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NELE'S FLAT - Druckversion +- LOS ANGELES # SAN FRANCISCO (http://california.bplaced.net) +-- Forum: ARCHIVE (/forumdisplay.php?fid=23) +--- Forum: CLOSED THREADS (/forumdisplay.php?fid=25) +--- Thema: NELE'S FLAT (/showthread.php?tid=76) |
NELE'S FLAT - Nele Hensley - 19.10.2015 20:10 Nele schnitt gar nicht so schnell mit, das der Mann aus dem Auto sprang und sie anschrie. Wenn sie es getan hätte, hätte sie sich entweder einen Spaß daraus gemacht oder aber sich Lautstark gewehrt. Bis zu dieser Entscheidung stand aber auch schon Adam zwischen den beiden und sie hatte nur einen Blick auf seinen muskulösen Rücken. Was tat er da? Bog er da gerade alles für sie wieder gerade? Das musste er nicht! Sie war alt genug und trotzdem erinnerte sie das an Zac, erneut. Mit ein paar grummelnden Worten und Beschimpfungen ging sie zwischen den beiden unter, was wohl wirklich besser für sie war als nun der Polizei in die Arme zu laufen. Das würde dann nämlich auch ihr Therapeut raus bekommen und bei denen hätte sie sich sicher ebenso nicht benommen und wäre vielleicht heute wieder in der Geschlossenen gelandet. Nele war aber dennoch nicht einfach bereit, sich in ein Taxi schleifen zu lassen und deswegen verschränkte sie auch die Arme vor der Brust – sah sich auf der Straße um und kam gerade auf die Idee, sich am Kiosk noch etwas für den Heimweg zu besorgen und wollte den Ansteuern als Adam dafür Sorgte, dass sie im Taxi landete, weil er im Augenwinkel wohl schon auf ihren Plan aufmerksam geworden war. So ein Mist. „ Ich bin nicht durchgedreht und ich muss auch nichts ausschlafen.“ Kam der Protest schnippisch über ihre Lippen. Der Taxifahrer dachte sich sicher seinen Teil, bei dem leicht bekleideten und betrunkenen Mädchen und dem deutlich Älteren Begleiter aber Nele war das Schnuppe. Als er sie bat ihre Handy Musik auszuschalten, sagte sie nur er sollte seine Schnauze halten aber Adam stellte letzten Endes den Ton ab. Empört darüber sah sie ihn an aber wie ihre Stimmung nun mal einer Achterbahn glich, wandelten sich die Blicke Sekunden schnell und statt der zu erwartenden, wüsten Beschimpfung, ließ sie sich einfach seitlich an seine Schulter sinken und gab sich der betrunkenen Erschöpfung hin, eine Hand hielt dabei seinen Oberarm. Der Taxifahrer schien erleichtert und auch wenn Adam sie sicher gerne los geworden wäre, sie ließ sich weder abwimmeln – ohne sich dabei peinlich zu fühlen, noch hielt sich der Fahrer zurück, zu äußern, wenn das freche Mundwerk noch mal wach werden würde, würde er beide einfach raus schmeißen. Dann kamen sie an ihrer Wohnung an, eigentlich eine ganz normale Gegend und sicher hatte keiner der beiden angenommen, dass sie sich hier eine Unterkunft leisten konnte. Wie sie sich benahm oder wie sie gekleidet war, nichts ließ darauf schließen. Ohne eine Erklärung oder ein Dankeschön stieg Nele dann aus – legte bloß ein paar der zerknüllten Scheine aus ihrem BH auf den mittleren Platz der Rücksitzbank. Unverhältnismäßig viel, ihr fehlte der Bezug zu Geld – mit ein Grund warum sie Pleite war und noch etwas, was Zac ihr abgenommen hatte, sie war mit den Gedanken aber ohnehin schon wieder ein paar Kapitel weiter. Sie brauchte was, um sich wieder wach und fit zu bekommen und das wartete in der Wohnung. Da brannte nämlich noch Licht. Sie stolperte also aus dem Taxi, wie ein Wunder landete sie nicht auf dem Asphalt aber kurze Zeit später übergab sie sich dennoch in dem Strauch vor der Haustür. Die Nachbarn würden sich ja wieder freuen. Auch das passierte aber so routiniert, dass sie danach weiter ging aber an dem Haustürschloss versagte. Fuck. Der Schlüssel landete auf dem Boden, Nele ging in die Knie und blieb einfach dort sitzen und tippte auf dem verschwommenen Display herum. Sie musste oben jemanden anrufen, der sie hier unten holen kam. Man sollte meinen, sie wäre darüber erschüttert aber nein, noch immer summte sie fröhlich und schwankte von dem einen auf das andere Knie auf dem Boden. RE: NELE - Adam Hudson - 20.10.2015 13:04 Mit Nele zusammen auf dem Rücksitz des Taxis zweifelte ich nicht nur einmal an meinem Verstand. Was machte ich denn hier, verdammt? Was mischte ich mich denn jetzt in das Leben dieses völlig fremden Mädchens ein? Hatte ich nicht selber genug Scheiße am Hals? Musste ich mir das jetzt auch noch aufladen? Trotzdem geschah alles, was ich tat, wie aus Instinkt. Ich schaltete ihr Handy für sie aus, nachdem sie darüber beinah mit unserem Fahrer in einen Streit geriet. Ich akzeptierte