bindest, so wie bei deinem ersten Freund. Oder davor, dass du dich in einer Beziehung verlierst. Dass du alles aufgibst, was dich ausmacht und was dir wichtig ist, nur für eine andere Person, so wie deine Mutter. Aber soll ich dir etwas sagen? Das ist kein Mut oder Stärke oder Unabhängigkeit, sondern Feigheit. Angst und Panik. Mehr nicht." In dem Moment ließ ich meine Hand wieder sinken. "Du hast damals alles zurück gelassen, was dir wichtig war, wegen einer anderen Person. Wegen einem Wichser, gegen den du nicht behaupten konntest. Deine Freunde, dein Umfeld, deinen damaligen Freund auch, nehme ich an. Und immer, wenn du das Gefühl hattest irgendwo angekommen zu sein, bist du weiter gezogen. Du denkst du magst dein Leben - die teuren Kleider, die begehrenden Blicke von deinen Kunden, deine Unabhängigkeit - aber das alles ist nur ein Resultat deiner Angst. Sieh dich doch an. Du hast seit vierzehn Jahren nicht darüber gesprochen, was dir passiert ist, du zitterst jetzt am ganzen Körper, das sitzt so tief in dir drin, dass dein ganzes Leben davon bestimmt wird. Ich glaube du weißt nicht einmal wirklich, wer du eigentlich bist und das ist schwach. Das ist armselig." Ich wusste nicht, ob ich Summer gegenüber schon jemals so hart gewesen wäre, aber nach all der Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, müsste ihr zumindest klar sein, dass ich immer aussprach was ich dachte. Ohne Rücksicht auf Verluste. "Wo ist er jetzt? Und deine Mutter? Leben sie noch hier? Hast du jemals wieder Kontakt zu ihnen aufgenommen? Hast du dich ihnen jemals gestellt? Wenn nicht, dann finde ich, dass es an der Zeit ist das zutun. Damit endgültig abzuschließen und dich für das zu rächen, was sie dir angetan haben."


RE: SANTA BARBARA - Summer Alica Jones - 06.09.2015 19:42

Wenn Chas so kalt über die Gefühle zu ihr sprach, wie eben. Wenn es darum ging, dass er ihr auf die Art zeigte, in welcher Art und Weise er sie mochte dann war das gut so, das war perfekt für Summer weil sie hasste nichts mehr als diese verweichlichten Männer aus der heutigen Zeit. Die einem ins Ohr Säuselten, was sie für einen Empfanden und sich ankuschelten, das war Abstoßend und absolut Nervtötend. Wenn er aber so mit ihr umging, wenn sie hier nach vierzehn Jahren das erste Mal von der Vergewaltigung in ihrer Jugend sprach, dann war das absolut nicht Okay. Ohne das sie einen Gedanken daran verschwendete, dass er einfach so war und der emotionale Krüppel wohl gar nicht anders handeln konnte, wurde sie unfassbar Sauer. „ Du kannst mich mal – ich weiß sehr wohl wer ich bin und wofür ich mich die letzten Jahre entschieden habe. Das ich auch alleine klar komme und mich nicht an irgendjemanden kleben muss, der denkt, weil er ein breiteres Kreuz als ich habe, eine Waffe oder wie Brooke ein Gefolge, könnte mich herum schubsen.“ Sie stand von dem Bett auf, weil sie seine Nähe nach den Worten nicht ertragen konnte „ Und es ist nicht Feige, dann weg zu gehen sondern eine bewusste Entscheidung, die nicht immer schön ist und dazu gehört zumindest die Stärke das weg zu stecken.“ Wie sie ihn nun auf dem Bett sitzen sah, seine Worte in ihr sich immer und immer Wiederholten, ballte sie ihre Hände zu Fäusten. „ Aber das passt perfekt in das Szenario, denn jemand der so Schwach, Abstoßend, Feige und Ängstlich ist – für den hättest du nicht das übrig, was du davor gesagt hast, also verinnerliche das mal schön.“ Dann würde er diese Gefühle doch schnell genug verlieren und Summer musste vielleicht nicht aufbrechen, wenn er wieder Gesund war und könnte vielleicht doch wieder in ihre Heimat und dafür Sorgen, das Kilian und Matt ihr verzeihen würden, irgendwann. „ Nein, ich war nie wieder da und das muss ich auch nicht. Denn wenn ich einfach meinen Mund gehalten hätte, dann hätte ich nun nicht so da gesessen.“ Natürlich schockierte sie das selber, wie sehr sie das noch in sich Trug aber nach seinen Worten war Chas der letzte, den sie daran teilhaben lassen wollte und damit drehte sie sich um, zog eine Jeans über die nackten Beine und machte sich mit dem Bier aus dem Staub. Sie nahm nicht das Auto, sie ging einfach in dieses Wandergebiet, was an dem Motel grenzte und passend zur Dämmerung hatte sie diesen besagten Canyon erreicht. Sollte er doch aufstehen, herum laufen und seine Gesundheit aufs Spiel setzen. Sollte er doch die Schmerzmittel in sich rein futtern und machen was er wollte. Sie leerte an der Kante ein Bier nach dem anderen und genoss das Bild, was sich ihr bot, wie die Sonne unterging und alles in irrealen Farben erscheinen ließ. Summer war kein Naturmensch aber das hier, das war gerade genau das, was sie brauchte und diese Stille um sich, die sie einfach gänzlich einnahm. Das von einer Frau, die nie genug Bewegung um sich herum haben konnte, für Gewöhnlich. Erst als es schon richtig Dunkel war, machte sie sich auf den Rückweg, der gar nicht mehr so leicht zu finden war – erst Recht nicht so angetrunken. Sie nahm sich vor sich einfach neben Chas zu legen, die Augen zu schließen und sich der Müdigkeit hinzugeben, die eindeutig Spürbar war, sie war schon so lange wach und auch wenn das Adrenalin sie immer wieder aufpushte war ihr Körper langsam am Ende. Wenn er nochmal davon anfangen würde, würde sie ihn einfach abwürgen, es war doch nun immerhin alles gesagt. Alles Erledigt. Nur die Gefühle in ihr, die waren absolut im Ungleichgewicht und nachdem sie gestern völlig gegen die sonstige Summer gehandelt hatte musste sie sich natürlich Fragen ob er Recht hatte, wusste sie wer sie war und auch ob es Zeit war, sich zu Rächen an ihrem Stiefvater, wo sie doch nun viel Stärker war als damals.


