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RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 28.04.2016 23:38

Na, zumindest dieses Kleinkind, im Körper eines erwachsenen Mannes, konnte man damit absolut Glücklich stimmen, ihm ein Geschenk vor die Nase zu setzen. Madison wehrte sich zu Beginn noch gegen die Schnipsel, die in ihre Richtung gefeuert wurden aber dann saß sie eher wie Grumpy-Cat da und akzeptierte die Rache, ihn mit dem Geschenk auf´s Glatteis geführt zu haben. Zumindest was die Größe anging, denn der Inhalt war so gewichtig für ihn, wie sie es Beabsichtigt hatte. Nachdem sie sich ein paar Papierreste aus den langen Haaren gezogen hatte, betrachtete sie ihn halb liebevoll – halb mit diesem du bist bescheuert Blick und hob die Schultern. „ Ich sage dir alles, was du willst. Das... als ich das Graffiti gemacht habe, hat mich ziemlich Traurig gestimmt... das deine Frau, oder ich – wie auch immer – dich immer ausgeschlossen hat, wenn es schwer wurde. Das die Tatsache dich so beschäftigt und das, obwohl ich jetzt schon gesehen habe, wie Gnadenlos du immer für mich da bist. Ich fand das nicht fair. Also... damit wollte ich dir schenken, dass das nicht passieren muss. Das die Party auch dazu da war, um mich irgendwie zu beschäftigen, dass habe ich... im Gefängnis erst Verstanden und das war... ganz groß von dir.“ Sie beugte sich nun zu ihm und auch sie war es, die diesen Schritt überwand, ihre Hände so an seine Wange zu legen, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben und das war für Matt wohl mehr Beweis ihrer Zuneigung, als er sich jemals ausgemalt hätte. Unbewusst und ohne Druck hatte er das geschafft, was er sich so gewünscht hatte und wiedereinmal hatte seine Frau sich am wenigsten dahin drängen lassen, was man von ihr erwartete. „ Das mit dem Museum – das ist meine Rache. Du wirst dich so sehr langweilen aber wenn du es nicht einlösen wirst, dann... bekommst du nie wieder ein Geschenk.“ Pha, als würde sie sich Ansatzweise in die Karten schauen lassen dabei und um ehrlich zu sein, ihre Gedämpfte Stimmung schaffte es, dabei keine Miene zu verziehen. Denn natürlich steckte mehr dahinter. „ Bleibst... du heute Abend hier, bei mir?“ Seid einer langen Zeit hatten die beiden nicht mehr nebeneinander geschlafen aber schon jetzt Bestätigte sich sein verdacht, sie brauchte Ruhe und Zeit aber diesmal anders. Madison entschied sich diesmal anders, als alleine zu sein. Eventuell lag das daran, dass sie so weit in ihrer Geschichte zurück geworfen worden war – in die Nähe der schlimmen Zeit mit Chas und Chris – dass sie ihre Wege nun anders einschlagen konnte. Matt hatte da eine Menge zu beigetragen.
Es vergingen auch ein paar Tage, bis Maddi sich länger außerhalb des Zimmers aufhalten wollte. Die meiste Zeit malte sie vor sich hin, druckste herum, wenn sie Matt´s Gesellschaft wünschte – bis zu diesem einen Morgen. An dem sie schon in der Küche stand, wie bei einem Schulausflug einen Korb zusammen stellte und als das Murmeltier her kam, Lächelte sie ihm milde zu. Madison hatte mindestens fünf Wecker im Raum verteilt, die ihn dazu gezwungen hatten, aufzustehen und sie kannte seine Neugier – normalerweise war sie bei ihm im Raum aber dieses mal fehlte von ihr jede Spur. Das hieß, er musste nachsehen, wo sie war, wenn es ihm wichtig wäre und so lehnte sie sich auch Triumphal an die Küchenzeile. „ Hach, schön, dass du doch schon wach bist – heute ist Museumstag.“ Tata!


RE: MATT # MADISON # JAMIE - Matthew Dawson - 29.04.2016 18:32

Das, was vor knapp zwei Wochen hier in unserem Haus passiert war, hätte Madison und mir ganz schnell das Genick brechen können. Nicht, weil man mich beinah erschossen hätte oder weil man sie hinter Gitter stecken wollte, sondern weil Madison sich eigentlich in solchen Situation vor mir verschloss. Und das war wahrscheinlich auch meine größte Angst gewesen, als ich vor dem Gefängnis stand, um sie abzuholen: Dass sie sich wieder in sich selber zurückzog, so lange, bis sie dem nicht mehr standhalten konnte und dann nach Drogen griff, um gefälschte Euphorie zu erzeugen. Um vor sich selber und ihren Gedanken zu fliehen. Die Madison, die ich vor vielen Jahren kennen lernen durfte, die hätte das genau so gemacht, aber die Madison, die jetzt bei mir war, die tat etwas ganz anderes. Sie akzeptierte meine Nähe nicht nur, sie suchte sie sogar. Indem sie mich bat nachts bei ihr zu bleiben oder indem sie mich mehrmals zu sich holte, wenn sie einfach nur in ihrem Zimmer saß und auf einer Leinwand malte. Damit ich hinter ihr saß und dummen Quatsch erzählte, wie immer, um damit ihre Gedanken zum schweigen zu bringen und sie zu beruhigen. Sie wollte meine Anwesenheit. Sie sträubte sich zwar noch immer dagegen das ganz offen und ehrlich zu sagen, weil sie sich selber diese Schwäche nicht eingestehen wollte, aber ich merkte das. Ich sah es in ihren Blicken, spürte es in ihren Berührungen und hörte das in ihrem seltenen Lachen. Und sie wusste nicht einmal wie viel sie mir damit gab. Wie viel besser es mir ging, dadurch, dass sie mich nicht mehr ausschloss, sondern endlich akzeptierte, dass ich da war. Und dass ich tatsächlich dafür sorgen konnte, dass es ihr besser ging, so wie sie immer dafür sorgte, dass es mir besser ging. Nur mit ihrer Nähe.
Nichtsdestotrotz war ich natürlich immer noch ich selber und obwohl es gerade so gut funktionierte zwischen Madison und mir, lief ich müde und garstig in die Küche, nachdem ich geschlagene fünf Wecker nacheinander aus dem Schlaf gerissen hatten. Ich hasste diese Frau! In diesem Moment hasste ich sie wirklich, das sah sie auch ganz deutlich an meinem Blick, als ich erfuhr, warum ich so früh aufstehen musste. "Das ist nicht dein Ernst." Mehr bekam ich gar nicht raus, ehe ich mich mit einem hörbar lauten genervten Stöhnen von ihr abwandte und mir über die verschlafenen Augen rieb. "Deshalb weckst du mich so früh? Für einen- scheiß Flugzeug-Friedhof?" Noch ein unwilliges Geräusch verließ meine Kehle. "Können wir uns nicht nachts kaputte, alte Flugzeuge ansehen? Müssen wir dafür so früh aufstehen?" Ja, mussten wir. Wir mussten nämlich erst einmal geschlagene drei Stunden in die Wüste hinein fahren, bis wir dort ankamen. "Das ist die dümmste Idee, die du jemals hattest. Ganz ehrlich. Und wenn in dem Korb da nicht was Geiles zum Essen drin ist - und Bier - dann bin ich wirklich sauer auf dich. Das meine ich Ernst. Du willst das nicht erleben, dass ich sauer bin. Und wehe das ist nicht wenigstens in bisschen cool dort. Dann bin ich auch wütend." Ich ließ den ganzen Frust einfach hinaus, während ich die Treppen wieder nach oben stapfte, laut genug, dass sie jedes einzelne Wort hörte, bis ich mit einem dumpfen Geräusch die Badezimmertür hinter mir ins Schloss fallen ließ, um mich müde und schlapp unter die Dusche zu stellen, meine Zähne zu putzen, in Straßenkleidung zu wechseln und eine gute halbe Stunde später wieder nach unten zu laufen. Das brauchte nunmal Zeit, wenn man mich so früh aus dem Bett riss. Da funktionierte ich noch nicht so gut. "Fertig. Können wir endlich los?"


