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RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 09.07.2015 11:02

Anfangs überraschte mich Lahjas Unsicherheit, gerade in einem so verzweifelten Moment wie diesem hätte ich damit gerechnet, dass sie mit offenen Armen auf jede Hilfe zu rannte, aber trotzdem gab ich ihr natürlich die Bedenkzeit. Und im Laufe unserer restlichen Schicht glaubte ich auch zu verstehen, weshalb sie das getan hatte. Sie nahm das wirklich Ernst. Sie war nicht nur eine verzweifelte, junge Person, die dringend Unterstützung suchte, und sich im Eifer des Gefechts an alles klammerte, das irgendwie danach aussah. Das erlebte ich oft genug bei meinem Training. Immer wieder kamen Jugendliche, vollkommen motiviert etwas an ihrem Leben zu ändern, aber hielten nur eine Trainingseinheit durch, danach sah ich sie nie wieder. So leicht wie ich ihre Begeisterung erhalten konnte, verlor ich sie auch wieder. Das war das Problem unserer heutigen Zeit - dass niemand sich mehr fest an etwas binden konnte. Dass man jederzeit und überall die Chance hatte folgenschwere Entscheidungen zu treffen und sein Leben zu ändern, in die positive, als auch in die negative Richtung. Jeder hatte die Freiheit alles zu tun. Dass Lahja aber tatsächlich nach ihrer Schicht verschwand, um sich über ihr weiteres Vorgehen Gedanken zu machen, zeigte mir eigentlich, dass sie keine leichtfertige Entscheidung traf, die sie eventuell in ein paar Tagen schon wieder zurückziehen würde. Stattdessen dachte sie über ihre Optionen nach und entschied sich bewusst für oder gegen meine Hilfe. Das konnte man ihr doch nur hoch anrechnen.
Was dabei allerdings ein wenig unterging - auch ich hatte spontan und vielleicht ein wenig voreilig meine Hilfe angeboten und den ganzen restlichen Nachmittag über gab es immer wieder Momente, in denen ich mich selber dafür ohrfeigen wollte, weil ich Lahja doch eigentlich gar nicht kannte. Vielleicht konnte ich ihr gar nicht helfen. Vielleicht sollte ich das lieber einem professionellen Therapeuten überlassen. Sie schien nicht einfach nur eine verzweifelte, frustrierte, junge Person zu sein, stattdessen trug sie diese Wut tief in sich mit herum. Da waren wir einander ähnlich. Aber das hieß doch nicht, dass ihr helfen würde, was auch mir geholfen hatte. Nach meinem Training war ich mir eigentlich schon sicher, dass das Ganze nicht funktionierte. Entweder wäre Lahja gar nicht da oder ich musste ihr sagen, dass es von meiner Seite aus eine dumme Idee gewesen war und sie lieber auf einen Therapieplatz warten sollte, doch als ich mir meine Trainingstasche über die Schulter warf und nach all meinen jugendlichen Schützlingen das Gebäude verließ, um nach Hause zu gehen, saß Lahja tatsächlich dort auf der Stufe und wartete auf mich. Unsicher sah ich sie von oben herab an, überlegte ob ich ihrer wortlosen Bitte mich neben sie zu setzen überhaupt nachkommen sollte oder ob es nicht gerechter wäre ihr sofort zu sagen, dass ich mich gegen meine ursprüngliche Idee entschieden hatte, doch letztendlich ließ ich mich ebenfalls auf der Stufe nieder. Ich sagte nichts, während sie sprach, fixierte einfach nur schweigend den Asphalt vor uns, so lange bis sie erwartungsvoll meinen Blick suchte. "Das war, was ich wissen wollte, ja", beantwortete ich ihr Frage, sah ihr von der Seite in die Augen und nickte dann doch ergeben. Es fühlte sich so an, als hätte man einfach mein Leben um einige Jahre zurück gespult, genau das Gleiche wie mit mir damals geschah gerade in Lahja. Ich hatte doch gar keine andere Wahl, als ihr zu helfen. "Aber als Erstes und ganz vorneweg: Es wird nicht aufhören. Das ist das Problem. Man kann das nicht aus einem raus therapieren. Wenn diese Aggressionen aus einer jugendlichen Unsicherheit heraus entstehen und von einem gewalttätigen Umfeld motiviert sind, dann - ja. Dann kann man die auch wieder loswerden und sich, keine Ahnung, mit normalem Sport helfen. Oder mit Atemübungen. Das geht. Aber wenn das so tief in dir drin steckt - wenn dein Vater auch schon die Probleme hatte - dann wirst du das nicht los. Das ist dann kein Hilfeschrei, sondern ein Teil deines Charakters. Und als das musst du es auch akzeptieren. Das ist wie mit sensiblen Menschen. Du kannst jemandem, der sehr emotional oder sensibel ist, nicht antrainieren, dass er das nicht mehr ist. Das geht nicht. Das sind die Dinge, die einen Menschen zu dem machen, der er ist." Ich stützte meine Ellenbogen auf den Knien ab, drückte meine Hände ineinander und lehnte meinen Kopf ein wenig in den Nacken, um nach der richtigen Erklärung zu suchen. "Um das als einen Teil von dir zu akzeptieren, musst du aber verstehen, dass es nicht grundsätzlich etwas Schlechtes ist, was da in dir passiert. Früher waren diese körperlich starken und aggressiven Menschen die besten Krieger. Die haben immer überlebt. Nur in der heutigen Zeit hat das keinen Platz mehr und es liegt viel mehr an der Gesellschaft und an den gesellschaftlichen Werten und Normen, dass du das Gefühl haben musst es wäre etwas falsch in dir. Das stimmt so nicht. Verstehst du, was ich meine? Verabschiede dich jetzt schon von dem Gedanken, dass du irgendwann ein völlig entspannter Mensch sein wirst und dass du nie wieder jemanden oder etwas zu Brei prügeln möchtest, das gehört zu dir. Aber du kannst lernen das zu kontrollieren. Nicht unterdrücken, aber kontrollieren. Das heißt, dass dir auf Dauer so eine schwachsinnige Therapie nichts bringen wird. Diese Unterdrückung durch Ablenkung oder frische Luft funktioniert vielleicht am Anfang, aber jedes Mal, wenn du diese Wut nicht rauslässt, staut sie sich in dir an. Und dann passiert so etwas wie heute. Dass es auf einmal explosiv und total zerstörerisch aus dir heraus kommt. Stattdessen musst du diese Wut fühlen. Du musst sie leben und rauslassen und verstehen, dass es auch in Ordnung ist das zu tun. Zumindest in bestimmten Situationen. Das ist der Anfang." Wieder sah ich Lahja von der Seite ins Gesicht, versuchte in ihren Augen zu lesen, ob sie verstand, was ich meinte.


