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RE: SQUAT HOUSE - Aiden Rutherford - 20.03.2017 22:12

Es war wie ein Déjà-vu, dieses drückende Gefühl, das sich um Aidens Brustkorb legte, als er blinzelnd die Augen öffnete und sein verschwommener Blick sich in einem sterilen, kalten Krankenhaus-Zimmer wiederfand. Er war schon einmal hier gewesen, zumindest an einem ähnlichen Ort, und er hatte sich schon einmal so gefühlt wie er sich jetzt fühlte. Leer, kraftlos, müde. Und ausgeliefert. Ihm fehlte sogar die Energie seine Augenlider weiterhin offen zu halten oder das piepsende Geräusch einer der Maschinen neben seinem Ohr zu definieren, ehe er schon wieder in einen unruhigen Schlaf fiel. Und dann einige Stunden später erneut erwachte. Das Geräusch war immer noch da und auch die Wände hatten noch keine freundlichere Farbe angenommen, der Druck auf seiner Brust hatte noch nicht an Intensität verloren und das Gefühl der Leere schien weiterhin allgegenwärtig. Diesmal jedoch gelang es Aiden ein paar Mal mehr zu blinzeln als vorhin, er schaffte es seinen Blick zu fokussieren und den Kopf dabei von rechts nach links zu drehen, einmal nach oben und nach unten. Er versuchte die letzten Erinnerungen zu rekonstruieren, sie irgendwie mit seinem jetzigen Umfeld in Einklang zu bringen, aber es brauchte eine gewisse Zeit, bis seine Gedanken und die Bilder vor seinem inneren Auge klarer wurden. Von Haily, von der Club-Toilette, seinem endlosen Weg durch die dunklen Straßen zurück zum Motel und von dem vielen Kokain. Zu viel Kokain. Er erinnerte sich an die Schmerzen in seiner Brust, die Übelkeit, an den kalten Schweiß und daran wie auf einmal die Beine unter ihm nachgaben. Nur warum er jetzt hier lag und nicht noch immer dort, diese Erinnerungen blieben aus. Ebenso wie die Erleichterung darüber. Müsste er erleichtert sein? Sollte er sich darüber freuen? Wie trocken sich seine Kehle jetzt anfühlte? Wie schwer sein Körper auf einmal war? Sollte er diese Leere in sich genießen, weil er Glück hatte überhaupt noch etwas genießen zu können? War es okay so zu denken? War es okay enttäuscht darüber zu sein, dass es ihm gelang um sich zu blicken? Zu atmen? Zu leben?
Wenn er könnte, dachte Aiden ich in diesem Moment, dann würde er einfach damit aufhören. Jetzt und hier. Es war doch sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis es soweit war. Bis seine Organe vollends aufgaben. Wofür lohnte es sich denn noch weiterzumachen? Für einen weiteren Rausch? Eine weitere durchzechte Nacht? Ein weiteres Mal Sex mit irgendjemandem, den er nicht kannte und nicht kennen wollte? Abgesehen davon war ihm doch nichts geblieben. Keine Wohnung. Kein Job. Er hatte sich selber seine Leidenschaft genommen, die Musik. Er hatte diesmal kein Management im Rücken und keine Bandmitglieder, die an seinem Krankenbett standen und ihn unnachgiebig dazu motivierten sich in einen Entzug zu begeben. Er hatte nicht die Hoffnung wieder auf einer Bühne stehen zu können. Da war keine Lucy, irgendwo in naher oder ferner Zukunft, für die es sich lohnte zu kämpfen. Und keine Haily.
Haily.
Schon allein der Gedanke an sie und an das, was er ihr zuletzt angetan hatte, ging ihm so schmerzhaft durch Mark und Bein, dass Aiden keuchend aufstöhnte. Haily. Niemals könnte sie ihm verzeihen, was er getan hatte. Und niemals wollte er das Risiko eingehen ihr noch einmal so etwas anzutun, sie noch mehr zu zerstören. Verdammte Haily. Und wo war eigentlich sein scheiß Koks?
Ohne die Droge war Aidens Kopf auf einmal wieder klarer, sein Herz raste nicht mehr im Rausch, seine Gedanken wurden nicht von Gleichgültigkeit vernebelt und er spürte schmerzhafter denn je den Verlust von allem, was gut für ihn gewesen war. Für eine Droge, die ihn von innen heraus zerstörte. Und dennoch war es das Kokain, nach dem er sich jetzt verzehrte. So sehr, dass er seinen schwachen Arm hob und gedankenlos in seiner Kleidung danach suchen wollte, doch statt seinen eigenen Sachen stellt er schnell fest, dass er nur ein Nachthemd des Krankenhauses trug. Sein nächster verzweifelter Griff glitt in das kleine Nachtschränkchen neben dem Bett, eilig zog er beide Schubladen auf, sah dabei auch die Mappe von Haily mit all den Briefen, aber registrierte noch gar nicht, was da vor ihm lag. Viel zu fixiert war er auf seinen Rausch. Auf die Gleichgültigkeit, die ihn endlich wieder vergessen ließ. Selbstverständlich befand sich aber in Reichweite nichts dergleichen und erst als er frustriert, fluchend, wütend die Hand wieder sinken ließ und seine Kiefer aufeinander presste, fand Aiden auch die Klarheit wieder in seinem Kopf, um zu verstehen wie absurd es gewesen war überhaupt danach zu suchen. So als würde man ihm sorgfältig einpacken, was ihn erst hierher gebracht hatte. Wenn er nicht so verdammt verzweifelt wäre, hätte er wohlmöglich über seine eigene Dummheit spöttisch gelacht, aber selbst das war ihm nicht möglich, denn die Gewissheit, dass er in naher Zukunft nicht dieses Pulver in seine Nase ziehen und daher auch nicht die Leere in sich zum Schweigen bringen konnte, die schmerzte zu sehr. Da war kein Raum in ihm für positive Gefühle. Und gerade als er seine Augenlider zusammen presste und sich wieder ins Kissen sinken ließ, wurde es nur noch schlimmer, indem eine Krankenschwester das Zimmer betrat und aufgeregt-zufrieden auf Aiden zustürmte, um seinen Puls zu kontrollieren. Um entzückt auszusprechen wie schön es sei ihn bei Bewusstsein zu sehen. Scheiße, absolut nichts an dieser ganzen Situation war auch nur ansatzweise zufriedenstellend. Nichts.
Erst etwa eine halbe Stunde später, als zusätzlich zu der Dame auch noch ein behandelnder Arzt neben dem Bett stand und unverständlich im Fachjargon die Diagnose mit Aiden besprechen wollte, erinnerte er sich zurück, an die Schublade neben seinem Bett und daran, was seine Augen eben noch gänzlich übersehen hatten. Die Mappe von Haily. Der Ordner, in dem sie all seine Briefe aufbewahrte. Überall schleppte sie den mit hin, in ihrem Zimmer war Aiden ständig darüber gestolpert, aber hier? Warum war er jetzt hier? Den Arzt und die übermotivierte Krankenschwester hatte er schon völlig ausgeblendet, als Aiden sich verwirrt zur Seite lehnte, die Schublade öffnete und - so vorsichtig als wäre sie aus Porzellan - die bunte Mappe heraus holte. Die beiden Personen neben seinem Bett schienen ihn mit den Blicken zu verfolgen, als er die geschriebenen Worte darauf las, und als er darüber die Stirn verzog, unsicher den Kopf schüttelte, empfanden sie es als angemessen sich einzumischen. "Das hat eine junge Frau dem Rettungssanitäter mitgegeben", hörte er die Krankenschwester sagen. "Sie hat auch den Krankenwagen für Sie gerufen, Mr. Rutherford. Man könnte also sagen Sie verdanken dieser Dame Ihr Leben." Ihre Lippen verzogen sich zu einem viel zu weiten, viel zu herzlichen Lächeln, aber Aiden konnte nicht anders, als angespannt die Mappe auf seinen Schoß sinken zu lassen, die Augen zu schließen und sich selber zu bemitleiden. Dafür, dass er nicht einmal die Kraft hatte so laut zu schreien wie er gerne würde, um all diesen Frust, die Verzweiflung und die Wut aus sich heraus zu pressen.

