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RE: ROUTE 66 - Matthew Dawson - 21.01.2017 23:16

Das alles - jede Reaktion, die Madison im Bezug auf diesen hilflosen, verletzten Waschbären zeigte - war genau das, was Matt unbedingt in ihr sehen wollte, wenn es um ihr eigenes Leben ging. Begonnen bei der anfänglichen Bestürzung, dem Schock, der Angst in ihren Augen, als sie das arme Tier gefunden und unbedingt aus der ansonsten tödlichen Falle befreien wollte. Dann die Wut und die Haltlosigkeit, die sie bei der Tierärztin mitten in der Nacht eindrucksvoll präsentierte. Das Unverständnis und das Entsetzen in ihr, als nur das Wort Einschläferung genannt wurde. Matt wollte sehen wie Madison auch gegen das kämpfte, was sie innerlich zerstörte. Er wollte sehen wie sie sich vor ihrem eigenen Gegner so aufbäumte wie jetzt vor dieser fremden Frau, bei der sie beinah gänzlich die Fassung verlor. Er wollte, dass sie sich selber im Spiegel so mitleidig, liebevoll ansah wie diesen Waschbären hier, der mit verbundener Pfote und Halskrause nur noch viel hilfloser und trauriger wirkte. Er würde seine Genesung hassen, das sah man jetzt schon. Er würde es hassen, dass er dank des Plastikgestells um seinem Hals nicht an der juckenden, schmerzenden Verletzung lecken konnte, dass es ihm nicht möglich war zu fliehen und dass man ihn seiner Freiheit beraubte. Letzten Endes war das alles zu seinem Besten, eventuell würde auch er das zu angemessener Zeit verstehen, aber jetzt gerade wehrte sich dieses garstige Tier noch mit allem, was ihm gegeben war. Und Madison gab trotzdem nicht auf. Als Matt am nächsten Morgen wach wurde hatte sie sogar im nächsten Supermarkt alle möglichen Fleischsorten gekauft, um den Waschbären damit zu füttern und vor allem um die nötigen Medikamente in seinen Körper zu bekommen, trotz ihrer sonst so strikten Überzeugungen. Sie tat alles, was in ihrer Macht stand, um dieses Lebewesen zu retten.
Matt hatte nicht besonders lange gebraucht, um die doch sehr deutlichen Parallelen zu erkennen, spätestens bei der Tierärztin, als diese davon sprach das Tier von seinem Leid zu erlösen - bei der Überbevölkerung der Waschbären würde ihn schließlich niemand vermissen - war es für ihn nicht mehr von der Hand zu weisen, aber seine ehemalige Frau tat sich da anscheinend schwerer. Sah sie wirklich nicht wie sehr sich die Schicksale von ihr und ihrem Findelkind ähnelten? Oder verschloss sie sich einfach nur davor? Matt wusste es nicht, aber so wie auch mit dem Kuss in der vorherigen Nacht, mit der plötzlichen Nähe und all diesen Emotionen, die bei ihm dadurch wieder aufgekommen waren, gab er Madison einfach Zeit. Er drängte sie nicht sofort zu einem klärenden Gespräch, er überschüttete sie nicht mit seinen Erkenntnissen und seinen Gefühlen, sondern wartete einfach ab, dass sie von sich aus einen Schritt auf ihn zuging. Auch in etwa so wie bei einem wilden Tier: Wenn man es überforderte, dann würde es nur die Krallen ausfahren. Geduld hingegen zeichnete sich aus, das musste Matt sich auch im Bezug auf den Waschbären eingestehen, nachdem jetzt schon mehrere Kratzwunden seinen Arm zeichneten, weil er mehrmals versucht hatte den Kleinen zu streicheln. So wie Madison hatte dieses Lebewesen aber seinen ganz eigenen Kopf und während die beiden am Nachmittag im Bus saßen, während die blonde Frau das Tier erneut mit Fleisch fütterte und er sie dabei beobachtete, um auch optisch nach Ähnlichkeiten zwischen den beiden zu suchen, hatte Matt sich anscheinend lange genug auf Abstand gehalten, um zu provozieren, dass Madison sich ihm ganz von selber näherte. Na bitte. Ging doch. Er hätte sich zwar andere Worte aus ihren Lippen gewünscht, aber er war auch noch nie müde geworden mit ihr zu reden. Und sie dadurch auch manchmal umzustimmen.
"Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Maddi. Wir haben doch genau das getan, was ich mir gewünscht hab. Natürlich abgesehen von dem Nacktschlafen, aber hey. Wir haben ja noch ein, zwei Nächte vor uns." Matt konnte einfach nichts dafür, diese dummen Sprüche würde er nie ganz loswerden, aber zumindest versuchte er mit einem schwachen, schiefen Lächeln die Ernsthaftigkeit schnell aus seinen Worten zu nehmen. Viel wichtiger und viel bedeutsamer war nämlich auch, was Madison danach zu ihm sagte, und obwohl er selber den Kuss keinesfalls als dumm betiteln würde, akzeptierte er ihre Reaktion mit einem schwachen Nicken. Mehrmals wechselte er mit dem Blick schweigend zwischen ihr und dem genüsslich kauenden Waschbären, ehe er dann aber doch an Madison hängen blieb und mit seinen Augen die Konturen ihres so vertrauten Gesichts nachzeichnete. "Ich weiß, du warst nie wirklich kopflos. Da war immer zu viel in dir drin." Vorsichtig hob Matt seine Hand, um mit Zeige- und Mittelfinger zwei Mal sachte gegen ihre Stirn zu tippen, ehe er den Arm wieder sinken ließ. Oft genug hatte er gehofft, dass Madison ihm Einblick in ihren Kopf gab und oft genug war er enttäuscht worden, aber auch diesmal resignierte er nicht einfach. So war er nicht. "Sag mir, was es diesmal ist. Bitte. Was geht in dir vor? Was ist in deinem Kopf los, dass du dich nicht traust neben mir zu schlafen? Nicht nur neben mir, sondern anscheinend auch neben all den anderen Menschen, die du in den letzten zwei Jahren kennen gelernt hast. Wovor hast du Angst, Madison? Es ist mir immer schon schwer gefallen dich zu verstehen - genau deshalb hab ich mich ja auch so in dich verliebt - aber- ich hatte in den letzten Tagen immer wieder das Gefühl, dass ich dich kaum kenne." So absurd es auch war, genau in diesem Moment kam sogar der Waschbär auf Matt zu, um interessiert an seiner Hose zu schnuppern, und er konnte nur hoffen, dass Madison ähnlich reagierte. Weniger Stoffschnüffeln vielleicht, aber ebenso viel Aufmerksamkeit.