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 11.07.2015 10:38

Lahja beobachtete ihn genau, wie er mit ihr redete und wie er das in sich aufnahm, was sie sagte. Nervös rieb sie sich über ihre Knie, das was hier vor sich ging war gar nicht sie und auch nicht ihre Art mit Menschen in Kontakt zu treten. „ Du redest darüber, als wenn du mich wirklich verstehen kannst? Es tut mir Leid so radikal zu sein aber bisher hatte ich immer das Gefühl, geliebte Menschen heucheln mir vor, sie könnten mich verstehen damit ich mich nicht so daneben Fühle oder diese Therapeuten, die in einer Schule gelernt haben, sie müssen sich so verhalten. Ist das bei dir auch so? Lernst du das auch, um den Jugendlichen zu sagen, du hast von etwas Ahnung, von dem du keinen blassen Schimmer hast?“ sie wählte die Worte bewusst Provokant, denn sie wollte ihn sicher auch Testen. Lahja war dieses Mädchen gewesen, welches an jeder Grenze stand, daran kratzte und einen Fuß auf die andere Seite setzen musste, um etwas zu Aktzeptieren. Es half ihr nichts, zu sagen, die Herdplatte seie heiß. Lahja musste darauf fassen uns es spüren. „ Alle Menschen gehen davon aus, ich attakiere eine Wand und der Rest ist heiße Luft. Würde nicht so ausrasten, weil man das nicht denkt und das ist gar nicht mal so einfach, dass als Charakter einzugestehen, wenn dich deine liebsten Menschen schockiert ansehen.Wenn du dich selber fragst, was ein Monster in dir steckt, wenn du jemanden fast Tod prügelst.“ Lahja hatte das nicht vergessen. Es war der Gedanke, an dem sie sich festklammerte um nicht noch einmal die Beherrschung zu verlieren. Außerdem steckte in ihr nicht nur der Teil von Kilian sondern auch diese Seite von Jeany, die sich ständig in die Kritik nahm und sich nieder machte, bis nichts mehr von einem selber über blieb. „ Wie kann man denn etwas aktzeptieren, was im eigenen Leben so viel Schaden anrichtet? Ich verstehe was du meinst, immer und immer wieder habe ich versucht, das in den Griff zu bekommen aber wenn eine Situation kam, der ich nicht gewachsen war, brach es einfach aus. Ich habe so sehr versucht es zu verhindern aber es ging nicht. Eine Weile lang war ich in einer Gang in Compton. Da waren Menschen, die sich einfach an schändlichen Taten überboten und da mit zu prügeln, das ging. Das war in Ordnung. Es haben sich alle darauf eingelassen und das war Freiheit, es war mal nicht ein Tehma, weswegen alle die Nase mir gegenüber rumpfen. Einmal nicht das Pulverfass sein, was man gerne anstachelt aber nicht dabei ist, wenn es hoch geht. Ich war eine der wenigen Menschen, die ohne Waffe gekämpft haben.“ sie sah auf ihre Füße, denn Brooke war ja näher als sie ihm verriet nur durfte er das zumindest nicht Wissen. Wegen seiner eigenen unversehrtheit. „ Der Preis in diesen Gangs ist nur zu hoch.“ ein wenig zumindest versuchte sie es auf Matt Art, hob einenen Mundwinkel „ Außerdem hasse ich es absolut, wenn jemand anderes das sagen hat.“ so war das. Sie war sich noch nicht sicher, was er vorhatte aber nach dem Gedanken sah sie ihn definitiv mit einem Fragenden Ausdruck an „ Was ist deine Idee, dass es klappt und... bist du da der Boss?“ es wäre gut sicht darüber direkt im klaren zu sein, die Herausforderung, die sie darstellte, die konnte er gar in ihren Augen sehen.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 11.07.2015 16:24

