LOS ANGELES # SAN FRANCISCO
GÜTERBAHNHOF - Druckversion

+- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net)
+-- Forum: LOS ANGELES (/forumdisplay.php?fid=8)
+--- Forum: OTHER PLACES (/forumdisplay.php?fid=16)
+--- Thema: GÜTERBAHNHOF (/showthread.php?tid=93)

Seiten: 1 2


RE: GÜTERBAHNHOF - Jamie Bennett - 19.02.2016 18:14

Behutsam nahm sie seine Hand als Hilfe, sich mit dem ungewohnten Kleid und den Schuhen neben ihn hinzusetzen – als sie leicht ins straucheln kam, wurde sie natürlich rot und klammerte sich danach etwas zu feste an ihn jedoch mit einem Lächeln. „ Das wäre eigentlich Jamie Fettnöppfchen Nummer eins gewesen, nun hier runter zu fallen.“ Das war es doch, was die beiden ausmachte, bei ihm konnte sie über ihre Tollpatschige Art sogar Lachen und über die Röte auf ihren Wangen etwas Humor stellen. „ Also ich werde dir nicht den Arm brechen, wenn du noch mal abhaust aber für Matt lege ich nicht die Hand ins Feuer, auch wenn er sonst nicht so ist.“ Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und streichelte über den Handrücken der Hand, die sie noch immer umschloss. „ Wenn,... dann komm... bitte nicht wieder?“ Das war eine schwere Bitte aber sie konnte das nicht noch mal ertragen, das wusste sie und die Nahtoderfahrung kam ihr wieder in den Sinn, was sie so frösteln ließ, dass sie kurz körperlich zusammen zuckte. Hoffentlich würde das niemals passieren aber wenn war das einfacher, wenn sie wüsste, dass er einfach nicht zurück kehren würde. Weil sie aber auch viel lieber ein langweiliges Date wollte, genehmigte sie sich etwas von dem bitteren Getränk und richtete sich ein wenig auf. Was, wenn der Plan nicht aufging? Über ihre Gedanken wurde sie abgelenkt, wie er an seinem Hemd herumnestelte, wie den Abend schon und biss sich eine Weile auf der Unterlippe herum, trank Mut suchend noch etwas von dem Bier. „ Das nervt dich doch schon die ganze Zeit.“ Und mit einem Unsicheren Blick in seine Augen aber einem anhaltenden Lächeln drehte sie sich zu ihm und machte auch den dritten, vierten und die restlichen Knöpfe auf – wie komisch und das obwohl sie ihn so doch schon mehr als einmal gesehen hatte. Das hier war aber wieder etwas neues, das war ein Neuanfang und als sie es ihm von den Schultern schob, sich danach wärmespendend an ihn kuschelte, wusste sie nicht ob das zu viel war, ob das richtig war, ob sie das durfte aber es fühlte sich trotz allem gut an. Die Blicke verloren sich zwischen den Zügen, das hier war so ein schöner Ort und er hatte genau gewusst, dass dies hier das richtige für Jamie war. „ Wenn es nicht klappt... weiß ich auch nicht. Matt hat gesagt ich soll dann nicht zu enttäuscht sein, er rechnet also schon damit aber dann... dann will ich ihr zumindest bei der Sucht helfen. Kennst... kennst du jemanden, der süchtig von Crack war? Von der Straße? Was erwartet sie denn noch?“ Jamie war da doch total Weltfremd.