RE: SANTA BARBARA - Charles Thompson - 07.09.2015 00:28

Emotionslos nahm ich die Reaktion von Summer hin, die ich natürlich auch irgendwo nachvollziehen konnte. Das hier war bestimmt nicht das erste Mal, dass ich mit meiner harten, direkten, aber ehrlichen Art aneckte und damit eine Auseinandersetzung provozierte, doch ihr hätte ich tatsächlich mehr Stärke zugetraut, als so beleidigt ihrer Wut Ausdruck zu verleihen und einfach den Raum zu verlassen. Egal wie sie versuchte sich zu rechtfertigen, ich glaubte weiterhin, dass ich mit meiner Einschätzung ihrer Selbst mitten ins Schwarze traf und dass sie gerade deshalb in diesem Moment vor mir floh. Weil sie nicht bereit war sich ihre Schwäche selber einzugestehen. Aber bitte, wenn sie das so wollte. Im ersten Moment ärgerte ich mich wieder über meine körperliche Einschränkung und darüber, dass es mir einfach nicht fähig war ihr zu folgen und mich ihrer Sicherheit zu vergewissern, aber als ich kein Motorengeräusch von draußen wahrnahm und mir dementsprechend auch klar war, dass sie nicht mit dem Auto davon fuhr, beruhigte ich mich ein wenig. Stattdessen tat ich genau das, was Summers Wut vermutlich nur noch mehr schüren würde, wenn sie denn hier wäre: Wieder versuchte ich mich unter Schmerzen aufzurichten. Immer wieder, immer mehr. Erneut trieb ich meinen Körper bis ans Äußerste, was mir dank der starken Schmerztablette sogar etwas leichter fiel, als vorhin. Und nach einer knappen Stunde der Anstrengung und des Schweißes schaffte ich es sogar bis auf meine Füße. Mit einer Hand stützte ich mich an der Wand ab, den Oberkörper vor Schwäche ein wenig nach vorne gebeugt, aber ich stand. Und ich konnte mich bewegen.
Den Überblick über die Zeit hatte ich komplett verloren, aber als Summer auf einmal aus der Dunkelheit vor mir erschien, hatte ich es sogar bis nach draußen geschafft. Die Tür zu unserem Zimmer war weit geöffnet und ich lehnte davor an der Wand, mit einer Zigarette zwischen meinen Fingern, blies langsam den Rauch in die Luft aus und fixierte ihren schmalen Körper, während sie auf mich zukam. Ich hatte keine Ahnung, ob sie mich erneut für mein rücksichtsloses Verhalten verfluchen würde, aber bevor sie dazu kam, erhob ich meine Stimme und würgte ihr damit jedes tadelnde Wort bereits im Hals ab. "Egal wie du dich siehst oder wie ich dich sehe, es läuft auf eine Sache hinaus: Jemand hat dir Unrecht getan. Jemand hat dich nicht so behandelt wie du es verdienst und das beschäftigt dich auch nach Jahren noch so sehr, dass du mit niemandem darüber sprichst. Gibst du mir darin wenigstens Recht?" Ich wartete nicht einmal auf eine Antwort, ehe ich mit vor Schmerzen zusammen gepressten Kiefern meinen Arm hinter den Rücken streckte und aus meinem Hosenbund die Waffe heraus holte, die eben noch auf dem Nachttisch lag. Motivierend hielt ich den Griff in ihre Richtung. "Hol dir zurück, was dir gehört. Zeig ihm wie es sich anfühlt, wenn man von jemandem so verletzt und degradiert wird. Beweis ihm, wer von euch beiden wirklich der Stärkere ist. Das bist du dir schuldig." Mit der anderen Hand hob ich langsam die Zigarette wieder zu meinen Lippen und zog tief den Rauch in meine Lungen.