Ich sah Lahja von der Seite an, doch ihre provokativen Worte relativierte ich einfach mit einem Lächeln. "Leider weiß ich, wovon ich rede und das ist auch der Grund, warum ich dir helfen will. Ich wünschte ich hätte vor ein paar Jahren jemanden gehabt, der mich versteht und der mir zur Seite steht, während ich versuche mit mir selber klar zu kommen. Den Jugendlichen erzähle ich übrigens was anderes, als dir, und im Studium lerne ich auch was anderes, als das, aber deine Wut kommt auch nicht von ein bisschen jugendlicher Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit. Auch wenn Therapeuten gerne versuchen das darauf abzuwälzen. Bei dir sitzt das tiefer, glaub ich zumindest. Ich kann mich auch täuschen, aber das werden wir dann wohl zusammen herausfinden, hm?" Wenn ich mit meinen ganzen Vermutungen falsch lag, dann gab es Grenzen in ihrer Aggression, die wir früher oder später überschreiten würden. Wenn ich richtig lag, dann gab es diese Grenzen nicht. Dann konnten wir daran zwar kratzen und vermutlich würde Lahja während des Training mehrmals kurz vor dem Aufgeben stehen, aber sie käme immer wieder zurück. Weil meine Therapie die einzige war, die wirklich half, das würde auch sie schneller feststellen, als ihr lieb wäre. "Es hat übrigens auch niemand gesagt, dass es einfach wird. Wird es nicht. Das wird verdammt hart. Und das, was bei dir passiert ist - dass du jemanden fast tot geprügelt hast - das darfst und wirst du niemals vergessen. Aber das ist gut so. Es ist wichtig zu wissen, wo die Grenzen eines menschlichen Körpers sind und wie leicht man die übertreten kann." Außerdem war Lahja damit genau an dem Punkt, an dem man sein musste, um das eigene Leben in die Hand zu nehmen und etwas zu ändern. Verzweifelt, hilflos, aber auch mit viel Angst vor sich selber und den eigenen Emotionen. Genau diese Angst musste man nehmen und in Respekt wandeln.
Meine Mundwinkel hoben sich erneut zu einem Lächeln, als Lahja erwähnte, dass sie sich nicht gerne von jemand anderem was sagen ließ. Ebenfalls ein Problem, an dem wir arbeiten mussten und was - zumindest mir - großen Spaß bereiten würde. "Ich bin der Boss. Wenn du das mit mir zusammen durchziehen willst, dann hab ich das Sagen. Wenn ich merke, dass du dich nicht komplett reinhängst, das nicht ernst nimmst, dass du unsicher bist, schwach wirst oder mir nicht genug Respekt entgegen bringst, dann stehst du wieder alleine da." Ich wandte meinen Oberkörper zur Seite, öffnete meine Trainingstasche und zog einen Stift heraus, mit dem ich eine Adresse auf einem kleinen Notizblock notierte, dessen obersten Zettel ich danach abriss und Lahja entgegen hielt. "Morgen, 16 Uhr, an diesem Ort. Für jede Minute, die du zu spät kommst, machst du 10 Liegestützen. Zieh dir Sportkleidung an. Was meine Idee ist, damit das klappt, wirst du dann erfahren." Ermutigend hob ich meine Hand, legte sie mit sanftem Druck auf ihre Schulter, aber stand dann von der Treppenstufe wieder auf, richtete den Gurt meiner Trainingstasche und drehte mich noch einmal zu Lahja um. "Nur noch zur Motivation: Wenn du nicht kommst, dann muss ich dem Chef sagen, was heute hier passiert ist." Mit festem Blick nickte ich ihr einmal zu, ehe ich mich ohne ein weiteres Wort abwandte und nach Hause ging.


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 06.08.2015 19:27

Es war total absurd, dass ausgerechnet Zac es geschafft hatte, die Wogen so schnell zwischen Kilian und ihr zu glätten. Das grenzte schon fast an ein Wunder, denn er hatte sicher gesehen, wie schnell die Wut und Aggression auf beiden Seiten hoch kochen konnte. Wäre er nicht da gewesen, die beiden hätten Türen geknallt, sich wer weiß was an den Kopf geworfen und einiges hätte zu Bruch gehen können – nicht zuletzt diese gerade erst wieder frische Beziehung zwischen Vater und Tochter. Als Kilian dann auch einen ruhigeren Ton an den Tag legte, als er sogar schaffte, eine Entschuldigung zu formulieren, war sie es, die baff ihren Blick zwischen den beiden Menschen hin und her wandern ließ. Lahja nickte ergeben „ Keine Lügen mehr, keine Geheimnisse... es Tut mir Leid. Das ist nur so schwer, auf einmal das Gefühl zu haben, es wird einem keiner mehr Glauben. Gestern ist mir das erste Mal klar geworden, was das heißt, dass ich im Gefängnis war. Für mich und für mein weiteres Leben.“ es war nicht leicht, vor beiden, das zuzugeben, was ihr so eine verdammte Angst machte. Sie ging einen Schritt weiter, auf Kilian zu und nahm ihn kurz in den Arm, nachdem er das mit ihrer Ma gesagt hatte. Sie wussten doch beide, sie wollten das für sie schaffen und Zac konnte auch sehen, wie dieses Loch noch immer zwischen den beiden stand. Danach drehte sie sich genau dem zu, wollte ihn eigentlich bitten, zu gehen und sich bedanken, dass er ihr geholfen hatte und das er tatsächlich einen guten Streitschlichter abgab aber Kilian kam ihr zuvor. Er sollte... zum Essen bleiben? Ungläubig starrte sie ihren Vater an. Wenn sie ihn gefragt hätte, ob Noah zum Essen bleiben dürfte, dann hätte er wohl mit Absicht vorher alles alleine aufgegessen aber jetzt? Fragend sah sie Zac an, ihren eigentlichen Trainer und wohl wissend, gestern nicht nur auf seinem Sofa geschlafen zu haben und fragte sich, ob das nicht zu eng werden würde. Wollte sie nicht nur seine Hilfe aber nicht weiter... gehen? Als er aber einwilligte standen ganz andere Dinge bevor, wie befürchtet verstanden sie sich auf einem Gebiet super – gesundes Essen und dann auch noch Sport. Sie konnte sich nicht Helfen aber für sie war das total komisch, Kilian mit einem ihrer Bekannten zusammen zu sehen. Das hatte es nicht mal in ihrer Jugend gegeben. Trotzdem – irgendwann schaffte auch sie es sich zu entspannen und verabschiedete ihn dann später mit besserer Laune, als sie es heute für Möglich gehalten hatte. Lahja musste dennoch Kilian einmal deutlich machen, dass es sich bei Zac nur um einen und nicht um ihren Freund oder ähnliches handelte. Nicht, dass der auf komische Ideen kam.

