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RE: NEW YORK - Noah Scott - 05.12.2015 11:30 Als ich am Morgen alleine im Bus aufwachte, nur mit einem Zettel von meiner Freundin neben mir, hatte ich ihren Albtraum noch nicht einmal ansatzweise verarbeitet. Sie und auch Zac redeten zwar viel mit mir und ich wusste wie hart die vergangenen Tage für beide gewesen waren, aber selber den zitternden Körper von Lahja in den Armen zu halten, den panischen Blick in ihren Augen zu sehen und zu hören, welche Ängste ihr tatsächlich durch den Kopf gingen, das war noch einmal eine ganz andere Geschichte und schockierte mich nachhaltig. Mitfühlend sah ich sie deshalb auch an, als sie atemlos und verschwitzt zu mir zurück kehrte und mir distanziert einen Kuss auf die Lippen drückte, doch allem Anschein nach lag es überhaupt nicht in ihrem Sinn die vergangene Nacht noch einmal zu thematisieren. Und weil ich in unserer Beziehung noch nie besonders fordernd oder erwartungsvoll gewesen war, ließ ich mich auch diesmal auf ihre Wünsche ein und nickte nur ein wenig unsicher. "Das hört sich gut an, mit der Natur. Wenn wir hier bleiben, enden wir sowieso nur immer wieder in der WG und so schön es auch ist die alle wiederzusehen - das war ja nicht der Sinn der Sache." Etwas verkrampft wirkte mein Lächeln, als ich aus dem Bus stieg und ein paar Sachen aus meinem Rucksack unter meinen Arm klemmte, um daraufhin gemeinsam mit Lahja zurück zu dem Haus zu laufen, in dem ich mehrere Jahre gewohnt hatte. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Abstecher zum Bäcker und in einen Supermarkt, damit wir kurz darauf nicht mit leeren Händen klingeln mussten. Und der Plan ging auf. Großen, dankbare Augen sahen uns an, man zerrte uns hinein, nahm uns die Lebensmittel ab und gewährte uns im Gegenzug Zugang zum Badezimmer. "Geh du ruhig zuerst duschen", bot ich meiner Freundin an, wollte mich gerade schon von ihr abwenden, als ich doch noch einmal inne hielt und ihr von der Seite ins Gesicht sah. "Ist alles in Ordnung? Wegen gestern Nacht, meine ich. Kann ich irgendetwas tun?" RE: NEW YORK - Lahja Emilia O'Neill - 07.12.2015 22:15 Lahja schwieg, Noah kannte sie lange genug um daran fest zu machen, sie war selber noch nicht soweit wie sie es wollte, wieder Normalität einkehren zu lassen. Trotzdem, als er sie am Badezimmer abfing und nicht mal in Erwägung zog, sie unter die Dusche zu begleiten – streichelte sie liebevoll über seine Wange und wies ihn nicht sofort wieder von sich oder tat so als sei nichts gewesen. „ Ja,... gibst du mir... erst mal ein bisschen Zeit? Ich weiß, dass ich mit dir... Reden sollte – darüber – aber ich kann das jetzt noch nicht.“ Zumindest probierte sie ihm tief in die Augen zu sehen, während sie auf seine Antwort wartete aber irgendwann sah sie zu Boden und war damit Beschäftigt, ihre Emotionen zu kontrollieren. Was ein Glück, dass sie joggen gewesen war, sonst wäre es eventuell ganz anders zwischen den beiden gelaufen und in ihr wäre Wut wieder den anderen Gefühlen vorgezogen worden. So aber nicht, so ging sie schließlich Duschen und tauschte mit Noah danach den Platz am Frühstückstisch. Neugierig sahen die Mitbewohner ihr dabei zu, wie sie die Karte aus der Tasche zog und den Weg nach Ringwood in New Jersey einzeichnete. Lahja wurde kratzbürstig, als sie sich über ihre Idee amüsierten und das die beiden lieber hart mit Feiern kommen sollten, dass sie Noah nicht immer von ihnen weg reißen sollte, die beiden sahen sich doch öfter und es reichte, als sie meinten, er würde unter ihrem Pantoffel stehen. Als dann noch einer Scherzend – wegen der offenen Beziehung - einwarf, das nächste Mal sollte er eine andere Freundin mitbringen weil die vielleicht chilliger sei, wurde ihre Miene eisern. Spaß verstand sie gerade Sicher nicht. Bei Noah konnte und wollte sie sich zusammenreißen, sie ließ ihn zu sich durch kommen aber bei den Menschen hier war das was anderes. „ Schnauze halten.