auch nach kurzem Protest ihren Kopf an meinem Arm. Und als wir vor ihrer Haustür stehen blieben, griff ich direkt nach dem Geld, um es ihr wieder entgegen zu halten und ihr zu versichern, dass ich die Rechnung übernehmen würde, aber da war sie schon aus dem Wagen heraus gestolpert. Super. Eigentlich wollte ich diese fremde Frau nur hier abladen und dann direkt weiterfahren, aber es tat ja schon fast weh sie nur zu beobachten. Wie sie sich in das Beet übergab, torkelte, dann ihren Schlüssel verlor und auf dem Boden hocken blieb. Und darüber hinaus, scheiße, wie viel Geld hatte ich denn hier in der Hand? Das war locker doppelt so viel wie uns die Fahrt hierher gekostet hätte. War das ihr gesamter Verdienst des heutigen Abends? Hätte sie das jetzt so zum Fenster heraus geschmissen? Verwirrt sah ich durch das Fenster auf ihren Körper, schüttelte dann verbissen den Kopf, holte den passenden Geldbetrag aus meinem Portemonnaie und reichte es dem Fahrer, ehe ich ebenfalls ausstieg. "Mädchen, du musst echt dein Leben auf die Reihe kriegen", sprach ich leichtsinnig aus, fast schon ein wenig vorwurfsvoll, ehe ich den Schlüssel vom Boden aufhob und selber die Tür für sie öffnete. Dass der Taxifahrer noch immer dort stand, unsicher beäugte wie ich jetzt meinen Arm um die Taille dieses viel zu jungen Mädchens schloss und danach gemeinsam mit ihr im Inneren des Hauses verschwand - das ignorierte ich einfach. Sollte der halt denken, was er wollte. Ich war ganz weit davon entfernt diese Situation für mich auszunutzen, denn immer noch sah ich als Erstes meine Tochter, wenn ich ihr ins Gesicht sah. "Hier, ich hab die Taxifahrt übernommen." Um mich gar nicht erst auf einen Protest einzulassen, schob ich ihr das Geld einfach in die Bauchtasche ihres Sweatshirts. Sie hatte doch mit Sicherheit nicht so viel, sonst würde sie nicht freiwillig in einem Striplokal für fremde Männer tanzen. Das passte nicht in meine Weltanschauung. Während ich mit meinem Arm um ihrer Taille allerdings die Treppen nach oben lief, bis sie auf die Tür deutete, hinter sie lebte, hatte ich ja gar keine Ahnung, was mich dahinter noch erwarten würde. Und weshalb sie dieses ganze Geld so dringend benötigte. RE: NELE - Nele Hensley - 20.10.2015 17:35 Nele wusste schon wieder nicht so richtig, wie ihr geschah als sie es nicht auf die Reihe bekam, auf dem zu großen Touchscreen die richtige Nummer zu treffen. Sie Fluchte dabei leise, bis Adam ihr nach gekommen war und diesen dämlichen Spruch abließ. Sie wollte das nicht hören, sie bekam ihr Leben hervorragend auf die Reihe, zumindest gelang es ihr in der Manie das selber zu sich zu sagen – wie das bei einer neuerlichen Depression sein würde, das blieb noch abzuwarten. Nun aber begann sie ihm auf dem Weg nach oben zu Berichten. „ Ich bekomme mein Leben hervorragend auf die Reihe, mich hätte unten schon jemand abgeholt und nach oben gebracht. Nur weil man nicht nach den Regeln und in Gradliniger Ordnung lebt? Ich bin halt nicht langweilig und spießig.“ Das sie so zickig war, trotz das er ihr gerade eine Hilfestellung gab, war unfassbar Undankbar aber Nele hatte ihr Handeln im Moment aber rein gar nicht unter Kontrolle. Eigentlich hatte sie eine gute Erziehung und auch Zac hatte sein Leben lang mit darauf geachtet aber in der Beziehung hatte sie sich auch nicht wieder jemals so abgeschossen. Nicht seid dem Zac dem Alkohol und den Drogen abgeschworen hatte, es gab zwar diese Ausbrechenden Momente aber ihm war es immer recht schnell gelungen, das im Keim zu ersticken und sie zur Vernunft zu rufen. Das blieb nun aus. Oben schloss auch er wieder die Tür auf, noch immer war sie nicht in der Lage und den beiden kam eine Wolke aus Zigaretten- und Jointqualm entgegen. Die Wohnung war viel zu heiß, was darauf schließen ließ, die Leute, die auf Speed auf ihren Sofas im Wohnzimmer saßen, die waren schon wieder ein paar Tage wach und hatten in ihren Muscleshirts vergessen die Fenster zu öffnen oder sogar die Heizung angedreht, weil ihre Körper ausgemergelt und ausgekühlt waren. Das in Los Angeles. So viel sogar das Atmen schwer in ihren vier Wänden aber sie hatte sich daran gewöhnt, ebenso wie an den Geruch der von den Müllbergen in ihrem Flur ausging – leicht süßlich aber wenn man die Türen schloss, dann merkte man das nicht. Nur auf dem Weg von einem in ein anderes Zimmer. Da drang auch laute Techno Musik zu den beiden durch und Nele schaltete das Licht ein, schob sich hinein und sah fragend zu Adam. „ Immer noch keine Lust auf eine Privatvorstellung?