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RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 02.08.2015 15:31

Aufmerksam hörte ich Jamie zu, aber ich schaffte es gar nicht etwas zu ihrem Vater oder der Schuld, die sie sich gab, zu sagen. Das Herz in meiner Brust schlug viel zu schwer. Und auch wenn ich versuchte diese Spannung zwischen uns nicht wieder aufkommen zu lassen, in meinem Körper sah es ganz anders aus. Den ganzen verdammten Tag lang hatte ich mit der Angst leben müssen, dass Jamie eventuell gar nicht mehr existierte. Dass sie diejenige gewesen war, die bei dem Unfall ihr Leben lassen musste. Und das hatte etwas geändert. Wenn ich in Portland so angekommen wäre wie geplant, wenn ich mich dort von meinen Mitreisenden getrennt und dann langsam damit begonnen hätte Los Angeles, San Francisco, Jamie und alles, was dazu gehörte, zu vergessen - dann wäre es vermutlich so gewesen wie immer. Dann hätte sich diese Unruhe in mir wieder gelegt, ich hätte neu begonnen und alles andere hätte irgendwann keine Rolle mehr gespielt. Aber diese Angst um Jamie, die hatte ich so noch nie gespürt, und das war schlimmer, als alles andere. Schlimmer, als jede Nervosität in meinem Körper, die von der Zuneigung einer anderen Person ausgelöst wurde. Und das hatte letztendlich dazu geführt, dass ich den ganzen langen Tag in dem fremden Truck damit verbracht hatte mir über mein eigenes Verhalten Gedanken zu machen. Mir darüber klar zu werden, was mit mir los war und warum ich so reagierte, wie ich es tat. Ich selber war schon überfordert mit diesen ganzen Gedanken und Gefühlen, aber es auch noch auszusprechen und damit noch realer werden zu lassen, das war so hart, dass ich angespannt meine Hände gegeneinander presste, kurz den Blick darauf senkte, aber dann doch in Jamies Augen sah und versuchte mich zu erklären. "Ich weiß. Das ist auch, was ich dir sagen wollte. Ich wollte versuchen dir irgendwie zu erklären, was da in mir los ist. Erst einmal tut es mir Leid. Dass ich einfach gegangen bin. Das hast du nicht verdient und das weiß ich. Ich wollte nie- dass es dir nicht gut geht. Oder dass sowas wie das hier passiert. Deswegen hab ich auch versucht, dass es gar nicht erst soweit kommt, aber- irgendwie- da ist einiges nicht so gelaufen, wie ich es beabsichtigt hab." Auch wenn ich normalerweise keine Probleme damit hatte offen über mich und meine Vergangenheit zu reden, in diesem Moment war das anders und auch ich brach ständig im Satz ab, um die richtigen Worte zu finden. "Ich hab dir immer wieder gesagt, dass es nichts mit dir zutun hat, wenn ich gehe. Du hättest das nicht verhindern können. Das Problem ist einfach- wenn ich anfange mich irgendwo oder bei irgendwem wohl zu fühlen, dann geh ich. Es ist nicht so, dass ich- mit einer Stadt abschließe, weil ich alles darin gesehen hab und weil ich mehr in der Welt sehen will, sondern- ich glaube ich hab Angst davor irgendwo anzukommen. Ich weiß nicht, warum. Weshalb ich immer wieder weglaufe, aber- ich hab heute den ganzen Tag versucht es zu verstehen. Ich glaube einerseits hat das damit zutun, dass ich nie wirklich gelernt hab, wie das funktioniert. Zwischenmenschliche Beziehungen. Ich fühl mich davon schnell überfordert und das Gefühl- das kann ich nicht leiden. Andererseits - wenn ich wirklich irgendwo ankomme und irgendwo bleibe, dann ist alles, was ich bisher gemacht hab doch sinnlos. Ich geb es nicht gerne zu und ich rede mir auch gerne ein, dass es nicht so ist, aber dass ich ständig unterwegs bin - natürlich hat das auch etwas damit zutun, dass ich den Ort suche, wo ich eigentlich herkomme. Die Leute, die eigentlich zu mir gehören sollten. Ich erinnere mich an überhaupt nichts, was in den ersten vier Jahren meines Lebens passiert ist, ich weiß nicht einmal, ob ich wirklich so heiße wie ich heiße. Welchen Namen mir meine Eltern eigentlich gegeben haben. Wann ich wirklich geboren bin. Ich weiß überhaupt nicht wer ich bin und ich denke auch immer - wenn ich anfange mich irgendwo heimisch zu fühlen, dann werde ich nie herausfinden, woher ich komme. Deswegen lauf ich lieber immer weg, bevor es zu spät ist." Das, was aber eigentlich am Schmerzhaftesten war, war etwas ganz anderes. "Und- vielleicht- vielleicht habe ich einfach Angst davor das zuzulassen. Dass mich jemand mag. Nicht, weil ich irgendwie nützlich bin, sondern einfach- weil ich so bin wie ich bin. Genau das, was du mir gesagt hast. Was du alles- so gut an mir findest. Wenn ich so etwas höre, dann ist da so ein grauenhaftes Gefühl in meinem Körper. Eine unangenehme Unruhe in meiner Brust. Weil ich- ich weiß nicht, was passiert, wenn ich akzeptiere, dass ich es wert bin gemocht zu werden. Dafür, wie ich bin. Irgendwie hab ich mir tief im Innern das Verschwinden meiner Eltern immer so erklärt, dass sie keine Liebe für mich empfinden konnten. Weil ich eben so- anders bin. So komisch. Ich bin leichter damit Zurecht gekommen mir zu sagen, dass es an mir liegt. Dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und dass sie mich deshalb nicht wollten. Aber wenn ich zulasse, dass jemand mir zeigt, dass es da Dinge in mir gibt, die man lieben kann, dann- warum sind sie denn dann gegangen? Warum haben sie ihr Kind allein gelassen? Warum konnten sie mich nicht lieben, aber jemand anders schon? Das macht keinen Sinn. Und ich weiß nicht, was mit mir geschieht, wenn ich das an mich heran lasse. Wenn ich anfange mich zu fragen, weshalb sie gegangen sind, obwohl es da etwas in mir gibt, das sie hätten lieben können. Verstehst du?" Ausgesprochen fühlte sich das alles auf einmal so belastend an, dass ich meine Ellenbogen auf den Knien abstützte, den Oberkörper ein wenig nach vorne lehnte und mit meinen Händen fest über mein Gesicht rieb. "Das alles entschuldigt nichts, das weiß ich. Aber ich will nicht, dass du noch einmal denkst, dass du an irgendetwas Schuld bist. Oder dass der Kuss furchtbar war. War er nicht, im Gegenteil."


