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RE: MOTEL - Zac William Coles - 20.08.2018 19:31

"Ich weiß", antwortete Zac ruhig und warm. "Aber wenn ich Ärger mit Ava habe, dann nicht wegen dir, sondern wegen mir. Das ist etwas, das wir beide miteinander klären müssen: Sie und ich. Wenn sie der Meinung ist, dass ich irgendwelche Versprechen nicht einhalte oder wenn sie glaubt das Vertrauen in mich zu verlieren, weil ich mich ab und zu mal mit dir treffe, dann ist das etwas, das sie mit mir klären muss. Nicht mit dir. Und erst recht nicht mit Blaze." Zac fühlte sich davon noch immer so hintergangen, dass er erneut den Kopf schüttelte und sich mit zusammen gepressten Kiefern an vergangene Gespräche mit Ava zurück erinnerte. Daran, wie sie ihn mehrmals über Lahja ausgehorcht hatte. Was sie denn aktuell so tagtäglich machte oder wo sie wohnte. Ob sie einen Freund hatte. Ganz banale Dinge, die eigentlich - so glaubte Zac zumindest - nur zeigten, dass seine Verlobte sich für Lahjas Hintergründe interessierte. Oder mehr noch, dass sie sich vielleicht selber Sorgen machte. Dass sie verstand, weshalb es ihm so wichtig war Lahja seine Hilfe anzubieten. Im Nachhinein wirkte das alles nur noch wie Heuchelei und Zac rieb sich mit der Hand einmal fest über das Gesicht, um die Spannung in seinen Muskeln zu lösen.
Ehrlich beantwortete er seiner Ex-Freundin aber auch, dass er es war, der vermutlich zu viele Informationen an Ava weitergegeben hatte und dass sie daher wusste, wo Blaze lebte und wo sie ihn abfangen könnte. Diese Mitschuld lastete er sich selber auf, aber als Zac auch erklärte, dass Ava dabei immer eher interessiert als misstrauisch wirkte, da schien Lahja ihm dafür keinen Vorwurf machen zu wollen. Was ihr passiert war, das war eine Aneinanderreihung an falschen Entscheidungen und Einschätzungen. Von Lahja selber, von Zac und auch von Ava. Die Schuld allerdings, daran wie Lahja nun aussah, die hatte sich einzig und allein Blaze zuzuschreiben. Und während Zac danach schweigend auf dem Bett lag, da stellte er sich innerlich vor wie Lahjas vermeintlicher Freund nach Hause kam und einen leeren Bauwagen vorfand. Vielleicht würde er ausrasten, vielleicht würde er sich mit seinen Drogen auch völlig aus dem Leben beamen, aber früher oder später würde er bereuen, was an diesem Abend passiert war. Daran zweifelte Zac nicht. Blaze mochte vielleicht nicht dasselbe Potential und dieselbe Wärme in seiner Freundin sehen, die Zac schon immer in Lahja erkannt hatte, aber er würde sie dennoch vermissen. Zweifellos. Und Zac wusste aus eigener Hand wie schwer diese Sehnsucht nach ihr wiegen konnte.

Trotz der körperlichen Erschöpfung, verlief die Nacht unruhig für Lahja. Schmerzen plagten ihren Körper und die Angst davor, wie es nun weiterging, ihren Geist. Immer mal wieder fiel sie in einen unruhigen Schlaf, aus dem sie dann kurze Zeit später wieder keuchend erwachte und auf verschiedenste Arten versuchte ihren geschundenen Körper zu lindern: Einfach indem sie sich ein wenig anders hinlegte oder sich mehr Eis zum Kühlen von Zac geben ließ. Auch er schloss in dieser Nacht kaum ein Auge, sondern wachte wie ein Adler neben Lahja und tat alles, was er tun konnte, damit ihr Zustand für sie einigermaßen erträglich wurde. Mehrmals bot er ihr auch an doch noch ins Krankenhaus zu fahren, dort würde man ihr zumindest Schmerzmittel verabreichen, aber Lahja blieb in ihrer Entscheidung strikt. Und früh am nächsten Morgen, als es draußen gerade begann zu dämmern, da konnte sie dann auch endlich entspannter die Augen schließen und tiefer einschlafen, als zuvor. Zac blieb allerdings immer noch unruhig und stand daher auch kurze Zeit später aus dem Bett wieder auf, um alles für seine Ex-Freundin zu besorgen, was sie brauchte, um den Tag zu überstehen: Ein paar Schokoriegel, frisches Wasser, sogar eine zuckrige Flasche Cola, Sandwiches zum Frühstück und ein Fertiggericht als Mittagessen, sowie eine kühlende Salbe für ihren Körper, ein frisches T-Shirt und eine Jogginghose.
Es war gerade einmal 6 Uhr, als Zac schon wieder zurück in das gebuchte Motel-Zimmer kam und seine Einkäufe vorsichtig auf dem kleinen Schreibtisch abstellte, während Lahja noch schlief. Für einen Moment dachte er darüber nach sie zu wecken, entschied sich aber letztendlich ihr stattdessen eine Nachricht auf einen Zettel zu schreiben: Guten Morgen, ich muss vor der Arbeit noch mit Ava reden, deswegen bin ich schon früh los. Wenn irgendetwas sein sollte, du kannst dich jederzeit bei mir melden! Das Essen hier sollte dich durch den Tag bringen, heute Abend komme ich wieder. Bleib stark und denk dran deinen Verband am Kopf zu wechseln. Zac. Ein weiteres Mal sah er daraufhin zu Lahja hinab und ging sogar zu ihr herüber, um ihre Decke ein wenig höher zu ziehen, ehe er leise den Raum verließ und sich auf den Heimweg begab.

Dass Ava nicht mehr schlief, das sah Zac sofort, als er die Tür der Wohnung öffnete und aus der Küche Licht in den Flur strahlte. Ob es daran lag, dass Scarlett seine Verlobte früh geweckt hatte oder ob auch sie vielleicht gar keinen Schlaf hatte finden können, das vermochte er nicht zu sagen, aber als Zac in der Tür zur Küche stehen blieb und Ava direkt ins Gesicht sah, da war ihre gemeinsame Tochter zum Glück nicht bei ihr. "Scarlett?", fragte er dennoch als Erstes, kühl und distanziert, und ganz ohne seiner Verlobten den gewohnten Begrüßungskuss zu geben. "Schläft sie noch? Oder wieder?" Kurz sah er zu der geschlossenen Tür des gemeinsamen Schlafzimmers, ehe er ein paar Schritte auf seine Verlobte zu ging. "Wir müssen nämlich über etwas reden, du und ich."


