LOS ANGELES # SAN FRANCISCO
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RE: MIAMI - Gus Evans - 15.10.2015 23:22

"Dann wird er seinen Frieden damit schließen? Womit? Dass du am anderen Ende der Welt lebst, bei dem Mann, der beinah ihn und seine Frau auf dem Gewissen hätte? Hörst du eigentlich, was du da sagst?" Ich sah Jamie direkt in die Augen, als sie nach einen gefühlten Ewigkeit doch ihren Kopf zu mir hob, und spürte im selben Moment wie sich bei dem Anblick ihrer traurigen Augen ein schwerer Druck auf meine Brust legte. "Was ist mit deiner Mutter? Weiß sie, dass er das war? Mit dem Unfall? Sie kann doch keinen Mann lieben, der zu so etwas fähig ist, oder? Weiß sie von den Waffen? Solltest du dann nicht viel eher versuchen mit ihr über das alles zu reden, damit sie selber merkt, mit wem sie zusammen lebt, und euch beide davor retten kann? Du bringst sie doch genauso in Gefahr wie dich selber, indem du das alles für dich behältst." Doch mit der nächsten Fragestellung bekam Jamie mich dann soweit, dass ich resignierend den Blick senkte und sie für ein paar Sekunden anschwieg, denn welche Folgen sie erwarten würde, falls sie tatsächlich wichtige Waffen der italienischen Mafia auffliegen ließ, das konnte keiner von uns erahnen. Und ja, möglicherweise waren ihre Sorgen berechtigt. Das war kein Spaß. Doch genau deshalb sah ich ihr auch wieder in die Augen, als sie einen ganz anderen Gedanken in Erwägung zog: Dass sie ihn selber erpressen wollte. "Nein, vergiss es. Womit willst du ihn denn erpressen? Was willst du von ihm verlangen? Wenn der Kerl sich von dir bedroht fühlt, dann macht der doch dasselbe mit dir wie mit Madison. Viel schlimmer vielleicht sogar, wenn er tatsächlich für die Mafia arbeitet." Ich wusste nicht, ob Jamie meine Sorgen nachvollziehen konnte, aber als sie so fest meine Hand ergriff, erschrocken und besorgt zu mir aufsah, müsste ihr doch eigentlich klar sein, wie ich mich gerade fühlte. Dass ich dieselben Ängste hatte wie sie auch. "Du willst nicht, dass mir etwas passiert und deshalb soll ich nicht an deiner Tür klingeln? Aber gleichzeitig erwartest du von mir, dass ich dich einfach wieder da rein gehen lasse und mich am Besten sowieso in das alles nicht einmische? Jamie, ganz im Ernst, das ist nichts, womit du alleine fertig wirst. Das ist viel zu krass. Und du musst da raus, so schnell wie möglich." Weil ich Angst hatte, dass Jamie jeden Moment ihre Hand aus meiner zurückziehen könnte, hielt ich sie nur noch fester mit meinen Fingern umklammert, während ich im Kopf weiterhin nach einer Lösung suchte, um ihr irgendwie zu helfen. "Weiß deine Mutter von mir? Und ihr Freund? Hast du den beiden von uns erzählt?"


RE: MIAMI - Jamie Bennett - 16.10.2015 01:03

Jamie hörte natürlich was sie da sagte und wusste im ersten Augenblick auch gar nicht, worauf Gus da hinaus wollte und auch als er es ihr Erklärte – logisch war das noch nicht. Genauso wie er nicht zu ändern war, er immer wieder vor ihr weg lief, war in ihr nicht zu ändern, dass sie nicht Akzeptieren konnte, dass es nun Menschen da draußen gab, denen sie so sehr am Herzen lag, dass sie nicht Glücklich werden konnten, wenn sie es nicht war. Das die Angst und die Sorge um ihre Person sie so fertig machen würden, wie das in einer Familie sein sollte. Dazu hatte sie viel zu wenig Leistung gebracht in dem Leben von Matt und Madison. Viel eher suchte sie nach den Fehlern, an der Hochzeit der Vollrausch zum Beispiel oder den Ärger den sie machte, der Streit mit Lahja oder das die Flitterwochen flach gefallen waren. Das ging in ihr nach dem selben Prinzip, wie das sie bei Gus und sich die Fehler viel eher bei sich suchen würde als bei ihm. „ Meine Ma weiß das mit den Waffen – keine Ahnung warum aber sie führt sich auf, wie eine Gangster-Bossin und genießt das. Matt hat gesagt, sein Vater war auch ein Krimineller, wenn in ihr vorgeht was ich denke, fühlt sie sich durch sein Alter und seine Taten in ihre Jugend zurück versetzt und denkt, der Mann bleibt wenigstens bis an das Ende ihres Lebens. Aber was weiß ich schon – seid dem sie mich bei Matt ausgesetzt hat, weiß ich nicht, was in ihr los ist und deswegen habe ich auch nicht mir ihr Geredet.“ Das Vertrauen in ihre eigene Mutter fehlte. „ Auch wenn ich nicht der Meinung bin, das sie das wegen dem Unfall weiß. Ich Glaube, das würde nicht mal sie... gut heißen können.“ Weil sie doch auch merkte, wie ihre Mutter Stolz auf Matt gewesen war, wenn sie von ihm redete und wie er Jamie aufgenommen hatte. Auch wenn sie es als ihr Recht sah, ihre Tochter bei sich zu haben und nicht bei ihrem Sohn. „ Ich könnte... ihm nur Androhen zur Polizei zu gehen, wenn er mich nicht gehen lässt.“ sagte sie Kleinlaut, wohl wissend das Gus Recht hatte und die Reaktion dieses Menschen nicht einzuschätzen war. Das erinnerte sie an etwas anderes, die Uhrzeit, es war schon fast dunkel aber der feste Griff um ihre Finger verriet ihr, Gus sorgte sich genauso um sie. Nur warum denn? Er war gegangen! Er hatte sie hier gelassen! Es hatte so viele Tränen gebraucht um das zu verkraften und nun? Nun machte er schon wieder Hoffnungen in ihr breit? Das war nicht fair. „ Aber – du bist doch schon zwei mal gegangen.“ wieder kam das Kleinlaut, weil sie vielleicht wusste, dass das nicht vergleichbar war aber wollte einfach so naiv sein um ihm das zu verkaufen. Und weil sie doch noch immer nicht wusste, warum er wieder hier war. „ Ja – beide Wissen das. Also ich weiß nicht ob der Freund meiner Ma sich daran erinnert oder zugehört hat aber... sie weiß das. Ich war... nicht so gut drauf, als sie kam und du weg gegangen bist und natürlich hat sie das mitbekommen und gefragt, wer du bist und woher wir uns kennen – das alles eben. Warum fragst du?" Beschämt sah sie wieder zwischen die beiden wegen des Eingeständnisses, dass sie gelitten hatte nach seinem Verlust und konträr dazu strich ihr Daumen ganz sachte über seinen Handrücken. Er hatte ihr doch so gefehlt. " Alles was ich jetzt mache kann total nach hinten los gehen und deswegen habe ich nichts gemacht..."