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 03.08.2015 00:19

Jamie unterbrach Gus nicht, sie sah ihn nur mit ihren dunklen, aufmerksamen Augen an. Kurz dachte sie darüber nach, seine Hände zu nehmen, um seine angespannte Haltung zu lösen aber sie hatte Angst, ihn damit aus dem Konzept zu bringen und wieder zu verwirren. Er hatte seine Rolle so dermaßen gut gespielt. Jamie hatte immer den Eindruck, es Interessiere ihn absolut nicht, wer seine Eltern waren. Er war so Glaubhaft darin, den Menschen zu Erklären, einfach ein Landstreicher zu sein. Deswegen blieb es gar nicht aus, wie geschockt aber auch skeptisch sie Gus am Ende seiner Worte ansah. Das war so, als könnte sie ihn mit einem Mal zwar besser verstehen aber es machte sie auch Traurig. Sie hätte sich für ihn gewünscht, diese Gedanken und Zweifel würden ihn nicht Belasten. Man sah ihm an, wie schwer das für ihn gewesen war, diesen Gefühlen auf den Grund zu gehen und sie hier und jetzt auch noch so in Worte fassen zu müssen. Die handelnden Personen waren auch alle allgemein Formuliert, nur ein Mal bezog er sich wirklich auf Jamie selber und das er sich Unwohl dabei vorkam, wie und warum sie ihn gerne hatte. Nämlich einfach, weil er Gus war und nicht weil er ihr etwas nützte. Eigentlich konnte kein Wort aus ihrem Mund an seinen Gefühlen schnell etwas Verändern, dafür lief er schon zu lange davon und davor hatte er auch zu viel Angst. Angst davor, was ein Umdenken in ihm bewirken könnte. Das Mädchen hatte ihn aber zu gerne, als es nicht zumindest zu Versuchen, wenigstens solange er noch nicht weggegangen war. „ Ich weiß, du wolltest sicher nicht, dass das hier passiert und du wolltest mir auch nicht weh tun oder mich vor den Kopf stoßen. Auch wenn... mir die Gründe bisher Schleierhaft waren, ich wusste immer, dass du nicht... Böse bist. Das hast du mir auf dem Weg nach San Francisco gesagt und das habe ich dir geglaubt. Auch ohne deine Erklärung...“ sie biss sich von innen gegen die Wange. Gus war immer so selbstsicher, in allem was er tat und ihn so zu sehen – in eigentlich Jamies Rolle, war Eigenartig. Nachdem sie sich etwas in ihrem Bett aufgerichtet und an die Kante gerutscht war, war sie nun Mutig genug seine Hände zu lösen und sogar mit ihren vorsichtig zu streicheln „ Also... ich finde Zwischenmenschliche Beziehungen auch ganz komisch. Auch, wenn man es mir nicht Anmerkt, Profi bin ich darin auch nicht...“ mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen blinzelte sie ihn an, eher der Blick wieder seinen Händen galt „...und mit dem Gedanken, sein Leben bisher umsonst gestaltet zu haben, kenne ich mich bestens aus. Das habe ich zu einem Großteil dir zu verdanken. Deswegen fühle ich mich jetzt nicht ganz so schlecht, wenn ich dir sage, du solltest es vielleicht mal anders machen. Du hast nie mit mir darüber gesprochen aber hast du probiert, deine Eltern zu finden? Deine Antworten zu bekommen, wo du herkommst und das mit einem Ziel vor Augen und nicht wahllos die Städte aufzusuchen? Ich denke nicht, es ist Wichtig, wie dein Name damals war oder an welchem Tag genau du geboren wurdest – es sei denn, dich Interessiert dein Tageshoroskop. Auch ohne diese Fakten bist du ein ganz toller Mensch aber... vielleicht brauchst du diese Antworten um das selber zu sehen. Eltern geben ihre Kinder nicht einfach so ab, vor allem nicht, weil sie nicht Liebenswert sind sondern doch meistens, weil sie sie zu gerne haben und ihnen ihre Lebenssituation nicht zumuten können.“ Nach diesen Worten fühlte sie sich aber auch schlecht, denn er hatte doch gesagt, genau davor hatte er Angst und Jamie fühlte dem nun so auf den Zahn. Sie drückte seine Hände „ Tut mir Leid... ich nehme mir da zu viel raus. Vielleicht weil ich mir gerade selber denke, wie Matt und du mich mit den einen Blicken belegen könnt für mich als Mensch und mein Vater so, wie er eben hier rein gekommen ist. Wenn ich da zu viel los trete, sag mir das oder Ignoriere, was ich gesagt habe. Ich bin einfach nur froh für deine Erklärung. Eine Entschuldigung braucht es nicht mal, ich wusste doch immer... wie du bist.“ weil sie sich nie Sicher sein konnte, wie lange Gus sich solchen emotionalen Gesprächen aussetzen würde, rückte sie an die Kante von ihrem Bett, stellte die Füße auf dem Boden ab und nahm ihn einfach so fest in den Arm, wie ihre Einschränkung das zuließ „ Wenigstens konnte ich mir jetzt ganz viel Mühe geben, mir dein Gesicht und deinen Geruch einzuprägen... dass Gefühl von meinem ersten Verliebt sein kann nicht einfach so am nächsten Morgen abhauen. Das der Kuss für dich... nicht ganz Wertlos war, macht es nicht ganz so naiv, wie ich mich Gefühl habe.“ Obwohl Jamie schon so naiv war, nicht mal Ansatzweise zu verstehen, Gus habe sie vielleicht auch etwas mehr gerne.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 03.08.2015 16:37