“ Sie lehnte sich mit dem Rücken grinsend an den Türrahmen, als ein junger Mann den beiden entgegen kam aus dem Wohnzimmer. Man hatte es gehört, wie die Tür geöffnet wurde und da mindestens drei andere Menschen miteinander redeten. Geschockt sah er zu dem Mann, dann aber Lachte er nur auf – er nahm an, dass Nele ihn für einen bestimmten Zweck mit her gebracht hatte. “ Sauber Nele, hat also geklappt mit meiner Idee? Genügend Kohle zusammen? Hattest du einen netten Abend? Oder wird der noch nett?“ Prüfend grinsend sah er Adam an, bis Nele schon völlig Euphorisch begann. „ Es war großartig, ich hab das gut gemacht und – ja, genug Geld...“ Sie raffte ein paar Scheine zusammen und reichte sie ohne zögern dem Jungen „... es ist toll, wenn einen alle ansehen und bewundern.“ Für sich selber drehte sie eine Piruette. Für diese Junkies war Nele zumindest nicht Geisteskrank sondern sie erfreuten sich viel eher an ihrer völlig rabiaten Art das Leben zu sehen und auszukosten, an ihren ganz eigenen und verschrobenen Weltanschauungen. “ Freut mich.“ Es war also fragwürdig ob das gute oder schlechte Freunde für sie waren aber es waren mal Menschen in ihrem Leben, die mit ihr und die mit ihnen umgehen konnten, zumindest in ihrer manisches Phase. Jetzt aber war sie einfach nur dankbar und glücklich nicht alleine zu sein und entzückt Lächelte Nele auf, als er ihren Kopf tätschelte. Der Junge verschwand im Bad „ Das sind Freunde, die einfach... hier ein bisschen chillen und die haben nichts dagegen, wenn ich Besuch habe, in meinem Zimmer.“ Wäre ja noch schöner, in ihrer eigenen Wohnung. RE: NELE - Adam Hudson - 21.10.2015 13:55 Ich konnte nicht recht fassen, was sich mir für ein Bild bot, als Nele die Tür für uns beide öffnete. Eine unheimliche Hitze kam uns entgegen, es roch nach Abfall, so als hätte man seit einer Ewigkeit nicht mehr geputzt. Gedämpfte Techno Musik drang durch eine Tür hindurch, mehrere Menschen mussten sich dahinter aufhalten, ich bekam jedoch nur einen von diesen unsympathischen Gestalten zu Gesicht. Fertig sah er aus. Und er kaute immer wieder verdächtig, während er mit Nele sprach. Noch immer hatte ich absolut kein Interesse an Sex, egal wie oft sich die junge Frau noch vor mir räkeln würde, aber als der Mann im Bad verschwunden war, drängte ich mich trotzdem an ihr vorbei, in die Wohnung hinein. Klein war es hier. Hier konnten doch niemals so viele Leute wohnen, wie sich gerade hier aufhielten, deshalb erkundigte ich mich auch bei ihr, wer eigentlich tatsächlich hier wohnte. Und bekam ehrlich zu hören, dass diese Jungs nur ihre freie Zeit hier verbrachten. Aber das war noch nicht einmal das Schockierendste, als ich langsam durch die Wohnung lief, geschockt von dem ganzen Müll. In der Küche stapelte sich das Geschirr, hier wurde bestimmt seit Wochen nicht mehr gespült, unsagbar viele Flaschen lagen herum, der Boden war dreckig, die Fenster durch die Hitze beschlagen. Wo es hier wohl bald anfangen würde zu schimmeln konnte ich nur erahnen. Aber trotzdem ging ich weiter, ohne auf die verführerischen Sätze von Nele zu achten. Ich sah kurz in das Bad hinein, als der fremde Mann gerade rauskam, aber dorthin wollte ich mich nicht einmal vorwagen. Stattdessen ging ich zum Wohnzimmer, hielt mit meiner Hand die Tür auf, die Neles Bekannter gerade wieder schließen wollte und spähte auch dort hinein. Verwirrt sahen mich die Jungs dahinter an, eventuell sogar ein wenig feindselig, aber es brauchte auch nur ein paar Sekunden, bis ich die Tür einfach wieder schloss. Tütchen mit weißem Pulver hatten dort auf dem Tisch gelegen, es stank bestialisch, Luftfeuchtigkeit 100%. Wie konnte man so leben? Wie konnte ein Mädchen wie Nele so leben? Ich spürte plötzlich ihre Hände an meinem Oberarm, merkte wie sie mich verführerisch zu ihrem Schlafzimmer ziehen wollte, aber energisch schob ich sie von mir. "Kein Interesse! Raffst du das nicht?", warf ich ihr hart an den Kopf, doch statt mich noch länger mit ihr auseinander zu setzen drehte ich mich einfach um, lief nach draußen und ließ die Tür hinter mir ins Schloss knallen. Das durfte doch nicht wahr sein. So konnte man doch nicht wohnen. Scheiße, würde Cat auch irgendwann einmal so leben? Kam das auf sie zu? Mein Herz raste, wütend ballten sich meine Hände zu Fäusten, aber trotzdem stieg ich in ein Taxi und ließ mich nach Hause bringen. In dieser ganzen Nacht kam ich jedoch nicht dazu auch nur ein Auge zu schließen, ständig hatte ich diese Müllberge vor Augen, der Gestank saß mir noch in der Nase und vor allem sah ich das Gesicht von Nele vor mir. Mehrmals