RE: MATT # MADISON # JAMIE - Madison Lane - 01.05.2016 20:07

War das echt sein Ernst? Madison sah durchgehend zu Matt, als er sich kurz blicken ließ und benahm wie ein Vollblut Proll. Das er nicht gerne aufstehen würde, das hatte sie ja schon geahnt, nicht umsonst war sie vorher in die Küche gegangen und hatte sich auf den Tag vorbereitet. Das war auch purer Selbstschutz. Nur das? Ihre Augen wurden immer enger und eigentlich kannte ihr Mann den Ausdruck zu gut, wenn sich ihre Wangenknochen spannten, durch das zusammenbeißen der Zähne und sie Furchteinflößender wirken konnte als ein Profi Boxer. Nur Madison kannte das hier nicht, bisher war Matt stets um Harmonie sehr bemüht und Maddi würde, wo sie ihn nun an sich heran ließ, ganz neu lernen, wie das so zwischen den beiden ablaufen konnte. Jetzt war er nur schlau gewesen, sich aus dem Staub zu machen, eher irgendwelche Küchenutensilien in seine Richtung sausen konnten aber ihr Ärger wurde genau da wieder entfacht, als er wie ein kleiner Junge, nörgelnd, endlich fertig war und sie nun drängte. Energisch fasste sie nach dem Korb, ging auf ihn zu im Flur und noch eher er sich retten konnte, zog sie feste an seinem Ohrläppchen. Dann wurde er eben auch wie ein kleiner Junge behandelt. „ Das ist ein Geschenk, das heißt wenn dann danke und kann ich, wenn ich ganz lieb darum bitte, etwas aus dem Körbchen haben, was du so lieb vorbereitet hast. Haben wir uns da Verstanden, mein Freund? Und wenn du nicht auch lieb bist, dann werde ich an jedem, noch so kleinen Textfetzen da stehen bleiben, mir das durchlesen oder dir vorlesen und irgendwen Fragen, ob er mir nicht einen ellenlangen Text zu dem Schrott erzählen will, der da im Sand liegt.“ Oha, sie war ja schon von sich selbst sehr überrumpelt, machte aber Spaß! Deshalb grinste sie auch, wenn auch nicht ganz so harmlos für Matt sondern eher schelmisch und teilte einen Klaps auf den Hinterkopf aus. „ Jetzt haben wir ganz viel Spaß und du kannst es nicht erwarten, endlich anzukommen. Wenn du genug Karma-Punkte bei mir hast, darfst du deine Pfoten vielleicht mal in das Körbchen stecken.“ Weil er schon so dahin schielte, natürlich war da was tolles drin. Denn auch wenn man es nicht laut sagen durfte, Maddi war eine begnadete Köchin und Bäckerin. Es gab nicht mal Bier, viel besser, einen – als Smoothie getarnten – Aufgesetzten Schnaps. Die Beeren darin waren immerhin das Verhängnisvollste. Davon durfte er aber nun noch Träumen, als sie die Tür öffnete, nachdem sie in ihre Sneaker geschlüpft war und mit ihm zum Auto ging. Als sie seinen Namen sagte, warf sie in dem Moment den Schlüssel – er konnte sich vor dem Fahren nicht drücken und gesundheitlich wusste sie, war es ihm möglich und Maddi stellte den Korb in ihrem Fußraum ab. Sollte er mal probieren, da dran zu kommen, Pha! Durchaus zufrieden mit sich, kuschelte sie sich in den Sitz und zog sich – provokativ – einen frischen Kaffee im Becher aus dem Korb, liebevoll mit Mandelmilch und Zucker zubereitet und der Duft verteilte sich im Wagen. Na Matt, willst du auch mal?
War das wohl einer der Momente, in denen Matt sich wünschte, sie würde nicht so auf die Frau kommen, die sie vor ihrem Gedächtnisverlust gewesen war? Oder hatte er auch das hier vermisst?


RE: MATT # MADISON # JAMIE - Jamie Bennett - 14.08.2018 21:56

Es war einige Zeit vergangen, seit dem Weihnachten, was sie mit Troy verbracht hatte und woraufhin er sie gefragt hatte, ob sie sein Mädchen sein wollte. Genau genommen lagen etwa eineinhalb Jahre zwischen dem Ereignis und dem heutigen Abend. Jamie war glücklich, wenn auch das Schicksal es nicht immer gut mit ihren Liebsten gemeint hatte. Besonders in der Zeit der Trauer nach dem Tod von Madison, war es für Jamie sehr schwer gewesen noch etwas gutes zu sehen oder Licht am Horizont. Es hatte ihr einfach absolut den Boden unter den Füßen weggerissen weil Madison für sie die Rolle einer Mutter eingenommen hatte. Deswegen trauerte sie auch, als hätte sie ihre Mutter verloren. Matts eigensinnige Art das zu verarbeiten war für sie nichts, auch wenn sie ihn verstand - so war er eben einfach und sie sich gewohnt zurück nahm, als er lieber in Abgeschiedenheit wieder zu sich finden wollte. Das rothaarige Mädchen war dankbar, dass wenigstens Troy versuchte durch ihre finsteren Gedanken zu finden und sie nicht im Stich ließ. Schon vom beginn der Beziehung an, war es für sie schwieriger sich ihm gegenüber so zu öffnen wie es bei Gus der Fall gewesen war aber diese Beziehung gestaltete sich auch ganz anders. Sie hatte sich ganz anders angebahnt und deswegen verglich sie die beiden auch nicht, es waren Grundliegende unterschiede zwischen den beiden Männern. Troy bot ihr Sicherheit und halt, er nahm gerne mal die Zügel in die Hand und so hatte er es auch in der Zeit getan, in der es ihr nicht so gut ging. Er war nicht ratlos sondern eher ein Mensch der Taten und lockte sie wieder hinaus, was vielleicht auch etwas mit den Erwartungen von ihm an eine Partnerin zu tun hatte. Er hatte Vorstellungen von einem gemeinsamem Leben und er wusste, Jamie würde immer versuchen dem Gerecht zu werden und das war auch das Mittel, womit er das am laufen hielt. Wie es ausgesehen hätte, hätte sie sich noch mehr gehen lassen? Das stand in den Sternen. Matt konnte Troy nicht leider, Jamie glaubte das hatte etwas mit seinem eher veralteten Bild von den Geschlechterrollen zu tun und auch mit seinem Freundeskreis. Wenn er abends mit den Jungs in der Kneipe war, kam es eher selten vor, dass Jamie mit ihm kam und wenn, dann tat sie es als Stammtisch-Gewäsch ab. Diese Menschen sagten doch nichts über das Wesen ihres Freundes aus? Wie er sie behandelte. Denn er war nicht immer ein Macho und nie grob zu ihr, im Gegenteil, er schenkte ihr immer mal wieder liebe und aufmerksame Gesten. Das es einfach für ihn zu einem Bild gehörte, dass man erfüllte, war doch gleich - er behandelte sie gut und so wollte Jamie davon auch nichts hören. Das sie nicht alleine raus gehen und feiern gehen sollte, das war doch nur zu ihrem Schutz und wenn sie den Wunsch äußerte, dann kam Troy halt mit. Das war doch in Ordnung und das sollte ihr Bruder-Vater nicht so eng sehen. Sollte er sich mal erinnern, was ihr damals mit Chas beim Campen passiert war - dann war ihr das hier doch wirklich lieber!
Jamie hatte sich an Troys Seite zu einer hübschen, jungen Frau entwickelt. Sie war noch immer hervorragend in der Schule und zumindest dort im Umgang mit anderen Menschen nicht mehr so überfordert. Schüchtern war Jamie noch immer aber es spiegelte sich nicht mehr in jeder ihrer Bewegungen wieder und Troy ermutigte sie immer, aus ihrer Komfortzone heraus zu kommen. Das spiegelte sich in ihrer Haltung wieder, in der Wahl ihrer Klamotten oder auch in einem intakten Sexleben - worüber sie jedoch niemals sprechen würde. Für Jamie schien alles geordnet und irgendwann würde sich Matt schon noch an ihren Partner gewöhnen. Eine weitere Chance dazu sah sie, als sie eher überraschend von Matt zu einem Abendessen eingeladen wurde. Troy war offiziell nicht eingeladen aber er würde doch wissen, dass sie in Begleitung kam. Hätte sie gewusst, wer noch kommt, dann wäre sie wohl auch besser alleine gekommen aber darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Mieser Matt! Das hatte er ihr doch mit Absicht verschwiegen.

