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SAN FRANCISCO TIERHEIM - Noah Scott - 19.09.2016 12:28 Schon nach dem ersten Gespräch mit Bex, als sie so überstürzt das Haus hatte verlassen müssen, konnte Noah sie einfach nicht vergessen. Manchmal war das eben so, manchmal traf man Menschen, die man vorher noch nie gesehen hatte, und sie zogen einen gänzlich in ihren Bann, auch wenn Noah das nicht einmal an etwas Bestimmtem festmachen konnte. Vielleicht waren es ihre offenen, schönen Augen, vielleicht ihr aufgewecktes Lächeln oder wie sie sprach, wie sie sich bewegte. Vielleicht eine Kombination aus allem, aber als ihm am selben Abend erneut May über den Weg lief, war er noch immer so fixiert auf Bex, dass er direkt noch mehr über sie in Erfahrung brachte. Nichts Weltbewegendes, aber May erzählte ihm bereitwillig wie fürsorglich sie bei der Arbeit war und dass sie ein gutes Herz hatte, was Noah wiederum nur noch mehr in seinem ersten Eindruck bestätigte. Schon am nächsten Tag schrieb er ihr deshalb und noch zwei Tage später trafen sie sich zum ersten Mal, um gemeinsam mit zwei Hunden aus dem Tierheim spazieren zu gehen, was ihm aus mehreren Gründen so viel Spaß bereitete, dass er von nun an öfter kam. Ein großer Faktor war dabei natürlich die Freude, die die Tiere hatten, wenn sie so viel Liebe und Aufmerksamkeit bekamen, aber ebenso sehr gefiel es ihm Bex immer besser kennen zu lernen. Es funktionierte einfach von Anfang an zwischen ihnen, sie hatten sich durchgehend etwas zu sagen, nie kam unangenehme Stille auf, sie lachten miteinander, scherzten, aber konnten auch ebenso gut ernst sein. Sie teilten ihre Sorgen, gaben einander Ratschläge und bauten Vertrauen auf bei diesen regelmäßigen Spaziergängen und ja, Noah hatte auch das Gefühl, dass er über die freundschaftliche Ebene hinaus Interesse an ihr entwickelte. Vielleicht sollte er mal abends mit ihr in eine Kneipe gehen, überlegte oder. Oder zu einem Konzert. Vielleicht könnten sie mal gemeinsam einen Nachmittag im Park verbringen oder er lud sie wieder ins Haus ein, zum Kochen. Bisher waren das alles aber nur vage Ideen, denn so offen er auch zu Fremden geworden war, tat er sich trotzdem noch immer ein wenig schwer, wenn er ehrliche Gefühle entwickelte. Dummerweise war an ihm aber auch tatsächlich völlig vorbei gegangen, dass Bex bereits in einer Beziehung war und das auch schon seit Längerem, sonst hätte er sich selber vielleicht doch ein wenig zurück genommen, aber so erfuhr er es tatsächlich erst heute, als die beiden die Hunde zurückgebracht und versorgt hatten und danach gemeinsam gehen wollten. Vielleicht hatte sie es auch schonmal irgendwann erwähnt und er hatte nicht genau hingehört, er wusste es nicht recht, aber als vor dem Tierheim jemand wartete, den Noah sogar kannte, und der dann kurz darauf von Bex als ihr Freund vorgestellt wurde, traf Noah das ungewollt hart. Umso mehr, weil Joker nie einen besonders sympathischen Eindruck bei ihm hinterlassen konnte. Sie hatten einander schon in paar Mal gesehen, bevor Noah mit Lahja in das Land hinaus gezogen war, weil sie einen ähnlichen Freundeskreis teilten, aber er war nie recht mit ihm warm geworden. Noah empfand ihn als zu laut, zu eskalativ und zu arrogant. Er hörte sich selber gerne reden und schien sich nicht um andere zu kümmern. Im Gegensatz zu Bex hatte er bei Joker nie das Gefühl gehabt, dass sich dort ein gutes Herz in ihm verbarg und weil er sich auch noch allzu gut daran erinnern konnte, dass Joker damals eine Freundin von Noah mit nach Hause genommen hatte, begrüßte er ihn auch eher reserviert mit einem kurzen Nicken. Starrte er ihn etwa deswegen so an? War er damals schon mit Bex zusammen gewesen? Oder warum wirkte sein Blick schon fast drohend? "Ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast", sprach Noah gedankenlos aus und ärgerte sich schon im selben Moment darüber, weil er damit den Eindruck vermittelte, als hätte Bex es absichtlich verschwiegen. Dabei wollte er doch gar keine Auseinandersetzung provozieren und schüttelte deshalb auch schnell den Kopf, um mit einem offenen Lächeln wieder Harmonie herzustellen. Er versuchte es zumindest. "Wie lange seid ihr denn schon zusammen?" RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 20.09.2016 00:49 Jokers Blick, der Bex nun von der Seite traf – als Noah bemerkte, dass er nicht gewusst hatte, dass sie einen Freund hatte, signalisierte ihr deutlich, dass würde noch Ärger geben. Sie sah aber deswegen nicht Finster zu Noah oder probierte sich zu Rechtfertigen, sie hob einfach die Schultern und sah beide Entschuldigend an. „ Tut mir Leid, ich dachte, ich habe dir das Erzählt. Wir sind schon über ein Jahr zusammen... in dem Haus war das irgendwie nie so wichtig aber ich hätte dir das nochmal sagen können - müssen, als wir uns so getroffen haben.“ Joker zog sie damit zumindest an sich, indem er den Arm um sie legte und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe, wie eine Belohnung. Bex Unterwarf sich ihm nicht völlig aber sie wusste, wann es sich nicht lohnte, ihn zu Provozieren und wenn sie einen unvernünftigen Streit vermeiden konnte, dann tat sie das. Ihre Mutter sagte immer, gute Frauen konnten solche Dinge auch anders Lösen und sie nahm sich das zu Herzen. Männer waren eben hitziger und vor allem waren sie Eifersüchtig, zumindest war ihr das so bisher immer passiert. Deswegen konnte sie sich an die Beziehungsformen in dem Haus auch so leicht nicht gewöhnen, denn durch Jokers Eifersucht glaubte sie doch auch zu Wissen, wie sehr er sie liebte. Das Mädchen ahnte im geringsten ja nicht, was sich hinter ihm für zwei Gesichter verbargen. Denn Joker liebte Bex auf eine Art sicher unfassbar, denn sie gab ihm Sicherheit. Sie war so anders als die Frauen, die