sah ich wie ihre Gesichtszüge mit denen von meiner Tochter verschmolzen. Was, wenn Cat so leben würde? Scheiße, dann konnte ich ihr nicht einmal helfen. Ich durfte sie ja nicht einmal sehen. Es war ein langsamer Prozess, aber immer mehr projizierte ich meine Tochter in diese fremde Frau aus dem Stripclub, so als wären sie ein- und dieselbe Person. Jemand musste ihr helfen, ich würde mir doch auch wünschen, dass jemand meiner Tochter half. Könnte ich vielleicht meine Fehler wieder gerade biegen, wenn ich für Nele da war? Würde sich das gut auf mein Karma auswirken? Könnte ich all die Fehler, die ich bei Cat begangen hatte, dadurch wieder gut machen? Objektiv gesehen war es wohl so etwas wie eine letzte, heroische Tat, dass ich am Morgen viel zu früh und viel zu übermüdet aus dem Bett sprang und in mein Auto stieg, um zu einem Supermarkt zu fahren. Es war der verzweifelte Versuch meinem Leben noch eine Bedeutung zu geben, bevor ich bald vor mich hinvegetieren und sterben würde. Wenigstens eine gute Sache zu hinterlassen. Eine Sache, auf die ich stolz sein konnte. Auf die meine Tochter stolz sein konnte. Völlig egal, ob Nele das nun wollte oder nicht, und auch ungeachtet dessen, dass diese Frau eigentlich alt genug war, um für sich selber zu entscheiden wie ihr Leben und ihre Wohnung aussehen sollte, kaufte ich im Supermarkt alle möglichen Putzmittel, die ich benötigte. Badreiniger, Spülmittel, Essigessenz, Gummihandschuhe, sogar ein Besen und ein Wischer landeten in meinem Wagen. Danach hielt ich noch einmal bei mir Zuhause, stellte meinen Werkzeugkasten ins Auto und fuhr mit einem Kofferraum voll Utensilien zurück zu der Wohnung, in der ich die fremde Frau gestern abgesetzt hatte. So viel ich konnte klemmte ich mir unter die Arme, stolperte die Treppe nach oben und klopfte dort an ihre Tür. Viel zu früh war es immer noch, etwa halb 9 Uhr morgens. RE: NELE - Nele Hensley - 21.10.2015 20:45 In dieser Nacht ging es Nele das erste Mal seid dem Ende ihrer Depressionen nicht so gut, wie es sein sollte und wie es vor allem an der Tagesordnung stand. Diese Abweisung von Adam hatte sie irgendwie gedämpft, hatte sie an das Scheitern der Jahrelangen Beziehung erinnert und wenn sie nicht den Besuch bei sich gehabt hätte, dann wäre das die Nacht gewesen, in der sie Verzweifelt Zac angerufen hätte. Das, was man unter betrunkenem Zustand oft machte, nach einem Beziehungsaus. Dieses hin und her war bei den beiden fast gänzlich ausgeblieben, weil Nele nun mal krank war. Weil sie danach in einer geschlossenen Klinik untergebracht war und weil eine Beziehung mit ihr eben auch etwas anderes war, als jede, zu einer normalen, jungen Frau in ihrem Alter. Es war aber auch nicht der Vorbote von einem erneuten Gemütszustand in ihrem Leben, der wieder einige Monate lang anhalten würde sondern einfach die schlechte Mischung der Pillen auf den Alkohol und das Adam so unschön aus der Wohnung getürmt war. Sie lag mit kaltem oder heißen Schweiß auf der Stirn stehend mit dem Kopf auf dem Schoß von einem ihrer Besucher und starrte an die Decke, bis tief in die Nacht und auch dann ging sie nicht in ihr Zimmer schlafen sondern bei den anderen Menschen. Nele selber hatte nämlich viel mehr Angst vor einer erneuten Depression und alleine zu sein, dieser permanente Besuch nahm ihr das und auch sich mit ihrem Leben auseinander zu setzen. Umso härter war es, als die anderen in den Morgenstunden dann begannen über den komischen Mann von gestern zu Reden, wie er in das Zimmer geschaut hatten und auf einem paranoiden Film weckten sie die schlaftrunkene Nele mit ihrem dicken Schädel, fragten sie aus, ob der Kerl nicht auch ein Bulle hätte sein können. Ob der nicht wieder her kam, im Einsatz, mit anderen und die Bude hier hochnehmen würde. Völlig aphatisch packten sie ihren Kram zusammen, die schwarzhaarige, junge Frau konnte so schnell gar nicht reagieren, wie die anderen aus dem Haus waren und sagten, sie meldeten sich bei ihr. Toll, jetzt hatte dieser Penner nicht nur ihren Abend versaut sondern auch noch ihren Besuch in die Flucht gejagt. Im ersten Moment wollte sie nur weiter schlafen, doch in der Phase ihres Lebens reichten die wenigen Stunden schon aus und sie schleppte sich in das dreckige Bad. Sie verschloss die Augen vor dem Dreck und dem Chaos, wenigstens hatte sie gestern frische Handtücher besorgt und da klingelte irgendwo in einem Klamottenberg ihr Handy, sie band es sich um und ging auf die Suche. So lief sie also Barfuß durch die Wohnung, hinterließ eine nasse Spur und in letzter Sekunde nahm sie ab – um ihre Ma zu hören. Die beiden tauschten sich etwas aus, als es klingelte? Natürlich hoffte sie, der Besuch käme zurück, wobei sie am Telefon natürlich der Mutter versicherte, es sei nur der Postbote und ganz gewiss nicht Zac. Die beiden trafen sich nicht mehr. Wenigstens etwas, was nicht gelogen war, denn als sie die Tür aufzog, sprach sie noch in den Hörer „ Nein Ma, alles gut. Mir geht es Prima. Die Therapie mach ich noch, ja, Sicher. Viel Spaß Dad und dir im Urlaub.