RE: SANTA BARBARA - Summer Alica Jones - 07.09.2015 09:40

Summer wollte gar nicht sagen, wie er da an der Tür stand und den Rauch in die Luft blies. Sollte er doch aufstehen und herumlaufen und das mit Füßen treten, was gestern war immerhin kam sie sich noch immer vor, als habe er das eben mit ihrem Inneren auch getan. Als sie gerade im Begriff war sich einfach nur an ihm vorbei zu schieben, hielt er sie aber mit seiner Stimme auf und sie sah ihm einfach nur Emotionslos in die Augen. Sicher spürte sie den Alkohol in ihrem Blut aber sie war bei weitem noch nicht betrunken, da brauchte es schon ein wenig mehr. Summer lauschte seinen Worten und sah dann auf die Waffe, mit der sie heute noch April hier her dirigiert hatte. Oder gestern? Auch sie hatte die Zeit aus den Augen verloren. Zwar nahm sie die Waffe in ihre Finger aber hob dann die Schultern und betrachtete Chas Gesicht. Ihr Gemüt war zumindest herunter gekocht, wenn sie ihm das alles auch noch Übel nahm, sie hatte nicht mehr das Verlangen ihn anzugreifen. Er kannte das Verhalten von ihr, das aus dem Affekt, wie sie sein Auto beschmiert hatte oder der gezielte Schlag zwischen seine Beine oder aber der Ausbruch bei Brooke. „ Ich werde etwas tun, ich gebe dir zumindest da Recht. Ich Glaube auch, dass war irgendwo der Grund, nach so langer Zeit wieder nach Los Angeles zurück zu kommen und mich dem allem zu stellen, was ich damals so Hals über Kopf zurück gelassen habe. Aber in welcher Art und Weise, das kann ich noch nicht sagen und ich weiß auch nicht ob ich die brauchen werde.“ Sie behielt sie dennoch in der Hand, vielleicht auch weil sie das Gefühl nicht so verabscheut hatte, eine Waffe bei sich zu Wissen. Das hatte sie zwar immer aber trotzdem immer gut verstaut und nicht so greifbar in der Hand wie in dem Moment. „ Du wirst jetzt erst mal wieder fit, wenn du hier schon herum turnen musst, wollen wir ja nicht, dass du dann in deiner Blutlache hier liegst wenn ich wieder komme und die Polizei dann auch noch auf mich Aufmerksam wird im Zusammenhang mit deinem Rätselhaften ableben.“ Mit den harten Worten, die sie ihm und er ihr eben entgegen gebracht hatte waren in dem Moment auch alle Sympathien für diesen Mann verschwunden. Er hatte sie nur nicht Beleidigt, sie ging auch Grund liegend davon aus, wo er sie nun als Schwach sah, passte das Geständnis von davor nicht mehr dazu und damit hatte sie ihm ein Ungleichgewicht in die Hand gegeben. Er wusste etwas über sie und sie schien nichts über ihn zu Wissen, Grauenvoll. Summer schob sich damit an ihm vorbei, legte die Waffe in die Schublade neben sich und legte sich so wie sie war hin, während er geschlafen hatte und sie gewacht hatte, hatte er sich erholen können und wenn er das nun nicht brauchte, bitte – sie hatte das bitter Nötig. Obwohl der Schlaf alles andere als Erholung brachte, natürlich beschäftigte sie die Geschichte auf einmal wieder und noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war, setzte Summer sich im Bett auf, drehte sich eine Zigarette und wollte neben sich nach dem Feuer greifen – griff aber auch wieder nach der Waffe. Beides nahm sie mit vor die Tür, als sie den Rauch in die Dämmerung blies, schob sie das tödliche Werkzeug – wie von Chas gezeigt – hinten in die Jeans in der sie auch geschlafen hatte. Sollte sie nun ehrlich einfach los fahren? Nach all den Bildern in ihren Träumen war es mehr als Höchste Zeit sich dem zu stellen. Summer warf den Stümmel der Zigarette auf den Boden und stieß sich von der Wand ab.