RE: MIAMI - Gus Evans - 16.10.2015 20:06

Ziellos starrte ich in den dunklen Garten herunter, mit fest aufeinander gepressten Lippen, weil es so schien als könnte nicht einmal Jamies Mutter ihr eine Hilfestellung sein. Sie wusste von den Waffen und von den illegalen Geschäften und hatte kein Problem ihre eigene Tochter dort mit hinein zu ziehen? Was war denn das für ein Mensch? Jamies Erklärung war zwar logisch und es passte auch zu diesem ominösen Selbstfindungstrip, zu dem ihre Ma ganz alleine aufgebrochen war, aber wenn sie sich durch diese kriminellen Aktivitäten und einen jugendlichen Liebhaber wieder lebendig fühlen konnte, warum musst dann ihre Tochter darunter leiden? Warum hatte sie Jamie nicht einfach bei Matt lassen können? Warum konnte nicht einfach mal alles gut sein? Verzweifelt fuhr ich mir mit gespreizten Fingern durch die Haare, bis in meinen Nacken und von dort wieder zurück, während ich mit der anderen Hand noch immer die von Jamie hielt. Bis sie mich daran erinnerte, weshalb ich eigentlich überhaupt zurück nach Los Angeles gekommen war: Eine viel zu lang hinausgezögerte Entschuldigung, für die ich meinen Blick wieder in ihre Augen richtete. "Ich weiß. Und ich bin zwei Mal zurück gekommen." Mehrmals hatte ich mir innerhalb der letzten Wochen zurecht gelegt, was ich Jamie wohl sagen würde, wenn ich vor ihrer Tür stand. Wie würde ich ihr das alles erklären? Welche Worte würde ich wählen, um ihr verständlich zu machen, was in mir vorging? Von all diesen Plänen war jedoch nichts mehr übrig, ich erinnerte mich an keine sorgfältig durchdachten Phrasen, sondern schüttelte bloß den Kopf. "Es tut mir Leid, Jamie. Was da passiert ist- in deinem Bett- das- hat mir Angst gemacht. Ich hatte das Gefühl du machst etwas mit mir - oder diese Beziehung macht etwas mit mir -, das ich nicht will. Und deshalb bin ich gegangen, schon wieder, ich weiß, aber- dann ist etwas passiert. Und jetzt ist- irgendwie alles anders." Allein schon bei dem Gedanken an die Dinge, die ich vor gut zwei Monaten über mich selber erfahren hatte, raste mein Herz so unangenehm, dass ich meine freie Hand schützend auf meine Brust legte. Ich wollte so gerne mit Jamie darüber reden, wollte ihr sagen, was ich wusste, doch etwa im selben Moment wie sie sah ich ebenfalls in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Eine dreiviertel Stunde hatte sie gesagt, viel Zeit blieb uns also nicht mehr, wenn niemand Verdacht schöpfen sollte, aber deshalb nickte ich auch entschlossen, als unsere Blicke sich wieder trafen. "Wenn deine Mutter und der Freund deiner Mutter wissen, wer ich bin, dann nimmst du mich jetzt mit. Du sagst ihnen, dass ich gekommen bin, wegen dir, und dass wir über einige Dinge reden müssen. Wenn sie wollen, dass du mit ihnen wie in einer Familie lebst, dann muss es doch auch in Ordnung sein, wenn du Besuch kriegst, oder? Wir reden nicht von Matt oder von dem Unfall oder von allem, was du mir gerade erzählt hast. Ich bin einfach nur hier, um dich zu sehen und mich bei dir zu entschuldigen. Und dann erzähle ich dir heute Nacht auch alles, was bei mir in den letzten zwei Monaten passiert ist. Okay?" Dass ich keine Widerrede zuließ müsste Jamie schon an meinem eindringlichen Blick erkennen.