Zwei weitere Tage musste Aiden noch hier in diesem Zimmer bleiben, im Krankenhaus. Zwei weitere Tage vergingen, bis man sich endlich dazu bereit erklärte ihn gehen zu lassen. Zwei Tage, in denen er immer wieder die Mappe in seinen Händen hielt, immer wieder Hailys Worte darauf las, aber sie dann doch wieder ungeöffnet an die Seite schob. Es ging ihm nicht besser, verdammt. Und er wollte auch nicht, dass es besser wurde. Er wollte gar nichts. Er wollte einfach nicht mehr sein. Er wollte Koks und er wollte so ohrenbetäubend laute Musik, dass dort kein Platz mehr war in seinem Kopf, um Gedanken zu denken. Er wollte raus hier. Er wollte die Zeit zurückdrehen und er wollte, dass Haily ihm niemals hinterher gekommen wäre. Dass sie niemals den Krankenwagen gerufen hätte. Und allem voran wollte er nicht das, was die Ärzte und Pfleger ihm hier in diesem gottverdammten mexikanischen Krankenhaus immer wieder rieten: Einen Entzug. Sein Leben ändern. Besser werden. Sie waren so dumm zu glauben, dass es etwas ändern würde, wenn sie Aiden nur lang genug mit der grausamen Wahrheit konfrontierten - dass er sterben würde, wenn er weiterhin so exzessiv konsumierte - aber das tat es nicht. Nichts und niemand könnte etwas an seiner Sucht ändern und, scheiße, er wusste doch schon längst welchen Preis er dafür hatte zahlen müssen. Er wusste, dass all die Trümmer seines Lebens der Droge zu verdanken waren, aber auch das änderte nichts. Er hatte doch nichts anderes mehr.
Als man Aiden endlich entließ, begab er sich daher auch auf direktem Weg zu seinem Motel, er schloss die Zimmertür auf und suchte sofort eilig mit seinen Augen den Raum ab, bis er an dem Kokain auf dem Nachttisch hängen blieb. Genau dort, wo er es zurückgelassen hatte. Niemand hatte etwas daran verändert, weder Haily noch die Rettungssanitäter. Niemand hatte ihm etwas entwendet. Es war alles noch dort. Seine Erlösung war dort. Und schon allein der Anblick von dieser Droge zog sich so merklich entspannend und beruhigend durch Aidens Körper, dass er zum ersten Mal seit Tagen glaubte wieder frei atmen zu können. Das Kokain war da, direkt vor ihm, er könnte jederzeit darauf zugreifen und nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, nachdem er auch die Plastiktüte mit seinen wenigen Habseligkeiten aus dem Krankenhaus aufs Bett geworfen hatte, wollte er sich endlich wieder in seinen Rausch flüchten - viel zu lange hatte er sich danach verzehrt - doch stattdessen hielt er auf einmal inne. Ganz starr setzte er sich dort auf die Matratze, fixierte das Kokain mit seinem Blick, aber wagte nicht nach dem kleinen Spiegel und der Plastikkarte zu greifen. Er wagte nicht das Röhrchen in die Hand zu nehmen und sich tatsächlich endlich zu erlösen. Nicht jetzt. Nicht so.
Es fühlte sich für Aiden plötzlich so an als würde er Haily erneut hintergehen, wenn er ihren Worten tatsächlich kein Gehör schenkte, wenn er sich schon wieder blind in diese Droge flüchtete, und noch ehe er sich selber recht verstehen konnte, griff er stattdessen nach der Tasche, zog die Mappe von ihr heraus und las ein weiteres Mal die darauf notierten Worte. Das hier, das war tatsächlich seine letzte Chance. Und dennoch war dieser Druck all das in seinen Händen einfach anzuzünden, so wie Haily es ihm geraten hatte, riesig. Alles wäre so viel leichter für ihn, wenn er es einfach tun würde. Aber stattdessen schoben sich seine Finger ganz behutsam unter das Gummi und dann zwischen Vorder- und Rückklappe der Mappe.
Noch einmal hielt Aiden inne, noch einmal starrte er lange auf das Objekt in seiner Hand, so als ginge davon eine riesige Gefahr aus, aber letztendlich konnte er nichts anderes tun, als es zu öffnen und mit schwer schlagendem Herzen und flachem Atem den Inhalt zu betrachten. Briefe, ganz viele Briefe. Stoff-Fetzen. Hailys Geruch stieg ihm in die Nase. Fotos. Zeichnungen. Ein Sammelsurium, das auf den ersten Blick absolut keine Sinn ergab, doch Aiden konnte auch nicht verhindern, dass seine Hände den ersten Brief in die Hand nahmen und seine Augen sich zwischen den Buchstaben verloren. Er konnte nicht verhindern, dass er dort auf der Matratze immer mehr in sich zusammen sank und jedes von Haily geschriebene Wort mindestens fünf Mal las. Er konnte nicht verhindern, dass der Duft der Stofffetzen seine Sinne vernebelte und dass er manchmal minutenlang auf eines der Bilder starrte, ohne sich zu rühren. Er konnte nicht verhindern, dass dabei zeitweise sein Kopf rauschte, dass sich seine Kehle zuschnürte, dass er sogar völlig unbewusst ein paar Tränen verlor. Er konnte die Wut nicht verhindern - diesmal nur auf sich selber, auf die Droge, auf seine Schwäche - und er konnte die Reue nicht verhindern. Er konnte die Liebe nicht verhindern, die Sehnsucht nach ihr, die Angst, die Verzweiflung. Seine Emotionen nahmen in vollkommen ein, gänzlich ausgeliefert saß er nur dort und ließ sich von den Briefen, den Fotografien, den Erinnerungen hin und her reißen. Er sah auf einmal, wofür er vorher zu blind geworden war. Und er spürte, was seine eigene Mauer zuvor von ihm fern gehalten hatte. Da war so viel, was auf einmal in ihm passierte, und so wenig, was er auf Anhieb verstand.
Wie lange Aiden dort in sich selber versunken saß, das würde er im Nachhinein nicht beantworten können - es mussten Stunden gewesen sein - aber kein einziges Mal, seitdem er die Mappe in seinem Schoß geöffnet und sich in Hailys Worten verloren hatte, ließ er sich erneut von dem Kokain ablenken. Es war gut, dass es da war, dicht neben ihm - das gab ihm Ruhe und Sicherheit - aber er hob weder den Blick dorthin, noch sehnte er sich danach etwas in seine Nase zu ziehen. Er war auf einmal nur hier, in diesen Briefen, bei Haily und bei allem, was er verloren hatte. Er spürte ihre Liebe so schrecklich, dass es ihm beinah das Herz zerriss, er spürte ihren Schmerz, ihre Hilflosigkeit. Aiden spürte, was er für sie gewesen war. Und wie sehr er sie verletzt hatte. Damit hatte sich zwar bewahrheitet, was er schon seit Monaten, seit Jahren, befürchtete, aber gleichzeitig bewahrheitete sich zwischen den Zeilen auch das, was er nie gewagt hatte zu hoffen: Sie liebte ihn wirklich. Sie war nicht einfach nur verblendet, Aiden war für Haily nicht nur ein weiteres Abenteuer, sondern sie steckte genauso tief drin wie er. Warum? Das wusste er auch jetzt noch nicht. Sein Selbstwertgefühl war zu gering, um etwas in sich zu finden, das es wert war über alle Maße zu schätzen, aber sie tat es. Sie tat es wirklich. Und nicht bei ihm sein zu können, das schmerzte ihr genauso wie es auch Aiden schmerzte.
Hätte er das schon eher erkennen müssen? In ihren Berührungen und ihren Blicken? In dem, was sie sagte? Hatte sie jemals versucht ihre Gefühl vor ihm zu verbergen? So war Haily doch nicht, oder? Aber warum saß Aiden dann erst jetzt hier, völlig überwältigt davon, welchen Einfluss sein Verschwinden tatsächlich auf sie hatte? Hatten die Drogen ihm die Sinne vernebelt? Die Empathie genommen? War er blind geworden für ihre Blicke? Taub für ihre Worte? So wie damals auch bei Lucy? Hatte diese Sucht ihm schon wieder alles genommen? Wenn er damals nicht dem Kokain verfallen wäre, dann wäre Lucy jetzt vielleicht noch am Leben, sagte Aiden sich oft. Dann wäre alles anders. Wenn er sie einfach nie hätte gehen lassen. Wenn sich seine Prioritäten nicht so verschoben hätten. Und jetzt? Was war jetzt? Würde er erneut zulassen, dass die Droge nicht nur ihn nach unten riss, sondern auch die Person, die er liebte? Die ihn ebenso liebte? Meinte Haily das ernst, was dort stand? Würde sie in den Krieg ziehen? In einen echten Krieg? Wohin? Wann?
Aidens Kopf schmerzte auf einmal so sehr, dass er die Briefe losließ, die Mappe an die Seite legte, und sein Gesicht stattdessen in den eigenen Händen vergrub. Angespannt rieb er sich über die Stirn, die Schläfen, er zog die Finger bis in seinen Nacken, atmete hörbar schwer und öffnete erst dann die Augen wieder, als er im selben Moment entschlossen aufstand und in eiligen Bewegungen all seine Klamotten zusammen räumte. Die Kleidung schmiss er achtlos in seine Tasche, er zog den Koffer mit dem Geld hervor und schaufelte die Scheine in seine Plastiktüte und damit auch in eine unauffälligere Verpackung. Das Letzte, dem er sich widmete, war das Kokain auf dem Nachttisch und obwohl Aiden zwar nicht verhindern konnte, dass er mehrere Minuten regungslos davor stand und auf das weiße Pulver starrte, nahm er schlussendlich in einem starken Moment alles davon und versenkte es in der Toiletten. Selbst wenn er es als Rückhalt hätte mitnehmen wollen, er wäre damit sowieso nicht über die Grenze gekommen. Die Entscheidung musste jetzt und hier fallen: Für oder gegen die Droge. Für oder gegen Haily. Und er tat endlich das Richtige.

Noch am selben Abend erreichte Aiden wieder Los Angeles und noch am selben Abend parkte er das Auto von Chas vor seinem Club, um dort entschlossen hinein zu laufen und nach dem Bruder von Haily Ausschau zu halten. Statt ihm rannte er jedoch direkt Summer in die Arme, die ihn zwar mit einem wütenden, fassungslosen Blick quittierte, aber sich dann doch von seinem langen, verzweifelten Monolog erweichen ließ. Spätestens, als er erwähnte, dass in Hailys Briefen etwas von einem Krieg gestanden hatte, teilte sie mit ihm, was sie wusste. Haily war gerade bei Matt und Noah, in San Francisco. Sie wollte sich dort verabschieden, bevor sie das Land verließ. Summer konnte Aiden zwar nicht versichern, dass die kleine Schwester von Chas jetzt auch immer noch dort war, aber sie gab ihm zumindest die Adresse von diesem großen, alten Haus, in dem Noah lebte, in dem auch Haily mal gelebt hatte und in dem Matt aktuell Unterschlupf gewährt wurde, während seine Frau im Krankenhaus lag. Selbst wenn Aiden Haily dort nicht finden würde, dann hatte er zumindest genug Menschen vor Ort, die ihm eventuell bei der Suche helfen könnten. Das hoffte er zumindest.
Die ganze Nacht fuhr er durch, immer nach Norden. Nur einmal musste er vor Müdigkeit und Erschöpfung eine Pause einlegen und obwohl Aiden sich in diesem Momenten mehr nach Kokain verzehrte denn je und obwohl er auch jetzt wieder drohte schwach zu werden, gab es hier mitten im Nirgendwo zwischen diesen beiden großen Städten sowieso keine Anlaufstelle für ihn. Stattdessen musste er sich den Nöten seines Körpers geschlagen geben und gönnte sich ein paar Stunden Ruhe, ehe er dann am Vormittag des Folgetages vor der Adresse hielt, die Summer ihm gegeben hatte. Die erste Person, die er traf und die er nach Haily und nach Matt fragte, konnte ihn auch direkt zu einer verschlossenen Zimmertür führen, und obwohl Aidens Herz ihm davor stehend bis zum Halse schlug, hob er seine Faust und klopfte atemlos gegen das Holz. Da waren Stimmen hinter der Tür, das hörte er, da waren Geräusche, und als sich die Tür öffnete, starrte er tatsächlich einem verdutzte Matt in die Augen. "Haily", nuschelte Aiden jedoch nur leise. "Ich würde gerne mit Haily sprechen. Bitte. Ist sie da?" Von oben bis unten betrachtete Matt ihn, skeptisch sah er über seine Schulter nach hinten, in das Zimmer hinein, aber er wusste sowieso, dass er diese Entscheidung nicht für sie treffen konnte. Das war etwas, in das er sich nicht einmischen konnte und deshalb öffnete Matt die Tür zu dem Raum auch etwas weiter, drehte sich um und raffte mit ein paar Handbewegungen einige Sachen zusammen. Er zog sich eine Hose über, ebenso wie eine Sweatjacke, griff nach seinen Schuhen und redete mit einem Waschbären, der zuvor noch durch das Zimmer gewuselt war, aber jetzt von ihm an eine Leine gelegt wurde. Völlig absurd war diese Situation, aber all das bekam Aiden nur gedämpft aus dem Augenwinkel mit, weil er sofort mit dem Blick an Haily hängen blieb, als er sie dort auf der Matratze erkannte. Er konnte sich nicht von ihr lösen, selbst dann nicht, als Matt an ihm vorbei aus der Tür hinaus ging, aber es sich nicht nehmen ließ Aiden dennoch mit den Worten "Wenn du ihr wehtust, dann muss ich dir wehtun" ermahnte. Doch auch darauf reagierte Aiden nicht. Erst als Matt verschwunden war, erhob er mit schmerzhaftem Druck auf der Kehle die Stimme. So vieles wollte er Haily eigentlich sagen, so vieles hatte er sich im Kopf auf dem Weg hierher ausgemalt, aber nichts davon saß jetzt mehr in seinem Gedächtnis. Sein Kopf war wie ausgelöscht und seine Lippen verließ nur das, was ihm als Erstes in den Sinn kam. "Geh nicht. Bitte. Ich weiß nicht- ich weiß nicht, ob du das ernst gemeint hast. Mit dem Krieg. Aber- bitte geh nicht, Haily." Abwechselnd zogen sich Hitzewellen und kalte Schauer durch Aidens Körper und ja, auch jetzt wünschte er sich kaum etwas mehr, als eine beruhigende Nase Kokain, aber er stand hier. Bei ihr. Und er tat, was er tun konnte.