RE: ROUTE 66 - Madison Lane - 23.01.2017 01:48

Manchmal könnte sie wirklich Verfluchen das er sich über die zahlreichen Jahre, die sie sich nun schon kannten, nicht mehr so leicht Einschüchtern ließ. Nachdem sie seinen Spruch mit einem finsteren Blick quittiert hatte, gefolgt von einem Augenrollen, wagte er dennoch ihr gegen die Stelle zu tippen, an der er ihre Gedanken vermutete. Symbolisch natürlich. Spielerisch oder womöglich auch als stille Drohung schnappte sie nach seinen Fingern, wie der Waschbär es in den letzten Stunden schon ein paar mal getan hatte aber – weiterhin nein, sie zog noch immer keine Vergleiche zwischen dem Fell-Gast der beiden und sich selbst. „ Du bist ganz schön Mutig, gleich Quängelst du nur wieder.“ Brummelte sie vor sich hin. Noch immer wanderten ihre Blicke zwischen dem Tier im Bus und Matt hin und her. Sie schaffte es nicht, sich seinen Worten durchgehend zu Stellen und sich dabei eventuell in die Karten schauen zu lassen. Auch wenn es genau das war, was Matt sich von ihr wünschte. Madison wusste doch manchmal selbst nicht, warum sie sich so schwer tat. Gerade mit ihm war sie doch vor langer Zeit schon über diese unsichtbare Barriere hinweg gekommen. Ihr Exmann hatte mehr Zugang zu ihren Gedanken gehabt als je ein Mensch vor oder nach ihm, zumindest nachdem ihre Großmutter verstorben war. Die einzige Person, bei der sie sonst Zuflucht gesucht hatte. Deshalb konnte sie aber auch sein Empfinden verstehen, sich zu Fühlen, als kenne er sie nicht. Auch in der Beziehung hatte er nicht immer Nachvollziehen können, was ihr Problem war – weil sie sich auch gerne selber auf den Füßen stand. Matt hatte viel eher Zugehört und manchmal einen Umweg für sie gebastelt, Schritt für Schritt aber immer basierend auf ihren Aussagen. Nur, es war doch jetzt nicht mehr seine Aufgabe. Madison wollte nichts an ihn abgeben, sie stand doch so schon in seiner Schuld. Wie immer konnte sie doch nicht ihren Mund halten, als er Behauptungen von sich gab, die ihr nicht passten und ihr Blut in Wallung brachten. „ Ich habe keine Angst und das hat auch gar nichts mit Trauen zu tun.“ Kam es bissig über ihre Lippen aber der Blick, mit dem sie dann an ihm hängen blieb, der war um einiges weicher als ihre Tonlage vermuten ließ. Schon als die beiden sich kennen gelernt hatten und sie eigentlich nur Kilian ein wenig hatte Zanken wollen, lockte seine Art sie an, wie den Waschbären in diesem Moment wohl auch. „ Woher nimmst du diese Geduld? Diese Beharrlichkeit – auch jetzt noch danach zu Fragen? Ja, damals hast du dich deswegen vielleicht in mich verliebt. Weil dich das mehr Herausgefordert hat, als andere Frauen. Jeden Tag - eine andere Frau - aber eigentlich ist es nur eine einzige...“ Madison konnte nicht anders, als ein wenig zu Lächeln weil sie sich an all die Spinnereien der beiden erinnerte und man fand auch eine Gewisse Zärtlichkeit in ihrer Stimme, bis sie ihre Lungen tief mit Luft füllte und den Kopf schüttelte. Zwei Tage musste sie noch Stark bleiben – wenn ihr Herz auch noch weiter abdriftete und sie sich gerade Bewusst wurde, er handelte noch immer so, wie sie sich ihren Traummann vorstellte, wie sie sich ihr Leben mit einem Partner ausgemalt hatte. Sie durfte nicht vergessen, dass Kapitel der beiden war vorbei und ihr Herz durfte träumen aber ihr verstand müsste beisammen bleiben. „... aber – das ist auch schon ziemlich lange her und da war auch noch nicht so viel... passiert, hm?“ Nicht so vieles kaputt gegangen. Sie hatte ihn nicht so verletzt und sie war nicht krank gewesen. Es wäre besser für alle beide das nicht zu vergessen. Als Madison sah, dass der Waschbär schon wieder um die Tablette herum gefressen hatte - weil sie noch an seiner Futterstelle lag, sah sie Vorwurfsvoll auf sein Hinterteil weil er gerade Matt inspizierte. Eigentlichen war sie nur Verzweifelt. Müde davon ihre Zuversicht schwinden zu sehen und damit seine Genesung. Die blonde Frau nahm also den nächsten Leckerbissen, lehnte sich gegen die Seitenwand des Busses und winkelte die Beine an. „ Ich bin nicht anders Matt, unser Verhältnis zueinander ist aber anders und auch wenn es schön wäre, dass einfach einen Abend zu vergessen, kann ich das einfach nicht. Beim letzten Mal, als ich so dumm war, nicht an den nächsten Tag und die Konsequenzen zu denken, habe ich einen Fehler gemacht – der mich dein Vertrauen gekostet hat, unsere Beziehung und ich habe dich auch noch Verletzt.“ Während sie noch immer an dem neuen Versuch herum nestelte, die Tablette im Fleisch verschwinden zu lassen, hob sie den Blick in sein hübsches Gesicht. Nein, sie wollte nicht noch mal hören, dass sie sich selbst verzeihen sollte und so weiter – es würde sich nicht weg zaubern lassen aus ihren Gedanken. „ Es ist keine Angst die ich habe oder Mut der mir fehlt, neben dir oder sonst jemandem zu schlafen – es ist nur. Ich weiß wie es ist neben dir einzuschlafen, wach zu werden – egal ob am Morgen oder mitten in der Nacht. Ich weiß, du brauchst das und kannst mich deswegen vielleicht nicht verstehen – aber ich brauche keinen Ersatz dafür. Du sagst selber, mit Haily war das etwas anderes... und anders brauche ich nicht. Das meinte ich, ich habe schon Grenzenlos geliebt und alles andere würde sich wie ein Fehler anfühlen. Solange das Gefühl nicht verschwindet, will ich das nicht sondern nehme doch lieber nur das positive aus der Begegnung mit. Was sich gut anfühlt. Jetzt fragst du dich eventuell zu Recht, warum ich dann nicht die Chance ergriffen habe, das noch mal mit dir nachzuholen aber das ist doch auch nicht wie vor über zwei Jahren. Wir waren irgendwie... eins. Du hast mich zwar auch in Ruhe gelassen, wenn ich wollte aber irgendwie habe ich immer selbst das Bedürfnis gehabt, dir etwas aus meinem Kopf zu erzählen. Ich verrate dir zwei Geheimnisse...“ Erneut hob sie den Blick, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen aber auch vielen Gefühlen in allem, was sie gerade verkörperte. Sehnsucht, Reue, Wohlsein und Trauer und sah wieder hinab. „...ich habe nicht immer gehasst, wenn du gegen meine Meinung geredet hast sondern ich wollte mich entweder Streiten weil ich das brauchte oder aber ich wollte nur von dir hören, dass es diesen anderen Weg wirklich gibt, der viel weniger Madison-Manier gewesen wäre. Du hast mich beeinflussen können. Zweitens, ich habe auch nicht immer gehasst, wenn du mich gekuschelt und mit Liebe erstickt hast, wenn die Welt einfach doof war und auch wenn ich gesagt habe, ich will das alles alleine schaffen, war es so - mit dir viel, viel schöner.“ Nichts was er nicht wissen würde aber etwas, was sie so wahrscheinlich noch nie Zugegeben hatte. Ausgesprochen und ohne Chance es zurück zu nehmen. „ Ich will nicht in zwei Tagen die ganzen, großen und kleinen Momente in unserer Beziehung damit gemeinsam sehen, dass wir einfach hier neben einander geschlafen haben und uns einmal betrunken aufeinander eingelassen haben. Das ist nicht... das reicht dem nicht das Wasser. Ich bin krank Matt, ich hab einen Tumor in der Brust, den ich fühlen kann und wir sind kein Paar mehr. Du hast gesagt es tut dir weh mich zu sehen und du kannst mir nicht Verzeihen und das verstehe ich, das weißt du – aber das sind die Fakten. Um gerade zu Biegen, was ich kaputt gemacht habe, habe ich nicht genug Zeit. Wenn es Überhaupt gerade zu Biegen wäre. Um dann was zu erreichen? Das du dir den Verlauf der Krankheit ansehen musst? Leiden musst? Das zu Realität wird statt unsere Reisen im Alter? Das wäre ja so, als würde ich dich – Egoistisch und mit voller Absicht – noch einmal verletzen. So – das alles geht in meinem Kopf vor sich und wehe du fragst jetzt noch einmal, warum ich nicht gegen den Krebs kämpfen will,...“ Sie kannte ihn doch, er bekam nicht genug und das vor allem nicht, wenn er so Nahe an ihrer Substanz war, wie gerade. Auch das erinnerte sie an ihre ersten, gemeinsamen, endlosen Gespräche und so Lächelte sie erneut. „...immerhin gibt es hier keine Straßenbahnen. Das wäre also nicht angemessen.“ Damit hob Maddi den Blick, reichte ihm die erneut verpackte Tablette. „ Da probier du mal das garstige Tier dazu zu bekommen, sich helfen zu lassen.“ Jetzt – gerade jetzt wurde ihr vielleicht bewusst, wie es genau auf die Situationen der beiden passte und vielleicht biss sie sich auch genau deshalb auf die Lippe aber solange er nichts sagte, würde sie so tun, als wäre der ertappte Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht darauf zurück zu führen, wie garstig auch sie sich wehrte.


