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MATT & MADISONS WEDDING: KILIAN # APRIL - Druckversion

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MATT & MADISONS WEDDING: KILIAN # APRIL - Admiss - 15.08.2015 12:00

Kilian und April.


RE: KILIAN # APRIL - Kilian Thomas Carter - 15.08.2015 12:47

Seit Matts Junggesellenabschied war jetzt etwa eine Woche vergangen. Eine Woche, in der ich mich mal wieder mit Selbstvorwürfen und -zweifeln quälte, und in der es mir tatsächlich schwer fiel morgens in den Spiegel zu gucken, weil ich erneut die Kontrolle über mich in einem Ausmaß verloren hatte, das ich nie wieder erleben wollte. Ich hatte fremde oder auch bekannte Personen schon weitaus schlimmer verprügelt, aber dieses eine Mal, als mir die Hand gegenüber Jeany ausgerutscht war, und das andere, bei dem ich mich vor Lahja nicht beherrschen konnte, verfolgten mich bis jetzt. Gerade April konnte ich das doch nicht antun. Nicht nach der Enttäuschung mit ihrem Ehemann. Und nach Chris. Ich hatte sie meine körperliche Überlegenheit ganz deutlich spüren lassen, so wie er, und ihr darüber hinaus all diese beleidigenden Dinge an den Kopf geworfen, die ich niemals ungeschehen machen konnte. Und obwohl ich es nach all den Jahren eigentlich besser wissen müsste, geschah wieder genau das, was immer passierte. Anstatt mich zu entschuldigen und zu versuchen die Wogen zu glätten, ließ ich April diese Wut auf mich tagelang spüren. Hoffentlich so lange, bis sie keine Gefühle mehr für mich empfand und mich einfach hassen konnte. Ich war nicht gut für sie, das hatte ich vor einer Woche eindrucksvoll bewiesen, und ich konnte nicht riskieren, dass etwas in dieser Art noch einmal geschah. Es wurde mit jedem Tag härter diese Distanz zu wahren, aber zur Sicherheit von uns beiden blieb ich stark, kämpfte mich dadurch und wartete darauf, dass es irgendwann nicht mehr so schwierig wäre sie nicht mehr in meinem Leben zu haben.
Matt sah das allerdings anders. Nachdem er erfahren hatte, was geschehen war, und mich auch deutlich spüren und hören ließ, wie unfassbar dumm ich wäre, versuchte er mich tagtäglich zu einer Entschuldigung zu drängen. Selbst wenn April jetzt nicht mehr mit mir zusammen sein konnte, wenigstens das hätte sie verdient. Aufrichtigkeit und Respekt. Gewissermaßen hatte er damit sicherlich Recht und deshalb gab ich auch resignierend nach, als er damit drohte das sonst selbst in die Hand zu nehmen und April mein Verhalten zu erklären. Sein Ultimatum war die Hochzeit von Madison und ihm, in der Hoffnung, dass ich dann mit ihr zusammen dort erscheinen konnte, aber diese durchaus optimistische Grundstimmung konnte ich nicht teilen. Es gäbe absolut keinen Anlass für April mit mir gemeinsam zu der Veranstaltung gehen, sie hasste mich und das Zurecht. Dieser Gedankengang hatte sich auch so in mir eingebrannt, dass ich mein Versprechen Matt gegenüber nicht einhalten konnte, einfach aus Angst vor Zurückweisung. Ich wollte vor April nicht schwach wirken, mich klein machen, ich wollte nicht von ihr abgewiesen werden. Davor hatte ich ebenso viel Angst wie davor, dass sie mir tatsächlich verzeihen könnte und ich sie früher oder später noch einmal meinen Aggressionen aussetzen würde. Scheiße, warum war das alles denn so verdammt hart?
So gut wie möglich versuchte ich mich einfach mit der Arbeit und mit den Vorbereitungen für die Hochzeit ablenken zu lassen. Am besagten Tag erschien ich schon mit einigen anderen Freunden von Matt und Madison früh am Strand, half dabei alles so aufzubauen, wie die beiden sich das vorstellten. Es wurde ein Bogen aufgestellt und mit Blumen dekoriert, unter dem die beiden sich trauen würden, mit Blütenblättern wurde sozusagen der Weg zum Altar gezeichnet. Wir schafften einige Bänke heran, bauten eine Musikanlage auf und eine improvisierte Bar mit einer großen Kühltruhe für die Getränke. Es gab bunte Lichter für die nächtliche Feier, ebenso wie ein großes Lagerfeuer, um das herum ich gerade einige Holzkisten und Decken verteilte, auf die man sich setzen konnte, als ich in der Bewegung inne hielt. Ein Stück von uns entfernt, den Strand herunter, hielten sich schon die ganze Zeit lang ein paar Obdachlose auf. Das störte keinen von uns, so wie ich Matt kannte würde er die Gruppe später sogar auf ein paar Flaschen Bier einladen wollen, aber eine der Personen fiel mir ins Auge. Bis gerade eben hatte ich sie nicht einmal bemerkt, vielleicht hatte ich nicht genau hingesehen oder sie war vorher nicht da gewesen, aber jetzt saß zwischen diesen Menschen eine Frau, die verdammt so aussah wie April, mit einem großen Rucksack hinter sich. Mit einem Mal schlug mein Herz schwerer in der Brust, drückte unangenehm auf meine Rippen und ich überlegte tatsächlich, ob ich nicht einfach gehen und hoffen sollte, dass sie am späten Nachmittag nicht mehr da wäre, aber verdammt- Was hatte April dort bei diesen fremden Personen zu suchen? Warum unterhielt sie sich mit ihnen, als würden sie einander kennen? Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr, zwei Stunden noch bis zur eigentlichen Trauung, ich trug schon meine schwarze Jeans und hatte in meiner Tasche ein weißes Hemd dabei, das ich gleich gegen mein verschwitztes Tank-Top tauschen würde und für mich gab es nichts mehr zutun, also presste ich meine Kiefer aufeinander und ging durch den Sand auf die Gruppe zu. April schien mich erst zu bemerken, als ich nur noch ein paar Meter entfernt war, aber in dem Moment, in dem sie mich ansah, schlug ich meinen Blick nieder. Ich war so voller Reue, dass ich ihr nicht einmal in die Augen sehen konnte. "Hey-", sprach ich heiser aus, doch statt sie anzusehen schaute ich einmal durch die Runde und stellte fest, dass April sich durchaus in die anderen Personen eingliederte. Auch ihre Haare wirkten ein wenig durcheinander geraten, ihr Gesicht war nicht geschminkt und die Sachen hinter ihr schienen tatsächlich zu ihr zu gehören. Kritisch sah ich ein paar Sekunden genau darauf, versuchte mir einen Reim darauf zu bilden, aber letztendlich wagte ich es doch ihr in die Augen zu sehen. Wenigstens für einen kurzen Moment. "Kann ich- mit dir reden? Bitte?"


