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RE: FAMILIE SMIRNOW - Rebekka Smirnow - 26.10.2016 21:17

Aufmerksam hörte Bex Noah zu, nachdem sie – wenn auch noch sehr vorsichtig und umsichtig – den Platz neben ihm gesucht hatte. Sie hatte genickt, als er ihr das Versprechen gegeben hatte, auf sie zuzukommen, wenn es ihm zu viel wurde. Wenn er spürte, dass es zu sehr schmerzte, in ihrer Nähe zu sein aber für sie war das trotzdem verwirrend zu Wissen, welche Gefühle Noah für sie hatte. Sie hatte Respekt davor, sie wollte ihm nicht weh tun oder zur Last fallen aber sie mochte ihn doch selbst so gerne. Er sprach davon, es würde ihm mehr weh tun, wenn sie wieder auf Distanz ging und sie musste einfach darauf Vertrauen, dass er sein Wort hielt. Leichter wurde es nicht, als er auch noch begann zu Erklären, wie schwammig seine Grenzen noch waren. Wie er empfand, wenn er verliebt war und wie es sich zu Freundschaftlichen Gefühlen unterschied. Bex hatte sich das irgendwie anders Vorgestellt, vielleicht hatte sie es schlechter geredet als es war aber es formten sich auch so viele Fragen in ihrem Kopf. „ Also... also gibt es einen Unterschied zwischen Freunden nahe sein, Freunden sexuell nahe zu sein und verliebt sein? Kannst du es dir denn... kannst du dir Vorstellen auch mit zwei Frauen gleichzeitig zusammen zu sein? Bist du dann nicht eifersüchtig, wenn deine Freundin... auch mit jemand anderem so intime Dinge teilt? Wenn du dadurch eventuell einen wichtigen Moment in ihrem Leben verpassen würdest, wäre dir das egal – wenn sie an ihrem Geburtstag, an ihrem Schulabschluss mit jemand anderem zusammen wäre? Was... macht das Wort verliebt sein denn dann für dich so besonders und... wie würdest du es deiner Freundin anders zeigen, als Haily zum Beispiel. Was ist es dann für dich Wert, zu wollen, mit jemandem eine Beziehung einzugehen, wenn es doch keinen Unterschied mehr macht ob man ein Paar ist oder nicht? Ich... es tut mir Leid, wenn ich das auf eine schlechte Ebene gestellt habe aber manchmal kommen mir diese offenen Beziehungen vor, wie ein Freifahrtschein, sich nicht... jedem hin zu geben, aus welcher Situation heraus. Ein Partner sollte mich ergänzen und bereit sein, für mich Kompromisse einzugehen... irgendwo verliert das alles... darin das, was ich in einer Beziehung sehe. Du... du schienst so verletzt als ich dir das gesagt habe und das war auch nicht richtig, ich mag, dass du anders bist und ich finde, wenn für dich die Grenze anders bleibt als bei deinen Freunden ist es doch nur ehrlich. Es ist das, was du willst. Nur... nur denkst du, es passt zu dem, was ich mir wünschen würde?“ Bex wusste nicht mal, was sie damit bezwecken wollte. Wollte sie Noah zeigen, dass es mit den beiden schon alleine deswegen nie Funktionieren würde? Aber warum gab sie dem Wunsch nach, sich an seiner Schulter anzulehnen, nachdem sie ihn fragend angeschaut hatte und egal was er eben gesagt hatte, seine stille Zustimmung abwartete. „ Es... entschuldige wenn ich dich so löchere aber ich bin Neugierig.“ Und es lenkte sie hervorragend ab. Bex gelang es endlich, ihre Gedanken von dem Thema Joker zu befreien – zumindest bist sie auf die Hände der beiden sah. Schon richtete sie sich wieder etwas in dem Kissen auf und zog die Beine an, dass die ineinander gekreuzten Hände in ihren Schoß sanken. „ Nein -...“ sie dachte noch einmal nach. „...habe ich nicht. Familiär oder mit romantischen Gefühlen.