RE: GÜTERBAHNHOF - Gus Evans - 20.02.2016 01:46

Unsicher sah ich Jamie von der Seite an, aber im ersten Moment stieß sie mir mit ihrer Bitte so vor den Kopf, dass ich überhaupt nichts darauf erwidern konnte. Wenn ich noch einmal gehen würde, dann sollte ich nicht nochmal wiederkommen? Was hieß das? Wünschte sie sich jetzt auch ich wäre nicht noch einmal zurück gekommen? Oder was wollte sie mir damit sagen? Unwillkürlich verspannte sich mein Körper unter dem Gedanken, auch wenn ihre Gesten mir eigentlich etwas ganz anderes vermittelten. Wie sie hier an meiner Schulter lehnte, wie sie mit ihren filigranen, weichen Fingern zart über meine Hand streichelte, das waren doch Zeichen der Zuneigung. Und sie sah glücklich aus. Sie sah so aus, als würde ihr Herz gerade genauso schnell schlagen wie meins. Ich kam jedoch gar nicht dazu diesen Gedanken zu Ende zu denken und zu verstehen, warum sie mich um diesen Gefallen bat, weil sie sich stattdessen neben mir aufrichtete und langsam die Knöpfe meines Hemdes öffnete. Einen nach dem anderen. Bis sie mir das Kleidungsstück von den Schultern schieben konnte. "Danke", sprach ich leise aus, ebenso hilflos und überfordert wie Jamie auch, aber als sie ihren Kopf wieder an meine Schulter legte, versuchte ich all das zur Seite zu schieben. Wir hatten einander so doch schon gesehen und wir hatten all das hier schon einmal durchlebt, aber diesmal- fühlte es sich so viel intensiver an. Diesmal waren da viel mehr Gefühle als noch vor ein paar Wochen, sogar die kleinste Berührung von ihr zog sich warm durch meinen ganzen Körper. "Ich glaube- ich werde nie wieder einen Anzug tragen." Meine Mundwinkel hoben sich zu einem schwachen Lächeln, als ich meinen Arm wieder um Jamies Körper legte und die andere Hand dazu nutzte ihre Beine über meinen Schoß zu ziehen. Einfach, um sie fest umarmen und sie ganz nah an mir spüren zu können. "Ich hab auf der Straße ein paar Crackheads kennen gelernt, ja, aber- ich weiß nicht, ob man das so einfach mit Madison vergleichen kann. Die Junkies auf der Straße, die waren meistens schon völlig fertig, haben alles verloren und sich eigentlich nur noch in ihren Rausch geflüchtet, manchmal- bis zur Überdosis oder bis zum Tod. Ich glaube ich habe noch nie jemanden getroffen, der auf Crack hängen geblieben ist und ernsthaft einen Entzug in Erwägung gezogen hat, dabei-- ich denke das ist das wichtigste und vorher kannst du Madison auch gar nicht helfen. Sie muss sich selber eingestehen, dass sie ein Problem hat und sie muss es selber behandeln wollen, sonst bringt das alles nichts. Bei Abhängigkeiten muss man nicht die Symptome bekämpfen, sondern die Ursache der Sucht. Und da ist nunmal der erste Schritt, dass man überhaupt selber akzeptiert, dass man die Kontrolle über seinen Konsum verloren hat." Ein wenig ratlos zog ich die Schultern hoch. Jemanden, der ganz am Anfang einer Abhängigkeit stand, hatte ich noch nie kennen gelernt, auf der Straße landete man erst, wenn man alles andere schon verloren hatte. Aber selbst über diese Sorgen konnte ich Jamies Bitte nicht vergessen und sog daher tief die Luft ein, um das Thema von vorhin wieder aufzugreifen, während ich mit meiner Hand über ihr Schienbein streichelte. "Warum willst du nicht, dass ich wiederkomme? Falls ich nochmal gehen sollte?"