RE: KILIAN # APRIL - April Clinton - 15.08.2015 15:54

April hatte ihre vier Wände nicht halten können. Sie hatte zwar von ihrer Mutter noch zwei Jobs vermittelt bekommen aber da sie auch irgendwie ihr Essen und die anderen offenen Rechnungen zahlen musste, blieb ihr nichts übrig, als sich mit dem Vermieter auf eine Ratenzahlung zu einigen wegen der offenen Mietrückstände und ihre vier Wände aufzugeben. Die Post war auf ihre Mutter umgemeldet und da hätte sie auch übernachten können aber wer Aprils Leben kannte, der wusste, sie und ihre Mutter waren nie gut miteinander klar gekommen und es fühlte sich falsch an, von Null gleich mit so einem harten Kompromiss zu starten. Es gab auch keinen Mann in ihrem Leben, den sie gerade um Hilfe oder Unterkunft hätte bitten können oder wollen – Kilian und sie redeten nicht und er lebte mit seiner Tochter zusammen. Ihr Exmann und sie hatten wegen seiner Hartnäckigkeit immer mal Kontakt aber er hatte wegen der Spielschulden auch ein Ein-Zimmer-Appartmend und außerdem wäre das nicht richtig. Nicht nachdem sie Kilian so nahe gewesen war und es gelungen schien, das scheitern ihrer Ehe zu überwinden. Nein – sie musste da irgendwie selber wieder ins Leben finden und wo sie hingehörte. Es war nur so unfassbar hart, wie schnell das gehen konnte, dass man nichts mehr hatte – doch sie sollte feststellen, sie war damit auch nicht alleine. Klar war April immer der Typ Mensch gewesen, der Obdachlosen Geld in den Becher warf oder auch mal ein Brötchen ausgegeben hatte aber sie hatte sich nie mit deren Geschichten auseinander gesetzt. Jetzt, wo sie selber in deren Mitte war, tat sie das. Abgesehen von den Hippies mit ihrem Wunsch nach Freiheit und nicht an das System gebunden zu sein, gab es hier auch Personen, die ein Leben wie sie hatten. Was dann zerbrochen war. An einer Trennung oder Scheidung, an zu hohen Arztkosten oder eben auch am Verlust des Arbeitsplatzes. April hatte ein wenig Angst, sie könnte genau wie diese Menschen hier nicht wieder raus finden, einige ertränkten den Kummer in Alkohol und Drogen. Es war klar, sie würden nie wieder ein Dach über dem Kopf haben aber sie musste daran festhalten, bei ihr würde das anders laufen. Auch wenn sie dafür bereit sein musste, sich auszuziehen. Die junge Frau sah das mittlerweile viel eher als Probe an sich selber an. Alles, was sie geliebt hatte, war jetzt nicht mehr da – von Menschen über ihren Job zu den materiellen Dingen. Wenigstens hielten die Jobs sie davon ab in Mülltonnen nach Essen suchen zu müssen und die Dusche ihrer Ma stand auch für sie bereit, wie die Waschmaschine aber sonst schlief sie genauso unter freiem Himmel oder in einem Schlafsack, musste Nachts darauf acht geben, nicht überfallen zu werden. Das was ihr am meisten fehlte war wohl ein geregelter Tagesablauf, sie konnte verstehen warum Rauschmittel so verlockend waren. Man hatte so unfassbar viel Zeit. Wenn sie ihre Schulden abgearbeitet hatte, wollte sie sehen, dass sie wenigstens ein Zimmer irgendwo mieten konnte aber das musste warten. Tagsüber schrieb sie in einem Internetcafé Bewerbungen aber nichts. Heute hatte sie sich in ihrer Verzweiflung auch ein wenig gehen lassen, saß mit den anderen Menschen am Strand und es bot ein ungewöhnliches Bild, dass April einfach so aus einer Flasche Schnaps trank. Die zwei Absagen im Briefkasten am Vormittag bei ihrer Ma und die Aussicht, Morgen auf einem Pokerabend wieder die Hüllen fallen zu lassen, diese Tatsachen ließen sie heute einfach einknicken. Denn wenn man bei Null begann, dann waren da sicherlich nicht nur schöne Tage darunter. Mit einem hatte sie nicht gerechnet, als sie am Strand angekommen war, stellte sie den Rucksack ab, die Flasche daneben in den Sand und wollte sich über ihren Tag auskotzen. Diese Menschen hier hörten gerade ihr noch gerne zu, ihre Geschichte kannten sie noch nicht und sie hatte vor allem noch nicht aufgegeben, das schien motivierend und sie bangten auch alle mit ihr. Eher sie dazu kam, wurde sie aber auf einen Mann Aufmerksam, der gerade von dem Aufbau nicht weit entfernt kam. Eine Hochzeit? Nicht wirklich? Wollte sie da jemand quälen? Sie überlegte im Kopf schon, wo sie sich später verziehen konnte, weil wie zwei Menschen sich das Ja Wort gaben war im Moment wohl das letzte, was sie sehen wollte aber dann erkannte sie endlich, wer da auf sie zukam. Verdammt! Sie war sicher nicht Stolz darauf, wie ihr Leben gerade aussah und das es in einem Rucksack hinter ihr stand und Kilian war der letzte Mensch, vor dem sie das zugeben wollte. Die Beleidigungen, die er ihr an den Kopf geworden hatte saßen fast noch tiefer als die Ohrfeige. Wegen des Lügens war die vielleicht sogar Gerechtfertigt aber was er gesagt hatte, das Wertete sie als wahr. Wie er sie wirklich sah, was für einen Menschen er in ihr sah und das sie Lahja nicht sehen dürfte, wie er sich aufgebaut hatte vor ihr – das alles kam hoch, je näher er kam und sie rieb sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Reden wollte er also? Jetzt wollte er mit ihr Reden? Sie zögerte Tatsächlich aber weil sie einfach nicht so hart sein konnte, hob sie die Schultern „ In Ordnung.“ und erhob sich, lehnte die Flasche an den Rucksack und bat die anderen ein Auge darauf zu haben. Noch war es hell und man konnte seinem Gegenüber noch Vertrauen, im dunklen war das manchmal anders. Sie war schon gewarnt worden, manche zogen sich auch Gegenseitig ab. Und das bei dem bisschen, was jeder nur hatte, furchtbar. Die beiden gingen ein paar Schritte weg, Aprils Blick hob sich immer mal wieder zu Kilian aber der schien lieber den Boden anzuvisieren. Sie strich die Haare zu einer Seite, als die beiden zum stehen kamen und verschränkte die Arme vor der Brust. Ganz untypisch für sie aber ihre Grenzen waren einfach erreicht. Das war nicht allein ihr Gegenüber Schuld, das war einfach alles und sie begann langsam einfach Abwehrend gegen die ganze Welt zu werden. Kein Wunder nach diesen Schicksalsschlägen. „ Was möchtest du denn sagen? Ich dachte, neulich wäre alles gesagt worden.“ Er hatte so eine Nutte wie sie in seinem Leben nicht gebraucht und war fertig mit ihr, was also sollte das hier? " Wenn... dich meine Nähe bei der Feier stören sollte, keine Panik, ich verschwinde gleich wieder. Ich brauche das auch nicht. Lahja komme ich auch nicht zur Nahe." Es war langsam klar, wessen Hochzeit das hier war und man konnte sich auch daran Erinnern, dass der ein oder andere auf der Feier ihren entblößten Oberkörper gesehen hatte und ja verdammt, ihr war das unangenehm. Es half doch nur nichts. Das sie das mit Lahja hinterher geschoben hatte, klang wohl am bittersten nach, in dem Zusammenhang hatte Kilian ihr sogar gedroht, dass das neulich erst der Anfang gewesen war.