er sonst um sich herum hatte und sie war so gut. Es hatte einige Zeit gedauert, sie von sich zu Überzeugen – das ging nämlich weder mit Geschenken noch mit Druck oder Drohungen. Das hatte er bei ihr auch nicht gewollt. In seinen Augen konnte man sehen, wie Wertvoll sie für ihn war aber es gab da eben auch eine andere Seite. Als May vorbei kam und die drei fragte, ob sie nachher noch mit kommen wollten um die Häuser zu ziehen, schaute Bex fragend zu Noah und zu Joker und zu ihrem Erstaunen willigte Joker sofort ein. Das war komisch denn er hielt sich von ihren Freunden oft fern. Eventuell war ihm ja auch aufgefallen, dass er sie ein wenig Vernachlässigt hatte in der letzten Zeit und so antworteten zumindest Bex und Joker schon mal mit Ja und May zog Bex mit sich, ihre Sachen zu holen. Die beiden Mädchen brauchten nicht lange Zeit aber genug, damit Joker sich noch einmal eindringlicher Noah zudrehen konnte. “ Ich hab mir ja schon etwas Sorgen gemacht als sie mir sagte, da kommt ein Kerl mit den Hunden spazieren und so weiter und sofort... aber jetzt bin ich Beruhigt. Übrigens hoffe ich aber du mischt dich nicht in die Gelegenheiten von anderen ein.“ Damit machte er unmissverständlich klar, dass er in Noah keine Bedrohung sah – es sei denn, er würde ihr kleines Geheimnis ausplaudern, was ihn nichts anging. Noah war einer dieser stillen Typen, die nie Kämpfer waren und Bex war viel zu passiv. Joker hatte einiges getan, um sie zu erobern und dazu war der Kerl ihm gegenüber doch nicht mal in der Lage – so arrogant war Joker dann ja doch. In der Kneipe blieb Bex eher bei Joker, von sich aus und ohne das er ihr dafür hinterher laufen musste. Ihm gefiel das natürlich aber als sie davon sprach, sie müsste schon bald wieder nach Hause, wegen ihrer Großmutter, begann er dann doch einen Streit vom Zaun zu brechen, dass sie ihn nicht bei Noah erwähnt hatte. Eigentlich hatte Joker nur noch keine Lust schon mit ihr zu kommen, sie vernachlässigte ihn eh wegen ihrer Großmutter und Joker war nicht gerne die zweite Geige. Also war auch Bex Überredungsversuch erfolglos und mit eher gemischten Gefühlen wollte sie sich auf den Heimweg machen. Das Joker sich gleich noch anders seine Aufmerksamkeit suchen würde, dass konnte sie ja nicht wissen. RE: TIERHEIM - Noah Scott - 07.10.2016 13:37 Mehrere Tage hatte Noah nichts von Bex gehört und auch die regelmäßigen Hunde-Spaziergänge fielen im Moment aus, aber er versuchte das zu akzeptieren und ihr den Freiraum zu geben, den sie anscheinend gerade benötigte. Von May wurde er wenigstens immer wieder auf dem Laufenden gehalten wie es ihr ging und er wusste auch von ihr, dass Bex ihrem Freund tatsächlich noch eine Chance geben wollte. An dem Abend, nachdem er das erfahren hatte, saß er stundenlang in seinem Zimmer und tippte mehrmals eine Nachricht in sein Handy, in der er seine ehrliche Meinung dazu kundtat, aber löschte die Worte dann doch immer wieder. Oder er suchte in seinen Kontakten nach ihrer Nummer, hielt seinen Daumen oft sekundenlang über den grünen Hörer, wagte sich dann aber doch nicht sie anzurufen. Er wollte ihr so gerne sagen, dass sie zu gut war für jemanden wie Joker und dass er sie erneut enttäuschen würde, irgendwann. Er wollte nicht, dass sie jetzt mit solchen Zweifeln und einem solchen Misstrauen ihre Beziehung leben musste, aber letztendlich fand Noah nunmal immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: Es ging ihn nichts an. Es war nicht seine Entscheidung, mit wem Bex ihr Leben teilte. Und ja, verdammt, ob er wollte oder nicht, seine Meinung zu Joker war zweifellos auch von seiner Eifersucht beeinflusst und das würde auch sie wissen. Warum gab sie sich denn auch mit jemandem zufrieden, der sie nicht ernst nahm, der sie belog und hintergang, wenn sie jemanden haben könnte, der sie wirklich aufrichtig, ehrlich und offen lieben würde? Das war doch nicht richtig. Das war nicht fair. Gut zwei Wochen lang ermahnte Noah sich selber immer wieder und blieb auf Abstand, ehe er endlich eine Nachricht von Bex erhielt, in der sie ihn darum bat zum Tierheim zu kommen. Dass sie ihm die zerbrochene Schallplatte ersetzen würde stand auch darin und obwohl er ihr noch gesagt hatte, dass das nicht nötig wäre, zog sich jetzt doch ein Lächeln über seine Lippen, weil ihr offensichtlich genug an ihm lag, um es trotzdem zu tun. Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit kreuzte er also dort auf und begab sich auch auf direktem Weg zu dem Raum, in den Bex ihn bestellt hatte. Das war zwar ein wenig absurd, normalerweise trafen sie sich einfach vor dem Gebäude, aber Noah war viel zu glücklich über das Wiedersehen, als dass er so eine Kleinigkeit infrage stellen würde. Wie dumm das war, das verstand er erst, als er die Tür des besagten Raumes öffnete und sofort erschrocken stehen blieb, weil da nicht etwa Bex mit einer Schallplatte auf ihn wartete, sondern weil sie da vor ihm, auf der Kommode, gerade mit Joker schlief. Das war nicht ihr Ernst, oder? Das konnte nicht ihr Ernst sein. Hatte sie die Zeit vergessen? Hatte sie das absichtlich getan? Wollte sie Noah verletzen? So vieles ging ihm durch den Kopf, während sich unangenehm sein Magen zusammenzog, aber er konnte nichts anderes tun, als ein tonloses, kratziges "Entschuldigung" zu stammeln, sich einfach umzudrehen und die Tür ins Schloss fallen zu lassen. Wenn es eins gab, das er nicht hatte sehen wollen, das das hier und er spürte auch in seinem ganzen Körper wie sehr ihn das mitnahm. Wie traurig und wie wütend ihn das machte. RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 07.10.2016 17:23 Bex registrierte viel zu spät erst, dass sich die Tür des Raumes öffnete und das Noah hinein kam. Sie hatte gerade Mühsam ihre ganzen Unsicherheiten und Zweifel an sich