Es war genauso, wie ich es erwartet hatte. Das Aussprechen all dieser Gedanken machte das alles für mich nur noch realer. Es war ja nicht so, dass ich bisher bewusst diese Dinge vor jedem verschwiegen hatte, viel eher war ich mir dessen doch selber nicht klar gewesen. Weil ich es nie zugelassen hatte so tief in mich zu gehen. Weil es doch auch für mich einfacher war an dem Gedanken festzuhalten ich wäre einfach nur ein ruheloser Landstreicher, der sich überall und nirgendwo Zuhause fühlte, als dass ich ständig wie ein Besessener nach meinen Eltern suchte. So, als käme ich nicht alleine klar. Als würde ich mich darüber definieren. Auch bei Jamie war es immer so leicht gewesen ihr zu predigen, dass sie ihrem Vater nicht brauchte. Dass sie niemanden brauchte, der sie nicht so akzeptieren konnte, wie sie war. Und gleichzeitig sollte sich mein Leben um diesen zentralen Punkt drehen? Darum, dass ich versuchte die Menschen zu finden, die aus irgendeinem Grund kein Interesse an ihrem eigenen Kind gehabt hatten? Das war hart. Und der Druck lastete so sehr auf meinen Schultern, dass ich mit festem Blick auf meine Hände starrte und versuchte all diese Emotionen in mir zu ordnen. So lange, bis ich sah wie Jamie an die Kante des Bettes rutschte und vorsichtig ihre Finger um meine schloss. Ein warmes Gefühl zog sich davon ausgehend durch meinen ganzen Körper, aber zum ersten Mal fühlte es sich nicht an wie diese nervöse Unruhe, die mich immer wieder dazu gebracht hatte vor anderen Menschen zum fliehen. Zum ersten Mal war das ein gutes Gefühl. Ein entspannendes Gefühl. Eine Sicherheit und eine Geborgenheit, die mir so nicht bekannt war. Oder die ich nie als diese annehmen konnte. "Hab ich nicht, nein, aber- das macht auch keinen Sinn. Als man mich damals gefunden hat war ich 4 Jahre alt und saß ganz allein im Park auf einer Bank, mitten in der Nacht. Es ist ja nicht so, dass meine Eltern mich persönlich in ein Heim gebracht haben. Und das ist nicht nur verdammt traurig, sondern auch strafbar. Die haben damals alles getan, um meine Eltern zu finden, aber nichts. Es hat mich auch nie jemand als vermisst gemeldet." Und wenn ich doch irgendwelche Anhaltspunkte hätte, was dann? Würde ich dann bei ihnen an der Tür klingeln und fragen, was damals geschehen ist? Was würde passieren, wenn ich feststellte, dass sie ganz normal wären? Dass ich damals einfach nur nicht in ihr Leben gepasst hatte? Das alles wog so schwer und wühlte so viel in mir auf, dass ich mich regelrecht an Jamies Körper krallte, als sie ihre Arme um mich legte. Ich vergrub eine Hand fest in ihrer Schulter, die andere auf ihrem Rücken und ließ die Gefühle langsam Überhand nehmen, die sie in mir auslöste. Dieser vertraute Geruch ihrer Haare zog sich beruhigend durch mich hindurch, löste in mir aus, dass ich einmal tief durchatmete und für ein paar Sekunden die Augen schloss. Bis ich langsam den Kopf schüttelte, den Griff um ihren Körper lockerte und mich wieder ein wenig zurück lehnte, um sie anzusehen. "Ich will nicht wieder gehen", sagte ich leise, aber in einer Stimmlage, die verriet, dass ich nicht bloß gerade von meinen Gefühlen übermannt wurde, sondern auch darüber heute lange nachgedacht hatte. "Ich will nicht wieder weglaufen und mein ganzes Leben nach etwas suchen, das ich wahrscheinlich niemals finden kann. Ich bin- nicht so einfach, wie du siehst. Und ich weiß auch nicht, ob das funktioniert, aber- vielleicht- wenn du das auch noch willst- vielleicht können wir einfach nochmal anfangen. Von vorne. Ganz langsam und ohne Erwartungen." Diesmal war ich es, der die Nähe suchte und Jamies Hände sanft mit meinen umschloss. "Ich hab das noch nie jemanden gefragt, aber- darf ich dich auf ein Date einladen? So wie man das normalerweise macht, wenn man sich kennen lernt und irgendwie- den anderen mag?"