RE: KILIAN # APRIL - Kilian Thomas Carter - 16.08.2015 13:35

Nach allem, was ich April gesagt oder angetan hatte, war es sicher nicht selbstverständlich, dass sie mich überhaupt noch in ihre Nähe ließ - geschweige denn mir die Möglichkeit gab mit ihr zu sprechen - und deshalb sah ich sie auch gewissermaßen erleichtert an, als sie aufstand. Aber da war noch etwas anderes. So wie sie mit den Leuten hier sprach, wie sie die Flasche Schnaps an ihren Rucksack lehnte, wie sie sich in diese Gruppe eingliederte. Das waren doch sonst nicht die Art von Personen, mit denen April ihre Zeit verbrachte, also was - verdammt nochmal - war innerhalb der vergangenen Woche geschehen? Mein großes Problem war, dass ich mich an kein einziges Wort von ihr erinnern konnte, mit dem sie versucht hatte meine Wut zu besänftigen oder ihr Verhalten zu erklären. Das war so in diesem Rausch der Aggressionen. Da konnte nichts und niemand wirklich zu mir durchdringen und deshalb wusste ich auch nicht mehr, dass sie von ihrer Wohnung gesprochen hatte. Dass sie diesen Job annehmen musste, um ihre Miete zu zahlen, weil sie sonst vor die Tür gesetzt würde. Vielleicht wäre es mir leichter gefallen diese Puzzleteile zusammen zu setzen und zu verstehen, weshalb da ihr Rucksack im Sand lag, wenn ich mich daran erinnern könnte, aber stattdessen hob ich unsicher den Blick in Aprils Augen, als wir in ein paar Metern Entfernung stehen blieben. Zwei Mal wechselte ich zwischen ihrem Gesicht und den paar obdachlosen Menschen dort im Sand, ehe ich ein wenig überfordert den Kopf schüttelte. "Was machst du hier? Mit deinem Rucksack? Woher kennst du die Leute?" Für mich war das in diesem Moment wichtiger, als meine Entschuldigung, gerade weil April noch einmal einige von den Dingen wiederholte, die ich ihr voller Wut entgegen geschrien hatte. Auch diesbezüglich war meine Erinnerung nicht die Beste, ich hatte meine Beleidigungen und Vorwürfe zwar noch bruchstückhaft im Kopf, aber Situationen wie diese waren nunmal tatsächlich wie ein Rausch. Schwammig und undurchsichtig. Gleichzeitig führte mir das noch einmal vor Augen, dass jeder meiner Sätze in Aprils Kopf noch deutlich präsent war und dass sie all diese Dinge, die ich eigentlich nicht so meinte, tatsächlich befolgen wollte. Weil sie nicht verstand, dass ich in solchen Situationen auch die Kontrolle über meine verbale Kommunikation verlor. Aber wie sollte sie auch? Sie kannte mich nicht, zumindest nicht so. "Nein, ich- wollte dich nicht verscheuchen. Das hat nichts mit der Hochzeit zu tun. Ich wollte nur- mit dir reden. Über letzte Woche." Kaum jemand konnte verstehen wie schwer es für mich war diese vier kleinen Worte der Entschuldigung über die Lippen zu bringen. Mein Herz raste, ein schwerer Druck legte sich auf meine Kehle und schon wieder wich ich ihrem Blick aus, starrte stattdessen den Strand hinab, beobachtete einige Personen, die sich dort bewegten und versuchte irgendwo dazwischen den Mut zu finden, aber erfolglos. Vorerst. "Ich glaube- es ist neulich nichts von dem gesagt worden, was ich eigentlich sagen wollte."