“ Ein wenig verwirrt darüber, betrachtete sie nun, was zwischen den beiden passierte und bekam vor sich selbst etwas Angst, so sehr, dass sie ihre Finger von seinen löste und lieber seinen Handrücken streichelte. „ Das bin aber eher ich. Ich finde das Haus interessant und die Menschen aber ich... bin nicht so der Mensch, der jeden... gerne Berührt. Ob das mein Charakter oder meine Erziehung ist, kann ich dir nicht sagen aber es fühlt sich nicht immer richtig an. Gerne höre ich den Hausbewohnern zu, wenn sie darüber Reden und ich fordere mich auch gerne heraus aber schon fast eher um auch mal einen Schritt auf Menschen zuzugehen, die ich mag. Nicht auf jeden. Ich würde nicht jeden Umarmen, dem es schlecht geht... kennst du diese eigene Aura? Dieser Kreis um einen selber? Ab einem Gewissen Punkt möchte ich Fremden nicht Näher kommen. Diese Eindeutigen Gesten wie ein Kuss, sich an jemanden zu kuscheln... dafür brauche ich Vertrauen zu jemandem. Wenn mich jemand tröstet, lasse ich ihn in den Momenten an mich heran, wo man sehr sensibel und angreifbar ist und nicht jeder den ich kenne, weiß, was mich in dem Augenblick eventuell verletzen könnte. Diese Gesten gehören für mich aber auch zu einem Prozess... der erste Kuss zwischen zwei Menschen... dieses Hand halten entscheidet, für mich, wo man sich mit dem anderen eher sieht. In einer Beziehung oder Freundschaftlich. Joker... Joker hat wirklich sehr gekämpft, sich bemüht damals... aber auch hier bin ich ganz klassisch. Ich mag Dates, ich mag es, wenn jemand mich hier abholt und beide ganz aufgeregt sind, wenn man aus der Tür kommt und ich mag auch Blumen geschenkt bekommen, erst nach vielen Dates einander näher kommen, Überraschungen an einem doofen Tag wie Valentinstag... oder auch einem anderen, ganz kitschig aber irgendwo so viel... Wertschätzung zu erfahren. Heutzutage bedeutet es ja auch Mut, so zusammen zu kommen und nicht über Sozial Media mal eben ein Treffen auszuhandeln. Alles will Spontan sein. Ich mag das Theater und große Liebesgeschichten....“ Ihr war bei den Worten zum Lachen und Heulen zumute, weil es sie so an ihre gescheiterte Beziehung erinnerte. „...deswegen wird es immer Dinge geben, die ein Partner von mir bekommen kann aber nie ein Freund.“ Da war sie zumindest Sicher, bei dem letzten Satz. Erstaunlich, wie viel Noah und sie gesprochen hatten und wie wenig sie übereinander wussten, in dieser Hinsicht.


RE: FAMILIE SMIRNOW - Noah Scott - 27.10.2016 11:39

Noah verurteilte Bex nicht für all diese fälschlichen Zusammenhänge, die sie sich während der letzten Wochen und Monate in ihrem Kopf ausgemalt hatte, er war ja selber einmal in ihrer Position gewesen. Er hatte selber zu Beginn das alles infrage gestellt, was er jetzt lebte, und er hatte sich dieselben Gedanken gemacht, die sie sich jetzt machte. Sogar heute verstand er noch nicht, was einige seiner Freunde lebten, und auch heute noch zog er oft falsche Schlüsse, wenn er mit etwas Neuem konfrontiert wurde. Das war natürlich, das war selbstverständlich und letztendlich war das Leben auch ein einziger, langer Prozess, in dem man immer wieder etwas lernte. Er hatte sich nur vorgenommen, dass er mit den Jahren offener werden wollte gegenüber Fremdem und Unbekanntem, er wollte die Neugier beibehalten, die Akzeptanz und die Toleranz, anstatt sich von den gelebten Jahren einengen zu lassen. Er wollte bleiben wie ein Kind, unvoreingenommen und frei, und sich nicht wie ein Erwachsener an das halten, was gesellschaftlich den Normen und Traditionen entsprach.