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 03.08.2015 19:29

Die Möglichkeit seine Eltern zu finden schien so Aussichtslos aber Jamie wurde auch das Gefühl nicht los, genau das wäre das richtige. Das würde Gus helfen. Um in ihm keine falschen Hoffnungen zu wecken oder ihn vielleicht zu verschrecken, fasste sie das nicht in Worte aber sie würde sich daheim schlau machen. Ob es nicht ähnliche Fälle gab und welche Schritte andere Jugendliche in derselben Situation vielleicht unternommen hatten. Jetzt war sie aber dafür Dankbar, was er für einen Vertrauensvorschuss in sie legte. Als Gus sich fast an sie klammerte war das ein schönes Gefühl, als würde sie auch mal jemand brauchen. Nicht nur um ihre Hausaufgaben zu ergaunern sondern er brauchte sie und ihre Berührungen. Im Gegensatz zu ihm war sie es nämlich ein für alle Mal satt, nur wegen irgendwelcher anderen Dinge gebraucht oder gern gehabt zu werden als sie als Mensch. Viel zu schnell löste er die innige Umarmung wieder aber statt ihr nun zu Bestätigen, er würde sich jetzt gleich aus dem Staub machen, sagte er ihr etwas ganz anderes. Im ersten Moment dachte sie, sie würde Träumen. Das war zu viel gutes für einen Tag! „ Du gehst nicht wieder weg? Erstmal?“ Es war unmöglich für sie, die Freude darüber zu verbergen. Sie Lächelte ihn ehrlich an und drückte auch nochmal sanft seine Finger „ Würdest du mich mal kneifen? Das hört sich alles so an... als würde ich einfach im Koma liegen nach dem Unfall.“ Natürlich vernahm sie seine Vorsicht und seine Skepsis aber er musste sie auch verstehen, seid dem er hier rein gekommen war, war sie eher der Überzeugung gewesen, das wäre nur für heute und jetzt und weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte. „ Ich mag gar nicht von vorne Anfangen, dann muss ich mich ja noch mal bis auf die Knochen blamieren und weg laufen... außerdem habe ich in dir auch einen guten Freund gefunden, mit ganz vielen, schönen Erinnerungen. Deswegen erwarte ich nichts, habe ich auch nie – egal wie oder wo das hinführt, ich mag dich als Menschen und das gilt dann Glaube ich für alle Lebensbereiche oder Situationen.“ Nach der Anspannung an diesem Tag und was eben passiert war, war das so schwer für sie Aufrecht sitzen zu bleiben – aber da sie eben schon bei Matt gespürt hatte, wie anfällig sie für Nähe heute war, zog sie ihn ganz vorsichtig neben sich auf das Bett und lehnte den Kopf an seine Schulter. Wie sie auch schon nur als Freunde zusammen gesessen hatten. „ Ich möchte sehr gerne mein und dein erstes Date mit dir verbringen... und keine Angst. Das wird noch eine Weile dauern, ich will das aber einfach wird das nicht.“ Jamie nahm einen seiner Arme zwischen ihre und strich Unsicher über seine tätowierte Haut. „ Ich muss jetzt erst überlegen, ob ich Matt und Maddis Angebot annehmen kann... sie würden mich adoptieren. Das muss offiziell gemacht werden, ich weiß nicht ob Matt mich bis dahin wirklich von meinem Dad fern halten kann. Er ist Erziehungsberechtigter und meine Ma nicht auffindbar. Die beiden wollen ein Haus kaufen. Wo ich mit ihnen Leben könnte. Ich muss mir einen Job suchen, mit einem Studium und einem Stipendium, dass wird jetzt alles zu knapp.“ Das schien alles wie ein endlos weiter weg, vor allem mit dem körperlichen Zustand gerade. „ Willst... du mit uns nach Los Angeles kommen oder...? Und wenn du... noch mal in dem Haus übernachtest, wo wir waren, bringst du mir... meine Gitarre mit? Ich wollte die Polizisten da nicht hin schicken, meine Sachen holen.“ Die Worte kamen ganz schwer über ihre Lippen, sie wollte nicht Ansprechen, ihn gleich wieder gehen lassen zu müssen aber ihn auch nicht Überfordern, gleich mit ihr und Matt morgen wieder heim zu kehren.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 03.08.2015 21:30