RE: GÜTERBAHNHOF - Jamie Bennett - 21.02.2016 01:55

Nachdem er ihre Beine über seine gezogen hatte, saß sie seitlich halb auf seinem Schoß und legte die Arme um seine Schultern. Ihre Wange legte sie tatsächlich Todesmutig an seine entblößte Brust. Das war so seltsam und so schön. Gus hatte nun lange genug daran gearbeitet, dass ihr Kopf endlich mal Ruhe gab und sie nur auf ihr Herz hörte, dass es sie unglaublich entspannte aber auch, dass sie ihren Sehnsüchten gönnte, zu tun, was sie schon so lange begehrte. „ Dann bin ich ja froh, dass Matt dich in jeder erdenklichen Pose damit fotografiert hat. Also ich muss sagen, ich habe mir ein Kleid und solche Schuhe schlimmer vorgestellt aber ich hoffe auch, dass so etwas weder mein Arbeitsdress werden wird noch das ich solche Veranstaltungen wie heute nun immer auf dem Plan stehen habe. Mein Dad wäre nun mal wieder Enttäuscht.“ Er hatte immerhin Beruflich schon einiges im Sinn gehabt, wo Kostüm Pflicht wäre. „Obwohl der Abend... noch unglaublich schön war, ich habe es nie für Möglich gehalten. Danke nochmal, ehrlich.“ Und auch Maddi würde sie noch mal Danke sagen, was sie auf der Bühne gesagt hatte, dass weckte endlich wieder ein wenig Mut nach Nate´s Attacke. Jamie kraulte verträumt seinen Haaransatz, als er sein Wissen über Cracksüchtige mit ihr teilte. „ Aber ich kann sie... so doch nicht einfach irgendwo auf der Welt verschwinden lassen? Was wenn sie ganz weit weg Abstürzt und wir bekommen das nicht mit? Wir müssen etwas tun. Wenn das heute nichts bringt, dann sperren wir die beiden ein... irgendwo in einem Haus am Strand oder so.“ Das war nur ein Plan der Verzweiflung aber die Vorstellung, Maddi würde sich so Zugrunde richten, die war so Schmerzhaft. „ Du hast... auch keine Idee? Wie kann man ihr das denn... zeigen? Beweisen? Das sie es einsieht? Hast du schon... Erfahrungen mit der Droge? Generell mit... mit welchen hast du... war das für dich nie ein Ausweg?“ Mit der anderen Hand fuhr sie über seine Brust, fühlte seinen Herzschlag. Die beiden kannten sich schon gut, länger und bei Gus war da eine ganz enorme Vertrautheit, von Anfang an aber nun spürte sie, wie sie ihn noch besser kennen lernen wollte. Sein Leben. Seine Gedanken. Was hatte ihn zu dem Menschen gemacht, in den sie sich so unglaublich verliebt hatte? Außerdem war sie erleichtert, dass sie das wieder zulassen konnte – Jamie hatte sich das nun einige Zeit selber Untersagt. Bis er die Frage stellte, sie hob den Kopf an und schaute in seine Augen. „ Ich schaffe das nicht noch mal. Mich zu Fragen, wieso du weg bist. Ob du wieder kommst. Warum du wieder kommst. Wann du wieder kommst. Was ich falsch gemacht habe. Jeden.... Tag, auf Tag, auf den nächsten Tag. Die Hoffnung, das gleichzeitig Traurig sein, Enttäuscht an jedem Abend, wo du nicht wieder aufgetaucht bist aber auch wütend. Ich hab dir im Krankenhaus was versprochen – die Abmachung gilt dann nicht mehr und das würde mich... wenn du jetzt noch einmal gehst, dann wäre es Endgültig und ich würde Versuchen damit meinen Frieden zu finden. Kannst du mich verstehen oder...? Nicht, dass ich nicht will, das du wieder kämst aber... das waren einfach ganz schlimme, schmerzende Zeiten in meinem Leben.“