zum Schweigen gebracht, natürlich hatte sie sich miserabel und unzulänglich gefühlt, wenn ihr Freund mit anderen Frauen schlafen musste. Schon vom Anfang ihrer Beziehung an. Sie wusste doch, dass er Gefühle für sie hatte aber irgendwas hatte ihm doch fehlen müssen, oder? Aus Angst vor der Antwort hatte sie nicht nachgebohrt sondern sich darauf Verlassen, er käme zu ihr, wenn ihm etwas fehlte. Wie die beiden es bei ihrem langen Gespräch besprochen hatten. So lange klammerte sie sich an die Hoffnung, es würde alles so schon wieder gut werden. Es mochte naiv sein aber Bex war schließlich verliebt. Durch ihre ganzen Gedanken hatte sie sich auch nicht bedecken können und Noah hatte den Raum schon verlassen, eher er ihr Überraschtes und zugleich Entschuldigendes Gesicht sah. Verdammt. Das hatte er doch nicht verdient. Als sie Joker von sich schob, brauchte es nicht lange, bis sie darin las, er hatte Gewusst was passieren würde. Aber wie? Während sie sich eilig anzog, klärte er sie auf, obwohl sie nur mit einem Ohr folgte. Er hatte Noah von ihrem Handy herbestellt? Angespannt und mit Wut sah sie ihn an, bis er die Schallplatte erwähnte. Er hatte es also gut gemeint? Bex fasste aber gar keinen weiteren Gedanken. Noah hatte ohnehin schon einen großen Vorsprung und sie rannte so schnell es ging hinter ihm her, Jokers triumphales Grinsen sah sie nicht mehr. Er hatte sich das genau so vorgestellt, das lief genau nach seinem Plan. Der Ausdruck auf dem Gesicht von Noah war unbezahlbar – schade nur, dass seine Freundin den blöden Penner nicht einfach gehen ließ und seufzend schlenderte er mit der Tasche und der Schallplatte hinter den beiden her. Sollte Bex das erst klären, ihm war nicht nach falschen Entschuldigungen. Er sah in weiter Entfernung, wie Bex Noah an der Schulter zurück hielt und beobachtete erst Stumm, was da passierte. „ Es tut mir so Leid, ich wusste nicht, dass du kommst...“ sprach sie Atemlos aus, als sie Noah zum stehen hatte bewegen können und sich auf dem Oberschenkel abstützte. „...Joker hat gesagt, er hat dir... geschrieben von meinem Handy und die Schallplatte besorgt, als Friedensangebot, als Überraschung für uns beide und du hättest auf ihn nicht reagiert aber er hat die Zeit vergessen. Es tut mir... wirklich Leid. Ich... ich... hätte mich früher bei dir melden sollen aber ich hatte... Angst das es doch komisch wird, weil ich mich mit Joker wieder vertragen habe. Noah ich bin für diese offenen... Beziehungen nicht gemacht, das... ich kann das nicht Ernst nehmen aber... ich Glaube das du mich gerne magst. Ich wusste nur nicht, wie ich es dir sagen soll – aber alles wäre besser gewesen als Atem- und Kopflos jetzt...“ Wurde ihr klar, als sie viel mehr los geworden war, als sie beabsichtigte oder die Situation passte. Noah musste aber doch auch Begreifen, die beiden, das hätte mit oder ohne Joker nicht gepasst. " Aber ich hab dich echt lieb und du bist mir wirklich wichtig. Glaubst du mir das?" RE: TIERHEIM - Noah Scott - 08.10.2016 12:42 Für ein paar wenige Sekunden blieb Noah erschrocken vor der Tür stehen, zog sich die Finger durch die Haare, schüttelte den Kopf, aber dann wurde der unangenehme Druck in seiner Brust und der Kloß in seinem Hals zu schmerzhaft, als dass er es noch länger an diesem Ort aushalten konnte. Er hatte Bex doch gesagt, dass er sie mochte. Mehr als eine Freundin. Sie wusste es und trotzdem tat sie ihm das hier an? Warum? Woher kam das auf einmal? Hatte sie sich gemeinsam mit Joker gegen ihn verschworen oder was sollte das? Er hatte so viele Fragen in seinem Kopf, so viele Dinge, die er nicht verstand, aber trotzdem konnte er nichts anderes tun, als sich eiligen Schrittes von dem Gebäude zu entfernen, weil er viel zu viel Angst vor den Antworten hatte. Wie dumm er war. Am allermeisten ärgerte er sich über sich selber, darüber dass er Bex vertraut hatte, dass er sich schon wieder in jemanden verlieben musste, die kein Interesse an ihm hatte, und darüber, dass er es wirklich zuließ dieses eklige Gefühl der Eifersucht wieder zu spüren. Eigentlich hatte er das aus seinem Leben verbannt, eigentlich war das doch ein wichtiger Teil dieser offenen Liebe, die er zelebrierte: Dass jeder die Freiheit hatte zu tun, was sich richtig anfühlte. Und eigentlich, eigentlich war das auch so, aber auch schon bei Lahja hatte es da eine Ausnahme gegeben, gegen die er sich nicht wehren konnte: Er hasste es, wenn jemand, den er mochte, sich in destruktive Hände begab. Bei Lahja waren es die schnelllebigen Affären auf der Tour - Männer, die sie gar nicht richtig wertschätzten und respektierten - und bei Bex war es eben Joker. Allein die Vorstellung machte ihn wütend und er verzweifelte daran, dass er nichts dagegen tun konnte wie sich auch jetzt seine Kehle zu schnürte, als er plötzlich eine Hand an seiner Schulter spürte und zum Stehenbleiben gezwungen wurde. Vorher war er so in seinen eigenen Gedanken gewesen, dass er Bex gar nicht bemerkt hatte, doch als er sie jetzt direkt vor sich sah, wich er automatisch einen Schritt zurück, mit angespanntem, erbostem Gesicht und fest aufeinander gepressten Kiefern. Eigentlich glaubte er es gäbe nichts, was er ihr im Moment sagen wollte, eigentlich wollte er nur schnell weg, aber als sie atemlos aussprach, dass sie nichts von dem Treffen gewusst hatte, stockte er auf einmal. Hatte sie nicht? Joker hatte das in die Wege geleitet? Noahs Blick glitt kurz an Bex vorbei, auf ihren Freund, der mit deutlichem Abstand langsam folgte, mit der Schallplatte in der Hand, aber er glaubte in seinem Gesicht deutlich zu erkennen, dass das alles hier genau nach seinem Plan gelaufen war. Er hatte das genau so inszeniert, doch anstatt das Bex das auch erkannte, nahm sie ihren Freund auch noch in Schutz. Sie verteidigte eine