“ Eher das hier aber ausartete, raffte sie alles zusammen.“ Sagt ihm doch einfach, ich bin schon mal am Wagen.“ So beherrscht kannte sie keiner, war sie auch nicht, denn eher sie ging, konnte sie sich nicht verkneifen dem dreist Grinsenden Gegenüber sein Nutella-Brötchen in die Visage zu drücken und mit jeder Tür, durch die sie ging, Lautstark ihren Unmut im Haus kundzutun, in Form von zuknallen. Scheiß Penner. Am Bus kochte sich ihr Gemüt langsam herunter, was auch daran lag, dass sie ein paar Mal gegen die Hauswand geboxt hatte – man sah es an ihren Knöcheln. Als Noah kam, saß sie auf dem Beifahrersitz und starrte in den Himmel, auf dem Armaturenbrett lag eine Einkaufsliste. „ Los?“ fragte sie, eher er ihr eine Frage stellen konnte, warum sie hier saß und nicht oben. RE: NEW YORK - Noah Scott - 09.12.2015 20:58 Verwirrt sah ich in die Runde, als ich aus dem Badezimmer zurückkehrte und Lahja nirgends erkennen konnte. Und noch verwirrter wurde mein Gesichtsausdruck, als ich bemerkte, dass einer meiner Freunde sich mit einem Taschentuch fluchend Nutella aus dem Gesicht wischte, aber es dauerte nicht allzu lange bis mir jemand die Zusammenhänge erklärte. Zumindest teilweise, mehr als ein "Wir haben nur ein bisschen Spaß gemacht" bekam ich aus meinen Freunden nicht heraus, bevor ich mir kopfschüttelnd noch ein Brötchen zwischen die Kiefer schob und mich ein wenig halbherzig von allen verabschiedete. Ich hatte die Jungs zwar unheimlich vermisst, aber das hier war nur einer von vielen Momenten, in denen ich doch merkte, dass wir vielleicht einfach nicht mehr so gut zueinander passten wie früher. Dass ich mich zu sehr verändert hatte. Aber auch diese Erkenntnis war in Ordnung, irgendwie sogar befreiend, denn als ich die Treppen nach unten lief fühlte sich der Abschied auf einmal nicht mehr so schwer an wie beim letzten Mal. Lahja saß wie erwartet bereits im Bus und obwohl ich darauf gehofft hatte, dass sie mich darüber aufklären konnte, was dort in der Küche wirklich geschehen war, erkannte ich an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie auch darüber gerade nicht reden wollte. Wie immer akzeptierte ich das - es wäre auch nur kontraproduktiv sie zu etwas zu drängen, was sie nicht tun oder sagen wollte - aber mit einem tiefen Seufzen ließ ich trotzdem meinen Unmut darüber aus, dass es ihr so schwer fiel mich an diesen Dingen teilhaben zu lassen. Mit mir zu reden. Auch nach so vielen Jahren. Doch ohne etwas dagegen zu sagen, verstaute ich meine Sachen in meinem Rucksack und ließ mich dann nickend auf den Fahrersitz sinken. "Los", bestätigte ich, sah ihr noch einmal von der Seite ins Gesicht, aber als noch immer keine Erklärung von ihr aus kam startete ich den Wagen und lenkte uns ein wenig umständlich aus unserem Stellplatz heraus. "Wo fahren wir jetzt als Erstes hin?" RE: NEW YORK - Lahja Emilia O'Neill - 10.12.2015 01:31 Sie bemerkte wohl den Unmut von Noah, auch das Seufzen aber mit ihrem Schweigen wollte sie ja nichts böses für ihn sondern viel eher, dass er sich nicht über seine Freunde ärgerte. Oder würde er das nicht? Sah er das genauso? Lahja zerbrach sich also lieber vorerst selber den Kopf, beantwortete ihm nur die Frage, wohin es die beiden führen würde. „ Richtung New Jersey, da gibt es einen Ort im Grünen. Ringwood. Hab es schon in der Karte eingezeichnet... wenn wir da sind, suchen wir uns einen Einkaufsladen und ab da würde ich einfach aus dem Bauch heraus mit dir Entscheiden... welcher Weg schöner ist? Bis wir keine Lust mehr haben, weiter zu fahren und an dem Fleck für die Nacht bleiben wollen und ich bekomme endlich mein erstes Gitarrensolo?