RE: KILIAN # APRIL - April Clinton - 16.08.2015 20:08

April sah ihn ungläubig an, als er danach fragte, woher sie diese Leute kannte und was sie hier mache. Wollte er sie einfach noch mehr erniedrigen oder worum ging es hier? Sie hatte ihm in der Nacht gesagt, dass es kurz vor knapp war, dass sie ihre Wohnung verlieren würde und sie war hier sicher nicht auf einem netten Campingausflug. Fast wünschte sie sich die Flasche Schnaps mitgenommen zu haben, zum Glück vertrug sie ohnehin nicht so viel und hatte zumindest den Mut angetrunken um Kilian nicht auszuweichen. Sie rieb sich viel eher einmal angestrengt über die Stirn und schüttelte den Kopf „ Im Gegensatz zu dir, der der Meinung war, ich würde gerne meinen Körper billig an anderen Männern reiben und ich würde das jetzt täglich machen können, weil es mir ja so viel Freude bereitet – war die Situation wirklich kurz vor knapp und es hat trotzdem nicht gereicht.“ Sie deutete auf die Menschen hinter sich um ihm dann in die Augen zu schauen, ob er das jetzt wollte oder nicht „ Das ist sozusagen mein neues Zuhause, vorerst. Das die Menschen mit denen ich das teile. Ich konnte die Mietschulden nicht begleichen.“ Sie wollte nicht mehr Details rüber bringen, nicht, wie sie sich ihre weiteren Pläne vorstellte oder wie sie ihr Geld nun auch noch verdiente. Es ging ihn schlichtweg nichts mehr an, das war jetzt ihr verdammtes, eigenes Leben und natürlich belastetet sie das. Natürlich machte sie das fertig aber das wollte sie doch vor dem Menschen nicht Haarklein raus lassen, der ihr die flache Hand ins Gesicht geschlagen hatte und die fürchterlichsten Dinge an ihren Kopf geworfen hatte. Allem voran wahrscheinlich noch, dass sie diesen Seitensprung in ihrer Ehe verdient hatte und er ihren Mann verstehen konnte. Das hatte April ganz tief in ihrer Seele getroffen. Gerade die Frau, die so viel an sich selber auszusetzen hatte und die diese scheiße mit Chris erlebt hatte. Viele Nächte hatte sie gewälzt und nach der Ursache dieser Aussage gesucht, sie konnte doch nicht ahnen, wie wenig Herr seiner Sinne er selber gewesen war. Das herum Gedruckse danach konnte sie wenig Ernst nehmen, was wollte er denn von ihr und wieso rückte er dann mit der Sprache nicht raus? Sie wusste wohl das er Probleme hatte sich auszudrücken aber April war an einem Punkt in ihrem Leben, in dem sie ihr Übermaß an Feingefühl verloren hatte und die unergründliche Geduld. Scheiße, es ging ihr verdammt schlecht und sie musste im Moment einfach auf sich aufpassen. „ Dann sag mir doch bitte einfach, was du denkst, was da gesagt hätte werden müssen. Denn was ich zu sagen hatte... wolltest du nicht hören und jetzt habe ich keine Lust mehr dich darüber in Kenntnis zu setzen. Wenn es noch mehr Beleidigungen oder Drohungen sind, dann nein -“ sie hob abwehrend die Hände leicht an „... ich würde sagen mit der Ohrfeige waren wir quitt, die habe ich sogar verdient weil ich dich so angelogen und bloßgestellt habe.“ Sie war ernsthaft der Meinung, das war gerechtfertigt aber gerade in dem Moment war sie eben nicht mehr dieser offene und verständnisvolle Mensch, noch mehr Erniedrigungen und sei es nur doch Worte war sie nicht gewachsen. Nicht nach dem heutigen Tag.


RE: KILIAN # APRIL - Kilian Thomas Carter - 17.08.2015 10:43

Meine Stirn legte sich in Falten und wie von selbst starrte ich wieder in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Auf den Rucksack, die Flasche Schnaps, die anderen Personen. Dort lebte April jetzt? Im Nichts? Langsam kam zwar die Erinnerung an besagten Abend zurück und in dem Moment, in dem sie aussprach, dass sie diesen freizügigen Job angenommen hatte, um ihre Miete zahlen zu können, merkte ich auch, dass ich das schon einmal gehört hatte. Aber dass es tatsächlich so ernst gewesen war? Dass sie kein Geld mehr hatte und ihr Vermieter sie vor die Tür setzen würde? Dass es auch niemanden gab, bei dem sie langfristig leben konnte? Das traf mich gerade umso härter, denn obwohl ich es immer noch nicht gut heißen konnte, dass sie unbedingt ihre Brüste vor meinen besten Freunden entblößen musste, war mir mittlerweile klar, dass ich mein Verhalten nicht rechtfertigen konnte. Nichts davon. Weder die Beleidigungen, noch meine rauschende Wut, meine Ignoranz oder dass ich ihr mitten ins Gesicht geschlagen hatte. Enttäuschung wäre die richtige Emotion gewesen. Ich hätte ihr auch Vorwürfe machen können, weil ich nichts davon wusste. Aber nicht das, was letztendlich aus mir heraus gekommen war. Das war der Kilian, den ich gerne so lange wie möglich vor April geheim gehalten hätte.
Von diesem Anblick ihres spärlichen Lebens, das sie jetzt nur noch mit ein paar Obdachlosen teilte, veränderte sich aber zumindest etwas in mir. Dieser Schock darüber ließ meinen Stolz und mein Ego in den Hintergrund rücken, denn so wichtig es mir eigentlich auch war vor ihr keine Schwäche zuzugeben - diese Existenz hatte ich nie für April gewollt. Und sie für sich selber sicher auch nicht. Gewissermaßen motivierte mich das dazu, dass ich ihr aufrichtig in die Augen sehen konnte und langsam den Kopf schüttelte. "Nein, keine weiteren Beleidigungen und Drohungen. Und auch die Ohrfeige hast du nicht verdient. Das-- Erinnerst du dich daran, wovon ich dir erzählt hab? Dass da etwas in mir ist, das ist nicht kontrollieren kann? Manchmal? Und dass ich- Dinge getan hab, die ich mir selber niemals verzeihen werde? Das war das, April. Ich hab- die Kontrolle über mich verloren. Und wenn das passiert, dann habe ich keinen Einfluss darauf, was ich sage oder tue. Ich kann mich nicht einmal mehr genau daran erinnern, wie ich dich beleidigt oder bedroht hab, aber- wie ich mich kenne war es nicht richtig. Und nicht einmal das, was ich wirklich denke. Wenn ich so wütend werde, dann meistens weil ich verletzt bin. Wegen irgendetwas. Und genau das versuche ich dann auch der anderen Person anzutun, in diesem Fall dir. Dann versuche ich dir auch irgendwie wehzutun. Und- diese Ohrfeige- das hätte ich nicht tun dürfen, ich weiß das. Ich hab dir- vor ein paar Monaten ganz deutlich gesagt, dass du keine Angst vor mir haben musst und dass ich dir nichts tun würde und jetzt-- April, es tut mir Leid. Wirklich. Ich wollte das nicht. Und ich wollte auch nicht- das hier." Mit meiner Hand deutete ich in Richtung der anderen Personen. "Ich wusste nicht, dass es dir wirklich nicht gut geht und dass du so kurz davor standest deine Wohnung zu verlieren. Es tut mir Leid." Meine Stimme klang regelrecht verzweifelt und obwohl ich ihr zwar aufrichtig in die Augen sah, konnte sie an meiner Körperspannung mit Sicherheit sehen, wie schwer es mir fiel ihrem Blick auch nur eine Sekunde standzuhalten.