"Du denkst zu viel darüber nach", klärte er Bex daher auch mit einem sanften Kopfschütteln auf, ehe auch er den Blick wieder auf ihre Hände senkte und beobachtete wie sich ihre Finger über seinen Handrücken bewegten. Wie gut sich das anfühlte. "Du hast zu viel von dem im Kopf, was dir als richtig beigebracht wurde, das macht alles nur- unnötig kompliziert." Das war kein Vorwurf, Noah lächelte auch erneut schwach, um ihr das zu zeigen, ehe er den Kopf ein wenig zur Seite neigte und versuchte in seinen Worten zu erklären, wie er fühlte und wie er lebte. "Für mich kann man das alles auf zwei wichtige Faktoren runter brechen: Erstens glaube ich, dass ein Mensch die Freiheit haben sollte alles zutun, was er tun möchte, wann immer er es tun möchte. Ich glaube, dass Freiheit das wichtigste ist, was ein Mensch braucht, um er selber sein zu können, gerade in der heutigen Zeit, und ich weigere mich dagegen etwas von dieser Freiheit aufzugeben. Nicht für den Staat, nicht für meine Familie und auch nicht für eine Beziehung. Zweitens ist auch Liebe für mich sehr simpel: Ich liebe Menschen, zu denen ich mich besonders hingezogen fühle - erstmal völlig unabhängig davon, ob diese Liebe freundschaftlich oder romantisch ist - und wenn ich jemanden liebe, dann ist mir nichts wichtiger, als dass es dieser Person gut geht. Dass sie glücklich ist. Ich möchte sie nicht einschränken, in ihren Gedanken, in ihrem Handeln oder in ihren Möglichkeiten, sondern ihr den Rücken stärken und ihr das Gefühl geben, dass es okay ist einfach- zu sein. Ich liebe diesen Menschen dafür, wer er ist und ich möchte daran nichts ändern, indem wir eine Verbindung zueinander eingehen, die auch auf Verboten aufbaut. Wenn ich in einer Beziehung bin und wenn meine Partnerin ihren Abend lieber mit jemand anderem verbringt, dann ist das so. Das ist in Ordnung. Manchmal ist mir die Nähe zu einer bestimmten Person wichtiger, als zu einer anderen Person, das ist nicht verwerflich und es bedeutet auch nicht, dass ich die andere Person weniger liebe, sondern dass ich einfach an dem Abend oder zu der Zeit etwas brauche, das sie mir nicht geben kann. Das ist aber okay, weil kein Mensch zu jeder Zeit alle Bedürfnisse eines anderen Menschen erfüllen kann oder erfüllen sollte. Wenn meine Partnerin ihren Geburtstag lieber mit jemand anderem verbringt ist das auch in Ordnung. Ein Geburtstag ist auch nur ein Tag wie jeder andere. Wenn ich spüre, dass das öfter vorkommt, dass sie die Distanz zu mir sucht und dass sie keine Freude mehr daran empfindet mit mir zusammen zu sein, dann frage ich sie, warum das so ist und wenn sie mir dann sagt, dass sie sich romantisch nicht mehr so zu mir hingezogen fühlt wie sie das mal getan hat, dann gebe ich ihr die Freiheit zu gehen und akzeptiere das, indem ich sie loslasse. Manchmal hält Liebe nicht auf Dauer, das ist nicht schlimm, manchmal - meistens - begleiten Personen einen nur für einen beschränkten Zeitraum, bevor die Wege sich wieder trennen, aber anstatt mit Wut oder Ärger darauf zurückzublicken und jemandem vorzuwerfen, dass unsere Beziehung zueinander sich verändert und die Liebe weniger wird, erfreue ich mich lieber daran, dass wir die Zeit zusammen hatten. Ich sehe darauf zurück und bin dankbar für die gemeinsamen Wochen, Monate oder sogar Jahre." Weil das alles aber doch sehr allgemein gesprochen war, hielt Noah kurz inne, um seine Gedanken zu ordnen und dann zu einer persönlicheren Antwort auszuholen.