“ Na, wenn das mal eine Aussage von dieser Frau war, die sonst nichts wirklich faszinierendes an der Natur fand. Da war sie eher wie ihr Dad, nicht wie Jeany aber vielleicht war genau das mal das richtige. Genau das sollte sich auch Bestätigen, denn je mehr sie den Trubel der Stadt verließen, hatte sie das Gefühl ruhiger zu werden. Die Fahrt dauerte weniger als zwei Stunden, nach einer Stunde, die sie eher schweigend und mit Musik verbrachten, sah sie dann endlich Noah von der Seite an und brach die Stille. „ Wer hätte Gedacht, dass ich mich mal auf den Weg ins Grüne mache... freiwillig. Findest... du das denn auch okay? Hättest du lieber noch etwas anderes gemacht?“ Und weil diese Art Zweifel nicht ihre Art waren, musste sie sich ihrem Freund doch weiter Erklären. Oder aber sie war es Noah schuldig, wie sie es mittlerweile eingesehen hatte. „ Ich hab mich mit den WG´lern gezofft, weil sie der Meinung waren, ich raube euch die Zeit und ich würde in der Beziehung über deinen Kopf... hinweg Entscheiden. Hast du... auch das Gefühl? Der, der sich das Nutella-Brot im Gesicht verdient hat, meinte, das nächste Mal solltest du mit einer deiner chilligeren Freundinnen vorbei kommen. Vielleicht... hat er Recht damit.“ Vielleicht war sie zu Egoistisch in der Beziehung der beiden? Lahja wusste doch auch nicht, diese Aussagen griffen doch viel tiefer als eine Entscheidung zu einem Trip ins Grüne. Sie hatten Lahja auch mal wieder daran Zweifeln lassen, wie gut sie eigentlich für Noah war, als ob sie daran nicht schon oft genug selbst zu knabbern hatte. RE: NEW YORK - Noah Scott - 12.12.2015 16:14 Nickend stimmte ich Lahja zu und obwohl mir New York als Stadt zwar fehlte, könnte ich mir kaum etwas Schöneres vorstellen, als mit ihr gemeinsam in die Natur zu fahren. Mein 16-jähriges Ich hätte vermutlich laut gelacht, damals gab es für mich nichts Schlimmeres als die Einöde auf dem Land, und gewissermaßen war ich ja durch meinen Job als Straßenmusiker auch an die großen Städte gebunden, aber nach der Zeit mit Haily, den anderen Hippies und meiner LSD-Erfahrung sah ich die Natur mit ganz anderen Augen. Je weiter wir aus der Stadt hinausfuhren, desto ruhiger wurde ich und desto entspannter fühlte ich mich. Die Auseinandersetzung zwischen Lahja und der WG hatte ich schon beinah wieder vergessen, als sie mich kleinlaut daran erinnerte und ich von der Seite in das hübsche, aber verbissene Gesicht meiner Freundin sah. "Was haben die gesagt?", fragte ich, obwohl ich jedes Wort aus ihrem Mund deutlich verstanden hatte, aber ich konnte einfach nicht glauben, dass meine sogenannten Freunde noch genauso waren wie früher. Genauso ablehnend und voller Vorwürfe. Lahja und ich kannten uns jetzt schon 5 Jahre lang, ich war für sie bis ans andere Ende des Landes gezogen - verdammt, was wir alles zusammen durchgestanden hatten - und ich war noch immer wirklich glücklich mit ihr, bereute keine dieser Entscheidungen, aber die Jungs konnten sich trotz allem nicht für mich freuen? Stattdessen nutzten sie die