RE: ROUTE 66 - Matthew Dawson - 23.01.2017 18:40

Matt lebte und liebte oft von ganzem Herzen, laut und expressiv, offen und schamlos, aber als Madison ihm hier im Bus gegenüber saß, ganz ruhig und ganz einsam, und als sie ihm seine Fragen unerwartet ehrlich beantwortete, wurde er auf einmal ungeahnt stumm. Dass sie ihn noch liebte, das lag auf der Hand, daran zweifelte Matt nicht, ebenso wenig wie an seiner eigenen Liebe zu ihr. Dass es in ihrer Beziehung auch nach Jahren noch immer wunderschön gewesen war nebeneinander einzuschlafen und nebeneinander aufzuwachen, auch das wusste er aus erster Hand, bei niemandem würde es sich je so gut und so richtig anfühlen wie bei ihr. Aber dass sie gerade in diesem Moment sein Herz erwärmte, das lag auch viel weniger daran, was sie sagte, sondern eher daran, dass sie es überhaupt sagte. Dass sie Matt wirklich eingestand sich noch einmal so verletzlich vor ihm zu zeigen. Madison könnte ihm keine größere Ehre erweisen, als das, und während die Blicke der beiden aneinander hängen blieben, da würde sie auch wortlos erkennen können wie dankbar er ihr dafür war. Denn ja, auch nach so vielen gemeinsamen Jahren war sie noch immer die eine Traumfrau, die Matt an seiner Seite visualisieren konnte: Immer ein wenig anders. Ständig eine neue Herausforderung. Und viel zu oft undurchschaubar. "Weißt du, was ich absurd finde, Madison? Ich finde absurd wie unterschiedlich wir sind und dass es sich trotzdem nie falsch angefühlt hat mit dir zusammen zu sein. Ich hatte nie das Gefühl, dass es mir ohne dich besser gehen würde und ich hab auch nie bereut, was wir hatten, nicht einmal vor zwei Jahren. Im Gegenteil." Auch Matt hob schwach seine Mundwinkel, während er ihr noch immer warm in die Augen sah. "Du bist mir schon immer ganz oft ganz hart auf die Nerven gegangen und ich vermute bei dir war das ähnlich, es hat sich aber einfach- immer gelohnt. Es lohnt sich immer noch. Auch, wenn es weh tut hier sitzen zu müssen und dich nicht so berühren zu können wie ich gerne würde. Und auch, wenn es vor zwei Jahren wehgetan hat. Auch, wenn es seitdem immer wieder weh tut. Das ist der Deal, den wir damals eingegangen sind, Madison. Der Schmerz ist doch nichts anderes, als einfach nur eine Begleiterscheinung von dem, was wir miteinander teilen durften. Das gehört dazu, wenn das alles auf einmal nicht mehr ist. Und nein, du kannst das nicht zurücknehmen, das stimmt, aber- vielleicht ist Verzeihen doch leichter, als ich dachte. Denn während du glaubst, dass dieser Kuss gestern total dumm war und dass der niemals gleichbedeutend sein könnte mit unseren anderen gemeinsamen Erinnerungen, war das für mich- einfach alles. Alles, was ich gebraucht hab, um zu merken, dass es mich nicht mehr interessiert, was vor zwei Jahren passiert ist. Ich verzeihe dir, Madison, wirklich. Von ganzem Herzen. Wenn nicht, dann könnte ich dich nicht so ansehen wie ich es jetzt tue. Ich verzeihe dir und ich liebe dich und ich vermisse dich. Du hattest genug Zeit, um es gerade zu biegen. Und du hast auch noch genug Zeit, um ganz andere Dinge gerade zu biegen, aber ich hab das Gefühl, wenn ich dir jetzt noch einmal sage, dass du zum Arzt gehen sollst, dann kratzt du mir die Augen aus. Also lass ich es. Und ich sage dir stattdessen einfach nur, dass ich da bin, wenn du es möchtest. Egal, wofür du dich entscheidest. Dass ich dabei leiden werde steht außer Frage, das kannst du mir gar nicht nehmen, aber wie ich schon gesagt hab: Das ist der Deal und du hast sowieso keinen Einfluss darauf, ob ich diesen Deal annehme oder nicht. Ich leide so oder so, wenn du irgendwann nicht mehr leben solltest, Madison. Ganz egal, ob du mich jetzt an dich heran lässt oder nicht. Ob du lernst dir selber zu verzeihen oder nicht. Das macht keinen Unterschied." Wieder blieb Matt mit seinem Blick lange an ihrem wunderschönem Gesicht hängen, betrachtete warm ihre vertrauten Züge, ihre geliebten Augen, ehe er langsam die Schultern hochzog und auf seine Hand hinab sah, auf das Stück Fleisch mit der Tablette darin. Vielleicht war das tatsächlich seine letzte Möglichkeit sie zu erreichen. Vielleicht war das etwas, das sie verstehen könnte. Matt war sich unsicher, ob sie selber die Parallelen ebenfalls erkannte, aber selbst wenn nicht, dann würde er sie jetzt mit der Nase darauf stoßen, indem er die Tablette aus dem Fleisch wieder heraus prokelte und dem gierigen Waschbären nur das leckere Rind vor die Nase hielt, über das er sich auch sofort genüsslich her machte. "Vielleicht sollten wir einfach akzeptieren, dass das garstige Tier sich nicht helfen lassen will, hm? Ich meine, klar, dann wird sich seine Wunde wahrscheinlich entzünden und die Entzündung wird sich auf den gesamten Körper ausweiten und er wird früher oder später daran sterben, aber- wenn er doch nunmal nicht möchte? Warum sollten wir es dann immer und immer wieder versuchen?" Madison würde zweifellos die Provokation in seinem Blick sehen können, als er den Kopf wieder hob und die Tablette dabei schulterzuckend in ihre Richtung hielt.


RE: ROUTE 66 - Madison Lane - 24.01.2017 01:24

Das, was da seine Lippen verließ, brauchte eine Weile bis es bei Madison angekommen war. Ihr Leben war nicht so verlaufen und ihr Charakter nicht so aufgebaut, dass sie Glauben konnte, Vergebung fiel einem einfach in den Schoß. Gerade solche Dinge, Zwischenmenschlicher Natur, musste man sich doch hart Erkämpfen und nicht durch einen Kuss lösen, der nicht einmal geplant war. Sie kannte aber Matt, sie kannte den Blick den er ihr Zuwarf und ihr Kopf stritt innerlich mit ihrem Herzen, was gerade hier vor sich ging. Kurz fragte sie sich sogar, ob er das nur tat, damit sie sich endlich Helfen ließ. Ob er es nur für sie tat oder um etwas zu erreichen – aber das würde er nicht wagen? Dafür hatte er zu viel Respekt vor ihr, oder? Ihr Herz hatte nur gehört, wie er gesagt hatte, er Liebte sie noch immer und er vermisste sie aber vielleicht Trübte die gemeinsame Zeit, auf Reisen und in einem alten Bus gemeinsam seinen Blick auch nur? „ Hör auf mir unter die Nase zu reiben, dass ich den Kuss als dumm Betitelt habe, das... es lag doch viel eher an der Situation als das...“ Ein Kuss mit ihm war nicht dumm, sie wusste es doch aber zunehmen konnte er auch mitansehen, wie sie unruhiger wurde. Madison führte schon zu lange stumme Kriege als das er nicht genau wüsste, dass sie innerlich gerade probierte, für sich herauszufinden, wie sie seine Worte zu sich hindurch lassen konnte. So das es nicht nur Worte waren sondern sie auch Begriff, da war etwas zwischen den beiden passiert oder viel eher in ihm, was ihm ermöglichte, ihr zu verzeihen. Solange sie an diesem Punkt nicht weiter kam, stockten auch die anderen und so schüttelte sie – trotz seiner Provokation – entschieden den Kopf. „ Wir probieren jetzt etwas aus -...“ danach kletterte sie auf den Fahrersitz, sah zu den beiden Männchen im Wagen und wartete ab, dass Matt sie beide Abfahrt bereit gemacht hatte. Wortlos lenkte sie erneut in das Waldgebiet, aus dem die beiden mit dem Waschbären gekommen waren und mit dem aufdrehen der Musik in Waschbär-erträglicher-Lautstärke, vermittelte sie ihm, dass sie gerade nicht Reden wollte. Angekommen suchte sie ein paar Sachen in einem Stoffbeutel zusammen und Matt hatte die unschöne Aufgabe, den garstigen Bär in die Transportbox zu packen, damit er den Wagen nicht auseinander nahm, wenn die beiden nicht dabei waren um acht zu geben. „ Garstige Waschbären können nicht so gut mit anderen, garstigen Waschbären, deswegen darfst du das machen.“ Ging sie erstmals auf seine Provokation ein, Lächelte sogar ein wenig aber eigentlich war Madison aufgeregt. Sie wusste nicht ob ihr das hier helfen konnte, ob das beide weiter brachte aber irgendwo steckte sie ihre Hoffnung in ihre Vorhaben und wenn das scheiterte, würde sie daraus weitere Schlüsse für sich ziehen müssen aber all das passierte gerade nur in ihrem Kopf. Es war vielleicht sogar etwas kindisch, etwas gutgläubig aber auch das hatte den beiden auch schon öfters geholfen. Kreativ und über Ecken zu denken war für die beiden unerlässlich, weil mit einem hatte er Recht, sie waren so verdammt Unterschiedlich und Madison strebte hier nach einem Beweis an, für ihren Kopf, wo die beiden sich gerade zueinander sahen. Als sie an einer unebenen Fläche einen Schal aus der Tasche zog, erklärte sie Matt auch endlich, was sie hier wollte und woher diese plötzliche Aufbruchsstimmung. „ Für mich ist am wichtigsten, dass du mir wieder Vertraust und... man kann es psychologisch Schimpfen oder Kinderspiel, dass hier soll helfen, zu spüren, ob man jemandem Vertraut oder nicht. Ich Glaube dir, dass du mir vergeben hast, ich habe es in deinen Augen gesehen aber... reicht das?“ Das diese Übungen nicht Witzlos waren, wusste sie, denn sie selbst war schon Unsicher bei dem Gedanken daran, sich blind führen zu lassen und dann auch noch über Stock und Stein. Hier ging es jedoch um Matt und als sie ihm für die Übung die Augen verbunden hatte, ihn drei mal drehte und dann seine Hand in ihre nahm, spürte sie nur von ihrer Seite, wie viel ihr daran lag, sich zu Beweisen. Umsichtig zu sein. Mit ihren Worten rechtzeitig eine Warnung an ihn zu geben. „ Das ich ein garstiges Waschbärleben führen mag, das habe ich nun verstanden und ich weiß noch gar nicht... wie ich mit der Erkenntnis umgehen soll, Glaub mir und das passt mir nicht.“ Auch in der leichten Rage sorgte sie dafür, dass Matt alle Hinweise von ihr bekam, die er brauchte, um Sicher auf dem Weg zu bleiben, den sie ausgewählt hatte. Es kam nun auch darauf an, wie Sicher er sich dabei vorkam, nur auf sie zu bauen. „ Was – wäre denn dein Plan? Was denkst du, oder wie siehst du, wie es weiter geht? Ich gehe zum Arzt und dann? Wanderst du trotzdem mit mir zum Cap der guten Hoffnung? Soll ich mehrere Ärzte aufsuchen? Soll ich bei dir in Los Angeles bleiben? Hilf mir dabei, eine andere Version dieser Krankheit zu sehen als ich... wie Verläuft das alles in deinem Kopf, wenn du dir so Sicher bist, ich bin auf dem falschen Weg.“


