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RE: TIERHEIM - Noah Scott - 27.02.2017 19:28

Noah fühlte sich so verloren wie er dort angespannt und regungslos im Zwinger stand, immer darauf bedacht vehement den Blicken von Bex auszuweichen, um nicht zu viel von sich preiszugeben. Um ihr nicht zeigen zu müssen, wie verletzt er von ihrem Verhalten wirklich war. Eigentlich sollte das okay sein, eigentlich sollte er offener mit seinen Gefühlen umgehen können - das war doch ein wichtiger Teil dieses Hippie-Lebens, das er so gerne für sich beanspruchte - aber ähnlich wie Bex hing auch Noah noch in einer Zwischenwelt fest, vielleicht würde er das auch immer tun. Er wäre niemals das parolenschwingende, allumfassend Liebe verbreitende Blumenkind, das in einer Kommune lebte und nie an sich zweifelte. Er würde niemals das klischeemäßige Bild eines Hippies erfüllen, das in der Gesellschaft fest im Kopf verankert war - dafür war er zu anders aufgewachsen, hatte andere Hintergründe, andere Werte - aber genau deshalb konnte Bex ihn auch augenblicklich erreichen, als sie wieder die Stimme erhob. Diese Zweifel, verdammt, die kannte er doch zu gut. All seine alten Freunde aus New York, die Hardcore Kids, die konnten sich nur über das Leben belustigen, das er jetzt lebte, und ja, natürlich war es unter dem Gesichtspunkt anfangs umso schwerer gewesen seinen Platz hier zu finden. Seine Daseinsberechtigung. Auch jetzt noch, so wie heute, zweifelte er manchmal daran, wer er war und wo er denn hingehörte, aber gleichzeitig machte ihn das eben auch unheimlich sensibel und verständnisvoll für das, was Bex gerade durch den Kopf ging, und ganz unwillkürlich geschah dadurch, dass sein Herz wieder weicher wurde. Zugänglicher. Vorsichtig wagte er es zu ihr zu schielen, sie zu betrachten, gemeinsam mit dem Hund, doch je mehr Zeit verging und je mehr sie von sich und ihren Gefühlen preisgab, umso fester blieb sein Blick an ihr hängen. Fühlte sie tatsächlich so wie sie gerade beschrieb? Mochte sie Noah wirklich mehr, als er ahnte? Und warum hatte er das nicht bemerkt, wo er doch sonst so sensibel dafür war? Hatte das was mit seinen Selbstzweifeln zutun, damit, dass er einfach ständig nur Ablehnung erwartete? Oder vielleicht auch damit, dass er sich bei ihrem letzten Treffen mit den Drogen so für diese Feinheiten betäubt hatte? Wäre der Abend anders verlaufen, wenn er einfach er selber gewesen wäre? Die Fragen in Noahs Kopf häuften sich nur mehr und mehr, aber mit jeder wurde auch deutlicher, dass sie beide etwas verloren hatten, das ihre Freundschaft am Anfang so ausgezeichnet hatte: Sie waren nicht mehr ehrlich und offen miteinander gewesen. Sie beide hatten Gefühle und Gedanken zurückgehalten, sie beide hatten Zweifel angehäuft, aber nicht geklärt. Probleme visualisiert, aber nicht nach einer Lösung gesucht. Da stand so viel unausgesprochen zwischen ihnen, das ganz offensichtlich nicht nur ihn verletzt hatte, sondern, ja, auch Bex. Und das durchaus mit Recht.
Noah war gar nicht aufgefallen wie sich sein Körper mehr und mehr in ihre Richtung gedreht hatte, wie er jetzt regelrecht mit den Augen an ihr hing und auch die Arme nicht mehr so verschlossen vor sich hielt, aber als die Stimme von Bex versiegte und sich ihr Blick im Fell des Tieres verlor, ging er ganz bewusst ein paar Schritte auf sie zu und ließ sich vor ihr ebenfalls auf den Boden sinken, damit er sie an Größe nicht so überragte. Sachte streichelte auch er erst über den Rücken des Hundes, so als könnte er in seinem Fell Mut und die richtigen Worte finden, ehe er einmal tief einatmete und mit einem langsamen Kopfschütteln ebenfalls begann zu reden. "Ich wusste nicht, dass- du dir so viele Gedanken machst, Bex. Und so viele Zweifel hast. Vielleicht- wahrscheinlich hätte ich das merken müssen, aber ich war in der letzten Zeit zu sehr auf mich selber fixiert, glaube ich, dass das irgendwie- untergegangen ist. Habe- ich dir denn jemals das Gefühl gegeben, dass du in meine Welt nicht hinein passt?" Tief füllte er seine Lungen mit Luft, bevor Noah ebenfalls versuchte im Kopf zurückzudenken und ganz vorne anzusetzen, um sich zu erklären. An dem