RE: MOTEL - Lahja Emilia O'Neill - 29.08.2018 00:13

Diese Fürsorge in der Nacht, die war für Lahja sehr ungewohnt. Das war sie schon immer gewesen. Ob von Noah oder Zac, beide waren Menschen, die sich selbstlos um jemanden kümmerten, der ihnen am Herzen lag und das ganz anders, als sie es kannte. Jenny war psychisch dazu nicht in der Lage gewesen. Sie hatte sich Mühe gegeben, eine gute Mutter zu sein und ihr bestes gegeben aber die Emotionale Instabilität und die zeitweise tiefen Depressionen, die hatten es ihr schwer gemacht. Für sie war Lahja oft die Starke gewesen und sie hatte ihrer Mutter oft versucht, dass Gefühl zu geben, sie nicht zu brauchen - auch unterbewusst, um sie zu entlasten. Kilian hatte seine ganz andere Art, Zuneigung zu zeigen und er hätte sicherlich getobt, seine Tochter so zu sehen und darüber ganz versäumt, sich darüber Gedanken zu machen, was sie bräuchte. Matts Qualitäten waren da wieder ganz anderer Natur. Er hätte sie mit Wort-Wasserfällen wieder probiert auf die Beine zu bekommen und ungeschickt ihr Kissen aufzuschütteln. Als die Schmerzen nach dem Schock und mit dem aufkommenden Nüchtern sein wieder schlimmer wurden, hatte sie zunächst so getan, als würde sie noch schlafen - bis Zac ganz genau die Unruhe spüren konnte und Lahja auch nicht mehr an sich halten konnte, gequälte Laute von sich gab oder mühevoll und umsichtig Versuche unternahm, eine schmerzfreiere Liegeposition zu finden oder sich umzudrehen. Sie konnte gar nicht genau sagen, wie häufig ein leises Danke ihre Lippen verließ und wie peinlich Berührt sie danach still hielt.

Als sie dann am frühen Vormittag erwachte, den Zettel fand und was er ihr alles besorgt hatte, konnte sie es noch immer kaum fassen. Lahja war wieder so in ihrem Drogen Alltag und Leben gefangen, dass sie sich im ersten Augenblick fragte, was Zac sich davon versprach. Was war sein nutzen? Unter Konsumenten tat man in der Regel nichts, von dem man sich nicht auch einen Gegenwert erhoffet - aber sie hatte doch nichts für ihn zu geben. Statt sich aber nun dem gesunden Leben zu widmen, konsumierte sie das, was sie noch bei sich hatte mit Mühe und Not und lehnte sich dann erlöst zurück auf dem Holzstuhl. Sie gaukelte sich selbst vor, Shore zu rauchen sei nicht annähernd so schlimm wie sich Heroin zu spritzen und so redeten sich Konsumenten ihren Missbrauch schön. Obwohl es ein und dieselbe Droge war. Wie in Watte eingepackt konnte sie ihre Augen vor der grauenvollen Realität verschließen und in diesem Moment gab es auch nichts, was ihr größere Linderung verschaffen würde. Wie sollte sie nur ein nüchternes Leben überstehen? Mit einem mal waren all die Bilder von gestern aus ihrem Kopf verschwunden oder geschönt, die Schmerzen fühlte sie nicht mehr und nachdem sie sich ins Bett geschleift hatte, schaffte sie es tatsächlich noch einmal bis zum Nachmittag zu schlafen. Lahja bediente sich wie ein Mäuschen an dem Essen und an dem Trinken aber ihr war nicht danach und als Zac am Abend kam, konnte er deutlich sehen, dass der Körper seiner Exfreundin sich erst einmal von der Gewalt erholen musste. Auch wenn sie gestern über ihren Konsum gesprochen hatten, band sie ihm das jetzt nicht auf die Nase und er konnte beruhigt sein, dass sie allem Anschein nach, nach 24 Stunden noch nicht endzügig wurde. Sie fragte Zac, ob er ihr ein Shirt und eine Jacke mit bringen konnte, die nicht voller Blut waren aber sonst verging der Abend sehr schweigsam. Auch Zac schien in Gedanken zu sein, vielleicht hatte das etwas mit Ava zu tun aber er schien genau so wenig Reden zu wollen wie sie.

Die junge Frau wollte das aber auch nicht herausfordern wie sie sich ohne Drogen in einigen Stunden fühlen würde und so wagte sie es, Kontakt zu Freunden von sich und Blaze aufzunehmen - andere gab es in der Szene auch nicht. Sie brauchte verdammt noch mal Nachschub. Sie war nicht in der Lage draußen herum zu laufen und deswegen ging sie ein Folgenschweres Risiko ein und bestelle den Dealer zu sich. Es verspätete sich alles, wie das immer war, wenn es um Drogen ging und so kam es, wie es kommen musste. Die junge Frau spürte die körperliche Abhängigkeit. Die ersten Magenkrämpfe kündigten sich an. Bald würde sie beginnen zu schwitzen, man würde das Gift riechen, was in strömen ihren Körper verließ und sie bekam es mit der Angst zu tun. Doch noch eher sie sich in den Konflikt steigern konnte, wie die Sucht sie wieder voll im Griff hatte, nahm sie an der Tür schnell entgegen, wonach sie sich so verzerrte. Sie hatte keine Lust auf lange Gespräche, weder wieso sie aussah, wie sie aussah noch, wieso sie so kratzig auf den Stoff war und drückte schnell das Geld gegen Stoff in die Hand. Ihr Gegenüber verstand jedoch auch relativ schnell, nicht zum ersten Mal jemanden gesehen, der den Affen in sich töten wollte - was in Szenesprache dafür stand, Entzugserscheinungen zu verjagen.

In dem Turn den sie auf den Stoff hatte, hatte sie aber auch die Uhrzeit völlig aus dem Blick verloren. So kam es, wie es kommen musste, dass die heiße Alufolie mit dem braunen Punkt noch auf dem Tisch lag, daneben das selbst gedrehte Röhrchen und Lahja ziemlich weggetreten, seitlich mit der Decke auf dem Bett verschlungen lag und Zac den Raum betrat. Sie hob nicht einmal den Kopf. Kaum eine Droge löste so ein Desinteresse an der Welt aus weil in dem Rausch einfach alles gleichgültig war - alles gut war.


