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RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Jamie Bennett - 07.07.2015 21:22 Jamie betrachtete ihn skeptisch, als er begann, ohne ihr ersichtliche Zusammenhänge darüber zu Reden. Wofür er gemach war, was nicht sein Ding war. Die kleine Verstand sich auf Bücher, auf Musik aber eine absolute Niete war doch auch sie, was zwischenmenschliche Beziehungen anging. Eigentlich hätte sie ihm einfach zugestimmt, alleine deswegen schon, weil seine Aussage einfach zu weh tat, dass sie die beiden nicht einmal mehr als Freunde sehen durfte. Nach seinen Worten zumindest. Doch da trat ein ganz neues und undefinierbares Gefühl auf, Wut und Enttäuschung. Er hatte von Lahja gehört, dass sie nicht viele Erfahrungen hatte und bezog das mit als Grund dafür ein, dass das hier nicht ging? Mit großen Augen sah sie ihn an, konnte er sich nicht denken oder auch nur im geringsten Vorstellen, wie das für sie war? Das er allem Anschein nach mit ihrer um tausend Ecken und nicht mal richtigen Verwandschaft über sie geredet hatte? „ Wann hast du mit Lahja darüber gerdet? Und wieso überhaupt?“ fragte sie deswegen vorsichtig nach und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, wenn ihr das auch schwer viel. Dadurch, dass sie diese Emotionen selber nicht kannte, konnte sie nicht verhindern, wie geknickt sie darüber war. Was die beiden sich eigentlich erlaubten. So hätte sie über keinen der beiden Gedacht. „ Aber – okay, wir sind keine Freunde, wir werden nie mehr sein, irgendwann verschwindest du einfach und für alles weitere, wäre ich nicht gut genug, weil ich keine Ahnung habe.“ fasste sie die Informationen rational und für sich logisch zusammen. Das nötige Ärgernis für die verbissene Stimmlage nahm sie aus der Tatsache, dass kein Mensch besser war als das, was sie in der Schule gelernt hatte und hinter dem Rücken über einen selber redeten. Dieser Junge, dem sie sich Tag für Tag mehr geöffnet hatte, weil er ihr so viel gab, den trafen nun auch genau die selben Blicke obwohl das so unsagbar schwer war, denn eigentlich hatte sie ihn doch einfach nur verdammt gern. Was sich darin dann auch wiederspiegelte, als er sie anfuhr, weil sie mal wieder nicht auf sich aufpassen konnte und natürlich das Messer in ihrer Hand für Schaden gesorgt hatte. „ Weiß nicht.“ sagte sie auf seine Frage, sie war zerrissen zwischen dem Stolz, sich nach seinen Worten nicht helfen zu lassen und das sie einfach nicht genau wusste, was zu tun war und ihr das Blut schon zwischen den Fingern durchsickerte. Trotzdem, so leicht war das nun alles nicht mehr, das spürte sie doch selber und nahm deswegen ihre Hand wieder zu sich, zog die Beine auf die Kante des Bussitzes und drückte selber das Shirt in die Haninnenfläche. Wenn heute etwas auf dem ersten Punkt der Liste stand, den sie noch nicht abgearbeitet hatte, dann doch bitte sich zu betrinken. Jamie hatte doch schon des öfteren gehört, durch sowas konnte man scheiß Tage gut vergessen und das hier war einer. Es war nicht mal der Schmerz in der Hand, der das achtzhnjährige Mädchen so überforderte sondern alles – alles was seid der Trennung ihrer Eltern den Bach runter ging und nun von dem ersten Kerl, in den man sich dummerweise allem Anschein nach verschaut hatte noch abgewiesen zu werden, das machte die Sache nicht besser. Mit Tränen in den Augen starrte sie regelrecht verbissen auf die Finger in ihrem Schoß und wartete, dass es endlich vorbei ging. RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Gus Evans - 08.07.2015 10:15 Unsicher über Jamies präzise Nachfragen sah ich von der Seite kurz in ihr Gesicht, schüttelte dann aber den Kopf, weil ich es selber als so unwichtig erachtete. "Weiß nicht, irgendwann vor ein paar Wochen. Wir haben nur kurz über dich geredet und dann kam das einfach, irgendwie, aber- nicht so wie du denkst. Das macht doch keinen Unterschied." Einerseits wollte ich verhindern, dass Jamie glaubte wir hätten uns hinter ihrem Rücken über ihr unschuldiges Leben amüsiert, andererseits wollte ich auch Lahja nicht dafür in die Pfanne hauen, dass sie mir überhaupt solche persönlichen Details über Jamies Leben verraten hatte, deshalb versuchte ich es mit einem Schulterzucken einfach dabei zu belassen und das Thema so schnell wie möglich abzuhaken. Scheiße, vielleicht hätte ich es einfach gar nicht erwähnen sollen. Ich hätte doch damit rechnen müssen, dass es völlig falsch bei Jamie ankam und sie viel zu viel dort hinein interpretierte. Es hielt mich ja nicht auf eine negative Art von ihr fern, sondern auf eine positive Art. Es ging ja nicht darum, dass sie nicht gut genug für mich war, weil sie keine Erfahrungen hatte. Sondern, dass ich nicht die richtige Person war, um solch erste Erfahrungen zu sammeln. Das hier war doch der leichtere Weg. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr ich Jamie damit verletzen würde, wenn sie begann zu viel wert auf mich zu legen und ich dann einfach irgendwann weiter ziehen würde. Das konnte ich ihr doch nicht antun. Aber für sie war die Sache anscheinend nicht so schnell vergessen, also senkte ich resignierend wieder den Blick und schüttelte erneut den Kopf. "Das hab ich doch überhaupt nicht so gemeint wie du es jetzt darstellst, Jamie. Es ist ja nicht so, dass ich dich- unattraktiv finde. Ich hab dich doch auch nicht direkt weggestoßen, als du mich geküsst hast, oder? Und wenn du nur diese körperliche Beziehung von mir wolltest, dann- hätten wir vielleicht auch kein Problem. Aber diese Gefühle, die du für mich hast- die kann ich nicht erwidern." Verdammt, warum fühlte sich das überhaupt so grauenhaft an das alles auszusprechen? Ich hatte doch sonst keine Probleme damit Distanz zu anderen Personen zu wahren, aber ich wollte Jamie nicht noch mehr wehtun. Nicht nach allem, was sie in der letzten Zeit durchmachen musste. Eigentlich wollte ich doch nur, dass sie sich wieder frei fühlen konnte, aber jetzt saß sie so verbissen neben mir und starrte mit Tränen in den Augen ihre verletzte Hand an, dass ich für einen kurzen Moment tatsächlich infrage stellte, ob es überhaupt richtig war sie von ihrem Vater weg zu holen. Ob sie nicht vielleicht doch noch ein paar Jahre brauchte, um die Stärke zu entwickeln mit dem ganzen Scheiß auch alleine fertig zu werden. "Ich erzähl dir das alles ja nicht, weil ich dich damit verletzen will, Jamie. Es geht dabei auch gar nicht um dich als Person, aber- ich kann das einfach nicht. Ich kann keine Beziehungen aufbauen, weder freundschaftliche, noch- romantische. Oder wie du es nennen willst. Und wenn ich irgendwann tatsächlich verschwinde, dann hat das nichts mit dir zutun und damit, ob ich dich mag oder nicht. So bin ich einfach nicht und eigentlich dachte ich, das wüsstest du. Ich kann nicht das sein, was du brauchst." RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Jamie Bennett - 08.07.2015 18:04 Jamie wusste zu alle dem nichts mehr zu sagen, insbesondere nicht, als er das Gespräch damit schloss – sie hätte es doch wissen müssen. „ Es tut mir Leid, ich habe mir das ja auch nicht ausgesucht.“ gab sie dann wieder Kleinlaut zurück, denn damit hatte er sie erwischt. Seid dem ersten Tag, an dem die beiden sich gesehen hatten, hatte er immer versichert, sich nie lange in einer Stadt aufzuhalten. Oder eher, für immer, eben nur solange die Stadt für ihn Interessant war. Auch wenn sie sich vornahm, Lahja nach dem Gespräch der beiden zu Fragen, stellte sie das erst einmal alles hinten an. Weil sie fertig war. Weil sie nicht vor ihm in dem Moment einknicken wollte. Weil sie schmerzen hatte und so sah sie eine Weile auf ihre Hand, richtete sich dann den Rucksack aus „ Ich... versuch was zu schlafen?“ und auch wenn sie die Augenlieder nur geschlossen hielt, das gleichmäßige Bewegen des Busses unter sich spürte, gelang es ihr etwas abzuschalten und auch abzuschließen, mit dem, was sie eben ins Rollen gebracht hatte. In San Francisco angekommen war sie geplättet von dem, was sie getan hatte. In einer fremden Stadt, mit niemand anderem an ihrer Seite als Gus und sozusagen vor ihrer Familie geflohen. Das war alles so verdammt Irreal und auf der Suche nach Anschluss, einem Schlafplatz und allem was dazu gehörte, war das Gespräch irgendwann in den Hintergrund gerückt. Natürlich stand das irgendwie zwischen den beiden aber Jamie begann wieder eher die Dankbarkeit im Vordergrund zu sehen, dass er ihr überhaupt geholfen hatte und über dieses Gefühl gelang es ihr dann auch, normalität einkehren zu lassen. Als die beiden sich was gesucht hatten, ein marodes Haus, in dem sie nicht alleine waren aber geduldet wurden, begann das neue Leben für sie. Auch wenn sie sich das mit dem Trinken so Gedacht hatte, sie war nicht so rapide schnell und an dem ersten Abend tastete sie sich mit ein paar Bier an das Gefühl heran, wie es war, wenn der Boden unter den Füßen leicht zu schwanken schien. Durch den frischen Wind, den das Mädchen in die alt eingesessenen Menschen auf der Straße brachte, kamen die beiden dann auch mit den anderen ins Gespräch. Viele schienen fasziniert von ihr zu sein, wenn sie von der Schule sprach, von den wenigen Erfahurngen und das sie nun hier war. Das persönliche Schicksal ließ sie aus. Gus unterhielt sich mit den Leuten über andere Dinge, sie glaubte, den beiden täte es ganz