Ich selber hatte gar nicht so recht mitbekommen, wie felsenfest Jamie davon ausging, dass ich am nächsten Morgen schon wieder verschwunden wäre, aber genau deshalb lächelte ich jetzt auch sanft über ihren geschockten Blick. Positiv geschockten Blick. "Nein, ich geh nicht. Ich versuche es zumindest. Und wenn ich es doch nicht schaffe, dann verspreche ich dir zumindest, dass es nicht noch einmal so passiert wie beim letzten Mal. Unter anderem auch, weil Matt mir sonst wahrscheinlich die Beine bricht oder sowas in der Art. Der war nicht begeistert davon, dass ich dich einfach allein gelassen hab." Anstatt ihrer Bitte sie zu kneifen allerdings nachzukommen, erhob ich mich viel lieber vom Stuhl, setzte mich neben sie auf das Bett und legte meine Hand liebevoll auf ihre Wirbelsäule, streichelte langsam an ihrem Rücken hinab und dann wieder hinauf. Es fühlte sich an als lernte ich mit jeder Minute mehr diese Gefühle zu genießen, die sich durch meinen Körper zogen. Da war zwar noch immer diese innere Unruhe, die wahrscheinlich auch nicht so schnell verschwinden würde, aber im Vordergrund stand etwas ganz anderes. Ein gutes Gefühl. Wenn man es zuließ, dann gab es wahrscheinlich nichts Schöneres, als die Zuneigung einer anderen Person zu spüren - einfach dafür, wer man ist, und nicht dafür, welche Vorteile man aus einem ziehen könnte. "Autsch, okay. Ich bitte dich also um ein Date und du willst mich um ein paar Wochen vertrösten? Das hört sich ja fast an wie eine Abfuhr." Weil ich aber natürlich wusste, dass es nicht so war, lächelte ich Jamie noch einmal sanft an. Danach folgten ein paar Sekunden des Schweigens, weil ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen musste, was sie alles sagte. Vielleicht hätte ich damit rechnen sollen, dass es sie jetzt zurück nach Los Angeles ziehen würde, hatte ich aber nicht. Das hieß, dass die Pläne, die ich mir innerlich Zurecht gelegt hatte, umgeschmissen werden mussten, aber wenigstens darin war ich Meister. Selten lief etwas in meinem Leben wirklich nach Plan. "Willst du das machen? Dich von Matt adoptieren lassen? Dann müssten wir bei unserem ersten Date zumindest nicht in der Kantine eines Internats sitzen." Langsam schob ich meine Hand an ihrem Rücken noch etwas höher, bis ich sie ruhig auf Jamies Schulter ablegen konnte. "Aber von Anfang an. Okay, also - wenn du zurück nach Los Angeles gehst, dann geh ich auch zurück nach Los Angeles. Sonst macht das alles ja keinen Sinn. Ich fahr heute Nacht nochmal zum Haus und schlaf da, dann bring ich dir morgen auch deine Gitarre und deine Sachen mit. Und weil ich um ehrlich zu sein weder ein paar Wochen auf mein Date warten, noch direkt wieder gehen will -" Ich warf kurz einen Blick auf die Uhr, die hier an der Wand hing. Es war bereits halb Elf am Abend und Jamie wahrscheinlich unfassbar müde von dem erschöpfenden Tag, aber dennoch versuchte ich mein Glück. "Was hälst du von einem kleinen Date vor dem richtigen Date? Gib mir zehn Minuten, dann hol ich dich hier ab?"


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 03.08.2015 23:21

Von Matts warnenden Worten an Gus wusste sie bis jetzt ja nichts, deswegen betrachtete sie ihn skeptisch als er davon sprach, er wäre von seinem Abgang nicht begeistert gewesen. In ihr breitete sich aber auch wieder diese wärme in ihrem Herzen für ihren Halbbruder aus. Der jetzt für sie da sein wollte, egal was noch kommen würde. „ Er ist nicht so der Gewalttäter aber ich bin mir Sicher, er findet etwas... anderes, um dir das Leben ein wenig unangenehmer zu gestalten. Bei mir ist ein pinker Ganzkörperanzug ganz groß im Gespräch, um mir mal eine Lehre zu erteilen, falls ich was anstelle. Er hat eigene Methoden.“ Aber im Gegensatz zu dem, was ihr Dad eben hier abgezogen hatte, klang das für sie zumindest sehr Liebenswert. „ Ich Glaube, wenn ich mich gegen Matt entschiede und zu meinem Dad ziehen sollte... wird ein Internat meine Rettung sein. Ich Glaube er packt dann seine Militäruniform wieder aus dem Schrank und spielt Jamie-Bootcamp.“ das war nicht mal als Scherz gemeint. Wenn sie Matt und Maddis Angebot nicht annehmen sollte, würde sie sich auf das schlimmste gefasst machen. Trotzdem war das ungute Gefühl noch da, ihren Vater mit dem handeln zu Enttäuschen und während sie Gus Berührungen genoss fragte sie sich aber auch, wie sie ihn jemals wiedersehen dürfte, wenn sie heim ging und was das alles wieder für einbüßen bedeutete. „ Ich möchte ihm nicht weh tun aber eigentlich würde ich das Angebot gerne annehmen. Matt sagte, er will auch nicht mein Vater ersetzen aber... bei ihm müsste ich zumindest keine Angst mehr haben. Die Aussetzer von meinem Dad werden immer schlimmer.“ Jamie reichte es für heute aber auch mit den trüben Gedanken und dem Konflikt in sich, lieber genoss sie es, aus Gus Mund zu hören, er wollte nicht so lange auf das Date mit ihr warten und er würde auch wieder nach Los Angeles kommen. Es verleitete sie dazu ihren Kopf kurz erfreut an seiner Schulter zu reiben, um ihm ein Zeichen zu geben, wie gut sich das auf sie Auswirkte um dann leise zu Lachen „ Du vergleichst mich zu oft mit Tieren, jetzt schmieg ich mich schon an dich wie eine Katze, die gekrault wird.“ Wie könnte sie denn anders? Ihr verliebtes Herz würde ihm niemals die Bitte abschlagen, mit ihm zu kommen – egal wie Müde sie war. Viel eher breitete sich die Freude und Aufregung in ihr aus. „ Also ein Probedate, ja? Klingt gut, wir könnten vielleicht beide ein bisschen Übung vertragen.“ Während Gus also verschwand, suchte Jamie sich zumindest eine Leggins und eine Jacke um nicht im Krankenhausnachthemd dazustehen, wenn er wieder kommen würde. An dem lädierten Gesicht ließ sich nichts machen und sie war nun schon so oft Morgens neben Gus wach geworden, nie eine Tussi gewesen und so reichte es ihr auch vollkommen, die Haare mit gespreizten Fingern kurz aufzulockern.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 04.08.2015 08:51