“ Danach sah sie erst nach oben in das Gesicht des Mannes, der sie gestern so schroff und gemein von sich gestoßen hatte. Der für ihr Unglück in dem Moment der Sündenbock schien, dass sie alleine war. „ Was willst du?“ Ganz anders als gestern begegnete sie ihm mit Feindseligkeit und Aggressiv, Nele hatte in der Manie tausende von Gesichtern und auch wenn man meinen müsste, dieses Szenario mit dem Handtuch und wie sie tropfend vor ihm stand, sei von ihr gewollt – ihre Augen sprachen andere Bände. „ Was soll der scheiß hier?“ sie deutete auf den ganzen Kram von ihm, auch jetzt nahm sie kein Blatt vor den Mund und legte eine Hand an den Türrahmen und eine an die Klinke, das signalisierte ihm ganz anderes als am Abend. „ Wegen dir haben sich meine Freunde verzogen.“ Nein, sie machte daraus kein Geheimnis, warum sie so angepisst war. RE: NELE - Adam Hudson - 24.10.2015 11:16 Auf dem Weg hierher hatte ich mich auf vieles eingestellt. Ich rechnete mit Ablehnung, mit demselben verführerischen Augenaufschlag von gestern oder auch mit Ignoranz, für alles hatte ich mir Taktiken überlegt, aber als sich die Tür vor mir öffnete und Nele dahinter erschien, die mit jemandem am Telefon sprach und dieser Person versicherte, dass sie sich noch in Therapie befand, stockte mir als Erstes der Atem. Was für eine Therapie? War das Mädchen vor mir etwas psychisch krank? Unsicher sah ich an ihr hinab, so als wäre sie eine ganz andere Person als gestern, aber gewissermaßen war sie das auch. Von der aufreizenden Schminke war nichts mehr übrig, sie trug keine High Heels und keine knappe Kleidung mehr. Stattdessen war sie jetzt ungeschminkt, ihre Haare noch tropfnass und ihr Körper war nur von einem Handtuch bedeckt. Andere Männer mochten vor dem berühmt-berüchtigen Anblick am nächsten Morgen zurückschrecken, doch bei mir erreichte sie damit etwas völlig anderes, weil auch meine Intention von Anfang an eine völlig andere gewesen war. In meinen Augen sah sie in diesem Aufzug nur noch kindlicher aus, noch mehr wie meine Tochter. Die Ähnlichkeit war mit einem Mal so verblüffend, dass ich sie für ein paar Sekunden nur regungslos anstarrte, mit schwer klopfendem Herzen, und dabei einen inneren Kampf austrug. Mein Kopf sagte mir, dass diese Person nicht Cat war, dass sie anscheinend eine Krankheit hatte und dass ich mich hier in ein Leben einmischte, das mich überhaupt nichts anging. Mein Herz allerdings sah das ganz anders. Und mein Herz gewann. Trotz der Ablehnung in Neles Stimme blieb ich standhaft. "Gut. Wenn deine Freunde sich nicht von selber verzogen hätten, dann hätte ich sie jetzt nämlich rausgeschmissen", erwiderte ich fast schon provokativ. Eine ungerechte Auseinandersetzung, wenn man allein vom körperlichen Erscheinungsbild ausging und ihren schmalen, zierlichen, kleinen Körper mit meiner riesigen, breitschultrigen Statur verglich. Aber ich war auch nicht für ein Kräftemessen hier, mein Erscheinen hatte einen ganz anderen Grund, wegen dem ich jetzt auch demonstrativ den Eimer mit den Putzmitteln und meinen Werkzeugkasten kurz anhob. Gott sei Dank war ich nüchtern genug, um zu verstehen, dass man nicht einfach in das Leben einer völlig fremden Frau stolpern konnte, mit der Begründung man würde gerne ihr Leben und vor allem ihre Wohnung aufräumen. Um irgendwelche schon lange versäumten Pflichten der eigenen Tochter gegenüber wieder gut zu machen. Nein, das würde nicht funktionieren. "Ich möchte bei dir einziehen, für zwei bis vier Wochen. Je nachdem. Das Wohnzimmer, das deine Freunde zum Glück bereits verlassen haben, das möchte ich mieten. Meine Wohnung wird renoviert, ich brauche einen Platz zum Schlafen und mir ist aufgefallen, dass du den übrig hast." Glatt gelogen natürlich, aber es war nun nicht so, dass ich in meiner Vergangenheit immer mit Ehrlichkeit glänzen konnte. Jetzt musste ich ihr nur noch ein Angebot unterbreiten, das so lächerlich gut war, dass sie es kaum abschlagen konnte. "250$ zahle ich dir für das Zimmer in der Woche. Und zwar nur für das Zimmer. Nicht, dass du davon