RE: SQUAT HOUSE - Rebekka Smirnow - 21.03.2017 00:23

Wieder stand erst hinten an, wie sie vorhatte ihre Konflikte mit ihren Eltern aus der Welt zu schaffen. Bex war erstaunt, wie sehr sie die Gefühle für Noah auf einmal einnahmen, sie sogar das vergessen zu lassen, wenn nur sein Blick ihre Augen traf. Wenn nur seine liebevollen Worte sie umgaben und sie endlich seinem Körper auf eine neue, aufregende Art und Weise nahe kam. „ Ich mag das auch – es ist... verrückt und ich hab auch immer geschätzt, wie du als Freund für mich da warst aber das hier? Da vergesse ich einfach alles.“ Eingeschüchtert davon, was gerade wirklich ihre Lippen verlassen hatte aber gleichermaßen erfüllt von der Wahrheit, sah sie ihn von unten her an, wobei ihre Augen immer wieder kurz gegen seine Brust und dann wieder in sein Gesicht wechselten. Typisch für Bex, wenn sie mal wieder davon überrascht wurde, was in ihr schlummerte. Ob verliebt oder in einer Diskussion, eigentlich wusste sie immer, was in ihr vorging aber sie versuchte meist einen weniger deutlichen Weg zu finden als direkte Worte. Meist war sie eher zurückhaltend, es sei denn, sie vergaß für einen Moment – wie gerade – sich ein zu kontrollieren aber weil es sich auch absolut falsch anfühlte, sich wieder einzufangen und ihr das hier gerade den Halt gab, den sie brauchte, kicherte sie lieber leise, als sein leichter Bart sie auf der Haut kitzelte. Prustete lieber behutsam in seine Halsbeuge, als sie ihr Kinn hatte sinken lassen und als sie ihm danach in die Augen schaute, um mit einem Mal inne und stille in sich kehren zu lassen, zog sie ihn an seinem Hals erneut zu sich hinab. Soweit, dass die beiden sich erneut Küssen konnten. Blind begann sie ihn durch das Zimmer zu schieben, wobei ihre Finger an seinem Hals verweilten und sie sich ab und an nicht besser zu helfen wusste, als die Fingerkuppen in seiner Haut zu versenken, einfach weil das hier alles so übermannend war. Nachdem die beiden zwei Mal gestolpert waren und in den Kuss hinein Lächelten, hatten beide wohl den selben Gedanken. Vielleicht hatten sie es in zu viel Kitsch Filmen gesehen, immerhin war Noah kein Muskelprotzt und würde Bex nicht ewig tragen können aber irgendwie wollte er gerade die Arme um ihre Oberschenkel schließen und sie kam ihm auch entgegen, als ihnen nicht aufgefallen war, dass die beiden schon längst an der Matratze angekommen waren und sie beide übereinander darauf landeten. Vielleicht sollte es den beiden verliebten auch einfach den peinlichen Moment stehlen, wie sie sich das erste Mal als ein Paar nebeneinander legen wollten, denn gerade fragte Bex nur mit besorgtem Blick. „ Ist alles okay?“ Eher sie beruhigt Lächeln konnte, war das ihre erste Priorität und bemerkte so auch gar nicht, wie sie halb auf Noahs Körper gelandet war und auch noch immer lag. Sich danach darüber zu wundern erschien ihr auch als komisch, die beiden hatten nicht nur einmal diese Matratze geteilt und so rollte sie sich nur etwas zur Seite aber durchaus so, dass sie ihren Kopf noch auf seinem Arm betten konnte. „ Weißt du – ich bin noch nie von daheim weg gelaufen und ich weiß auch nicht, wie es nun weiter gehen soll. Ich weiß nicht ob es hilft, wenn du mit ihnen sprichst. Ich will sie erst einmal etwas zur Ruhe kommen lassen aber auch nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machen. Vielleicht – würdest du denn mit mir kommen, wenn erst ich noch einmal versuche mit ihnen zu Reden? Das würde mir zumindest den Druck nehmen, die Sorge, danach nicht gehen zu können? Wäre das in Ordnung für dich?“ Noah hatte nun schon oft betont nicht so auf Ärger aus zu sein und sie konnte auch verstehen, wenn ihm das zu viel wurde. Dann würde sie May fragen. „ Und ist das in Ordnung wenn ich erst mal hier bleibe? Kein Besuch in Aussicht?“ Vielleicht warf das zu viel Probleme auf, überschattete den schönen Moment aber Bex war auch nicht dumm und auch nicht mehr ein Teenie, der nur an Romantik glaubte. Sie Glaubte auch, es wäre hart, wenn man als Paar, was gerade erst zusammen kam, ein Zimmer teilte und sie wollte nicht gleich zu beginn wie eine riesige Einschränkung für Noah wirken.