RE: MIAMI - Jamie Bennett - 17.10.2015 03:32

Diese Einleitung einer Entschuldigung, die verwirrte Jamie zunehmen. Er hatte davor Angst gehabt, was die Beziehung mit ihm machte? Sie hatte nur mehr und mehr den Worten von Lahja geglaubt, dass sie ihm einfach nicht das geben konnte, was er wollte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie wollte sich dagegen Sträuben, was er sagte. Ja, er war zwei Mal zurück gekommen – dieses Mal verstand sie es noch weniger, weil sie nicht ahnte, was in seinem Leben vor sich gegangen war und auch weil sie diesmal nicht waghalsig in Gefahr geraten war, von der er Wind bekommen hatte, wie bei dem Unfall sondern er war einfach so, wegen ihr, aus freien Stücken wieder da. Aber warum nur? Trotzdem ließ er ihr nicht die Wahl, das alles zu Blockieren oder aber seine Aufforderung, mit ihr zu kommen. Mit in dieses Haus und in diese ganz andere Welt. Jamie presste einen Augenblick die Lippen aufeinander, wollte ihn fest ansehen und sagen, das ginge nicht aber Gus Augenpaar verriet ihr, er würde sich ernsthaft die Nacht über klingelnd vor der Haustür Positionieren, wenn sie ihn nicht aus freien Stücken mitnehmen würde.Verdammt. Wie anzunehmen war, knickte sie also schnell ein und nickte ergeben, sie gab ja schon auf. „ Okay aber du machst gar nichts wenn er herum brüllt deswegen. Ich bring dich in mein Zimmer und du wartest da, dass ich nach komme.“ Wenigstens das, hoffte sie und zögerlich löste sie ihre Hand von seiner. Jamie war sich nicht mal im klaren, ob sie ihn so nahe bei sich wollte oder nicht, denn schon die Berührung der Hände der beiden hatte alte Wunden aufgerissen und es war so schwer gewesen, sie zu schließen. Sie hatte damit fast geschlossen, mit dem Thema Gus und ihrer ersten großen Liebe aber jetzt spürte sie deutlich, das hatte sie sich unter dem anderen Stress nur vorgegaukelt.
An dem Haus angekommen brach sie das Schweigen noch immer nicht, in das beide sich hüllten und drinnen wies sie ihm zittrig den Weg. „ Ma? Kommst du mal raus.“ Sie klopfte zwei mal gegen die Tür, man wusste nie, in welcher Position die beiden sich befanden aber wenigstens der Besuch schien nun ganz verschwunden. Lisa schob die Tür auf, nebenbei richtete sie die Träger ihres Oberteils und sah verwirrt in Gus Gesicht. „ Gus, das ist Lisa – meine Mutter und Lisa, das ist Gus. Aus Los Angeles, ich habe dir von ihm erzählt.“ Der Freund verspannte sich schon im Hintergrund auf dem Sofa und deswegen bat Jamie mit einer Handbewegung auch ihren Besuch, sich den ersten Stock nach oben zu bewegen und die zweite Tür auf der rechten Seite zu nehmen. “ Freut mich Gus.“ rief die Mutter ihm nach, wenigstens sie war auf ihrer Seite. Noch eher Gus die Tür schließen konnte, ging das Donnerwetter los und Jamie schob sich in das Wohnzimmer und um den Lärm zu dämpfen, drückte sie hinter ihrem Rücken die Tür zu. Mit Absicht hatte sie den Freund der Mutter nicht vorgestellt, da durfte sie mal ganz achtzehn sein und ihn einfach Ignorieren und seine Autorität untergraben. Mit gesenktem Kopf ließ sie sich anschreien, was der Schwachsinn sollte, was der Asi hier zu Suchen hatte, dass er viel zu auffällig herum lief und das sie ihn raus werfen sollte – sonst würde er das tun. Lisa probierte zu schlichten, das waren halt Teenies, er wusste, wie verliebt sein war und auch wenn diese Mutter kaum Mutter gewesen war in der letzten Zeit, legte sie die Hände auf Jamies Schultern und fragte, ob sie Gus als Besuch hier haben wollte. Jamie nickte. Dann bekam sie den Rat mit auf den Weg, sich nicht alles gefallen zu lassen und zu allem Überfluss auch noch auf Verhütung zu achten – oh bitte – und mit rotem Kopf und steinernder Miene ließ sie das streitende Paar zurück. Immer auf der Hut, dass ihrer Mutter nicht was passierte und das Muskelpaket einen Aussetzer erlitt. In dem Zimmer angelangt schloss sie die Tür, legte einen Moment die flachen Hände darauf – weil das alles nicht so leicht war. Ihr Zimmer sah aus wie aus den Möbelkatalogen aber eben nicht nach Jamie. Zumindest nicht die, die sie bei Matt gewesen war denn alles was sie hier herumliegen hatte, hatte etwas mit Lernen zu tun. Mit dem Studium. Mit Recherchen und nichts schloss darauf, hier lebte eine achtzehnjährige sondern jemand der gerade seine Doktorarbeit schrieb. Nur die Gitarre an der Fensterbank sah aus wie eine Insel auf der Jamie sich wohlfühlen konnte, sie passte einfach zu ihr. Unsicher stand sie im Raum, erneut suchte sie eher Distanz als Nähe. „ Meine Ma ist... glaube ich gar nicht so böse, dass du hier bist. Sie merkt ja auch, dass ich nicht Glücklich bin und sie wird dafür Sorgen, dass du hier bleiben darfst. Er scheint sie ja zumindest wirklich gerne zu haben, wenn er das duldet. Wenigstens etwas menschliches in dem wandelnden Muskelklotz.“ Eindeutig Überforderung gepaart mit Matt´s Humor, nur noch etwas unsicherer und ungeschickter aber immerhin, mehr von der Jamie wie Gus sie kennen gelernt hatte.