erstbeste Möglichkeit, um Lahja zu verletzen und das auch noch so erfolgreich, dass sie jetzt schon wieder an ihren Entscheidungen zweifelte? Vorsichtig griff ich nach der Hand meiner Freundin, drückte ihre Finger sanft mit meinen und wechselte mit dem Blick immer wieder zwischen ihr und der Straße. "Ganz ehrlich, es gibt keinen Ort, an dem ich gerade lieber wäre und keine Person, die ich lieber in meiner Nähe hätte, okay? Scheiß einfach drauf, was die sagen, Lahja. Die haben keine Ahnung." Noch einmal schüttelte ich langsam meinen Kopf. "Ich bin hierher gekommen, weil ich endlich mal wieder etwas Zeit nur mit dir verbringen wollte. Und ich liebe dich dafür, dass du trotzdem meine Freunde angerufen hast und dass ich sie wiedersehen konnte und sie die Hausparty gestern geplant haben, aber nein, ich wäre nicht gerne noch länger da geblieben. Vor allem jetzt nicht mehr. Das hier ist perfekt und ich kann es kaum erwarten mit dir irgendwo im Grünen zu sitzen, nur zu zweit." Vorsichtig lächelte ich ihr zu. "Obwohl ich ein bisschen Angst davor habe, dass uns irgendwann im Laufe des Tages total langweilig wird, weil wir beide keine Ahnung haben, was man in der Natur so anstellt." Vor allem so ganz ohne Drogen oder Alkohol. RE: NEW YORK - Lahja Emilia O'Neill - 13.12.2015 18:05 Lahja sollte zwar durch die Worte ihres Freundes beruhigt sein und zumindest dieses krass, beklommene Gefühl in ihrer Brust ließ endlich etwas nach aber Noah kannte sie auch gut genug. Sie sog solche Dinge und Aussagen immer in sich auf und es war ihr wirklich nie leicht gefallen, so etwas einfach herunter zu schlucken und gut sein zu lassen. Trotzdem riss sie sich insofern zusammen, beim Einkauf nicht nach dem harten Alkohol zu greifen, um einfach direkt alles zu vergessen sondern es mit Wein und Bier ohne Exzesse im Grünen zu gestalten. Als die beiden ankamen trat auch nicht das ein, was Noah angeschnitten hatte denn dieser Ort erinnerte sie wirklich an ihre Mutter. Sie hatte mit Jeany nicht so viele Erinnerungen wie Kilian, ihre Geschichten mit ihrer Mutter spielten sich hier ab und deswegen konnte sie mit dem Grab auch weniger Anfangen als wenn sie sich vorstellte, wie ihre Ma durch diesen Ort hier lief. Genauso auffällig, wie es ihre Tochter nun mit dem ebenso tättoowierten Freund war. Ihre Ma fehlte ihr noch immer unglaublich, in Gedanken hatte sie ihr schon so oft erzählt, was Chris ihr angetan hatte und was für Ängste und Sorgen in ihr wohnten. Wie sie es vermisste, Schutz bei ihrer Mutter zu finden – natürlich wollte Kilian diese Rolle füllen aber er hatte sich so wenig unter Kontrolle. Es war für ihn so schwer seine Gefühle zu dem Geschehenen und welche er für seine Tochter hatte zu Trennen. Lahja kannte das, gerade in den beiden Beziehungen mit Noah und Zac scheiterte sie ja selbst regelmäßig daran aber sie konnte sich auch nicht davor verschließen, elterliche Fürsorge zu vermissen. Am Abend kamen Noah und Lahja dann zu dem merkwürdigen Wagen zurück, um es nicht zu übertreiben hatten die beiden zumindest am ersten Abend Süßkram und Fast Food besorgt. Irgendwann kuschelte sie sich wie am Vorabend an ihren Freund, wurde erneut in der Nacht wach und verschloss sich davor, mit Noah zu reden. Lieber gab sie sich am nächsten Tag erneut dem ermüdenden Sport hin und sie schmuggelten sich bei einem Campingplatz durch zu den Duschen. New York war um einiges Kälter als Los Angeles, als die beiden am Abend von einem Tag, in dem sie Natur aber auch das Spießerdorf erkundet hatten zurück kehrten, wärmten sie