RE: SANTA BARBARA - Charles Thompson - 07.09.2015 11:05

Mein Gesichtsausdruck entspannte sich etwas, als Summer die Waffe aus meiner Hand nahm und ich merkte, dass ich zumindest in einer Sache Recht behalten sollte. Sie wollte und konnte das nicht mehr länger tatenlos mit sich herum tragen. Dieser Konflikt zwischen ihr und ihrem Stiefvater war nicht ausgestanden, da gab es eine offene Rechnung zu begleichen und das würde sie tun. Sie schien mir gegenüber noch immer abweisend, das merkte ich in ihrer Körperhaltung, in ihrer Stimme und in ihren Blicken, aber in meinem Zustand fiel es mir heute sogar schwer nur an Sex zu denken, geschweige denn ihr irgendwie näher zu kommen. Dafür war ich viel zu geschwächt. Und weil es sonst keine andere Motivation dazu gab, versuchte ich gar nicht erst unsere Auseinandersetzung zu schlichten, sondern ließ sie einfach mit einem Nicken in den Raum hinein gehen und blieb seelenruhig draußen vor der Tür stehen, bis meine Zigarette bis zum Filter hinab gebrannt war und ich die Kippe in die Dunkelheit schnipste. Ich wusste nicht, ob Summer tatsächlich schon schlief oder ob sie nur so tat, als ich ebenfalls wieder in unser Zimmer ging, die Tür hinter mir schloss und mich dann so leise wie möglich, nur mit einem kurzen schmerzhaften Stöhnen, neben sie ins Bett legte. Aber auch jetzt versuchte ich nicht unser Gespräch noch einmal aufzugreifen, sondern ließ ihr die Ruhe, die sie dringend benötigte.
Die Stelle unter meiner linken Schulter schmerzte. In der Nacht wachte ich immer wieder auf, die Kiefer fest aufeinander gepresst und Schweißperlen auf meiner Stirn, weil ich einfach keine Ruhe fand mit diesem unangenehmen Druck auf meiner Brust. Der Schlaf, in den ich dazwischen immer wieder fiel, war unruhig und von dunklen, angsteinflößenden Bildern durchzogen. Die Sonne war noch nicht recht aufgegangen, aber der Horizont draußen bereits ein wenig erhellt, als ich erneut aus dem Schlaf gerissen wurde und feststellte, dass Summer nicht mir neben mir lag. Verwirrt sah ich einmal um mich, bis mein Blick an der geöffneten Tür hängen blieb und ich eine Rauchschwade daran vorbei ziehen sah. Es war gerade 5 Uhr, verriet mir die Uhr auf meinem Nachttisch, und obwohl ich noch lange nicht erholt war, stand ich ebenfalls langsam aus dem Bett wieder auf, unter Schmerzen, natürlich. Doch auch diesmal ließ ich mich davon nicht beeinflussen, kämpfte gnadenlos gegen meine körperliche Einschränkung an und lief langsam nach draußen, blieb direkt neben Summer stehen und sah ihr von der Seite in die Augen. "Was denkst du?", fragte ich ohne Umschweife, zog meinen Tabak aus der Hosentasche, aber weil ich mir nur ein paar Sekunden später eingestehen musste, dass meine Finger zu sehr zitterten, hielt ich ihn ihr fragend und bittend zugleich entgegen. "Wenn du Hilfe brauchst, bei dem was du vorhast, dann bin ich an deiner Seite. Das weißt du, oder?"