Noch einmal sah ich Jamie von der Seite ins Gesicht und schüttelte lachend den Kopf. "Und jetzt sagst du mir auch noch ich bräuchte im Daten ein wenig Übung. Danke. Ich bin schon aufgeregt genug, du machst es nur noch schlimmer", warf ich ihr ironisch vor, ließ noch einmal meine Hand über ihren Rücken gleiten, aber erhob mich dann wieder vom Bett. "Okay, in 10 Minuten bin ich wieder da." Bei der kurzen Zeiteinschätzung hatte ich allerdings völlig vergessen, dass Matt noch draußen im Flur stand und auf uns wartete, was mir erst wieder zähneknirschend bewusst wurde, als ich die Tür von Jamies Zimmer öffnete. Er hielt sich das Handy ans Ohr, redete vermutlich gerade mit seiner Frau, die er allerdings schnell abwimmelte und damit vertröstete, dass er sich gleich nochmal melden würde, als er mich hinaus kommen sah. Eigentlich sollte ich ihm keine Rechenschaft schuldig sein für das, worüber ich mit Jamie geredet hatte, aber nach seiner ganzen Hilfe und weil ich doch wusste, dass er es ebenfalls nur gut mit ihr meinte, versenkte ich meine Hände in den Hosentaschen und ging auf ihn zu. Mit ein paar knappen Sätzen erklärte ich ihm, dass alles in Ordnung wäre und - wenn es für niemanden ein Problem darstellte - ich mich dazu entschieden hatte nicht sofort wieder weg zu laufen, sondern zu bleiben. Bei Jamie. Zu meiner eigenen Überraschung schien er tatsächlich erleichtert darüber, lächelte mir sogar gut zu und tätschelte mir lobend die Schulter, also wagte ich auch den nächsten Schritt und erzählte ihm von unserem Date. Probedate. Dateähnlichem Teetrinken. Oder wie man es nennen mochte. Zwar sah er ein wenig skeptisch und vor allem besorgt an mir vorbei, aber als ich ihm versicherte, dass wir im Gebäude bleiben würden und dass ich auf Jamie aufpassen würde, gab er nach. Er warnte mich nur vor, dass er jetzt noch einmal schnell telefonieren ginge und danach in ihrem Zimmer auf uns warten würde. In ihrem Bett. Damit wir nicht auf falsche Ideen kämen. Okay, ich fühlte mich definitiv unwohl in Anwesenheit von elternähnlichen Verwandten. Trotzdem sagte ich ihm nickend zu, dass ich ihn verstanden hatte, bedankte mich auch bei ihm und ging dann den Flur hinab, um die Dinge zu erledigen, die ich erledigen wollte. Dazu gehörte unter anderem, dass ich durch die Gänge schlich, so lange, bis ich irgendwo einen ausrangierten Blumenstrauß fand und dort eine einzelne Blume heraus zupfte. Danach lief ich ins Erdgeschoss, zu der durchgehend geöffneten Cafeteria, und fragte bei der Dame hinter der Theke, ob sie irgendwelche Backwaren hätte, die in naher Zukunft in den Mülleimer wandern würden und die sie mir für ein nettes Lächeln überlassen könnte. Zum Glück hatte ich eine freundliche Frau erwischt, die mir bereitwillig zwei Muffins mitgab, die sie eigentlich gerade aus der Auslage geräumt hatte, um sie wegzuwerfen. Die waren zwar nicht vegan, aber auch beim Containern machte ich da keine Unterschiede. Zuletzt ging ich nur noch in eines der Wartezimmer, machte da von dem kostenlosen Kaffeeautomaten Gebrauch und nahm uns zwei Becher Tee mit, die ich übereinander stapelte, und ging dann mit allem zurück zu Jamie. "Dein fürsorglicher Halbbruder hat zwar nichts gegen unser Date, aber er hat mich gerade ganz deutlich vorgewarnt, dass er hier in deinem Zimmer auf uns wartet. In deinem Bett. Damit wir nicht auf dumme Ideen kommen", war das Erste, was ich Jamie berichtete, stellte kurz den Tee als auch die Papiertüte mit den Muffins auf einem kleinen Tisch ab, um mit der Blume in der Hand zu ihr zu gehen und sie ihr lächelnd entgegen zu halten. "Ich hab gehört das macht man so auf einem Date. Funktioniert das? Sollte ich besser irgendwas anderes dazu sagen? Nur, damit ich für das richtige Date Bescheid weiß." Die Blume war zwar schon ein bisschen welk, aber Jamie wusste, dass ich weder das nötige Kleingeld in der Tasche hatte, um ihr einen neuen Strauß zu kaufen, als auch, dass ich mein Geld sowieso nicht für tote Pflanzen ausgeben würde. "Außerdem hab ich uns Tee besorgt und etwas zu Essen. Das du aber auch nicht essen musst, falls dir immer noch übel ist. Aber jetzt bring ich dich erstmal zu unserem Date." Einladend hielt ich ihr meine Hand entgegen, umschloss ihre Finger mit meinen und balancierte in der anderen Hand die beiden Becher Tee, die Tüte mit den Muffins schob ich mir in die Bauchtasche meines Hoodies. Als ich eben im Flur gewartet hatte, konnte ich das Gespräch zwischen zwei Pflegern verfolgen, in dem es darum ging, dass momentan die Keycard zum Helikopterlandeplatz auf dem Dach nicht funktionierte und dass man deshalb momentan das elektronische Schloss deaktiviert hatte. Und genau diese unnötige Information machte ich mir jetzt Zunutze, indem ich Jamie zum Aufzug leitete, mit ihr gemeinsam in das oberste Stockwerk fuhr und dort ein wenig herumsuchte, bis wir die Tür gefunden hatten, die heraus auf das Dach führte. "Ich hoffe du hast es noch nicht ganz aufgegeben dich deinen Ängsten zu stellen, wir sind hier nämlich ziemlich weit oben", warnte ich sie vor, während ich mit meinem Ellenbogen die Tür öffnete - selber überrascht darüber, dass es tatsächlich so leicht funktionierte - und mit ihr gemeinsam nach draußen ging.