So hatten die beiden einen Fusel dabei, den Matt gerne trank und Jamie klingelte. Sie besaß noch immer einen Schlüssel aber einfach mit Toy hereinspazieren - das würde dann eventuell doch eine Grenze überschreiten. Sie lächelte nur über des Gastgebers verblüfften Blick über ihren Anhang und machte gute Miene zum Spiel. Zumindest solange, bis sie das innere der Wohnung betrat und da eine Stimme zu ihr durchkam. Das war doch nicht? Das konnte doch nicht? Blitzschnell sah sie hilflos und verärgert zu Matt. Diese Stimme würde sie nie vergessen und sie störte das Händeschütteln von Troy und Matt mit " Das ist nicht dein Ernst?" Zum Glück umklammerte sie die Flasche eher, als das sie sie hätte fallen gelassen - wäre auch ein typischer Jamie-Move. Noch etwas irritierte sie, da war noch eine Stimme zu hören. Eine weibliche? Matt wäre noch nicht bereit - oder? Das hieß? Wie sie solche Augenblicke hasste, sie spürte schon wieder eine kribbelnde Unbeholfenheit.


RE: MATT'S HOUSE - Gus Evans - 23.08.2018 20:05

Knapp drei Jahre waren ins Land gezogen, seitdem Gus gemeinsam mit Jamie Los Angeles hinter sich gelassen hatte, den Ort, der sich erstmalig anfühlte wie ein Zuhause. Das war allerdings nicht die Stadt an sich, sondern eher dieses verrückte Haus von Matt und Madison, in dem er damals für einige Monate gewohnt hatte, sowie die familiäre Liebe, die von dem alternativen Paar und auch von Jamie ausging. Gus hatte auf seinem Weg noch oft an diese Zeit zurück gedacht und würde auch niemals bestreiten, dass all diese Erfahrungen ihn noch immer sehr prägten. Die Zeit damals, die war für ihn die wohl bedeutsamste, wichtigste Lehre seines Lebens gewesen und hatten aus dem sonst sehr in sich gekehrten Einzelgänger einen jungen Mann gemacht, der es mittlerweile sogar genoss mit Menschen in Kontakt zu treten und Freundschaften als auch Beziehungen zu entwickeln. Auf gewisse Weise würde er zwar immer ein Eigenbrötler bleiben und sich auch in Einsamkeit wohl fühlen, aber die generelle Scheu vor Menschen und das Gefühl nirgends so recht hinzugehören hatte er mittlerweile abgelegt.

Nach der Trennung von Jamie, irgendwo mitten in den Weiten Amerikas, war Gus alleine weiter gezogen, wie schon so oft in seinem Leben. Neu war dabei jedoch, dass er sich nicht selten nach seiner Beziehung zurück sehnte und sogar so etwas wie Liebeskummer empfand. Normalerweise schloss er ganzheitlich mit seinem dortigen Leben ab, wenn er entschied eine Stadt zu verlassen und wieder durch das Land zu reisen, doch diesmal ertappte er sich selber regelmäßig dabei wie er sich in Gedanken verlor, in Erinnerungen an Jamie. Daran mit ihr gemeinsam in ihrem Bett zu liegen, einen Film auf dem Bildschirm des Laptops zu verfolgen und mit sanften Berührungen eine Gänsehaut auf ihrem Körper zu verursachen. Er erinnerte sich an ihren gemeinsamen Tanz auf dem Abschlussball, an ihren ersten Kuss im Rausch eines vorbeifahrenden Zuges, an ihr Date in einem alten Wagon. Daran wie sie im Zelt zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten und an die warme Geborgenheit des Ecstasy. Gus würde diese Erinnerungen für immer sicher in seinem Herzen behalten, aber trotz des Schmerzes, der mit der Trennung einher ging, zweifelte er auch niemals an seiner Entscheidung sich von Jamie zu trennen. Es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Jamie tat gerade zum ersten Mal diesen Schritt, den Gus schon lange hinter sich gebracht hatte: Einfach mal auszubrechen, sich auszuprobieren, Perspektiven für die Zukunft zu schaffen, Visionen an die Wand zu malen, sich selber zu überschätzen, auf die Schnauze zu fallen und dann doch wieder aufzustehen. Ihr stand die Welt plötzlich offen, sie konnte alles tun, was sie wollte, und wenn sie sich dazu entschied feiern gehen zu wollen und sich dabei im Rausch der Drogen zu verlieren, dann würde Gus sich ihr nicht in den Weg stellen. Und wenn sie gerne zurück nach Los Angeles gehen und dort studieren mochte, dann würde er auch das nicht verhindern. Gus hatte niemals an Jamies Potential gezweifelt - er war sich stets sicher gewesen, dass sie Großes in diesem Leben erreichen konnte - und er würde sie auch immer darin unterstützen. Dass ihre Beziehung dem nicht standhalten konnte, das war zu bedauern, aber möglicherweise auch unabdingbar.
Gus selber stand an einem ganz anderen Punkt in seinem Leben: Er wusste, was ihm wichtig war und wofür er lebte. Es gehörte regelrecht zu ihm, dass er ständig durch das Land zog und überall dort half, wo seine Hilfe benötigt wurde. Sich irgendwo zur Ruhe zu setzen und an einem Ort zu bleiben, das passte einerseits nicht zu ihm, und andererseits war das mit seinem Lebensstil auch gar nicht möglich. Einen geregelten Job auszuführen, eine Wohnung zu mieten, ja sogar sich einen richtigen Pass zu besorgen oder eine Krankenversicherung abzuschließen, lag ihm noch immer völlig fern. Außerdem hatte sich auch der Konflikt mit Chas noch nicht gelegt und solange er in seinem Bruder eine Art von Bedrohung sah, könnte Gus nicht nach Los Angeles zurückgehen. Das war zu einschränkend und zu belastend. Ihm war es zwar gelungen so etwas wie eine Beziehung zu Haily aufzubauen - damals auf dem Campingplatz im Wald - und er schätzte diese emotionale Nähe zu seiner Zwillingsschwester auch, aber Chas war anders. Chas verbreitete Hass und Ungerechtigkeit und er tat Menschen weh, die es nicht verdienten. Sein Leben wäre niemals mit den Überzeugungen und Grundsätzen von Gus zu vereinen. Letztendlich ließ er Jamie also alleine zurück nach Los Angeles gehen und sein eigener Weg führte ihn fort von allem, was er mit dieser Stadt in Verbindung brachte.