RE: GÜTERBAHNHOF - Gus Evans - 21.02.2016 17:11

Ich lächelte noch einmal vorsichtig, legte meine Hand an Jamies Hinterkopf und küsste sie sanft auf den Haaransatz an ihrer Schläfe. "Ich hoffe dein Vater wird für den Rest seines Lebens bereuen, dass er heute nicht bei dir war und dich nicht in dem Kleid sehen konnte, auf deinem Abschlussball. Und deine Mutter auch. Du siehst wunderschön aus." Verliebt drückte ich meine Wange gegen ihren Kopf und schloss meine Arme nur noch enger um ihren schmalen Körper. Für mich sah sie in Jeans und Pullover ebenso gut aus, wenn nicht sogar noch besser, aber ihre Eltern hätten sich über Jamies Anblick an diesem Abend bestimmt gefreut, vor allem ihr Vater. Dass er sie so nicht zu sehen bekam, war allerdings nur seine eigene Schuld. "Ich glaube- das Wichtigste wäre für Madison, dass jemand für sie da ist. Dass du ihr zeigst, wie sehr du sie eigentlich magst und dass du sie hier haben willst und dass sie weiterhin in deinem Leben bleiben sollen. Diese Junkies auf den Straßen, die haben sich alle irgendwie einsam gefühlt, das war bei jedem so. Die fühlten sich ausgeschlossen und im Stich gelassen und die Drogen waren für sie sowas wie- ein Ausweg. Und ich glaube auch, dass genau das eine Sucht hervorruft. Vor ein oder zwei Jahren hab ich mich mal lange mit jemandem unterhalten, der studiert hat und darüber seine Doktorarbeit schreiben wollte und seine These war, dass Abhängigkeit nicht das Gegenteil von Nüchternheit ist, sondern von Zusammenhalt und Beziehungen zu anderen Menschen. Wenn man ein sicheres, stabiles Umfeld hat und andere Personen, denen man wichtig ist und die einem das auch zeigen, ist das Risiko abhängig zu werden deutlich geringer, aber genau das- macht mir halt auch Angst bei Madison. Sie hat ihre Familie in New York nicht mehr wirklich, sie erinnert sich an all ihre Freunde hier aus Los Angeles nicht, wenn Matt und du sie jetzt auch noch allein lasst oder sie sich von euch abgrenzt--" Ratlos und verzweifelt zugleich zog ich meine Schultern hoch. "Keine Ahnung. Ich denke es wäre ein großer Fehler, wenn sie wirklich die Stadt verlässt und ich hoffe, dass Matt irgendeinen Weg findet oder finden will, um sie davon abzuhalten." Ich griff nach meinem Bier und trank noch einen Schluck, ehe ich auf Jamies folgende Frage langsam den Kopf schüttelte. "Ich hab mich immer von Drogen ferngehalten, die so ein hohes Suchtpotential haben. Beziehungsweise, als ich so 15 oder 16 war gab es eine Zeit, wo ich wahrscheinlich sehr anfällig dafür gewesen wäre, aber ich kannte damals niemanden, der mir sowas besorgen konnte. Vielleicht war das meine Rettung. Andere Sachen- hab ich schon mal probiert. Einiges öfter, anderes nur ein paar Mal, aber- damals zu der Zeit hab ich ja auch mit dem Aktivismus angefangen, hab einige Leute kennen gelernt, dann auf einer Farm gearbeitet, ich hatte halt immer irgendetwas, für das es sich gelohnt hat nicht den ganzen Tag zu trippen oder sich den Kopf wegzuballern. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich an andere Menschen geraten wäre." Dass auch ich mich nicht vollständig von meinem Umfeld abgrenzen konnte, war mir klar. Gerade im pubertären Alter hatte ich mich genauso davon beeinflussen lassen wie jeder andere Jugendliche auch, ich hatte wohl einfach nur Glück gehabt. Mittlerweile war ich aber sowieso ganz weit weg davon. Manchmal ließ ich mich noch zu gewissen Drogen hinreißen, dann aber eher psychedelische, ansonsten rauchte ich nur eher unregelmäßig mal Marihuana. Ich war auf meine eigene Art unheimlich ehrgeizig und seitdem ich für mich den Plan gefasst hatte zumindest bis 27 durchzuhalten, sah ich auch keinen Grund darin mich jetzt schon ins Delirium zu stürzen. Es gab so viel Gutes zutun auf der Welt, das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.
Was ich ebenfalls nur unheimlich schwer mit meinem Gewissen vereinbaren konnte war das, was Jamie mir jetzt sagte. Wie sie in Worte fasste, warum sie mich lieber nie wiedersehen wollte, wenn ich sie noch einmal so enttäuschte wie schon drei Mal zuvor. Natürlich wusste ich, dass diese Zeit für sie nicht leicht gewesen war, das hatte sie mir auch mehrmals vorgeworfen, aber vielleicht verstand ich erst in diesem Moment so richtig, wie sehr sie wirklich unter meinem Verschwinden leiden musste. Mit ihren Worten und mit der Gewissheit, dass die nächste Trennung eine endgültige Trennung wäre, spürte auch ich so etwas wie Angst in mir. Es würde noch ein paar Tage brauchen das so richtig zu verstehen und so richtig zu verarbeiten, aber jetzt schon tat das in meiner Brust so weh, dass ich nickend meine Hand an Jamies Wange legte und sie noch einmal küsste. Und nochmal. "Okay. Versprochen. Ich tu dir das nie wieder an." Weil keine Worte ihr vermitteln konnten, wie Leid mir das tat, legte ich auch meine andere Hand an ihre Wange, drückte meine Finger sanft in ihren Nacken und zog ihr Gesicht noch einmal zu mir, um sie zu küssen.