gut, sich unterschiedlich Anschluss zu suchen. Denn wenn es eines gab, was sie nun im Hinterkopf hatte, dass Gus irgendwann gehen würde – egal an wem das nun lag. Natürlich betrachtete sie ihn immer mal wieder, in dem schwachen Schein der dürftigen Beleuchtung und ihr Herz schlug dabei auch noch deutlich schneller aber es war auch Ablenkung mit den anderen Menschen hier über das zu Reden, was für sie so neu war und für die anderen schon gewohnheit. So kam es auch dazu, dass sie sich mit einem jungen Mann schon Ende zwanzig ganz gut verstand. Auch er war relativ spät zu der Erkenntnis gekommen, sich für das Leben zu Entscheiden – auch wenn sie das nicht mal bewusst getan hatte und genoss es allem Anschein nach mit ihr über das Leben zu reden, was man hier als Spießig betitelte. Jamie war die Aufmerksamkeit neu, sie kannte das nicht. Sicher, von den Tagen unter der Brücke mit Gus aber da waren nicht Leute, die dem alter der beiden nicht so fern waren und wo sie auch ein wenig von sich mit einfließen lassen konnte. Das der junge Mann Jamie auch auf eine andere Art ansah, ein paar Tage darauf, dazu war sie schlichtweg zu naiv. Sie dachte er klebte so an ihren Lippen, weil die beiden sich gerade darüber unterhielten, dass sie eine Menge Geld mit der Gitarre zusammen bekommen hatte. Weil Jamie aber mit Gus her gekommen war hatte sie den beiden davon etwas Proviant besorgt und auch etwas Alkoholisches bekommen. Möglicherweise ging sie etwas zu selbsticher nach dem ersten Versuch vor, denn während sie so saß und quatschte, war ihr gar nicht bewusst, dass sie schon ein Bier mehr als das letzte Mal getrunken hatte. Tollpatschig und unter Alkohol wollte sie dann die Treppe im Flur hinunter ins Bad, woraufhin ihr Gesprächspartner sich anbot, ihr bei dem Weg zu helfen. RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Gus Evans - 10.07.2015 12:38 Auch wenn Jamie und ich es beide angestrengt versuchten, konnte ich das Gespräch im Bus nicht so schnell vergessen und einfach so tun, als hätte sie nie diese Dinge gesagt. Von Anfang an hatte ich Jamie nie als Frau wahrgenommen und vor allem nicht, nachdem ich von Lahja wusste, dass sie so unerfahren war. Jamie war eben- Jamie. Sie brauchte meine Hilfe, sie war so etwas wie ein Schützling für mich, jemanden auf den ich Acht geben musste. Für mich war die Beziehung zwischen uns nie auf einer sexuellen oder emotionalen Ebene basiert, sondern - so wie alle anderen Beziehungen in meinem Leben - auf gegenseitigem Nutzen und Hilfsbereitschaft. Zumindest glaubte ich das. Doch ihre Worte und meine unerwartete, unsichere Reaktion änderten etwas in mir, denn durch ihr Interesse sah ich sie automatisch mit anderen Augen. Dadurch, dass ich wusste, was dieser Kuss für sie bedeutete, ertappte ich mich selber immer wieder dabei, wie ich unbemerkt ihre Lippen betrachtete, ihre weiche Haut und die schöne Form, in der ihr Hals in ihre Schulter überging. Meine eigenen sexuellen Triebe sorgten immer wieder dafür, dass ich mit dem Blick an ihr hängen blieb und mich fragte, wie ich ihre Attraktivität so lange übersehen konnte. Ändern tat das jedoch nichts, denn ich holte mich selber immer wieder mit der Erkenntnis in die Realität zurück, dass ich nicht gut für sie sein konnte. Dass ich nicht derjenige war, mit dem sie ihre ersten Erfahrungen sammeln sollte. Nicht, nachdem sie gerade von so vielen wichtigen Menschen in ihrem Leben im Stich gelassen worden war. Das konnte ich ihr nicht antun. Stattdessen versuchte ich also viel eher ein wenig Abstand zu gewinnen, hier in San Francisco, einfach um Jamie vor sich selber und ihren Gefühlen zu schützen. Selbst diese Freundschaft, die sie in uns sah, war doch eigentlich schon viel zu intensiv. Mir war der Blick in ihren Augen nicht entgangen, als ich sie im Bus daran erinnert hatte, dass ich irgendwann gehen würde, in eine andere Stadt. Dass sich nichts geändert hatte, dadurch, dass wir so viel Zeit miteinander verbrachten. Ich konnte mich nicht so an Jamie binden wie sie das mit mir tat. Natürlich gab ich ihr all die Hilfestellung, die sie brauchte - wir suchten uns gemeinsam einen Ort zum Übernachten, erkundeten die Stadt zusammen, gingen aus - aber wenn wir dann in einer größeren Gruppe waren, hielt ich mich absichtlich von ihr fern, ließ sie neue Kontakte knüpfen, Anschluss finden, sich selber besser kennen lernen. Und eigentlich war es auch beruhigend zu sehen, dass das so gut klappte. Dass sie bei den Leuten so gut ankam, von Tag zu Tag immer kommunikativer wurde, immer offener, immer mutiger und nicht mehr so ängstlich vor jeder Veränderung. Zumindest so lange, bis erneut etwas in mir geschah, das ich