Eine Zeit lang reiste er wieder ziellos durch die Gegend, engagierte sich wo er konnte, kämpfte mit der Kraft seines Körpers für jedes Tier, das ungerecht behandelt wurde, und setzte dabei sogar mehrmals sein Leben aufs Spiel. In großen Städten schloss er sich den Linksradikalen an, die ihn an die Brennpunkte heran führten, und in kleinen Städten besann er sich auf sein Gespür. Hilfreich war dabei selbstverständlich die neu gewonnene Offenheit und Kontaktfreudigkeit. Gus lernte unheimlich viel von anderen Menschen: Von obdachlosen Junkies ebenso wie von gleichaltrigen veganen Autonomen, von Alt-Hippies und von Selbstversorgern auf dem Land. Ein Mal verbrachte er mehrere Monate auf einer kleinen Farm in Nirgendwo und studierte akribisch ökologische Landwirtschaft, Gemüseanbau, Permakultur und das Einkochen von Nahrungsmitteln.
Ein anderes Mal zog es ihn wiederum so sehr in die Einsamkeit, dass er etwas wagte, wovor er sich einige Monate zuvor noch gefürchtet hatte: Von Fairbanks in Alaska reiste er tatsächlich - nur mit seinem Rucksack, einem Zelt und einem Schlafsack bepackt - in die Wildnis. Monatelang lebte er fernab jeglicher Zivilisation und die einzigen Menschen, die er dabei zu Gesicht bekam, waren Wanderer oder kleine traditionelle Orte amerikanischer Ureinwohner. Jeder von ihnen hielt Gus für verrückt und versicherte ihm, dass er ohne den Konsum von Fleisch oder Fisch niemals in der Wildnis überleben könnte, aber er bewies ihnen das Gegenteil: Von Kräutern, Obst, Nüssen, Rinde, Beeren und Pilzen wurde er tatsächlich jeden Tag satt. Er verlor dabei zwar ein paar Kilo Gewicht, gewann aber umso mehr. Diese Einsamkeit lehrte ihn unsagbar viel über sich selber und über seine Ziele, er schloss Freundschaft mit Tieren, die er bisher nur von Erzählungen kannte, beobachtete im Herbst wie die Bären die Lachse aus den Seen angelten und wie Elche beinah geräuschlos durch Moore und Sümpfe wateten. Er sah Sonnenaufgänge und -untergänge, so schön, dass sich diese Bilder auf ewig in sein Gehirn brannten, und spürte eine so grenzenlose Verbindung zur Natur und zu jedem anderen Lebewesen auf dieser Erde, dass er noch einmal das Gefühl hatte seine Heimat gefunden zu haben. Nicht in Alaska oder in der Weite der Wildnis, sondern ganz banal in der Natur. In der Ruhe.
Und seitdem zog sich diese Erkenntnis auch durch das gesamte Leben von Gus. Er brauchte nicht mehr nach einem Platz suchen, der sich wie ein Zuhause anfühlte, sondern hatte ihn bereits gefunden, in sich selber. Und er wusste, dass er überall Wurzeln schlagen könnte, falls er denn jemals dazu bereit wäre. Noch war er das allerdings nicht, und deshalb zog er auch bei Anblick des ersten Schnees auf den Berggipfeln zurück in die Zivilisation. Mit seinen wenigen Möglichkeiten könnte er nämlich tatsächlich keinen Winter dort im Norden überstehen, solange er nicht bereit wäre Tiere für sein Wohl zu töten und das war er nicht, das würde er auch niemals sein. Stattdessen reiste Gus also wieder gen Süden, er hielt sich eine Zeit lang in Kanada auf, arbeitete auf ökologischen Farmen oder streifte ziellos durch die Gegend, bis er dann Sahar kennenlernte.

Auf einer der Farmen, wo er gegen Kost und Logis half, war auch sie gerade vor Ort. Ursprünglich auf Bali aufgewachsen kamen die beiden schnell ins Gespräch, über das Reisen, über fremde Kulturen und Menschen. Über Nächstenliebe und Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Fast jeden Abend saßen die beiden am Lagerfeuer, grillten Stockbrot und redeten bis spät in den Abend hinein. Gus hatte oft das Gefühl als hätte er noch nie zuvor eine Person getroffen, mit der er so offen und so frei reden konnte wie mit Sahar. Sie stimmten nicht in allem überein, in ihrer Denkweise gab es auch manchmal Differenzen, aber selbst das war in Ordnung. Sie mochten es voneinander zu lernen, sie respektierten und akzeptierten sich. Anfangs sah es noch so aus als würde sich einfach nur eine intensive, innige Freundschaft zwischen ihnen entwickeln, aber eines nachts - schon wieder am Lagerfeuer - wurde es dann auf einmal mehr als das. Und auch das fühlte sich so gut an, dass die beiden kurz vor ihrer Abreise entschieden gemeinsam noch mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Von der Farm, auf der sie sich kennen gelernt hatten, reisten sie noch zu zwei weiteren Farmen, auf denen sie jeweils ein paar Wochen halfen, dann verbrachten sie eine zeitlang in Vancouver und weil Sahar noch nie in den USA gewesen war, ließ Gus sich nur gerne dazu hinreißen danach über die Grenze wieder nach Süden aufzubrechen. Er hatte nicht von Anfang an geplant Los Angeles anzusteuern, eher zufällig führte ihr gemeinsamer Weg sie immer näher dorthin, aber letztendlich gestand der junge Mann sich auch ein, dass er gerne mal wieder zurückkehren würde, in die Stadt, die so vieles für ihn verändert hatte.
Gus besaß zwar noch immer kein Handy und er hielt daher seit der Trennung von Jamie auch mit niemandem aus seiner Vergangenheit Kontakt, aber es gab eine alte E-Mail-Adresse, die er sich irgendwann mal angelegt hatte, um darüber Tierrettungs- und Linksaktivismus-Newsletter zu erhalten oder mal mit ähnlich gesinnten Personen in Kontakt zu treten. Matt und Jamie kannten diese E-Mail-Adresse ebenfalls und obwohl auch Matt sich lange nicht bei ihm gemeldet hatte, erreichte Gus vor einigen Monaten eine lange E-Mail von ihm. Eine E-Mail, in der er dem Ex-Freund seiner Schwester berichtete, dass Madison verstorben war. Es dauerte zwar einige Wochen, bis Gus diese E-Mail endlich las, weil er so selten mit Technik in Berührung kam, aber als er es dann tat, hatte er sich fest vorgenommen Matt irgendwann noch einmal zu besuchen. Es berührte Gus, dass der Bruder von Jamie anscheinend immer noch an ihn dachte und ihn als wichtig genug ansah, um sich die Zeit zu nehmen eine lange Nachricht an ihn zu verfassen.

Vor etwa einer Woche, als es absehbar war, dass Sahar und Gus bald Los Angeles erreichen würden, hatte er sich deshalb auch bei Matt per E-Mail gemeldet und sich angekündigt. Dieser hatte dann sofort hoch erfreut geantwortet und ihn zu sich nach Hause eingeladen, in das bunt-verrückte Haus, das Gus noch immer in guter Erinnerung behielt. Er wusste zwar noch nicht, dass Madison das Haus einer sozialschwachen Familie zur Verfügung gestellt hatte, aber Matt erklärte in seiner E-Mail trotzdem lang und breit, dass besagte Familie vor einigen Monaten umgezogen sei - in eine andere Stadt, wo der Mann einen Job ergattern konnte - und Matt dann nach langem Überlegen wieder dorthin zurück gezogen war. Dort lebte er jetzt, alleine, aber plante auf lange Sicht irgendetwas Gutes aus diesem Haus zu machen, schon allein als Erinnerung an Madison. Ob er hilflosen Jugendlichen dort ein Zuhause bieten oder im Garten ein Tierheim errichten wollte, das wusste er noch nicht, aber Matt hatte viele Pläne und sein Kopf war verrückt genug, um sie auch irgendwann umzusetzen, daran zweifelte Gus nicht.