RE: SANTA BARBARA - Summer Alica Jones - 07.09.2015 19:28

Als Summer gerade im Inbegriff war zu gehen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen – da trat Chas unter Schmerzen nach draußen. Sie sah ihn noch immer nicht Freudestrahlend an aber so Explosiv Summer auch war, sie war nicht so nachtragend wie Kilian. Sie würde sich nur merken, was und wie er gestern Reagiert hatte aber das verleitete sie nun nicht zu einem Krieg oder ähnlichem. Deswegen nahm sie ihm auch den Tabak ab und drehte ihm eine Zigarette, bis sie inne hielt wegen seiner Hilfestellung? Das wusste sie? Dieser Mann hatte absolut keine Ahnung, wie man mit Menschen umging auch wenn er sie gut Analysieren konnte. „ Nein, wusste ich nicht – aber jetzt.“ sagte sie deswegen um sich seinem Glimmstängel zu widmen. Sie hielt ihm die fertige Zigarette hin, gab ihm einen Kuss auf den Kieferknochen weil sich das in diesem Moment richtig anfühlte „ Aber Danke. Du kannst mir nur einen Gefallen tun, wenn ich weg bin und du das über dich bringst, übertreib es einfach nicht und mach diesen ganzen Stress mit Matt und Kilian nicht umsonst.“ Ihm dürfte klar sein, sie meinte seine Bewegungen und die Anstrengungen, die er seinem Körper damit abverlangte. „ Der Rest ist meine Aufgabe.“ sie wandte sich ab, ging zu dem neuen Wagen und fuhr nach Los Angeles.
Es war Merkwürdig, vor ihrem ehemaligen Elternhaus zu stehen und Summer war hin und hergerissen diesen Weg einfach wieder zurück zu fahren. Hatte sie nicht eigentlich damit Abgeschlossen, nur durch Chas war das alles wieder ins Rollen gekommen. Aber warum war sie dann wieder in diese Stadt gekommen, wenn da nicht noch etwas ausstand? Letzten Endes ging sie doch zu der Tür, drückte auf die Klingel und wartete, das jemand aufmachte. Da stand ein alter Mann vor ihr, mit vergilbten und kaputten Zähnen, in dreckigen Kleidern und nach Alkohol stinkend. Er benutzte noch immer dasselbe Aftershave und sie schüttelte sich einmal innerlich, das war ihr Stiefvater. Es blieb kein Zweifel. Angewidert sah sie ihn an, er versuchte durch die glasigen Augen sie zu Identifizieren. „ Summer... ich bin es.“ half sie ihm hart auf die Sprünge, schob sich an ihm vorbei weil eigentlich suchte sie nach ihrer Mutter. Vorerst. Die Möbel waren teilweise ausgetauscht, standen ein bisschen anders aber vieles war da noch so wie vor vierzehn Jahren. Eine abgegriffene Kommode, ein Sessel in der Ecke dessen Bezug wie damals gerissen war, nur ihre Mutter hatte eigentlich ein Kissen darüber gelegt. Da standen Pfandflaschen auf einem verschmierten Wohnzimmertisch aus Glas und alles in allem sah die Wohnung aus als hätte hier ewig niemand mehr sauber gemacht. Es sah zerlebt und asozial aus. Der Mann folgte ihr „ Wenn du deine Mutter suchst, die alte ist vor zwei Jahren an einem Tumor gestorben. Liegt auf dem Friedhof zwei Straßen weiter.“ sie biss die Zähne aufeinander, wie er von ihr Redete, wie er das so einfach an ihren Kopf warf. Sie würde nie die Chance haben, ihrer Ma zu sagen, was damals passiert war und sie zu Fragen, warum sie ihr nie geglaubt hatte. Fuck. Damit musste sie nun Leben. “ Was führt dich her nach so langer Zeit, bist ja ganz schön schnell abgehauen. Hast wohl über die Jahre doch keinen mehr gefunden, der´s dir so besorgen konnte. Gut siehste aus.“ Sie war so erschrocken über diese Dreistigkeit, über diese Art und Weise wie er mit ihr sprach, geschockt drehte sie sich zu ihm um und sah erst, wie nahe er bei ihr stand. Wie er seine Hand ausstreckte, sie in an ihrem Nacken an sich zu ziehen oder sie nur irgendwie zu Begrabschen, weil er hier wahrscheinlich bitterlich vereinsamte. „ Finger weg.“ Sprach sie eilig noch eher sie sah, das er ein Messer in seiner Hand hielt und sie war so überrumpelt, es gelang ihm sie von hinten zu packen und es an ihre Kehle zu halten. Verfluchte Scheiße, wieso hatte sie nicht besser acht gegeben? Er machte sich nur weiter lustig, warf ihr ekelhafte Kommentare an den Kopf und sie fühlte sich mit einem mal wie vor vierzehn Jahren. Hilflos. Das war sie aber nicht und wenn er ihr die Kehle durchschneiden wollte, bitte aber sie würde das nicht noch mal über sich ergehen lassen. Als er ihre Brust berührte, da reagierte sie dem Affekt ohne nachzudenken riss sie sich los, er Schnitt über den Knochen des Brustbeines aber ganz gleich, Summer zog die Waffe, wie sie Chas auf Brooke gerichtet hatte, richtete sie diese nun auf ihren Stiefvater. Stützte sie mit einer Hand und zielte auf ihn, weil er noch immer nicht den Mund halten wollte, auch nachdem sie ihn mehrfach aufgefordert hatte – nach dem Tumor, dem Leidensweg ihrer Mutter fragte und er immer nur wieder beteuerte, wie gerne er sie nochmal flachlegen würde, reichte es Summer. Sie war kein Kind mehr und sie wollte diese Rache mit einem Mal so dringend, sie schoss das erste Mal, in sein Bein. Dann zwischen seine Beine, da wo er es so verdient hatte. Summer hätte niemals geglaubt, sie würde das so genießen jemanden unter Todesangst so leiden zu sehen und jetzt war er es, der wimmerte, um Gnade. Hatte er Gnade gehabt? Nein. Auch sie hatte gebettelt, er sollte von ihr ablassen und sie biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich hätte sie ihm gerne zugeschaut, wie er langsam und Qualvoll verblutete aber dann begann er um Hilfe zu schreien und ihr blieb nichts anderes als ihm in die Brust zu schießen, wo sie das Herz vermutete. Sie hatte... ihren ersten Menschen ermordet. Erschossen, einfach so und das einzige, was sich in ihr breit machte war Erleichterung. Danach verließ sie das Haus, sie wusste nicht mal ob sie dafür nicht einfach Jahre hinter Gittern kommen würde aber es gab etwas anderes zu tun. Sie fuhr zu dem Grab und wie Vermutet war es... seid ewiger Zeit nicht besucht worden und Summer tat etwas, was sie nicht für Möglich gehalten hätte. Sie nahm sich den Nachmittag Zeit, pflegte es, holte frische Blumen und nahm Abschied von der Frau die sich auch nicht hatte anders zu Helfen gewusst. Vielleicht hätte ihre Mutter sie um Vergebung gebeten, vielleicht wäre sie genau so wie ihr Stiefvater aber sie würde das nie herausfinden. Es war schon früher Abend als sie mit einem ganz komischen Gefühl im Bauch wieder zurück fuhr, mit dem Wissen, ein toter Mann lag da in ihrem Elternhaus. Wann würde ihn jemand finden? Sollte sie ihn da einfach so liegen lassen? Das alles beschäftigte sie auch noch, als sie die Autotür zuschlug und das Motelzimmer betrat. Die Waffe aus der Hose zog und Chas hinlegte „ Es fehlen drei Schüsse.“ Noch merkwürdiger war diese erleichterte Tonlage, war das wirklich so aus ihrem Mund gekommen?