RE: MIAMI - Gus Evans - 17.10.2015 12:07

Wenn ich eines sehr gut konnte, dann war das mich in einem fremden Umfeld, in fremden Räumen und in Gesellschaft fremder Personen nicht unwohl zu fühlen, sondern mich ebenso frei zu bewegen wie sonst auch immer. Genau das musste ich ja oft genug in meinem Leben tun, bei jedem neuen Umzug. Nur Matt hatte es mit seiner autoritären Art bisher geschafft mich so erfolgreich einzuschüchtern, dass selbst ich zu einem angespannten, steifen Tollpatsch mutierte, insbesondere dann, wenn ich Jamie mal wieder nicht gerecht wurde. In diesem fremden Haus allerdings war es wie immer und nach einem schweigenden, kurzen Spaziergang hierher und einem höflich Nicken in Richtung von Jamies Mutter, bat sie mich die Treppen nach oben und anstatt unsicher in dem unbekannten Raum zu stehen, ging ich in ihrem Zimmer direkt auf das Bett zu, ließ meinen Rucksack daneben fallen, setzte mich auf die Matratze und sank dann sogar mit dem Rücken nach hinten. Fremd war es hier tatsächlich, viel zu steril und unbewohnt. So als hätte sie gar kein Interesse daran sich hier heimisch zu fühlen. Mit dem wütenden Geschrei des Italieners da unten, welches sogar durch die Wände noch leise zu mir durchdrang, war das aber auch keine große Überraschung.
Wenigstens Jamies Mutter schien von meinem plötzlichen Erscheinen nicht so überfordert wie erwartet, sondern setzte sich ausnahmsweise mal für ihre Tochter ein, und so musste ich auch gar nicht lange warten, bis ich Schritte auf der Treppe hörte und Jamie kurz danach etwas durcheinander ihr Zimmer betrat. Bis auf die Ellenbogen richtete ich mich auf, um sie durch den Raum hinweg anzusehen. Sie wirkte in ihrem eigenen Zimmer so viel angespannter, als ich. "Okay. Gut. Das bringt uns zwar auch nicht viel weiter, aber wenigstens- können wir jetzt zusammen darüber nachdenken, was wir machen." Ich nickte kurz, erhob mich dann aber doch so weit, dass ich aufrecht vor ihr saß. "Kannst du Matt schreiben, dass ich bei dir bin? Ich hab ihm versprochen, dass ich mich melde, nachdem ich mit dir geredet hab." Jamie schien fast erleichtert darüber, dass sie durch diese Aufgabe noch ein wenig herauszögern konnte sich mit mir auseinander zu setzen, doch mir lag das alles so schwer auf der Kehle und ich wollte endlich all das aussprechen, wofür ich überhaupt zurück nach Los Angeles gekommen war, dass ich sie gar nicht zu Ende schreiben ließ, ehe ich schon wieder ihre Aufmerksamkeit auf mich zog. "Ich hab eine Zwillingsschwester. Und einen Bruder. Und ich hab beide getroffen, in San Francisco, kurz nachdem ich gegangen bin. Ich heiße- eigentlich heiße ich William und ich komme aus der Nähe von New York und ich weiß, wer meine Eltern sind und was passiert ist." Obwohl mein Herz raste, klang meine Stimme unerwartet beherrscht und gefasst. Nur mein Blick verlor sich immer wieder in verschiedenen Ecken des Raumes, während meine Gedanken sich mehrmals überschlugen.