ausgehst, dass das so ein kranker Sex-Deal werden soll, das ist nicht meine Absicht. Ich mag einfach deine Wohnung, ich mag dein Viertel und ich mag es, dass du nachts arbeitest und ich dadurch meine Ruhe hab. Haben wir einen Deal?" Ich stellte den Werkzeugkasten auf dem Boden ab und hielt ihr stattdessen meine geöffnete Hand entgegen. RE: NELE - Nele Hensley - 25.10.2015 19:34 Nele wusste absolut nicht, wie sie mit dem Auftreten von Adam umgehen sollte und sah ihn deswegen auch überrumpelt an, große Augen und leicht geöffnete Lippen, bis er erst so richtig Frech wurde. Ganz außer acht gelassen, wie eindrucksvoll er sie an Körpergröße überragte und wohl auch an Muskeln, stemmte sie ihre Hände in die Hüfte „ Tz, das hätte ich nicht zugelassen – und eigentlich, eigentlich hast du sie schon Verjagd. Sie dachten du bist ein Zivil-Bulle und deswegen sind sie gegangen.“ Zu ihrem Leidwesen, weil jetzt war sie alleine und einsam. Wenn ihr langweilig war, war niemand mehr da und außerdem gab es da noch das Geld Problem und wenn sie nicht auf ihrem Sofa campieren durften, dann gab es bestimmt auch keinen Stoff umsonst. Alles seine dämliche Schuld, sie biss die Zähne zusammen und am liebsten hätte Nele einmal mit dem Fuß aufgetreten und ihm die Tür vor der Nase erneut zugeschlagen aber dann – dann machte er ihr ein Angebot, was an seiner geistigen Verfassung zweifeln ließ. „ Du verarscht mich? Was hast du für ein beschissenes Problem? Lass mich in Ruhe.“ Das war wohl der erste Spruch, in dem Nele sich ihm vom Leib halten wollte und nicht Erpicht darauf war, ihn auf sich liegen zu haben. Trotzdem, sie war in Not – ihre Eltern würden nicht mehr Geld springen lassen, ohne Verdacht zu schöpfen und her zu reisen und Zac konnte sie noch weniger fragen. Ob das Geld vom Strippen reichen würde? Sie war so schlecht darin das Einzuschätzen und mit einem genervten Knurren und Fauchen ließ sie dann die Tür auch los, die sie schon hatte zuschnappen lassen wollen und damit konnte Adam dann rein oder eben nicht, wie er wollte. „ Was soll der ganze Kram, den du da mit gebracht hast?“ Man durfte gut und gerne in schallendes Gelächter ausbrechen, wenn Nele nie gelernt hatte, wie und mit was man eine Wohnung so richtig ordentlich sauber machte. Zu viel hatte Zac ihr abgenommen die Jahre, sie war dafür mehr als Dankbar aber außer Staubsaugen und der Spüle hatte sie nie wirklich etwas in Angriff genommen. In der Manie auch nicht obwohl Adam sich das hier sehr zur Nutzte machen könnte, zumindest Anzufangen, denn da war sie ja zu Begeistern. „ Du bist aber kein Zivi, du hast kein Problem damit, wenn meine Freunde mich besuchen, gegen Drogen oder Alkohol?“ Forschend betrachtete sie ihn. Apropo Drogen, Nele kämpfte sich zum Kühlschrank durch, sie hatte schon wieder vergessen, dass sie eben Duschen war und ein Handtuch trug und holte sich aus einem Briefchen zwei Tabletten. Die hatte ihr Therapeut ihr verschrieben und immerhin hatte sie gesagt, sich daran zu halten und trotzdem – sie fand nichts anderes als klaren Vodka in der Reichweite um sie herunter zu spülen, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. „ Gebongt, wenn du das Zimmer willst, bekommst du es... für das Geld. Ich kann es gebrauchen. Aber wir beschließen das jede Woche neu?“ Nele wusste nicht, wann die Depressionen sie erneut einholen würden und das letzte was sie da brauchte, war jemand, der mit ihr in dieser Wohnung lebte. Wenn sie ihn sich nun wieder so ansah, gut aussehen tat er noch immer, er strahlte etwas auf Nele aus – ihr Körper fühlte sich einfach zu ihm hingezogen. Eventuell würde sie ihn ja in den Wochen doch noch von sich Überzeugen können. Gerade reizte sie dieses Spiel, konnte aber auch sein, dass sie es in zwei Minuten wieder vergessen hatte. „ Hast du keine Freunde oder so zu denen du kannst? Und zu viel Geld?“ so eine Miete konnte sich ja auch nicht jeder einfach so leisten und wenn man eine WG gründete, dann erfragte man das doch, oder? Da der Vodka nicht ihre schlechteste Idee war, hielt sie ihn umklammert und noch immer völlig unangemessen stand sie da mit ihrem Handtuch – vielleicht würde es ja ganz aus versehen herunter fallen. RE: NELE - Adam Hudson - 29.10.2015 14:11 Es war keine wörtliche Einladung, aber zumindest ließ Nele die Tür offen stehen und gab mir damit die Möglichkeit hinein zu kommen, was hieß, dass mein Plan genau so funktionierte wie ich es beabsichtigte. Schon wieder kam mir dieser modrige Geruch von Abfall entgegen, als ich ihr durch den Flur in die Küche folgte, und schon wieder