Sie musste sich eine Auszeit von dem Training nehmen, die Arbeit suchte sie schon nach ein paar Tagen wieder auf weil Lahja nicht der Mensch war, der im Bett verweilen konnte. Das Arbeiten zwischen Zac und ihr verlief genau wie bevor sie miteinander geschlafen hatten und es war angenehm zu beobachten, wie unkompliziert etwas sein konnte. Es ließ sie wieder neue Hoffnung schöpfen, in die Menschen. Weil sie auch ihren Einsatz nicht vergessen hatte, die Gegenleistung für seine Hilfe, die er nicht gewollt hatte – sagte sie ihm etwa eine Woche nach dem Vorfall, sie würde zu dem normalen Training kommen, vielleicht etwas mit machen und danach aufräumen. Wie sie es vorhergesagt hatte. Zac ließ es sich nicht nehmen genau das an dem Tag auch auszunutzen, ein paar neckische Kommentare gingen von einem zum anderen aber am Ende ließ sie ihn etwas wichtiges an seinem Lap Top machen und sie räumte den Kram weg. Erst als sie fertig war, schlich sie sich von hinten an, eigentlich aus Spaß um ihn zu erschrecken aber die kleine war ja auch neugierig. „ Was schreibst du da eigentlich immerzu? Bist ja ein richtiger...“ eigentlich wollte sie Streber sagen, bis sie ihren Namen in Buchstaben sah. „ Was... was ist das und was hat mein Name da zu suchen, Zac?“ Die Halle des Jugendzentrums wurde mit einem Mal verdammt eng und klein.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 06.08.2015 22:18

Es hatte mir auf mehrere Arten geholfen Lahjas Vater nicht nur kurz kennen zu lernen, um den Streit zu schlichten, sondern auch hinterher noch mit ihm und seiner Tochter am Tisch zu sitzen. Ich verstand sie besser. Ich verstand, weshalb sie so war, wie sie war. Ich verstand auch, weshalb sie es nicht schaffte den Verlust ihrer Mutter zu verarbeiten, warum sie ihr so fehlte. Und warum sie Angst gehabt hatte nach Hause zu gehen. Da gab es so viel, das in ihrem Leben falsch gelaufen war und auch jetzt noch immer nicht in richtige Bahnen geriet. Obwohl sie und ihr Vater gleichermaßen an sich arbeiten wollten, beide schienen immer wieder aneinander zu scheitern, trotz all der guten Vorsätze. Und das war verdammt anstrengend. Mich brachte das tatsächlich in meiner Arbeit deutlich voran, das eröffnete ganz neue Möglichkeiten der Recherche und die nächsten Wochen verbrachte ich jede freie Minute am Schreibtisch und in meinen Büchern, aber es war nicht nur das. Mein Interesse und meine Sorgen hatten nicht nur damit zutun, dass ich einen guten Abschluss schreiben wollte mit einer Arbeit, die mir danach beruflich genau die Möglichkeiten eröffnete, auf die ich hoffte. Ich hatte Lahja wirklich gern gewonnen, sie war tatsächlich eine gute Person, die einfach eine große Last mit sich herum trug. Ich verbrachte gerne Zeit mit ihr, ob beim Training, hinter der Theke im Jugendzentrum oder wenn wir mal wieder gemeinsam Essen gingen und uns dabei neckische Kommentare an den Kopf warfen. Wir waren mit der Zeit zu Freunden geworden, die einander vertrauten. Manchmal, wenn ich an meinem Laptop saß, dann fragte ich mich schon, was sie wohl davon hielt, dass sie einen wichtigen Teil meiner Arbeit einnahm, aber letztendlich führten diese Fragen zu nichts. Ich konnte ihr schließlich nicht davon erzählen, das würde alle weiteren Experimente Zunichte machen. Deshalb befasste ich mich auch nie zu lange damit, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie das hier irgendwann erfuhr. Zumindest bis zu dem Moment, an dem es tatsächlich soweit war.
Auch wenn ich im Nachhinein selber nicht mehr darauf bestanden hätte, arbeitete Lahja trotzdem das Geld für die Taxifahrt damit ab, dass sie mir nach dem Training für die Jugendlichen beim Aufräumen half. Mehr noch, sie übernahm die Aufgabe komplett und ich konnte ich mich währenddessen mit meinem Laptop an einen Tisch setzen und einige Ansätze und Ideen notieren, die mir heute im Laufe des Tages gekommen waren, um später meine Nachforschungen anzustellen. Dabei bemerkte ich nicht, wie Lahja sich mir von hinten näherte, bis auf einmal ihre Stimme direkt neben meinem Ohr ertönte. Mein Körper zuckte erschrocken zusammen, mein Kreuz war auf einmal kerzengerade und obwohl ich schnell meine Hand auf den Laptop drückte und ihn hörbar zuklappte, um das Geschriebene vor ihr zu verbergen, war es anscheinend schon zu spät. "Nichts", stieß ich einfach aus Reflex aus, mein Körper drehte sich auf dem Stuhl in ihre Richtung, aber ich sah in Lahjas Gesicht, dass sie sich nicht damit zufrieden geben würde. So war sie nicht. "Das ist- einfach etwas, an dem ich arbeite." Ich versuchte dem Gespräch auszuweichen, indem ich völlig gleichgültig darüber sprach - als wäre es nichts Ungewöhnliches -, meinen Laptop in meinem Rucksack versenkte und einfach vom Stuhl aufstand, um mich an ihr vorbei zu schieben. "Bist du fertig? Hast du alles weg geräumt?"