RE: SANTA BARBARA - Charles Thompson - 08.09.2015 00:46

Ich stand noch lange draußen in der Morgendämmerung, nachdem Summer verschwunden war, und fragte mich, ob es wohl richtig sein konnte sie alleine ziehen zu lassen. Ob es nicht sicherer gewesen wäre mit ihr zu fahren, egal ob sie das nun wollte oder nicht. Was, wenn ihr Stiefvater ebenfalls eine Waffe besaß? Wenn sie doch nicht den Mut hatte sich gegen ihn zur Wehr zu setzen? Was, wenn sie nicht vorsichtig genug war? Wenn jemand etwas mitbekam? Wenn die Polizei sie erwischte? Ich wusste nicht einmal, ob sie tatsächlich plante diesem Mann eine Kugel in die Brust zu ballern oder ob sie die Waffe nur nutzte, um ihm Angst einzujagen und genau darin befand sich letztendlich auch das Problem: Ich hatte nicht ausreichend mit ihr darüber gesprochen und das wiederum beunruhigte mich. Es konnte ebenso gut sein, dass sie sich gerade leichtsinnig wieder in Gefahr begab, wie schon so oft, und mir blieb nichts anderes übrig, als hier zu sitzen und einfach auf sie zu warten. Je mehr Zeit dabei verging, desto angespannter wurde ich mal wieder. Wie, um alles in der Welt, konnte sie dafür den ganzen Tag brauchen? Warum meldete sie sich nicht? Besuchte sie noch jemanden? Was, wenn einer von Brookes Männer sie gesehen hatte? Oder Brooke selber? Das lag doch auch im Bereich des Möglichen.
So viele schlecht gedrehte Zigaretten wie am heutigen Tag hatte ich wahrscheinlich noch nie zuvor geraucht, aber irgendwie versuchte ich die Angst in mir mit Nikotin zu beruhigen, etwas anderes blieb mir ja auch nicht übrig. Marihuana hatten wir keins mehr, der ganze Alkohol war auch bereits geleert und die nächste Tankstelle oder der nächste Supermarkt war definitiv zu weit entfernt, für jemanden, der es so gerade eben bis vor die Tür schaffte, ohne dabei zusammen zu brechen. Hilfslos blieb ich also an diesen Raum gebunden, versuchte mich mit dem schlechten Fernsehprogramm abzulenken, aber auch das hielt ich gerade mal eine halbe Stunde aus, bevor ich die Augen im Kopf verdrehte und das Gerät wieder ausschaltete. Damit blieben mir also nur meine Gedanken und die führten mich auch immer wieder auf ein Thema: Summer. Verdammt Scheiße, was war denn los mit mir, dass ich es nicht einmal mehr ein paar Stunden ohne sie aushielt? Was hatte diese Frau denn an sich? Wo kam das alles auf einmal her? Und vor allem, wie sollte ich denn damit umgehen? So wie unser beider Leben gerade verlief war ja alles in Ordnung. Wir waren noch immer an dieses Hotelzimmer gefesselt, verbrachten eigentlich den kompletten Tag miteinander und so würde es wahrscheinlich auch noch ein paar Tage weitergehen, bis ich wieder einigermaßen bewegungsfähig war, aber danach? Was wurde dann aus uns? Was wollte ich überhaupt? Nicht, dass ich auch nur ansatzweise irgendwelche Antworten auf all die Fragen fand, aber zumindest verging darüber die Zeit ein wenig schneller. Am frühen Abend, als ich ein Motorengeräusch draußen hörte, lag ich noch immer im Bett, starrte gegen die Decke und ließ die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Bis sich die Tür öffnete und sich auf einmal alles wieder auf diese dunkelhaarige Frau zentrierte, die endlich wieder hier war und der es allem Anschein nach gut ging. Was auch immer das jetzt zu bedeuten hatte. Obwohl ich wusste, dass es ihr nicht gefiel, stand ich umständlich aus dem Bett wieder auf, drückte dabei meine Hand gegen die Verletzung auf meiner Brust, und ging langsam durch den Raum auf sie zu. Die Waffe ließ ich gänzlich unbeachtet. "Was ist passiert?", fragte ich und sah ihr dabei so aufrichtig in die Augen, dass sie sich sicher sein konnte, ich wolle die ganze Geschichte hören. Vom Anfang bis zum Ende. "Und wie gehts dir damit?"