RE: SQUAT HOUSE - Haily Stone - 21.03.2017 02:27

Eigentlich Band Haily sich nicht an Menschen aber in diesem Land war ihr einfach so viel passiert. Sie hatte so viele Abenteuer erlebt und sie hatte so wundervolle Menschen gefunden, sie hatte ihre Familie wieder gefunden – obwohl sie nach all den zahlreichen Jahren nicht mehr darauf gehofft hatte – und noch mehr. Sie hatte eine neue Familie gefunden, ein Haus was so viel mehr geworden war. Es war ihr Zuhause geworden. Das hatte sie jedoch bereits verabschiedet, als sie aufgebrochen war, Aiden hinterher und trotzdem. Ein Teil ihres Herzens blieb in diesem Land und es fühlte sich falsch an, sie alle im Ungewissen zu lassen, wo sie hingezogen war. Es fühlte sich an wie erneut ein Abschied ohne Abschied, wie damals, als sie noch ein Kind war und es nicht in ihrer Macht lag. Das war eine wichtige Lehre die sie mit ihres Weges des Lebens nahm. Außerdem ging es ihr wie erwartet fürchterlich, nachdem sie das Motel verlassen hatte. Die Wunden waren verdammt tief und der Schmerz zog sich auch augenblicklich durch ihren ganzen Körper. So würde sie nicht weit kommen und mit dem Lebensstil der letzten Tage hatte sie auch finanziell noch nicht die Mittel, sich einen Aufbruch leisten zu können. Ihren Bruder Chas würde sie nicht wieder fragen, auch wenn Summer ihr zugesichert hatte, ihr zu Helfen, wenn etwas schief lief und das auch in seinem Namen aber nein. Irgendwann würde sie ihm vielleicht verzeihen können, was er getan hatte und vielleicht war das hier auch nur Überfällig aber ganz vielleicht hätte Aiden an ihrer Seite irgendwann keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als sich ihr zu öffnen, wenn Chas ihm nicht diesen Ausweg geboten hätte und gerade war diese Hoffnung noch nicht ganz begraben und solange konnte sie ihrem großen Bruder nicht vergeben, was für ein Leid er in kauf genommen hatte. Er hatte so gehandelt weil er sie liebte, sie wusste das aber ihre größte Sorge war es gewesen, seinen Methoden irgendwann selbst zum Opfer zu fallen und wie oft sie ihn das hatte Wissen lassen und trotzdem. Das saß tief. Deswegen sagte sie aber auch Summer nichts von ihren konkreten Zukunftsplänen. Sie sagte ihr, sie wollte sich bei von den engsten Freunden verabschieden und hatte dabei ganz vergessen, wie Nahe Matt und sie sich standen. Es war also nicht zu verhindern, dass Summer und Chas damit wussten wo sie war aber beide schienen sich – noch – an ihren Wunsch zu halten, beide nicht zu sehen. Summer alleine hätte Haily noch gerne verabschiedet aber sie war wohl auch die Kraft, die ihren Bruder Zuhause hielt und sie hoffte einfach, sie würde irgendwann beide noch einmal in ihre Arme schließen können. Genauso wie Gus, der momentan nicht zu erreichen schien, denn auch er zog noch immer durch das Land und nur ab und zu kamen die beiden Weltenbummler in die glückliche Lage sich auszutauschen. Es war aber auch gleich, denn als sie Noah und Matt erblickte weil die beiden sich in der selben Stadt befanden, fühlte sich auch das an, wie Familie. Die beiden würden ihr bestes geben, Haily ein großes Pflaster für ihr Herz mit auf die Reise zu geben. Noah hatte sie so oft gewarnt vor Aiden aber sie konnte das nicht hören und weil sie das unterschwellig spüren konnte, weil ihr guter Freund endlich jemanden gefunden hatte, der ihn so schätzte, wie er war, teilte sie sich mit Matt ein Zimmer. Haily hörte Noah von Bex schwärmen und es war wie Balsam für ihre Seele, wie seine Augen dabei funkelten und sie nahm sich vor, sie zumindest noch kennen zu lernen, bevor sie wieder aufbrach. Trotzdem fühlte sie sich bei einem so aufgewühlten Herz wie das bei Matt noch ein wenig wohler. Ein wenig verstandener. Das war nicht Noahs Schuld und er war zu beneiden aber Haily musste erst verarbeiten, was in ihr alles in Trümmern lag. Nach den letzten Briefen hatte sie sich kurz frei gefühlt, einen Augenblick leer als sie sie dem Sanitäter in die Hand gelegt hatte aber das war nur von kurzer Dauer. Sie schleppte sich unter fürchterlichen Bauchkrämpfen zu dem Rasthof, an dem es sich am besten Trampen ließ. Sie aß nicht, damit es keinen neuen Schmerz verursachen konnte. Sie lehnte eigentlich bei der ganzen Fahrt immer nur mit ihrer Stirn gegen dem Fenster und war eine unangenehme Gesellschaft. Es tat ihr auch unglaublich Leid, sie kannte sich so selbst nicht aber sie gab zumindest den Hinweis, es handle sich um Liebeskummer. Konnte man das so sagen? Das war so viel mehr. Das hier hatte kein kurzes Ende gefunden, es hatte sie so lange Begleitet und sie hatte so viele Hoffnungen gehegt. Bis zum Schluss. Außerdem musste sie mit dieser letzten Nacht fertig werden. Die blauen Flecken von den Händen von Aiden, die Spuren seiner Zähne an ihrem Hals und auch das unangenehme ziehen bei einzelnen Bewegungen, dass alles begleitete die junge Frau auch noch. Es erinnerte sie an Chris. Es erinnerte sie an den Morgen, an dem sie Freudestrahlend eigentlich Aiden entgegen gelaufen war – seine Reaktion verstand sie erst jetzt so Recht. All das machte nun erst Sinn in ihrem Kopf.
Haily war deshalb so erleichtert, als sie ihr Ziel endlich erreicht hatte aber auch das hier war schwerer als erwartet. Beide kannten ihre eigen Arten wenn etwas schlimmes passiert war und der kleine Hippie baute sich erst eine kleine, eigene Höhle in dem Zimmer von Matt. Wenn ihr danach war, dann schob sie ihren Kopf heraus und ließ sich liebevoll den Nacken, das Kinn und die Wange kraulen und streicheln aber manchmal hörte man sie auch nur weinen. Über den Schmerz jammernd verzweifeln. Sich windend. Der einzige, der immer hinein durfte war der Waschbär und Matts kleiner Fluch wurde ihr kleiner Segen. Ob der unförmige kleine Bär nun unvorsichtig über sie kletterte oder aber Matt bettelnd versuchte, ihn dazu zu bewegen, ihr etwas in ihr Zelt zu bringen, weil er ihr damit eine Freude bereiten wollte, war egal. Tiere hatte Haily gerne. Sie war nicht dumm und sie würde eine solche Verantwortung nie tragen können aber das war okay. Irgendwann kam sie dann auch heraus, als Matt dem kleinen Waldbewohner klar machen wollte, er sollte das Essen – auch noch die Süßigkeit – die er ihm in die Hand legte, zu Haily bringen und sie kopfschüttelnd aber mit einem schwachen Lächeln von sich gab, dass das gemein war und sie als Fellkugel würde sich das auch selbst genehmigen. Das bekam man ja sonst nie. Während sie dem Waschbär beim auspacken half, damit er an die ersehnte Zuckerbombe kam – was Maddi nicht sehen dürfte – und ihm danach durch das Fell stoberte, begann sie endlich zu Erzählen, was alles in den vergangenen Wochen passiert war. Weinte sie diesmal, ließ sie Matt Näher kommen, sie bat ihn irgendwann sogar Noah zu holen, um erneut zu beginnen und die beiden danach Hilflos anzuschauen, was sie nun mit ihrem gebrochenen Herzen anfangen sollte. Mit der Erkenntnis, den Kampf gegen das Kokain nicht gewonnen zu haben. Mit all den Gefühlen und der Enttäuschung, wie Aiden mit ihr hatte umgehen können und wie sie nun begriff, wie es sich angefühlt hatte, von Chris Missbraucht worden zu sein. Bis tief in diese Nacht weinte Haily und ließ sich endlich von ihren Freunden umsorgen, außerhalb ihres Zeltes. In den vergangenen Tagen hatte sie sich immer wieder daraus erkundigt, was in dem Leben der beiden los war, dass konnte sie ertragen aber nun erst konnte sie raus lassen, was bei ihr so schief gelaufen war, was erreicht hatte, sie so wenig nach Haily fühlen zu lassen wie noch nie. Von ihrem Plan für die Zukunft sagte sie noch nicht viel. Sie war sich Sicher, beide würden das nicht gutheißen – keiner würde das. Haily begann aber sich zu Informieren. So ein Land verlassen ging leider weniger Hoppla Hopp aber das war okay. Noch brauchte sie ihre Liebsten mehr denn je. Tagsüber organisierte sie sich Geld, klaute ein paar Karten und tatsächlich informierte sie sich über Impfungen. Sie wollte helfen, wirklich etwas in ihrem Leben bewegen und nicht selbst unfähig in der Ecke liegen. An einem Abend lernte sie dann auch Bex kennen, die auch hier lebte zur Zeit und sie war so froh, dass Noah sie gefunden hatte. Die beiden waren so wundervoll gemeinsam aber es riss auch wieder Wunden auf. Beziehungsweise, musste es nicht, sie klafften noch offen. In dieser Nacht schlief sie eng gekuschelt an Matt, weckte ihn bei ihren Alpträumen und erzählte ihm alles, was ihr in den Sinn kam. Von ihrem ersten Horrorfilm, von ihrem ersten Schultag, einfach irgendwas. Er beruhigte sie. Sie wusste, er war mit und vor allem wegen Madison hier aber Haily glaubte nicht an eine Verwerflichkeit des Augenblickes, als die beiden sich Küssten. Er wäre danach nicht anders für seine Liebe da als zuvor. Haily würde deswegen nicht bleiben. Es war wichtig für sie, die liebevollen Berührungen in dieser Nacht und wie viel Wertschätzung ihr Körper erfuhr. Matt gab ihr auf diesem Weg, was sie nicht mehr in sich finden konnte. Umso härter am nächsten Morgen, dass er die Prospekte ihres Zieles fand und niemand der Haily kannte, würde ihren Plan gutheißen. Menschen mit schweren Waffen? Bomben? So ein Freigeist, der doch gar nicht wusste, wo es ihn hintrieb in einem Land, mit so vielen Fallen? Als Mädchen, Frau, alleine? Über eine Organisation vielleicht aber so wie Haily das vor hatte? Einfach mal auf eigene Faust? Andererseits, ihr Einwand, die letzte gemeinsame Zeit mit streiten nicht zu verschwenden, der saß ebenfalls. Als die beiden aber gerade wieder begannen zu kuscheln, da sollte sie der Schlag treffen. Aiden? Das war nicht sein Ernst? Haily suchte mit ihren Decken gleich wieder Zuflucht in ihrer Höhle, die sie geschaffen hatte, indem sie Schnüre im Zimmer gespannt hatte – kreuz und quer – und Decken oder Kleidungsstücke daran hinab hingen. Direkt nahe am Fenster. Sie kuschelte kurz den Waschbär feste, der darin die Nacht verbracht hatte aber so wie er von A nach B flitzte, war es wohl höchste Zeit, dass Matt mit ihm die frische Luft aufsuchte.
Was Aiden sah, dass war Hailys Wirbelsäule, die ein wenig knochiger wirkte als zuletzt – selbst in einem zu großen Schlaf-Shirt, weil die harte Feier-Phase und die Magenkrämpfe im Anschluss bei ihr schnell ihren Tribut forderten. Als sie seine Stimme hörte, konnte sie nur den Kopf senken und sich mit gespreizten Fingern durch ihre Haare fahren. Haily war Nervös, sie merkte das. Ihr Herz schlug in der Kehle, es fühlte sich an, als platzte es gleich. Bis ihr der einzige Ausweg einfiel, der ihr Plausibel erschien. Sie schob sich eine Hose über ihre Beine, bevor sie sich aus den Decken befreite und stand auf, die Arme vor ihrem Bauch verschränkt und die Schultern etwas nach oben gezogen. Die blauen Augen waren so groß wie eh und je aber sie sahen noch immer fürchterlich traurig aus und passten gar nicht zu ihrer Person. Zu Haily. „ Wieso soll ich denn nicht? Was – was willst du hier? Was kann Chas dir diesmal anbieten, her zu kommen?“ Oh nein, sie Glaubte noch nicht Aiden war aus keinem nutzen hier, außer sie davor zu bewahren. Dazu hatte er ihr zu sehr das Gefühl gegeben, ihr so viel nicht zu bedeuten. Viel mehr dachte sie an ihren Bruder, der mal wieder Machtlos schien. „ Ich hoffe, es sind keine Drogen weil sonst hättest du den Brief nicht lesen dürfen.“ Das er sie gelesen hatte, dass zeigten seine Worte, dass mit dem Krieg aber noch immer, einzig und allein sprach sie ihm zu, aus einem eigenen Nutzen hier zu sein. Kurz wagte sie endlich nicht nur an ihm vorbei zu schauen sondern auch in sein Gesicht aber da kehrten so viele Bilder zurück. Wie sie neben ihm gesessen hatte, nachdem sie ihn in die stabile Seitenlage gelegt hatte und sie biss ihre Zähne zusammen. „ Ich bin froh dich lebendiger zu sehen, wirklich aber – ich kann nicht, das hier das überfordert mich...“ Man konnte das sehen, man konnte sehen wie sie schon wieder begann zu weinen aber tatsächlich tat sie diesmal alles dagegen, dass zuzulassen. Es reichte Haily. Gerade Aiden hatte sie in so vielen Lebenslagen gesehen und es drohte ihr schon wieder die Luft zum Atmen zu fehlen und sie suchte schon nach der Lücke in der Tür um zu verschwinden. Aiden wusste aber auch, dass sie nie wieder wagen würde her zu kommen. „...ich bin selbst Schuld, ich hätte eher auf dich hören sollen, okay. Hab ich verstanden aber so grausam hätte das nicht enden müssen, ich muss erst mal wieder lernen wie man jemanden lieb hat und wie ich mich lieb haben kann und weil ich Bitterkeit doof finde, will ich was gutes tun. Das kannst du ja ausrichten, vielleicht sollte er sich davon eine Scheibe abschneiden.“ Es war auch Selbstschutz nichts anderen für Aidens auftauchen verantwortlich sein lassen zu können, als ein Nutzen. Immer wieder versuchte sie aber tatsächlich einen Schritt auf ihn zu zu gehen, wich dann aber wieder. Sie wollte aus der Tür aber sie kam nicht an ihm vorbei, nicht an seine Aura. Je Nervöser sie wurde, desto schwerer wurde das einatmen.