RE: GÜTERBAHNHOF - Jamie Bennett - 21.02.2016 22:52

Was er über Sucht und Madison sagte, das machte Jamie so traurig, dass es sie schon wieder innerlich schüttelte und sie sich an Gus schmiegte. „ Ich werde ihr das sagen – das ich nicht will, das sie geht. Vielleicht... bringt das etwas.“ Jamie stellte nie Forderungen an Menschen und auch jetzt nicht, wenn Madison ihr sagte, sie wollte gehen, sah man ihr an, wie Betrübt sie war aber sie würde nie verlangen, dass sie bleiben sollte, erst Recht nicht, weil es ihr Wunsch war. Ebenso kam sie aber ins Grübeln als Gus das alles über Drogen sagte, denn sie hatte auch noch andere Gedanken im Kopf. „ Meinst du, ich habe was verpasst, in meiner Jugend? Ich habe durch dich, auf der Straße, unter der Brücke, in dem Haus so viele Geschichten gehört und... meine Erinnerungen sind Bücher oder meine Gitarre. Nicht, dass ich nun alle Drogen ausprobieren muss oder noch mal betrunken auf irgendwas reinfallen, das meine ich nicht. Eher... blauäugig zu sein, von nichts... eine Ahnung zu haben... Jetzt beginnt wieder so ein neuer Lebensabschnitt, das Gradlinige fühlt sich komisch an aber das vom Weg abkommen auch. Bisher lief alles so geordnet. Eigentlich wäre nun ein Zielstrebiges Studium dran aber ich habe so viele andere Gedanken. Von dem Tierrechtspraktikum, etwas von der Welt sehen oder Dummheiten nach zu holen aber – nein, nicht lachen – dann habe ich Angst. Das das zu mir nicht passt. Einen Fehler zu machen.“ Jamie wusste nicht woher das kam aber wenn sie daran dachte, die Welten der beiden zu verbinden, dann gehörte da eben auch alles andere, als ihr Leben bisher war, dazu. Über seine Küsse vergaß sie jedoch fast alles wieder, weil Jamie merkte, dieses komische Gefühl, was Gus das erste Mal in ihr geweckt hatte, war noch immer voll da. Die ganze Zeit gewesen. Das erste verliebt sein. „ Bleiben wir heute einfach hier? Schlafen mit der Decke in Matt´s Auto? Ich will hier nicht weg.“ Sie würde diesen Platz sicher noch ein paar Mal aufsuchen. Es war Sicher auch seinem Date zu verdanken aber es gelang ihr hier Tatsächlich, ihren Kopf auszuschalten und Jamie wollte das noch nicht gegen die Realität eintauschen, bis die Sonne aufgegangen war. Man sagte zu den Abschluss-Schülern doch immer, diese Nacht gehörte ihnen. Auch wenn Matt ihr niemals Glauben würde, dass da heute in seinem Wagen nicht was gelaufen war, das war jetzt schon abzusehen, wenn Gus sich auf ihre Idee einließ. Wenigstens wäre damit aber seine Neugier zufrieden gestellt und man musste keine Angst haben, dass er den Moment, des Näher kommens der beiden, auch noch mit einer Kamera festahlten wollte.