RE: MOTEL - Zac William Coles - 29.08.2018 10:55

Zac hatte in den vergangenen beiden Tagen nicht noch einmal das Gespräch zu Ava gesucht, ganz im Gegenteil: Sie beide hatten kein einziges Wort mehr miteinander gewechselt. Nach seinem Verschwinden am gestrigen Morgen war Zac eine Stunde durch die Straßen gejoggt, um sich abzureagieren, und danach auch nur erneut in die Wohnung zurückgekehrt, um sich stillschweigend zu duschen, umzuziehen und danach zur Arbeit zu verschwinden. Dort war er dann den ganzen Tag geblieben und den Abend sowie die Nacht hatte er erneut bei Lahja im Motel-Zimmer verbracht. Avas stechender Blick war ihm am folgenden Morgen zwar aufgefallen, aber anstatt sie anzusehen oder sich ihr zu erklären, hatte Zac demonstrativ die Tür vom Schlafzimmer geschlossen, Scarlett aus ihrem Bett gehoben und sich einfach gemeinsam mit seiner Tochter eine Stunde lang auf seine eigene Matratze gelegt. Sanft spielte er dabei mit ihren Händen, streichelte zärtlich ihre samtweichen Wangen oder lachte leise, wenn seine Tochter absurde Geräusche von sich gab, voller Liebe und Wertschätzung für dieses kleine Wesen. Niemand konnte ihn so erden und so beruhigen wie Scarlett, und niemals würde er sie gegen Lahja eintauschen können.
Eben dieser Gedankengang war es jedoch auch, der ihn zum Nachdenken anregte und ihm schon den ganzen Tag lang keine Ruhe ließ: Er konnte seine Familie nicht aufgeben, für nichts in der Welt. Seine Tochter hatte es verdient in einem harmonischen Elternhaus aufzuwachsen, sie brauchte einen Vater und eine Mutter, die einander liebten und wertschätzten, die füreinander kämpften, nicht gegeneinander. Und dennoch, obwohl Zac sich dessen so sicher war, fiel es ihm unheimlich schwer eine Entscheidung gegen Lahja zu treffen. Das konnte er nicht, vor allem im Moment nicht. Wenn er ihr nun auch noch den Rücken kehrte, wer blieb seiner Ex-Freundin denn noch? Wer half ihr? Wer unterstützte sie? Er würde sie in ein offenes Messer laufen lassen, wenn Zac sie von nun an alleine ließ, und warum, verdammt nochmal, konnte Ava das nicht ebenfalls sehen?
In sich selber völlig hin- und hergerissen, schlug er dennoch nach der Arbeit erneut den Weg zu Lahja ein, anstatt nach Hause zu gehen. Er stellte sich darauf ein sie einen weiteren Abend lang zu unterstützen, für sie da zu sein, aber gleichzeitig wollte er auch die Chance ergreifen mit ihr darüber zu reden, was als nächstes kam. Sie konnte sich nicht für immer in diesem Motel verschanzen, und sie konnte danach auch nicht zu Blaze zurückkehren. Also vielleicht würde es Zac jetzt gelingen, wo Lahjas Kopf bereits ein wenig klarer war und sie zwei Tage Abstand zu ihrer destruktiven Beziehung gehabt hatte, zu ihr durchzukommen. Vielleicht könnte er sie doch dazu motivieren sich in eine Klinik zu begeben, oder anderweitig professionelle Hilfe zu suchen. Insgeheim wollte sie das doch auch, oder? Sonst hätte sie sich nicht in ihrer Hilflosigkeit an Zac gewandt? Sonst wäre sie nicht immer noch dort, wo sie wusste, dass er jeden Abend zu ihr kam? Sie wollte mehr für sich, als Zerstörung und Eskalation, das spürte er. Glaubte er zumindest zu spüren.
Die Wahrheit traf ihn dann jedoch umso härter, als er sich abends selber die Tür in das kleine Motel-Zimmer öffnete und seine Ex-Freundin apathisch-abwesend auf dem Bett lag. "Lahja?", fragte er bei ihrem Anblick unsicher und versuchte mit seinen Blicken herauszufinden, ob sie einfach nur müde und traurig war oder wohlmöglich Schmerzen hatte, aber noch ehe er sie danach befragen konnte, blieb sein Blick an dem Tisch hängen. An dem Essen, das sie noch immer kaum angerührt hatte, aber viel mehr an dem selbst gebauten Blech aus Alufolie und dem Röhrchen daneben. Und für einen Moment war Zac so schockiert, dass er in der Bewegung und in seinen Worten verkrampft innehielt. Er war doch hier für sie, verdammt. Er war hier, er verbrachte die Abende und die Nächte neben ihr, er gab ihr die Möglichkeit sich jederzeit zu melden, er nahm Konflikte mit seiner Verlobten für Lahja in kauf, er büßte Zeit mit seiner Tochter ein, er tat alles. Er tat alles, um ihr zu helfen, und jetzt sollte Ava doch Recht behalten? Dass Lahja diese Hilfe mit Füßen trat? Dabei ging es nicht einmal um den Drogenkonsum an sich: Zac wusste, dass man sich nicht so simpel von einem Tag auf den nächsten dagegen entscheiden konnte und dann sofort clean war. Vor allem jemand wie Lahja nicht. Viel eher ging es hierbei um Vertrauen. Darum, dass Lahja ihre Suchtgedanken nicht mit ihm teilte. Dass sie nicht mit ihm kommunizierte, ihn nich darauf vorbereitete, dass das hier geschehen könnte. Es ging darum, dass Zac sich so fühlte, als hätte seine Ex-Freundin ihn ausgenutzt, um sich von ihm ein warmes Dach über dem Kopf und ein wenig Sicherheit versprechen zu lassen, aber insgeheim eigentlich nur darauf wartete, dass sie in ihr zerstörerisches Leben zurückkehren könnte. War das so? Würde Lahja sich tatsächlich nicht von ihm helfen lassen? So wie seine Verlobte es bereits prophezeit hatte?
Angespannt und verletzt rieb Zac sich hart über das Gesicht, zog seine Hände durch die Haare bis in den Nacken, füllte seine Lungen tief mit Luft und stieß diese dann in einem hörbaren Zug wieder aus, ehe er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken ließ. Sein ganzer Körper sackte dabei in sich zusammen, hilflos stützte er die Ellenbogen auf seinen Knien ab und versenkte erneut das Gesicht in seinen Händen, während er monoton den Kopf schüttelte. "Ich weiß nicht, was ich noch tun soll", sprach er dabei aus, leiser und deutlich demotivierter als üblich, fast schon verzweifelt. "Was soll ich denn noch tun, Lahja? Ich will dir helfen. Ich will, dass es dir endlich besser geht, aber- es fühlt sich so an als würdest du dich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Ich komme einfach nicht zu dir durch." Während er den Kopf hob und seine Ex-Freundin betrachtete, war Zac sich nicht einmal sicher, ob seine Worte gerade überhaupt zu ihr durchdringen konnten. Oder ob er mehr zu einer menschlichen Hülle sprach, als zu der Person namens Lahja, die er schon seit jeher so schätzte und beschützen wollte.