RE: MIAMI - Jamie Bennett - 17.10.2015 16:41

Beeindruckt davon, wie entspannt sich Gus da auf ihrem Bett zurück lehnte sah sie ihn jedoch weiterhin Kritisch an. Na, das war also seine Intuition dahinter, sie zu Erpressen, dass sie ihn mit zu sich nahm? Toll und wenn bald einer der beiden gehen wollte, hatte er den Kerl im Nacken, der gerade im unteren Stockwerk italienische Flüche ausstieß – bis sich der Streit der beiden in wilder Leidenschaft verlor. „ Na wenigstens bin ich... diese Geräuschkulisse von Matt und Madison gewöhnt.“ Noch ein stumpfer Versuch sich vor der Situation zwischen den beiden zu drücken, Klasse Mädchen. Am liebsten würde sie sich selber Ohrfeigen. Jamie ekelte es bei dem Gedanken, ihre Ma mit dem jungen Kerl und sie schaltete die Musik mit ihrem Handy an – welches sie ohnehin in die Hand nehmen musste, damit sie Matt schreiben konnte. Aber bevor sie Senden drücken konnte, starrte sie Gus ins Gesicht, der mit einem Mal so unverblümt raus hauen wollte, was in seinem Leben vorgegangen war, seid dem er sie in ihrem Bett von jetzt auf gleich erneut zurück gelassen hatte. „ Was – Wie – Wo?“ Sie schüttelte ihren Kopf, um das alles nochmal Gedanklich in Zusammenhang zu bringen. Warum sagte er ihr das und warum sollte das ihr irgendwas Erklären? Was hatte das mit einer Entschuldigung zu tun? Statt sich aber auf ihre Forderungen zu Konzentrieren, ihre Antworten und was sie betraf, reagierte sie wie zu Erwarten mit absoluter Aufmerksamkeit für ihn. „ Darauf hast du... doch so lange gewartet. Wie ist das passiert? Wie hast du sie Überhaupt erkannt und hast du Zeit mit ihnen verbracht? Zwillingen sagt man doch ein sehr enges Band nach, konnte sie Erinnerungen in dir Wecken? Willst... du... soll ich... dich nun William... nennen?“ Sie wollte ihn nicht Überfordern aber ihm dabei Helfen vielleicht eine Reihenfolge zu finden, wie er mit ihr Reden konnte und das er auch nicht ausließ. Danach war ihr die Neugier aber auch schon wieder unangenehm, was man deutlich an den roten Wangen erkennen konnte und dem Blick auf das Bettzeug zwischen den beiden. Da lag eine ganze Menge raum zwischen den beiden aber das hatte Jamie auch beabsichtigt, sie wollte doch nicht schon wieder in dem Bann von Gus landen und den Gefühlen, die sie ihm Gegenüber hegte. Er sah eindeutig nicht aus wie William, nicht mal wie Will – er war Gus, der tollste Junge auf der Welt, auch wenn Matt das nie zu hören bekommen durfte. „ Warum... bist du dann hier? Wolltest du nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen? Was... ist mit den beiden und deinen Eltern?“ weniger euphorisch fragte sie ihn weiter, auch nicht mit dem Kopf zu ihm gewandt sondern lieber ausweichend. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sich Freude für ihn in ihr breit machte aber auch Sorge, dass ihm das alles zu viel geworden war oder was es gewesen war, dass ihn so Traumatisierte, dass er sich an seine Familie nicht erinnerte. Eventuell war den dreien ja etwas schlimmes angetan worden. Natürlich hatte sie nämlich auch damals über sein Verhalten das Internet durchforstet, was es für Ursprünge hatte, wenn Kinder einen Teil ihres Lebens radikal ausblendeten.