Beziehung, die auf Lügen und Misstrauen errichtet war, und kritisierte im selben Atemzug die Art von Liebe, die Noah lebte? Bitte was? "Du kannst das nicht Ernst nehmen? Was willst du mir damit sagen, Bex? Willst du mir damit sagen, dass meine Gefühle weniger wert sind - oder weniger echt sind - weil ich sie nicht mehr nur gezwungenermaßen auf eine Person zentriere? Ist es das? Willst du mir gerade wirklich sagen, dass das, was Joker dir geben kann, ehrlicher ist, als das, was ich dir geben könnte?" Fassungslos starrte er in ihr schönes Gesicht, schüttelte noch einmal schwach den Kopf und wich automatisch einen weiteren Schritt zurück. "Es geht mich nichts an, was du tust und mit wem du zusammen bist, ich weiß. Ich sollte mich da nicht einmischen. Und ich weiß auch, dass das hier- kein Wettkampf zwischen mir und ihm ist. Wir sind nicht automatisch zusammen, wenn du dich von Joker trennst, aber- Scheiße, Bex, ist es dein Ernst, dass du mich und meine Gefühle infrage stellst, aber gleichzeitig mit offenen Armen zu jemandem wie ihm zurück rennst? Du kannst ihm doch nicht wirklich glauben, dass er gerade einfach die Zeit vergessen hat, oder?" Das war so absurd, dass Noah erneut hilfslos den Kopf schütteln musste. "Die Überraschung ist ihm gelungen. Herzlichen Glückwunsch." RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 08.10.2016 23:05 Durch die langen Gespräche zwischen den beiden und auch weil sie Noah in den letzten Wochen kennen lernen durfte, sein Wesen und seinen Charakter, erschrak sie richtig, als sie in seinem Gesicht sah, wie Wütend er war. Bex wusste, dass er diese Emotion selten hatte und das es einiges brauchte, diesen gutmütigen Menschen in diese Verfassung zu bringen. Sie fiel ein wenig in sich zusammen, entschuldigend und mit hängenden Schultern blickte sie in Noahs hübsches Gesicht und kam sich dabei noch viel kleiner vor, als er und sie fühlte sich miserabel. Das hatte sie nicht gewollt und sie hätte sich selbst Ohrfeigen können, so falsche Worte zu wählen, ihm zu sagen, wovor sie sich nun schon eine Weile gedrückt hatte. Das kam davon, wenn man die Dinge nicht Vernünftig klärte, eigentlich war das nicht ihre Art. Bex war nur so Unsicher was Gefühle anging und gerade war ihr Leben auch alles andere als einfach, jetzt hatte sie mit den Konsequenzen zu Leben. Zumindest wusste er, dass sie das nicht gewollt hatte, ihn Verletzen oder ihm den Anblick zumuten, wie sie mit Joker schlief. „ Ernst nehmen war nicht richtig Ausgedrückt, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht wütend machen oder enttäuschen oder kränken, das hast du nicht verdient. Ich weiß, dass deine Gefühle echt sind und sie sind – vor allem für mich – auch nicht weniger Wert. Ich hab dich nicht Belogen, wie gern ich dich mag und wie Dankbar ich für deine Hilfe bin. Du sagst es aber doch selber, du hast nicht nur gezwungenermaßen Gefühle für einen Menschen. Du hast mir nach dem Kuss auch gesagt, dass dir vielleicht einfach nur jemand gefehlt hat... ich dachte,... dachte das ich nur etwas abwarten muss, bis du eben jemand anderes kennen lernst? Ich weiß doch auch nicht...“ Sie hätte sich eventuell um Kopf und Kragen geredet oder aber die richtigen Worte gefunden aber Noah holte zum Gegenschlag aus, Obwohl sie deeskalierend wirken wollte, beleidigte er gerade ihre Beziehung? Ihr Verhalten? Das sie mit offenen Armen zu jemandem rannte, der sie doch nur Verarschen würde? Wollte er ihr damit sagen, sie wäre dumm und naiv zu Glauben, Joker könnte vielleicht doch für sie Treu sein? Nun war es Bex, die ihn Verletzt darüber ansah, was da aus seinem Mund gekommen war. Eigentlich hatte sie seine Hand ergreifen wollen, weil er sich so von ihr entfernte, sogar zwei Schritte vor ihr zurück gewichen war aber nun verschränkte sie ihre Arme schützend vor sich. Joker war nicht dumm, er hatte Bex nie das Gefühl gegeben, boshaft oder manipulativ zu sein. So wie bei Noah benahm er sich bei ihr bei weitem nicht, im Gegenteil. Deswegen kam sie sich auch nicht so vor, als wäre sie mit jemandem zusammen, der sie schlecht behandelte und das mit dem Fremdgehen – in wie vielen anderen Beziehungen passierte das nicht auch? Joker gab sich bei Bex eher verletzlich wegen seiner Vergangenheit und sicherte sich damit ihre Rückendeckung und ihre Gefühle. So auch jetzt. „ Du glaubst wirklich er hat das mit Absicht gemacht? Wir haben unheimlich lange darüber geredet, dass es für ihn okay sein muss, wenn ich mich mit dir treffen möchte – auch wenn du mich geküsst hast. Das ist zwar schief gelaufen, mir tut es auch ehrlich Leid aber er bemüht sich wenigstens, auf dich zuzugehen und seine Eifersucht abzustellen... und das hier ist nicht fair.“ Sie wusste gar nicht was sie nun tun sollte, zu Joker gehen? Warten bis Noah das weite suchte? Unsicher verweilte sie aber in ihrer jetzigen Position. RE: TIERHEIM - Noah Scott - 09.10.2016 14:24 Bex versuchte zwar ihre Worte wider zu revidieren und in die richtige Richtung zu lenken, aber Noah war zu dem Zeitpunkt schon viel zu verletzt, als dass er ihre Entschuldigung einfach hätte annehmen können. Dabei wusste er doch eigentlich, dass er genauso selber daran Schuld war wie sie seine Gefühle wahrnahm. Er hatte ihr nach dem Kuss doch noch gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen sollte, dass alles in Ordnung wäre und dass er sich wohlmöglich nur nach irgendjemandem sehnte, obwohl es doch eigentlich viel mehr war, als das. Er wollte nicht nur irgendjemanden, er wollte Bex. Er hatte Gefühle für sie, für ihr gutes, reines Herz und für ihre unschuldige, liebevolle Art. Er mochte ihr Lachen, er mochte die vielen, ehrlichen Gespräche, die sie beide schon geführt hatten, und er mochte es in ihrer Nähe zu sein, das ließ sich nicht einfach durch eine