RE: MOTEL - Lahja Emilia O'Neill - 29.08.2018 17:40

Irgendwo, wie durch Watte gedämpft, vernahm Lahja die Worte von Zac aber sie war gar nicht in der Lage, darauf zu reagieren. Mit dem, was sie sich hatte leisten können und der ohnehin gering anhaltenden Dauer der Drogen, vergingen zwanzig Minuten, in denen die junge Frau wie auf Wolken gefangen auf dem Bett lag und auch nichts von ihr zu erwarten war. Es wäre Zac kein Trost, weil er wusste was für ein trügerischer Frieden das war, den seine Exfreundin spürte aber sie sah glücklich aus und zufrieden. Nichts, was man oft von ihr behaupten konnte. Umso grauenvoller traf sie dann aber auch die Realität, als sie Stückchenweise wieder zu sich kam und Zac in seiner Pose auf dem Stuhl sah und auch, wieso er so - niedergeschlagen und abgekämpft? - wirkte. Lahja biss sich auf die Unterlippe und wirkte wie ein Kind, was Mist gebaut hatte, als sie den Kopf senkte und sich mit den Fingern durch ihre Haare fuhr. Für den Moment machten Drogen alles besser aber wenn man wieder klar im Kopf wurde, war doch alles so scheiße, wie es vorher gewesen war. Da halfen nur zwei Dinge - sein Leben wieder in den Griff bekommen oder möglichst schnell weiter konsumieren. Das letzteres für Lahja nur wieder im Gefängnis enden würde, alleine schon wegen der Beschaffungskriminalität, wussten beide oder sie würde nur schlimmere Wege suchen, um an Geld zu kommen. Im Bett begann sie sich aufzurichten und im Schneidersitz die Decke um sich zu rollen, an den sie dann auch begann zu zupfen, als sie endlich ihre Sprache wiederfand. " Weißt du - wenn beide Konsumieren, dann fällt das gar nicht auf, wie tief man wieder drin steckt. Man hat ja keinen Grund eine Pause zu machen und man rechnet sich alles schön - wenn ich nur wollte, könnte ich morgen noch aufhören und so einen Bullshit. Es ist ja nur geraucht und nicht gespritzt. Das ist harmlos." Es fiel Lahja leichter, allgemein zu Sprechen anstatt für sich selber aber sie wusste auch, dass das Zac gegenüber nicht fair war, sich das hier jetzt leichter zu machen. " Ich habe mich dafür schon immer vor Menschen wie dir geschämt... vor Kilian, Matt oder jedem anderen, der mir wichtig ist. Ich dachte auch jetzt, ich kann das irgendwie verheimlichen und es weniger schlimm für dich dastehen lassen, als es ist. Ich hatte Angst wie du mich anschaust, wenn du weißt, wie ich das brauche oder konsumiere. Andererseits bin ich auch zu feige, noch einmal so einen kalten Entzug zu machen oder mich der Realität wieder zu stellen." Sie schluckte schwer weil ihr Mund durch die harten Worte ganz trocken war und sie wagte es gar nicht Zac anzusehen. Klang das nicht alles nur nach billigen Entschuldigungen? Sie wusste es nicht genau aber wenigstens war es die Wahrheit. Wenn auch sehr, sehr spät.


RE: MOTEL - Zac William Coles - 29.08.2018 22:23

Zehrend lang zogen sich die zwanzig Minuten dahin, in denen Lahja von dem Rausch der Droge so gefesselt schien, dass sie keinerlei Reaktion zeigte. Immer wieder sah Zac dabei zu ihr herüber und betrachtete ihr zufrieden wirkendes Gesicht oder ihren gänzlich entspannten Körper. Sie sah so ruhig aus wie sie dort lag, als könnte keine Sorge der Welt zu ihr durchdringen. Fast wie ein kleines Kind, welches noch nicht verstand, dass es auch Böses auf der Welt gab. Und obwohl Lahja wohl noch nie zuvor so frei und glücklich ausgesehen hatte, wusste Zac doch, dass es sich dabei nur um einen Trugschluss handelte. Diese Droge würde ihre Welt zwar für ein paar Minuten in weiche Watte packen, aber zu welchem Preis tat sie das? Der Stoff vergiftete Lahjas Körper und griff ihre Finanzen an, er lieferte sich Auseinandersetzungen mit ihren engsten Bezugspersonen, die diesen unfairen Kampf immer verloren, und heuchelte ihr Geborgenheit und Zufriedenheit vor. Diese positiven Gefühle waren nicht echt - sie hatten keinen Hintergrund und keine wahre Ursache - und das machte sie in Zacs Augen wertlos. Denn sobald der Rausch nachließ war alles genauso trist wie vorher. Auch das erkannte er in Lahjas Augen, als der Wirkstoff der Droge langsam abflachte und ihr Geist zurück in die Realität fand. Der glückliche Ausdruck in ihrem Blick wurde dabei immer schwächer, bis davon kaum mehr was zu erkennen war. Zurück blieb, wie immer, die Sehnsucht danach sich erneut in dieses Hochgefühl flüchten zu können.
Stumm beobachtete Zac aus dem Augenwinkel auch wie Lahja sich langsam wieder aufrichtete, wie Leben in ihren Körper zurückfand, doch er blieb noch immer wortlos, als sie mit kratziger Stimme endlich auf ihn reagierte. Distanziert lehnte er sich in dem Stuhl ein wenig zurück, aber anstatt ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, griff Zac abwesend nach dem Stück Alufolie und drehte es ein paar Mal in seiner Hand. Unfokussiert verlor sich sein Blick dabei im Nichts und es dauerte auch ein paar lange Sekunden, bis er tief die Luft aus seinen Lungen entweichen ließ und erneut den Kopf schüttelte. "Wie sehe ich dich denn an, Lahja?", fragte er ruhig in die Stille hinein. "Und warum schämst du dich dafür? Hast du Angst, dass ich dir Vorwürfe mache? Dass dich das schwach wirken lässt? Dass ich es dir wegnehmen will? Oder willst du einfach verhindern, dass du in unseren Blicken erkennst, was du eigentlich eh schon weißt, aber nicht wahrhaben willst?" Die Sorge, dass diese Droge sie zerstörte und es keine Zukunft für Lahja gab, wenn sie sich weiterhin darin verlor. Aber auch das musste Zac nicht aussprechen; er war sich sicher, dass sie es in seinen Augen erkennen konnte, als er letztendlich tatsächlich wieder in ihr Gesicht sah. "Als ich gestern Morgen mit Ava gesprochen hab, da hat sie gesagt, dass das alles hier umsonst ist. Dass ich meine Zeit und meine Kraft an dich verschwende und dass ich nur zu- verblendet bin das zu erkennen. Ich will dir nichts vorschreiben, Lahja, und das hier ist auch kein Ultimatum - ich schmeiße dich nicht sofort raus oder lasse dich alleine - aber ich muss von dir wissen, ob das alles hier irgendetwas ändert? Oder- wartest du eigentlich nur insgeheim darauf, dass dein Körper nicht mehr so schmerzt, damit du heimlich verschwinden kannst, wenn ich bei der Arbeit bin? Kann es passieren, dass ich in den nächsten Tagen abends hierher komme und du einfach nicht mehr da bist?" Zac wagte es nicht noch einmal den Blick von ihr abzuwenden, um eine Lüge direkt in ihren Augen entlarven zu können. "Was geht in deinem Kopf vor? Ich sehe, dass du selber nicht weiß, welcher Weg der Richtige ist und wie es von hier aus weitergeht, aber- du kannst mir auch nicht erzählen, dass du selber gar nicht darüber nachdenkst."