Punkt, an dem er begonnen hatte seine Unsicherheiten vor Bex zu verbergen. "Weißt du, du hast so viel darüber erzählt, was dir wichtig ist bei einem Date oder auch in einer Beziehung, sogar davon wie Joker dich damals erobert hat, dass ich- mir selber einen riesigen Druck gemacht hab. Ich wollte doch nur ausnahmsweise mal alles richtig machen, ich wollte, dass du mich auch so magst wie ich dich mag, aber hab dabei anscheinend ganz vergessen, dass ich das einfach nicht bin. Und nicht kann. Der Noah, der ich war, als wir im Theater waren: Das bin ich. Ein bisschen schüchtern, ein bisschen nervös, ein bisschen ängstlich und unsicher. Ich fand die Gespräche, die wir an dem Abend hatten, wunderschön und ich mochte es einfach mit dir zusammen zu sein, etwas zu erleben, etwas Neues zu entdecken. Das hat mich glücklich gemacht, aber- als ich dann hinterher zuhause im Bett lag, da hab ich versucht das zu vergleichen, mit den Vorstellungen und den Erwartungen, die du eigentlich an ein Date hast, und irgendwie- irgendwie waren da so wenig Parallelen. Der ganze Abend, da war einfach nichts anders als sonst. Wir waren wie zwei gute Freunde, die zusammen ausgegangen sind und das hat mich verunsichert. Ich dachte- ich hatte das Gefühl ich müsste mehr investieren und- das wollte ich dann auch tun, bei unserem zweiten Date. Ich wollte eine Situation schaffen, in der es ganz deutlich ist, dass ich dich mehr mag, als nur eine gute Freundin, weil ich dachte- ich dachte genau das wäre es, was dich an mir oder an uns zweifeln lässt. Dass ich dir zu wenig gebe. Zu wenig tue. Dich vielleicht sogar zu wenig umgarne." Das klang so absurd, dass sich sogar kurz ein schwaches, ironisches Lächeln über seine Lippen zog, ehe Noah jedoch wieder in Kopfschütteln verfiel. "Ich hab diesen Plan Ewigkeiten vorher schon durchgekaut, wie ich dich da mit auf dieses Dach nehme und wir da gemeinsam sitzen und ich dir näher komme, ich hab mir das so oft vorgestellt, aber- du standest dann auf einmal überraschend in meinem Zimmer und du wolltest mit mir ausgehen und- ich hatte zu wenig Vorlaufzeit. Ich konnte mich nicht darauf vorbereiten, ich war auf einmal wieder so nervös und- und ich glaube ich habe einen Fehler gemacht, den ich nicht hätte tun sollen, Bex." Weil er sich jetzt nur umso mehr dafür schämte und darüber ärgerte, starrte Noah wieder auf den Boden zwischen ihnen und drückte unsicher seine Hände ineinander. "Ich hab- an dem Abend Pep gezogen. Speed. Mehrmals. Normalerweise- das ist normalerweise nicht meins, überhaupt nicht. Früher hab ich das ein paar Mal gemacht, aber- schon damals konnte ich mich nicht so für chemische Drogen begeistern und das hat sich auch nicht geändert, aber- Lahja hat ein bisschen was hier vergessen und ich dachte- ich dachte ich könnte mir damit die Anspannung nehmen. Die Nervosität. Und ja, das konnte ich auch, alles war auf einmal leichter, aber- das Zeug macht auch verdammt egozentrisch. Und unsensibel. Ich hab dich völlig aus dem Blick verloren, ich hab aus dem Blick verloren auf die Kleinigkeiten zu achten und das- das war falsch. Das war sowas von falsch. Mich hat das zu selbstsicher gemacht, in meinen Vorstellungen und Plänen, und- falls ich dir damit das Gefühl gegeben habe, dass es mir nur noch darum geht dich rumzukriegen, dann- tut mir das unfassbar Leid, Bex. Du glaubst gar nicht wie Leid mir das tut. So bin ich nicht und so werde ich auch nie sein." Dafür nahm Noah sogar all seinen Mut zusammen, hob seinen Kopf und sah ihr ehrlich, aufrichtig in die Augen. "Und- bevor du irgendetwas sagst, nur eine Sache noch: Zwischen Lahja und mir, da war nichts. Da lief nichts. Wir sind nur noch Freunde, mehr nicht, und was ich dir schon einmal gesagt hab - dass ich überhaupt keinen Kopf für so etwas hab, wenn ich verliebt bin - das stimmt auch immer noch. Ich hab kein einziges Mal in Erwägung gezogen sie zu küssen oder mit ihr zu schlafen oder- was weiß ich. Mit Zweisamkeit meinte ich bloß, dass wir zusammen waren, die meiste Zeit in meinem Zimmer, um zusammen zu kiffen, zu reden und Musik zu hören oder Filme zu gucken. Mehr nicht. Nur-- Ich wollte das nur kurz klarstellen."


RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 28.02.2017 22:18

Als Noah nicht mehr so Abweisend dort stand. Als er ihr nicht mehr durch die verschränkten Arme, durch seine Körpersprache vermittelte, sie wäre Schuldig und er wollte sich gegen sie Verteidigen, fiel es der jungen Frau schon wieder leichter ihn anzuschauen. Bex konnte Reden, auch über Konflikte aber wenn man ihr das Gefühl gab, jemanden verletzt zu haben – so sehr wie Noah, dann ging es ihr damit natürlich schlecht. Einzig und alleine die emotionalen Themen, die bereiteten ihr Schwierigkeiten. Alles was intim wurde. Das gehörte eben auch zu ihrer Erziehung. Wenn man über diese Dinge nie sprach, dann lernte man auch den Umgang damit nie so wirklich. „ Du... hast mir nicht das Gefühl gegeben, nicht in dein Leben zu passen, Noah. Gar nicht. Nur – jetzt merke ich erst, wie sehr dieses langen Lügen von Joker und was alles vorgefallen ist, mich beeinflusst. Das ist nicht so, dass ich dir das persönlich Zutraue und ich will dich nicht kränken, bitte, denk das nicht – nur vielleicht kannst du deswegen meine Angst verstehen? Joker hat mich erobert, umgarnt aber er hat mich auch – einfach von vorne bis hinten verarscht.“ Unsicher zog sie ihre Schultern an. „ Ich mache mir nun einmal Gedanken, wie... es mir ginge, wenn wir zusammen wären -“ sie hob den Blick, der zuvor auf den Hund gesunken war, erneut in seine Augen, damit er die Wahrheit darin fand. Ja, Bex hatte sich genau das Vorgestellt. „...als ein Freund mag ich dich so unfassbar gerne und du hast so oft Bewiesen, wie sehr ich dir Vertrauen kann und das ich immer zu dir kommen kann, egal was los ist. Nur als Partnerin in deinem Leben, mit dieser offenen Liebe, da hapert es dann. Wie du Sachen finden würdest, die mit der Familie zusammenhängen und vielleicht auch mit meinen eher Spießigen Freunden. Irgendwo wollte ich so gerne von jemand anderem hören, dass das passen könnte – damit ich mich nicht nur auf mich Verlassen muss aber irgendwie, kann das noch keiner so Recht, glaube ich? An dem Abend als ich zu dir kam, mit den Karten, habe ich das erste Mal den Gedanken gehabt, dass es dann so vielleicht genau richtig ist. Wie es sich entwickelt. Aus einer Freundschaft heraus.“ Und weil sie das dringend los werden wollte und er auch verstand, er und seine Sorge waren es nicht alleine Schuld, wie weit es gekommen war. „ Es tut mir übrigens wirklich Leid, dir das nicht eher gesagt zu haben und ich wünschte ich hätte das eher gesehen. Es ist so Traurig zu sehen, wenn ein Mensch den man so gerne mag, sich so schlecht redet.“ Ja, das meinte Bex ehrlich. Noah erkannte nie, wie gut er war. Wie gerne würde sie ihn mal aus ihrer Sicht sehen lassen, wer er sein konnte und was es alles an ihm zu schätzen gab. Deswegen sah sie ihn aber auch erschrocken an, als er das mit den Drogen erwähnte. Fast die Luft anhaltend wusste sie nicht, sollte sie sauer sein? Doch weil sie doch eben noch genau gesagt hatte, was sie eigentlich daran so schlimm fand – wie sehr er sich unter Wert verkaufte, blieb sie Sanftmütig aber ließ ihn auch sehen, wie Enttäuscht sie war. „ Das ist eine... wirklich blöde Art, sich Selbstbewusstsein zu verschaffen, Noah. Es tut weh zu hören, wie wenig ich dir das Gefühl geben kann, jemand gutes zu sein. Meinst du eigentlich, ich könnte dir das als deine Freundin geben? Und noch eine Frage, meinst du eigentlich, deine Unsicherheit verschwindet, wenn du dir dem Sicher sein könntest? Wie gesagt, das einzige, was ich... denke... in einer Beziehung mit dir wirklich zu brauchen, ist die Gewissheit, wie sehr du mich magst. Das zu hören, zu spüren, zu sehen. Nicht durch einen Kuss, nicht durch deine Hand auf meiner Hüfte sondern gerne auf deine Noah-Art – eben ein bisschen deutlicher und ich weiß nie, ob du das so nicht zeigst, weil du mich nicht Überfordern willst. Weil du die Freundschaft nicht kaputt machen willst. Oder weil du nicht weißt, wo du dran bist. Oder weil du es nicht so könntest.“ Bex hatte tief in sich gehorcht und auch wenn er ihr nun sagte, da war nichts mit Lahja gelaufen, war sie doch erstaunt – wie sehr sie sich da hinein gesteigert hatte. Fast hätte das die Ebene und die Nähe in ihr, die sie gerade zu ihm erreicht hatte – innerlich – wieder genommen aber in dem Augenblick entfernte sich der Hund und die Finger der beiden sanken auf den Boden. Bex ließ die Arme nun ebenso etwas sinken und setzte sich – ihm offener gegenüber in den Schneidersitz und war dabei so nahe an ihn gerutscht, dass sie seine Hand eine Weile betrachtete und dann vielleicht sogar etwas Lächelte, während sie mit ihrem Zeigefinger behutsam die Linien darauf nachzog. Es fühlte sich schön und warm an, Noah zu Berühren aber ihre Ängste hielten sich so hartnäckig. „ Das ist mir doch etwas peinlich, die erste Eifersuchtsattacke und wir sind... immerhin nur Freunde. Freunde stellen sich seltenst so an, wenn jemand anderes dem Freund so nahe kommt...“ Oh ihre Stimme war ein wenig sehr leise und dünn, denn eigentlich Versicherte sie ihm damit doch nur noch einmal, in ihr gab es auch mehr für ihn. Sie fühlte mehr für ihn. Nur mit ihren Augen und weniger mit dem heben ihres Kopfes suchte sie den Blickkontakt zu Noah. „ Ach – und – heißt das dann – du bist noch – verliebt?“


RE: TIERHEIM - Noah Scott - 01.03.2017 12:32