RE: MIAMI - Gus Evans - 18.10.2015 13:55

Ich schüttelte nur immer wieder monoton den Kopf über die Fragen von Jamie, die ich gar nicht alle auf einmal beantworten konnte. In den letzten zwei Monaten hatte ich es zwar geschafft diese Informationen für mich selber zu verarbeiten und wurde durch so eine energische Konfrontation nicht mehr aus der Fassung gebracht, aber mit jemand anderem darüber zu reden war noch einmal eine ganz andere Sache. Das machte es noch ein bisschen realer. Gleichzeitig ging es mir aber überhaupt nicht darum ihr von all den Dingen zu erzählen, die ich vergessen hatte, deshalb war ich nicht hier. Ich wollte nicht über meinen verstorbenen Vater, meinen gewalttätigen Stiefvater oder meine Mutter reden, die von ihm in den Tod geprügelt wurde. Ich wollte nicht über Chas reden, darüber dass er uns in ebendieser Nacht einfach in einer fremden Stadt ausgesetzt hatte, und ich wollte ihr auch nicht von Haily erzählen. Die Muschel, die ich noch immer bei mir trug, war unwichtig, ebenso wie diese absurde Verbindung zu meiner Zwillingsschwester. Dieses unsichtbare Band, nach dem auch Jamie sich jetzt erkundigte. Darum ging es überhaupt nicht und deshalb beantwortete ich auch nur eine von all ihren Fragen, während sie sich neben mir auf das Bett setzte. "Nein, ich bin Gus. Nenn mich weiterhin Gus, nicht William." Erst danach sah ich dem dunkelhaarigen Mädchen neben mir wieder in die Augen und lächelte sie sogar ganz schwach, kaum merklich, an. "Ich wollte nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen und ich hab auch nicht viel Zeit mit ihnen verbracht. Nur ein paar Stunden. Ich hab mir alles erzählen lassen, was ich nicht mehr wusste, und dann bin ich einfach durch das Land gereist, so wie ich es immer mache. Bis nach Alaska. Da war ich vor zwei Wochen auch noch. Ich glaube die Reise war unheimlich wichtig, um das alles zu verarbeiten, Alaska hat sich dann auch angefühlt, als hätte ich sowas wie ein Ziel erreicht. Als wäre ich angekommen. Aber- von Alaska kann man nicht weiterreisen, nur zurück, also musste ich mir Gedanken darüber machen wohin ich zurück will. Und deshalb bin ich hier." Ich wollte Jamie mit meiner Nähe nicht schon wieder überfordern und überhaupt, da gab es noch so viele Dinge in mir, die ich ihr erst sagen wollte, also blieb ich bewusst in Distanz zu ihr sitzen und wechselte mit dem Blick immer wieder zwischen ihren Augen und der Matratze zwischen uns. "Hör zu, was ich gemacht hab, das war scheiße. Dass ich schon wieder gegangen bin. Und vor allem wie ich gegangen bin. Ich war einfach- schon wieder überfordert von mir selber. Meine- körperliche Reaktion hat mir gezeigt, dass ich viel zu tief in etwas drin stecke, in dem ich gar nicht stecken wollte. Unterbewusst hab ich glaub ich gedacht, dass ich von meinem eigentlichen Weg abkomme, wenn ich jetzt wirklich so etwas wie Gefühle für dich entwickle und in einer Kurzschlussreaktion bin ich dann schon wieder abgehauen. Bevor es zu spät ist. Aber- dann hab ich meine Geschwister getroffen und auf einmal haben sich all die Dinge aufgeklärt, nach denen ich immer heimlich gesucht hab und ich dachte- eigentlich müsste etwas mit mir passieren. Eigentlich müsste ich mich endlich so fühlen, als wüsste ich wer ich bin. William, aus New York, mit einer Zwillingsschwester, einem großen Bruder und einer ziemlich- zerstörten Familie. Auf dieser Reise hab ich dann aber gemerkt, dass es überhaupt nicht darum geht wer man ist oder wo man herkommt, das ist alles unwichtig, sondern nur darum, wer man sein will. Und wohin man gehen möchte. Und- immer wenn ich mich gefragt hab, wer ich sein möchte, dann bin ich hier hängen geblieben, bei dir." Diesmal blieb mein Blick fest in ihren Augen hängen. "Ich glaube ich war nie- zufriedener, als in den paar Tagen mit dir zusammen, bei Matt und Madison im Haus, im Garten auf der Wiese, am Strand, unter den streunenden Hunden. Genau da will ich wieder sein."


RE: MIAMI - Jamie Bennett - 18.10.2015 19:24

Jamie hörte Gus zu, natürlich tat sie das – dieser Junge zog sie noch immer völlig in seinen Bann. Da war keine Wut in ihr aber Enttäuschung, er hatte sie Verletzt und das spürte sie nun deutlich, wo sie hörte, was er in den Wochen erlebt hatte. Wo er gewesen war, als Matt und Maddi versucht hatten, sie aus ihrem Schneckenhaus heraus zu holen. Immer wieder probierte sie ihn anzusehen, bis sie Niedergeschlagen ihren Kopf wieder senkte. Alaska? Jamie versuchte doch auch zu Lächeln, sich zu animieren, sich mit ihm zu Freuen über den Anblick der Atemberaubenden Landschaft, sich dafür zu Interessieren und ihn mit Fragen zu durchlöchern und trotzdem blieb ihr alles im Halse stecken, weil ihr Herz so schwer in der Brust drückte und schmerzte. Der erste Liebeskummer kam ihr vor die das schlimmste, was sie bisher durchgemacht hatte und dabei waren die beiden da nicht mal fest zusammen gewesen – trotzdem waren sie so weit zusammen gegangen, so weit gekommen. „ Alaska... klingt toll.“ sagte sie leise, wobei sie das Bettzeug zwischen ihren Händen unsicher knetete, weil sie nichts mit ihren Händen anzufangen wusste oder mit dem Rest von sich. Dann kam die Entschuldigung, die Erklärung auf die sie so lange gewartet hatte – und sie schloss für einen Moment die Augen – Jamie hatte sich doch mit einer ganz anderen Wahrheit angefreundet. Er mochte sie nicht genug und erst Recht hatte er keine Lust auf ein unerfahrenes, kleines Mädchen. Was also nahm er sich heraus, ihr etwas ganz anderes zu sagen. Ablehnend rieb sie über ihren Nacken, die Seite ihres Halses und starrte an die Wand hinter ihm. „ Also... hatte das nichts mit mir... direkt zu tun?“ Er wusste, Jamie stellte damit von ihrem Wesen bis zu der Haarfarbe alles in Frage, was die Lust bei einem Mann dämmen könnte. Besonders nach der Ansage von Lahja an der Hochzeit. Sie war so überfordert, schüttelte den Kopf als mochte sie nichts hören und wie die Tollpatschige-Gefühls-Krüppel Jamie nun mal war, konnte sie auch den dämlichsten Spruch der Welt nicht in sich lassen – der wäre so was von Matt seiner gewesen, wenn er hier wäre – und diese Situation noch Absurder machen. „ Tja, ich hätte jetzt nicht gedacht, dass du zu tief in irgendwas gesteckt hättest – nachdem du dich so eilig aus dem Staub gemacht hast.“ Genau, zieh es ins Lächerliche, wenn er dir dein Herz ausschüttet, super klug, Am besten hätte sie nun zwinkernd ein High-Five verlangen sollen aber sie war zu sehr damit Beschäftigt, stammelnd wie ein Fisch außerhalb des Wassers, die Worte zurück zu nehmen aber es kam nur Gestotter. Darüber brach dann aber auch alles aus ihr heraus, endlich. „ Das sollte mich Überglücklich machen das zu hören, wenn es nicht so verdammt Enttäuschend gewesen wäre, dass es wieder so kommen musste. Tagelang habe ich nur im Zimmer geheult...“ Ja, mach dich noch etwas weniger Erwachsen Jamie „... Matt und Maddi haben jegliches Spaß Programm aufgezogen und ihre Flitterwochen beendet. Matt hat an der Tür gelauscht, was los ist und gesagt... das bei einem Mann unter Druck manchmal... nichts geht aber ich wollte davon nichts Wissen. Keine Ahnung wie viel Zeit ich damit verbracht habe, irgendwo den Fehler zu finden – einen Konkreten und nicht einfach den, dass das zwischen uns beiden nicht passt. Weil ich nie gut genug für dich sein könnte. Maddi war mit mir Shoppen, bei einem Fotoshooting und Matt hat probiert mir mit Skateuntericht das Leben leichter oder schwerer zu machen, weiß ich nicht genau und trotzdem, dann funktioniert hier wieder alles...“ sie deutete nicht auf ihr Herz sondern auf ihren Kopf „... und nun ist alles wieder durcheinander. Du hast mit gefehlt, du bist noch immer der tollste Junge auf der Welt für mich aber das hat auch krass weh getan.“ Das alles, spürte sie in dem Moment, denn auch wie sie Matt und Maddis Umgang mit ihrer Trauer beschrieb, schnürte ihr nun die Kehle zu. Ihr fehlte Matt, ihr fehlte auch Madison und das Haus – ihre Familie und die, die sie behandelten, als sei sie es Wert, dazu zu gehören. Tief senkte sie den Kopf. „ Ich weiß nicht was schwerer ist, Ansprüchen nie zu genügen oder mit solchen Gefühlen umzugehen. Gerade ist das für mich, wie für dich in Alaska – ich weiß nicht wohin und was ist denn jetzt richtig und was falsch? Wo ist die Lösung?“ Fragend hielt sie die Handflächen nach oben, eigentlich stellte Jamie die Frage aber viel eher an das Herz in ihrer Brust als an Gus.