Trotz allem war es letztendlich doch ein komisches Gefühl nach Los Angeles zurückzukehren, das teilte er Sahar auch ganz offen mit. In einem fremden Auto, dessen Fahrer die beiden Reisenden beim Trampen eingesackt hatte, sah Gus die Stadt an sich vorbeiziehen, die Gebäude immer größer werden, und spürte schon wieder eine innere Unruhe in sich. Er merkte, dass er aus dem Fenster starrte und ständig irgendetwas suchte. Oder irgendjemanden. Dass er Angst hatte Chas auf einmal zu begegnen. Oder Haily.
Auch zu Haily hatte Gus in den vergangenen drei Jahren keinen Kontakt gehalten, wie auch? Sie beide besaßen kein Handy und sie waren sich in ihrer ständigen Fortbewegung viel zu ähnlich. Man konnte nie wissen, wo die beiden sich aufhielten. Aber eins war seit der intensiven Aussprache irgendwo in Colorado immer bei ihm geblieben: Das Gefühl eine Familie zu haben. Eine Zwillingsschwester. Jemanden, der so war wie er. Der ihn schätzte und liebte. Oft hatte Gus sich mit der unbemalten Muschel von Haily irgendwo in die Einsamkeit gesetzt - mit der Muschel, die sie ihm damals im Wald in die Hand gedrückt hatte, quasi als Tausch für die Muschel ihrer gemeinsamen Mutter. Und dann saß Gus dort, ganz alleine, drehte das weiße Objekt in seiner Hand und sprach innerlich mit Haily. Sie würde die Worte niemals hören, aber er redete sich gerne ein, dass sie ihn trotzdem verstand. Dass sie selber auch irgendwo anders auf der Welt saß, mit ihrer Muschel in der Hand, und an Gus dachte. Und heimlich mit ihm sprach.
Dennoch wäre es hier in Los Angeles noch immer absurd seiner Schwester in die Arme zu laufen, Gus wäre mit Sicherheit überfordert davon, und sah sich deshalb auch ein wenig panisch nach ihr um. Und Jamie, auch sie glaubte er mehrmals auf der Straße zu erkennen und spürte auch dabei ein unruhiges Gefühl in seiner Brust. Vielleicht war Gus doch nicht dafür gemacht sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, vielleicht war es ein Fehler hierher zurückzukehren, aber als er kurze Zeit später mit seinem schweren Rucksack und mit Sahar neben ihm auf das Haus von Matt zu lief, da breitete sich dann doch Freude in ihm aus. Freude, die sich nur noch verstärkte, als der große Bruder von Jamie dahinter erschien und Gus ganz fest an sich drückte.
Die grenzenlose Wiedersehenseuphorie hielt allerdings nicht besonders lang, denn Matt schien auf seine eigene Art unglücklich überrascht darüber, dass es Sahar gab. Er drückte sie zwar auch fest und hieß sie willkommen in seinem Haus - so wie er jeden anderen Menschen dort ebenfalls herzlich begrüßen würde - aber schirmte Gus dann direkt ab und fragte ihn unverblümt, ob die junge Frau seine Freundin sei. Und als er das bejahte, wirkte Matts Gesichtsausdruck irgendwie enttäuscht und verzweifelt. Gus konnte ja nicht ahnen, dass er heute nicht der einzige Besuch bleiben würde und dass Matt eigentlich etwas völlig anderes im Schilde führte. Zumindest ahnte er das so lange nicht, bis er seinen Rucksack abgestellt hatte und ziemlich direkt nach Jamie fragte, wie es ihr ging und was sie so tun würde. Und Matt, wie er so war, zuckte fast gleichgültig mit den Schultern und sagte Gus, dass er sie das gleich gerne selber fragen könnte. Sie würde nämlich auch kommen. Na, fantastisch. Da schrieb Matt eine ellenlange E-Mail, in der er über belangloses Zeug quatschte, und dann ließ er das einfach aus?
Sahar wusste zwar bereits, dass es da eine romantische Vergangenheit zwischen Gus und Jamie gab, aber dass sie jetzt heute auch auf seine Ex-Freundin treffen würde, damit hatte keiner von ihnen gerechnet. Es würde aber sicher auch nichts für sie ändern, Sahar war schließlich eine unheimlich freundliche, aufgeschlossene Frau, die sich von so etwas nicht einschüchtern ließ. Und als es dann tatsächlich kurze Zeit später an der Tür klingelte, da versuchte auch Gus diese Eigenschaften für sich zu übernehmen. Ohne zu Zögern folgte er Matt in den Flur und noch ehe dieser auf Jamies erschrockene Frage antworten konnte, fiel Gus ihm ins Wort. "Hi Jamie", hörte man ihn sagen, und obwohl auch Gus augenblicklich irritiert war von dem fremden Mann an Jamie Seite, lächelte er trotzdem warm. Es war schön sie wiederzusehen, das ließ sich nicht bestreiten. Er war zwar aufgeregt und sein Herz schlug dadurch schneller als üblich, aber Überhand nahm das Gefühl der Freude. Sie sah gut aus. Sie sah glücklich aus. Doch noch weiter konnte Gus dieser inneren Freude nicht auf den Grund gehen, ehe Matt ihn dabei jäh unterbrach, die Hände hochriss, mit den Fingern wackelte und ein wenig gequält "Überraschung" ausrief.


RE: MATT'S HOUSE - Jamie Bennett - 28.08.2018 12:19

Noch eher ihr Matt erklären konnte, was es hiermit auf sich hatte, vernahm sie das Hi Jamie aus dem Mund von Gus und als sie ihn dann anschaute, traf es sie völlig unvorbereitet. Wie man es von Jamie kannte, errötete sie binnen weniger Sekunden und suchte deswegen den Blick auf den Boden und weg von dem vertrauten Augenpaar ihres Exfreundes. Ihr Herz schlug bis zum Hals und tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Erinnerungen der beiden aber auch Ideen, die sie immer mal wieder gehabt hatte, wie es wäre, ihn wieder zu sehen. Die erste Liebe vergaß man nicht so einfach und auch über eine so lange Zeit nicht. Innerlich fühlte es sich ganz Vertraut an, Gus zu sehen und dann auch noch in diesem Haus - das Haus von Matt und Madison, indem die beiden viel Zeit verbracht hatten. Für Jamie war das eine ganz neue Situation und eigentlich hätte Matt wissen müssen, wie unangenehm das für sie sein würde. Natürlich wäre sie genauso aufgeregt, hätte sie gewusst, was sie erwartete aber dann würde sie zumindest schneller ihrer Sprache wieder mächtig werden und vielleicht hätte sie Troy dann auch nicht mit gebracht. Nicht um etwas vor ihm zu verbergen, nur um die Situation für sie einfacher zu gestalten. Es reichte doch schon, dass Matt ihren Freund nicht so sehr mochte - jetzt setzte sie genau diesen auch noch einer so komischen - Überraschung aus, wie Matt es nannte und irgendwie sorgte sie sich auch, dass Troy nun noch mehr das Gefühl bekam, hier nicht erwünscht zu sein. Das auch noch auf eine ziemlich rabiate und gemeine Art. " Deine Überraschungen sind immer sooooo toll." sprach sie zu Matt herüber und drückte ihm die Flasche vor den Bauch, damit er seine Finger wieder herunter nehmen konnte und seine alberne Geste beendete. Zumindest war Jamie bei ihm nicht mehr so schüchtern wie zu Anfang und als sie ihn umarmte, kniff sie ihn dabei in den Nacken. Erst danach widmete sie sich Gus, was wesentlich steifer und unsicherer von statten ging. " Nicht... nicht das ich mich nicht freue, dich zu sehen aber ich bin noch immer... kein Freund... solcher Überfälle?" Konnte man so stehen lassen und Jamie war froh, dass sie einen halbwegs guten Redefluss beibehalten hatte und nicht ganz so arg zu stottern begonnen hatte. Zwischen Hand geben und halber Umarmung entschied sie, nach zwei unbeholfenen anlaufen, Gus dann doch liebevoll zu drücken und noch ganz benebelt von dieser unverhofften Nähe und der Erinnerung an seinen Geruch, gelang es ihr nach dem wiederfinden eines festen Standes, Troy als ihren Freund vorzustellen. Sie war sich Sicher, er hätte das auch alleine gekonnt aber so fand sie es höflicher.
Sahar verweilte in der Küche, statt sich auch noch in den Flur zu schieben und wartete geduldig, dass sich alle einfanden eher auch sie allen herzlich Hallo sagen konnte, die gerade angekommen waren. Man hatte die Anspannung schon bis hier her gespürt und sie wollte erstmal allen die Gelegenheit geben, sich nach so langer Zeit, gebührend zu Begrüßen. Mit Matt war die junge Frau relativ schnell und locker ins Gespräch gekommen, es gab für sie keinen Grund zur Sorge oder sich aufzudrängen. Jamie selbst war beeindruckt, wie nett sie Sahar fand auch wenn es einen bitteren Beigeschmack gab, dass dies die neue Freundin von Gus sein sollte - ob er sich bei Troy genauso fühlte? Ob auch er sich mit ihm verglich, wie sie es bei Sahar tat?