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 07.08.2015 05:23

Lahja wusste genau, wie es aussah, wenn man sich bei etwas ertappt fühlte. Zac saß auf ihre Frage hin mit einem Mal viel aufrechter in seinem Stuhl und auch die übereilte Ablehnung, da wäre nichts auf seinem Computer gewesen, mit der gab sich Lahja nicht so einfach zufrieden. Er versuchte es danach mit Notizen seines bisherigen Tages zu Erklären, wobei er den Laptop schon in Sicherheit brachte. Mit Argwohn betrachtete sie ihn, hob dann aber die Schultern an um ihn Glauben zu lassen, sie würde ihm Glauben und sich dafür nicht weiter Interessieren. So als gäbe sie sich damit Zufrieden. Die beiden hatten in den letzten Wochen schon so viel Zeit miteinander verbracht, die junge Frau wusste, es würde nichts bringen mit ihm zu Diskutieren, wenn er ihr die Mitschriften nicht zeigen würde und eine direkte, körperliche Auseinandersetzung würde sie verlieren. Also lenkte sie ihn lieber von seiner Tasche ab, um ihm mit einem Lächeln auf den Lippen zu demonstrieren, dass sie ihre Aufgabe tatsächlich ernst genommen hatte und die Schuld für das Taxi damit beglichen war. Ihr geisterte dabei etwas anderes im Kopf herum, während er sich ansah, ob auch alles Ordnungsgemäß war – sie konnte sich in dem Bereich auf seinen Perfektionismus verlassen, machte sie sich an seinem Rucksack zu schaffen und holte den Laptop heraus um ihn eilig wieder aufzuklappen. Immerhin hatte er ihn nicht Ausschalten oder das Bild weg klicken können, was Lahja erspäht hatte. Was sie dann da lesen musste, traf sie wie ein Schlag und sie ließ sich von Zac sein Arbeitsmittel gerne wieder abnehmen – unter anderen Umständen hätte sie es entweder gegen die Wand gedonnert oder vor Schreck fallen lassen. „In der Gruppe noch Probleme mit anderen Leuten? oder Lahja hat stets das Gefühl, Hilfe nicht aus freien Stücken anzunehmen sondern eine Gegenleistung zu erbringen? Zac, was soll das? Warum steht das da über mich?“ fest sah sie ihm in seine Augen, sie hatte schon eine dunkle Vorahnung. Er hatte erwähnt, er stünde kurz vor seinem Abschluss und müsste nur noch diese eine, letzte Arbeit abgeben mit einem Fallbeispiel. Aber das würde er nicht tun? Das würde er doch nicht einfach über ihren Kopf hinweg machen? Er wusste doch, was für Scheiß Probleme sie hatte? Oder gerade deswegen? „ Deshalb hast du mir geholfen? Das hat dir gerade gut in den Kram gepasst?“ In ihr begann alles zu rasen und zu rauschen, wie hatte er ihr Vertrauen so missbrauchen können? Zwischen zusammengepressten Zähnen kam aus ihr heraus „ Na, steht da auch irgendwas darüber drin, wie sich so eine gewaltbereite Person im Bett macht? Oder wie weit ich gehen würde? Willst du mich eigentlich verarschen?“ Sie wurde immer lauter, immer aggressiver „ Fehlt dir nicht noch ein Wutausbruch?“ zischte sie, Lahja war so unfassbar wütend mit einem Mal. Sie konnte gar nicht anders als das wenigstens so raus zu lassen, ihn fest vor die Brust zu stoßen. Am liebsten hätte sie ihm sofort eine verpasst! Mit einem Mal waren wieder alle Menschen die selben, verlogenen Lebewesen.