selber nicht verstand. Jamie mochte dafür zu naiv sein, aber mir entging nicht der Blick, mit dem sie von einem anderen Mitbewohner immer wieder angesehen wurde. Ich hatte mich nur kurz mit ihm unterhalten, wusste, dass er bereits Ende 20 war, ebenfalls Aussteiger, Freigeist oder wie man es heutzutage in diesen Kreisen nannte. Sympathisch, eigentlich, wenn seine Augen nur nicht immer so an Jamie kleben würden. Als warte er nur auf seine Chance. An sich ging es mich ja nichts an, deshalb hielt ich mich selber auch zurück und beobachtete lieber stillschweigend. Zumal ich auch davon ausging, dass Jamie sich nicht dem Erstbesten an den Hals werfen würde, eigentlich war sie ja ein vernünftiges Mädchen, aber dabei hatte ich wohl nicht den Einfluss von Alkohol bedacht. Wir beide waren bereits gut abgefüllt, als wir mal wieder abends in einer größeren Gruppe im Haus saßen und ich aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Jamie versuchte aufzustehen, von ihrem Bier bereits ganz wackelig auf den Knien. Ich war jedoch nicht der Einzige, dem das auffiel, denn noch ehe ich überhaupt darüber nachdenken konnte ihr meine Hilfe anzubieten, stand direkt schon der andere Mann neben ihr, legte stützend eine Hand auf ihren Rücken und bot bereitwillig seine Hilfe an. Hilfe, ja klar. Meine Augen fixierten sich regelrecht auf die beiden, so lange, bis sie aus der Tür hinaus verschwunden waren und ich mit einem unruhigen Gefühl im Magen zurück blieb. Eigentlich hoffte ich darauf, dass der Alkohol mich gleichgültig stimmte, aber das tat er nicht. Im Gegenteil. Ich wurde vollkommen blind und taub für alles andere, das um mich herum geschah, als ich mir bildlich im Kopf vorstellte, wie die beiden sich näher kamen. Jamie konnte sich in ihrem Zustand doch gar nicht gegen ihn wehren. Spätestens morgen würde sie das bereuen. Der Mann war viel zu alt und davon abgesehen- auch er konnte jeden Tag verschwinden. So wie ich. Hielt ich mich dafür von ihr fern? Dass sie - statt mir - ihre ersten Erfahrungen dann mit jemandem machte, den sie kaum kannte? Dem sie nicht einmal vertrauen konnte? Der sie nicht wirklich wertschätzte? Es war definitiv eine Alkohol-bedingte Kurzschlussreaktion, dass ich mein Bier auf einem Tisch abstellte und ebenfalls aus dem Raum hinaus ging, die Treppen nach unten lief, in Richtung der Toilette. Jamie wollte gerade hinein gehen, der andere Mann legte von hinten seine Hände an ihre Hüften, drückte sich an sie, flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr, lächelte dabei. Ich konnte nicht sehen, ob Jamie das wollte oder nicht, aber in diesem Moment war es mir auch völlig egal. Seit Wochen passte ich doch schon auf Jamie auf, half ihr immer wieder, achtete auf sie, versuchte zu verhindern, dass ihr jemand Unrecht tat. Es gehörte doch zu meinen Aufgaben, dass ich mich den beiden fest entschlossen näherte und gerade noch verhindern konnte, dass sie gemeinsam im Badezimmer verschwanden. "Jamie", sprach ich laut aus und zog damit ihre Aufmerksamkeit auf mich. "Ist alles in Ordnung? Gehts dir gut?" Ganz offensichtlich starrte ich den anderen Mann verächtlich an, mit hartem Blick. "Ist sie nicht ein bisschen jung für dich?" RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Jamie Bennett - 10.07.2015 18:33 Jamie wunderte sich immer, wie sich Alkohol auf den Körper auswirkte. Man fühlte sich so merkwürdig taub, wenn man aus versehen irgendwo aneckte, kribbelte es noch ganz komisch auf ihrer Haut. Der Blick war so schwammig und die Gedanken fühlten sich ganz langsam an. Der Boden unter einem spielte einem den Streich, uneben zu sein und man versuchte deswegen verbissen sich zu Konzentrieren, besonders wenn man nicht so eine rotine darin besaß. Trotzdem nicht verkehrt oder schlimm, denn Probleme waren in ihrem Hirn wie in Watte gepackt und erreichten sie gar nicht – zumindest noch nicht, weil sie noch nie einen richtigen Absturz gehabt hatte. Noch fühlte sich alles rosarot und angenehm an. Als der junge Mann, mit dem sie sich in den letzten Tagen einige Male Unterhalten hatte, ihr die Hand auf den Rücken legte fühlte sich das für Jamie ganz komisch an. Vertraut aber dennoch war die Berührung an sich ihr so fremd, sie wusste das nicht zuzuordnen. Das junge Mädchen konnte sich aber doch langsam auch nicht mehr davor verschließen, neugierig auf Berührungen mit dem anderen Geschlecht zu sein. Sie konnte nicht mehr leugnen, die Hand auf ihrem Rücken gab ihr gerade halt und nach allem was passiert war und auch das Gespräch mit Gus und ihre Zweifel an all den Gefühlen, dass hier fühlte sich irgendwie seltsam gut an. Nicht so alleine. Also war sie auch dementsprechend