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 25.03.2017 19:36

So wie in dem Gesicht von Bex spiegelte sich auch in dem von Noah zuerst der Schock über den ungalanten Absturz auf die Matratze und dann ein kurzes, peinlich berührtes Lachen, was danach in ein sanftes Lächeln überging. Einerseits war es zwar hilfreich, wenn man sich in eine gute Freundin verliebte, weil man dadurch schon viel Vertrauen ineinander hatte und den anderen Menschen besser kannte, aber gleichzeitig brachte diese Veränderung im Umgang miteinander auch ein paar Tücken mit sich, von denen Noah und Bex wahrscheinlich noch einige durchstehen mussten. Situationen, bei denen vorher Alltägliches auf einmal anders wurde. Man lag auf einmal anders im Bett nebeneinander, man berührte sich anders, sah einander anders an. An den Sex wollte Noah gar nicht erst denken. Obwohl, doch. Wollte er schon. Dauernd. Aber die Realität war nunmal oft so ganz anders, als die zuvor perfekt durchlebte Vorstellung und er konnte nur hoffen, dass sie beide ihre Schüchternheit überwanden und dass es ihnen gelang auch dabei mit ein bisschen Spaß und Fürsorge auf die Situation zu blicken. So wie jetzt. So wie sie einander auch jetzt anlächelten über das Ungeschick von ihnen beiden, aber wie es für sie nach dem anfänglichen ersten Schreck auch in Ordnung schien sich so zu berühren. Eng aneinander zu liegen. Mehr als in Ordnung sogar. Es fühlte sich verdammt gut an wie Bex ihren Kopf an Noahs Schulter legte und wie er daraufhin seine Hand hob und sachte mit den Fingerspitzen über ihren Oberarm, ihre Schulter und sogar über ihre Taille streichelte. Ganz behutsam und unschuldig, aber doch eindeutig nicht mehr bloß freundschaftlich.
"Ja, na klar. Natürlich ist das in Ordnung für mich. Wenn dir das helfen würde und wenn du auch glaubst, dass das nicht eine total doofe Idee ist, die sie nur noch wütender macht, dann komme ich gerne mit dir, Bex. Was immer du möchtest." Zart zog Noah seine Hand auch diesmal erst über ihre Schulter und dann über ihren Rücken, während er sie warm, verständnisvoll anlächelte. "Ich hoffe einfach sie haben sich morgen schon wieder etwas beruhigt und sehen an deiner Reaktion auch wie wichtig es dir ist hier zu bleiben und vor allem hier zu leben. Vielleicht lassen sie dann ja doch noch mit sich reden." Das konnte Noah zumindest nur hoffen, denn er zweifelte keine Sekunde daran, dass es auch für sie als Paar deutlich einfacher würde, wenn Bex zusätzlich die Unterstützung ihrer Eltern hatte. Es war schließlich ein bisschen so als müsste sie sich gerade zwischen ihm und ihrer Familie entscheiden und ja, vielleicht waren die Gefühle für Noah im Moment einnehmender, vielleicht war ihr ihre Freiheit und Unabhängigkeit gerade wichtiger, aber auf lange Sicht? Würde sie sich auch auf lange Sicht gegen ihre Mutter und ihren Vater stellen, wenn diese nicht von ihren Überzeugungen abwichen?
Unsicher sah er einen Moment an die Decke, ehe er diese Zweifel aber dann doch aus seinem Kopf vertrieb und seinen Blick lieber wieder an das schöne, vertraute Gesicht von Bex heftete, um ihr beruhigend zuzunicken. "Ich fände es schön, wenn du erstmal hier bleibst. Und es ist auch kein Besuch in Aussicht, nein. Ist das denn- Wäre das etwas, über das wir jetzt vielleicht reden sollten? Wie wir uns das vorstellen? Ein wenig detaillierter? Oder lieber- grad nicht?" Während Noah ihre Augen betrachtete, hielt er auch mit seiner Hand inne und legte sie ganz ruhig an Bex Schulter ab. "Ich weiß halt nicht- Ich hab ein bisschen Sorge, dass ich irgendetwas falsch mache, das du mir übel nimmst. Im Umgang mit meinen Freunden. Oder eher: Im Umgang mit meinen Freundinnen. Ich meine, du weißt ja wie ich mich so verhalte. Und ich bin mir auch immer noch nicht ganz sicher, ob es dich stört, wenn ich Lahja besuche oder wenn sie mich noch einmal besucht. Oder ob du dir Sorgen machst, wenn ich mit jemandem in einem Bett schlafe. Oder so. Du hast gesagt du willst das alles erstmal auf dich zukommen lassen und ich verstehe auch, wenn du das immer noch möchtest, nur- dann musst du auch nachsichtig mit mir sein, okay? Und es dann im Nachhinein ehrlich ansprechen, wenn du dich bei irgendetwas mulmig gefühlt hast? Damit wir einen Kompromiss finden können?"


RE: SQUAT HOUSE - Aiden Rutherford - 25.03.2017 23:49

Aidens Herz fühlte sich so an als würde es in seiner Brust in tausend Teile zerspringen, als er mit unruhigem Blick beobachtete wie Haily aus ihrer provisorischen Höhle gekrochen kam, um sich angespannt vor ihm aufzurichten. Ihr Körper wirkte plötzlich knochig und gebrechlich, ihr Gesicht fahl und müde. Als sei sie nur noch ein Schatten ihrer selbst. Das Schlimmste war für Aiden aber wie sie die Schultern nach oben zog, wie sie ablehnend und schützend zugleich ihre Arme vor der Brust verschränkte und es nicht einmal wagte ihm in die Augen zu sehen. So als kannten sie einander gar nicht, so als sähe sie in ihm nichts mehr von dem, was sie vorher gesehen hatte. Ihr Umgang mit ihm wirkte so als gäbe es all die schönen, gemeinsamen Erinnerungen nicht mehr und als hätte Haily vergessen, dass sie doch eigentlich diejenige war, die es nie müde wurde um ihn zu kämpfen. Nicht andersrum. Und für einen Moment, als Aiden dort vor ihr stand und kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, verlor er tatsächlich jeglichen Mut. Es war eine dumme Idee gewesen überhaupt noch einmal hierher zu kommen, nach dem, was er getan hatte. Sie wollte ihn nicht sehen. Sie wollte ihn nicht haben. Er hatte es zerstört, endgültig, aber während Aiden verzweifelt von einem Bein auf das andere trat, erinnerte er sich auch wieder daran, dass er nicht deshalb hier war. Auf seinem Weg zu Haily war es niemals seine wichtigste Intention gewesen, dass sie sich wieder in ihn verliebte, dass sie beide wieder ein Paar wurden und für immer glücklich miteinander lebten. Seine Intention war nur sie zu schützen. Zu verhindern, dass sie tatsächlich ihren Plan verfolgte. Dass sie in den Krieg zog. Deshalb war er hier und das war viel größer und gewichtiger, als er oder diese Beziehung zwischen ihnen je sein könnte. Und nur dadurch gelang es ihm dann auch sein rasendes Herz mit einem tiefen Atemzug zumindest ein wenig zu beruhigen und ganz vorsichtig die Tür hinter sich zu schließen. Weil er durchaus erkannte wie Haily immer wieder an ihm vorbei spähte, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
"Ich- bin nicht wegen Chas hier, Haily", nuschelte Aiden dunkel, nachdem er sich wieder in ihre Richtung gedreht und in ihr Gesicht geblickt hatte, aber er war mindestens ebenso angespannt wie sie und auch ihm fiel es schwer den Blick in ihre Augen lange aufrecht zu erhalten. Immer wieder verlor er sich doch unfokussiert im Nichts hinter ihr oder auf dem Boden. "Und Chas hat mir auch nichts dafür gegeben. Summer hat mir gesagt wo du bist. Mit ihr hab ich gestern kurz gesprochen, aber-" Erneut verlor Aiden den Faden, er verpasste es die vielen, rauschenden Gedanken in seinem Kopf zusammenzusetzen und in eine logische Reihenfolge zu bringen. Da gab es so vieles, was er sagen wollte, doch auch diesmal spürte er den Kloß in seinem Hals größer werden und den Druck auf seiner Brust zunehmen. Seine Angst schnürte ihm die Kehle zu und wie so oft stand er erneut sprachlos vor ihr, unfähig herauszulassen, was eigentlich so dringend heraus wollte. Er hatte aber nur diese eine Chance, verdammt! Er hatte doch gar keine Wahl.
Es fühlte sich so an als wäre dies die größte Hürde, die Aiden jemals hatte nehmen müssen, aber nach einem weiteren tiefen Atemzug versuchte er all seinen Mut zu sammeln und endlich seine Lippen zu öffnen. Endlich zu sagen, was schon viel zu lange überfällig war und unter seiner Panik verloren ging. Panik davor sich jemandem zu öffnen, sich verletzlich und angreifbar zu machen. "Ich will nicht, dass du gehst, Haily. Ich will nicht, dass du dich in so eine Gefahr begibst und dass du- dein Leben dort riskierst. Du weißt doch gar nicht, was dich dort erwartet." Erst unsicher, dann aber immer intensiver schüttelte Aiden den Kopf. Er versuchte auch einen kleinen Schritt auf sie zuzugehen, aber die Angst, dass sie seine Distanz zur Tür nutzen würde, um doch aus diesem Raum zu fliehen, war zu groß. "Und ich will das nicht, weil- weil ich dich brauche. Hier. Weil ich- einen Entzug nicht durchstehen kann ohne dich. Oder zumindest- ohne zu wissen, dass es dir gut geht. Dass du in Sicherheit bist. Ich kann das nicht, wenn ich mir ständig Sorgen um dich machen muss, Haily, und ich- ich mache mir Sorgen um dich, weil ich-" Fuck, jede Sekunde würde dieses verdammte Herz seine Brust sprengen, da war Aiden sich sicher. Und trotzdem zwang er sich dazu auch die folgenden Worte auszusprechen. "Weil ich- dich liebe. Weil ich liebe, wer du bist und wie du bist und weil du- du bist zu kostbar, um dein Leben irgendwo aufs Spiel zu setzen, Haily. Nicht nur für mich, sondern für die ganze Welt. Für jeden Menschen, der dich je kennenlernen durfte. Man braucht dich hier, also - bitte - geh nicht."
Sein Atem vibrierte, als er erneut die Luft aus seinen Lungen entweichen ließ, und schon wieder ging er gedankenverloren einen kleinen Schritt nach vorne, um sich dann doch selber zu ermahnen in der Nähe der Tür zu bleiben. "Hör zu, ich- ich weiß, dass ich es nicht verdient habe, dass du mir vergibst, und ich hab auch kein Recht irgendetwas von dir zu erwarten, das tue ich auch nicht, aber- aber ich möchte dir trotzdem sagen, dass ich einen Fehler gemacht hab. Noch einen. Einen von vielen. Und dass es mir Leid tut. Alles." In Worten würde man niemals ausdrücken können wie Leid es Aiden wirklich tat. Und wie sehr er sich für sein Verhalten und für seine Entscheidungen schämte. "Es tut mir Leid, Haily. Ich habe ein Problem, ich weiß das, und ich hab- ich hab einfach nicht Nein sagen können. Ich- hatte keine Wahl. Mir ist auch bewusst, dass ich uns damit zerstört hab und dass ein paar Worte das diesmal nicht wieder gerade biegen können, vielleicht kann das niemals wieder gerade gebogen werden, aber ich möchte, dass du weißt, dass all deine Bemühungen nie umsonst waren, okay? Nie. Wenn es dich nicht gäbe, dann wäre ich schon lange nicht mehr am Leben, Haily. Und dann könnte ich auch jetzt nicht vor dir stehen und dir sagen, dass ich es noch einmal versuche. Dass ich noch einmal einen Entzug mache und versuche- besser zu sein. Besser zu leben. Du veränderst alles, Haily. Du bist alles. Und es tut mir- so unfassbar Leid, dass ich immer wieder daran scheitere dir das auch zu zeigen und zu beweisen. Ich wünschte ich hätte dich nie verletzt." Da war noch so viel mehr in Aidens Kopf, das er Haily sagen wollte, aber auf einmal versagte doch seine Stimme. Unsicher und hilflos stand er bloß vor ihr, presste fest sein Kiefer aufeinander und versuchte zwar ihr in die Augen zu sehen, aber scheiterte doch immer wieder daran.