"Ich kann mir auch vorstellen mit zwei Frauen zusammen zu sein, ja, und ich kann mir auch vorstellen zwei Frauen gleichzeitig zu lieben, aber ich hab in der Vergangenheit gemerkt, dass es mir nicht so leicht fällt in zwei Frauen gleichzeitig verliebt zu sein. Wenn ich verliebt bin, diese aufgeregte Verliebtheit, dann bin ich so auf diese eine Person fixiert, dass jemand anderes da gar keine Chance hat. Als ich noch mit Lahja zusammen war, da hab ich mich zwischendurch in jemand anderen verliebt und- das hat meine Liebe zu ihr zwar nicht geschmälert, aber meine Aufmerksamkeit für sie ist dadurch gesunken. Für mich, mit meinen Gefühlen und meinen Gedanken, ist das kein Problem so etwas zu akzeptieren. Es war in Ordnung für mich, als sie sich neu verliebt hat, ich hab mich für sie gefreut und fand es schön mitansehen zu können wie sie- wieder so geglänzt hat. Ihre Augen haben richtig geleuchtet und es ging ihr- wirklich gut. Auch wenn sie dadurch weniger Zeit für mich hatte. Für sie wiederum war das aber sehr schwierig, als es bei mir so war. Es hat sie unglücklich gemacht das zu spüren und zu sehen, sie hat mir viele Vorwürfe gemacht, wir haben uns oft gestritten und das war letztendlich auch der Ursprung dafür, dass wir uns getrennt haben. Weil unsere Gedanken und Gefühle so unterschiedlich sind und weil es einfach nicht möglich war das zu vereinen. Ich habe schon überlegt, ob ich vielleicht eher dafür gemacht bin nur mit einer Person zusammen zu sein und ob es mir leichter fällt nur einer Person meine volle Verliebtheit und Aufmerksamkeit zu schenken, aber wenn, dann möchte ich, dass das meine persönliche Entscheidung ist. Eine Entscheidung, die ich für mich treffe, für niemand anderen. Und das soll meine Partnerin auch nicht einschränken. Wenn sie trotzdem jemand anderen lieben kann, dann ist das schön, das ist gut und sie soll das dann auch tun, aber vielleicht- vielleicht bin ich einfach ein Mensch, der sich lieber auf eine einzige feste Beziehung stützt. Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Ich bin noch dabei das herauszufinden." Nachdenklich wog er den Kopf ein wenig zur Seite, ehe er fortfuhr.
"Aber ich finde übrigens schon, dass es einen großen Unterschied macht, ob man ein Paar ist oder nicht. Einfach- in mir selber. Wenn ich verliebt bin, dann- dreht sich alles in mir nur um diese Frau. Ich denke ständig an sie, ich will ständig bei ihr sein. Nichts ist mir wichtiger, als sie glücklich zu sehen. Es kribbelt im Körper und von ihr berührt zu werden, das ist wie- das ist alles. Nichts ist schöner. Freunde zu berühren oder mit Freunden zu schlafen ist ganz anders, als mit jemandem zu schlafen, in den man wirklich bis über beide Ohren verliebt ist. Und wenn diese Person das Gefühl dann noch erwidert, wenn man bereit ist zu sagen Wir lieben uns, so sehr, dass wir eine Partnerschaft eingehen, dann ist das noch einmal eine ganz andere Ebene. Man erwartet zwar nichts voneinander, aber gibt trotzdem unheimlich viel für den Partner. Man bemüht sich, verbringt viel Zeit zusammen, man öffnet sich, zeigt Zuneigung und teilt Hingabe. Eine Beziehung ist - für mich - immer etwas Besonderes." Noah wusste nicht recht, ob Bex das alles verstehen oder nachempfinden konnte und vor allem wusste er nicht, was sie mit ihrer abschließenden Frage bezwecken wollte - wohlmöglich versuchte sie nur ihm vor Augen zu führen, dass eine Beziehung zwischen ihnen sowieso keine Option war - aber er antwortete trotzdem besten Gewissens. "Ich weiß nicht, ob das zu dem passt, was du dir wünscht