RE: MATT'S HOUSE - Gus Evans - 28.08.2018 19:29

Jamie würde für Gus immer einen besonderen Stellenwert beibehalten. Sie war zwar nicht seine erste Beziehung, nicht sein erster Kuss oder sein erstes Mal, aber sie war die erste Person, die er wirklich und aufrichtig geliebt hatte. Die erste Person, für die er sich selber und seine Bedürfnisse zurückgestellt und für die er sogar an einen Ort zurückgekehrt war, mit dem er eigentlich bereits abgeschlossen hatte. Sie war in der bedeutsamsten Zeit seines Lebens - als er von Haily, Chas und seiner Vergangenheit erfahren musste - zu seinem Zufluchtsort geworden und zu dem einzigen Menschen, dem er sich mitteilen und dem er seine Gefühle preisgeben wollte. Jamies Existenz war so kostbar und wichtig in Gus Entwicklung und das spürte er auch in seinem gesamten Körper, als ihre Blicke einander trafen. Es war als würde die Welt für einen Moment still stehen.
Und sie begann auch erst wieder sich zu bewegen, als Jamie auf ihn zukam und sie beide sich in einer durchaus unangenehmen Begrüßungs-Unsicherheit verloren, über die sogar Gus einmal nervös auflachte. Auch das war neu und doch altbekannt. In Anwesenheit von Jamie - oder ihrem autoritären, einschüchternden Bruder - hatte Gus erstmalig diese unsichere, nervöse Seite in ihm kennen gelernt. Die, die darauf bedacht war keinen Fehler zu machen und deshalb auch die eigenen Handlungen oder Worte ständig hinterfragte. In seinem vorherigen und auch in seinem nachfolgenden Leben hatte es das nie gegeben: Gus war ein bodenständiger, rebellischer junger Mann. Er stand für seine Prinzipien ein, mit allem, was ihm gegeben war. Er konnte zwar im Kontakt anfangs ein bisschen zurückhaltend und wortkarg sein - vor allem, wenn er mit Leuten sprach, die er auf irgendeine Art und Weise bewunderte oder verabscheute - aber bei Jamie war das etwas anderes. Bei ihr war es viel eher die Angst davor ihr fragiles Herz noch einmal zu verletzen.
Und auch als Jamie ihren Freund vorstellte - Troy - war da etwas in Gus, mit dem er nicht unbedingt gerechnet hatte: Er verglich sich innerlich mit ihm. Höflich schüttelte er zwar seine Hand, aber fixierte sich dabei regelrecht darauf wie Troys Händedruck härter war, als seiner. Von der Größe her unterschieden sie sich nicht sonderlich, aber der Körperbau von Jamie neuem Freund war definierter. Gus war zwar sportlich und schnell, aber er hatte in seinem Leben noch nie ein Fitnessstudio von innen gesehen, bei Troy war das anders. Außerdem hatte er keine einzige Tätowierung, sein Kopf war kahl geschoren. Im Gegensatz zu Gus könnte man sagen, dass Troy eher unauffällig und unscheinbar aussah, aber das, was er äußerlich an Besonderheit vermisste, machte er mit seinem Auftreten wieder wett. Er wirkte stolz und selbstsicher, vielleicht sogar mit einem Hang zur Überheblichkeit, aber obwohl Gus - warum auch immer - sofort nach negativen Aspekten suchte, wehrte sich sein Kopf auch dagegen ihn als etwas abzustempeln, das er nicht war. Eine solche Oberflächlichkeit könnte Gus mit seinen Überzeugungen nicht vereinbaren und so lächelte er auch ihm lieber kurz zu und war regelrecht erleichtert, als Matt seine ganze Schar in die Küche scheuchte.
Im Gegensatz zu Jamie übernahm Gus nicht die Vorstellung für Sahar, das konnte sie selber sowieso viel besser als er. In Gesprächen war sie es meist, die mit ihrer warmherzigen, toleranten Art die Aufmerksamkeit aller auf sich zog und auch diesmal kam Gus nicht umhin festzustellen wie attraktiv er diesen Charakterzug an seiner Freundin fand. Sie strahlte so eine Wärme aus, dass die verkrampfte Grundstimmung aus dem Flur auf einmal verschwunden war und tatsächlich alle miteinander ein paar nette Worte wechselten. Bis Matt dazwischen fuchtelte und die angenehme Stimmung jäh unterbrach, indem er theatralisch die Hände auf seinen Bauch drückte und Hunger vortäuschte.
"Ich brauch in absehbarer Zukunft was zu Essen, also wie wäre es mit einer kleinen Arbeitsteilung? Jamie, Gus, ihr kennt euch ja aus hier, also warum übernehmt ihr nicht das Kochen? Spaghetti mit Tomatensauce steht auf dem Speiseplan. Nudeln sind in der Schublade und die fertige Tomatensauce ist im Kühlschrank." Kochen konnte Matt also immer noch nicht. "Währenddessen mache ich mit unserem Neuzuwachs eine kleine Hausführung." Ohne sie überhaupt zu fragen, ob sie Interesse daran hatte, lag schon eine von Matts Händen aufs Sahars Schulter. Und mit der anderen griff er eilig nach Troy und zog ihn ebenfalls mit sich. "Du kennst das alles zwar schon, aber du wirst es kaum glauben, was Sahar mir eben erzählt hat, Troy. Du arbeitest doch noch in der Fabrik, oder? Sahar hat mir gesagt, dass sie noch nie in einer Fabrik gearbeitet hat, ist das nicht ein unglaublicher Zufall? Es gibt so viel, worüber ihr euch austauschen könnt." Ohne Punkt und Komma plapperte Matt einfach weiter, bis er außer Hörweite der Küche war, und ließ dadurch auch keinerlei Protest von Troy oder Sahar zu.
Gus hingegen blieb ganz allein mit Jamie in der Küche zurück und obwohl die Stimmung sich gerade noch aufgelockert hatte, spürte er jetzt wie schleichend die Anspannung in ihn zurück kehrte. Ein wenig unsicher drehte er sich daher in ihre Richtung und versuchte erneut zu lächeln, was aber nun doch etwas verkrampft wirkte. "Ähm, tut mir Leid, dass ich dich so überfalle. Oder eher wir." Symbolisch für sich und Sahar deutete Gus einmal auf seinen Körper und dann in die Richtung, in die Matt soeben mit seiner Freundin verschwunden war. "Ich weiß nicht, ich hoffe das- ist für dich nicht komisch, dass ich hier bin? Matt hat mich eingeladen, er hat gesagt wir könnten hier ein paar Nächte schlafen, und- ich hatte keine Ahnung, dass du heute auch hier bist. Er hat mich quasi zwei Minuten bevor du gekommen bist erst vorgewarnt." Einfach nur um nicht völlig hilflos im Raum zu stehen, legte Gus seine Hände auf der Kücheninsel ab und streckte die Ellenbogen durch. "Aber es ist schön dich zu sehen. Du siehst gut aus. Geht es dir auch gut? Ich meine- trotz allem, was passiert ist?" Trotz Madison, meinte er, aber das würde Jamie auch ohne Worte verstehen. Das sah man in seinem warmen, mitfühlenden Blick.