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 04.08.2015 14:55

In den zehn Minuten während Gus weg war, spürte sie dann aber auch, wie Aufgeregt sie eigentlich war. Verdammt, die beiden würden gleich ihr erstes Date haben und Jamie das erste in ihrem Leben. Er würde nicht wieder weg gehen. Er mochte sie. Das Lächeln verschwand gar nicht mehr, bis er hinein kam und sagte, was Matt wegen ihres Probedates gesagt hatte. Da breitete sich doch die röte in ihrem Gesicht aus, die man von dem schüchternen Mädchen kannte – was vor allem bei dem Thema noch unerfahren war. Weil sie sich aber zu gut fühlte als das sie dem nun die Oberhand lassen wollte, hob sie die Schultern leicht an „ Dabei dachte ich, gerade Matt wüsste es besser, dass man dafür ja nicht zwingend ein Bett braucht.“ Darüber hinaus war beiden wohl klar, Jamie würde, was das Thema sich näher kommen anging, sowohl etwas Hilfe als auch Zeit brauchen. Dieses vorwitzige Kommentar war deswegen eher als Scherz zu verstehen und sie widmete sich lieber den Blumen „ Also in den Kitsch-Filmen und so weiter sagt man nun immer, wie gut das Gegenüber aussieht. Da mein Gesicht aber höchstens mit den Feilchen aussieht als hätte ich mir Panda Augen geschminkt, bleiben wie dabei, dass du unglaublich gut aussiehst und ich bedanke mich für die Blumen.“ damit gab sie ihm einen Kuss auf die Wange, wie Todesmutig Mutig von ihr! Und sie rannte nicht mal davon. Auf dem Flur angekommen sah sie sich nach Matt um, der in einer Ecke telefonierte und Lächelte ihm dankend zu. Wie gut, dass sie wusste, was man ihm mit einem Bett für eine Freude machen konnte und deswegen war ihr schlechtes Gewissen ein bisschen beruhigt, ihn warten zu lassen. Außerdem musste sie sich darauf vorbereiten, sich einer Angst von sich zu stellen. Höhe? Erst als die beiden auf dem Fleckchen Erde ankamen, an dem Gus das Date vorhergesehen hatte, wurde ihr ganz mulmig „ Ich Glaube, ich habe in absehbarer Zeit noch ganz viele Ängste, denen ich mich stellen muss... du kümmerst dich also gerade darum, dass ich im Training bleibe.“ sagte sie etwas mulmig, ihre Hand umfasste seine wie von selber sofort ein wenig fester. Die Neugier ließ sich aber auch nicht verbergen, immer wieder ging der Blick vom Boden zum Rand des Platzes und wieder zurück. „ Außerdem ist das richtig Romantisch hier.“ Ihr war es egal, was sich Gus leisten konnte und was nicht und er hatte das Date mit seinem ganz eigenen Charme und Einfallsreichtum organisiert. Es war so viel mehr Wert als all das, was sie sich hätte in ihren Träumen ausmalen können, das zeigte doch, wie viel Mühe er sich gab. Weswegen sie aber auch Neugierig war „ Und weil Taktlos ja in der Familie ganz groß geschrieben wird, frage ich dich, obwohl man so was bei einem Date sicher nicht fragt: Wie sahen denn deine bisherigen Dates so aus?“ Sie wusste ja, er hatte Erfahrungen und auch eine Freundin gehabt – also irgendwie musste Gus ja mal an dahin gekommen sein.