und vorstellst. Wahrscheinlich nicht. Und wahrscheinlich- wahrscheinlich hätte ich auch Angst davor, dass dasselbe passiert, was mit Lahja passiert ist - dass ich dich letztendlich nur verletze und verunsichere - aber leider lassen sich Gefühle nicht vom logischen Denken beeinflussen." Er lächelte ein wenig unsicher, sog tief die Luft in seine Lungen und akzeptierte in dem Atemzug auch, dass er nichts gegen seine Emotionen tun konnte. Auch wenn er schon ahnte, dass eine Beziehung mit Bex ebenso zum Scheitern verurteilt war wie die Beziehung mit Lahja. "Ich- war übrigens auch eifersüchtig. Auf Joker. Als ich euch gesehen hab. Eigentlich will ich das nicht, eigentlich finde ich Eifersucht schrecklich und versuche das einfach gar nicht zu fühlen, aber- ich kann es nicht leiden, wenn sich jemand, den ich mag, in destruktive Hände begibt. Das- damit kann ich nicht gut umgehen. Das war bei Lahja auch schon so und deshalb- deshalb bin ich auch so wütend geworden, als ich euch gesehen hab. Das war nicht richtig und das tut mir Leid, ich hätte nicht so negativ auf dich reagieren dürfen, das- Letztendlich bringt das niemanden weiter." Und letztendlich war Noah eben auch nur ein Mensch. Einer, der zwar eine ganz andere Weltanschauung hatte, als Bex, der anders fühlte und anders dachte, aber einer, der auch Fehler machen konnte, der launisch war und immer mal wieder seinen eigenen Prinzipien untreu wurde.
So wie sie auch. Denn das, was sie sagte und wie sie ihre Gefühlswelt beschrieb, das war eigentlich nicht damit vereinbar wie die beiden jetzt hier saßen, nah zusammen, in einem Bett, die Hände übereinander liegend. Nicht, wenn das hier für Bex absolut keine romantischen Gefühle hervorrief. Außer Noah war die Ausnahme von der Regel. Oder, vielleicht- vielleicht gab es da doch etwas in ihr, das über Freundschaft hinaus ging. Vielleicht wehrte sich ihr Kopf nur einfach dagegen, wegen Joker und weil die beiden so unterschiedlich waren, aber eigentlich- eigentlich waren in ihrem Herzen auch andere Gefühle nicht unmöglich. Noah wusste nicht, wo diese plötzliche Hoffnung auf einmal herkam, die er doch eigentlich schon längst zunichte gemacht hatte, aber er lauschte ihren Vorstellungen ganz anders, als er es sonst getan hätte. Er hörte ihr aufmerksam zu, speicherte sich alles ab, so als wäre das eine Option sie von sich zu überzeugen. Möglicherweise- Vielleicht musste er sich auch mehr bemühen. So wie Joker. Vielleicht musste er mehr investieren, sich mehr ins Zeug legen, und nicht so leicht aufgeben. Vielleicht musste er Bex zeigen, was er ihr geben konnte, was er für sie fühlte und wie aufrichtig und ehrlich eine Beziehung mit ihm wäre. Vielleicht- ja, vielleicht sollte er es einfach versuchen. Nicht jetzt, nicht während sie noch so in der Schwebe stand und während sie sich noch nicht einmal recht von Joker getrennt hatte, das würde nur mehr gegen ihre Prinzipien gehen und sie verwirren, aber- bald. In ein paar Wochen. Wenn Ruhe eingekehrt war. Wenn ihr Kopf und ihre Gefühle wieder freier waren. Vielleicht. Denn eines hatten die beiden doch gemeinsam und vielleicht war das wichtiger, als alles andere: Sie lebten für die Liebe. Für sie beide war eine Partnerschaft etwas unheimlich Wertvolles, etwas Besonderes und etwas Schönes. Und dass er Bex für keine ihrer Gedanken oder Gefühle verurteilte, dass zeigte Noah ihr auch, indem er seine Hand wieder leicht drehte und zart ihre Finger mit seinen umschloss. "Ich bin mir sicher, dass du deine große Liebesgeschichte finden wirst. Ganz bestimmt."