RE: SQUAT HOUSE - Rebekka Smirnow - 28.03.2017 01:18

Auf dem Weg zur Kneipe, wo Noah auf dem Konzert gewesen war, hatte Bex sich einige Male gefragt ob es gut war, noch mehr Chaos in ihrem Leben zu verursachen. Sie hatte einige Male daran gedacht, Noah eventuell erst nur zu bitten, sie bei sich aufzunehmen aber als er nun ihre Schulter streichelte, sie dicht an ihm lag und seine Finger dann auch noch ihre Tallie erreichten, da wusste sie, wie richtig sie gehandelt hatte, ihm doch zu sagen, was sie für sich erkannt hatte. Genau das war es, was sie so sehr an der Liebe festhalten ließ und was für sie eine Beziehung auszeichnete. Noah konnte ihr eine Sicherheit geben, wie niemand anderes und dieses verliebt sein, dass ließ sich nicht einfach hinten anstellen. Ganz gleich ob er ihr nun anbot mit zu ihren Eltern zu kommen oder nicht, er half ihr schon indem er bei ihr lag. Das hätte er auch als Freund getan, das wusste sie aber der Gedanke ihn ganz zu verlieren, der hatte sie endlich wach gerüttelt, dass sie eben nicht nur mit Noah befreundet sein wollte. Das alles änderte nur leider nichts an den Sorgen ihrer Eltern und Bex konnte diese diesmal weniger verstehen als Noah. Es gelang ihr sehr schlecht nachsichtig zu sein. Wenn man in der Position wie sie war, war das auch um einiges schwieriger. Denn so viele Kompromisse hatte sie gemacht und so gern hatte sie doch auch die Sommer bei der Familie verbracht – wogegen sich andere Jugendliche Sicher schon gesträubt hätten weil sie ja auch Freunde hier hatten aber das ließ sie einfach noch schlechter Verstehen, wieso das alles nicht ausgereicht hatte. Sie malte zusammenhanglos aber zart mit ihren Fingerspitzen auf Noahs Arm, während sie die Luft erneut tief in ihre Lungen zog. „ Vielleicht sollte ich ihnen auch noch etwas Zeit geben und erst mit meiner Mutter sprechen. Mein Vater ist unglaublich Stur und meine Mutter hat es ganz gut drauf, ihn auf ihre Seite zu ziehen – wenn ich es denn schaffe sie zu überzeugen.“ Noah und Bex kannten sich ja nun schon eine Weile und er wusste, dass am Ende eben ihr Vater das letzte Wort hatte. Nicht, dass er die Meinung seiner Frau nicht Ernst nahm und Schätzte aber er fällte nun die Entscheidungen oder viel eher, er war derjenige, der sie nach außen trug. „Erstmal müssen sie auch Morgen mit dem Schock klar kommen. Ich weiß nicht, ich denke deine Eltern wären darüber auch Sauer wenn du verschwindest über Nacht? Für meine Eltern wird das erst mal Provokativ sein und... so etwas geht halt eigentlich auch gar nicht. Wenn ich mir anders zu helfen gewusst hätte, hätte ich es anders gelöst aber... mir ist nichts eingefallen, nachdem sie auch nichts mehr hören wollten. Meinst du es hätte einen anderen Weg gegeben?“ Nachdem sie fragend schon eine Weile ihren Kopf angehoben hatte um ihn anzusehen, bettete sie sich wieder auf seinen warmen Körper und genoss es zu spüren, nicht alleine zu sein. Auch das hatte sie in diesem Haus hier gelernt. Wie viel besser manch blöder Tag sein konnte, wenn man nur zuließ, ihn nicht einsam zu gestalten. Das hieß nicht, dass sie ihre Vorsicht verloren hatte und auch nicht all ihre Berührungsängste mit Fremden aber zumindest bei Menschen wie May oder eben auch Noah konnte sie das besser Zulassen und sich auch manchmal Suchen. Auch ohne Beziehung. Was nicht hieß, dass sie noch immer nicht wusste, wie eine Beziehung mit den beiden wirklich funktionierte, wenn sich Bex erstmals mit diesen Problemen konfrontiert sah. Kurz dachte sie auch, das einfach von sich zu Weisen aber dann legte sie ihren Arm doch etwas enger um ihn und begann nachdenklich ihre Meinung in Worte zu fassen. Wenn das auch gar nicht so leicht war, da ehrlich zu sein. Auch in Zukunft nicht. „ Es ist lieb, dass du daran denkst und ich glaube auch... wenn ich gar nichts dazu sage und du etwas tust, was mich verletzt, dann könnte ich schneller Aufgeben als ich das will und deswegen... sollten wir vielleicht doch darüber Reden. Das Problem ist... ich weiß halt nie so wirklich wie sieht denn so ein Besuch aus? Diesmal sagtest du was zwischen Lahja und dir nicht mehr. Kann das bei ihrem nächsten Besuch schon anders sein? Es gibt keine Grenzen für dich? Kuscheln, Küssen – und mehr könnte dir auch mit jeder anderen passieren? Ist es das worauf ich mich einstellen muss? Ich fände nicht schlimm, wenn du sie besuchen würdest. Vielleicht verunsichert mich das – aber ich will auch Joker nicht meine Beziehungen so beeinflussen lassen – also muss ich das wohl neu lernen. Vertrauen. Oder... muss ich das ohnehin bei dir auf andere Ebenen beziehen, weil du mich gar nicht Betrügen könntest?“ Das war alles neu für Bex und schwierig, Gedanklich dort hinein zu finden aber sie hoffte, Noah verstand, was sie damit alles sagen wollte. " Und wenn du dich in noch jemanden verlieben würdest - müsste ich dann zurück stecken? Von der zeit her? Deiner Aufmerksamkeit? Warst du schon mal zeitgleich verliebt in zwei Menschen und hat - ging das?"


RE: SQUAT HOUSE - Noah Scott - 29.03.2017 09:21

Schweigend hörte Noah Bex zu, betrachtete dabei abwechselnd ihr schönes, reines Gesicht oder die farblose Decke über ihnen, ehe er schwach mit den Schultern zuckte und gleichzeitig behutsam seine Hand wieder in Bewegung setzte, um zärtlich über ihren Arm zu streicheln. "Meine Eltern waren damals sauer, als ich abgehauen bin, ja, aber- ich hab mich auch vor einiger Zeit mal mit meiner Mutter zusammen gesetzt und wir haben lange darüber geredet, über die Zeit damals und über die Gründe, weshalb ich auf einmal weg war, und ich hab dabei gemerkt, dass unter all der damaligen Wut auch sehr viele Ängste und Sorgen gesteckt haben. Deine Eltern lieben dich, Bex. Sie verstehen dich vielleicht nicht und sie wissen nicht mit dir umzugehen, aber sie lieben dich und ich finde - auch wenn du erstmal nicht mit ihnen reden willst, was vollkommen in Ordnung ist - dass du sie zumindest wissen lassen solltest, wo du bist und dass es dir gut geht, hm?" Warm sah er ihr in die Augen und versuchte ihr sachte, ermutigend zuzunicken. "Ob es einen anderen Weg gegeben hätte, weiß ich nicht. Kann sein. Aber ich glaube das hier ist kein falscher Weg. Es ist vor allem ein Weg, der ihnen zeigen wird, dass du stark und verantwortungsbewusst und eigenständig bist. Dass du deinen eigenen Kopf hast und für den auch einstehen wirst, wenn es darauf ankommt. Und ich hoffe sie sehen irgendwann nicht mehr nur die Gefahr darin, sondern auch wie schön es sein kann dich dabei zu beobachten. Wie du dir dein Leben so errichtest." Ein Leben, zu dem jetzt auch Noah gehörte, und weil ihn diese Erkenntnis innerlich so kribbelnd erfasste, drückte er Bex mit seiner Hand behutsam gegen seinen Körper und lehnte den Kopf zur Seite, um sie kurz, lächelnd auf die Stirn zu küssen. "Nur falls es irgendeinen Unterschied macht: Ich mag dieses Leben. Ich finde du tust gerade genau das Richtige." Was er unter anderem auch schief grinsend darauf bezog, dass Bex soeben ihren Arm um seinen Körper gelegt hatte und sich erneut ein erfüllendes, warmes Gefühl durch ihn hindurch zog. Es fühlte sich einfach richtig an hier zu sein, bei ihr, und weil Noah in den letzten Wochen auch gespürt hatte, dass ihm im Moment nichts wichtiger war als das, schüttelte er über ihre Fragen langsam den Kopf. "Das, was ich letztens gesagt hab, das meinte ich schon ernst; ich glaube- ich sehne mich wieder nach mehr Bodenständigkeit. Mit dir. Nach einer monogamen Beziehung, nur du und ich. Ich dachte in den letzten Monaten oft ich müsste auf diese Freiheiten bestehen, weil das irgendwie zu meinem Lebensstil dazu gehört, aber- ich glaube das muss ich nicht. Meine Grundsätze sind zwar immer noch dieselben, aber im Moment finde ich es okay mich einzuschränken, wenn dir das lieber ist. Insbesondere nach allem, was mit Joker passiert ist. Und ich meine- was heißt schon einschränken bei mir? Es war nie so, dass ich mit unzähligen Frauen geschlafen hab, so bin ich nicht, mir ging es da immer eher ums Prinzip - darum, dass die Freiheit dazu da wäre - aber ich glaube mittlerweile sowieso, dass das meine innerliche Freiheit gar nicht so sehr definiert. Das Problem ist - und das sag ich dir auch ganz ehrlich - dass ich nicht weiß, ob das immer so sein wird. Vielleicht bin ich gerade auch einfach so Hals über Kopf in dich verliebt, dass ich deshalb kein Interesse an jemand anderem habe, das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht ändert sich das irgendwann wieder. Vielleicht lehne ich Beziehungen irgendwann vollständig ab, keine Ahnung, ich weiß nur- dass ich im Moment nichts und niemand anderen möchte. Nur dich. Das hier macht mich glücklich, mehr als das sogar. Das ist alles, was ich will und ich hoffe- das reicht dir?" Hatte Bex sich da jemals Gedanken drum gemacht? Dass eine Zukunft mit Noah so ungewiss sein könnte? Und war das auch jetzt im Anfangsstadium schon wichtig für sie? "Ich kann dir aber versprechen, dass ich sofort das Gespräch zu dir suche, wenn sich irgendetwas ändert? Falls ich doch das Gefühl bekomme ich schränke mich selber zu sehr ein? Oder falls ich mich wieder nach dieser vermeintlichen Freiheit sehne? Ich tue nichts hinter deinem Rücken und wenn wir jetzt zusammen diese Entscheidung treffen, dann halte ich mich auch an mein Wort, immer. Vielleicht sind wir ja auch in zwanzig oder dreißig oder vierzig Jahren noch immer glücklich, zu zweit, wer weiß das schon? Das könnte ja auch sein." Und weil sich diese Vorstellung in Noahs verliebtem Kopf gerade so gut anfühlte, lächelte er Bex erneut sanft an. "Für mich wäre dann nur wichtig zu verstehen, wo bei dir Untreue anfängt. Ist es okay für dich, wenn ich mit einer Freundin in einem Bett schlafe? Oder wenn ich Haily irgendwann wieder sehe und wir einfach- stundenlang miteinander kuscheln? Freundschaftlich? Beginnt Untreue für dich im Kopf - wenn ich also anfange darüber nachzudenken wie es wäre sie zu küssen oder mit ihr zu schlafen? Oder sind für dich schon engere Berührungen problematisch? Es ist bei mir einfach so, dass ich mittlerweile nicht mehr wirklich darüber nachdenke, vor allem nicht bei sehr guten Freundinnen von mir. Wenn Lahja mich besuchen würde, dann wäre es für mich selbstverständlich mit ihr in einem Bett zu schlafen und sie immer mal wieder fest in den Arm zu nehmen, vielleicht auch mal ihre Hand zu halten, und für sie da zu sein. So bin ich einfach und ich glaube auch- es wäre schwer für mich das zu ändern." Unsicher, aber doch so zärtlich wie immer betrachtete Noah auch jetzt wieder das Gesicht von Bex.