RE: MIAMI - Gus Evans - 19.10.2015 11:49

Unsicher schüttelte ich den Kopf über Jamies Frage, denn neben einer ordentlichen Standpauke von Matt hatte ich auch ein sehr unangenehmes Gespräch über mich ergehen lassen müssen. Über männliche Performance unter selbst auferlegtem Druck. Und darüber, dass er das Thema bereits ausgiebig mit Jamie durchgekaut hatte und ich mir keine Sorgen machen sollte, sie wusste bereits, dass meine Schwierigkeiten im Bett nicht an ihr persönlich lagen. Deshalb hatte ich auch gar nicht erst versucht das für Jamie klarzustellen, aber ja, natürlich, insgeheim hatte sie vermutlich nie aufgehört an sich und an ihrer eigenen Attraktivität zu zweifeln. So war sie einfach. Keine logische Erklärung könnte ihr die Unsicherheit nehmen. "Nein, das hatte überhaupt nichts mit dir zutun." Energisch schüttelte ich meinen Kopf und obwohl ihre Körpersprache nicht gerade den Eindruck erweckte als wäre sie mir wohl gesonnen, rutschte ich jetzt doch etwas näher an sie heran, um ihre schmalen Finger erneut in meine zu schließen. "Du hast absolut gar nichts falsch gemacht, Jamie, und- du bist so attraktiv. Wirklich. Du bist so schön, nicht nur äußerlich, sondern- alles an dir. Und es tut mir auch unfassbar Leid, dass ich dir einen Grund gegeben hab daran zu zweifeln, darum ging es aber nie." Ehrlich sah ich ihr in die Augen, so lange, bis dieser dumme Witz auch mich für einen Moment aus dem Konzept brachte, ich peinlich berührt den Blick abwandte und sogar ihre Hände wieder losließ. Eigentlich mochte ich diese ironischen Scherze, die irgendwie in ihrer Familie lagen, und ich konnte mich auch immer wieder darüber amüsieren, aber der hier traf mich jetzt doch ziemlich unerwartet. Unpassend. Gerade in dieser Situation.
Doch das Stammeln von Jamie und die missglückte Entschuldigung dahinter, verleitete sie wenigstens dazu auch ihre Gedanken mit mir zu teilen und so hart das auch war, aufrichtig sah ich ihr dabei wieder in die Augen. "Ich wollte dich nie so verletzen. Ich wollte nicht, dass du wegen mir so traurig bist, Jamie, ehrlich. Und ich weiß, dass ich dir versprochen hab nicht einfach so wieder zu gehen und ich weiß auch, dass das einfach- verdammt scheiße war. Alles, was passiert ist. Deshalb bin ich auch hier und deshalb entschuldige ich mich bei dir. Weil du das so nicht verdient hast." Unsicher rieb ich mir diesmal mit festem Druck über den Nacken, senkte dabei ebenfalls den Blick auf die Bettwäsche unter uns. "Ich bin auch nie davon ausgegangen, dass ich zu dir komme und du mir sofort alles verzeihst. Dass von einem Moment auf den nächsten alles wieder gut ist, aber- ich glaube ich hab zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, dass ich weiß wer ich bin und was ich will. Du kannst das vielleicht nicht nachvollziehen, aber das ist- so überwältigend. Das fühlte sich so gut an, also- bitte--" Noch näher rutschte ich an Jamie heran, weil dieser Wunsch ihr nah zu sein gerade immer drängend wurde. Fast schon flehend vergrub ich meine Finger in ihren Oberschenkeln, lehnte mich so weit zu ihr herüber, dass meine Lippen sehnsüchtig auf die weiche Haut an ihrer Halsbeuge trafen, atmete dabei tief ihren vertrauten Geruch ein. "Bitte Jamie, ich brauch dich jetzt." Ihr so nah zu sein, das fühlte ich im Moment an wie der intensivste Adrenalinausstoß meines Lebens. Und gleichzeitig so geborgen und sicher. Zum ersten Mal war alles genau richtig, genau so wie es sein sollte.