RE: KILIAN # APRIL - April Clinton - 17.08.2015 20:07

April wusste gar nicht so richtig wie sie damit umgehen sollte und ob sie das alles hatte hören wollen, was ihr Kilian nun sagte. Diese ganze Woche waren die Gedanken an ihn eine Qual gewesen aber sie hatte sich das immer gut Reden können, indem sie seine ganzen Worte, seine ganze Wut so ernst genommen hatte – das die beiden nie wieder miteinander Reden würden und jetzt? Das war doch eh schon alles viel zu viel für sie. Ihre Hände legten sich an ihren Nacken, fuhren mit sanftem Druck darüber und sie sah Kilian an, der es nun auch schaffte, ihr in die Augen zu schauen. Das Gefühl in ihr war unangenehm, weil sie doch für den Mann hier vor sich so unverhofft viel zu viel über hatte. Weil sie sich immer Mühe gegeben hatte, ihn zu verstehen und nun Erklärte er sich auch noch von sich aus. Er entschuldigte sich und das obwohl man sah, wie verdammt schwer das für ihn war. April musste und wollte aber doch mal an sich denken und sie wollte das gar nicht so nahe an sich heran lassen, obwohl sie dafür sonst immer der Mensch gewesen war. Der so gerne alles an sich heran ließ und fühlte. „ Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll Kilian. Ich weiß nicht, was die richtigen Gefühle dafür im Moment sind – ich bin unfassbar durcheinander. Gerade da... angekommen, wo ich jetzt bin, versuche ich ganz besonders alles richtig zu machen.“ Denn wenn sie nun einen Fehler beging, könnte das ihren ganzen, neuen Start ruinieren. Den sie doch vorhatte, wenn endlich wieder ein paar Dinge in ihrem Leben geregelt waren. Sie wollte doch nicht für immer auf der Straße leben und Strippen. Ihr kam eine eigene Idee, wie sie sich davor schützen würde, einzubrechen „ Du hast angedeutet, dass du verstehst warum mein Exmann eine andere gevögelt hat und das ich dir meine Probleme wegen Chris nur vor geheuchelt habe.“ Es war so bitter, das in Worte zu fassen und man sah, sie tat sich damit nur selber weh aber gerade das war der Plan. „ Du hast auch gesagt, so eine billige Hure brauchen weder Lahja noch du in deinem Leben und wenn ich mich nicht von ihr fern halte, war das neulich erst der Anfang.“ Diese Ohrfeige, die kritisierte sie nicht erneut, denn die beiden hatten bereits herausgefunden, dass sie verschiedene Standpunkte hatten aber sie ging noch weiter mit dem, was sie wohl am übelsten in ihrer Momentanen Situation verletzt hatte „ Und das du andere Dinge im Kopf hast, als mein scheiß Ego, was ständig Aufmerksamkeit braucht. Das du dich nicht mit meinen beschissenen Problemen auseinander setzen konntest. Ich Glaube auch da liegt das Problem...“ sie deutete auf die beiden „... ich hätte mit vielem umgehen können, auch mit dem Kilian, den ich so noch nicht kennen gelernt habe. Obwohl du Recht hast, du hast gesagt du würdest mir nichts tun...“ denn es war das erste Mal, dass sie sich fragte, wie sie weiter damit umgegangen wäre? Hätte sie sich vor einer schnellen Bewegung von ihm geduckt? Damit gerechnet, sowas passierte nochmal? Aber war dieser Vertrauensbruch von ihr nicht auch zu hart gewesen? Nur diese Gedanken hatte sie gar nicht, weil das zwischen den beiden sich doch ohnehin erledigt hatte. Ein wenig verzweifelt sah sie ihn an, ebenso wie er es tat... „ Ich hätte mich damit auseinander gesetzt aber nicht... wenn da so viel Wahrheit hinter steckt. Ich bin nicht zu dir gekommen, eben weil ich wusste, dass du selber viel zu viel um die Ohren hast und weil ich Angst hatte, dass dich das wieder zu sehr Belastet. Es war nicht richtig, das vor dir zu Verheimlichen und das tut mir Leid. Nur Tatsache ist, da ist im Moment nicht genug... übrig für... eine Beziehung, wie ich mir das Vorstelle. Vielleicht muss ich da jetzt mal durch und auf meinen eigenen Beinen landen, ohne einen Mann an meiner Seite.“ Sie wich seinem Blick aus, denn auf jedenfall tat das weh. Sie war nicht so, April mochte es sich anzulehnen, sie hatte da nie ein Geheimnis draus gemacht, sich bewusst für die Ehe so jung Entschieden zu haben. Priorität musste aber doch sein, dass es auch passte – in die Lebenssituation und nicht, dass es schöner so war. Oder? Zumindest bei der April, die gerade vor Kilian stand und die nicht mehr nur auf ihr Herz hören wollte, was ihn eindeutig vermisste. „ Aber... dann ist ja gut. Wir haben uns ausgesprochen. Und für das...“ sie deutete hinter sich „... das wollte keiner aber da ist auch niemand anderes für Verantwortlich als ich selber.“ Es war so hart, stark zu bleiben, weil sie gerade heute das gar nicht war und ihr in ihrem Leben neben dem Dach doch noch so vieles, anderes fehlte... sie schob die Hände in die Taschen. Wenigstens hatte es geholfen Kilian seine Worte noch einmal hören zu lassen und sie sich selber wieder vor Augen zu führen. Das er der dritte Mann war, der ihr so unglaublich weh getan hatte und nicht nur körperlich. „ Du kannst ja Matt und Madison alles gute von mir ausrichten. Und Lahja einen lieben Gruß?“ Wenigstens das war ihr wichtig denn es war ihr Ernst, sie würde sich gleich einen anderen Ort suchen. Das hier würde ihr nur weh tun. Mehr als gut war, weil doch jetzt schon fast die Tränen in ihren Augen standen. Was ein verfluchter scheiß Tag.