Noah war ein unheimlich einfühlsamer, liebender, gefühlvoller Mensch. Er war aufmerksam, rücksichtsvoll, ehrlich und warmherzig, in einer Freundschaft ebenso wie in einer Beziehung, aber es war genau das hier - dieses Zwischenverhältnis - das ihm Probleme bereitete. Die Unsicherheit, woran er war, und die Angst davor noch einmal enttäuscht zu werden, wie so oft innerhalb des letzten Jahres. Er hatte auf seinem Weg mehrmals Frauen kennen gelernt, die ihn faszinierten, so wie auch Apple, aber war dabei immer wieder, viel zu oft, auf Ablehnung gestoßen. An jemandem, der von Grund auf sehr unsicher mit sich selber war und oft an sich zweifelte, ging das nicht spurlos vorüber und gerade bei Bex hatten seine Gefühle noch eine ganz neue Dimension angenommen. Er war nicht nur fasziniert von ihr, er fand sie nicht nur ganz nett, sondern hatte sich wirklich und wahrhaftig in sie verliebt, mit all ihren Facetten und allem, was dazu gehörte. Ja, sogar mit ihrer strengen, russischen Familie, mit den Werten, die man ihr beigebracht hatte, und möglicherweise spießigen Freunden, die mit Sicherheit gar nicht so spießig waren wie Bex sie jetzt benannte. Diese Welt war Noah nicht so fremd wie sie dachte und die Angst, dass diese zwei Gegensätze nicht miteinander zu verbinden wären, in seinem Kopf daher auch gar nicht vorhanden. So viele von ihren Sorgen und ihren Zweifeln hätte er mit ein paar Worten beruhigen können, wenn sie nur einfach das Gespräch zu ihm gesucht hätte, aber ebenso - und das merkte Noah jetzt deutlicher denn je - galt das auch andersrum. Die Angst vor Zurückweisung hatte während der vergangenen Wochen sein Verhalten ständig bestimmt, was sich nun aber so falsch und destruktiv anfühlte, dass er offen, anbietend seine Hand unter ihrer langsam herum drehte und ihre Finger ganz sachte, vorsichtig mit seinen umschloss. Warm streichelte er mit dem Daumen über ihre Haut, spürte wie es unter seinen Fingerkuppen kribbelte und wagte sich nach ein paar Sekunden der Stille sogar erneut den Blick zu heben und Bex direkt in ihre schönen Augen zu sehen. "Ich- bin immer noch verliebt, ja. In dich." Die Angst vor Zurückweisung war immer noch da, die würde wohlmöglich auch nie ganz verschwinden, aber was Noah schon viel eher hätte sagen sollen, kam jetzt endlich über seine Lippen. Weil er glaubte, dass sie das gerade ebenso benötigte wie er. "Ich- bin verliebt in dein gutes Herz, Bex, ich glaube ich habe noch nie jemanden getroffen, der so einfühlsam, so sanftmütig und gut ist wie du. Zu allem und zu jedem. Egal, ob Kampf-Hippie oder spießige Familie, biestige Katze oder scheuer Hund. Du bist offen und interessiert gegenüber allem, was deinen Weg kreuzt, und es ist wunderschön mitanzusehen wie neugierig du durch die Welt gehst. Und- ich mag wie du mich ansiehst. Wie du mir zuhörst. Ich mag es stundenlang mit dir zu reden. Oder auch einfach mal gar nichts zu sagen. Ich mag es bei dir zu sein und von dir zu lernen und mit dir etwas zu erleben, neue Dinge zu entdecken, und- das mag ich sogar so sehr, dass ich- mich manchmal wieder mehr nach Bodenständigkeit sehne. Mit dir. Nach einer bodenständigen Partnerschaft, nur du und ich. Wenn ich mir eine Beziehung mit dir vorstelle, dann sehe ich nicht wie ich dich in meine Welt reiße, Bex, und wie ich dir all meine Vorstellungen und Werte aufdränge, weil sie ach so viel besser sind, als deine. Das sind sie nicht. Ich sehe eher- wie sich unsere Welten miteinander vermischen. Wie ich mir etwas von dir annehme und du dir etwas von mir. Glaubst du wirklich, dass ich ein Problem mit deiner Familie und mit ihrem Leben haben könnte? Oder mit deinen Freunden? Denkst du denn ich weiß nicht, dass das alles ein Teil von dir ist? Oder- machst du dir eher Sorgen darüber, ob deine Eltern und deine Freunde wohl mich so akzeptieren können wie ich bin?" Das wiederum war etwas, auf das Noah keinen Einfluss nehmen konnte und weil er spürte, dass über diesen Gedankengang auch die Unsicherheit wieder in ihm an die Oberfläche kroch, senkte er kurz den Blick auf ihre Hände und straffte die Schultern ein wenig zusammen. "Um- auf deine Frage zurück zu kommen: Ich denke- ich werde immer irgendwie an mir zweifeln. Das wird nie ganz verschwinden. Und ich brauche bestimmt genauso viel Zuspruch von dir wie du von mir. Ich muss spüren, dass man mich mag." Oh, wie sehr Noah das in der Beziehung mit Lahja oft gefehlt hatte, insbesondere während ihrer Fernbeziehung. Sie beide konnten ihre Emotionen so schwer auf die Zunge legen, dass es oftmals schwierig gewesen war die nötige Bestätigung zu bekommen. Erst die regelmäßigen Besuche von Noah, die hatten dann das Gleichgewicht wieder herstellen können. "Du wirst nicht daran zweifeln, ob ich dich mag, Bex. Du wirst vielleicht daran zweifeln, ob ich mich selber mag, von Zeit zu Zeit-" Er hielt kurz inne, um seine Mundwinkel zu einem schwachen, ironischen Lächeln zu verziehen. "Aber niemals, ob ich dich mag. Für mich ist einfach diese- Basis gerade schwierig. Du warst noch mit Joker zusammen, als ich dir zum ersten Mal gesagt hab, dass ich dich irgendwie- gern hab, und dann ist so vieles passiert und du wurdest so verletzt und- ich weiß einfach nicht, ob du schon bereit bist für etwas Neues, ich weiß nicht wie sehr dein Herz noch bei ihm ist und- ich weiß auch nicht wie sehr dein Herz jemals bei mir sein kann. Ich- ich spüre, dass da was ist-" Demonstrativ senkte er noch einmal den Blick auf ihre Hände, zog den Daumen erneut über ihre Haut. "Aber ich weiß nicht, ob das reicht und ich hab Angst davor wieder enttäuscht zu werden und deswegen- bin ich wahrscheinlich so unsicher in allem, was ich sage oder tue. Weil ich dich nicht überfordern und zu sehr in eine Ecke drängen möchte. Dafür ist mir unsere Freundschaft zu wichtig."


RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 01.03.2017 17:07

Endlich wurde Noah wieder zu dem Jungen, den sie so sehr schätzte. Wie er seine Hand drehte und ihre damit umschloss und wie er endlich begann über all das zu Sprechen, was sich auch in seinem Kopf abspielte, fühlte sie sich wieder so viel Wohler. Selten hatte sie einen Menschen getroffen, dessen Gedanken sie so gerne lauschte – egal ob sie sie teilte oder nicht. Weil er eigentlich doch so gut darin war, seine Emotionen dazu in Worte zu fassen. Dazu brauchte er keine Drogen, dazu brauchte er nichts, was ihn Selbstbewusst erscheinen ließ und Bex schämte sich etwas, das nicht gesehen zu haben. Als er ihr sagte, dass er noch immer verliebt in sie war, konnte sie doch ihr Herz schneller schlagen fühlen. Sie konnte doch genau ausmachen, woher das kam, dieses einfache Glücksgefühl was in ihr aufstieg. Was einen einfach zu einem Lächeln brachte, egal ob man das zeigen wollte oder nicht, es schlich sich einfach so auf die Lippen. Damit nicht genug, er beschrieb so ausführlich, was er an ihr mochte, dass man deutlich sehen konnte, wie geschmeichelt sie war. Natürlich war auch das in ihren Werten verankert, Bescheiden zu sein aber jemanden auch nicht vor den Kopf zu stoßen und so hielt sie seinem Blick stand und sah nur danach etwas verlegen, den Kopf schief gelegt, zu ihm auf und zog ihre Schultern ein wenig nach oben, weil es sie innerlich so kribbelnd erfüllte und sie damit überfordert war. „ Danke...“ Das Unterschied Noah so sehr von Joker und das war es, was ihre Wunden ein wenig heilen konnten. Es würde sicher Zeit in Anspruch nehmen aber erobert worden war sie genug. Bex fühlte sich von Joker vorgeführter als jemals zuvor und einfach nur an seine gepasst zu haben. Ganz ohne zu sehen, wer sie eigentlich war. Noah vermittelte ihr etwas ganz anderes und sie musste sogar ein wenig Lachen. Einfach weil gerade so herrlich deutlich wurde, wie die beiden es erfolgreich geschafft hatten, sich aus den selben Hintergründen auf den Füßen gestanden zu haben. „...in diesen ganzen Unsicherheiten sieht man manchmal nur schwarz und weiß. Grauzonen oder eher Kompromisse gibt es gar nicht. Ich dachte entweder passt das nun so, ich nun so zu dir und dem, was du mir alles über dein Leben und Beziehungen erzählt hast oder nicht. Genauso wie du.“ Die Frage nach ihren Eltern und ihren Freunden wog schwerer. Bex konnte aber auch nicht ahnen, wie hart ihre Eltern noch durchgreifen würden und wie erbost sie noch waren, wegen der Beziehung mit Joker. Natürlich spürte sie die Stimmung daheim aber bisher war die oberste Priorität immer gewesen, ihre Tochter Glücklich zu sehen. Außerdem hatte sie sich in ihrem Leben wirklich sehr wenig zu Schulden kommen lassen, eben weil Bex so umsichtig im Leben war, wie Noah ihr gerade beschrieben hatte. Also schüttelte sie den Kopf, noch bester Hoffnung. „ Bisher... waren meine Eltern nur immer Verunsichert, wenn sich bei mir etwas geändert hat und sie wollen auch – sehen, mit wem ich zusammen bin und ob es mir gut geht aber mehr wollen sie nicht. Sie wollen vor allem, mich Glücklich sehen und das nach Joker ganz besonders und ich habe auch etwas die Befürchtung, dass es nun ein wenig schwieriger wird aber Zweifeln daran, dich irgendwann aufzunehmen habe ich nicht. Nicht, wenn ich ihnen sage, du wärst nun mein Freund.“ Denn eines taten ihre Eltern auch nicht, sich mit Eventualitäten auseinander zu setzen. Bex musste schon aufrichtig mit der Tatsache um die Ecke kommen. Bei ihren Freunden war das etwas anderes aber vor denen hatte sie auch weniger Sorge und Respekt als vor ihrer Familie. Freunde waren dazu da, einem mit Rat und Tat – auch mal kritisch gegenüber zu stehen aber nicht um die Entscheidungen für einen selbst zu fällen. Wer sich deshalb von ihr abwandte, der verdiente es vielleicht auch gar nicht, mit ihr befreundet zu sein. Jetzt, wo zwischen den ganzen Bergen an Zweifeln und Sorgen zwischen den beiden der Weg etwas geebneter schien, sah auch sie nachdenklich auf ihre Hände. „ Und – was machen wir jetzt? Ich weiß, dass ich Joker nicht mehr in meinem Herzen habe – wie sehr du dadrin bist, weiß ich aber auch noch... nicht so genau. In meinem Kopf zumindest fast die ganze Zeit. Verbringen wir noch ein paar Date oder auch Nicht-Dates? Oder sind wir ganz mutig und... probieren einfach mal aus, ob das alles reicht, was wir uns gerade endlich mal gesagt haben weil man uns in einen Zwinger gesperrt hat?“ Sie sagte das nicht spöttisch aber doch mit einem dauerhaften Lächeln auf ihren Lippen. Nicht wertend und es sollte Noah eher dazu einladen, mit ihr gemeinsam einen Weg zu finden.