RE: JUGENDZENTRUM - Zac William Coles - 07.08.2015 08:42

Ich sah Lahja zwar skeptisch an, als sie sich so ohne weiteres mit meiner Antwort zufrieden gab und mit einem Lächeln auf den Lippen auf den ordentlich aufgeräumten Trainingsraum deutete, aber ich war sicher nicht in der Position ihre Reaktion in Frage zu stellen. Möglicherweise legte sie noch mehr Vertrauen in mich, als ich dachte, also nickte ich ihr bloß kurz zu und drehte mich dann herum, damit ich ihre Arbeit kontrollieren konnte. Ein Fehler anscheinend, denn in dem Moment, in dem ich mich durchaus zufrieden wieder in ihre Richtung wandte und auf sie zu gehen wollte, stand sie dort auf einmal mit meinem Laptop in der Hand und überflog ebendie Notizen, die ich vor ein paar Sekunden erst getippt hatte. "Spinnst du?", herrschte ich sie direkt laut an, nahm ihr sofort das Gerät aus der Hand und versenkte es wieder in meiner Tasche, aber zu spät. Ich sah schon an dem Ausdruck in Lahjas Augen, dass sie mehr gelesen hatte, als sie eigentlich sollte. Und das machte das, was mir jetzt bevorstand, vollkommen gerechtfertigt. Ihr schmaler Körper spannte sich an wie selten zuvor, wütende Blicke trafen mich und dann auch viel zu laut ausgesprochene Vorwürfe. Dinge, die in meinem Kopf überhaupt nicht mit der Arbeit in Zusammenhang standen, aber die Lahja in ihrem Rausch aus Wut nicht kontrollieren konnte. Passiv versuchte ich jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, nahm es sogar wortlos hin, dass sie mir ihre flachen Hände so fest gegen die Brust stieß, dass ich ein paar Schritte zurück taumelte, und machte trotzdem keinerlei Anstalten auf ihre durchaus provokativen Fragen ebenso zu reagieren. "Es tut mir Leid", sprach ich stattdessen mit ruhiger Stimme aus, die Handflächen entschuldigend und vor allem wehrlos in die Luft gehoben. "Wirklich. Aber das ist nicht der Grund, warum ich dir helfe. Ich hab dir gesagt, warum ich dir helfe, die Idee zu der Arbeit- die kam mir erst ein paar Tage später. Ich weiß, ich hätte dich fragen sollen, aber- das hätte alles nutzlos gemacht. Du hättest dich anders verhalten, wenn du davon gewusst hättest." Ich hatte keine Ahnung, ob ich es bei Lahja damit besser oder nur schlimmer machte. Ob sie das überhaupt annehmen konnte, was ich sagte, oder ob sie so in Rage war, dass diese eigentlich logischen und aufrichtigen Erklärungen keinen Unterschied machen. "Und das hat auch nichts damit zutun, was letzte Woche bei mir Zuhause passiert ist." Obwohl durchaus die Schmerzlinderung durch intime Nähe ein Thema der Arbeit war, doch das musste ich ihr jetzt nicht auch noch auf die Nase binden. "Wirklich, Lahja, ich hab das alles nicht gemacht, damit ich eine möglichst gute Arbeit abgeben kann. Ich hab das vielleicht- alles dafür verwendet, ja. Aber das ist nicht der Grund dafür, weshalb ich dir helfe. Und dein richtiger Name wird auch nirgends zu sehen sein, niemand wird das mit dir in Zusammenhang bringen. Ich bin der Einzige, der von allem weiß, und es macht doch keinen Unterschied, ob ich das nur in meinem Kopf hab oder auch aufschreibe."


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 07.08.2015 17:23

Lahja würde sich von nichts und niemandem in dem Moment beruhigen lassen. Seid dem ihre Augen das überflogen hatten, wuchs die Wut in ihr stetig an – es waren eben diese Emotionen wie Enttäuschung und das schmerzhafte Gefühl, sich so in einem Menschen getäuscht zu haben, die sich in ihr rasant schnell in Aggressionen verwandelten. Weil sie es vor ihm nicht zu lassen wollte, wie miserabel sie sich wegen ihm fühlte und ja, auch wie Traurig sie das machte. Weil sie fand, alles, was seinen Mund verlassen könnte, war nur Geheuchelt, schüttelte sie nur abwehrend ihren Kopf. „ Du kannst mich mal, ich Glaube dir kein Wort mehr.“ Das war eine schwere Prüfung für sie, ihn nicht wirklich anzugreifen. Die Genugtuung wollte sie ihm aber nicht auch noch geben, dass das vielleicht auch in seinen Aufzeichnungen landen würde. „ Weil ich mich dann anders Verhalten hätte? Menschen sind einfach scheiß Egoisten. Danke dafür, dass du mir das noch mal so eindrucksvoll Bewiesen hast. Mir ist auch gleich, ob mein Name da auftaucht oder nicht – der Unterschied besteht darin, dass wildfremde Menschen etwas über mich lesen und ich das nicht will! Oder wenn aus deinem Umfeld Leute das lesen, die mich danach treffen, die können sich das auch nicht denken? Wärst du ein Freund, dann hättest du daran denken können aber nein, ich bin nur ein verdammtes Versuchskaninchen für dich und wenn du mit deiner Arbeit fertig gewesen wärst? Dann wäre dir das egal gewesen. Herzlichen Glückwunsch Zac, ich hoffe du bekommst dafür deinen Lohn und arbeitest mit ganz vielen Menschen zusammen, die nicht auf die dumme Idee kommen, dir nur einen Funken ihres Vertrauens zu schenken.“ Lahjas Kopf spann weitere Gedanken, weitere Wut aber sie musste jetzt hier weg. Sie würde sich nicht halten können. Die junge Frau sammelte ihre Sachen auf, biss dabei den Kiefer fest aufeinander. Sie entwickelte sich auf einmal wieder zu dieser tickenden Bombe und es blieb nur zu hoffen, sie war schlau genug, es in sich zu halten – denn um Zac jegliche Chance zu nehmen ihr zu Folgen, betrachtete sie ihn in dem Augenblick wirklich mit Hass im Gesicht „ Lass mich ja in Ruhe, ich garantiere sonst für nichts und das bist du mir Schuldig, mich wenigstens gehen zu lassen, ohne Schaden zu verursachen.“ Damit sah er nur noch ihren Rücken. Lahja wusste gar nicht wohin genau. Kilian hatte doch auch gerade so viel von ihm gehalten, sie ihn in Schutz genommen und sie wollte sich vor ihrem Vater nicht die Blöße geben, sich wieder von einem Jungen so reingelegt haben zu lassen und vor allem nicht, nachdem beide ihm so Vertraut hatten. Tatsächlich schaffte sie es aber nicht ihre Wut an anderen Menschen auszulassen, daheim schlug sie zwar einige Male gegen die Wand – aber letzten Endes siegte die Trauer und Lahja begann zu weinen. Scheiße, hatte er sie nun auch noch so weich gemacht? Sie konnte das gar nicht zulassen, machte sich fertig und schrieb auch Kilian, sie würde heute Abend aus gehen. Bei ihr bedeutete das aber, sie kippte sich in einer alten Kneipe mit Alkohol zu, versuchte im Moshpit bei einer kleinen, lokalen Band den Frust heraus zu lassen. Irgendwann konnte sie aber nicht mehr, es gab da gerade niemanden mehr, dem sie sich nahe fühlte. Was Zac ihr vorgespielt hatte, er würde sie verstehen, dass Glaubte keine Faser ihres Körpers mehr und so verleitete sie der betrunkene Kopf dazu, Noah anzurufen. Eigentlich würde sie denken, sie nutzte ihn aus aber um ehrlich zu sein – er war doch ihre letzte Rettung. Sie musste Reden. Ganz verzweifelt sagte sie ihm das auch, dass sie kurz davor stand, die Kontrolle zu verlieren und einfach seine Stimme sie beruhigen sollte. Er sollte ihr einfach irgendwas schönes Erzählen und wie immer war auf die erste, große Liebe wirklich verlass.