RE: KILIAN # APRIL - Kilian Thomas Carter - 18.08.2015 18:58

Es war so verdammt hart diese Worte aus Aprils Mund zu hören. Wie sie noch einmal all diese Dinge wiederholte, die ich zwar gesagt, aber nie so gemeint hatte. Unangenehm zog sich mein Körper zusammen und obwohl ich es zuvor noch geschafft hatte ihrem Blick standzuhalten, starrte ich jetzt wieder auf den Sand zwischen unseren Füßen. Wie sollte ich das denn wieder gut machen? Wie sollte ich es denn wieder gerade biegen, dass ich sie so verletzt hatte? Bis vor ein paar Minuten war ich mir sicher gewesen, dass es ihr ohne mich sowieso viel besser ging, aber- das hier? Das sollte besser sein? Auf der Straße leben, schon am frühen Nachmittag Schnaps in sich hinein kippen? Und da war noch etwas anderes. Für April war das zwischen uns vorbei, das sagte sie mir ganz deutlich, aber diese Angst sie jetzt tatsächlich zu verlieren, die mobilisierte völlig versteckte Kräfte in mir. Ja, verdammt, vielleicht war es besser, wenn wir einander nicht mehr trafen. Vielleicht wurde sie dadurch nicht mehr meiner Wut ausgesetzt. Aber scheiße, all diese Logik brachte mir nichts, wenn ich tief im Inneren spürte, dass ich etwas ganz anderes von ihr wollte. Möglicherweise hatte Matt tatsächlich Recht damit, dass es jetzt an mir lag uns beide zu retten, aber ganz egal was mich letztendlich dazu motivierte, innerlich weigerte ich mich das einfach so hinzunehmen. Stattdessen ging ich zwei Schritte auf April zu und griff nach ihrer Hand, umschloss ihre Finger so fest mit meinen, dass sie sie nicht sofort zurückziehen konnte. Nicht, solange ich nicht ausgesprochen hatte, was ich ihr sagen wollte. "April, die Dinge die ich gesagt hab, die meine ich nicht so. Wirklich nicht. Nichts davon. Ich verstehe nicht, warum dein Exmann mit einer anderen Frau im Bett war, hab ich noch nie. Und werde ich auch nie. Ich bin auch nicht der Meinung, dass du mir irgendwelche deiner Probleme wegen Chris nur vorgeheuchelt hast. Ich hab das alles mit dir durchgemacht, vom Anfang bis zum Ende, und ich weiß, wie sehr du darunter leidest, immer noch. Ich- ich wollte das nie infrage stellen und ich wollte und werde dich auch nie zu etwas drängen, zu dem du noch nicht bereit bist. Ich hoffe das weißt du. Und- ich will auch nicht, dass du dich von Lahja fern hälst. Oder von mir. Du tust ihr so gut und sie mag dich, wirklich. Sie wird mit neuen Personen in ihrem Leben anfangs schwer warm, aber ich merke, wie sie dir immer mehr vertraut und ich- ich glaube sie braucht dich auch. Genauso wie ich. Ich will nicht ohne dich sein. Bitte." Noch einmal drückte ich ihre Hand mit meiner. "Ich hab tatsächlich nichts anderes mehr im Kopf, als dich und dein Ego, aber genau so will ich das auch. Ich will mich mit deinen Problemen auseinander setzen und ich will dir helfen oder gemeinsam mit dir nach einer Lösung suchen. Ich will dir ganz viel Aufmerksamkeit schenken und für dich da sein, wenn so etwas passiert wie- das mit deiner Wohnung. Und ich verstehe absolut nicht, wie diese wütende Version von mir selber nicht verstehen kann, wie gut du für mich bist. Deswegen- noch einmal, es tut mir Leid. Sieh mich an. Das sind die Dinge, die ich wirklich denke." April hatte selber schon gemerkt, dass ich mit Worten nicht gut umgehen konnte. Normalerweise schaffte ich es nicht meine Gefühle in Worte zu fassen und daran lag es vermutlich auch, dass sie mir vor einer Woche all diese Beleidigungen und Verwürfe einfach so geglaubt hatte. Weil ich nie versuchte sie von dem Gegenteil zu überzeugen. Bis jetzt. "Ich- hab wirklich Gefühle für dich. Und ich weiß, dass wir es immer langsam angehen lassen wollten, auch wegen Lahja oder deinem Ex-Mann, aber- ich will mehr. Ich will mit dir zusammen sein, so richtig. So, dass jeder davon weiß. Und dass du mit deinen Problemen zu mir kommen kannst. Das ist es, was ich wirklich denke und was ich dir eigentlich wirklich sagen will." Mir war vollkommen klar, dass ich April damit wahrscheinlich völlig überforderte, aber gleichzeitig fühlte es sich auch so an, als hätte ich gar keine Wahl, als ihr das jetzt alles zu sagen. Als wäre es zu spät, wenn ich es nicht jetzt aussprach.