RE: TIERHEIM - Noah Scott - 02.03.2017 01:12

Noah fragte sich innerlich wirklich, warum Bex und er nicht schon viel eher auf die Idee gekommen waren offen miteinander zu reden, gerade da er doch wusste, dass sie bisher nie Probleme damit gehabt hatten ehrlich zueinander zu sein. Sie hatte so viele Zweifel über Joker und über ihre vorherige Beziehung mit ihm geteilt und er ihr immer wieder ein offenes Ohr geboten oder auch selber mal viel zu lange darüber gequatscht, was in seinem Leben alles schief und richtig lief. Nur bei den wahrlich wichtigen Themen - bei denen, wo die Gefahr bestand einander oder auch sich selber zu verletzen - da hatte dann ihre Schüchternheit gesiegt und das wiederum hatte mehr und mehr eine Mauer zwischen ihnen errichtet. Eine Mauer, die tatsächlich schon längst überfällig war und dringend zum Einsturz gebracht werden musste, was sie gerade ja auch taten, aber Noah graute es jetzt schon davor May diesen Zuspruch einzuräumen. Ja, gut, sie hatte Recht gehabt, mit allem, und auch das hier war vermutlich gar keine allzu schlechte Idee - es konnte schließlich nichts falsch daran sein wie gut es sich anfühlte Bex Hand zu halten - aber wenn May dafür jetzt auch noch gelobt wurde, dann bestärkte sie das doch bloß in weiteren dummen Ideen. Und wer wusste schon, wo Noah oder Bex dann als nächstes enden würden.
Stillschweigend schüttelte er über diesen Gedanken einmal den Kopf, verzog auch seine Lippen zu einem kurzen, schiefen Lächeln, aber als er wieder an den Augen seiner Begleitung hängen blieb, war alles andere aus seinem Kopf schon wieder verschwunden. Wie schön Bex war. Vor allem, wenn sie so bescheiden lächelte wie sie es gerade tat. Wenn sie dabei so von unten zu ihm hinauf sah und ihre Augen dabei leuchteten wie die eines kleinen Kindes. Noah war wirklich so hoffnungslos in sie verliebt und viel zu gerne hätte er sie einfach dazu motiviert mit ihm ins kalte Wasser zu springen und auszuprobieren, wie sich all das umsetzen ließ, was sie beide einander endlich hatten sagen können, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es schon wieder die Unsicherheit, die Angst davor verletzt zu werden, aber Beziehungen waren für Noah nunmal auch immer eine große Sache. Er wollte sich nicht leichtfertig an irgendjemanden binden, denn sobald er einmal damit begann, dann investierte er auch tatsächlich sein ganzes Herz, seine ganze Aufmerksamkeit und seine ganze Liebe. Er wollte, dass Bex sich zumindest sicher war ihn nicht nur im Kopf zu haben, sondern ebenfalls genau dort, wo er sie spürte - in ihrer Brust - und deshalb drückte er auch erneut sanft, motivierend ihre Hand mit seiner. "Wie wäre es, wenn wir May dazu bringen uns hier wieder raus zu lassen und dann gehen wir eine Runde spazieren, mit den Hunden? Date oder Nicht-Date, wahrscheinlich- hast du tatsächlich Recht und die Bezeichnung ist sowas von egal, aber- vielleicht könnten wir dabei überlegen wie das aussehen könnte, zwischen uns. Eine Beziehung, meine ich. Wo wir uns da in den Grauzonen treffen. Ich weiß zum Beispiel nicht- bist du generell ein eher eifersüchtiger Mensch? Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich Lahja auch einfach mal für ein paar Tage besuche, oder belastet dich sowas? Vor allem- nach Joker--" Es würde Noah nicht wundern, wenn das Vertrauen von Bex dadurch allgemein gelitten hätte. "Und- ich weiß nicht, aber gibt es noch andere Zweifel, die du hast? Ich kann mir vorstellen, dass es für deine Eltern bestimmt ein Problem ist, dass ich so gar keine Ambitionen habe, beruflich meine ich, aber- wie ist das bei dir? Stört dich das auch? Brauchst du- Ist dir Sicherheit wichtig?" Für Noah hatten all diese Fragen und äußeren Umstände überhaupt keine Bedeutung. Wenn er sich in jemanden verliebte, dann in das Herz dieser Person, andere Dinge interessierten ihn nicht, aber er verstand auch durchaus, dass das bei vielen Menschen anders war. Dass es viele gab, die auch praktisch über so etwas nachdachten und nicht nur auf ihre Gefühle vertrauten. Herrje, bis vor gar nicht allzu langer Zeit hatte er sich ja auch nicht von diesem gesellschaftlichem Druck losreißen können - der Altersunterschied zwischen Apple und ihm hatte ihn von Anfang an schon massiv belastet - aber das war tatsächlich etwas, das er mittlerweile abgelegt hatte. Nur wie Bex das sah und wie sehr dort die Erziehung und die Werte ihrer Eltern in ihr zum Vorschein kamen, das konnte er absolut nicht einschätzen.


RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 06.03.2017 00:25

Kurz dachte Bex darüber nach, ob sie sich nicht viel eher danach sehnte, Noah zu bitten doch seinen Kopf auszuschalten. Das sie das wollte, was ihm Angst machte und die beiden es einfach versuchten. Das er sie Küssen sollte, um ihre Zweifel zu besiegen. So Egoistisch würde sie jedoch nicht sein, das könnte sie von ihm nicht Verlangen, solange sie nicht Sicher sein konnte, dass ihr das Morgen nicht doch zu schnell sein könnte. Das da doch noch Unüberwindbare Dinge zwischen den beiden standen oder sie vom Herzen her noch gar nicht bereit war, sich so auf etwas neues einzulassen, wie sie wollte. Wie er es verdiente. Noah sollte nicht noch einmal von ihr Abgewiesen werden, er hatte so viel mit seinen Zweifeln zu kämpfen und mit seinem Selbstbewusstsein. Auch das nahm sie aus diesem offenen Gespräch mit und sie nahm sich auch vor, dem entgegen zu wirken. Ihm öfter zu sagen und zu zeigen, wie gut er eigentlich war. Wie Liebenswert und wie froh man sein konnte, ihn an der eigenen Seite zu Wissen. Diese ganzen Gedanken, die eigentlich viel zu förmlich waren für die Liebe, die ließen sie aber auch nicht genau spüren, wie sehr er doch schon in ihrer Brust beheimatet war. Wie ihr Herz heute gepocht hatte, als sie ihn angeschaut hatte und wie sehr genau das ihn vermisst hatte, in den letzten Tagen, übersah Bex. Lieber bewegten sie gemeinsam May dazu, sie aus dem Zwinger zu lassen und auch wenn Noah und sie darüber nicht sprachen, widerstrebte ihnen beiden, ihr zu viel Zuspruch zu geben. Das war eine ganz schön anmaßende und auch unangenehme Situation. Zwar Notwendig aber auch sehr radikal. Beide wollten sich vielleicht auch nur vor neuen, erzwungenden Aktionen bewahren und dankten ihr lieber, ebenso unwissend voneinander, unter vier Augen zu einem späteren Zeitpunkt. Während auch sie ihren Hund holte, konnte sie sich dann Gedanken machen, was Noah sie gefragt hatte. Um etwas Zeit zu verschaffen, hatte sie ihm gesagt, er sollte einfach kurz warten und brachte ihm die Leine für seinen, vermeintlich vermittelten, Hund mit. Von diesem Schock konnte er sich nämlich nun auch erst mal erholen. Das quittierte Bex nämlich mit einem strengen Kopfschütteln in May´s Richtung, als sie von ihren Methoden erfuhr. Der arme Noah. Beim Spaziergang, erzählte sie dann auch offen, wie sie sich in einer Beziehung mit ihm sah. Soweit es ging, denn mit einer Sache sprach er etwas wichtiges an. „ Ich weiß, du bist nicht Joker und du wirst nie so sein aber ich kann dir auch noch nicht sagen, wie sich das für mich anfühlen wird. Ob ich Ängste habe, die vorher nicht da waren. Also das – das müssten wir einfach herausfinden. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“ Denn wenn er unter dieser Sorge gar nicht mit ihr zusammen kommen wollte, müsste sie ihn nun schon enttäuschen. „ Also eigentlich war ich nie Eifersüchtig. Deswegen konnte Joker das alles ja abziehen, ohne das ich etwas davon mitbekommen habe. Wollte er mit Freunden feiern, war da ein Mädchen dabei, es war alles in Ordnung. Ich habe da nie etwas infrage gestellt. Nicht – das du meinst, ich würde dir den Umgang oder den Besuch bei Lahja verbieten wollen, wir müssten nur sehen, wie es mir damit geht und mindestens genauso offen Reden, wie eben.“ Schüchtern und leicht Zweifelnd sah sie ihn an, konnten die beiden das? Als die Augen der beiden sich jedoch trafen, war sie sich fast Sicher, keiner von beiden wollte wegen Schweigen erneut auf´s Spiel setzen, den anderen zu verlieren. „ Das mit dem Job, das stört mich nicht – und eigentlich waren meine Eltern eher so, dass sie wollten, dass ich Glücklich bin. Egal, wie viele Zahlen da auf einem Konto liegen. Es wird ein Schock werden, das ja aber nicht unüberwindbar. Ich Glaube, wenn sich unsere Ansprüche irgendwann mal ändern, an eine Beziehung zwischen uns oder was wir erreichen wollen. Wenn wir vielleicht selbst mal gemeinsam irgendwo leben wollen, müsste man darüber Reden. Das ich mir mal eine Familie wünsche, eine eigene, sollte mich aber nicht davon abhalten, jetzt eine Beziehung zu führen. Oder siehst du das anders? Vielleicht gefällt mir deine Grauzone ja mal besser als meine oder andersherum.“ Sie war nicht der Meinung schon ganz entwickelt zu sein und auch wenn sie Pläne für ihr Leben hatte, ließen die sich auch nicht nie wieder ändern. Was, wenn man vielleicht keine Kinder bekommen konnte oder aber nie den richtigen Mann fand? Sollte das Leben dann vorbei sein? Nein. Das musste sich finden. So Kompromissbereit sie war, dachte sie, lag an ihrem Wesen aber auch hier lag viel eher auch noch, wie gerne sie Noah schon hatte. „ Und was denkst du? Was könnte dich vor eine Herausforderung stellen? Meinst du, du könntest damit umgehen, wenn ich wegen der Erfahrung mit Joker eher... Eifersüchtig bin? Könntest du daran mitwirken, dass wieder zu ändern oder geht das zu sehr gegen das, was du dir vorstellst?“ Die beiden begannen tatsächlich unterwegs gemeinsam eine Beziehung zu visualisieren. Wie sowas aussehen konnte und Bex setzte auch in den folgenden Treffen immer wieder um, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Date oder Nicht-Date, ganz egal. Mit den Hausbewohnern oder nur zu zweit, sie ließ Noah immer öfter Wissen, wie liebevoll er war. Wie gut sein Herz. Manchmal auch, wie schön sein Gesicht und wie hübsch er als Mann war.