RE: FAMILIE SMIRNOW - Rebekka Smirnow - 27.10.2016 23:04

Selten hatte Bex so einen Einblick in die Gefühlswelt von jemandem bekommen, der solch eine Beziehungsform lebte. Noah schienen ihre Emotionen nicht so fremd wie sie angenommen hatte, Bex würde verliebt sein genauso beschreiben wie er – es gab da nur einen Unterschied und sie wusste selbst nicht, wie Elementar der einzuordnen war. Sie würde sich schlecht fühlen, zwei Menschen zu Lieben und sie mochte, was ihr vorgelebt wurde von ihren Eltern. Das man ewig zusammen war. Vielleicht weil ihre Eltern sich noch wirklich liebten, weil sie zusammen hielten und weil die Augen beider noch so glänzten, wenn sie sich abends begegneten. Sie wusste nicht, was das Erfolgsrezept ihrer Eltern war aber wenn sie sich doch daran hielt, was sie ihr sagten, dann würde sie eventuell auch das finden, was sie aneinander hatten. Noah würde noch einen Einblick am nächsten Morgen bekommen, wie liebevoll ihre Eltern miteinander umgingen und das ihr Vater seiner Frau auch jetzt noch einen Abschiedskuss gab, wenn er das Haus verließ. Nicht reißerisch aber auch nicht abwesend, er nahm sich die Zeit, sie an sich zu drücken und das, obwohl er den Jungen in seinem Haus hatte – bei seiner Tochter im Zimmer, den er nun heim fahren sollte und wo noch Ärger wartete, mit seiner Tochter. Jetzt war sie aber hier, lauschte Noah während ihr Kopf an seiner Schulter lehnge und jetzt fühlte sie sich komisch, denn alles, was er über das verliebt sein da sagte, das galt nun auch für sie? Fühlte er sich bei ihr so? Sie hatte zu viel Respekt vor der Frage und zu viel Angst vor der Antwort und musste das alles auch irgendwo in sich verarbeiten. „ Es klingt schön, wie du das beschreibst und jedes Theater oder Musical wäre für die Katz´, wenn verliebtsein nicht das logische Denken ausschalten würden.“ Sprach sie leise aus, um warmherzig den Blick zu heben. Es bedeutete für sie noch etwas anderes, sie musste nicht so hart mit sich ins Gericht gehen wegen Joker. Sie war verliebt gewesen und hatte manche Zeichen eventuell nicht wahr genommen. Nachdem Noah ihr das mit der Eifersucht sagte, lächelte sie – geschmeichelt und verlegen zugleich. „ Na, dann kann auch der Friedliebenste Mensch so etwas wie Eifersucht spüren. Das beruhigt mich. Danke Noah, für alles.“ Sie lehnte sich zu ihm damit sie ihn ganz behutsam und vorsichtig umarmen konnte, eher sie in ihr Bett – oder eher auf die Matratze kletterte. Er würde verstehen, egal ob es nun an falschen Prinzipien lag oder sie lieber neben ihm geschlafen hätte, in dem Haus ihrer Eltern ginge das nicht. Erst als sie sich in die Decke wickelte wurde deutlich wie schwer der Tag auf ihr Gemüt schlug, Bex schlief schnell ein aber wurde immer wieder wach.