RE: ROUTE 66 - Matthew Dawson - 24.01.2017 16:11

Matt hatte kaum damit gerechnet, dass Madison ihm nach seiner ehrlichen Offenbarung freudestrahlend in die Arme fallen würde, dafür kannte er sie zu lange und zu gut, aber dass sie ohne überhaupt auf seine Worte zu reagieren auf einmal nach vorne kletterte und den Wagen startete, das war nunmal auch nicht ganz das, was er sich erhofft hatte. Er sah zwar wie es auf einmal in ihr arbeitete, wie sich in ihren Blicken etwas änderte, ebenso wie in ihrem Gemüt, doch bis zuletzt hatte Matt nicht mal den Ansatz einer Ahnung, wohin diese Flucht in den Wald sie jetzt führen würde. Selbst dann nicht, nachdem er auf Anweisung den Waschbären inklusive neuer, garstiger Kratzspuren auf seinem Arm in die Transportbox verfrachtete hatte und danach hinter seiner ehemaligen Frau her ging. Bitte nicht wieder eine stundenlange Wanderung, dachte er bloß stillschweigend, während er immer wieder skeptisch den Blick zu ihr suchte, aber Madison teilte sich erst mit, als sie einen Ort gefunden hatte, der ihren Vorstellungen entsprach. Um etwas mit Matt auszuprobieren. So etwas wie- eine Vertrauensprüfung? Im Ernst? Anfangs noch völlig hin und her gerissen, ob das wohlmöglich nur ein Spaß war und ob er darüber lachen durfte oder nicht, merkte Matt aber schnell, dass Madison das tatsächlich von ihm wollte. Nicht nur seine Liebe, nicht nur seine Vergebung und seine Aufmerksamkeit, sondern vor allem sein Vertrauen. In sie und in die gemeinsame Beziehung. "Ganz ehrlich, sogar bevor das alles passiert ist wäre ich mir bei dir nicht sicher gewesen, ob du mich nicht absichtlich über eine große Wurzel führst, damit ich flach auf den Boden falle und du über mich lachen kannst, Madison. Danach hättest du dann deinen Fuß auf meinem Rücken abgestellt, deinen Bizeps geküsst und den Triumph über mich gefeiert. Also falls ich wirklich zögere hat das weniger damit zutun, dass ich dir nicht vertraue, als viel mehr damit, dass ich genau weiß, was für ein garstiger Waschbär du wirklich bist." Kopfschüttelnd griff Matt aber doch nach dem Schal, den Madison aus ihrem Rucksack hervor zog, und warf ihr noch einen kurzen, lächelnden Blick zu, ehe er sich bereitwillig die Augen damit verband. Sie hatte manchmal absurde Ideen und verquere Vorstellungen, das war einfach so und damit arrangierte er sich jetzt genauso wie auch sonst immer während ihrer langen Beziehung. Und allein dafür, dass sie danach seine Hand in ihre nahm und dass er die Wärme ihres Körpers unter seinen Fingerkuppen spüren durfte, lohnte es sich doch schon.
In den ersten paar Sekunden tat Matt sich jedoch wirklich ein wenig schwer. Hilfesuchend streckte er die andere Hand vor sich, so als würde er sonst jede Sekunde mit der Nase gegen einen Baum rennen, aber sein Zögern war viel eher eine typische menschliche Reaktion, als ein Zeichen dafür, dass er Madison nicht vertraute. Er fühlte sich unwohl ohne seine Sehkraft, verloren und ausgeliefert, aber je mehr Schritte sie voran gingen und je öfter er spürte, dass die Frau neben ihm auf ihn Acht gab, dass sie ihn vor Hindernissen schützte und ihn nicht in sein Verderben laufen ließ, desto mehr konnte er sich entspannen. Matt spürte am ganzen Leib, dass er Madison blind vertrauen konnte, wenn es wirklich darauf ankam und das war tatsächlich nicht nur für sie eine wichtige Erkenntnis, sondern auch für ihn selber. Er hatte das gebraucht, dieses Gefühl von Sicherheit in ihrer Nähe und irgendwann war er sogar so ruhig dabei geworden, dass er den vorherigen festen Druck seiner Finger immer mehr löste, umsichtig ihre Hand losließ und stattdessen seine Handfläche liebevoll an ihrem Arm hinaufzog, bis zu ihrer Schulter, an der er sich stattdessen festhielt, um nicht gänzlich den Kontakt zu ihr zu verlieren. Seine Gedanken drehten sich dabei um ihre Fragen, er versuchte zu visualisieren wie er sich die kommenden Wochen vorstellte, und spätestens dann würde auch für Madison kein Zweifel mehr daran bestehen, dass er gerade wirklich sein ganzes Vertrauen in sie legte. Sonst hätte er nicht die Ruhe und die Muße gehabt mit verbundenen Augen darüber nachzudenken, sondern hätte sich in der ständigen Angst verloren, dass er jeden Moment über etwas stolpern könnte. "Mein Plan, hm?", begann er leise, mit warmer Stimme und einem schwachen Lächeln auf den Lippen, weil ausgeklügelte Pläne den beiden noch nie gelegen hatten. "Mein Plan - oder mein Wunsch - wäre, dass wir gemeinsam nach New York fahren und dass wir zu dem besten Arzt gehen, den wir finden können. Wir hören uns an, was er zu sagen hat, ob er dir helfen kann und was er dir empfiehlt. Und wenn uns nicht passt, was er uns erzählt, dann drehen wir uns um und gehen wieder. Zu einem anderen Arzt, ja, und dann von mir aus zu noch einem. Und noch einem. So lange, bis wir genau wissen, was in dir vorgeht und was dieser Tumor mit dir macht. Wenn uns alle Ärzte sagen, dass eine Operation und eine Chemotherapie nichts bringen wird und dass der Krebs schon zu weit fortgeschritten ist, dann scheißen wir auf alles. Dann setzen wir uns in ein Flugzeug und fliegen zum Kap der guten Hoffnung, wenn du willst. Oder nach Asien. Oder sonst wohin, mir egal. Wir machen all die Dinge, die wir eigentlich erst machen wollten, wenn wir alt und grau sind, zusammen. Wenn es aber-- Wenn es eine realistische Chance gibt, dass du deine Krankheit besiegen kannst, Madison, dann wünsche ich mir, dass du es versuchst. Das wird nicht leicht, bestimmt nicht, aber ich möchte, dass du versuchst zu kämpfen und ich werde alles tun, was ich tun kann, um dich darin zu unterstützen. Wenn du mich lässt, dann gehe ich jeden Schritt mit dir gemeinsam. Ich nerve dich mit meinen dummen Sprüchen, ich erdrücke dich mit meiner Liebe, ich zerre dich nach draußen, wenn du dich schwach fühlst und eigentlich nicht willst, und liege neben dir, wenn du wirklich nicht kannst. Von mir aus verstecke ich auch deine Tabletten in veganem Fleischersatz, damit du gar nicht merkst, dass du da gerade etwas schluckst. Ich tue alles für dich, egal was du brauchst, das verspreche ich dir hoch und heilig. Unabhängig davon, was passiert und wie es mit uns weiter geht. Ich bin für dich da, immer. Du musst es nur genauso wollen wie ich." So als könnte er sie damit motivieren, drückte Matt seine Finger warm in ihre Schulter.