überrumpelt von sich und von dem, was in ihrem Kopf für Szenarien vor sich gingen, als er sie an der Hüfte an sich heran zog um ihr ins Ohr zu Flüstern, wie schön und anziehend sie sei. Jamie wurde im selben Augenblick einfach nur rot und senkte ihr Kinn ein wenig, Komplimente waren für sie noch immer unheimlich. Gerade als sie die Vorahnung hatte, ihr Gegenüber wollte seine Hand heben um ihren Kopf nach oben zu drücken um ihr einen Kuss zu geben, trat aber jemand anderes zu den beiden. Eine in den letzten Wochen so bekannte Stimme sprach ihren Namen aus und Jamie sah schockiert auf, warum tat er das? Unsicher sah sie Gus an, war alles in Ordnung? Wollte sie das hier? „ Alles in Ordnung, ich... bin etwas betrunken. Glaube ich.“ machte mit den Fingern eine kleine Geste aber dann betrachtete sie ihn mit einem fragenden aber zeitgleich auch etwas wütenden Blick. Warum, wusste sie nicht einmal. Wieso kam er so anti in diese Situation? Jamie war sowas fremd, denn der junge Mann, der sie so nahe an sich gezogen hatte, machte sich gerade und damit etwas Größer um Gus zu sagen, ihn ginge das nichts an und sie selber sei doch alt genug. Ihr wurde das unter dem Alkohl zu viel und sie sah zwischen beiden her, schloss dann aber die Tür des Bades und verschanzte sich dahinter. Ihr Herz raste in der Brust, das Adrenalin vertrug sich aber gar nicht mit dem Alkohol und sie hielt sich am Waschbecken fest. Ihre Stimmung verwandelte sich aus genau dieser Überforderung und sie blieb sicher hinter der verschlossenen Tür „ Geht einfach beide weg.“ sie wunderte sich über ihre bestimmende Tonart. Binnen Sekunden konnte sich also ein positiver Alkoholrausch auch in einen schlechten Verwandeln? Hätte Matt ihr das nicht sagen können. Jamie sah in den Spiegel vor sich, warum gefiel ihr so sehr die Aufmerksamkeit von dem jungen Mann und war sie bereit dazu, auch solche Dinge auf die Liste zu setzen, die ihr begannen zu fehlen? Die begannen sie Neugierig zu machen? RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Gus Evans - 11.07.2015 17:13 Von Anfang an hatte ich Jamie eine Sache durchgängig immer wieder gesagt: Dass sie erwachsen und reif genug war, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dass sie nicht mehr den Worten ihres Vaters folgen musste, sondern für sich selber und ihre eigenen Ziele und Werte einstehen konnte. Dass ihre Meinung ebenso gewichtig war wie die jedes Anderen auf dieser Welt. Doch das alles war in diesem Moment komplett vergessen, als ich fest den Kopf schüttelte und den anderen Mann mit einem ermahnenden Blick bedachte. "Ist sie nicht. Sie ist weder alt genug, noch klar genug im Kopf. Such dir jemanden in deinem Alter." Er schien über die Worte so genervt, dass er sich noch etwas mehr vor mir aufbaute, das Kinn ein wenig nach vorne reckte, aber gerade als er die Stimme erheben wollte, entzog Jamie sich dem Gespräch, verschwand hinter der Tür zum Badezimmer und drückte sie fest zu. Dem anderen Mann verschlug das direkt die Sprache und auch ich starrte unsicher gegen die Tür, den wütenden Blick von Jamie noch bildlich vor Augen. Wollte sie das? Mit dem Kerl? Es konnte doch nicht tatsächlich sein, dass sie im Alter von 18 Jahren jetzt all die Fehler wiederholte, die man heutzutage eigentlich mit 14 oder 15 machte. Zumindest der Durchschnittsbürger. Das erste Mal betrunken; Rumknutschen mit Fremden, die sich am nächsten Morgen sowieso als Arschlöcher heraus stellten; Grenzen austesten. Nicht, dass ich es Jamie nicht gönnen würde und eigentlich waren wir ja auch hier, um ihr die Angst vor diesen Dingen zu nehmen, aber irgendetwas störte mich daran, das ich selber nicht recht zuordnen konnte. Wollte ich das überhaupt? Gemeinsam mit Jamie dumm sein? Hier in San Francisco? Meine Jugend hatte nie auch nur ansatzweise so ausgesehen wie die eines typischen Teenagers. Anstatt mich zu betrinken und ein Mädchen nach dem anderen abzuhaken, hatte ich mir in meiner Pubertät viel eher Sorgen darum gemacht, wo ich die nächste Nacht schlafen würde oder wie ich etwas Geld zusammen kratzen konnte, um mir ein Sandwich davon zu kaufen. Diese Leichtsinnigkeit von Jamie, die war einfach so- sinnlos. Sie hatte gerade die Chance so viel Positives und Neues zu erleben, eine Existenz nach ihren Wünschen aufzubauen, und das war das Erste, was sie tat? Denn nächstbesten Typen nehmen, der sich ihr anbot? Ich starrte noch immer regungslos gegen die Tür, als sie hindurch schrie, dass wir einfach beide gehen sollten, wechselte daraufhin einen kurzen Blick mit dem anderen Mann, aber bewegte mich keinen Zentimeter. Der Kerl schien wohl gehofft zu haben, dass er mich damit los wurde, starrte