traf mich der Anblick von dem ganzen dreckigen Geschirr, den vielen Flaschen und der allgemeinen Unordnung so hart, dass ich hinter ihrem Rücken einmal angewidert das Gesicht verzog und den Kopf darüber schüttelte. Schlimmer als die Unordnung war jedoch der Dreck. Die feuchten Wände, in denen sich schon bald Schimmel bilden würde, der Film von heißem Fett auf den Schränken und auf dem Herd, der schmutzige Boden, auf dem ich sicher nicht ohne Schuhe laufen würde. Scheiße, was hatte ich mir hier nur eingebrockt? "Hierfür ist der Kram, den ich mitgebracht hab." Mit einer ausschweifenden Kopfbewegung deutete ich einmal um mich, fixierte demonstrativ mit meinem Blick die schlimmsten Ecken in ihrer Küche. Aber bevor ich mich mit ihr gemeinsam an die Arbeit begab, stellte ich meine Utensilien auf dem Boden ab und wartete auf Neles endgültige Zustimmung. "Ich bin kein Bulle. Und ich hab kein Problem damit, wenn deine Freunde dich besuchen, aber nicht mehr im Wohnzimmer. Wenn ich den Raum miete ist das meiner. Und ich hab keinen Bock darauf, dass deine Leute hier rumlungern, während du arbeiten bist und ich eigentlich schlafen will. Du wirst lernen müssen dich an mich anzupassen und auf mich Rücksicht zu nehmen, genauso wie ich mich an dich anpasse und auf dich Rücksicht nehme. So funktioniert eine Wohngemeinschaft. 250$ die Woche, von mir aus beschließen wir das jede Woche neu." Noch einmal streckte ich Nele meine Hand entgegen, um den Vertrag wie zwei erwachsene Menschen zu besiegeln. "Ich habe Freunde, aber wie ich bereits sagte: Ich habe gerne meine Ruhe. Und ich möchte ein Zimmer für mich, nicht einen Raum, den ich mit jemandem teilen muss." Das mit dem Geld war eine andere Sache, ich verdiente im Skateshop eigentlich nicht so viel, dass ich damit wild um mich schmeißen konnte. Aber wozu sollte ich meine Ersparnisse denn jetzt noch brauchen, wenn ich in ein paar Monaten abkratzen würde? Genau, gar nicht, da konnte ich das Geld auch genauso gut nutzen, um wenigstens eine gute Tat zu vollbringen und all meine Fehler zu bereinigen. "Wenn ich hier wohne, dann wird die Wohnung auch definitiv nicht so aussehen, wie sie jetzt aussieht. Ich bin ein ordentlicher Mensch und das erwarte ich auch von dir. Wenn du heute noch nichts vorhast, würde ich dich also raten dir was anzuziehen und dich mit mir an die Arbeit zu begeben, es gibt viel zu tun. Verstanden?" Erwartungsvoll zog ich meine Augenbrauen nach oben, sah ihr direkt in die Augen, aber in meinem Kopf passierte eigentlich gerade etwas ganz anderes. Ich musste herausfinden, was das für eine Therapie war, von der sie da sprach, und welche Medikamente sie mit Vodka herunter spülte. RE: NELE - Nele Hensley - 29.10.2015 21:06 Sie betrachtete den fremden Mann in ihrer Wohnung immer wieder skeptisch und dann freundlich mit einem offenen Lächeln, sie trug in der Manie innere Kämpfe nämlich nicht in sich aus sondern frei von der Seele weg. Genau so handelte sie eher, als zu Faseln und reichte ihm die Hand. Ha, der würde sich noch Wundern, wenn er dachte, er habe hier einen Pakt mit einer normalen, erwachsenen Frau geschlossen. Denn wenn sie in der jetzigen Zeit eines mit Sicherheit nicht war, dann so Reif wie sie an Lebensjahren schon erreicht hatte. Mit dem Vodka – in der Hand oder an ihren Lippen - holte sie den Schlüssel vom Wohnzimmer und die Ersatzschlüssel für beide Haustüren. Eigentlich sollte sie die noch ihrer Ma hinterher schicken aber sie dachte ja nicht dran. Nele schob vor, sie war so mit der Therapie ausgelastet, es immer zu vergessen. Diese Lebensphase war eben die der Verdrängung oder aber sie konnte Lügen, ohne dabei rot zu werden. Nele drückte Adam alle in die Hand. „ Jetzt darfst du es dann auch lassen, mit mir zu Reden, als wäre ich zwölf – ich bin schon groß.“ Zwinkernd prostete sie ihm zu. „ Fühle dich wie Zuhause.“ Gegen jegliche Erwartung und wohl jede Vorstellung nickte sie dann Begeistert über seinen Vorschlag. „ Geht klar, machen wir – ich hab nichts vor. Du musst mir nur zeigen, was man irgendwie wo benutzt...“ ein kritischer Blick auf diese ganzen Utensilien, deutete drehend mit dem Zeigefinger darauf eher sie sich euphorisch im Kreis drehte. Vor Freude, etwas zu tun zu haben, machte Nele beflügelt auf dem Absatz kehrt, um sich anzuziehen. Adam würde nicht Schlau aus ihr werden aber das würde sie nicht verstehen, selbst dann nicht, wenn er sie fragen würde. Sie würde ihm aber auch nicht sofort von der Krankheit etwas sagen, denn oft genug wurde sie Verurteilt – was er da im Kühlschrank an Medikamenten finden würde, waren lediglich Beruhigungsmittel, Schlaftabletten oder Anti-Depressiver aber es würde für ihn kein zusammenhängendes Bild ergeben. Mit Shorts und Top bekleidet kam sie wieder in die Küche, band die Haare gerade zu einem Zopf und fing mit dem an, was Offensichtlich war. „ Ich bring schon etwas von dem Müll weg.