RE: KILIAN # APRIL - April Clinton - 18.08.2015 21:00

April war hier und jetzt gerade an ihrer Grenze dessen, was heute noch Möglich, Ertragbar und ihr überhaupt Zumutbar war. Der Streit mit ihm letzte Woche – von jedem Wort bis hin zu der Ohrfeige, das Strippen, die Angst um ihre Wohnung und das sie diese Existenz wirklich verloren hatte, die Hilfe von ihrer Mutter, die SMS von ihrem Exmann, die Absagen von dem Job, den sie immer machen wollte und in dem sie Aufging und sich Wohl fühlte, das schlafen in einem Schlafsack mit Obdachlosen, diese vielen Existenzen von denen sie nun auch eine war und jetzt kam das. Jetzt kam dieses Geständnis aus ihm heraus, viel zu spät und auf einmal viel zu viel auf einmal. Ihre Hand in seiner, die fühlte sich gut an, das fühlte sich verdammt richtig an aber sie wollte doch nicht aus einer Emotion heraus handeln. Nicht Abhängig sein. Also schüttelte sie am Ende doch nur den Kopf. Für ihn, der so offen nie Redete und dem das so schwer viel, musste das sein, wie ein Schlag ins Gesicht aber April musste an sich denken. „ Ich kann... das nicht.“ war das einzige, was aus ihr herauskam und sie kehrte ihm viel zu schnell, fluchtartig den Rücken um sich ihren Rucksack zu schnappen und die Flasche und sich mit schnellen Schritten von hier zu entfernen. Sich nicht mal mehr umzudrehen. Deswegen sah sie auch nicht, dass Lahja in dem Augenblick hier ankam um zu schauen, ob sie noch Helfen könnte und sie ihren Vater nur in Schockstarre fand, weil die blonde Halbschwester ihrer Ma gerade davon geeilt war. Was war denn da schon wieder los? Diesmal keine Ausreden, sie nagelte Kilian darauf fest, endlich Wissen zu wollen, was da los war und Kilian redete tatsächlich! Bei dem Sturen Kopf konnte man sich ja nie sicher sein ob er nicht lieber einen Streit vom Zaun brach statt seiner Tochter zu sagen, was Phase war. Ihr stand fast der Mund offen, sie sah zu dem Fleck an dem April verschwunden war und pieckste seid Ewigkeiten ihrem Vater mal vorwurfsvoll vor die Brust. Er hatte sie geschlagen? Obwohl Lahja wusste, wie sehr er sich das mit Jeany nachtrug. Was hatte er denn ihr nicht alles gepredigt? Zum Glück wollten die beiden immer ehrlich miteinander sein und auch seine Tochter war nicht dumm und spürte, wie sehr ihn das gerade belastete und deswegen setzte sie sich nach ein paar unüberlegten Kommentaren hin, in den Sand um mit ihm zu Reden. Das er sich überlegen sollte, ob er mit der Liebe noch mal so leichtfertig umgehen sollte wie bei Jeany. Das die beiden durch seine Art doch viele schöne Momente verpasst hatten und ihr das bei Noah nun auch klar geworden war. Obwohl sie Kilian erst mal nicht sagte, dass sie trotzdem heute Abend mit Zac kommen würde, denn dann würde das die Aufmerksamkeit auf sie lenken und zu viele Fragen würden kommen. Sie sagte ihm auch, ihr sei April wichtig. Das er verdammtes Glück hatte, sie getroffen zu haben und das es ihr von seiner Geschichte her ein bisschen wie Schicksal vorgekommen war und ja, Lahja sah das als eine neue Chance für ihren Vater. Deswegen fand seine Tochter auch, es wäre ruhig mal an der Zeit, dass der Junge Kilian seine Taten wieder gut machen sollte und sich auch mal rein hängen musste. Das es mit einmal Gefühlsausbruch nicht getan wäre. Wie Vernünftig sie doch sein konnte, wenn sie denn wollte!

April schloss ihre Sachen an einem der Fächer am Strand ein, sie brauchte jetzt jemanden, der sie kannte und vor allem jemanden, der sie Verstand. Deswegen würde sie sicherlich nicht zu ihrer Mutter gehen sondern zu einer alten Freundin. Also musste es aber auch aussehen, als habe sie ein Dach über dem Kopf und es ginge nur um den Stress mit Kilian. Zum Glück hatte ihre liebste Arbeitskollegin von damals Zeit für sie, auch wenn es schmerzte zu hören, wie sehr die Patienten und alle sie vermissten, kam sie schnell zu dem Thema, für das sich alle Frauen auch so schnell Begeistern ließen. Zwischenmenschliche Beziehungen. Sie schilderte alles, was da passiert war – zumindest weitgehend an Worten, nur um den Stripperinnen Job musste sie sich herum winden. Also ging es vordergründig um den Streit und um die Emotionen. Dabei tranken die beiden Wein, ihre Zunge wurde immer lockerer und als sie irgendwann die Ohrfeige erwähnte, wurde ihr auch mal der Kopf gewaschen, dass sie das sicher nicht verdient hatte. Aber auch die Frage, was sie nun mit den ganzen Gefühlen anfangen wollte. Ob sie bereit war, Kilian und auch irgendwie Lahja als einen Teil ihrer Familie gehen zu lassen? War sie? – nein war sie nicht! Kurzerhand degradierte die Freundin sie in die Dusche, in ein Kleid, angemessen für eine Hochzeit am Strand – Sommerliche Farben die ihrer Figur schmeichelten. Machte ihr die Haare, während sie sich schminkte und Besprachen, bei immer mehr Wein, was April ihm sagen sollte. Ohje, das fühlte sich ja an wie in der High School. Die Freundin war sogar so engagiert, sie setzte April mit dem Auto wieder am Strand ab, damit sie es sich allein auf dem Weg nicht anders überlegte und nach dem letzten Glas Rotwein, war sie froh in dem Sand die Schuhe in der Hand zu halten statt darauf zu laufen. Sie stürmt aber trotzdem nicht die Hochzeit sondern setzte sich erst mal in etwas Abstand auf eine der Mauern, die den Gehweg abgrenzten und beobachtete das treiben. Beobachtete zwischen den Menschen auch Kilian, ihr Herz schlug viel schneller, wenn sie ihn sah und sie wusste auch, was das zu Bedeuten hatte aber was das für ihr ganzes Leben zu heißen hatte? Konnte sie über ihren Schatten springen, nachdem einige der Anwesenden sie oben Ohne gesehen hatten? Mit eher gesenktem Blick mogelte sie sich deswegen durch die Gesellschaft, bis sie doch auffiel und ein anerkennendes Pfeifen durch die Lippen einer der Gäste von dem Junggesellenabend kam und er rief Kilian, dein Tanzmäuschen ist da. Sie konnte ja nicht ahnen, dass alle etwa so einen Humor wie Matt hier pflegten. Wundervoll! Es machte das ganze nicht einfacher, als die Blicke der beiden sich trafen – denn sie spürte auch noch viel mehr Augenpaare auf ihrer Haut. Auch die von Matt, April schluckte und noch eher sie sich dem Mann zuwandte, wegen dem sie hier war entschuldigte sie sich bei seinem besten Freund und Gratulierte ihm. Wenigstens das ließ sich trotz des Alkohols ganz gut über die Bühne bringen. Danach ging sie aber doch zu Kilian hinüber „ Ich hätte dich nicht stehen lassen sollen – das war nur einfach – zu viel? Unsere Streitgespräche scheinen länger zu dauern...“ sie versuchte schwach zu Lächeln „... aber gibst du mir noch einen Moment oder... soll ich dich in Ruhe feiern lassen und wann anders kommen?“ sie sah sich nicht wirklich im Recht hier Anwesend zu sein. Deswegen streckte sie die Hand auch nur zaghaft nach seiner aus, um da anzuknüpfen, wo sie sich eben so los gerissen hatte. Ihr Herz klopfte so stark in der Brust und ihr Blick war starr vor Anspannung aber da lag auch so viel Emotion hinter.