RE: ROUTE 66 - Madison Lane - 25.01.2017 01:02

Erst musste natürlich auch Madison auflachen, denn sie hatte doch nicht einmal selbst eine Ahnung ob ihr Plan aufging. Ob endlich auch das in ihrem Kopf ankam, was ihr Herz einfach so bereit war zu Glauben. „ Schmück doch bitte nicht so schön aus, was das hier für ein Spaß für mich werden könnte. Ich sehe schon Bildlich vor mir, wie ich im Scheinwerferlicht posiere aber weißt du was? Dafür muss ich dir nicht die Augen verbinden, garstige Waschbären können nämlich Murmeltier Matts auch ein Beinchen stellen, die Schnürsenkel zusammen knoten und so weiter – ich will ja nicht alles Verraten, falls ich ganz Zufällig in den nächsten Tagen noch dazu kommen werde, es auszuprobieren – und dann auf ihm Posieren. Dann sieht es auch nicht nach einem so ungleichen Kampf aus.“ Doch eigentlich war Madison gerade auch nur Aufgeregt. Sie hatte Sorge, wie sie sonst an das Ergebnis kommen sollte, was sie sich hier von Versprach. Was, wenn er ihr wirklich nicht mehr Vertrauen konnte? Und je weiter die beiden kamen, desto größer wurde die Furcht. Denn auch in ihr löste die Hand von ihm in ihrer etwas aus, was sie nicht mehr gewagt hatte, überhaupt in Erwägung zu ziehen. Was jetzt, nüchtern und am Tage, noch viel Bedeutsamer und Realer wurde. Das hier war keine Übersprungshandlung. Das war nicht Gedankenlos und aus einem Adrenalin Rausch entstanden sondern das waren sie beide, die sich bewusst dazu Entschieden, das hier zu tun. Genauso konnte Madison aber auch nicht Leugnen, wie ihre Angst leiser wurde. Matt verließ sich auf sie, gänzlich, sie spürte es nicht nur sondern sie sah es auch. Was für Maddi eben auch Ausschlaggebend war, denn sie hatte zu viel aus den Mündern der Menschen vernommen, was sich nachher als Falsch heraus gestellt hatte. Nicht immer mit Absicht sondern auch weil sie es nicht besser Wussten. Doch die beiden spürten nach der langen Zeit endlich, was für ein gutes Gespann sie abgaben und was sie in ihrer Beziehung über Jahre automatisch getan hatten, stellten sie in dieser Übung genauso vorbildlich unter Beweis. Als er davon Sprach, wie er sich das Vorstellte, wie es ab hier weiter ging und sie endlich wieder begann, diese Bilder Überhaupt vor ihr Geistiges Auge zu lassen, ging ihr dabei gänzlich Verloren – dass ihr Kopf langsam einstieg. Sie wich davon ab, was sie bis hier her Strikt Verteidigt hatte und was sie ihm die ganze Zeit so deutlich vermittelte – es gab keinen anderen Weg als ihren, keine anderen Optionen, keine Möglichkeit sie umzustimmen. „ Und du kümmerst dich auch um den Waschbären?“ Fragte sie nach etwas Stille zwischen den beiden, in denen sie nur das knacken der Hölzer unter ihnen wahrnehmen konnten. „ Und auch... auch noch um die Beerdigung?“ Langsam stoppte sie ihn, denn Maddi´s Stimme zitterte leicht. Für sie war es immer ein großes Eingeständnis, jemandem zu Vermitteln, von ihrem Standpunkt abzurücken. Sie hasste das eigentlich so sehr. Das ging gegen ihren Stolz und das schloss ja auch ein, dass sie sich geirrt hatte oder ihr ein Fehler unterlaufen war. „ Ich... mag aber keinen sehen. Dann. Wenn... also ich will nicht mit allem konfrontiert werden, was mit meinen Angehörigen passiert. Du müsstest oder du kannst sie... auf dem laufenden halten aber ich will... meine Kräfte für mich haben und nicht daran denken, wie es dem Rest damit geht. Ist das okay oder ist das auch nicht gut?“ Und der fragende Blick in seine Richtung sprach ihm so viel mehr zu, als sie eigentlich gewollt hatte. Erschrocken darüber aber resignierend, weil es nicht zurück zu nehmen war, fuhr sie sich angespannt durch die Haare. Den Schal hatte er abnehmen dürfen aber gerade sehnte sie sich danach, dass er sie so nicht sehen konnte. „ Ich habe meinen Eltern nichts gesagt von... der Krankheit aber ich werde... wenn die Ärzte helfen können, oder auch nicht... fragen müssen, ob sie mir das Erbe früher Auszahlen würden. Sonst kann ich die Rechnungen nicht bezahlen und Ian braucht das Geld selbst – er hat sich schon angeboten weil er dachte es liegt nur daran aber... das ist es nicht... nur ohne Geld geht es eben auch nicht.“ Weil sie noch immer nicht gänzlich wusste, welche Rolle sie Matt hier gerade zuspielte und auch er so wage Formulierte, was er sich vorstellte, sog sie die Lungen einmal tief mit der klaren Waldluft voll. „ Gut, der Badesee in dem ich dich durch das Wasser trage – ist eindeutig viel, viel zu kalt. Das sehe ich ein, dass geht nicht aber ich habe noch etwas... und wehe du lachst.“ Nickend besiegelte, dass er sich auch diese Idee ansehen musste und kletterte mit ihm ein wenig, eher sie ihn nur noch anwies, auf einem umgekippten Baum zu balancieren und unten stehen blieb. Als er sie um einiges überragte, die höchste, mögliche Stelle, stieß sie die Luft aus. Sollte sie das wirklich tun? Das war so unfassbar blöd aber – Psychologen machten genau das auch. „ Ich weiß noch nicht, wo ich uns... dabei sehen soll. Du auch nicht, glaube ich. Wenn ich kämpfen soll, dann kann ich mich damit aber nicht auseinander setzen. Also, sag mir nun – bist du als ein Freund an meiner Seite, ist das so ein Hippie-Haily Ding. Ist das ein... einfach weil wir uns so lange kennen oder ist das, wir vermissen uns nicht weiter und Matt ärgert sich nicht mehr, dass er mich nicht anfassen will, wenn er das mag. Du wirst Lachen und eigentlich ist das total bescheuert und wahrscheinlich tut sich einer von uns beiden weh. Endlich bin das aber mal ich und nicht du. Es sei denn ich gehe weg. Du springst da jetzt runter und ich fange dich.“ Ja, das war ihr Ernst. Würden sie das tun – wenn auch so klar auf der Hand lag, dass das ins Auge ging? Immerhin war es genau das, wenn sie seinem Plan eine reale Chance gab, die ihr aber noch fehlte. „ Ich habe eine scheiß Angst davor, was der Arzt mir sagt und ich könnte weinen, wenn ich eine schlechte Nachricht bekomme und dann will ich nicht nachdenken, wo ich uns nun sehe – also... hilf mir ein bisschen, das vorher herauszufinden.“ Sie gab ihm mit einer Geste der ausgebreiteten Arme zu verstehen, er sollte das wirklich tun.