mich auch jetzt noch mit einem vielsagenden Blick von der Seite an, aber ich ignorierte ihn einfach. So lange, bis er nachgab, den Kopf schüttelte, und die Treppen wieder nach oben ging. Ich hingegen trat einen Schritt näher an die Badezimmertür und klopfte dagegen. "Jamie, mach mal die Tür auf", sprach ich dagegen, deutlich entspannter, als kurz zuvor. "Bitte? Gehts dir gut? Kann es sein, dass du etwas zu viel getrunken hast?" RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Jamie Bennett - 12.07.2015 15:21 Jamie stand hinter der Tür, die Hände in die Keramik von dem Waschbecken und sie wartete eigentlich nur darauf, dass sie die Schritte der beiden hören würde. Das die beiden das überforderte Mädchen in Ruhe lassen würden. Sie hörte aber nach einer Weile nur, wie sich einer die Treppenstufen nach oben bewegte und lauschte danach, bis sich Gus bemerkbar machte und sie aufforderte, ihm die Tür zu öffnen. Hatte sie sich nicht klar genug Ausgedrückt? „ Nein.“ kam deswegen als erstes aus ihr heraus und wieder schaute sie nach oben in den Spiegel. Was wollte er denn von ihr? Es war doch besser, sich von ihm etwas fern zu halten? In den letzten Tagen hatte sie den Eindruck, er sähe das genauso wie sie und nun platzte er einfach in diese Situation hinein und lenkte wieder all ihre Aufmerksamkeit auf sich. Trotzdem fragte er nach, wie es ihr ginge und ob sie zu viel getrunken hatte – sie kam sich vor wie ein kleines Kind, als er sie das fragte und es war das zweite mal innerhalb kürzester Zeit, dass er ihr das Gefühl gab. Eben schon hatte er dem Typen gesagt, Jamie sei nicht alt genug um zu Wissen was sie tat. Also fasste sie nach einer Weile, wo sie nicht auf ihn reagierte, einen Entschluss und stellte sich Gus. Sie ging zu Tür, schloss auf und sah ihm in die Augen „ Ja, ich habe ein bisschen zu viel getrunken. Was aber nicht schlimm ist. Immerhin stand das auch auf einer imaginären Liste. Aber... was sollte das gerade? Warum hast du dich da eingemischt? Nur weil ich keine Erfahrungen habe, heißt das nicht, dass ich sie nicht haben soll, will oder werde. Du hast selber gesagt, wenn ich nicht das Gefühl hätte, ein bisschen mehr für dich übrig zu haben, wäre das nicht mal für dich selber ein Problem gewesen. Nur um das klarzustellen, ich hätte mich nun hier nicht zwischen Tür und Angel auf ihn eingelassen aber denkst du nicht auch, dass ich mit achtzehn auch mal das Recht habe auf einen Kuss? Auf Komplimente? Auf jemanden, der mich nicht nur ansieht wie der Obernerd der Schule, die Looserin, ein Mädchen was von seiner Familie wie ein Hund augesetzt wurde oder die, die von nichts im Leben eine Ahnung hat?“ Verdammt, das war doch eben, neben dem Abend als sie Aiden kennen gelernt hatte, dass erste Mal, dass sie eben auch als eine Frau wahrgenommen wurde. Fand er das denn nicht auch schön, wenn ihm das passierte? Oder gehörte das einfach auch nicht zu ihm? Jamie sah auf den Boden vor sich, ihr Herz raste viel zu schnell, wenn sie ihn ansah und ihr wurde beim Reden klar, am liebsten hätte sie das doch bei ihm gehabt. Das diese Szene von eben mit ihm stattgefunden hätte. Jamie war ja nun nicht auf einmal nicht mehr verliebt in ihn. „ Ich will nicht undankbar sein, du bist ein toller Mensch und ich bin froh, dass wir uns über den Weg gelaufen sind aber ich will doch auch jetzt das Erleben, was ich verpasst habe oder was nicht mehr geht, wenn mein Dad mich findet, in ein Internat steckt und ich da nur wieder die Sonderliche bin.“ konnte er das denn gar nicht verstehen? RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Gus Evans - 13.07.2015 10:56 Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich keinen Ton aus dem Badezimmer hörte, wurde die Tür auf einmal so schnell geöffnet, dass ich Jamie ein wenig geschockt in die Augen sah. Und das wurde auch nicht besser, während sie ihren Monolog vor mir herunter ratterte und mich mit all ihren Fragen erneut dazu zwang, mich mit mir selber auseinander zu setzen. Scheiße, was passierte denn gerade mit mir? Hatte sie nicht Recht, mit allem, was sie sagte? War das nicht ihre eigene Entscheidung? Und war sie mit 18 Jahren nicht schon lange alt genug, um diese Erfahrungen zu sammeln? Um Fehler zu machen? Um es am nächsten Morgen eventuell zu bereuen? Eventuell auch nicht? Vielleicht wollte sie das ja sogar genau so? Einfach irgendeinen Mann, der ihr die Unsicherheit und Angst nahm? Was, verdammt nochmal, war denn eigentlich wirklich mein Problem? Hinzu kam, dass Jamie gerade schon wieder das tat, was mich völlig unerwartet traf: Sie stand schon wieder für sich selber ein, äußerte ihre eigene Meinung und kritisierte mich für