RE: KRANKENHAUS - Gus Evans - 05.08.2015 00:16

Ich spürte deutlich, dass Jamie aus Angst vor der Höhe meine Hand fest mit ihrer drückte, und deshalb gab ich ihr auch ein paar Sekunden, um sich an die Umgebung und den ungesicherten Abhang am Rande des Gebäudes zu gewöhnen, aber dann ging ich langsam mit ihr genau dorthin. Vorsichtig stellte ich den Tee auf dem Boden ab, ebenso wie die Tüte mit den Muffins, und setzte mich dann direkt an die Kante des Daches, die Beine über die Mauer hinab hängend. Tagsüber wäre das vermutlich nicht die intelligenteste Idee, wenn man davon ausging, dass es uns sicher nicht gestattet war hier oben zu sein, aber in der Dunkelheit der Nacht würden wir bestimmt niemandem auffallen. Völlig entspannt packte ich also in aller Ruhe das Essen aus, schmiss die Teebeutel danach in die leere Papiertüte der Muffins und klopfte dann einladend neben mir auf den harten Stein, um Jamie dazu zu motivieren ihre Angst zu überwinden und sich ebenfalls zu setzen. "Um ehrlich zu sein ist das hier tatsächlich auch mein erstes, richtiges Date. Vorher war das eher so - man hat sich irgendwo kennen gelernt, meistens in den besetzten Häusern, in denen ich mich rumgetrieben hab, oder irgendwo unterwegs, auf einer Party, im autonomen Zentrum oder sowas, und dann- ist halt eins zum anderen gekommen. Aber ich glaube ich bin tatsächlich noch nie mit einer Frau bewusst raus gegangen, einfach um sich besser kennen zu lernen, und habe mir vorher Gedanken darum gemacht, womit ich ihr wohl eine Freude machen könnte. Auch nicht bei meiner Ex-Freundin. Als wir dann zusammen waren, klar, da waren wir auch nur mal zu zweit unterwegs, aber das war dann eher so Okay, mir ist langweilig, was können wir machen? und dann haben wir halt einfach irgendwas getan." Ein wenig ratlos zog ich meine Schultern hoch, weil mir das bisher noch gar nicht so aufgefallen war wie jetzt im Moment. Aber meine vorherige Beziehung hatte sich auch nie darum gedreht dem jeweils anderen eine Freude zu bereiten oder ihn mit etwas zu überraschen. Es ging dabei nie um emotionale Zuneigung oder darum, sich gegenseitig zu zeigen, wie gern man einander hatte, sondern eben um die Nützlichkeit füreinander. "Wir sind eher gemeinsam auf Demos gegangen, haben Pläne geschmiedet, um in ein Tierversuchslabor einzubrechen, oder waren nachts Containern. Das waren unsere Dates." Ich nahm meinen Becher mit dem Tee in die Hand, pustete durch die kleine Öffnung im Plastikdeckel vorsichtig in die Flüssigkeit, aber weil sich dadurch sicher auch nichts abkühlen ließ, trank ich vorsichtig einen kleinen Schluck, ehe ich Jamie wieder ansah. Ein paar Sekunden lang betrachtete ich sie von der Seite, insbesondere die schöne Form ihres Gesichtes, aber dann sah ich unsicher wieder in die Dunkelheit weg. "Was war das mit dir und diesem- Danny aus dem Treppenhaus? Er mochte dich, oder?"


RE: KRANKENHAUS - Jamie Bennett - 05.08.2015 13:50

Da Jamies einer Arm ja noch in eingegipst war, gab sie sich noch mehr Mühe, sich ganz vorsichtig erst mal im Schneidersitz an den Rand zu setzen und nur zögerlich ein Bein über die Kante schob. „ Das hier kostet mich fast so viel Mut wie das Autorennen...“ sagte sie mit einem zögerlichen Lächeln, sie war sich nicht Sicher, ob es nicht zu früh war, sich darüber lustig zu machen. Außerdem weckte das auch wieder die Erinnerungen in ihr. Also widmete sie sich lieber dem Tee, während sie Gus darüber Erzählen hörte, wie die anderen Beziehungen in seinem Leben ausgesehen hatten oder der Weg dorthin. „ Bist du bei ihr auch irgendwann einfach davon gelaufen oder... wie ist das mit euch zu Ende gegangen?“ sie fragte sich, ob man, wenn man sich auf Gus einließ auch noch nach einiger Zeit damit rechnen musste, dass er einfach die Stadt verließ. Auch wenn er ihr gesagt hatte, er würde bleiben – gerade Jamie fehlte im Moment das Vertrauen in die Menschen. Also redete sie sich lieber noch ein, es gehöre einfach zu ihm. Sie brach sich ein kleines Stück von dem Muffin ab, beließ es dann dabei, weil sie noch nicht recht wusste, wie ihr Magen darauf reagieren würde. „ Dann darf ich mich also geehrt fühlen.“ ein wenig verlegen Lächelte Jamie, denn natürlich erwärmte es ihr Herz – sogar mehr als der Tee – wenn er ihr sagte, er machte sich Gedanken darum, wie man ihr eine Freude machen könnte. Sie verbrachte so gerne Zeit mit ihm und das ihm das genauso ging, mehr hätte sie sich doch nicht wünschen können. Bis er dann darauf zu sprechen kam, wie es um sie und Danny gestanden hatte. Jamie hob die Schultern ein wenig an und sah sogar freiwillig nach unten auf den Boden, der so ewig weit weg schien und ohnehin nur wegen der dürftigen Beleuchtung noch zu erkennen war. „ Ja, er hatte mich ziemlich gerne und ich weiß gar nicht genau was das war.“ ihr viel es doch sogar schwer, bis sie gesehen hatte, dass sie sich in Gus verliebt hatte „ Die Gefühle waren anders, als die, die ich bei dir habe aber ich habe ihn auch gemocht. Er hat mich animiert, nicht den Kopf hängen zu lassen und wenn ein Mensch das schafft, dann wächst der einem, glaube ich, automatisch ans Herz. Er hat mir irgendwie das Gefühl gegeben ein Mensch zu sein, mit dem man sich gerne auseinander setzt und... eben noch ein bisschen mehr. Ich denke ich muss nicht mal erwähnen, dass gerade die Jungs aus der Schule sich nie so für mich Interessiert haben, weil sie auch keine Lust hatten selber als Außenseiter dazustehen. Oder den Freak zu mögen. Oder mich komisch fanden. Wenn man diese Aufmerksamkeit dann bekommt, dann schmeichelt einem das irgendwie und ich... hab mich immer ein bisschen mehr auf ihn eingelassen. Im Nachhinein ist das irgendwie gemein, weil ich das Gefühl habe, ich habe ihn etwas ausgenutzt, weil ich nicht allein sein wollte.“ Gerade weil er ums Leben gekommen war, war das so schwer zuzugeben. Jamie mied den Blick in seine Augen, weil das natürlich immer realer wurde und deswegen auch immer mehr an ihr zu nagen schien. „ Das war so... wie du deine Beziehungen beschrieben hast. Man hat halt was zusammen gemacht, wir haben uns auch... öfter geküsst aber für mich war das eher, weil ich einen nutzen daraus gezogen habe und das fühlt sich nun einfach miserabel an.“