sich aneinander und Lahja gelang es in dem Wagen irgendwie nicht mehr den drängenden Worten aus dem Weg zu gehen. Genauso wie dieser körperlichen Nähe, denn als sie ihm den Hals und den Rücken gestreichelt hatte, verkrampfte sie sich ab einem Punkt wieder schlagartig, spätestens nachdem sie realisiert hatte, wie schön das auch für sie war. Natürlich versuchte sie es, dem allem aus dem Weg zu gehen, indem sie sich mit einem Bier auf das kalte Metalldach verzog auf das Noah mit einer Decke folgte aber eigentlich wusste sie – sie war so weit zu Ruhe gekommen, hatte genug Abstand und legte einen Arm um die Knie, mit der anderen nahm sie einen tiefen Schluck. Lahja hatte zwei Optionen, ihn durch Zickigkeit auf Abstand halten oder endlich Noah wieder an sich heran zu lassen. „ Ich Glaube... das geht alles nicht so leicht und schnell weg, wie ich das... gerne hätte, Noah. Ich geb´mein bestes, versprochen... aber ich bin dafür nicht Stark genug.“ Was für dieses Mädchen wohl das schlimmste war, dass sie das Gefühl hatte, dass sie selber einfach eine Versagerin war. „ Es tut mir Leid. Dieser Urlaub ist toll und ich will nicht die sein, die mal wieder Hürden im Weg hat... die auch dein leben beeinflussen. Das habe ich schon so oft getan habe ich das Gefühl.“ RE: NEW YORK - Noah Scott - 15.12.2015 18:56 Keine meiner eher ironisch gemeinten Ängste sollte sich bewahrheiten. Die Tage hier waren zwar vollkommen ruhig und entspannt, aber langweilig wurde uns zu keiner Sekunde, im Gegenteil. Viel eher schienen wir beide die Ruhe zu genießen, vor allem Lahja, die dieses Dorf so sehr mit ihrer Mutter verband und hier ständig an sie erinnert wurde. Mittlerweile gelang es ihr sogar diese Erinnerungen nicht mehr nur als schmerzhaft zu empfinden, sondern stattdessen selig zu lächeln, wenn sie sich Jeany auf einmal ganz nah fühlte und das war wunderschön zu beobachten. Neben all den Spaziergängen durch die kleine Innenstadt oder durch die grünen Wälder und über endlose Wiesen, kam es aber trotzdem noch manchmal vor, dass Lahja von der Erinnerung an Chris eingeholt wurde und sich heimlich mitten in der Nacht aus dem Bus heraus schlich. Oder aber es passierte so etwas wie an diesem Abend: Diese liebevollen Berührungen schienen sie so sehr an ihr Leid zu erinnern, dass sie sich wortlos abwandte und auf das Dach unseres Autos kletterte, wohin ich ihr nur wenige Minuten später folgte. Mit meinem Arm legte ich auch die Decke um ihre Schultern, streichelte beruhigend über ihren Oberarm und ihren Rücken, sah von der Seite dabei in ihr verspanntes Gesicht und versuchte zu verstehen, was ihr durch den Kopf ging. "Wer sagt denn, dass das alles leicht und schnell weg gehen muss?", sprach ich leise in die Nacht. "Ich hab Zeit, Lahja. So lange du brauchst." Nicht ich legte ihr den Druck auf, das tat sie doch selber. Aber weil ich auch genau wusste, dass Geduld und Warten nicht zu den Stärken meiner Freundin zählten, atmete ich resignierend aus und versuchte einen anderen Ansatz. "Versuch doch mal- mir zu erklären, was genau das Problem ist. Ist es, weil dich diese Berührungen an Chris erinnern? Wenn ja, dann- vielleicht musst du dich einfach zwingen, Lahja. Ich will dich nicht drängen, überhaupt nicht, das weißt du auch, aber vielleicht musst du einfach da durch. Vielleicht musst du das einfach aushalten und deinen Kopf mit neuen Erinnerungen füllen, verstehst du? Vielleicht musst du einfach spüren, dass nicht automatisch etwas- Schreckliches folgt, wenn ich dich so berühre. Oder was genau macht dir so