RE: JUGENDZENTRUM - Noah Scott - 09.08.2015 13:36

Nach diesen intensiven Besuchen und Gesprächen bei Lahja im Gefängnis fiel es mir tatsächlich unfassbar schwer wieder die Distanz zu ihr zu wahren und nicht ihre neu gewonnene Freiheit mit ihr gemeinsam zu erleben, aber was blieb mir anderes übrig, als ihre Wünsche zu respektieren? Ich konnte es ja verstehen und auf eine gewisse Art auch wertschätzen, dass sie erst einmal selber versuchen musste mit dem Leben klar zu kommen, das sich ihr außerhalb ihrer Zelle bot. Eigentlich war es ja auch das, was ich immer gewollt hatte. Dass sie sich nicht an mich band aus Angst vor Einsamkeit oder einfach um jemanden zu haben, der für sie da war, sondern dass es dabei um mich als Person ging. Ich war zwar noch immer so unfassbar verliebt in sie, aber ich wollte eine Beziehung nicht nur darauf aufbauen, dass ich der angenehmste Weg für sie war. Ich wollte, dass sie mich auch wollte. Nicht nur mein offenes Ohr oder meinen Körper zum Anlehnen. Und wahrscheinlich würde sich genau das zeigen, wenn sie erst einmal eine Perspektive für sich geschaffen hatte, wenn mit Kilian alles wieder in Ordnung war und wenn sie selber die Chance gehabt hatte für sich herauszufinden, worauf sie eigentlich wirklich wert legte. Und so lange harrte ich eben in San Francisco aus, telefonierte nur ab und zu mit ihr und lebte dort das Leben, das ich mir innerhalb der letzten Monate aufgebaut hatte. Ich spielte noch immer wöchentlich meine Gigs in einer kleinen Kneipe, hatte sogar eine lokale Hardcore-Band gefunden, mit der ich einfach Spaß auf der Bühne haben konnte, und ging sonst auf die Straße, um dort meine Musik zu spielen. Ich fühlte mich in meiner WG wohl, mit meinen Freunden und mit der Stadt selber sowieso. Ich bereute es kein einziges Mal, dass ich New York hinter mir gelassen hatte, und gerade das war unheimlich wichtig, damit ich Lahja nicht irgendwann ungerechtfertigte Vorwürfe machen würde.
Aber obwohl mein Leben gut war und ich mich glücklich schätzen konnte, sie behielt trotzdem weiterhin einen besonderen Platz in meinem Herzen und deshalb redete ich auch ohne zu Zögern die halbe Nacht mit ihr, als sie mich vor zwei Tagen auf einmal betrunken angerufen hatte. Ich kam ihrem Wunsch nach und erzählte ihr einfach ein paar lustige Geschichten von gemeinsamen Freunden aus New York, redete von Dingen, die mir beim Musizieren auf der Straße passiert waren, oder von den ersten Auftritten mit meiner neuen Band. Ich erzählte ihr einfach so lange irgendwelche amüsanten Stories - ohne sie überhaupt zu fragen, was genau eigentlich los war -, bis sie sich beruhigt hatte und wir in den frühen Morgenstunden wieder auflegten. Genau deswegen fand ich aber natürlich auch keine Ruhe. Ich hatte keine Ahnung, warum es ihr wieder so schlecht ging und weshalb sie so kurz davor stand ihren guten Willen zu brechen. Deshalb stieg ich zwei Tage später in einen Bus, fuhr von San Francisco nach Los Angeles, und weil ich unauffällig per SMS am Morgen schon gefragt hatte wie heute ihr Tag aussehen würde, wusste ich auch, dass sie am frühen Abend noch arbeiten musste. Von dem Jugendzentrum, in dem sie jobbte, hatte sie mir schon ein paar Mal berichtet, es war also nicht schwer den Weg dorthin zu finden. Als ich hinein kam sah ich Lahja direkt hinter der Theke stehen, mir den Rücken zugewandt, aber trotzdem zog sich sofort ein Lächeln über meine Lippen. So leise wie möglich bewegte ich mich näher auf sie zu, stellte meinen Rucksack und meinen Gitarrenkoffer vorsichtig auf dem Boden ab und lehnte dann meinen Oberkörper über die Theke, die Ellenbogen darauf abgestützt. "Ein Bier bitte. Und zwar so schnell wie möglich", sprach ich aus, nachdem ich mit einem Räuspern auf mich aufmerksam gemacht hatte, musste aber vorher schon lächeln, weil das doch eigentlich absolut gar nicht meine Art war.