andere Frau ersetzen. Ja, früher oder später würde er wohlmöglich darüber hinweg kommen, er würde sich neu verlieben, aber jetzt gerade- jetzt gerade gab es da nur sie in seinem Kopf und es war verdammt nochmal verletzend, dass die Vorstellung für Bex so weit weg lag. Selbst, wenn es Joker nicht gäbe. Es war verletzend zu merken, dass sie die Charaktere und Vorstellungen der beiden für zu verschieden hielt und dass sie eigentlich nur darauf wartete, dass Noahs Gefühle sich endlich auf eine andere Frau zentrierten, aber anstatt darauf zu reagieren, presste er nur seine Kiefer zusammen und wandte den Blick von ihr ab. Was sollte er ihr denn auch sagen? Sollte er ihr das Leben noch schwerer machen, indem er diesmal ganz offen und ehrlich damit umging, was er für sie empfand? Und was dann? Würde sie sich dann vier Wochen nicht melden, anstatt zwei? Würde sie sich dann vielleicht gar nicht mehr melden? Würde eine Freundschaft für sie dann noch funktionieren? Das alles nahm Noah so sehr mit, dass auch er die Arme vor der Brust verschränkte und Bex erst wieder ansah, als sich das Blatt auf einmal wendete und ihre Stimme plötzlich verletzt klang. Zu Recht. Und trotzdem gelang es ihm nicht die Anspannung fallen zu lassen und einen Schritt auf sie zu zu gehen. "Du hast ihm gesagt, dass ich dich geküsst hab?" Noahs Stirn legte sich in Falten, ehe auf einmal ein kurzes, kaltes Lachen seine Lippen verließ, weil plötzlich alles Sinn ergab. Na klar. Deshalb war es Joker so wichtig gewesen, dass Noah die beiden beim Sex erwischte. "Hast du ihm auch gesagt, dass ich dich mag? Dass ich- Gefühle für dich hab? Weiß er das?" Erneut glitt sein Blick kurz an Bex vorbei, auf ihren Freund, der in ein wenig Entfernung stehen geblieben war, um vermutlich den Anschein zu erwecken, als gestatte er Bex ihre Privatsphäre. Scheiß Arschloch. "Wenn ja, dann bitte. Da hast du deine Antwort. Er wollte sich dafür rächen, was ich dir gesagt hab, und er wusste, dass mich das hier treffen würde. Falls du ihm glauben willst, dann tu das, aber meiner Meinung nach sind das ein paar viele Zufälle auf einmal, Bex. Und das solltest du eigentlich auch sehen." Angespannt drehte er sich von ihr weg und rieb sich einmal mit festem Druck über das Gesicht. "Sag ihm er kann sich die Schallplatte sonst wohin stecken, ich brauch seine Heuchelei nicht." RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 24.02.2017 23:46 Noch immer hatte Bex absolut keine Ahnung, was mit Noah passiert war. Wo dieser absolut Emphatische und Aufmerksame junge Mann hin war, den sie vor gar nicht allzu langer Zeit kennen gelernt hatte. Etwas Schüchtern, etwas Sensibel aber Herzensgut. Hatte sie das zu Verantworten? Mit ihrem Reden darüber, wie sie es kannte – und sich auch irgendwie wünschte – von jemandem erobert zu werden? Hatte sie denn wirklich das gemeint? War Joker am Anfang genau so zu ihr gewesen? Das war so schlecht miteinander zu Vergleichen, die beiden waren doch so verschieden und vielleicht hätte sie ihm sagen müssen, dass es keinen Plan gab, nach dem das ablief. Das Bex sich auch Wohl fühlte in diesem Tempo, in seiner Art und Weise. Das sie vielleicht einfach noch einmal aus seinem Mund, mit seinen wundervoll gewählten Worten hören wollte, was sie ihm Bedeutete. Was er sich von ihr erhoffte. Auch um ihre Ängste endlich los zu werden, wegen Lahja und diesem Besuch. Noah aber zu erleben, wie er sie irgendwie schon fast Reduzierte, spannte die Situation zwischen den beiden an. Das stimmte sie Traurig. Der Zusammenhang mit Lahja war auch noch so Naheliegend. Die beiden hatten sich herrlich gegenseitig Steine in den Weg gelegt, indem sie nicht miteinander über das wirklich wichtige Redeten aber trotzdem irgendetwas beabsichtigten. Sehnte er sich gerade danach? Körperlich? Was war sie denn dann? Je weiter sie auf´s Dach stiegen und je enger Noah die Situation inszenierte, desto Unruhiger wurde Bex im inneren. Desto schneller Schlug ihr Herz und auch wenn sie Schüchtern war. Wenn sie Höflich war. Was dem Folgen sollte, konnte sie nicht ertragen und das konnte sie auch nicht erwidern. Ein Teil in ihr wollte das so gerne und ein anderer, der erinnerte sich Plötzlich an dieses grobe festhalten von Joker. An die ungewollten Küsse, am Ende der Beziehung und wie sie das doch mitnahm. Nachhaltig. Sie war sich nicht recht Sicher, ob er ihr Zögern zur Kenntnis nahm – was er danach aber deutlich spürte, weil er nicht nachgab. Weil er dem zu wenig Beachtung schenkte, um sein Ziel zu Verfolgen. Das war das zurück ziehen ihres Kopfes und wie sie ihre Hände nach oben hielt. Ein klares „ Stopp jetzt...“ Sprach sie dazu noch aus. Sie musste vorsichtig sein, das Gleichgewicht nicht zu verlieren, so schnell wie sie aufstand. „... keine Ahnung was das hier soll. Keine Ahnung, was du damit erreichen willst aber... vielleicht solltest du noch etwas Zeit mit Lahja verbringen. Zu zweit. Das hier, dass kann und das bin ich nicht.