RE: MOTEL - Lahja Emilia O'Neill - 29.08.2018 23:19

Als Zac sie fragte, was sie in seinen Blicken vermutete - da schaute sie zu ihm hoch und da war nichts von den Dingen zu sehen, vor denen sie Angst hatte. Verachtung oder Verurteilung. Wieso wusste sie denn das nie vorher? Es raubte ihr die Sprache und als er ihr sagte, was Ava ihm Prophezeite, konnte man deutlich den Schmerz in ihren Augen ausmachen und auch die Überraschung darüber, dass er ihr zutraute, einfach so zu verschwinden. Konnte sie es ihm denn Übel nehmen? Erst als er fragte, was sie sich für Gedanken gemacht hatte, senkte sie den Blick wieder in ihren Schoß. Verbissen versuchte sie ihre Gedanken schneller zu sortieren und hob dabei ihr Gesicht wieder und sah in den Spiegel, der im kleinen Motel Zimmer hing. Sie sah sich ihr Gesicht an, welches jetzt ganz blass schien bis auf die dunklen Flecken durch die Aggressionen die Blaze an ihr ausgelassen hatte. Betrachtete den Verband und ihre filigranen Finger strichen über die Würgemale an ihrem Hals. Es machte den Eindruck als hätte Lahja sich lange nicht mehr ihrem Spiegelbild gestellt und als wäre sie selber erschrocken darüber. Vielleicht stimmte das auch und sie hatte sich seit Monaten nicht mehr wirklich wahrgenommen. " Ich - ich kann dir nicht sagen, ob sich das lohnt mir zu helfen..." Sprach sie eher gegen ihr Abbild und drehte sich erst danach zu Zac, mit demselben, geschockten Blick mit dem sie sich selbst eben noch angeschaut hatte. " Aber ich wäre nicht einfach so gegangen und das - das habe ich auch nie vorgehabt, zu warten bis du auf der Arbeit bist und unterzutauchen. Ich verspreche es." Sie nickte um ihre Aussage zu bestätigen aber nun kam die härtere Frage. " In meinem Kopf ist das wie ein Prozess, dass ist kein fester Plan und ich... habe selbst nicht damit gerechnet, wie sehr der in der Hand... der Droge ist. Ich weiß jetzt, ich muss etwas ändern - kurz nach dem Konsum und dann... weiß ich, ich habe noch etwas Stoff oder ein bisschen Geld und bei den ersten Magenkrämpfen oder den ersten Unannehmlichkeiten, schaltet sich sofort ein, dass ich wieder was neues besorgen muss und dann... dann kommen diese verflucht friedlichen zwanzig Minuten wo die Welt einfach nur schön ist. Also sind die Gedanken um die Zukunft immer anders und immer unterschiedlich weit. Verstehst du? Ich sehe in deinen Augen keine Enttäuschung aber ja, ich habe Angst vor Vorwürfen, dass ich schwach bin - was ich selber schon weiß und gerade, gerade hätte ich keine Angst das du es mir weg nimmst, ich würde es dir freiwillig geben und auch mein restliches Geld aber spätestens in vierundzwanzig Stunden würde ich das bereuen und je näher ich an diesen Punkt käme, desto mehr Angst hätte ich auch, dass du es mir weg nimmst." Lahja senkte ihren Kopf und legte ihre Finger an ihre Stirn, schon fast als wollte sie sich in ihrer kleinen, eigenen Welt verstecken und an ihrer Stimmlage konnte man auch wahrnehmen, dass sie schon wieder kurz vorm weinen stand. " Bevor - es irgendwie weiter geht, muss ich Entgiften. Vielleicht... hilft mir da ja... jemand und wenn ich den Enttäusche, ist das nicht so schlimm und Ava hat keinen Grund mehr dir Vorwürfe zu machen?" Es machte ihr eine scheiß Angst, sich nur auf Krankenschwestern zu verlassen und Psychologen. Genauso machte es ihr Angst, was das körperlich hieß aber es war doch zumindest mal eine Entscheidung und wenn das schief ging, wüsste Zac wenigstens, dass er es versucht hatte. Als sie der Entschluss innerlich bei ihr ankam, hatte sie das Gefühl, es müsste auch irgendwie schnell gehen. Falls sie sonst der Mut wieder verließ? Oder die Droge doch ihre Sirenen der Sehnsucht wieder nach ihr ausstreckte? Vielleicht war sie es auch gerade, die sich einredete, Zac nun endlich einen Ausweg bieten zu müssen, hier weiter seine Zeit zu opfern - auch wenn er das so mit keiner Silbe gesagt hatte.


RE: MOTEL - Zac William Coles - 30.08.2018 09:51

In Zacs Blick lag tatsächlich keinerlei Wertung, als Lahja von ihren stetig schwankenden Gedanken berichtete. Er war zwar niemals süchtig gewesen, aber er kannte auch die Verlockungen einer Droge und wie schnell es einem passieren konnte, dass sich das gesamte Leben darum zentrierte. Wenn man sich morgens schon darauf freute, dass man abends wieder etwas konsumieren konnte. Wenn man seinen Tagesablauf darum plante und am Ende nichts wichtiger war, als sich erneut auf einen Höhenflug zu begeben. Es war nie leicht sich davon zu trennen, das war es auch für Zac nicht gewesen, und deshalb konnte er auch nur erahnen wie viel schwieriger es noch für Lahja wäre sich dagegen zu entscheiden und danach ein Leben ohne Rauschmittel zu führen. Er würde sie nicht verurteilen, wenn sie sagte sie könne und wolle das jetzt noch nicht. Er würde zwar versuchen sie umzustimmen und er würde auch niemals müde sie immer wieder in die richtige Richtung zu drängen, aber Zac war durchaus klar, dass man sich nur selber für einen Entzug entscheiden konnte und dass Nüchternheit niemals funktionierte, wenn man dazu gedrängt wurde.
Trotz dessen war es für ihn aber wichtig endlich eine Antwort darauf zu bekommen, wohin das alles hier führte. Er musste wissen, ob Ava recht behielt und ob er einer Vision hinterher rannte, die keinen Halt hatte. Ob sein ausgeprägter Beschützerinstinkt und Helfersyndrom ihm zu sehr die Sinne vernebelte und ihn nicht klar darauf blicken ließ, dass er mit Lahja nur in eine Sackgasse rannte. Oder war es so wie er vermutete? Dass Lahja ihn angerufen hatte, weil sie tief in sich nicht nur eine kurzzeitige Rückzugsmöglichkeit suchte, sondern eigentlich grundlegend etwas ändern wollte? Weil sie wusste, dass Zac ihr dabei helfen könnte und würde?
Für einen Moment wirkte es so als könnte auch Lahja ihm bei der Beantwortung dieser Fragen nicht helfen, weil sie in sich selber so hin- und hergerissen schien, dass sie keine klare Antwort treffen konnte. Bis sie dann etwas sagte, an das er sich wie verbissen klammerte: Sie wollte entgiften. Und sie wollte das mit professioneller Hilfe tun. Sie ging endlich diesen einen Schritt, den Zac umbedingt gebraucht hatte, um seine Entscheidungen vor Ava zu rechtfertigen und um auch selber die Notwendigkeit seiner Anwesenheit zu verteidigen. Lahja würde ganz deutlich in seinem Blick erkennen können wie sich dort auf einmal etwas änderte, wie da auf einmal neue Kraft und neuer Mut für sie beide erschien. Und weil Zac schon immer ein Mann der Taten gewesen war, und weil er auch wusste, dass Lahjas Entscheidung längst nicht in Stein gemeißelt war - sie selber hatte schließlich soeben noch gesagt, dass ihre Motivation stets schwankte - stand er augenblicklich vom Stuhl auf. "Okay, lass uns gehen. Jetzt. Wir fahren in die nächste Klinik und reden mit jemandem. Ich weiß nicht, ob sie dich direkt dort behalten - das würde ich eher bezweifeln - aber dann hast du den ersten Schritt schonmal getan, Lahja. Und du weißt selber, dass das immer der Schwerste ist." Zac wollte sie mit dieser plötzlichen Entscheidung nicht völlig überfahren und er wollte sie auch nicht zu etwas drängen, zu dem sie noch nicht bereit war, aber in seinem warmen Blick sah Lahja das auch. Er erwartete nichts von ihr, aber indem er seine geöffnete Hand zu ihr streckte und ihr direkt in die Augen sah, versprach er ihr wortlos, dass sie diesen Weg nicht alleine gehen musste. Dass er bei ihr war. Und vielleicht könnte sie das ja dazu motivieren jetzt die richtige Entscheidung zu treffen, anstatt es schon wieder aufzuschieben. Bis die Sehnsucht nach dem Rausch wieder größer wurde, als die Sehnsucht nach einem Leben.