RE: GÜTERBAHNHOF - Gus Evans - 22.02.2016 01:40

Ich sah Jamie durch die Dunkelheit in die Augen und konnte gar nicht anders, als meine Mundwinkel zu einem amüsierten Lächeln zu heben, auch wenn die Sorge um Madison uns jetzt nur noch mehr auf die Brust drückte. "Ob du was verpasst hast? In deiner Jugend?" Kopfschüttelnd griff ich nach ihrer Hand, zog meinen Daumen sanft über ihren Handrücken. "Jamie, du bist 18 und die Welt steht dir offen. Du kannst tun, was du willst. Wenn du auch backpacken willst, dann mach das. Wenn du für einen Monat unter einer Brücke schlafen willst, dann tu das. Wenn du andere Leute kennen lernen willst, dann geh auf sie zu. Mach Dummheiten, probier Drogen aus-" Matt würde mich gerade hassen. "Tu, was du willst. Solange du glücklich damit bist. Wenn deine Gitarre und deine Bücher dich glücklich machen, dann ist das genauso in Ordnung wie all diese Geschichten, die du gehört hast. Die Hauptsache ist, dass du die Dinge tust, die sich für dich richtig anfühlen. Und, dass du dich nicht von deiner Angst einschränken lässt." Weil wir damit schon wieder auf dieses leidige Thema kamen, lachte ich noch einmal leise auf, um mein debiles Grinsen aber dann hinter ihrem Kopf zu verbergen, als ich sie erneut in meine Arme schloss. "Okay. Lass uns heute einfach hier bleiben. Und morgen überlegen wir dann nochmal, wie genau du jetzt die Welt eroberst." Sanft drückte ich sie noch einmal an mich, wünschte mir insgeheim, dass wir uns heute Nacht einfach gar nicht mehr bewegen würden, sondern bis zum Sonnenaufgang verknotet hier sitzen bleiben könnten, aber irgendwann knurrte mein Magen so laut, dass wir beide anfangen mussten zu lachen und uns fast gleichzeitig wieder an die Zimtschnecken erinnerten. Richtig kitschig verliebt schoben wir uns gegenseitig mal ein Stück davon zwischen die Zähne oder hielten es aufopferungsvoll vor den Mund des jeweils anderen, aber zogen es dann doch lachend wieder zurück, als derjenige gerade etwas abbeißen wollte. Von dem Bier tranken wir nach und nach auch noch etwas, redeten viel miteinander, spannen weitere hoffnungsvolle Pläne für Matt und Madison oder saßen einfach nur dort, neben- und übereinander, um in die Sterne zu sehen. Es war schon mitten in der Nacht, als Jamie erzitterte und wir gemeinsam all unsere Sachen nahmen, um zurück zum Auto zu laufen. Die leeren Flaschen legten wir vorne in den Fußraum, doch bevor Jamie da auch die Gitarre unterbringen konnte, bat ich sie darum wenigstens ein bisschen darauf zu spielen und nur viel zu gerne schien sie meiner Bitte nachzukommen. Immer wieder trafen sich unsere Blicke, während sie melodisch an den Saiten zupfte, ehe wir beide so müde waren, dass sie die Gitarre vorne auf den Sitzen sicher ablegte und sich danach in meine Arme kuschelte. Ganz unschuldig lagen wir dort, eng aneinander gedrückt, ich streichelte ihr durch die Haare, sie zog ihre Finger liebevoll über meine Rippen, hielten nur inne, wenn sich einer von uns mal wieder nach vorne beugte, um einen Kuss zu erbitten. Und genau so, eng aneinander gedrückt, schliefen wir dann auch ein, so entspannt wie schon lange nicht mehr.