“ Er würde gar nicht verstehen was sie meinte, dass sah man in seinem Gesicht. Bex war das gerade aber egal. Sie wollte sich nur davor in Sicherheit bringen, erneut Verletzt zu werden. Sie gab ihm gar nicht die Chance auf ihre Fragen zu antworten sondern flüchtete sich in das Zimmer von May, was sie – zum Glück – nicht abgesagt hatte. Der Alkohol brachte sie dazu, zu allem Überfluss auch noch zu weinen. Das war ihr so unangenehm, am nächsten Tag verabschiedete sie sich mit einem Zettel nach Hause, zu ihren Eltern und ab dem Augenblick hielt sie sich von diesem Haus fern. Von diesem Lebensstil. Von allem, was einfach nichts für sie war. May, die mal wieder beide Seiten zu hören bekam und dieses Anstellen der beiden ohnehin verteufelte, konnte noch so oft Versuchen, schonend das Thema Noah anzuschneiden, Bex machte einfach dicht. Gerade wie sie sich vor solchen Dingen schützte, hatte sie durch Joker gelernt, der sehr extrem – nach Beziehungsende – versucht hatte, Kontakt aufzunehmen. Mit den rabiaten Methoden von May hatte sie aber auch nicht gerechnet, dass ließ ihr ewiger Anstand nicht zu. Als sie an dem Nachmittag in einem der Zwinger noch das Futter auffüllen sollte, dachte sie sich genau so wenig dabei, wie Noah, der dachte, sein liebster Hund zum Spazieren gehen würde in einigen Tagen an eine neue Familie vermittelt werden. Einzig und allein ein kleiner Stich durchzog sie bei dem Gedanken, wie viel Zeit Noah und sie mit dem Hund verbracht hatten. Wie viele Nachmittage sie gemeinsam durch die Gegend gestreunt waren und sie darüber alles vergessen hatte. Als die Tür des Geheges hinter ihr ins Schloss fiel, das Schloss klackerte, sah sie jedoch May ins Gesicht – mit diesem Triumphalen Grinsen auf ihren Lippen. „ So ich habe genug mit euch, ihr kommt hier raus, wenn ihr endlich mal geredet habt – das ist ja die zähste Romanze, die ich je gesehen habe...“ Romanze? Was für eine Romanze? War nicht alles gesagt? Mit wem – der restliche Gedankengang blieb hängen, als Bex sich herum drehte und Noah in das hübsche Gesicht schaute. Der genauso verblüfft dastand wie sie selbst. „May... das ist doch kindisch...“ Da war die Freundin der beiden schon weg und auch der Versuch, den Zwinger zu öffnen, blieb Ergebnislos. Eigentlich hatte sie das gewusst und vielleicht wollte sie nur etwas Zeit schinden, sich erneut herum zu drehen und sich erneut dem Jungen konfrontiert zu sehen, vor dem sie sich schützte. Jetzt gerade, jetzt hatte Noah aber nichts mehr bedrohliches an sich. Nichts forsches. Nichts forderndes und das durchbrach vielleicht endlich, was schon viel eher hätte raus gesollt. „ Was war denn nur los mit dir? Ich habe mich so gefreut, einen schönen Abend mit dir zu verbringen und... der Titel war so egal. Date oder kein Date. Du hattest mir gefehlt – und dann bist du auf einmal so, wie Joker? Der konnte mich auch Küssen, nachdem er einen abend vorher jemand anderes geküsst hat. Noah, das will ich nicht.“ Ging das schon zu weit? Betreten sah sie auf den Boden. „ Ich will mich nicht wieder verletzen lassen und ich will mich auch nicht wieder hinters Licht führen lassen, wer jemand wirklich ist.“ Tief und Unsicher schob sie die Hände in die Taschen ihrer Jacke, war das denn so abwegig? RE: TIERHEIM - Noah Scott - 26.02.2017 12:13 Bei den Vorstellungen, die Noah sich im Vorfeld über diesen Abend im Kopf ausgemalt hatte, da gab es durchaus auch welche, in denen Bex so reagierte wie sie es jetzt tat, mit Ablehnung und Zurückweisung. Mehrere schlaflose Nächte hatte er deswegen schon durchlebt und genau darum doch auch Lahjas Ratschläge gesucht, aber Noah war generell ein so unsicherer, von Selbstzweifeln geplagter Mensch, das konnte er gar nicht abstellen. Es sei denn er verschaffte sich Hilfe dabei, wie heute, in Form von chemischen Drogen, einem externen Mittel im Körper, das all die Negativität in ihm zum Schweigen brachte. Heute Abend hatte er keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass Bex ihn wohlmöglich nicht leiden könnte und die Option, dass sie ihn nicht so mochte wie er sie mochte, die existierte in ihm gerade auch nicht mehr, aber dieses Selbstbewusstsein, an dem es ihm sonst fehlte, das schien sich nicht gerade zu seinen Gunsten auszuwirken. Im Gegenteil. Völlig perplex starrte er die junge Frau an, als sie sich auf einmal erschrocken von ihm zurück zog, eilig aufstand und ihn mit Worten zurückwies, die er noch gar nicht recht verstehen konnte. Noah hatte doch alles genauso getan wie geplant, verdammt. Er hatte alle Hilfestellungen von Lahja befolgt, er war eindeutig und ganz offensichtlich aus diesem freundschaftlichen Verhalten hinaus gekommen, er hatte ihr gezeigt, dass da mehr in ihm war, als das, und versucht sie zu erobern. Und bis gerade eben, bis gerade war doch auch alles gut gelaufen, oder? Das Konzert war schön gewesen, die beiden hatten viel miteinander geredet, miteinander gelacht, und trotzdem? Trotzdem flüchtete sie jetzt vor ihm, kletterte die Treppe hinab und ließ ihn alleine mit der Flasche Wein hier sitzen? Schon lange hatte Noah sich nicht mehr so gedemütigt gefühlt und obwohl die Droge den Schmerz in dem Moment noch ein wenig auf Abstand halten konnte, traf er ihn etwas später, als er schlaflos im Bett lag, umso grausamer. Mit dem Nachlassen des Rausches kamen auch alle Unsicherheiten wieder in ihn zurück, die Minderwertigkeitsgefühle waren wieder da, noch penetranter als zuvor, und auch die Trauer darüber, dass er es sich mit Bex jetzt endgültig verdorben hatte. Hätte er die Drogen vielleicht nicht nehmen sollen? Wäre das Date dann besser verlaufen? An welchem Punkt war denn die Stimmung gekippt und warum hatte er es nicht eher bemerkt? Er war doch sonst so sensibel dafür. Und was genau war überhaupt vorgefallen? Bex hatte das doch so gewollt, oder? Sie hatte sich doch mehr Engagement von ihm erhofft, richtig? Selbstverständlich suchte Noah die Schuld wieder nur in sich, verschwendete Stunden mit Selbstzweifeln, aber er brachte es auch nicht übers Herz sich noch einmal bei ihr zu melden, das Gespräch zu ihr zu suchen und zu erfragen, was er falsch gemacht hatte. Und was sie mit ihren Worten meinte. Er sollte noch mehr Zeit mit Lahja verbringen? Zu zweit? Warum das denn? Und was genau konnte sie denn nicht? Wer war sie nicht? Ein Mädchen, das auch Gefühle für Noah hatte? War es so simpel? Die Scham war jedoch zu groß, um diesen Antworten nachzugehen, die Demütigung saß zu tief und deshalb weigerte er sich auch noch immer vehement, als May versuchte ihn zu einem weiteren Gespräch zu motivieren. Natürlich hatte er ein wenig mit ihr