So weit sollte es aber nicht kommen, denn stattdessen passierte etwas, mit dem fatalerweise keiner von ihnen gerechnet hatte. Erst ein lautes, drängendes Klopfen an der Tür, dann ein unsicherer Blick von Zac in dieselbe Richtung, ein weiterer daraufhin zurück zu Lahja. "Wer ist da?", fragte er laut, ohne sich zu bewegen, aber so als hätte derjenige dahinter nur darauf gewartet, drückte sich auf einmal die Klinke herunter. Hatte Zac vergessen abzuschließen? Als er gerade gekommen war? Hatte ihn Lahjas Anblick und dann das Blech auf dem Tisch zu sehr abgelenkt? Er kam jedoch nicht einmal dazu den Gedanken zu Ende zu denken, ehe Blaze den Raum betrat. Zac sah sofort, dass er irgendetwas konsumiert hatte: Sein Gesicht, und vermutlich auch der Rest seines Körpers, war schweißüberströmt, seine Augen wirkten fanatisch und wütend, die Pupillen darin viel zu groß. Immer wieder erzitterte er vor Anspannung und Überforderung, und dennoch wirkte er wild entschlossen. Nur noch mehr, als er auf einmal in die Tasche seiner zu großen Sweatjacke griff und eine Waffe hervor zog. Lahja wusste, dass Blaze sie besaß. Zu größeren Deals nahm er sie immer mit sich und er hatte auch schon mehrmals auf dem Bett gelegen und das schwere Metall in seinen Händen gedreht, aber noch niemals zuvor hatte er sie auf einen Menschen richten müssen. Noch niemals zuvor hatte er sie entsichert, so wie er es jetzt tat, als Zac sich aus Reflex schützend vor Lahja schob und abwehrend, aber gleichzeitig beruhigend, seine Arme mit geöffneten Handflächen ausbreitete. "Blaze-", versuchte er dabei so ruhig wie eben möglich auszusprechen, aber dieser ließ Zac gar nicht zu Wort kommen. "Verpiss dich, du scheiß Wichser, oder es knallt! Verdammter Hurensohn!" Jedes Wort schrie Blaze so laut hervor, dass es in den Ohren beinah schmerzte. "Glaubt ihr ihr könnt mich einfach hintergehen? Glaubt ihr ihr könnt euch hier in aller Ruhe verstecken und ich krieg nichts davon mit? Ja? Ich sollte euch beide kalt machen!" Ob er absichtlich mit der Waffe fuchtelte, oder ob seine Wut Blaze erneut erzittern ließ, konnte Zac nicht sagen. "Hm, Lahja? Was sagst du dazu? Soll ich deinem kleinen Loverboy hier ne Kugel in den Schädel jagen?"


RE: MOTEL - Lahja Emilia O'Neill - 30.08.2018 12:43

Lahja ließ sich von dem Mut und dem Tatendrang von Zac anstecken. Vielleicht realisierte auch sie, dass ihr so viele Chancen nicht mehr blieben, den Absprung zu schaffen. Vielleicht hatte sie auch verstanden, dass für ihren Exfreund langsam sogar die Hoffnung schwand und sie konnte ahnen, dass weitere Rückschläge dann doch bedeuten konnten, dass er ihr nicht mehr half - und sie alleine war. Es hatte schon einige Wochen gedauert und wenn es nicht die nüchternen Abendessen und den Sport gegeben hätte, dann würde sie sich vielleicht gar nicht erinnern wie es auch mal anders gegangen war, sie hatte schon clean Zeiten in ihrem Leben gegeben. Blaze Tat hatte sicher auch seinen Teil dazu beigetragen, sie nun sehen zu lassen, wo ihr Weg hinführen würde wenn sie nicht jetzt etwas änderte. Blaze war die letzten eineinhalb Jahre teil ihres Lebens gewesen und jetzt dachte sie auch noch daran, ihm danach eventuell auch Helfen zu können. Sie machte sich keine Illusionen mit Zac - auf dieser Grundlage hatten die treffen der beiden nie stattgefunden. Sie wusste, er hatte eine Familie und eine Verlobte. Das hier war etwas anderes aber sie war ihm Dankbar. Als sie nicht wusste, wohin, war er der Fels gewesen, den sie gesehen hatte und sah nahm sie auch seine ausgestreckte Hand entgegen, sich aus dem Bett helfen zu lassen und war dabei, ihn als Zeichen ihrer Dankbarkeit zu umarmen. " Okay, dann machen wir das..." stimmte sie ihm noch zu, eher es dann klopfte und alles ganz schnell wieder anders kommen sollte. Shit!
Als Blaze den Raum betrat, mischten sich Gefühle von Angst und Sehnsucht in Lahja aber diese wurden Jäh unterbrochen, als sie sehen konnte, was er aus seiner Jackentasche zog. Sie kannte die Waffe, sie wusste, dass sie funktionierte und die sonstige Faszination für diese, wandelte sich in Schock um als er die Waffe entsicherte. Das Zac sich vor sie schob, realisierte sie nur langsam aber sie war auch nicht bereit, dass in Kauf zu nehmen. Blaze stand unter Strom, unter euphorisierenden Drogen und damit unberechenbar zu handeln war nicht schwierig. Außerdem würde ihn das Bild der beiden noch mehr erzürnen. Lahja nicht ganz bekleidet und fast in den Armen ihres Exfreundes. Das war doch nur pures Futter für seine Phantasien, was zwischen den beiden gelaufen war und er würde sich nur noch betrogener fühlen. Zac war Familienvater und sie würde nicht zulassen, dass er für sie den Helden spielte - nicht wenn es so ernst war. " Baby, lass das - es ist alles gut. Ich... ich wollte nur etwas Abstand, du hast mich echt erschrocken aber ich wäre doch wieder gekommen." Und sie schob sich unter Zacs hochgehaltenen Händen hindurch. " Du weißt doch, keiner meiner sonstigen Freunde hätte Kohle gehabt, mich her zu bringen und für einen Arzt oder so einen scheiß. Ich wäre doch zurück gekommen." Sie konnte nur hoffen, dass er ihre sanfte Stimme gegen seine lauten Worte ankommen ließ und das er zumindest ins Nachdenken geriet, dass er sich sicher war, Lahja würde ihn nicht einfach zurück lassen. Sie selbst sagte das, um in Sicherheit gewogen zu sein. Sowohl sie, als auch Zac. " Ich... komme sofort mit dir mit - und das lohnt sich doch nicht, unser Leben weg zu schmeißen wenn du damit jetzt... schießt?" Konnte sie ihn damit bekommen, dass die Zukunft nur ihnen gehörte und sie sich nur darauf beschränkte? Das sie sich sorgte, um ihn? Irgendwo tat sie das auch - es war ein ganz bizarres Gefühl was sie hatte und sie ärgerte sich über sich, dass alles so weit gekommen war. Das war ihre Schuld.