RE: ROUTE 66 - Matthew Dawson - 27.01.2017 16:19

Madison hatte die ganzen letzten vergangenen Tage damit verbracht ständig gegen Matt zu reden. Er hatte so vieles versucht, sie so viele Emotionen spüren lassen, ständig das Gespräch wieder auf ihre Krankheit gelenkt, aber seine ehemalige Frau hatte bis zu diesem Zeitpunkt unnachgiebig auf ihrem Standpunkt und auf ihren Vorstellungen beharrt. Innerlich war Matt manchmal an den Rande des Wahnsinns gekommen, aber als er jetzt hier vor ihr stand, mitten im Wald, und als er endlich den Schal von seinen Augen nehmen konnte, da sah er in ihrem Blick erstmalig etwas anderes. Er sah, dass seine Vorstellung ihrer Zukunft auf einmal auch eine Option für Madison darstellte. Sie ließ ihn zum ersten Mal wieder an sich heran, sie ließ seine Ideen an sich heran, und weil das alles - und noch viel mehr - umfasste, was er mit diesem Trip hatte erreichen wollen, konnte man ganz deutlich sehen wie sich der Druck von seiner Brust löste und er zum ersten Mal wieder tief atmen konnte. Er hatte sie tatsächlich erreicht. Seine Vergebung, sein Vertrauen und seine Lieben konnten noch immer etwas in dieser sturen, unnachgiebigen Frau verändern. So wie auch schon vor Jahren. "Ich kümmere mich um den Waschbären, ja. Versprochen. Und auch um deine Beerdigung. Nur für den Fall." Matt ließ mit keiner Faser seines Körpers den pessimistischen Gedanken zu, dass Madison den Kampf eventuell verlieren könnte, aber er wusste, wie wichtig ihr war diese Eventualität schon von vornherein abzudecken. Sie brauchte das jetzt von ihm. "Wenn du niemanden sehen willst, ist das auch in Ordnung, aber wenigstens den wichtigsten Menschen in deinem Leben solltest du erklären, weshalb. Ian, deinen Eltern und Jamie. Sag ihnen, dass du sie deshalb nicht weniger liebst, aber dass sie mit mir reden können, wenn irgendetwas ist, und ich verspreche, dass ich sie auf dem Laufenden halte. Immer. Wie du weißt bin ich gut im Reden und könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als endlich mal dein Sprachrohr sein zu dürfen." Behutsam lächelte Matt noch einmal sein schiefes Lächeln, für sie beide. Auch, um die Ernsthaftigkeit und die Spannung ein wenig zu nehmen, die Madison gerade zweifellos spürte. Er sah doch wie unsicher sie in sich war, wie viel Angst sie hatte und wie schwer es ihr auch fiel so viele Eingeständnisse zu machen, aber Matt würde niemals seinen Humor verlieren, auch nicht wenn eigentlich alles dagegen schrie. "Falls das Erbe nicht ausreicht haben wir auch immer noch ein Haus, das wir verkaufen können. Ich weiß, dass das die letzte Option ist, vor allem wegen der Familie, die jetzt darin wohnt, aber- nur für den Fall. Oder wir nehmen ein Darlehen auf. Finanzen spielen keine Rolle." Vor allem, wenn es um ihr Leben ging, durfte Geld doch niemals ein Faktor sein. Lieber stürzte Matt sich in einen Haufen Schulden, als Madison einfach aufzugeben.
Doch obwohl er ihr bis hierher so viel Verständnis entgegen gebracht hatte, kam er bei ihrer nächsten Idee deutlich sichtbar an seine Grenzen. Wie von ihr gewünscht kletterte er zwar noch auf den umgestürzten Baum, er sah auch zu ihr hinab, aber als Madison die Arme ausbreitete und so erwartungsvoll zu ihm aufsah, zögerte Matt. Vor allem wegen dem, was seine ehemalige Frau sagte. Wie sie diesen Vertrauensbeweis für ihn erklärte. "Dir ist schon klar, dass du damit den Sinn dieser Übung ein bisschen verfehlst, oder? Nicht, dass ich dick bin, aber wenn meine stählernen Muskeln in deinen Armen landen, dann tust du dir definitiv weh, Madison." Und genau da lag der Punkt, den er nicht überschreiten konnte. Es war nicht so als vertraue er ihr nicht - er zweifelte keine Sekunde daran, dass sie genau dort stehen bleiben und wirklich versuchen würde ihn aufzufangen - aber dennoch ging Matt in die Hocke und sprang auf der anderen Seite des Baumes herunter, viel zu weit entfernt von Madisons Armen, um ihn auffangen zu können. So, dass keiner von ihnen beiden sich dabei verletzen musste. Und auch auf die Gefahr hin, dass er seine Frau damit enttäuscht hatte, drehte Matt sich daraufhin zu ihr und lächelte ganz schwach, warm. "Endlich bist das mal du, die sich verletzt, Madison? Wirklich? Das ist der Grund, warum du das machen möchtest?" Er verstand, weshalb sie das wollte, aber für ihn war das so absurd, dass er sofort den Kopf schüttelte. Und genau das war auch für diese undefinierbare Beziehung der beiden so bedeutsam, dass Matt sachte nach ihren Händen griff und sie warm mit seinen drückte. "Gerade im Moment kann ich dir nicht sagen, wer oder was ich für dich bin, Madison. Denn solange du dir solche Vorwürfe machst wird eine Beziehung zwischen uns nicht funktionieren, egal wie sehr ich das möchte, wie sehr ich dich liebe und wie sehr du mir fehlst. Ich werde dich nicht absichtlich verletzen. Weder indem ich auf dich drauf springe, noch auf irgendeine andere Art, aber ich glaube genau das erwartest du von mir. Genau das willst du von mir. Damit wir endlich quitt sind? Ist es das? Würdest du dich besser fühlen, wenn ich dir wirklich weh tue? Würdest du dann aufhören mich so mit Samthandschuhen anzufassen? Hättest du dann nicht mehr das Gefühl in meiner Schuld zu stehen? Das ist doch der Grund, warum du mir überhaupt erlaubt hast dich auf diese Fahrt zu begleiten, oder? Weil du das Gefühl hattest du wärst mir das schuldig. Du dürfest mir das nicht abschlagen." Vorsichtig zog Matt seine Frau dichter zu sich und ging gleichzeitig einen Schritt auf sie zu, sodass sie ganz nah voreinander standen, als er seine Hände von ihren löste und sie stattdessen an ihren Armen hinauf zog, über ihre Schultern, bis in ihren Nacken. "Ich bin hier. Ich bin bei dir, wenn der Arzt dir eine gute Nachricht gibt, aber auch wenn er dir eine schlechte Nachricht gibt. Ganz egal, was du davon wie definierst. Ich bin bei dir und ich unterstütze dich wie ich nur kann, aber bevor wir uns definieren, müssen wir nicht herausfinden, ob wir uns gegenseitig noch lieben, sondern du musst herausfinden, ob du dich noch liebst. Ich mache gerne jedes Vertrauensspiel mit, darum geht es mir nicht, aber keins, in dem ich dir bewusst weh tue. Und vor allem nicht dann, wenn du auch noch der Meinung bist, dass das richtig so ist."