über den Abend geredet, sie kannte Bex schließlich gut, aber als sie subtil versuchte Noah darauf zu verweisen, dass Bex eventuell eifersüchtig auf Lahja sein könnte, empfand er das als so absurd, dass er nur den Kopf schüttelte. Schwachsinn. Völlig ausgeschlossen. Einerseits gab es da keinen Grund für und andererseits hätte Bex ihn doch auch nicht so strikt abgewiesen, wenn sie auch nur ansatzweise etwas für ihn empfinden würde. Nein. Niemals. Womit Noah jedoch nicht rechnete, war, dass May durchaus penetrant sein konnte, wenn sie etwas für richtig erachtete, und so kam er auch leichtgläubig ein paar Tage später im Tierheim vorbei - an einem Nachmittag, an dem Bex angeblich nicht arbeitete - um sich von seinem Lieblingshund zu verabschieden. Bei den Spaziergängen hatte er den älteren Mischlings-Rüden unheimlich ins Herz geschlossen, so sehr, dass er sogar selber schon überlegt hatte ihn einfach zu sich zu nehmen, aber nein. Er pendelte zu viel hin und her und ein Hund brachte eine so große Verantwortung mit sich, er konnte sich doch nicht für mehrere Jahre an ein anderes Lebewesen binden und dennoch wurde ihm das Herz jetzt ganz schwer, als May ihn vor dem Tierheim abfing und direkt mit ihm gemeinsam zum Zwinger des Rüden lief. Zu spät merkte Noah jedoch, dass sich außer ihnen beiden noch jemand hier befand, jemand, dem er absolut nicht in die Arme laufen wollte. Mit einem dumpfen Geräusch fiel das Gitter ins Schloss, erschrocken wandte er sich herum, aber noch ehe er so recht verstehen konnte, was das hier sollte, warum Bex doch hier war und weshalb May sie jetzt in diesem kleinen Raum einsperrte, war die Freundin der beiden schon wieder verschwunden. Scheiße. "May!", versuchte er noch einmal zu rufen, sogar ein bisschen mahnend - Romanze, ja klar, das hier war alles andere als eine Romanze - doch er blieb erfolglos. Niemand holte ihn hier wieder raus, aus dieser Situation, in der er sich auf einmal wieder so gedemütigt fühlte wie dort auf dem Dach, und auch ein kurzes Rütteln am Gitter brachte absolut gar nichts. Verdammte Scheiße. Hilflos und unsicher verschränkte Noah die Arme vor der Brust, zog die Schultern hoch und versuchte dem Blick von Bex auszuweichen, selbst dann noch, als sie tatsächlich das Wort ergriff und ihn mit Fragen konfrontierte. Doch obwohl er danach noch mehrere zehrend lange Sekunden Stille vergehen ließ, blieb ihm irgendwann nichts anderes übrig, als langsam, ratlos den Kopf zu schütteln, es gab schließlich keine Möglichkeit vor ihr zu fliehen oder vor diesem Gespräch. Und einfach schweigend in der Ecke zu stehen, das war auch keine Option, die er für mehrere Stunden durchziehen könnte. "Ich- versteh überhaupt nicht, was du eigentlich von mir willst, Bex." Kurz hob er den Blick, um ihr in die Augen zu sehen, aber das war dann doch zu schmerzhaft. Er hatte verdammt nochmal alles gegeben, er hatte ihr gesagt, dass er Gefühle für sie hatte, und versucht sie zu küssen und war von ihr immer nur abgewiesen worden. Das tat verdammt nochmal weh, auch jetzt noch. "Erst sagst du mir, dass ich für dich einfach nur ein Freund bin, mehr nicht, dann lässt du dich aber doch auf das Date ein. Und sogar auf ein Zweites. Ich meine, wenn du mir nach dem ersten Abend einfach gesagt hättest, dass da nichts ist und dass ich es nicht nochmal versuchen soll, dann- okay. In Ordnung. Aber nein, du hast wortwörtlich gesagt, dass du noch einmal mit mir ausgehen willst. Obwohl ich beim ersten Mal einiges falsch gemacht hab, ich denke das wissen wir beide." Verkrampft löste er die Arme aus der Verschränkung, um sich mit einer Hand angespannt über die Brust zu reiben, dann über den Hals, während er die andere in der Hosentasche versenkte. "Beim nächsten Mal wollte ich es halt besser machen. Ich hab über alles nochmal nachgedacht, was du gesagt hast, wie du dir eine Beziehung vorstellst und wie du dir ein Date vorstellst, aber- auch das ist anscheinend nicht richtig gewesen. Ich hab sogar Lahja um Hilfe gebeten, hab sie gefragt was ich tun soll - und glaub mir, es war nicht besonders angenehm mir von meiner Ex-Freundin Beziehungs- oder Dating-Tips geben zu lassen - aber- keine Ahnung. Ich weiß einfach nicht, was ich falsch mache oder was ich besser machen kann oder was du von mir willst oder ob du überhaupt irgendetwas von mir willst oder- ich weiß nicht. Vielleicht hättest du einfach nie mit mir auf dieses erste Date gehen sollen. Vielleicht hättest du mir einfach von Anfang an sagen sollen, dass das eine doofe Idee ist und dass du mich einfach nicht magst. Zumindest nicht so." Mit einem weiteren Kopfschütteln senkte er seinen Blick nur noch mehr und starrte angespannt, aber auch sichtlich unsicher auf den Boden. "Und ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, was du mir grad sagen willst. Ich wüsste nicht, dass ich am Abend vorher irgendjemand anderen geküsst hab und wenn hier jemand verletzt wird, dann bist das ganz sicher nicht du, Bex." RE: TIERHEIM - Rebekka Smirnow - 27.02.2017 00:16 Zu beginn seines Dialoges hatte Noah die junge Frau auf seiner Seite. Ihr tat es Leid, was für ein hin und her das zwischen den beiden gegeben hatte, sie blendete sogar fast gänzlich aus, dass auch er da seinen Teil zu beigetragen hatte. Verdammt, sie verurteilte sich doch noch immer dafür , was eigentlich allein Jokers Schuld gewesen war – wie er Noah ins Tierheim gelockt hatte, um ihn mit dem Anblick der beiden zu verletzen und sogar, wie er körperlich auf ihn losgegangen war, als Noah sie nur Schützen wollte. Warum? Weil sie Noah so gerne hatte und weil sie ihn als Mensch so Wertschätzte. Das reichte aber nur bis zu einem Gewissen Punkt und das war der, an dem er ihr aberkannte, sich verletzt zu fühlen. Meinte er das Ernst? Sie sah ihn schon fast erschrocken