RE: SQUAT HOUSE - Haily Stone - 04.04.2017 22:56

Was da den Mund von Aiden verließ war so schwer zu ertragen - nach all diesen zähen, gemeinen Gedanken und allem leid was sie gerade einfach noch in sich trug. Das war alles was sie sich so lange ersehnt hatte und was nun jeden Atemzug schwerer werden ließ. Hätte er den Platz an der Tür freigegeben wäre sie typisch Haily geflohen. Das kannte und das konnte sie aber sich gerade einem Gefährten zu stellen, das kannte sie eben nicht. Das hier war auch neu für Haily und auch wenn sie sich sogar selbst in dem Brief geoutet hatte, in Erwägung zu ziehen, ihn einmal wieder zu sehen, kam ihr dieser Gedanke so fern vor. Weil Haily ein Mensch war der erste aufräumte, lernte und Kraft tankte bevor sie sich in so eine Situation stürzen würde. So war ihr Plan gewesen. Das hier durchbrach all ihre Muster und diese fiese liebe gegenüber Aiden, die machte nichts schöner gerade oder einfacher. Das lag nicht am verzeihen und an nichts, was ihm so gewichtig erschien sondern es lag an diesem letzten zusammen kommen. Es lag an der Art und Weise wie er im Club zu ihr gewesen war, alle anderen Gemeinheiten hatte sie ausgehalten und ertragen aber das nicht. Während er sprach nestelte sie abwesend an ihren Fingern herum, fast als würde er sie nicht erreichen aber er kannte sie besser. Haily konnte sich kindlich stellen, auch benehmen aber sie schützte ihre Seele damit, die für diese Erwachsenen Welt manchmal nicht gemacht war. Dennoch hörte sie ihn ganz genau und sie machte sich auch Gedanken, es machte ihr nur so große Angst sich wie ein erwachsener Mensch diesen Problemen zu stellen. " Ich mag nicht deine 'tut mir leids' hören oder dieses vergeben Aiden. Ich habe dir vergeben, jeder Mensch ist wie er ist." Ihr unermüdlicher Gedanke an Individualität war ungebrochen und sie hatte ihn nie verurteilen wollen, auch wenn es gegen Ende so schwer geworden war. Er war eben einfach einen anderen Weg gegangen und nicht ihren. Nicht mit ihr. " Meine Gefühle für dich sind doch auch nicht einfach weg - das... das verstehst du?" Er musste wissen, auch jetzt hasste sie ihn nicht. Noch immer nicht. " Aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und ich weiß nicht wie ich hier bleiben soll - was mache ich denn hier?" Diese Flucht war eine Aufgabe und die sollte ihr größeres zeigen als das hier. " Ich habe irgendwo ganz groß meinen faden verloren, weil ich wollte dich, diese Beziehung und diesen Kampf gegen das Kokain. Nicht du. Jetzt - das in der Disco, was damit alles hoch kam, was soll ich damit anfangen?" Diesmal war Haily die, die hilflos zu Aiden sah und dabei doch fühlte wie falsch das war. Er brauchte sie doch auch. Er war nicht der, der den weg malte - das war doch immer sie gewesen. " Und wieso auf einmal diese sorgen? Wieso auf einmal das... das alles? Ich kann das nicht verstehen gerade. Ich will das wirklich aber ich kann nicht - du musst es mir erklären. Ich habe dir genau erklärt wie ich all meine Hoffnung verloren habe, was soll sie wieder aus ihrer ecke locken? Ich weiß das ist viel verlangt für dich aber... wenn ich hier bleiben soll, dann muss ich sie finden. Ich will das aber ich kann..." sie hob die Schultern hoch und wieder sah sie ihn aus großen und hilflosen Augen an. " Wieso hat dir nichts gereicht? Wieso hat nichts mehr gereicht als das Kokain?" Und ja, eines war Haily klar und deutlich. Zumindest das. " Wenn das hier nur Gerede ist Aiden, dann gehe ich. Wenn ich noch einmal mit bekommen sollte wie du dein Grab weiter schaufeln solltest gehe ich - auch wenn du mir jetzt nicht alles erklären kannst und wenn ich immer geduldig bin aber ein mal das du neben mir die Nase nicht voll bekommst und ich Stürme die Tür in der du stehst, dass verspreche ich mir hier." Und das meinte sie so Tod ernst. Das musste sie sich hier selber schwören denn allein durch ihr zuhören gab sie ihm die eventuelle Chance sie zu halten und gerade Aiden wusste, was ein wunder das war aber das sollte nicht umsonst geschehen sein. Schon jetzt hatte er so viele Chancen mehr als jeder Mensch auf dieser Welt bekommen.


RE: SQUAT HOUSE - Aiden Rutherford - 09.04.2017 23:44

Aiden hatte in einem Leben unheimlich viel Leid erfahren und ebenso viel Schreckliches durchstehen müssen, aber selten hatte er sich in all den Jahren ähnlich ausgeliefert gefühlt wie jetzt, hier, vor Haily. Er hatte keine Drogen, in die er sich mehr flüchten konnte, nichts, das es ihm ein wenig einfacher machte in sich selber und in seinen Erinnerungen zu wühlen. Er war ganz auf sich allein gestellt und ja, ihm war zwar durchaus bewusst, dass er jederzeit auch einfach umdrehen und fliehen könnte, aber dass er damit die Frau vor sich ebenfalls verlor, daran zweifelte er keine Sekunde. Das hier war seine einzige Chance sie vor sich selber und ihren waghalsigen Plänen zu schützen und obwohl es - insbesondere für Aiden - unheimlich schwierig war die Mauer, die er seit jeher um sich errichtet hatte, ein wenig zum Einstürzen zu bringen, blieb er dennoch genau dort stehen, vor der Tür. Sein Körper war sichtlich angespannt und auch seine Kieferknochen pressten sich mehrmals nacheinander zusammen, während er noch versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen, aber nach ein paar Sekunden Stille, hob er endlich den Blick in Hailys Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Ich-- Es hat gereicht, Haily. Es hätte gereicht. Ich bin nur--" Hilflos zog Aiden die Schultern nach oben, sah nervös gegen die Decke, aber ermahnte sich selber nicht aufzugeben. Sein Ego mehr und mehr zu minimieren.
"Haily, jede Person, die mir je irgendetwas bedeutet hat, hat mich allein gelassen. Meine Mutter, meine Freunde. Meine Band. Lucy. Jeder. Und ich-- Tief in mir hab ich immer damit gerechnet, dass auch du das irgendwann tust. Ich meine, warum denn auch nicht? Keiner von deinen Freunden konnte verstehen, warum du mich überhaupt magst. Und ich- ich hab ja auch nichts mehr. Ich bin nichts mehr. Ich weiß, dass dir das nicht wichtig ist, mein Kopf weiß das, aber- trotzdem hab ich immer darauf gewartet, dass auch du mich irgendwann allein lässt. Vielleicht weil ich so sehr darauf konditioniert bin. Vielleicht auch, weil ich mich selber einfach nicht ausstehen kann, keine Ahnung, aber die Angst war ständig da. Immer. Das Kokain allerdings-- das wäre nicht einfach verschwunden. Nie. Ich konnte mich immer darauf verlassen, jederzeit. Ich konnte dem Koks mehr trauen, als ich jemals einem Menschen trauen konnte." Diese Erkenntnis traf auch ihn so hart, dass Aiden erneut einen Moment inne hielt. "Ich liebe die Drogen nicht mehr als dich, Haily, hab ich nie und werde ich auch nie - genauso sehr wie ich es brauche, hasse ich das Kokain auch - aber- aber Chas stand vor mir und er hat mir diesen Ausweg geboten. Und ich- konnte einfach nicht Nein sagen. Nicht, weil du mir nicht gereicht hast, sondern weil ich mir selber nicht mehr gereicht habe. Weil ich es nicht ertragen konnte jeden verdammten Tag mir selber ausgeliefert zu sein." Aidens Hände bebten regelrecht und sogar in seiner Stimme konnte man immer wieder ein schwaches Zittern vernehmen, aber ihm war auch durchaus bewusst, dass das noch nicht alles war, was er ihr erklären musste. Dass Haily nichts davon glauben würde, solange sie nicht verstand, was dort im Club tatsächlich geschehen war und obwohl auch dieses Schwäche-Eingeständnis eine riesige Herausforderung für ihn darstellte, füllte Aiden erneut seine Lungen mit Luft und suchte angespannt nach den richtigen Worten.
"Das- im Club, das-- Ich kann verstehen wie das für dich ausgesehen haben muss, aber- Haily, das war nicht so wie du glaubst. Ich wollte dich nicht verletzen und du warst auch nicht so- bedeutungslos wie du glaubst, im Gegenteil. Ganz im Gegenteil. Ich war-- Ich bin mit dieser anderen Frau verschwunden, ja, und ich wollte- hauptsächlich wollte ich dich damit verletzen, damit du endlich verschwindest, aber- es hat nicht geklappt. Mit dieser Frau." Wie sehr Aiden sich für dafür schämte, ließ sich ebenfalls kaum verbergen. "Ich konnte einfach nicht. Ich hab- nur an dich gedacht, die ganze Zeit, und als ich zurückgekommen bin von der Toilette, da hab ich- dich gesehen. Mit diesem Wichser. Ich hab gesehen wie er dich angeschaut hat, Haily, so als wärst du nur ein Stück Fleisch. Nur irgendeine Frau, ohne all das, was dich ausmacht, und das- das hat dich so degradiert, dass ich völlig die Fassung verloren hab. Wie du ja sehen konntest. Aber- dann warst du da, direkt vor mir, und wir haben uns angesehen und- du hast mir in dem Moment so gefehlt, Haily. Ich hab nicht nachgedacht, als ich dich geküsst hab. Und als ich mit dir geschlafen hab. Es ist einfach passiert. Bis dann mein Kopf auf einmal wieder da war. Bis ich gemerkt hab, dass ich das eigentlich gar nicht wollte und dass ich es dadurch nur noch schwieriger mache, für dich und für mich. Deshalb bin ich so schnell gegangen. Ich war geschockt von mir selber, ich hab mich selber verflucht, aber ich hab nicht- ich wollte nicht, dass du dich benutzt fühlst. Das war nie meine Absicht. Ich wollte nicht, dass es sich für dich so anfühlt- wie mit- Chris. Ich hätte-- Haily, wenn ich das Gefühl gehabt hätte, dass du das nicht willst, dann hätte ich sofort abgebrochen. Das weißt du, oder? Du weißt, dass ich dich niemals mutwillig so verletzen würde. Oder?" Wusste sie das? Glaubte sie da jetzt noch dran? Vertraute sie Aiden noch? Die Panik vor den Antworten auf diese Fragen spiegelte sich ebenfalls in seinem Blick, als er ihr in die Augen sah, aber dennoch nahm er ein letztes Mal all seinen Mut zusammen, um ihrer Perspektivlosigkeit eine mögliche Richtung zu geben.
"Hör zu, ich- hab schon einmal einen Entzug gemacht, das weißt du. In einer Privatklinik etwas außerhalb von Los Angeles. Damals hat mein Management noch dafür gezahlt, jetzt- hab ich dafür das Geld von deinem Bruder." Aiden hatte keine Sekunde mit sich gehadert, ob er diese eigentliche Belohnung noch für sich verwenden wollte oder nicht. Es gäbe wahrscheinlich nichts, das Chas mehr ärgern würde, als wenn sein Geld in einen Drogen-Entzug floss. "Ich hab gestern Abend schon dort angerufen, es sind im Moment Zimmer frei und ich kann jederzeit kommen, also- warum-- Würdest du mit mir dorthin fahren, Haily? Jetzt? Wir könnten- auf dem Weg miteinander reden, ich erkläre dir, was du wissen möchtest, und dann- dann kannst du das Auto mitnehmen, wenn du willst, und einfach wegfahren. Wohin du möchtest. Wenn du irgendwo helfen möchtest, dann findest du auch sicher irgendetwas, wo du helfen kannst, nur- geh nicht in den Krieg. Bitte nicht. Bleib einfach hier, Haily. Bleib hier und- pass auf dich auf. Okay?"