RE: SANTA BARBARA - Summer Alica Jones - 08.09.2015 09:58

Chas bewegte sich sofort auf sie zu, obwohl sie ihn versuchte Finster anzuvisieren, weil er aus dem Bett aufstand – misslang es ihr. Da lag noch zu viel durcheinander in ihr, was beseitigt werden musste als sich jetzt auf diese Offensichtlichkeit zu stürzen, über die die beiden schon geredet hatten. Summer hatte sich nicht mal Alkohol besorgt oder etwas neues zum runter Rauchen, mit Absicht, wenn sie das heute getan hatte – das erste Mal jemanden umgebracht, dann wollte sie auch alles Fühlen, was dazu gehörte und wenn sie es bereuen sollte, dann wollte sie auch das mitbekommen. Müsste sie doch auch? Müsste so ein schlechtes Gewissen bei einem normalen Menschen denn nicht irgendwann Einsetzen? Sie wartete ja schon fast darauf als sie dann wieder zu seiner Frage zurück fand, den Kopf schüttelte und das nur um da ein wenig Ordnung rein zu bekommen. Summer lehnte sich gegen den Tisch, stand Chas gegenüber und hielt dem Blick in seine Augen stand. „ Ich kam an, an meinem Elternhaus und das... Klingelschild hat noch gestimmt. Ich wusste gar nicht, was ich hätte tun sollen, wenn sie nicht mehr da gelebt hätten.“ Sie hob die Schultern, diese Banalitäten ließ sie auch nicht aus und ihre Gedanken dazu, es war aber auch noch alles zu Real und sie war sich Sicher, das würde es eine lange Zeit bleiben. „ Er hat die Tür aufgemacht, mit kaputten und gelben Zähnen, mit demselben Aftershave wie damals und einer Fahne... ich musste fast kotzen. Zuerst hat er mich nicht mal erkannt, ich habe ihm auf die Sprünge geholfen, während ich mir die Wohnung angeschaut habe. Es sah verwahrlost aus aber... auch wie mein Zuhause damals. Nur eben... als wenn sich niemand mehr kümmere. Meine Mutter ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben, hat er mir gesagt... er hat sie als die Alte bezeichnet und schon... war ich wütend. Verletzt und Wütend. Das hat sie nicht verdient und... und ich werde das mit ihr nie Klären können. Wissen ob es ihr Leid tat oder ob sie dem Penner noch immer Glauben würde.“ stellte sie fest und rieb sich über den Nacken, da riss der Blick zu Chas kurz ab – vielleicht weil er ihr gesagt hatte, sie war davon gelaufen und somit ja auch selber Schuldig. „ Als ich mich zu ihm gedreht habe, hatte er irgendwoher ein Messer in der Hand und weil er so Nahe ran gekommen war...“ Summer hatte sich leichtsinnig mal wieder in Gefahr gebracht, weil sie nicht aufgepasst hatte, was sich hinter ihrem Rücken abgespielt hatte zu selbstsicher und in den kurzen Augenblicken, wo er sie gepackt hatte, war innerlich das schlimmste mit ihr passiert, was sie sich ausmalen konnte. „... er hat lauter perverses Zeug von sich gegeben und er wollte... tatsächlich... nochmal mit mir schlafen. Er hat angedeutet, ich hätte nie einen Mann wie ihn gefunden, der mich Befriedigen würde, wie er...“ Summer brach ab, weil ihr jetzt noch schlecht wurde und das konnte man auch sehen, wie sie fast würgen musste und erneut den Kopf ein wenig zur Seite drehte „ Ich konnte das nicht zulassen und wenn er mir die Kehle durchgeschnitten hätte, wäre es mir egal gewesen aber nicht nochmal diese Hölle. Also hab ich alles auf eine Karte gesetzt und gehofft, schnell genug an ihn ran zu kommen und habe die Waffe gezogen und ich trau mich kaum das zu sagen aber das war ein großartiges Gefühl, wie er die Augen vor Angst aufgerissen hat...“ Jetzt erst erinnerte sie sich an den Schnitt über die Knochen von ihrem Schlüsselbein, griff dorthin aber keine Anstalten sich zu Bewegen. Sie berichtete weiter, was sich an diesem Tag zugetragen hatte. „Danach habe ich ihm ins Bein geschossen. Er hat sich total erschrocken... dann zwischen die Beine und... egal wie Krank das ist, eigentlich... ich wollte ihm wirklich dabei zusehen, wie er verblutet aber dann hat er um Hilfe geschrien und ich habe nochmal... irgendwo in die Gegen seines Herzens gezielt und dann war... endlich Ruhe.“ da war er, der selige und befreite Gesichtsausdruck aber auch die Verwirrung darüber und so fuhr sie fort. „ Warum das so lange gedauert hat, ich habe danach das Grab von meiner Mutter... bepflanzt, vom Unkraut befreit, den Grabstein gesäubert. Keine Ahnung, ich habe mich von ihr... verabschiedet. Sie war kein... schlechter Mensch. Glaube ich.“ Wieso nur würde sie darauf nie eine Antwort bekommen. Summer fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, lehnte den Kopf in den Nacken weil ihr Gefühl auszudrücken war schwerer „ Ich weiß noch nicht. Noch fühlt sich das gut an, genau das hat er verdient aber das ist... man kann doch nicht einem Menschen einfach das Leben nehmen? Zumindest habe ich da bis jetzt nie so dran... Gedacht. Ich bin etwas erschrocken von mir, wie gut... das im Herzen angekommen ist. Was ist wenn... ihn jemand findet und die Polizei kommt, kann... man dann was Nachweisen? Wegen der Waffe? Wegen Fingerabdrücken? Gibt es das nur in schlechten Filmen? Das hier ist kein Ganzeug, wo man sich von der Jugend her ein bisschen auskennt... das ist.. Mord gewesen. Nicht mal eine Ahnung wie viele Jahre man dafür bekommt.“ Sie rieb die Lippen übereinander und warum zum Teufel schüttete sie dem Idioten schon wieder ihr Herz aus, der sich gestern so daneben benommen hatte? Vielleicht weil er ihr einen Weg gezeigt hatte? Sie senkte den Kopf langsam wieder, sah von der Decke zu Chas – ihr war gerade nach gar nichts zumute, nicht schlafen, nicht trinken, nicht denken schon fast. Unweigerlich fühlte es sich gerade in diesem Moment aber auch an, als habe sie etwas... erledigt, was lange ausstand und sie müsste sich danach Ausruhen. " Ich fühle mich... ganz ganz Merkwürdig und ich weiß nicht wieso." Das Wisperte sie fast.