RE: ROUTE 66 - Madison Lane - 28.01.2017 12:05

Gerade spürte Madison mal wieder, dass es nicht nur gut war, wenn man sich so gut kannte wie es die beiden hier taten. Es war einzusehen, dass sie die Menschen darüber Informieren musste, sich bei Matt nach ihr zu Erkundigen. Immerhin war das nicht mal mehr so Selbstverständlich wie noch vor mehr als zwei Jahren und es war auch in Ordnung, dass er an seiner unerschütterlichen Zuversicht festhielt, dass der Arzt ihnen nichts anderes als eine Chance einräumen könnte und sie den Kampf gewann. Er übernahm das Denken in eine Richtung, sie in die andere. Madison zog zwar in Erwägung, dass sie noch gegen die Krankheit ankämpfen würde und könnte aber sie sah sich viel zu oft mit den Folgen. Verbrannter Haut einer Bestrahlung, Narben, Schmerzen, sich vor jedem Arzt und jeder Schwester entblößen und das gerade dann, wenn sie sich unvollkommen vorkommen würde. Das war hart. Sie hatte sich schon vor Matt unfassbar geschämt, als er versucht hatte bei dem ersten, überstürzten Annähern der beiden, seine Finger unter ihr Oberteil zu schieben. Ja eigentlich schon vorher, schon da hatte sie sich die Frage gestellt, ob ihm etwas anders vorkam – ob er den Tumor auch spüren konnte, was durch die Kleider der beiden absolut unmöglich war aber Madison konnte doch nichts dagegen tun. Was wenn er den ersten Schock nicht verbergen könnte, wenn er sie mit großen Augen ansah? Was würde das in ihr Anrichten? Doch über all diese zähen Sorgen dachte er nicht nach, er würde sie nicht einmal teilen. Solange sie Gesund werden würde, war das alles in Kauf zu nehmen. Es würde für ihn nicht so viel ändern. Als er ihr die Standpauke hielt, wieso er nun nicht gesprungen war, befanden sie sich an dem selben Problem. Madison fühlte innerlich anders als er. Wo er schon in Worte zu fassen bereit war, wie sehr sie ihm fehlte und wie er nicht mal mehr an der Liebe der beiden zweifelte, stand sie noch vor ganz anderen Hürden. Deshalb als er seine Hände über ihren Körper zog, sah man zum einen eine Madison, die nichts lieber wollte als sich dem hinzugeben und dann wieder die Frau, die ihre Augen zusammenkniff und den Kopf seitlich weg drehte. „ Mag – kann sein, dass es das war, was ich damit bezwecken wollte – aber dann nicht mit Absicht.“ Sie schüttelte den Kopf. „ Ich weiß selbst nicht, was – irgendwas fehlt noch und ich Glaube diesmal ist es nicht, mir zu Verzeihen. Das wäre Utopisch Matt. Mir wird das immer Leid tun und das weißt du auch. Wie all die Male mit Chas, mit dem Crack, alle Fehler die ich zig mal gemacht habe. Ich erinnere mich wieder an alles und ich Erinnere mich, wie viel du für uns Gekämpft hast und das da ein Ungleichgewicht herrscht, dass muss ich Akzeptieren. Musste ich immer – auch in unserer Beziehung schon. Ich bin nicht wie du. Ich kann mich nicht so Emotional ausliefern, ich kann nicht immer das gute mehr sehen als das schlechte und ich kann nicht einmal zu Kreuze kriechen, wenn ich dich Betrogen habe. Jetzt frage ich mich wieso ich es nicht viel eher versucht habe, wieso ich dir nicht hinterher gereist bin – sowas – was eher deine Art gewesen wäre aber das bin ich nicht. Ich wollte dir Zeit geben, Abstand, Ruhe – vielleicht hätte ich dir das sogar gegeben, wenn ich an deiner Stelle wäre. Du wärst Krank. So – so Funktioniert das bei uns irgendwie. Ich weiß nicht warum du nicht viel mehr Wutausbrüche hast oder gesagt hast, dass du es satt bist aber gut – das bist du und ich habe wohl Glück gehabt. Wir. Weil wenn ich dich immer mit offenen Armen empfangen hätte, zurück geflauscht, dann wüsstest du meinen Namen vielleicht jetzt nicht einmal mehr, hm?“ Warum sie das so sehr ausführte? Weil sie vielleicht beweisen wollte, dass sie das wirklich verinnerlicht hatte. Das auch sie schon Fortschritte gemacht hatte in den Jahren, die sie nun auf sich alleine gestellt gewesen war und das sie nicht das Kapitel der beiden einfach zugeschlagen hatte und Ende. „ Vielleicht, wenn ich dir irgendwann mal eine Überraschung bereiten kann oder dich... mit etwas Überfalle, worüber du dich Zweifelsfrei freust, vielleicht passiert dann das, was ich mir wünsche. Das – das ich mir vorkomme aktiv etwas dafür getan zu haben, mir zu verzeihen. Ich Glaube – das fehlt mir. Wenn ich etwas möchte, kämpfe ich aber das... habe ich doch nicht? Eventuell ist das eine riesen Gefahr, weil dein größter Wunsch, den haben wir ja erfüllt – wir gehen zum Arzt aber was – was könnte ich noch tun, um mir und dir zu beweisen, wie sehr ich auch das zwischen uns wieder will? Wenn dir nichts einfällt, warten wir ab, okay. Viele Puzzlestücke laufen einem ja auch einfach so über den Weg -“ Eventuell dachte Madison auch viel zu drängelnd, weil sie noch nicht so der festen Überzeugung war, dass den beiden ewig Zeit blieb und dann? Dann hatte sie sich selbst im Weg herum gestanden aber ohne einen Weg? Würde sich das auch noch immer nicht richtig anfühlen.


RE: ROUTE 66 - Matthew Dawson - 31.01.2017 19:09

Manchmal hatte Matt das Gefühl bei Madison wie gegen eine Wand zu sprechen, die sie selber um sich herum errichtete. Als versperre sie ich absichtlich vor dem, was er ihr sagen wollte, und ließ bewusst nicht zu sich durch, was er für sie fühlte. Schon oft hatte ihn das in den Wahnsinn getrieben und ganz nahe an den Rand des Verzweifelns gebracht, aber Madison lag nunmal auch genau richtig mit dem, was sie sagte. Sie schob ihn mit ihrer Art nicht weiter von sich weg, sondern zog ihn viel eher noch näher zu sich hin. Matt brauchte niemanden, der ihm auf Schritt und Tritt folgte, der zu allem Ja und Amen sagte, das aus seinem Mund kam - dafür war das zeitweise viel zu viel Schwachsinn -, und sich einfach fügte. Er brauchte jemanden, der ihm auch mal die Stirn bot. Jemand, der so kompliziert und in sich selber durcheinander war, dass es Matt nicht langweilig wurde jeden Tag neben dieser Person aufzuwachen. Auch in all seinen intensiven langjährigen Freundschaften war das so. Mit Kilian. Und Summer, sie unterschied sich auch maßgeblich von Matt. Vielleicht brauchte er einfach genau das und trotzdem stieß er jetzt tief die Luft aus seinen Lungen, ließ die Hände verzweifelt von Madisons Körper sinken, schüttelte den Kopf und wandte sich ab. "Stell doch verdammt nochmal deinen Kopf endlich aus", konnte er nicht verhindern zu sagen, während er sich selber hilflos die Finger durch die Haare zog. "Und schon wieder dieses Ungleichgewicht, Madison. Was soll denn das überhaupt bedeuten? Das zwischen uns ist - oder war - eine Partnerschaft, wir bewegen uns zusammen doch auf dasselbe Ziel zu, oder? Das ist kein Rennen oder Wettbewerb, wer besser oder schlechter darin ist, also warum spielt es überhaupt eine Rolle, wer wann wie viel gibt? Du bist einfach- ich glaube du bist vom Charakter her destruktiver als ich und ja, das hat dich schon in doofe Situationen gebracht, die du im Nachhinein bereust, wie das mit Chas oder die Crack-Phase, aber denkst du wirklich ich wüsste nicht, auf was ich mich einlasse, wenn ich dir sage ich möchte mit dir zusammen sein? Wenn ich mich in den Sturm verliebe, dann muss ich doch auch damit leben, dass es ab und zu wütet, oder? Das macht nicht alles okay und das heißt auch nicht, dass ich dir einfach so alles verzeihe - manchmal braucht es auch Zeit, wie du siehst - aber für mich gibt es dieses Ungleichgewicht einfach nicht, das du anscheinend spürst. Du musst im Gegenzug damit leben, dass ich dir oft genug saumäßig auf den Sack gehe, damit wie ich bin. Ist das für dich immer einfach? Nein, bestimmt nicht, aber für mich bedeutet eine Partnerschaft nunmal auch nicht, dass es immer leicht sein muss zwischen uns. Für mich ist und bleibt die Definition unserer Beziehung, dass ich so lange mit dir zusammen bleiben möchte wie es mir besser mit dir geht, als ohne dich. Vor zwei Jahren war das auf einmal nicht mehr der Fall, deshalb bin ich gegangen. Und auch während der vergangenen zwei Jahre hatte ich das Gefühl, dass deine Anwesenheit mir nicht gut tun würde. Jetzt ist das aber anders. Jetzt tust du mir gut, ich spüre das doch. Tust du das etwa nicht? Wo ist das bei dir auf einmal hin, Madison? Und wenn das doch noch da ist, warum reicht das denn plötzlich nicht mehr, hm?" Matt lehnte den Kopf in den Nacken und noch einmal füllte er seine Lungen tief mit Luft, aber als er dabei an dem Baumstamm hängen blieb, auf dem er soeben noch gestanden hatte, kam ihm zumindest der Ansatz einer Idee. "Mach du das", forderte er seine ehemalige Frau auf und deutete mit dem Zeigefinger über sich. "Stell du dich da drauf und spring runter. Ich fange dich. Beweis dir selber, dass du in mich vertrauen kannst, dass du in dich selber vertrauen kannst und vor allem, dass du in uns vertrauen kannst. Ganz egal wie viel Ungleichgewicht da deiner Meinung nach herrscht. Wer weiß, vielleicht tu ich ja auch genau das, was du möchtest, indem ich einen Schritt zur Seite gehe, dich auf den Boden knallen lasse, du dir wehtust und ich dann dafür verantwortlich bin, hm?" Diese provokative Frage musste einfach sein, schon allein deshalb, damit Madison gar keine andere Wahl blieb, als wirklich dort hoch zu steigen.