RE: MOTEL - Blaze - 02.09.2018 21:14

Achtundvierzig Stunden waren nun schon vergangen, seitdem Blaze geblendet von der Wut auf seine Freundin eingeprügelt hatte. Und dadurch auch knapp achtundvierzig Stunden, seitdem sie spurlos verschwunden war. Er selber hatte versucht sich nach dem Vorfall abzulenken, indem er mit ein paar Drogen-Freunden in einer verranzten Kneipe abhing, aber als sein Rausch langsam abflachte, verpuffte auch die Wut aus ihm. Dass Lahja ihn hintergangen und belogen hatte, das ließ sich seiner Ansicht nach nicht bestreiten, und dass Blaze dieses Verhalten verletzte war offensichtlich, aber selbstverständlich wurde ihm mit der Zeit auch langsam bewusst, dass seine maßlos gewalttätige Reaktion ungerechtfertigt war. An sich war das keine Seltenheit: Auf Drogen tat Blaze ständig Dinge, die er im nüchternen Zustand niemals wagen würde, doch üblicherweise bereute er seine überdrehten Entscheidungen hinterher nicht. Warum auch? Das Hochgefühl, das Adrenalin, die Endorphine, der sogenannte Kick, das war alles ein verführerischer Teil seiner regelmäßigen Fehltritte und Überreaktionen, genau so wollte und brauchte er es, aber das hier? Das war anders.
Blaze liebte es sich mit Lahja zu streiten - wie sie beide dabei leidenschaftlich und exzessiv handgreiflich wurden - doch eigentlich waren sie dabei immer ebenbürtige Gegner geblieben. Er hatte sie nie schwer verletzt und sie ihn ebenfalls nicht. Weshalb das an dem heutigen Abend anders gewesen war, welcher Teufel sich an diesem Abend in seinem Gehirn eingenistet hatte, das konnte er selber letztendlich nicht mehr sagen. Vielleicht war es nicht mehr und nicht weniger, als die Angst davor Lahja zu verlieren. Seine Partnerin, seine Seelenverwandte. Diejenige, die jedes Down ein bisschen erträglicher machen konnte und mit der sich jedes High so gut anfühlte wie nie zuvor. Daher realisierte Blaze nach ein paar Stunden auch, dass er besagten Teufel lieber nicht kennen gelernt hätte und so begab er sich - viel früher als für seine Verhältnisse üblich - im Dunklen auf den Heimweg, um nach Lahja zu sehen, mit ihr gemeinsam den guten Stoff zu rauchen und über die Gleichgültigkeit und Wärme des Heroin diese Auseinandersetzung einfach zu vergessen. Wie schon so oft zuvor.

Das war zumindest der Plan. Die Wirklichkeit, die sah jedoch brutal anders aus, denn anstatt Lahja im gemeinsamen Bett vorzufinden, war der Bauwagen leer. Weit und breit keine Spur von ihr. Blaze lief über den gesamten Platz, klopfte sogar bei bekannten Nachbarn, versuchte herauszufinden, ob sie irgendwo Unterschlupf gesucht hatte, aber nichts. Und auch in den einschlägigen Kneipen, die sie normalerweise oft gemeinsam besuchten und wo er deshalb ebenfalls nach ihr Ausschau hielt, konnte er sie an diesem Abend nicht finden. Niemand hatte sie gesehen, keine Nachricht von ihr war zurück geblieben, und obwohl er versuchte sich innerlich dagegen zu wehren, kamen automatisch die destruktiven Gedanken zurück. Hatte ihr scheiß Ex-Freund wieder etwas damit zutun? War sie bei ihm? Was tat sie gerade mit ihm? Küssten sie sich? Schliefen sie miteinander? Betrog sie Blaze? Waren die vergangenen anderthalb Jahre für sie nur Ablenkung gewesen? Nur Spaß? Ohne Bedeutung? Diese Gedanken waren wie eine dunkle Abwärts-Spirale: Immer mehr steigerte Blaze sich in Lahjas möglichen Betrug hinein und rutschte daher tiefer und tiefer in seine Wut.