RE: JUGENDZENTRUM - Lahja Emilia O'Neill - 09.08.2015 16:29

Das Noah sie die ganze Nacht am Telefon einfach mit Geschichten beruhigte, das war genau das gewesen, was sie gebraucht hatte. Seine Stimme allein brachte es doch alleine schon immer wieder fertig, dass sich das Leben wieder besser anfühlte. Diesmal jammerte sie ihm aber mit Absicht nicht die Ohren voll, was bei ihr schon wieder alles schief gelaufen war, weil er das nicht verdient hatte. Weil sie ihn nicht dafür missbrauchen wollte, ihren Frust abzuladen und ihm womöglich noch Sorgen zu machen. Lahja hatte aber mal wieder vergessen, Noah würde sich immer um sie Sorgen und wenn er das Gefühl hatte, es sei etwas nicht in Ordnung, hatte er noch nie davor gescheut, sich selber zu vergewissern. Egal ob ihm das Kosten bereitet hatte oder mal wieder einige Stunden Weg auf sich zu nehmen. Noch immer war sie Enttäuscht von Zac und auch wenn sie die Arbeit nicht einfach hin werfen wollte, weil ihr dann doch die Decke wieder auf den Kopf fallen würde und es auch vielleicht wieder Routine werden würde, dass sie sich Abends so die Kante gab, war das verdammt schwierig, den Tag über neben ihm zu Arbeiten. Sie erstickte einen Redeversuch sofort im Keim, bat ihn ihren Wunsch zu Respektieren, einfach kein Wort mit ihm wechseln zu wollen. Lahja hatte was das anging einen starken Willen, wenn es sich nicht direkt auf die Arbeit bezog, dann Ignorierte sie ihn einfach. Sie mied es auch ihn anzusehen. Was das Training anging war sie sich noch nicht Sicher, ob sie weiter machen wollte, auch wenn es ihr so unfassbar geholfen hatte sich zu Kontrollieren. Da die Verletzungen der Schlägerei aber auch noch nicht ganz abgeheilt waren, hatte sie aber auch noch etwas Zeit, sich darüber klar zu werden und zu testen, wie sehr ihr das wirklich fehlen würde. Auch das hatte sie Zac direkt am Anfang gesagt. Der erste Arbeitstag der beiden zusammen ohne zu Kommunizieren war fast vorüber und sie war schon ein wenig Erleichtert, der erste Tag war immer der schwerste. Ihre Enttäuschung war manchmal natürlich auch wieder zu unfassbarer Wut geworden und da hatte sie sich Kontrollieren müssen. Sie räumte gerade die gespülten Gläser ein, als sie eine Stimme von der Theke viel zu unfreundlich anwies, sie sollte sich beeilen ein Bier raus zu Rücken. Die Spannung des zurückliegenden Tages brachte sie dazu, dass sich ihre Hände kurz verkrampften und noch eher sie sich herum drehte, begann sie schon zu meckern „ So schon mal gar nicht mein Freund... bist du überhaupt schon alt....“ genug? Das letzte Wort blieb ihr im Halse stecken. Da war er! Einfach so! Mal wieder überraschte er sie mit seinem auftauchen einfach und weil Lahja genau das gebraucht hatte, einen Menschen, der ihr zeigte, Vertrauen zu haben würde sich auszahlen, konnte sie gar nicht anders. Es war sonst nie ihre Art und eigentlich jeder müsste sich über den freudigen Gesichtsausdruck wundern. Das Lächeln und das funkeln in ihren Augen. Hatte nicht gerade Zac selber ihr gepredigt, man musste auch verzeihen? Gerade erinnerte sich Lahja nicht an die Enttäuschung von vor ein paar Monaten sondern an die Zeit im Gefängnis, die vielen Gespräche der beiden und das Telefonat vor zwei Tagen. Es überwältigte sie so, dass sie mit etwas Anlauf auf die Theke sprang – sie war immerhin noch Sportlicher als vorher durch das harte Trainieren – und schloss einfach ihre Arme um Noahs Hals. Wenn man die sonst so distanzierte Person kannte, die sich keine inneren Gefühle ansehen lassen wollte, wurde deutlich wie viel der Besuch von Noah ihr gerade bedeutete und gipfelte darin, dass sie ihm einen Kuss auf die Wange gab. „ Was machst du denn hier? Ich bin so froh, dich zu sehen.“ Zac selber hatte angezettelt, sich Emotionen hinzugeben und deswegen schreckte sie auch nicht sofort zurück, als ihr die eigene Reaktion klar wurde und wollte ihn eigentlich gar nicht wieder los lassen. Das ihr Gesicht noch lädiert war und Noah nichts von dem Überfall auf sie wusste, hatte sie ganz vergessen.