RE: MATT'S HOUSE - Jamie Bennett - 28.08.2018 23:37

Es war noch nie besonders schwer für Jamie, sich selber schlechter dastehen zu lassen, als sie war und als Sahar begann zu Reden, spielten ihre Gedanken ihr auch schnell wieder böse in die Karten. Sahar wirkte so selbstsicher und ihr fiel das Reden, im Gegenzug zu Jamie, gar nicht schwer. Sie schaffte es sogar, alle irgendwie anzustecken und es entging ihr nicht, dass sogar Troy nach anfänglicher Skepsis den Worten von Gus Freundin lauschte. Auch wenn sich in den letzten knappen zwei Jahren auch für sie etwas geändert hatte, konnte sie spüren, wie sie selbst sich auch danach sehnte. Jamie hatte zwar ihren Weg gefunden aber ihr Wesen würde sich nicht mehr komplett ändern. Ihr hatte die Bestätigung in der Beziehung zu Troy viel gegeben, es hatte ihr auch viel Selbstvertrauen geschenkt in der Schule so anerkannt zu werden und sie konnte nun eher für das einstehen, was sie brauchte aber sie war noch immer niemand, den man inmitten eines Raumes stellte - bei angespannter Stimmung und dem es dann so leicht fiel, die passenden Wörter aneinander zu Reihen. Als die Freundin von Gus so erzählte, wo die beiden her kamen und wo es hingehen sollte, breitete sich jedoch auch auf ihren Lippen ein Lächeln aus weil das nach dem klang, was sich auch Gus wünschte und gewünscht hatte. Ganz anders als Jamie, die sich in ihrem Zuhause wohl fühlte und erst irgendwann mal, als Journalistin, die Welt erkunden wollte. Mit wenigstens ein paar Sicherheiten und einem Plan und nicht so ungebunden. Auch das hatte sie für sich in der Zeit herausfinden können. Ihr Leben hatte sich auf den Kopf gestellt, als ihre Mutter sie bei dem damals noch fremden Matt abgeliefert hatte und sie wollte nicht mehr ins kalte Wasser geworfen werden. Früher hatte sie gedacht, ihre Unsicherheiten wären falsch an ihr und sie müsste sich verrückten Dingen aussetzen. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass es in Ordnung war, sich etwas Stabilität zu schaffen. Jäh wurde sie von Matt aus ihren Gedanken gerissen, als der beschloss, Sahar und Troy zu entführen und noch eher sie sich versah, stand sie mit Gus alleine in der Küche. Wundervoll machte ihr Adoptivvater das wieder. Noch hatte sie nicht ganz durchschaut, was er im Schilde führte aber sie war sich Sicher, normal benahm er sich nicht. Ganz besonders verdrehte sie die Augen, als er etwas von der Fabrik Arbeit faselte und wand sich mit einem Schulterzucken Gus zu. " Nein - ist... es ist schon okay. Ich... freue mich dich... euch... zu sehen?" Ganz so fragend wie es dann ihre Lippen verließ war es eigentlich nicht gemeint, denn sie freute sich wirklich Gus wieder zu sehen. Es war nie so, dass sie die Zeit mit ihm verflucht hatte oder das sie einen Groll gegen ihn hegte, wie es in manchen Beziehungen nach dem Ende der fall war. Im Gegenteil, sie hatte sich wirklich immer wieder einmal gefragt, welche arme Tierseele er auf der Welt wohl gerade rettete oder ob er Haily vielleicht doch noch einmal über den Weg gelaufen war. Alles eben, was die beiden verband oder was sie voneinander wussten. Jamie hatte sich auch immer als jemanden gesehen, der Glück hatte, mit ihrem ersten Freund, ihrem ersten Kuss und auch ihrem ersten Mal. Ihr Gegenüber war liebevoll mit ihr umgegangen und auch wenn es Enttäuschungen und schlechte Zeiten gegeben hatte, erinnerte man sich im Nachhinein ohnehin lieber an die guten. Den Kuss am Bahngleis und das Date, der Abschlussball, das Filme schauen in ihrem Bett oder als er sie einmal von der Schule abgeholt hatte. " Nein, ich freue mich wirklich." Stellte sie also noch einmal richtig. " Ich bin nur so überrumpelt, das macht es... etwas komisch... aber das ist ja nichts neues, dass ich... mich erstmal gewöhnen muss." Wieder huschte ein verlegenes Lächeln über ihre Lippen. " Matt... freut sich sicher auch über Gesellschaft und deine Freundin... ist unglaublich nett." War Nett das passende Wort? Reichte das aus? Dachte er nun, sie sagte das mit Ironie? Schon wieder tausend Gedanken zu einem Wort und eher das so weiter ging, begann Jamie lieber sich mit ein paar Handgriffen um das Essen zu kümmern und damit abzulenken. Nicht, dass es besonders schwer war und nicht, dass Jamie nicht schon öfter für den faulen Matt die Küchenarbeiten übernommen hätte. Oder auch für Troy, der die typische Rollenverteilung doch bevorzugte. Was nicht bedeutete, dass er ihr nichts abnahm, wenn sie schwere oder stressige Zeiten hatte - schulisch oder persönlich. Auf das persönliche kam Gus zu sprechen und kurz starrte sie ihn versteinert an. Sie hatte gelernt, damit umzugehen aber wo er sie darauf Ansprach, huschten auch die ganzen Erinnerungen wieder in ihren Kopf. Wie Madison sich damals als eine Art Mutter um sie gekümmert hatte, sie bei ihrer ersten Beziehung unterstützt hatte und neben der röte, tauchte auch ein glitzernder Schimmer in ihren Augen auf. Jetzt nicht gleich anfangen zu heulen.... ermahnte sie sich im stillen und stützte sich einen Moment selbst vor dem Herd ab, auf dem das Wasser im Topf nun seinen Platz gefunden hatte. " Es... ist einfach noch immer... Traurig und das wird... ich werde sie auch immer vermissen aber... sonst geht es mir gut. Als Matt weg war, war... Troy da und ich... habe das Studium angefangen und... ich bin tatsächlich gut..." Sie Lächelte etwas und neben der Verlegenheit und der Trauer, da tauchte auch ein Anflug von Stolz in ihr auf. Jetzt erst kam bei ihr an, dass er gesagt hatte, sie sähe gut aus und mit dem Funken Selbstsicherheit, der eben aufgekeimt war, wagte sie es auch zurück zu geben. " Du siehst auch wirklich gut aus -... und glücklich. Du musst unbedingt etwas von deinen Reisen erzählen." Vielleicht schafften es diese Erzählungen auch, ihr das schwere Gefühl von der Brust zu nehmen, was Madisons Tod und das Gespräch darüber noch immer in ihr verursachten.