mein Verhalten. Das war ich nicht gewohnt, zumindest nicht von ihr, und das traf mich überraschend unangenehm mitten in der Brust. Diese Zurückweisung ihrerseits, die ich so nicht kannte. Aber gleichzeitig- scheiße, gleichzeitig konnte ich ihr nicht einfach Recht geben, mich umdrehen und sie irgendeinem anderen Kerl überlassen. Das war wie eine innerliche Sperre, die durch meinen eigenen Alkoholkonsum noch verstärkte wurde, das ging nicht. Stattdessen schüttelte ich vorsichtig den Kopf, hob nebensächlich meine Hand an die Badezimmertür, damit Jamie mich nicht so einfach wieder aussperren konnte, und sah ihr in die Augen. "Ich will einfach nicht- dass du irgendetwas bereuen musst. Dass du Fehler machst. Irgendwie bin ich- ich fühle mich für dich verantwortlich. Das ist vielleicht das falsche Worte, aber- ich fühle mich, als müsste ich dich beschützen. Oder als sollte ich das tun. Ich weiß nicht warum, aber-" Je mehr ich redete, desto mehr wurde ich auch dazu gezwungen meine Reaktionen zu hinterfragen. Und das führte dazu, dass ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten in dunkle Kammern meiner selbst vordringen musste, an denen ich schon ewig nicht mehr gekratzt hatte. "Du hast die Chance alles besser zu machen. Neu anzufangen. Und du hast Menschen, die dich darin unterstützen und für dich da sind. Matt. Und seine Frau. Und ich auch. Ich will einfach- dass du das Beste daraus machst. Ich will nicht, dass du dich mit etwas Mittelmäßigem zufrieden gibst, sondern- dass du es richtig machst. Dass für dich alles irgendwie- perfekt wird. Nicht nur gut, sondern perfekt." Ich konnte den Zusammenhang nicht bewusst herstellen, aber schon seit meiner frühesten Kindheit war ganz tief in meinem Kopf der Gedanke verankert, dass alles gut werden würde, wenn ich meine Familie fand. Vielleicht war ich deshalb auch ständig unterwegs und ständig auf der Suche. Weil ich endlich dieses fehlerfreie Leben finden wollte, das sich anfühlte, als wäre man auf Wolken unterwegs. Weil ich tief in mir drin glaubte, dass ich nur diesen beiden Menschen begegnen müsste - meinen Eltern - um das alles zu finden. Für mich fühlte es sich so an, als könnte Jamie das jetzt haben, als wäre das ihre Chance. Und ich konnte doch nicht einfach dabei zusehen, wie sie das mit Füßen trat. "Natürlich hast du ein Recht darauf, auf das alles. Und du bist auch alt genug, aber- verschwende das doch nicht einfach so. An irgendjemanden. Lass es- etwas Besonderes sein. Mit echten Gefühlen und allem, was dazu gehört." Dass ich eigentlich das alles verkörperte, was Jamie wollte - und auch, was ich für sie wollte - das verstand ich in diesem Moment noch gar nicht. Aber ich hatte sie noch nie so angesehen, als wäre sie der Obernerd der Schule, eine Looserin, nur ein Mädchen, das von ihrer Familie wie ein Hund ausgesetzt wurde, oder jemand, der von nichts im Leben eine Ahnung hatte. Auch jetzt nicht. RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Jamie Bennett - 14.07.2015 08:53 Jamie sah Gus etwas ratlos an, er fühlte sich für sie Verantwortlich und er wollte das beste für sie? Das passte so gar nicht zu dem, was er ihr vor ein paar Tagen gesagt hatte, in dem Bus. Da hatte er sie doch noch darauf hingewiesen, dass er einfach weg sein könnte und das sie sich nicht zu viel Hoffnungen machen sollte. Das er absolut der falsche war, sich auch auf ihn zu verlassen und gerade in ihrem betrunkenen Zustand war die Zunge zu locker. Da sie aber auch merkte, dass sie ein wenig schwankte und es anstrengend war zu stehen, senkte sie ergeben den Kopf, auch wenn ihr alles zu viel wurde – die Tür bekam sie nicht mehr zu, denn er hatte seine Hand dagegen gelehnt. Also ging sie unter seinem ausgestreckten Arm hindurch, merkte dabei wieder, wie schwer es war, das Gleichgewicht zu halten und mit einem Griff an das Geländer setzte sie sich dann auf die unterste Stufe der Treppe. Im Hausflur war es dämmrig dunkel und noch während sie versuchte n dem durcheinander ihres Kopfes die richtigen Worte zu finden, sah sie den Jungen an, an den sie doch längst das erste Mal ihr Herz verloren hatte. „ Wieso sagst du das alles und das passt so gar nicht dazu, was du mir auf dem Weg hier her gesagt hast.“ sprach sie dann aus. „ Ich will ja auch das alles gut und richtig läuft, dass ich für mich einstehen kann und das hat doch nichts damit zu tun, dass ich auch Erfahrungen sammeln will.“ sie legte die Hände an ihre Schläfe und rieb sich darüber, was komisch war, am liebsten hätte sie noch ein Bier getrunken. „ Weißt du, ich mag doch dich – das was es perfekt gemacht hätte, wäre dir einen Kuss zu geben und keinem Wildfremden. Das war doch eigentlich nicht das, was ich wollte aber... soll ich jetzt noch mal genau so lange warten, bis jemand kommt, bei dem ich das selbe Gefühl habe wie bei dir?