viel Angst?" RE: NEW YORK - Lahja Emilia O'Neill - 15.12.2015 21:54 Noah kannte seine Freundin mittlerweile lange genug um zu Wissen, dass sie sich selber Stress machte. Lahja wollte viel zu schnell, dass alles wieder beim alten war aber das Funktionierte nicht und das wiederum frustete die junge Frau. Frust äußerte sich in Anspannung oder noch schlimmer in Wut und Aggressionen. Die Brünette wusste genau, es war an der Zeit, mit Noah über alles zu Reden – nicht zusammenhanglos sondern Schritt für Schritt und mit den Emotionen, die sie dabei gehabt hatte. Nur war das nicht so einfach, sie sog die Luft in die Lungen und sah ihn von der Seite an, er wusste doch, was für eine harte Prüfung das war. Bestimmt auch für die beiden. Zum Reden sah sie lieber wieder vor sich auf das Metalldach aber sie entfernte sich diesmal zumindest nicht körperlich von ihm. „ Weißt du... die Vergewaltigungen vorher – das war wie eben jede andere Folter. Ich konnte das einfach unter dem Schmerz verschwinden lassen. Das war Grausam, ja aber ich kann damit besser umgehen.“ Es klang absurd aber gar nicht so fern, wenn man bedachte, was ihr meist vorangegangen passiert war und das sie auch noch unter dem Einfluss des Heroins gestanden hatte. „ Das am letzten Tag – das macht mich fertig und... das verhindert, dass ich mich auf diese Zweisamkeit einlassen kann. Ich habe Zeit, mir Gedanken zu machen, dass sich... in mir was aufbaut. Das ich mich freue – das ich Lust darauf habe und ich schäme mich Gleichzeitig so, dass ich das auch bei Chris zugelassen habe. Wie konnte das passieren? Das mit Zac hat Funktioniert, weil ich keine Zeit hatte mich darauf einzulassen, Noah. Dir macht der Sex so keinen Spaß und außerdem... ist das eventuell wirklich nicht der richtige Weg aber meinst du denn, du kannst das... einfach Ignorieren, wenn ich mich nicht so gehen lassen kann? Ich würde das versuchen, ich habe darüber nachgedacht aber... willst und kannst du das?“ Sie hob die Schultern. „ Ich will dir nicht zu viel Zumuten und dadurch vielleicht etwas kaputt machen.“ Und irgendwo gab sie sich die Schuld an dem ganzen, dass hatte Chris wirklich Perfekt hinbekommen. Genau der Gedanke motivierte sie aber auch seine Hand zu nehmen, sie auf ihrem Knie zu positionieren und sich vor zu beugen um ihm einen Kuss darauf zu drücken. Diese Entscheidung, ob Noah das konnte, mit seiner angespannten Freundin zu schlafen, musste aber er treffen und nicht sie – weil Lahja auch mindestens genau so viel Angst davor hatte, was es in ihr Anrichtete, wenn er mit einem Mal sie abweisen würde. Es würde ihr noch mehr Last auf die Schultern legen und sie war doch gerade dabei diese los zu werden. Wie Zac es ihr geraten hatte, Stück für Stück. RE: NEW YORK - Noah Scott - 16.12.2015 20:42 Ich sah an Lahja vorbei, während sie mit mir redete und versuchte mir all die Dinge zu erklären, die in ihrem Kopf und in ihrem Herzen vor sich gingen. Nicht, weil ich sie nicht ansehen wollte, sondern weil es mir einfach nicht gelang zu verbergen, wie sehr auch ich unter all dem litt, und weil ich Lahja nicht noch mehr zumuten wollte. Diese Vergewaltigungen, von denen sie sprach, und was Chris mit ihr getan hatte, das nahm mich so sehr mit, dass sich mein ganzer Körper bei der Vorstellung verspannte. Mitleid spiegelte sich automatisch in meinem Blick, aber ich hatte noch genau die Worte von Zac im Kopf: Sie brauchte kein Mitleid, das würde ihr nicht helfen. "Hat das mit Zac auch funktioniert, weil du das ebenfalls - irgendwie - unter dem Schmerz verschwinden