Bex wurde erst ganz deutlich, wie viel mehr hinter ihren Worten steckte als ein guter Wille, als ihre Eltern ihr das Ticket für ihren diesjährigen Urlaub in Russland unter die Nase hielten. Zwar war sie sich dem Bewusst gewesen und auch Noah, sie hatten auch gemutmaßt, ob sie dabei vielleicht herausfinden könnten, wie sehr man sich vermisste aber gerade zerbrach ihre Welt ein klein wenig. Ein Ticket. Eines hin. Das war es. Sie sollte dort bleiben, dort auf der Farm ihres Onkels aushelfen und sich eine Beschäftigung suchen oder einen Studienplatz. Die Argumente, beides wäre hier mit besseren Chancen behaftet, die interessierten ihre Eltern nicht. Viel eher äußerten sie ihren Unmut über den Kontakt mit Noah und diesmal vertrat Bex einen Standpunkt, der längst schon überflüssig war. Sie mochte ihn, mehr als das, sie hatte sich in ihn verliebt und statt ihren Eltern damit das Herz zu erwärmen, wie sie es angenommen hatte, wurde ihr Vater nur laut. Wütend. Er hatte es geahnt, sie würde ihn an der Nase herum führen und hätte schon längst wieder einen neuen. Diese Ausreden, bei May zu übernachten, die wären Lächerlich an den Haaren herbei gezogen und auch wenn das stimmte, für Bex brach gerade eine Welt und eine Wertvorstellung zusammen. Ihr Wohlergehen war doch wohl oberste Wichtigkeit? Nach einem Streit verzog sie sich auf ihr Zimmer, tat zum ersten Mal aber wirklich offensiv etwas gegen ihre Eltern. Noah hatte geschrieben, wann es los ging, als sie ihren Entschluss fasste, ohne ihm zu antworten. Sie packte lediglich ein paar Sachen ein, wartete angespannt bis es Spät genug war und stahl sich davon. So lange hatte sie verbissen darüber nachgedacht, was sie noch für einen Ausweg hatte – aber es gab da nichts. Allein fuhr sie mitten in der Nacht zu Noah, der mit Freunden in einer Kneipe war, weil eine kleine Hardcore Band in der Stadt war, die er feierte und sie hoffte – sie hoffte einfach, all das wäre egal, dass sie störte, wenn er wüsste, wieso das so war. Als die beiden sich im Raum in die Augen sahen, konnte man vielleicht das glitzern in ihren Augen von den Tränen nicht sehen aber wie sie ihre Hand nach ihm ausstreckte und ihm mit einer Geste deutete, ob er mit raus kommen könnte. Angespannt wirkte Bex, so sehr das sie sogar vor den Menschen zurück schreckte, die ihren Weg kreuzten und dann vor der Tür nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „ Noah – ich – ich habe endlich verstanden, wie verliebt ich in dich bin. Wie du schon im Tierheim in meinem Herzen warst aber die Angst vor dem, was mit Joker war, alles überschattet hat. Ich hab mir da vorgenommen, dich mehr Wissen lassen zu wollen, wie großartig du bist und hinter diesem Plan nicht wahrgenommen, wie all das ständig in meinen Gedanken ist, wie Ernst ich das meine. Ich hab mich total in dich verliebt und das meine ich Ernst. Meine Eltern haben mir nur ein Ticket für den Hinflug gegeben, nach Russland und ich soll da bleiben aber... ich will nicht weg... von dir...“ Und sie schloss einfach die Arme fest um ihn und legte ihren Kopf an seine Brust, Schluchzte leise als sie mit dünner Stimme weiter sprach. „...ich habe ihnen gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe aber das hat sie nur noch mehr in ihrer Entscheidung bestärkt. Ich weiß nicht was ich tun soll und ich hoffe, du Glaubst mir und verzeihst mir, dass ich das erst jetzt gesehen habe.“