RE: MATT'S HOUSE - Gus Evans - 29.08.2018 09:46

Obwohl Gus noch immer manchmal Probleme hatte die Emotionen und Gefühle seiner Mitmenschen auf Anhieb zu deuten, kannte er Jamie doch lange und gut genug, um in ihrem Blick die Trauer über Madisons Tod herauszulesen. Er spürte, dass sie das Geschehen auch nach Monaten noch belastete - vielleicht würde es das auch immer tun - aber Gus sah ebenso, dass er selber nicht mehr derjenige war, bei dem sie sich Mitgefühl, Zuflucht und Unterstützung suchte. Sie wollte sich nicht von ihm trösten lassen oder ihr Herz ausschütten, diese Rolle hatte mittlerweile ihr neuer Freund eingenommen, und Gus blieb nichts anderes übrig, als bloß sanft zu nicken. Früher hätte er sie nun in den Arm genommen, hätte sanft über ihren Rücken gestreichelt, hätte sie an seiner Brust weinen lassen und dabei spüren dürfen, wie seine Nähe langsam ihren Schmerz ein wenig linderte. Er war für Jamie wie ein Fels in der Brandung gewesen, damals, als ihre gesamte Familiensituation über sie hineingebrochen war, und während er jetzt tatenlos vor ihr stand und nichts anderes tun konnte, als sie mit einem warmen Blick anzusehen, da spürte er auch, dass ihm das fehlte. Das Gefühl nicht nur seinen Tieren helfen zu können, sondern auch Menschen, die ihm am Herzen lagen. Sahar war da so grundlegend anders: Sie war stark und selbstständig und nicht einmal ansatzweise auf Gus angewiesen, was natürlich auch seine Vorteile hatte und ihm viel Druck oder Erwartungshaltung nahm, aber manchmal fehlte es ihm so angesehen zu werden wie Jamie ihn oft angesehen hatte. Wie sie ihn auch jetzt noch ansah. Als wäre er einer der besten Menschen der Welt.
"Es tut mir Leid, dass das passiert ist", sprach Gus trotz allem noch aus, aber ließ damit dann auch endgültig das Thema ruhen und ging stattdessen zum Kühlschrank, um die Tomatensauce im Glas herauszuholen. Wie üblich checkte er erst die Zutaten auf nicht-vegane Bestandteile, aber als er nichts dergleichen finden konnte, nahm er sich einen kleinen Topf aus einem Schrank in der Küche. Dort, wo sie auch vor über drei Jahren noch gewesen waren. "Und- Danke. Ich bin auch glücklich, glaube ich. Und ich hab viel gesehen in den letzten Jahren, ich wüsste gar nicht wo ich anfangen soll. Jetzt gerade ist es nur- etwas komisch wieder hier zu sein. Dich zu sehen, und Matt, aber vor allem in der selben Stadt zu sein wie Chas. Oder Haily." Kurz hob Gus den Blick in Jamies Gesicht, aber kümmerte sich dann wieder um die Sauce. "Matt hat mir eben schon erzählt, dass du damals eine zeitlang in Hailys Haus gewohnt hast, nachdem du wieder hierher zurück gekommen bist? Als du dein Studium begonnen hast? Und dann bist du irgendwann bei deinem Freund eingezogen?" Dummerweise war es ein Charakteristikum des Fertiggerichte-Kochens, dass man schon nach ein paar wenigen Handgriffen nichts mehr zutun hatte, und so sah Gus einmal kurz unsicher um sich, aber musste dann ernüchtert feststellen, dass es nichts mehr gab, mit dem er sich ein wenig ablenken könnte. Außer ab und zu die Sauce im Topf herumzurühren. Stattdessen stützte also auch er eine Hand auf der Ablage ab, drehte sich ein wenig zur Seite und beobachtete Jamie dabei wie sie die Spaghetti in das kochende Wasser in einem größeren Topf schüttete. "Und du hast also wirklich dein Studium begonnen, ja? Journalismus? Ist es so wie du es dir immer vorgestellt hast?"


RE: MATT'S HOUSE - Jamie Bennett - 29.08.2018 17:21

Unsicher und kurz huschte ihr Blick dankbar zu Gus, als er sagte, dass ihm Leid tat, was passiert war. Sie Lächelte sogar leicht wenn auch etwas gezwungen weil sie nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Es war einfach zu viel Zeit verstrichen, als dass sie ihn nun in ihre Arme schleißen würde und die Zweisamkeit etwas die Trauer lindern könnte. Nicht, dass Jamie sich das nicht schön vorstellte aber so funktionierte das eben nicht. Gus war für sie kein Fremder und schon noch eher jemand Vertrautes aber unsichtbare Barrieren bauten sich von ganz alleine auf, wenn man sich so lange nicht sah und auch so wenig voneinander wusste, wie die beiden jetzt. Sie beobachtete danach den Dampf, der sich durch das heiß werden auf dem Glasdeckel des Topfes absetzte und wie sich daraus erneut Wasser bildete. Immer wieder trafen dazwischen ihre Blicke auch wieder die von Gus, damit er spüren konnte, dass sie interessiert war - an dem was er sagte. " Glaubst du?" meinte sie mit einem Anflug von Lächeln und erwartete aber gar keine ausführliche Antwort, es spiegelte einfach nur gut wieder, wie unentschlossen beide sein konnten mit konkreten Aussagen. " Das mit... den Reisen musst du dann nachher nachholen... beim Essen, Matt wird eh tausend Fragen stellen. Hast... du denn noch zu jemandem Kontakt? Haily? Sie... ist auch irgendwann einfach verschwunden." Bei dem Thema Chas breitete sich in ihrem Magen ein Unbehagen aus, sie würde die Begegnung mit ihm nie wieder vergessen und unbewusst strichen ihre Blicke ihre Hand, eher sie sich dann dem blubbernden Wasser und den harten Nudeln widmete. " Und freust... du dich auch ein wenig... oder ist es... unangenehm noch mal wieder hier zu sein?" Jamie hatte damals immer Angst gehabt, Gus würde wieder verschwinden. Beim letzten Mal war er nicht unangekündigten einfach in einer Nacht und Nebel Aktion verschwunden aber um ehrlich zu sein, sie hatte nicht damit gerechnet, ihn in diesem Haus wieder anzutreffen. Weil das nicht seine Art war und irgendwie war sie Neugierig, was ihn doch her getrieben hatte. War es eher der Wunsch von Sahar oder auch seiner? " Ja, - das hat Matt dir schon alles richtig... erzählt. Irgendwie habe ich meinen Weg gefunden und... das Studium ist toll." Man konnte in ihren Augen sehen, wie viel Spaß sie daran hatte. Für Jamie war lernen immer ein sicheres Feld gewesen aber nun noch in spezifischen Dingen gelehrt zu werden, fühlte sich für sich nur noch besser an. " Ich habe auch noch Philosophische Kurse belegt und Politik, damit es später leichter wird, sich zu spezialisieren. Das Studium alleine ist ja nicht alles. Ich arbeite schon nebenbei ein wenig, damit ich auch Praxis Erfahrungen bekomme und Zeugnisse. Ich... bin tatsächlich gut." Und sie sah Gus an, als wäre es das erste und einzige, was Jamie konnte. Vielleicht glaubte sie das auch manchmal aber dennoch machte es sie Stolz.