RE: ROUTE 66 - Madison Lane - 01.02.2017 00:49

Eigentlich sollte Matt es doch so satt haben sich mit ihr im Kreise zu drehen. Eigentlich sollte er es Leid sein, zig Mal das gleiche in ihren Kopf zu bekommen aber er wurde es nicht Müde. Auch wenn er andere Worte wählte, sagte er etwas, was er ihr schon zig mal gesagt hatte und nun Erinnerte sie sich auch noch daran. Madison hatte nun auch all die wunderschönen Erinnerungen und Gespräche wieder in ihrem Kopf, die es nötig waren, die beiden so Nahe zu bringen und am Ende doch eine funktionierende Beziehung hervorgebracht hatten. Wieso gab er es nicht einfach auf, damit er sich die Mühe nicht mehr machen musste? Doch sie selbst kannte die Antwort. Weil er sie nicht Aufgab. Hatte er allem Anschein diese letzten, getrennten zwei Jahre nicht und auch nun, nicht einmal jetzt war er an seinen Grenzen. Nicht nur sie zu motivieren, gegen die Krankheit zu Kämpfen sondern auch noch sie davon zu Überzeugen, wieder an die beiden zu Glauben. Es war für sie Absurd, dass er sich in den letzten zwei Jahren auch noch hatte vorstellen können, wie die beiden ihren Lebensabend gemeinsam gestalteten und für sie war das ein Tabuthema gewesen aber er hatte sie nie aus seinen Gedanken und auch nie aus seinem Herzen verbannt. Aus seinem Leben, aus seinem Sichtfeld aber nie ganz. Hatte sie ihn so vielleicht indirekt gegeben, wonach sie suchte? War es das, was sie hatte tun können - ihn in ruhe zu lassen auch wenn sie ihm nichts gegeben hatte? War das besser gewesen als kämpfen? Ihm die Zeit zu geben, die es brauchte, ihre Untreue zu verzeihen? Einmal nur Lächelte sie und schüttelte den Kopf. „ Du bist nicht nur Nervig, du bist Anstrengend für mich mit all deinen zig Gefühlen und Emotionen – das ist wie ein Mörder Kreuzworträtsel für mich und dann auch noch eins, bei dem ich Stromschläge bekomme, wenn ich falsch liege. Ich... ich will ja...“ Verunsichert sah sie gegen seine Brust und in seine Augen. Er kannte seine Exfrau lange genug als das er nicht sah, wie sehr sie sich nach seiner Nähe und Liebe sehnte, gerade mehr als an vielen anderen Tagen aber wie schwer sie sich tat. Diese Krankheit war wie ein kaltes Gefühl in ihrem Nacken, sie wollte sich dem nicht ergeben und Überstürzt handeln - nur weil es sie gab aber wann war es einfach nur noch Trotz und stolz sich bloß nicht davon leiten zu lassen und wann entging ihr das beste, was ihr noch passieren konnte? Sie erinnerte sich auch noch daran, wie gut Matt darin war, sie sich besser fühlen zu lassen, als jede Droge oder jeder Tropfen Alkohol dieser Welt und das wollte etwas heißen. Das Crack hatte sie nicht zuletzt wegen ihm Aufgegeben und ja – sie wusste was ein Mensch wie er in ihrem Leben Wert war. Zumindest dachte sie darüber nach, sträubte sich noch immer dagegen es zuzulassen, als er etwas zu ihr sagte, was sie überrascht in sein Gesicht sehen ließ. „ Dein... Ernst?“ Dann sah sie auf den Baumstamm, wo sie eigentlich ihn hin manövriert hatte. Wie immer wenn sie nicht weiter Wusste, biss sie sich auf der Unterlippe herum. Er hatte mit allem Recht, was er forderte und er hatte mit allem noch mehr Recht, was sie Fürchtete. „ Ich hasse das – wenn du... etwas von mir gegen mich verwendest, das weißt du?“ Weil sie tatsächlich aber nie im Raum stehen lassen könnte, er würde einen Schritt weg gehen, schüttelte sie den Kopf. Madison wollte ihn nicht mit einer Faser seines Körpers so enttäuschen, dass sie annehmen könnte, er würde sie nicht auffangen. Ihre Blicke wurden entschiedener und sie hob die Schultern. Ohne ein Wort zu sagen tat sie, was sie ihm immerhin auch noch darüber hinaus zugestanden hatte. Er sollte sagen, was er von ihr wollte und das war es wohl - Madison hielt solche Eingeständnisse. Tatsächlich zögerte sie oben angekommen jedoch wegen etwas anderem – Vertraute sie in die beiden? Die Liebe der beiden? Das er ehrlich war, wenn er ihr sagte, es ginge ihm besser mit ihr? „ Wehe – du lässt mich fallen.“ Die Stimme klang zu Unsicher als das sie sich auf das Fallen lassen auf den Waldboden beschränkte, es ging viel eher darum, dass sie tatsächlich Angst hatte, er würde selbst merken, dass es ihm nicht so gut mit ihr ging, wie er nun dachte. „ Wehe – ich merke nun wieder, was du... meintest, wehe es geht mir besser mit dir und dann ist das bei dir nicht mehr so. Dann suche ich dich als Geist auf, ich Schwöre es.“ Diese Drohung war lediglich die nackte Wahrheit über ihre Ängste, was sie wirklich befürchtete und noch eher er etwas darauf sagen konnte, sprang sie tatsächlich mit geschlossenen Augen in seine Arme. Sie wusste eigentlich doch wie viel Liebe er da für sie bereit hielt und das ihre Zweifel dumm waren. So feste wie bei ihm angekommen klammerte sie sich selten Freiwillig um einen Hals, drückte sich von sich aus so an einen menschlichen Körper und als der erste Schock überwunden war – tat sie das, wonach sie sich da oben schon am meisten gesehnt hatte. Sie begann ihn stürmisch zu Küssen, Tabulos und ohne diese ganzen Zweifel denn wenn Madison eines auch konnte, war es reißerisch zu Lieben. War ihr Kopf abgemeldet konnte man in ihr all das finden, was sie sich so Ängstigte Preis zu geben – wer oder welche Erfahrungen auch immer dazu geführt hatten, all das unter Verschluss zu halten, ihrer eigenen Einschätzung so wenig zu vertrauen– Damals war sie auch schon bereit gewesen ab einem Gewissen Punkt, alles für ihn herzugeben. Diesmal würde sie zwar beben und Zittern, wenn er sich erneut dem Tumor näherte aber sie würde nicht mehr davon Laufen, sie wollte nicht. „ Du hast mich gefangen – ob du sowas in dreißig Jahren auch noch hinbekommst, Mister Muskel.“ Ja, sie Lächelte, sie war genauso Blöd wie er, wenn sie es zuließ und sie gab ihm damit etwas ganz besonderes, eine Chance für die Zukunft. Die Zukunft der beiden. „ Du bist Hartnäckiger als alles, was mir je begegnet ist...“ Nuschelte sie, während sie ihre Nase an seiner Halsbeuge versteckte. Ja, auch schwach sein konnte sie jetzt, man spürte deutlich wie sehr Madison sich nach dem Sehnte, was sie am lautesten Bestritt. Zuneigung. Schutz. Jemand, der sich für sie in ihren eigenen Sturm stellte.