“ Drei mal hüpfte sie die Treppen herunter, mal auf einem Bein oder summend oder singend, bis ihr das zu Langweilig und Anstrengend wurde. Eine neue Aufgabe musste her. War ja schon wieder was Platz hier und Nele würde nicht bei Laune gehalten, wenn man ihr nur stupide das selbe Auftragen würde. Was Adam nicht ahnte. Lieber Beschäftigte sie sich mit dem Einschalten der Musikanlage, ließ sich Zeit dabei ein paar motivierende Stücke zu suchen, die sie mit trällern konnte um sich dann wieder an das putzen zu begeben. Hatte sie fast vergessen, wenn sie ihn nicht dabei gesehen hätte, als er um die Ecke spingste, um sie zu kontrollieren. „ Ganz schön spießiger Anstands-wau-wau bist du. Du musst ein bisschen locker werden, Spaß haben, das ist angenehm und macht weniger Falten.“ Nele lachte unbedarft, diesmal ging sie auf ihn zu, ohne ihn mit bestimmten Absichten zu berühren, tanzte sie mit dem offenen Lachen und schubberte spielerisch den Rücken an ihm um ihn zu motivieren. „ Schon immer so verklemmt gewesen?“ fragte sie, nahm sich einen Lappen und begann Systemlos irgendwo an der Küchenablage. Oh, wie sie keine Ahnung hatte, wie doof sie Putzen noch finden würde! RE: NELE - Adam Hudson - 04.11.2015 12:52 Nicht dass ich sonst schlau aus Nele wurde, aber wenn sie mich mit einer Sache wirklich verwirrte, dann mit dieser plötzlichen Euphorie bezüglich des Putzens. Wenn sie so viel Spaß daran hatte, warum sah es denn dann bitte hier so aus? Warum konnte sie sich sonst nicht dazu motivieren hier Ordnung zu halten? Verdammt, ich konnte ja nicht ahnen, was noch alles auf mich zukommen würde, und als ich mich heimlich zum Kühlschrank schlich, um eilig die Etiketten der Medikamente zu studieren, half mir auch das nicht dabei Nele zu verstehen. Anti-Depressiva, okay, anscheinend hatte sie mit Depressionen zu kämpfen, aber war in Behandlung. Wozu dann allerdings die Beruhigungs- und Schlafmittel? Möglicherweise missbrauchte sie all diese Tabletten ja als Drogen, je nachdem was sie gerade benötigte, das würde mich bei ihr zumindest nicht wundern, und unwillkürlich stellte ich mir Cat wieder in ihrer Situation vor. Was, wenn meine Tochter mit verschreibungspflichtigen Medikamenten experimentieren würde? Das konnte ich nicht dulden. Genauso wenig wie Vodka am frühen Morgen. Zum Glück hatte ich gerade den Kühlschrank wieder geschlossen, als Nele in den Raum hinein getänzelt kam und ich ihr erst einmal erklären musste, was getan werden sollte. Wenigstens schien sie auf mich zu hören und sich von selber zu engagieren, aber es brauchte nicht lange, bis mir das Problem auffiel. Nele war unheimlich unorganisiert und sprunghaft. Von einer Aufgabe wechselte sie einfach zur nächsten und ließ sich viel zu leicht ablenken. Das war so unheimlich nervenzerrend, dass ich sie so wie gestern Abend erneut bestimmt von mir schob, als sie mir zu nah kam, und ihr außerdem auch noch den Lappen abnahm, mit dem sie völlig ziellos und nicht einmal gründlich über irgendwelche Ablagen wischte, die noch zur Hälfte mit schmutzigem Geschirr bedeckt waren. "Schon immer so unordentlich gewesen?", fragte ich provokativ, im selben Wortlaut, ohne ihre Frage an mich zu beantworten. Hart traf mein Blick auf ihren und schon wieder versuchte ich aus ihr schlau zu werden. Erfolglos. "Ehrlich jetzt. Wie hast du bisher überlebt? Bist du so ein krankhafter Messie, oder was? Hast du deine vorherige Wohnung komplett verdreckt und musstest deshalb in eine Neue ziehen?" Mit meinem Zeigefinger deutete ich gegen die Decke. Vermutlich würde sie es nicht verstehen können, aber ich meinte damit den nicht vorhandenen Schimmel, der mir verriet, dass Nele hier noch nicht allzu lange wohnen konnte. Diese Unordnung war jedoch nicht einmal der Hauptgrund für mein Erscheinen, viel eher lag das an ihrem mehr als fragwürdigen Job, und nachdem ich ihr eine Tüte in die Hand gedrückt hatte, in der sie teils verschimmelte Essensreste entsorgen sollte, sah ich ihr argwöhnisch von der Seite ins Gesicht. "Wie alt bist du eigentlich? Du kannst noch nicht so alt sein, oder?" Gezwungenermaßen wandte ich mich von ihr ab, um die vielen Flaschen in der Küche zu sortieren. "Machst du die Arbeit im Stripclub schon lange?" |