RE: KILIAN # APRIL - Kilian Thomas Carter - 18.08.2015 23:31

Diese Abweisung fühlte sich tatsächlich an wie meine ganz eigene Ohrfeige. Als würde sie sich gerade für meinen Ausbruch an Gewalt revanchieren und es mir doppelt so hart zurück zahlen. Ihre Hände lösten sich von meinen, sie ging einen Schritt zurück und dann wandte sie mir den Rücken zu, lief durch den Sand davon, nahm ihren Rucksack und blickte nicht einmal zurück. Wie in Schockstarre sah ich ihr nach, bis sie zwischen den Gebäuden verschwunden war, aber selbst dann konnte ich noch immer nicht fassen, dass es wirklich vorbei sein sollte. Das war der Grund, warum ich nicht über meine Gefühle sprach. Scheiße, das machte so angreifbar und verletzlich, selten hatte ich mich schwächer gefühlt als in diesem Moment, und ganz tief in mir baute sich die Mauer bereits wieder auf, die ich normalerweise um mein Herz errichtete. Das Schlimme war, dass ich das alles mir selber zuzuschreiben hatte. Dass es noch immer so schön zwischen uns hätte sein können, wenn in mir nicht dieses aggressive Monster leben würde, das so oft gegen meinen Willen zum Vorschein kam. Für einen kurzen Moment glaubte ich zu spüren wie es sich in meinem Körper erneut regte, wie diese Selbstvorwürfe die Muskeln unter meiner Haut spannten, aber als ich mich mit schwer schlagendem Herzen abwandte, um nach irgendetwas zu suchen, das mich von dieser Verzweiflung ablenkte, sah ich direkt meiner Tochter in die Augen. Ich versuchte noch ihr auszuweichen, diese Mauer in mir schneller zu errichten, aber sie fand mich in einem schwachen Moment und irgendwann gab ich nach. Ich erinnerte mich an das Versprechen, das wir einander gegeben hatten - ehrlich zueinander zu sein -, ließ mich neben sie in den Sand sinken und erzählte ihr aufrichtig, was passiert war. Alles. Ich behandelte sie wie eine erwachsene Person und so schwer es mir auch fiel ihre Ratschläge anzunehmen, weil das nicht in das traditionelle Bild einer Vater-Tochter-Beziehung passte, nickte ich irgendwann ergeben. Scheiße, wie sehr ich mir das gewünscht hatte. Dass sogar Lahja mir endlich ihren Segen gab, dass ich mit April nicht mehr vor ihr ausweichen musste, sondern dass sie Jeanys Halbschwester als Partnerin an meiner Seite akzeptieren konnte. Es fühlte sich so schön an ein Teil dieser kleinen Familie zu sein, so richtig, und jetzt sollte ich das alles trotzdem zerstört haben? Ich versprach meiner Tochter zwar, dass ich versuchen würde meine Fehler wieder gut zu machen und April davon zu überzeugen, wie Leid mir das wirklich tat, aber im Laufe des Abends schwand meine Hoffnung immer mehr. April wollte das nicht, sie wollte mich nicht. Ich hatte es doch versucht, verdammt. Obwohl ich Matt an seinem besonderen Tag eigentlich nicht damit belasten wollte, merkte auch er natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Und als ich nachgab, ihm von meinem Nachmittag erzählte, drängte auch er mich dazu diese Beziehung nicht einfach aufzugeben, aber trotzdem. Im Gegensatz zu ihm war ich ein grundsätzlich pessimistischer und negativer Mensch. Meinem besten Freund zuliebe versuchte ich mir das zwar an diesem Abend nicht anmerken zu lassen und gleichermaßen mit Alkohol zu betäuben, aber so eine Zurückweisung ließ sich nicht einfach vergessen. Entweder erwischte ich mich immer wieder dabei wie ich in Selbstmitleid versank, oder beim Grübeln darüber, was ich tun konnte, um April doch von mir zu überzeugen. Eigentlich glaubte ich, ich könnte mir bei diesen Plänen zumindest bis zum morgigen Tag Zeit lassen, aber als ich gerade erneut am Rande der Veranstaltung stand und ziellos auf die Beine der tanzenden Personen vor mir starrte, hörte ich auf einmal meinen Namen, gefolgt von etwas, das mein Herz für einen kurzen Moment zum Aussetzen brachte. In normalen Umständen hätte mich so ein dummer Kommentar vermutlich geärgert und zu wütenden Blicken verleitet, aber diesmal löste es etwas ganz anderes in mir aus. Meine Augen suchten zwischen den Personen nach genau der Frau, die mir gerade so lauthals angekündigt würde, und als mein Blick dann tatsächlich den von April traf, spürte ich eine fast schon rauschende Euphorie. Ein gutes Gefühl im ganzen Körper. Vielleicht lag es daran, wie sie mich ansah, oder einfach daran, dass es nur eine einzige logische Erklärung für ihr Erscheinen gab. Es war nicht vorbei. Oder? Ich ließ sie keine Sekunde mehr aus den Augen, beobachtete wie sie Matt gratulierte und wie er sie grinsend an sich drückte, um mir danach einen motivierenden, triumphalen Blick zuzuwerfen, während sie auf mich zukam. Trotz ihrem absolut atemberaubenden Anblick in dem kurzen, eleganten Sommerkleid, schaffte ich es jedoch nicht sie anzulächeln, bis sie letztendlich vor mir stehen blieb und ihre Hand in meine nahm. Mein Körper war viel zu angespannt und obwohl es sich zwar nicht logisch erklären ließe, hatte ich trotzdem Angst davor, dass sie mich erneut zurückweisen würde, als sie nach einem Gespräch bat. Doch wenn dies wirklich das letzte Mal sein würde, dass ich ihr so nah war, wollte ich es zumindest so gut genießen, wie nur irgend möglich. Mit dem Daumen streichelte ich über ihre Fingerknöchel, drückte ihre Hand sanft mit meiner, den Blick durchgehend in ihre schönen Augen geheftet, und nickte dann langsam. "Ich hoffe es wird ein langer Moment", sprach ich aus, wagte doch ein schwaches Lächeln, aber entfernte mich dann mit ihr gemeinsam noch ein Stück von den anderen und der Musik, lief mit ihr ein paar Meter den Strand hinunter. "Du siehst übrigens- wirklich gut aus." Matt hätte jetzt tausend dumme Sprüche auf Lager gehabt, um die Stimmung zwischen uns ein wenig zu entspannen, aber ich blieb einfach nur vor ihr stehen und sah April wieder an, mit schwer schlagendem Herzen in meiner Brust.