“ ohje Jamie, sie dachte zwar noch an Matts Worte, ihn nicht zu überfordern aber sie konnte das auch nicht alles in sich lassen. „ Wie war das bei dir denn damals? War es so, wie du es gerade sagst oder würdest du den Fehler einfach nicht noch mal machen?“ als sie Gus wieder anschaute wurde ihr klar, er hatte sie auch nie als eine außenseiterin betrachtet aber eher aus dieser Motivation heraus, ihr helfen zu wollen oder zu müssen. Nicht aber so, wie sie sich das wünschte und das eben bei dem anderen Jungen war. Verdammt, sie war so durcheinander – weil sie das nicht kannte, sich mit sowas auseinander zu setzen und weil sie nicht weiter wusste damit umzugehen, sah sie die Treppe herunter „ Ich... ich glaube ich will ne Runde um den Block gehen.“ sprach sie dann aus, es fehlte ihr nur noch die Motivation sich nach oben zu hiefen. „ Ich will dich damit auch nicht überfordern oder vergraulen.“ RE: LOS ANGELES » SAN FRANCISCO - Gus Evans - 14.07.2015 15:23 Ich trat einen Schritt zurück, als Jamie sich durchaus elegant unter meinem Arm hindurch bewegte, daraufhin kurz das Gleichgewicht verlor, aber bevor ich ihr meine Hilfe anbieten konnte schon auf der Treppenstufe Platz nahm. Im Gegensatz zu ihr blieb ich ruhig stehen, drehte nur meinen Körper ein wenig in ihre Richtung, versenkte meine Hände in den Hosentaschen und sah sie einfach nur an. Wenn ich meine Augen bewegte, dann fühlte es sich dank des Alkohols so an, als bewege sich die Welt um mich herum gleich mit, aber wenigstens konnten mich meine eigenen Beine noch tapfer halten. "Ich finde nicht, dass es sich widerspricht, was ich gerade gesagt hab und was ich vor ein paar Tagen im Bus gesagt hab", stellte ich für mich selber fest, atmete danach tief die Luft in meine Lungen. "Ich will nur das Beste für dich, aber ich will nicht, dass du denkst, dass ich das Beste bin." Aber gleichzeitig, wenn ich mir bildlich vorstellte, wie sie einem anderen Mann näher kam, der das perfekte Gegenstück zu Jamie darstellte, wurde mir trotzdem ganz anders. So als könnte ich mich nicht für sie freuen. Scheiße, was geschah denn gerade mit mir? Und warum fühlte sich meine Brust auf einmal zu klein an für mein Herz, als sie erneut von ihren Gefühlen für mich sprach? Dass ich diesen ersten Kuss für sie perfekt machen konnte? Weshalb trug ich innerlich gerade so einen Kampf mit mir selber aus? Überfordert hob ich meine Hände an mein Gesicht, rieb mir mit festem Druck über die geschlossenen Augenlider, aber stellte schnell fest, dass die Dunkelheit das mit dem Gleichgewicht komplizierter machte und starrte deshalb regungslos gegen die dunkle Wand. So lange, bis ich leise lachen musste, weil meine Antwort auf ihre Frage so absurd war. "Ich war 15, glaub ich. Betrunken. Die Frau, die ich geküsst hab, war schon über 20 und auf psychedelischen Drogen. Das war in so einer Hippie Kommune, wo ich damals gewohnt hab. Und doch, ich würde den Fehler immer wieder machen, aber ich bin auch nicht so wie du." Langsam sah ich Jamie wieder in die Augen, sprach jedoch nicht aus, was ich damit meinte. In meinem Leben war keine feste Beziehung vorgesehen, ich plante sowieso nicht älter als 27 zu werden und ich glaubte, dass ich diese Gefühle nicht einmal empfinden konnte. Das, was Jamie für mich übrig hatte. Aber dennoch hielt ich ihr meine Hand helfend entgegen. "Ich geh mit dir raus, ich könnte auch etwas frische Luft gebrauchen." Achtsam half ich ihr auf ihre wackeligen Beine, hielt sie an ihrem Oberarm, bis sie einigermaßen ihr Gleichgewicht gefunden hatte, aber trotzdem ging ich dicht neben ihr her, damit ich sie jeden Moment auffangen konnte, wenn sie drohte zu fallen. Erst als wir draußen waren und der frische Wind den Kopf ein wenig befreien konnte, sah ich Jamie wieder an. "Du verstehst, dass das nichts mit dir zutun hat, oder? So wie ich bin? Dass ich irgendwann gehe? Du kannst daran nichts ändern, das ist einfach- irgendwann muss ich einfach weg, das war schon immer so. Und das hat nichts damit zutun, wie sehr ich dich mag. Ich kann niemanden genug mögen, um zu bleiben. Irgendwann- sind all die Freundschaften und Beziehungen einfach nicht mehr genug, um mich zu halten." Unsicher blieb ich stehen. "Ich glaube du denkst, dass du das ändern kannst. Das ist das Problem. Und du denkst - wenn du es nicht ändern kannst, dann ist das ein Fehler von dir. Dass du irgendetwas falsch gemacht hast. Und dann leidest du darunter. Das will ich einfach verhindern. Es ist ja nicht so, dass ich- dich nicht will." |