lassen konntest?", hakte ich nach, senkte kurz den Blick auf meine Hand, die sich jetzt vorsichtig über ihr Knie bewegte, und schüttelte dann langsam, ratlos den Kopf. "Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich würde es gerne können, weil ich wirklich glaube, dass es dir hilft das einfach- durchzuziehen. Aber ich hab keine Ahnung, wie ich reagiere, wenn du wirklich so sehr darunter leidest, Lahja." Entschuldigend sah ich ihr jetzt doch in die Augen, schüttelte dabei langsam meinen Kopf von rechts nach links. "Ich hätte dir jetzt vorgeschlagen, dass wir es einfach ganz langsam angehen lassen, ohne irgendwelche Verpflichtungen. Wenn es für dich nicht mehr geht, dann brechen wir ab, und für mich gilt dasselbe. Aber ich hab das Gefühl, dass ich dir damit noch weniger eine Hilfe bin, weil dir ja anscheinend gerade dieses Langsame so viele Probleme bereitet." Verzweifelt ließ ich den Kopf ein wenig sinken, löste meine Hand von ihrem Knie und rieb mir stattdessen selber über Nacken und Schultern. "Was, glaubst du, würde dir helfen? Was kann ich tun, um dich irgendwie- voran zu bringen? Willst du, dass wir es einfach versuchen?" RE: NEW YORK - Lahja Emilia O'Neill - 16.12.2015 22:41 Lahjas Körper verspannte sich für einen Moment, sie war es doch so wenig gewohnt und deswegen so ungeübt über so was zu Reden. Trotzdem, nun würde sie erst mit Noah über das Reden, was mit Zac noch Ausstand zu klären. „ Nein – das mit Zac hat funktioniert weil ich, um ehrlich zu sein, ihn etwas ausgetrickst habe. Ich habe gesagt, dass ich wegen dem Entzug so verwirrt bin, dass er mir sagen soll, was ich tun soll... das hat geholfen. Auch das es so schnell ging und das hatte auch nichts mit Schmerz zu tun sondern lediglich damit, dass ich nicht darüber nachdenken musste. Weder was ich tue, was in mir passiert und in meinem Kopf. Der Sex mit euch ist unglaublich Unterschiedlich, dass ist auch gut so – ich mag das... aber er hätte das nie gemacht, wenn er gewusst hätte, warum ich das in dem Moment wollte. Das war nicht fair und ich werde auch mit ihm noch Reden müssen. Bei dir mag ich das, dass wir uns Zeit lassen, wie liebevoll du bist.“ Sie sah ihn mit diesem eher schüchternen und unsicheren Lächeln an, was sie an sich selber hasste, weil sie genauso wenig daran gewöhnt war, über Sex zu Reden. „ Im Moment sind da aber auch Erinnerungen, die dann hoch kommen und wenn ich mich dann... verkrampfe... habe ich Angst... dass du mich Abweisen könntest und dann habe ich noch mehr das Gefühl, Schuld an allem zu sein. Das wir nicht weiter kommen. Das ich das nicht schneller hin bekomme. Das ich das nicht verhindert habe. Ich weiß nicht, ob du das verstehst und ich fand das selber immer total dämlich, wenn sich Frauen Schuld an solchen Erfahrungen geben aber das hat... Chris doch gewollt. Das ich mir den Kopf zerbreche. Das er mir selbst danach noch im Kopf herum geistert. Das ich den Menschen dem Menschen, den ich Liebe, nicht so nahe sein kann.“ Oh, welch große Worte aus ihrem Mund. „ Ich weiß nicht... ich Glaube es hilft mir, ja. Ich Glaube auch nicht, dass mir jemand anderes dabei helfen kann... außer du...“ Zac vielleicht auch aber bei ihm wären die liebevollen Berührungen doch wieder etwas anderes. Hier ging es darum, Noah wieder näher zu kommen. Sie hatte nur so unvorstellbare Angst, von ihm weg gestoßen zu werden und was das in ihr anrichtete. Trotzdem lehnte sie sich mutig zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Schulter, bis zu seinem Hals und lauschte nur seinem Atem. |