RE: SANTA BARBARA - Charles Thompson - 08.09.2015 23:13

Ich konnte nicht einmal genau sagen, was sich alles für - teilweise total gegensätzliche - Emotionen durch meinen Körper zogen, während Summer in allen Einzelheiten zusammenfasste, was heute geschehen war. Allem voran war da wieder diese drängende Unruhe in mir, die Angst um sie. Ich machte mir selber Vorwürfe, dass ich nicht einfach darauf bestanden hatte mit ihr zu fahren, denn diese Unvorsichtigkeit wäre mir nicht passiert. Wenn ich bei ihr gewesen wäre, dann hätte es ihr Stiefvater definitiv nicht geschafft sein Messer zu ziehen und ihr damit so nahe zu kommen. Gleichzeitig ärgerte ich mich auch über Summer, darüber dass sie noch immer so dumm und leichtsinnig war und das nach allem, was bis jetzt schon passieren musste. Dass sie nicht endlich ein bisschen vorsichtiger sein konnte. Da war aber auch so etwas wie Bewunderung in mir. Darüber, wie ruhig sie über das Geschehen redete, wie gefühlskalt sie mit einem Mal war. Sie hatte tatsächlich ein Menschenleben auf dem Gewissen, viele andere Leute könnten den Abzug einer Waffe nicht ein einziges Mal drücken, aber sie hatte es direkt drei Mal getan. Und dann auch noch so- hart. Erst ins Bein, dann auf sein Unterleib und erst am Ende, weil ihr nichts anderes übrig blieb, in die Brust. Sie hätte ihn gerne ausbluten sehen. Hätte ihn gerne noch mehr leiden lassen. Das war eine ganz andere Form der Vergeltung, die ich ihr vorher niemals zugetraut hätte. Ich war wütend auf Summer, gleichzeitig aber auch so etwas wie- stolz? Ich war beruhigt, aber auch verwirrt. So viele Emotionen, doch keine davon drang bis in mein Gesicht durch. Regungslos und mit unverändertem Blick stand ich einfach vor ihr, während ich versuchte mich innerlich zu ordnen, und bewegte mich erst wieder, als ihre Fragen mich erreichten. "Lebenslang. Für vorsätzlichen Mord. Was es ja auch war. Ein sehr guter Anwalt könnte vielleicht eine fahrlässige Tötung durchbringen, aber selbst dafür kriegst du mehrere Jahre." Mittlerweile müsste Summer das kennen, diese kalte und abgeklärte Art von mir, die auch jetzt nicht abbrach. "Die Waffe ist nicht registriert und die Munition nicht nummeriert, also nein, niemand wird die Kugel mit dir in Verbindung bringen. Es sei denn man nimmt dich fest und konfisziert die Pistole, durch deine familiäre Verbindung zum Opfer könnte man dann einen Zusammenhang herstellen, weil sich natürlich anhand der Kugel feststellen lässt, mit was für einem Modell geschossen wurde. Ganz so leicht ist das mit Fingerabdrücken leider nicht. Hast du etwas berührt?" Wieder spürte ich die Unruhe in meinem Körper. Für mich wäre es vollkommen selbstverständlich am Tatort nichts ohne Handschuhe zu berühren, aber für Summer? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie an so etwas dachte. "Falls ja und falls du dann auch noch im System registriert bist, wegen irgendwelcher Jugendsünden vielleicht, dann herzlichen Glückwunsch. Dann sind wir uns jetzt gemeinsam auf der Flucht." Obwohl das eigentlich nichts war, über das man sich freuen sollte, hoben sich meine Mundwinkel wieder zu diesem bekannten, schiefen Lächeln, während ich gleichzeitig meinen Kopf ein wenig zur Seite lehnte. Ich war nicht ihr Seelsorger, ich war nicht dafür zuständig ihr jetzt gut zuzureden und ihr dieses merkwürdige Gefühl zu nehmen. Natürlich fühlte sie sich merkwürdig, das war richtig und wichtig so, dieser Mann würde nie wieder die Augen öffnen und das war ihre Schuld. Das war ein Menschenleben. Das war Mord. Das war nicht so leicht runterzuschlucken, vor allem nicht beim ersten Mal. Aber während sie nicht so recht wusste, welche Emotionen sie fühlen durfte, lief es bei mir auf eine völlig andere Sache hinaus. Verdammt, Summer war auf einmal so unfassbar attraktiv, dass ich zwei Schritte auf sie zu ging, meine Finger fest in ihren Nacken presste und ihre Lippen mit meinen verschloss, gierig und leidenschaftlich. "Mächtig", nuschelte ich warm gegen ihren Mund. "Fühl dich mächtig. Du bist wie Gott, du entscheidest über Leben und Tod." Ich versuchte bewusst ihre Gedanken in die richtige Richtung zu lenken und dieses absolut überwältigende Gefühl der Macht aus ihr heraus zu holen, das definitiv auch in ihr sein musste.