RE: MIAMI - Jamie Bennett - 19.10.2015 22:26

Sie wollte ihm ja so gerne Glauben, dass das nichts mit ihr zu tun hatte aber das war wohl ab hier die größte Hürde – Jamie würde Gus erst wieder Vertrauen lernen müssen. Schon immer hatte sie mit der Angst im Nacken zu kämpfen gehabt, er würde wieder gehen und er hatte so viel Investiert um diese Stimme verstummen zu lassen. Wofür? Um dann doch wieder zu gehen. Der Spruch war unangemessen und er hatte auch noch nie so auf einen ihrer dummen Kommentare reagiert aber das alles wollte nichts daran ändern, dass sie Distanziert vor ihm sitzen blieb und die Hände, die er los gelassen hatte in ihren Schoß zog. Es schien aber ihn auch nicht davon abzuhalten, sich ihr zu nähern und diese Reise nach Alaska, die schien ehrlich etwas großes in ihm ausgelöst zu haben. Überfordert sah sie auf die Hände an ihren Oberschenkeln, noch eher sie etwas sagen konnte, spürte sie seine Lippen auf ihrer dünnen Haut am Hals und seine Worte erwärmten ihr Herz, er brauchte sie jetzt? Eigentlich brauchte doch niemand Jamie, davon ging sie zumindest aus und das nun so zu hören? Zittrig und sich ihrer Sache noch gar nicht so sicher hob sie ihre Hand zu seinem Nacken, aber als sie dort angekommen war, gab wie selbstverständlich ihr Kopf endlich nach und sie lehnte sich mit der Schläfe gegen ihn. Die Finger zogen sich die Mitte seines Nackens nach oben und sie krallte sich liebevoll in seinen Haaransatz darüber. „ Ich... will mich nur mit dir Freuen, du hast das so sehr verdient und ich... bin auch so Glücklich – für dich...“ nur das aber, dass gab es da auch noch. Trotzdem verstummte sie vorerst und wagte es, etwas zu ihm zu rutschen, wenn auch nicht viel, gerade so weit, dass sie ihre zweite Hand an seine Schulter legen konnte um ihm sanft darüber zu streicheln. „... es ist wie Weihnachten und Geburtstag zusammen, wenn du mir sagst, dass du mich jetzt brauchst. Nicht nur, dass mich irgendjemand braucht sondern... du.“ Er wusste, wie viel er Jamie bedeutete, sie hatte es ihm nie verheimlicht und wie großartig sie ihn als Menschen fand. „ Eigentlich... brauche ich dich genauso aber... wir sind hier in Miami, ich weiß nicht, wie ich... hier wieder raus oder weg komme und eigentlich... eigentlich habe ich mich schon mit einem Studium in Italien auseinander gesetzt und...“ Nichts hielt sie fest an ihren Plänen aber irgendwas in ihr wollte nicht ganz los lassen. Vielleicht auch die Angst, alles wieder mit viel Turbulenzen ins Reine zu bringen und dann wieder neu zu starten. Um sich dann doch wieder weh tun zu lassen. „... was, wenn das nur kurz andauert? Ich will... das du mir nie wieder Versprichst, dass du nicht gehst.“ Denn sie wollte ihm doch immer Glauben können und das würde sie ihm nicht Glauben. Jamie breitete nun doch ihre Arme, legte sie ihm Gus, strich noch immer behutsam über seinen Hinterkopf, während er ihrem Hals so nahe war und drückte ihre Lippen, ohne sie zu einem Kussmund zu formen – gegen seine Haut, wobei Gus Eigengeruch so viele Emotionen in ihr loslöste. „ Tun wir einfach... nur heute so... als wäre nichts passiert?“ Das war keine Lösung aber was blieb ihr? Weder wusste sie etwas besseres, noch sah sie sich Stark genug, lange standzuhalten, sich nicht endlich wieder in die Arme von dem Jungen sinken zu lassen, der ihr Herz im Sturm erobert hatte. Vielleicht würde sie ihn am Morgen erneut eindringlich bitten, zu gehen aber gerade war Jamie da nicht Stark genug für.