Am nächsten Morgen gab es noch ein üppiges Frühstück, von dem Noah sogar etwas für die Hausbewohner mitnehmen konnte. Ihre Mutter war so liebevoll wie gestern und das obwohl diese Familie nicht viel besaß. Das jedoch war normal, man teilte alles. Dann fuhr ihr Vater Noah heim. Es war schon abzusehen, dass die Stimmung etwas angespannt war und Bex unheimlich still. Auch das gehörte dazu, so zeigte sie ihren Eltern, dass es ihr Leid tat, was sie getan hatte. Bex Vater bedankte sich beim aussteigen ebenso bei Noah, wie ihre Mutter am Abend zuvor. Ihr Vater war noch etwas strenger, er hatte eine kühlere Art aber man spürte schnell, nicht weil er ein boshafter Mensch war sondern er war eher besorgt um seine Familie und deswegen so angespannt.
Er war es auch, der mit Bex gemeinsam die Sachen bei Joker abholte und ihm mit der Polizei drohte, wenn er seiner Tochter erneut zu nahe kam. Sie selbst hatte keine Gelegenheit alleine mit ihm zu Sprechen aber das wollte sie auch gar nicht, sie musste nur sagen, dass sie nicht mehr wollte. Bex hatte es nicht übers Herz gebracht ihren Eltern von seinem Job etwas zu sagen aber der Rest reichte mehr als aus und war auch das wichtigste, oder?
Mit ein paar offenen Fragen blieb sie aber auch alleine, weil wie geahnt, bekam sie zwei Wochen Hausarrest. Das man sich das mit neunzehn gefallen ließ, das konnte man belächeln aber für sie war es okay. Ihre Eltern wollten viel eher auf sie aufpassen, hatten angst, dass Joker sie doch aufsuchen würde und wollten, dass sie Struktur in ihr Leben zurück brachte. In der Zeit hatte sie aber so auch den Kopf für sich. Sie arbeitete, sie bewarb sich, sie ging zum Sport aber am Abend, da schrieb sie immer wieder mit Noah. Angefangen, dass sie parallel den selben Film sahen, über die Arbeit und May kommunizierten. Bex erzählte wie sich das Verhältnis zu ihren Eltern langsam normalisierte und dann kamen sie auf das Schlupfloch, er konnte sie ja bei den Hundespaziergängen in ihrem Dienst begleiten – auch wenn die kürzer ausfielen und stressig waren und als Bex ihm berichtete, dass sie kein Weihnachten sondern Chanukka feierte, sprengte es den Textrahmen und sie telefonierten. In diesen zwei Wochen hörte sie nichts von Joker und Noah tauchte immer wieder mal in ihren Gedanken auf, sie freute sich aufs Handy zu schauen und eine Nachricht von ihm zu sehen aber noch immer war das Freundschaftlich. Bex musste man romantische Gefühle entlocken, indem man diese Momente schaffte, dass hatte sie Noah schon einmal gesagt aber als sie sich an diesem Abend zum ersten mal wieder trafen – ohne Hund und Hausarrest, fühlte sie sich ihm doch noch näher. Eben beim Friseur hatte sie ihre Dreads enthäkeln lassen, die langen Haare gefärbt, wie Frauen das eben so machten, nach einer schlimmen Phase. Irgendwo konnte man daran ganz gut sehen, sie begann abzuschließen. Nicht zuletzt war Noah dafür Verantwortlich, den sie feste in den Arm nahm. Übrig geblieben war ein mulmiges Gefühl allein durch die Straßen zu laufen oder sich im dunklen zu erschrecken. Joker, würde er das nun einfach akzeptieren? Oder musste sie etwas befürchten? Man sah es daran wie oft sie sich umsah, wie kleine Geräusche sie zum stehen bleiben zwangen. Auch über diese Angst hatte sie mit Noah schon gesprochen aber nehmen konnte ihr das zur Zeit niemand. Es brauchte zeit. Vielleicht auch deswegen die krasse Veränderung, Joker würde sie auf der Straße so schnell nicht erkennen.