an und Kämpfte in sich, sollte sie darüber wütend sein oder traurig? Erstmal raubte es ihr aber die Sprache und sie schüttelte nur sachte den Kopf. Was dachte sich May eigentlich? Das hatte doch gar keinen Sinn mehr. Das, was in den beiden vorging, hatte zwei Unterschiedliche Richtungen angenommen und Bex war entmutigt. Sie hatte doch gerade begonnen sich damit abzufinden, die beiden und deren Leben passten einfach nicht. Es half aber auch nichts, schweigend das Futter aufzufüllen, den Vierbeiner zwischen den Ohren zu Kraulen und sich dann – aus der Hocke heraus – auf den Boden zu setzen, die Arme um die Beine zu schlingen während sich ihr Blick in dem Fell des Tieres verlor. Da säßen die beiden noch eine ganze Weile hier denn eines wusste sie, May war sehr Überzeugt von ihrem handeln und wenn sie das hier als richtig Erachtete, würde es kein Entkommen geben. „ Es ist nicht fair, mir zu sagen, wie ich mich Fühlen soll aber vielleicht... hätte ich mehr mit dir darüber Reden sollen, was ich von dir will, das stimmt. Was heißt eigentlich wollen?“ Sie sah ihn verunsichert an, das war doch alles nicht geplant gewesen. Wenigstens konnte sie versuchen, etwas den Blickkontakt zu halten. „ Ich fang mal ganz vorne an. Weißt du eigentlich wie schwer das für mich Überhaupt ist? Wenn ich mit irgendwem darüber Reden möchte, was mich Verunsichert, gibt es da zwei ganz radikale Meinungen. Meine Freunde und Bekannten, die nichts mit deinem Lebensstil gemein haben aber schon Jahrelang an meiner Seite sind, mich kennen, die sagen ich benehme mich sowieso schon mal schlampig. Das mit Joker ist gerade erst vorbei, schon ist da ein neuer Name. Außerdem – diese Treffen, bei dir zu Übernachten, der enge Kontakt – obwohl wir gar nicht zusammen sind, ist komisch. So denken ja nicht nur meine Eltern, so denkt auch mein Umfeld. Das ich mich Verändere und vorsichtig sein soll, das höre ich von allen Seiten. Menschen die nicht arbeiten und keine Miete zahlen, das ist kein Umgang. Die kennen dich aber auch nicht. Ich mag das Haus, ich mag die alternativen Gedanken aber ich mag auch und keinen würde ich so Verurteilen... mein bisheriges Leben, dass mag ich aber auch. Ich weiß gar nicht wo ich da genau hin passe und niemand gibt mir das Gefühl, es gibt eine Mitte. May und auch die anderen, die sind gleich immer ganz groß im Parolen schwingen, dass ist alles Spießig und die Menschen schlecht – Menschen mit denen ich zig Jahre Zeit und Erinnerungen teile. Als wäre das nicht schon genug, mag ich dich. Sonst würde ich nicht so viel Zeit am Handy verbringen, dir zu schreiben – immer wenn irgendwas passiert, möchte ich das mit dir teilen. Sonst würde ich mir nicht Überlegen, wie ich dir eine Freude bereiten kann. Das erste Date war doch schön! Bei einem Date macht man doch keine Fehler, Noah.“ Hatte sie ihm das Gefühl gegeben oder hatte er sich das selbst gegeben? Indem er sich unter Druck gesetzt hatte? „ Ja, bisher habe ich anders jemanden kennen gelernt, mit dem ich zusammen gekommen bin aber siehst du denn nicht, wie viele Ausnahmen ich eh schon mache mit dem, was ich kenne? Ich wollte nicht Joker-Art sondern Noah-Art, ich will doch nicht, dass du dich verbiegst. Was mir gefehlt hat, war... ja, die Sicherheit. Noch einmal zu hören, wie sehr du mich magst und was du dir von mir erhoffst. Ohne es zurück zu nehmen oder weil irgendwas Vorgefallen ist sondern einfach nur so. Wie ich einfach nur so zu dir kam, für das zweite Date, versucht habe, mich für dich...“ Das war so peinlich, dass Bex errötete und den Blick senkte. „...zu stylen. Ich wollte gut für dich aussehen, ich wollte mit dir auch über all das Reden – später, während wir einfach nur auf deiner Matratze herum liegen. Das kannst du mir nun Glauben oder nicht.“ Es hätte sie Überwindung gekostet aber mit seiner Sonstigen Art, hätte er sie ermutigen können. Nicht aber mit dem, was wirklich passiert war. „ Stattdessen hast du mir gar nicht zugehört. Stattdessen erzählst du mir von der Zweisamkeit zwischen Lahja und dir und willst mich Küssen? Du hast gar nicht gemerkt, wann die Stimmung gekippt ist. Ich bin vor kurzem auf Joker und seine zwei Gesichter rein gefallen und ich habe Angst, wie oft habe ich dir das schon gesagt. Wenn es mir jetzt schon so schwer fällt, wenn du von Lahja sprichst – wie soll denn das werden? Ich kam mir reduziert vor. Ich kam mir vor, als würdest du dir denken – Genug angestrengt, jetzt gehen wir gleich mal ein paar Schritte weiter.“ Das klang nicht nach Noah aber nach den Signalen, die bei ihr angekommen waren. „ Ich weiß ja nicht, was Lahja dir geraten hat aber... hab ich dir denn wirklich das Gefühl gegeben, der Noah den ich kenne, der ist so Verkehrt?“ Noch immer suchte sie den Punkt, wo die beiden die Kontrolle so verloren hatten. Leider Sprach Bex auch eher so, als wäre das alles dazu da, die Situation zwischen den beiden zu Entspannen und nicht weiter zu Versuchen, sich Anzunähern. Vielleicht sogar eher eine normale Freundschaft zu führen, wo sie sich weniger zerrissen drin fühlte. Behutsam strich sie dem Tier über das Fell, denn natürlich machte sie das auch wieder unheimlich Traurig. Aus dem Grunde, den Noah vielleicht auch noch immer nicht so schwer sah wie sie. „ Es tut mir Leid Noah, wirklich. Ich hätte gleich sagen können, ich mag das nicht Versuchen und ich hätte dir auch einiges Erspart aber vielleicht hilft dir ja ein bisschen, wenn ich dir sage, mir tut das auch weh...“ Um zum Ursprung ihrer vielen Worte zurück zu finden. Eventuell wäre er nun sauer auf sie, empfand das alles als dumm was sie sagte aber eines konnte er nicht mehr von sich Weisen. Bex verletzte das, weil er ihr wichtiger war, als er Begriff und sich das ganze selbstständiger Entwickelt hatte, als die beiden angenommen hatten. |