RE: SQUAT HOUSE - Haily Stone - 13.05.2017 02:22

Noch nie war Haily besonders gut darin, wenn ihre Gefühle sie überforderten. Nicht das sie nicht all ihre Emotionen und deren Facetten liebte, alles in sich aufzusaugen aber da gab es auch Momente wie diese hier. Noch immer verunsichert und mit bebendem Herzen starrte sie Aiden nur an. Wenn es Situationen gab, die das verrückte Mädchen zum schweigen bringen konnten war es Leid, was Menschen verursacht hatten, die sie über jedes Maß gerne hatte. Bei ihm war das geschehen und nicht nur einmal oder durch ein kurzes Handeln sondern über einen verdammt langen Zeitraum. Während er nämlich mit ihr Sprach, da kamen auch all diese Zweifel und Gedanken in ihr auf, die sie für ihn aufgeschrieben hatte. In ihren Briefen an ihn. Die zittrigen Finger vergruben sich in ihren blonden Haaren und einen schier endlosen Augenblick betrachtete sie nur, wie er dort in der Türe stand und sie davon abhielt, ihm schon längst den Rücken gekehrt zu haben und auf Nimmer-Wiedersehen verschwunden zu sein. So wie sie es für Gewöhnlich tat. Dieses sonst so liebevolle und lebensfrohe Fabelwesen wirkte gerade unfassbar verloren. Als wäre es von der Welt der Guten, in die Welt der Bösewichte geraten und wüsste nun nicht, wie sie sich helfen sollte. Zumindest solange, bis sich begann ihr Blick zu festigen. Haily wirkte nicht so Überzeugt von ihrem Handeln wie sonst, das konnte auch Aiden spüren aber er bekam erneut eine Lehre von dem, wie sehr er ihr wirklich am Herzen lag und auch wenn sie es noch Bereuen könnte – was sollte sie denn dagegen tun? Wie sollte sie denn dagegen angehen? Es lag nicht in der Macht des kleinen Hippies auf sich aufzupassen, wenn er in ihrer Nähe war und so sehr sie es hasste, wie das an ihrem Freiheitsgedanken rüttelte – war nicht auch genau das der Gedanke der Freiheit? „ Ich weiß noch nicht... was das bringt oder was... passiert aber ich packe jetzt und ich komme... mit dir mit.“ Auch Hailys Worte klangen bei weitem nicht so Euphorisch wie sonst, wenn sie von einem Plan überzeugt war aber das konnte Aiden nun auch nicht von ihr Verlangen und es könnte auch sein, dass er sich vor den Kopf gestoßen fühlte, wie wenig sie zu seinen Gefühlen von sich gab aber wenn nicht langsam aufhörte, dass sie sich vorkam als stünde sie mit dem Rücken zur Wand, würde sie rein gar nichts mehr von sich geben. Das zumindest hatte sie im Gespür. Langsam begann sie ihre Sachen zusammen zu Suchen und noch immer hielt sie einen Gewissen Abstand gegenüber ihm, so als hätte sie Sorge, dass die magnetische Anziehungskraft sie in einem bestimmten Radius nur wieder packen würde. Auch darauf ließ Haily sich sonst zu gerne ein aber dafür – dafür war ihr Herz tatsächlich noch zu sehr verletzt. Keiner würde sich groß wundern, dass sie Hals über Kopf verschwand. Das waren die Menschen die sie kannte von ihr gewohnt und es schien ihr auch nicht das letzte Mal, dass sie Matt und Noah zu Gesicht bekam. Doch noch nicht. Wenn sie gehen würde, würde sie noch einmal den Kontakt zu den beiden aufnehmen aber jetzt war sie zu Neugierig, was das Gefühlschaos gegenüber Aiden in ihr zu Bedeuten hatte. Egal wie förmlich es wirkte, als er vor gehen sollte die Stufen hinab aber sie ihm damit auch Signalisierte, wie wenig sie vorhatte, vor seiner Nase einfach weg zu rennen. Noch immer hatte sie nichts weiter gesagt sondern nur den Rucksack auf ihrem Rücken und den Blick an den Boden geheftet. Die Sprache fand sie erst wieder, kurz bevor er den Wagen startete. „ Wenn du... wenn ich mitkriege, dass du mich noch ein mal belügst wegen dem Kokain, dann werde ich sofort verschwinden und egal wohin, du lässt mich. Okay? Das ist... fair.“ Erstmals suchte sie wieder selbstständig den Blick in seine Augen – auch wenn sie das dumpfe und schwere Gefühl beschlich, dass sie doch darin nicht lesen konnte, wenn er sie hinterging. Oder? Haily hasste, wenn sie zugeben musste, wie angeschlagen ein Vertrauen wirklich war und deswegen schwieg sie auch danach erneut eine ganze Weile. Einzig und allein wie früher war, wie sie immer wieder an dem Rädchen den Radiosender verstellte und Aiden den richtigen finden musste, weil ihr dazu die Geduld fehlte. Zumindest so lange, bis sie es abstellte und damit irgendwie wortlos das okay gab, nun über das zu Reden, was in Matts und ihrem Zimmer eben von sich gegeben wurde. „ Ich hatte während dessen keine Angst, dass du nicht aufhören würdest – danach war ich mir nicht mehr Sicher. Danach war ich mir über rein gar nichts mehr Sicher Aiden und auch wenn... du nicht wolltest das ich mich bei dir so fühle, kann ich daran nichts ändern. Es ist... nicht schön und ich weiß nicht ob ich das wissen wollte. Ich finde das noch heraus. Ich bin durcheinander. Ganz fürchterlich durcheinander und ich weiß auch nicht ob es richtig ist hier bei dir zu sitzen weil ich nicht weiß,... hätte ich etwas anders machen können? Irgendwas? Das sind alles Dinge gewesen, die habe ich gesehen und versucht dir zu nehmen. Die Sorgen, wegen meiner Freunde. Das ich dich irgendwann nicht mehr Will obwohl du mich von dir geschoben hast. Ich kann... nichts anders machen als da. Du kennst mich. Ich will mich nicht im Kreis drehen und trotzdem sitze ich wieder mit dir hier... und... ich brauche ein paar Antworten und ich brauche sie nicht nur auf dem Papier... diese lieben Worte. Ich mag deine Art, immer, mochte ich immer – ich mag dich auch jetzt noch viel zu gern aber mich – mich habe ich gerade gar nicht mehr lieb.“ Je mehr sie sprach, desto kleiner wurde sie in dem Sitz. Lehnte die Füße gegen das Armaturenbrett und schloss die Arme fester um ihren Bauch. „ Es ist nicht sofort alles wieder gut – du weißt aber auch, dass ich nicht einfach gehen kann wenn du mir deine Ziele verrätst...“ Sie hatte ihre Rolle noch nicht gefunden, wie es weiter gehen sollte aber sie Gestand Aiden erneut eine große Anerkennung an sein Wesen zu. Das er es mitgestaltete. Sie war schon einmal wegen ihm geblieben, zurück gekehrt und nach allem was geschehen war, fragte sie sich noch immer, ob er nicht auch ein wenig wusste, was gut für sie war, wenn sie es nicht wusste. Ob das auch in solchen Dingen klappte, was die beiden Betraf, das war neu.