Dieselben Fragen liefen in Blaze Kopf seit zwei Tagen in einer Dauerschleife, zwischendurch konnte er sich nur mithilfe der Drogen ablenken und beruhigen. Sich für ein paar Minuten in Geborgenheit und Glück hüllen, bevor die bittere Realität ihn wieder ergriff und er unruhig im Bauwagen gegen die Tür starrte, darauf wartend, dass Lahja endlich wiederkehrte. Das tat sie aber nicht. Sie war wie vom Erdboden verschluckt und je mehr Zeit verging, desto paranoider und wütender wurde Blaze. Und das trug selbstverständlich auch dazu bei, dass er erneut völlig überreagierte, als ihn endlich ein Lebenszeichen seiner Freundin erreichte.
Ein gemeinsamer Freund von ihnen, ebenfalls ein Dealer, lief ihm abends zwischen einigen heruntergekommenen Kneipen in East Los Angeles über den Weg und völlig nebensächlich fragte er ihn auf einmal nach Lahja. Weshalb sie nicht mehr bei Blaze wohnte, sondern in einem Motel rumhing. Und wer sie so zugerichtet hatte. Die Konversation wirkte belanglos, ehrliches Interesse füreinander war in Drogen-Kreisen sowieso meistens geheuchelt, und so zögerte der andere Typ auch nicht ihm das Motel und sogar die genaue Zimmernummer zu nennen. Deren Probleme waren schließlich nicht seine Probleme, und dass Blaze sich daraufhin unruhig und wütend abwandte, das interessierte ihn ebenfalls kaum. Drama und Tragik und Trennungen und Handgreiflichkeiten waren in diesem Umfeld keine Seltenheit.

Etwa dreißig Minuten später stand Blaze also genau dort, wo Lahja sich aktuell aufhielt und das nicht einmal allein, sondern tatsächlich mit ihrem Ex-Freund. Das Kokain, das Blaze auf dem Weg hierher noch geschnupft hatte, ließ ihn am ganzen Körper erzittern, aber es gab ihm auch die nötige Entschlossenheit und Selbstüberschätzung, um seine geladene Waffe auf die beiden zu richten und darüber hinaus auch noch die Sicherung zu lösen. Er stand völlig unter Strom, die Wut und die Aggressivität nahmen seinen Körper ein, Egoismus und Arroganz benebelten seine Sinne. Blaze könnte an diesem Abend für nichts garantieren, sein Finger lag bedrohlich fest auf dem Abzug der Waffe, denn noch nie zuvor hatte er sich so verraten und verletzt gefühlt. Lahja hatte ihn hintergangen, immer wieder, und sie tat es auch jetzt noch, nachdem er ihr eine Lektion erteilt hatte. Es war als trete sie ihn und seine Ängste mit Füßen. Als wären tatsächlich all die gemeinsamen Versprechen und Visionen der letzten Monate nur Heuchelei. Ursache seiner Wut waren daher nicht die Drogen, und auch keine fälschlichen Besitzansprüche, sondern einzig und allein seine Gefühle für Lahja. Dass er sie wirklich liebte und wirklich begehrte. Auf seine eigene destruktive Art.
Aber eben dies war auch der Grund dafür, dass sie ihn mit ihren weichen, vertrauten Worten durch die Aggressivität hindurch noch erreichen konnte. Schon als sie das Wort Baby aussprach, änderte sich etwas in dem Blick von Blaze. Seine Augenlider zuckten, starr sah er in das Gesicht seiner Freundin. Er wollte ihr so gerne glauben, er wollte es wirklich, aber der Teufel in ihm ließ keine Ruhe. "Verarsch mich nicht", raunte er ihr zu, mit vor Adrenalin schwer pochendem Herzen. "Lüg mich nicht an, du Hure. Das hier war doch von Anfang an was du wolltest! Du hast dir über Monate hinweg meine Drogen rein geballert und nur drauf gewartet, dass du wieder zu diesem Wichser zurück gehen kannst." In der Wut schloss sich die Hand von Blaze noch einmal fester um die Waffe, die mit dem Lauf noch immer auf Zac gerichtet war, und doch konnte man in seinen Augen erkennen, dass er Lahjas Worten Glauben schenken wollte.


RE: MOTEL - Lahja Emilia O'Neill - 03.09.2018 15:33

Lahja konnte in Blaze Augen die Veränderung sehen und auch wenn seine Worte voller Wut waren, konnte sie begreifen, wieso er das sagte. Sie konnte wahrscheinlich auch verstehen, wieso er sie verprügelt hatte. In den letzten eineinhalb Jahren hatte Lahja immer wieder spüren können, wie ähnlich sich die beiden waren und das sie die selben Ängste in sich trugen - verlassen werden und dann alleine sein. Wieso hatte sie das bei Zac so vergessen? Was war passiert, dass sie sich auf einmal wieder mehr vom Leben gewünscht hatte und wieso hatte sie sich nicht ihrem Freund anvertraut? Wieso hatte sie mit Blaze nicht darüber gesprochen wie sie auch ein nüchternes Leben wieder reizte und ihn versucht zu überzeugen, mit ihr den neuen Weg gemeinsam zu gehen? Vielleicht weil sie wusste, dass es keine Hoffnung gab, die beiden könnten gemeinsam aus diesem Teufelskreis heraus kommen. Sie konnten sich gegenseitig nicht Retten sondern nur tiefer hinein geraten. Es tat ihr nun dennoch unfassbar Leid, ihn alleine gelassen zu haben, in einer Situation, in der auch sie den Verstand verloren hätte. Trotzdem riss auch die Sorge nicht ab, dass er mit seinen bebenden Fingern aus versehen doch noch den Abzug drückte und Zac dabei verletzt wurde oder schlimmeres. Doch nicht aus romantisches Gefühlen sondern weil sie ihn als Menschen liebte und wer er war und das sie sich auf ihn immer verlassen konnte - ganz gleich, wie viele Gründe sie ihm lieferte, sich nicht mehr um sie zu kümmern und sie sich selbst zu überlassen. Lahja fühlte sich so zerrissen, gemischt mit dieser unbeschreiblichen Angst. " Das stimmt nicht - du weißt doch, dass das nicht stimmt. Ich Liebe dich aber ich hatte... Angst vor dir." Es war nicht leicht das auszusprechen weil Lahja gerne darauf bestand, niemals vor etwas Angst zu haben. Es stimmte jedoch, dass sie ihn liebte, auf diese verrückte Weise wie die beiden eben einander lieben konnten. Auf diese destruktive, lebensmüde Weise weil diese Welt für sie beide eben nicht so viel gutes zu bieten gehabt hatte und vielleicht war es auch das, was Lahja ganz bewusst in die Schussbahn gehen ließ. Wenn er abdrücken sollte oder wollte, dann konnte er das tun und vielleicht war das für sie auch ein Ausweg. Für sie würde es das vielleicht leichter machen als weiter nur die Abgründe der Welt zu sehen. Langsam bewegte sie sich auf ihn zu, egal ob das vielleicht ein Fehler war weil man sich von Menschen in diesem Zustand lieber fern halten sollte. " Lass... uns gehen. Wenn du noch willst. Ich... will vielleicht etwas an meinem Leben ändern aber das... das kann ich doch auch mit dir - nur... tu mir nie wieder so weh." Ganz behutsam hob sie die Hand, als wartete sie auf ein Zeichen, ihn berühren zu dürfen. Ihn Beruhigen zu dürfen. Sie schenkte ihm seine ganze Aufmerksamkeit, ihm und der Waffe und bewusst drehte sie sich nicht zu Zac um, damit Blaze nicht das Gefühl bekam, sie würde sich für irgendjemand anderen interessieren als ihn.